Wie fange ich eine Therapie an ?

Spezielle Fragen zur Lage in Deutschland
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Kai75hro
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Wie fange ich eine Therapie an ?

Beitrag Sa., 08.01.2011, 09:11

Hallo,

kurz zu mir:

ich bin 35 Jahre alt, beruflich erfolgreich habe aber Sozialphobien, Kontaktprobleme und fühle mich ständig ausgelaugt und habe immer Selbstzweifel, Freunde habe ich auch seit 10 Jahren keine mehr, nur meine Arbeit in die ich mich stürze.

Ich war noch nie bei einer Therapie, würde es evtl. aber gerne einmal versuche, in der Hoffnung, meine Persönlichkeit zu stärken und mich zu verändern.

Wie fange ich sowas an ?

Zum Hausarzt wegen Depressionen ? Einfach im Telefonbuch einen Psychater suchen und anrufen ?

Und wohin sollte ich gehen ? Psychater, Psychotherapeut, Neurologe etc..

Ich weiß ja selber nicht, was mit mir nicht stimmt, also auch nicht ,welche Therapieform ich benötige.

Wer wird das in Deutschland bezahlen ? Die Kasse ? Ich bin wie gesagt beruflich ganz gut gestellt und verdiene sehr gut. Auf der anderen Seite könnten meine Sozialphobien irgendwann auch das berufliche Aus für mich bedeuten, also dass die Kasse nichts mehr an mir verdient, wenn ich arbeitslos bin.

Ich würde mich wirklich sehr über Eure Ratschläge und Informationen freuen, alleine schiebe ich das Thema sonst noch weitere 10 Jahre auf...

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mitsuko
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Beitrag Sa., 08.01.2011, 10:44

Hallo Kai75shro,

ja, das bezahlt die Kasse. Du kannst dir vom Hausarzt Überweisungen holen, um nicht immerzu die Praxisgebühr zahlen zu müssen, du musst aber auch nicht vorher zum Hausarzt. Für eine Psychotherapie sind Psychotherapeuten zuständig. Telefonbuch oder Listen und Suchmaschine im Netz sind da wohl die beste Wahl, sofern man keinen Tipp hat oder ähnliches. Du kannst bei jedem Therapeuten bis zu 5 Probesitzungen nehmen, um zu checken, ob es dir bei ihm gefällt. Das muss die Kasse, so viel ich weiß, immer übernehmen (gesetzliche Kasse jedenfalls). Es gibt bei den Therapeuten, die über eine Zulassung für die gesetzlichen Krankenkassen verfügen, oft lange Wartezeiten, alledings gibt es dahingehend je nach Region Unterschiede. In manchen städtischen Gebieten gehts auch verhältnismäßig einfach jemanden ohne großartige Wartezeiten zu finden. Wenn du privat versichert bist, ist die Auswahl viel größer. Es sei denn, du hast eine totale Schmalspuirprivatversicherung, die gar keine Psychotherapie übernimmt. Gibts ja auch.
Mach dich am besten selbst kundig über die Therapieformen, idR werden vor allem Verhaltenstherapie, tiefenpsychologisch fundierte Therapie und Psychoanalyse von den Kassen übernommen. Wenn du dich schlau machst über Sozialphobie, wirst du wahrscheinlich feststellen, dass da meistens die Verhaltenstherapie angeraten wird. Ist aber individuell duchaus häufig sehr unterschiedlich, was als hilfreich empfunden wird.
Einen Psychiater benötigst du vor allem dann, wenn du eine medikamentöse Behandlung willst. Es gibt aber auch Psychiater, die auch Psychotherapien anbieten.
Viele Leute finden es sehr schwer zu verschiedenen Therapeuten zu gehen und sich da dann relativ stark zu öffnen, nur um auszuprobieren, ob sie sich bei ihm wohlfühlen oder nicht. Ich rate dir trotzdem kritisch zu sein und nicht den erstbesten zu nehmen, nur um im Folgenden dieser Situation zu entgehen. Es gibt leider auch ein paar mistige Theras oder auch welche, mit denen gerade du vielleicht nicht kannst. Das bringt dir dann nichts, sondern kann dann später arg problematisch werden. Also lieber bei mehreren anfragen.

LG
mitsuko

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Kai75hro
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Beitrag So., 09.01.2011, 19:36

Ich bin ja nur bei der AOK pflichtversichert, zahlen die sowas auch ?

Was hat denn bei Sozialphobien mehr Erfolg: Medikamente oder Verhaltenstherapie ?

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mitsuko
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Beitrag Mo., 10.01.2011, 10:54

Ja natürlich, das wird idR übernommen. Es muss nach den ersten 5 Stunden ein Antrag gestellt und bewilligt werden. Das regelt aber weitestgehend der Therapeut. Hab noch nie gehört, dass jemand wegen einer Sozialphobie keine Therapie genehmigt bekommt. Das ist dann eher nur noch so ein formaler Akt.
Durch Medikamente kann man allenfalls Symptome lindern, wie etwa Angstzustände, aber die Sozialphobie selbst beruht ja mehr auf einem Selbstwertproblem. Das bekommst du nicht durch Medikamente weg. Daher würde ich es schon eher mit einer Therapie versuchen.

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Kai75hro
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Beitrag Fr., 14.01.2011, 19:10

Gibt es denn bei Sozialphobien überhaupt mit 35 noch eine Chance auf Heilung, oder nur auf Besserung, bzw. dass ich lerne damit zu leben ?

Ich meine, ich kann mich doch nicht mehr um 180° drehen, so dass ich nach einem Jahr super kontaktfreudig und beliebt bin ?

Ich selber könnte an dieser Stelle meines Lebens auch lernen es zu akzeptieren und statt der Therapie mit der Freizeit Dinge tun, die ich schon immer machen wollte, z.B. besondere Sportarten etc.

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mitsuko
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Beitrag Sa., 15.01.2011, 08:01

Kai75hro hat geschrieben:Ich meine, ich kann mich doch nicht mehr um 180° drehen, so dass ich nach einem Jahr super kontaktfreudig und beliebt bin ?
Das glaube ich auch nicht. Der Anspruch wäre m.E. illusorisch.

Du musst selbst wissen, ob dir eine Therapie oder Sport wichtiger ist/ helfen kann. Da kann man die als Außenstehende ja wenig zu sagen. Wenn du dich wie du bist, also nicht kontaktfreudig etc., auch ohne Therapie akzeptieren kannst, ist das doch toll.
Was mich wundert ist, dass du Dinge, die du immer machen wolltest bisher nicht gemacht hast. Freizeitsportangebote gibts doch reichlich.

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Stöpsel
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Beitrag Sa., 15.01.2011, 13:08

Hallo Kai75hro,

hmm, die Frage nach vollständiger Heilung würd ich mir nicht stellen. Wenn Du viel offener auf andere Menschen zugehen kannst, wäre das ja auch schon viel wert, meinst Du nicht? Auch unter den "normalen" ist nicht jeder superwitzig und beliebt und trotzdem fühlt er/sie sich wohl. Und daß Du offener auf Menschen zugehen kannst und Dich freust, mit anderen Menschen zu tun zu haben, das halte ich auf jeden Fall für möglich nach einer Therapie.
Ich selber könnte an dieser Stelle meines Lebens auch lernen es zu akzeptieren
Du meinst, wenn Du nicht 100% kriegst, kannst Du ja auch bei 0% stehen bleiben und das akzeptieren?
Warum versuchst Du nicht, sagen wir mal 80% zu erreichen? Wenn Dir das dann im Vergleich zu den 100% immer noch zu wenig ist, kannst Du immer noch DANN lernen, die 80% zu akzeptieren.
Aber Deine Logik, es nicht erstmal zu versuchen, wenn Du keine 100% bekommst, verstehe ich nicht. Ist es die Angst vor der Therapie?

Und Dir was gutes gönnen in Sachen Sport und gleichzeitig Therapie zu machen, schließt sich ja nicht aus...

Viele Grüße

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