Resignierte Therapeuten statt Reform der Traumatherapie
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Resignierte Therapeuten statt Reform der Traumatherapie
Dieser Artikel ist aus meinem Blog. Da ich denke, dass er noch mehr Betroffene interessiert, habe ich ihn auch hier eingestellt:
Ein guter Freund aus den Suchtgruppen, der als Junge von seiner Mutter sexuell missbraucht wurde, hatte Anfang März seinen Antrag auf Hilfe beim Fonds Sexueller Missbrauch gestellt. Die Kostenübernahme für seine Therapie läuft demnächst aus. Ende April erhielt er Nachricht vom Fonds, dass sein Antrag angekommen sei und er sich etwa 12 Monate gedulden müsse, bis sein Antrag bearbeitet werden könne. Die Bearbeitungsfrist selbst wird dann noch einige Monate dauern. Derzeit vergehen von der Antragstellung bis zum Entscheid etwa eineinhalb Jahre. In diesen 18 Monaten bleibt ihm allenfalls eine Konsultationsstunde bei seiner bisherigen Therapeutin pro Monat. Das bedeutet praktisch, seine Therapie wird eingefroren, bis der Fonds Sexueller Missbrauch endgültig entscheidet. Denn mit einer Stunde pro Monat ist keine Therapie mehr möglich.
Ich gehe gerade selbst durch eine solche Konsultationsphase, da ich auf der Suche nach einem Kassentherapeuten bin, der mich nach bereits erfolgten 200 Stunden Therapie weiter betreuen möchte. Besäße meine jetzige, vom Fonds Sexueller Missbrauch bezahlte, Therapeutin eine Kassenzulassung, könnte sie mich weiter behandeln. So aber suche ich einen Kassentherapeuten. Finde ich einen, kann ich mit weiteren 80 bis maximal 100 Stunden rechnen.
Die Konsultationsphase empfinde ich als eine sehr schwierige Zeit, denn meine PTBS wird gewissermaßen warm gehalten, während meine Seele gekühlt wird, so dass sich mein ganzes System bis zu einer nächsten Behandlung nicht auflöst oder gar zusammenbricht. Im Alltag erlebe ich daher immer längere dissoziative und dysthyme Zustände. Meine Gemütszustand ist somit weder Fisch noch Fleisch. Hinzu kommen die ganz normalen Beeinträchtigungen durch die PTBS wie Flashbacks, Albträume und Intrusionen. Weiters entsteht eine zunehmende Labilität, da durch die Verunsicherung, wie der therapeutische Weg weitergehen mag, Angst, Schreckhaftigkeit und diverse Phobien sich allmählich wieder verstärken. Es ist also eine neue schreckliche Zeit, in der ich stecke und die auch auf meinen Freund zukommen wird. So lernt man sein Leid in seiner Tiefe zu ermessen, den Schaden, den der Missbrauch angerichtet hat, zu überblicken und die Qual wochenlanger Hilflosigkeit zu erdulden. Die einst gedemütigten Opfer lernen somit die Tugend der Demut. Und sobald sie diese ganz verinnerlicht haben, können sie sich in der Kunst der Demut üben.
Dass das ein untragbarer Zustand ist erfasste auch ganz ohne Ironie der Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Missbrauchs (UBSKM), Johannes-Wilhelm Rörig, indem er in seiner Pressemitteilung vom 29. 3. 2016 feststellen lässt: Rörig fordert außerdem verbesserte Verwaltungsabläufe und Informationen für Betroffene: „Aktuell gibt es einen Bearbeitungsstau von über einem Jahr! Betroffenen wurden von den Mitgliedern des Runden Tisches und der damaligen Bundesregierung schnelle und unbürokratische Hilfen versprochen. Tatsache ist aber, dass Betroffene, die zum Beispiel dringend therapeutische Hilfe benötigen, im Schnitt ein Jahr auf eine Rückmeldung warten. Das ist eine Missachtung der berechtigten Interessen von Betroffenen!“
Nun ist der UBSKM Rörig allerdings auch sein eigener Herr im Haus und sollte alles daransetzen, dass den posttraumatisierten Opfern sexueller Gewalt in der Kindheit zu einer zeitnahen Fortsetzung ihrer Therapie verholfen wird. Denn diesen ist nicht geholfen, wenn sie wissen, dass der UBSKM im Gegenzug zu ihren Übungen in Demut sich in Geduld übt. Doch ich zweifle, dass es ihm gelingen wird. Es ist ihm zwar einiges gelungen, doch hier scheint er an der Macht des Faktischen, der Personalnot, zu scheitern. Folgerichtig wage ich auch die Prognose, dass es der Arbeitsministerin in dieser Legislaturperiode nicht, wie zugesagt, gelingen wird, das Opferentschädigungsgesetz so zu reformieren, dass für Posttraumatisierte eine kontinuierliche Therapie möglich wird.
Ein guter Freund aus den Suchtgruppen, der als Junge von seiner Mutter sexuell missbraucht wurde, hatte Anfang März seinen Antrag auf Hilfe beim Fonds Sexueller Missbrauch gestellt. Die Kostenübernahme für seine Therapie läuft demnächst aus. Ende April erhielt er Nachricht vom Fonds, dass sein Antrag angekommen sei und er sich etwa 12 Monate gedulden müsse, bis sein Antrag bearbeitet werden könne. Die Bearbeitungsfrist selbst wird dann noch einige Monate dauern. Derzeit vergehen von der Antragstellung bis zum Entscheid etwa eineinhalb Jahre. In diesen 18 Monaten bleibt ihm allenfalls eine Konsultationsstunde bei seiner bisherigen Therapeutin pro Monat. Das bedeutet praktisch, seine Therapie wird eingefroren, bis der Fonds Sexueller Missbrauch endgültig entscheidet. Denn mit einer Stunde pro Monat ist keine Therapie mehr möglich.
Ich gehe gerade selbst durch eine solche Konsultationsphase, da ich auf der Suche nach einem Kassentherapeuten bin, der mich nach bereits erfolgten 200 Stunden Therapie weiter betreuen möchte. Besäße meine jetzige, vom Fonds Sexueller Missbrauch bezahlte, Therapeutin eine Kassenzulassung, könnte sie mich weiter behandeln. So aber suche ich einen Kassentherapeuten. Finde ich einen, kann ich mit weiteren 80 bis maximal 100 Stunden rechnen.
Die Konsultationsphase empfinde ich als eine sehr schwierige Zeit, denn meine PTBS wird gewissermaßen warm gehalten, während meine Seele gekühlt wird, so dass sich mein ganzes System bis zu einer nächsten Behandlung nicht auflöst oder gar zusammenbricht. Im Alltag erlebe ich daher immer längere dissoziative und dysthyme Zustände. Meine Gemütszustand ist somit weder Fisch noch Fleisch. Hinzu kommen die ganz normalen Beeinträchtigungen durch die PTBS wie Flashbacks, Albträume und Intrusionen. Weiters entsteht eine zunehmende Labilität, da durch die Verunsicherung, wie der therapeutische Weg weitergehen mag, Angst, Schreckhaftigkeit und diverse Phobien sich allmählich wieder verstärken. Es ist also eine neue schreckliche Zeit, in der ich stecke und die auch auf meinen Freund zukommen wird. So lernt man sein Leid in seiner Tiefe zu ermessen, den Schaden, den der Missbrauch angerichtet hat, zu überblicken und die Qual wochenlanger Hilflosigkeit zu erdulden. Die einst gedemütigten Opfer lernen somit die Tugend der Demut. Und sobald sie diese ganz verinnerlicht haben, können sie sich in der Kunst der Demut üben.
Dass das ein untragbarer Zustand ist erfasste auch ganz ohne Ironie der Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Missbrauchs (UBSKM), Johannes-Wilhelm Rörig, indem er in seiner Pressemitteilung vom 29. 3. 2016 feststellen lässt: Rörig fordert außerdem verbesserte Verwaltungsabläufe und Informationen für Betroffene: „Aktuell gibt es einen Bearbeitungsstau von über einem Jahr! Betroffenen wurden von den Mitgliedern des Runden Tisches und der damaligen Bundesregierung schnelle und unbürokratische Hilfen versprochen. Tatsache ist aber, dass Betroffene, die zum Beispiel dringend therapeutische Hilfe benötigen, im Schnitt ein Jahr auf eine Rückmeldung warten. Das ist eine Missachtung der berechtigten Interessen von Betroffenen!“
Nun ist der UBSKM Rörig allerdings auch sein eigener Herr im Haus und sollte alles daransetzen, dass den posttraumatisierten Opfern sexueller Gewalt in der Kindheit zu einer zeitnahen Fortsetzung ihrer Therapie verholfen wird. Denn diesen ist nicht geholfen, wenn sie wissen, dass der UBSKM im Gegenzug zu ihren Übungen in Demut sich in Geduld übt. Doch ich zweifle, dass es ihm gelingen wird. Es ist ihm zwar einiges gelungen, doch hier scheint er an der Macht des Faktischen, der Personalnot, zu scheitern. Folgerichtig wage ich auch die Prognose, dass es der Arbeitsministerin in dieser Legislaturperiode nicht, wie zugesagt, gelingen wird, das Opferentschädigungsgesetz so zu reformieren, dass für Posttraumatisierte eine kontinuierliche Therapie möglich wird.
Ich bin hier, weil es letztlich kein Entkommen vor mir selbst gibt ...
Mein Blog: http://lotoskraft.wordpress.com
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Fortsetzung meines Beitrages:
In diesem Zusammenhang komme wieder ich auf die 200 absolvierten Therapiestunden zu sprechen, die manche Psychologen so sehr irritierte, dass sie meine mögliche Behandlung nach spätestens zwei probatorischen Stunden abgelehnt hatten. Offensichtlich hatten sie durch die Abrechnungsbeschränkung der Krankenkasse verinnerlicht, dass eine Traumatherapie maximal in zweimal 80 Stunden beendet sein müsste, und für sich dementsprechende Behandlungskonzepte erstellt. Danach wissen sie dann mit einem Klienten wie mich, der nach dieser Zeit noch immer nicht auf dem Damm ist, nichts anzufangen. – Nur ist es so, dass ich die ersten drei Dekaden meines Lebens tagtäglich traumatisiert wurde. Die ersten zwei Dekaden durch körperliche Misshandlung und sexuellen Missbrauch durch die Eltern, dazu noch die nachhaltige Deprivation im Kinderheim. In der dritten Dekade setzte ich die Traumatisierung durch meinen massiven Drogenkonsum als Täter gegen mich fort. Das sind 30 Jahre Traumaerfahrung, die sich aktuell in meinem Posttrauma verdichten … Und die sollen nach 200 Stunden in fünf Jahren Therapie erledigt sein?
Nein, ich denke, die Traumatherapeuten müssen sich von den Vorgaben eines Abrechnungsmodus lösen und statt der Kassenauflagen ihre Patienten ins Auge fassen. Rücken sie ihn in den Mittelpunkt ihrer Behandlung, dann dürfte ihnen die Forderung nach einer speziellen Traumatherapie für Menschen, die über Jahre und Jahrzehnte von frühester Kindheit an durch Folter und Gewalt traumatisiert wurden, ein selbstverständliches Anliegen werden. Dass diese Forderung derzeit allerdings überwiegend von den Opfern erhoben wird, weist andererseits, auf die Psychologen zurück.
Entweder sind sie, außer in Traumaambulanzen, zu selten mit komplex posttraumatisierten Patienten konfrontiert, oder sie sind untereinander durch die verschiedenen Schulen und Ausrichtungen so zerstritten, dass sie sich nicht auf ein gemeinsames, grundlegendes Konzept einigen können; schließlich ist es nicht von der Hand zu weisen, dass viele Therapeuten versuchen, eine speziell von ihnen entwickelte Therapiemethode auf dem Therapiemarkt zu etablieren. Die Krönung solcher Versuche ist neben der internationalen Reputation letztlich die Anerkennung als abrechenbare Heilmethode durch die deutschen Krankenkassen. Oder aber sie haben als dritte Möglichkeit schlicht und einfach vor dem System resigniert und versuchen, wie an so vielen prekären Stellen in der planwirtschaftlichen Medizin, einen hinlänglichen Job zu machen.
Ein beachtlicher Teil der Psychologen hat deswegen auch kein Interesse mehr an einer Kassenzulassung. Womit allerdings weniger begüterte Patienten – und das sind leider überdurchschnittlich häufig Posttraumatisierte - von einer qualifizierten Therapie ausgeschlossen werden.
In diesem Zusammenhang komme wieder ich auf die 200 absolvierten Therapiestunden zu sprechen, die manche Psychologen so sehr irritierte, dass sie meine mögliche Behandlung nach spätestens zwei probatorischen Stunden abgelehnt hatten. Offensichtlich hatten sie durch die Abrechnungsbeschränkung der Krankenkasse verinnerlicht, dass eine Traumatherapie maximal in zweimal 80 Stunden beendet sein müsste, und für sich dementsprechende Behandlungskonzepte erstellt. Danach wissen sie dann mit einem Klienten wie mich, der nach dieser Zeit noch immer nicht auf dem Damm ist, nichts anzufangen. – Nur ist es so, dass ich die ersten drei Dekaden meines Lebens tagtäglich traumatisiert wurde. Die ersten zwei Dekaden durch körperliche Misshandlung und sexuellen Missbrauch durch die Eltern, dazu noch die nachhaltige Deprivation im Kinderheim. In der dritten Dekade setzte ich die Traumatisierung durch meinen massiven Drogenkonsum als Täter gegen mich fort. Das sind 30 Jahre Traumaerfahrung, die sich aktuell in meinem Posttrauma verdichten … Und die sollen nach 200 Stunden in fünf Jahren Therapie erledigt sein?
Nein, ich denke, die Traumatherapeuten müssen sich von den Vorgaben eines Abrechnungsmodus lösen und statt der Kassenauflagen ihre Patienten ins Auge fassen. Rücken sie ihn in den Mittelpunkt ihrer Behandlung, dann dürfte ihnen die Forderung nach einer speziellen Traumatherapie für Menschen, die über Jahre und Jahrzehnte von frühester Kindheit an durch Folter und Gewalt traumatisiert wurden, ein selbstverständliches Anliegen werden. Dass diese Forderung derzeit allerdings überwiegend von den Opfern erhoben wird, weist andererseits, auf die Psychologen zurück.
Entweder sind sie, außer in Traumaambulanzen, zu selten mit komplex posttraumatisierten Patienten konfrontiert, oder sie sind untereinander durch die verschiedenen Schulen und Ausrichtungen so zerstritten, dass sie sich nicht auf ein gemeinsames, grundlegendes Konzept einigen können; schließlich ist es nicht von der Hand zu weisen, dass viele Therapeuten versuchen, eine speziell von ihnen entwickelte Therapiemethode auf dem Therapiemarkt zu etablieren. Die Krönung solcher Versuche ist neben der internationalen Reputation letztlich die Anerkennung als abrechenbare Heilmethode durch die deutschen Krankenkassen. Oder aber sie haben als dritte Möglichkeit schlicht und einfach vor dem System resigniert und versuchen, wie an so vielen prekären Stellen in der planwirtschaftlichen Medizin, einen hinlänglichen Job zu machen.
Ein beachtlicher Teil der Psychologen hat deswegen auch kein Interesse mehr an einer Kassenzulassung. Womit allerdings weniger begüterte Patienten – und das sind leider überdurchschnittlich häufig Posttraumatisierte - von einer qualifizierten Therapie ausgeschlossen werden.
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Mein Blog: http://lotoskraft.wordpress.com
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Hallo...
Nur als "Ergänzung", nicht als wirkliche Lösung, aber...: man kann beim weißen Ring anfragen, manchmal strecken die die Therapiekosten vor wenn ein Antrag beim Fonds gestellt ist.
Nur als "Ergänzung", nicht als wirkliche Lösung, aber...: man kann beim weißen Ring anfragen, manchmal strecken die die Therapiekosten vor wenn ein Antrag beim Fonds gestellt ist.
Hello darkness, my old friend...
Wenn ich mich niederwerfen würde,weinen u.erzählen,was wüßtest Du v. mir mehr als v. der Hölle,wenn jmd erzählt,sie ist fürchterlich.Darum sollten wir voreinander so ehrfürchtig,nachdenklich,liebend stehn wie vor dem Eingang zur Hölle.(Kafka,gekürzt)
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Du meinst Bescheidenheit bzw. Genügsamkeit, nicht Demut, großer Unterschied. Aber, nicht falsch verstehen, ist nicht provokativ oder ironisch oder sonst irgendwie ungut gemeint: Was ist daran schlecht? Nach meinem Verständnis gehört zur erfolgreichen Bewältigung eines Traumas tatsächlich Bescheidenheit bzw. Genügsamkeit, und, auf gewisse Art und Weise, nicht (mehr) zu wollen, was man nicht (mehr) kriegen kann (das Nicht-Trauma, in Deinem Fall eine gute Kindheit ohne diese schrecklichen Erfahrungen). Traumatisierte Menschen zerbrechen meistens an ihrem Wunsch nach einem Leben ohne Trauma, nicht am Trauma selbst – ich hoffe, Du verstehst, was ich meine …Lotosritter hat geschrieben:[…] So lernt man sein Leid in seiner Tiefe zu ermessen, den Schaden, den der Missbrauch angerichtet hat, zu überblicken und die Qual wochenlanger Hilflosigkeit zu erdulden. Die einst gedemütigten Opfer lernen somit die Tugend der Demut. Und sobald sie diese ganz verinnerlicht haben, können sie sich in der Kunst der Demut üben.
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Thread-EröffnerIn - Helferlein
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Ich verstehe, was Du meinst, Eremit, ich nenn's gleichwohl Demut, weil ich's so meine. Ich bin eher spirituell aufgestellt. Deine Worte decken sich aber weitgehend auch mit meiner Sicht.
Interessanter finde ich, was Du in deinem letzten Satz sagtest: "Traumatisierte Menschen zerbrechen meistens an ihrem Wunsch nach einem Leben ohne Trauma, nicht am Trauma selbst." Das ist ein Punkt, mit dem ich selbst ringe. Ich nenne als mein Therapieziel: Ich möchte komplett werden, und ich weiß, dass ich stets nur ein geflickter Krug sein werde. Insofern werde ich beschädigt bleiben. Bitter daran ist nur, dass ich niemals eine Wahl hatte. - Aber gilt das nicht für jeden Menschen in einer gewissen Weise?
Erst jetzt im Laufe der Therapie merke ich, dass ich durchaus entscheiden kann, in welche Richtung die Genesung laufen kann, und dass ich das schon drei Jahrzehnte lang in meinen Suchtgruppen zunehmend tat, sonst wäre ich nicht dort, wo ich jetzt bin. Meine drei Geschwister, die nicht weniger traumatisiert wurden, sind davon unendlich weit entfernt. Ich denke auch, dass der erste Schritt zur Genesung die Einsicht in seine Beschädigung und Hilflosigkeit ist. Erst dann kann man Hilfe annehmen und sich selbst helfen. Wichtig sind dafür aber auch fähige und die zu einem passenden Begleiter, mit denen man arbeiten kann, zu finden. Und hier wieder mangelt es.
Unter anderem mangelt es, an einer erkennbaren Qualifikation, die einerseits aus Praxis, aus Fortbildung und aus Supervision besteht. Letzteres vernachlässigen leider auch viele Therapeuten, sie machen dann einen Plausch und nennen ihn Innervision. Zwiespältig ist die Beurteilung der Therapeuten durch andere Patienten. Da mögen ein Dutzend Aussagen viel sein, doch es kommt darauf an, in welcher Zeit und bei welchem Durchsatz sie abgegeben werden. Therapeutenbewertungen im Internet halte ich deswegen ebenso wie Ärztebewertungen auch eher für wertlos. Hier könnten die Krankenkassen nachhelfen, indem sie Standards setzen und eine durchgängige Bewertung durchführen.
Interessanter finde ich, was Du in deinem letzten Satz sagtest: "Traumatisierte Menschen zerbrechen meistens an ihrem Wunsch nach einem Leben ohne Trauma, nicht am Trauma selbst." Das ist ein Punkt, mit dem ich selbst ringe. Ich nenne als mein Therapieziel: Ich möchte komplett werden, und ich weiß, dass ich stets nur ein geflickter Krug sein werde. Insofern werde ich beschädigt bleiben. Bitter daran ist nur, dass ich niemals eine Wahl hatte. - Aber gilt das nicht für jeden Menschen in einer gewissen Weise?
Erst jetzt im Laufe der Therapie merke ich, dass ich durchaus entscheiden kann, in welche Richtung die Genesung laufen kann, und dass ich das schon drei Jahrzehnte lang in meinen Suchtgruppen zunehmend tat, sonst wäre ich nicht dort, wo ich jetzt bin. Meine drei Geschwister, die nicht weniger traumatisiert wurden, sind davon unendlich weit entfernt. Ich denke auch, dass der erste Schritt zur Genesung die Einsicht in seine Beschädigung und Hilflosigkeit ist. Erst dann kann man Hilfe annehmen und sich selbst helfen. Wichtig sind dafür aber auch fähige und die zu einem passenden Begleiter, mit denen man arbeiten kann, zu finden. Und hier wieder mangelt es.
Unter anderem mangelt es, an einer erkennbaren Qualifikation, die einerseits aus Praxis, aus Fortbildung und aus Supervision besteht. Letzteres vernachlässigen leider auch viele Therapeuten, sie machen dann einen Plausch und nennen ihn Innervision. Zwiespältig ist die Beurteilung der Therapeuten durch andere Patienten. Da mögen ein Dutzend Aussagen viel sein, doch es kommt darauf an, in welcher Zeit und bei welchem Durchsatz sie abgegeben werden. Therapeutenbewertungen im Internet halte ich deswegen ebenso wie Ärztebewertungen auch eher für wertlos. Hier könnten die Krankenkassen nachhelfen, indem sie Standards setzen und eine durchgängige Bewertung durchführen.
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Ist es nicht zu einfach darauf zu schimpfen dass es vermeindlich keine Kassentherapueten gibt (die Du für den Fonds gar nicht brauchst).
Ja, es gibt viel zu wenig gut ausgebildete Traumatherapeuten, aber das liegt nicht nur an den Kassen sondern auch an den Menschen die sich dem Job gewachsen fühlen. Und ich danke allen die es lieber sein lassen, als einen schlechten Job zu machen.
Auch wenn es schlimm für alle Betroffenen ist, lieber keinen als einen schlechten Therapeuten.
Ja, es gibt viel zu wenig gut ausgebildete Traumatherapeuten, aber das liegt nicht nur an den Kassen sondern auch an den Menschen die sich dem Job gewachsen fühlen. Und ich danke allen die es lieber sein lassen, als einen schlechten Job zu machen.
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Wer nicht auf seine Weise denkt, denkt überhaupt nicht. (Oscar Wilde)
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Stimme dir zu, doch ich habe noch von keinem Trüffelhund für die Therapeutensuche gehört. Bislang hatte ich nur das Glück, dass ich meine ersten beiden fähigen Therapeutinnen auf Anhieb fand. Dafür werde ich jetzt wohl mit der anderen Seite der Medaille konfrontiert ...
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Demut und Genügsamkeit sind allerdings zwei unterschiedliche Dinge.Lotosritter hat geschrieben:Ich verstehe, was Du meinst, Eremit, ich nenn's gleichwohl Demut, weil ich's so meine. Ich bin eher spirituell aufgestellt. […]
Du bist immer "komplett", egal, wie Du bist, deswegen kannst Du nicht mehr "komplett" werden. Weil Du nicht "komplett" werden kannst (da Du es ja bereits bist), musst Du deswegen auch am Versuch, "komplett" werden zu können, scheitern.Lotosritter hat geschrieben:[…] Ich nenne als mein Therapieziel: Ich möchte komplett werden, und ich weiß, dass ich stets nur ein geflickter Krug sein werde.
In gewisser Weise schon, wenn auch in sehr unterschiedlichem Maße.Lotosritter hat geschrieben:[…] Bitter daran ist nur, dass ich niemals eine Wahl hatte. - Aber gilt das nicht für jeden Menschen in einer gewissen Weise?
Krankenkassen sind auch nur Firmen, und Firmen funktionieren nicht so. Jede Firma funktioniert ausschließlich profitorientiert. Da müsste schon der Gesetzgeber aktiv werden, nur ist der leider vor allem diversen Firmen verpflichtet …Lotosritter hat geschrieben:[…] Hier könnten die Krankenkassen nachhelfen, indem sie Standards setzen und eine durchgängige Bewertung durchführen.
Meine vollste Zustimmung. Kein Trauma ist so schlimm, dass es durch eine unsachgemäße Behandlung nicht noch verschlimmert werden könnte.LovisTochter hat geschrieben:[…] Und ich danke allen die es lieber sein lassen, als einen schlechten Job zu machen.
Auch wenn es schlimm für alle Betroffenen ist, lieber keinen als einen schlechten Therapeuten.
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Thread-EröffnerIn - Helferlein
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@ Eremit: Ich finde es schon merkwürdig, wenn Sie mir hier Dinge in den Mund legen, die ich nicht gesagt habe, beziehungsweise Sie mir sagen, was ich meine, obgleich ich gerade nicht das meine, was Sie mir unterschieben wollen! Hier wäre zum einen Demut angebracht, die Ihnen erlaubt, andere Teilnehmer zu respektieren, aber auch die Genügsamkeit, sich zurückzuhalten und andere Teilnehmer nicht zu bevormunden.
Das gilt auch, dass, wenn ich von mir sage, dass ich mich nicht als komplett empfinde und meine Komplementierung mit mein Therapieziel ist, mir nicht zu entgegnen, ich sei komplett. Was soll das? Sind Sie der Oberpsychologe, der Dr. Freud, der allwissende Interpret dieses Forums? Sie sagen: Ich muss am Versuch, komplett zu werden, scheitern! Toll! Und warum sagen Sie mir das? Weil ich nach Meinung des Eremiten ja schon komplett bin! Einfach so, weil er es ohne ein Argument allein kraft seines Durchblickes behauptet, und damit zum Fakt erhebt.
Ach, würden sich solche guten Rat-Schläger nur manchmal damit begnügen, etwas weniger gute Schläge auszuteilen.
Krankenkassen, insbesondere gesetzliche Krankenkassen, sind zudem erst einmal Krankenkassen. Für private Krankenkassen gilt dies ebenso. Und diese werden keinen Gewinn für ihre Anteilseigner erwirtschaften, wenn sie ihre eigentliche Aufgabe, nämlich Krankenkasse zu sein, vernachlässigen.
Danke, Eremit, für Ihre Teilhabe an diesem Faden. Sie zeigte mir einmal mehr, dass es richtiger ist, sich in Foren wie diesen überwiegend lesend zu engagieren.
Das gilt auch, dass, wenn ich von mir sage, dass ich mich nicht als komplett empfinde und meine Komplementierung mit mein Therapieziel ist, mir nicht zu entgegnen, ich sei komplett. Was soll das? Sind Sie der Oberpsychologe, der Dr. Freud, der allwissende Interpret dieses Forums? Sie sagen: Ich muss am Versuch, komplett zu werden, scheitern! Toll! Und warum sagen Sie mir das? Weil ich nach Meinung des Eremiten ja schon komplett bin! Einfach so, weil er es ohne ein Argument allein kraft seines Durchblickes behauptet, und damit zum Fakt erhebt.
Ach, würden sich solche guten Rat-Schläger nur manchmal damit begnügen, etwas weniger gute Schläge auszuteilen.
Krankenkassen, insbesondere gesetzliche Krankenkassen, sind zudem erst einmal Krankenkassen. Für private Krankenkassen gilt dies ebenso. Und diese werden keinen Gewinn für ihre Anteilseigner erwirtschaften, wenn sie ihre eigentliche Aufgabe, nämlich Krankenkasse zu sein, vernachlässigen.
Danke, Eremit, für Ihre Teilhabe an diesem Faden. Sie zeigte mir einmal mehr, dass es richtiger ist, sich in Foren wie diesen überwiegend lesend zu engagieren.
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Ich lege Ihnen gar nichts in den Mund, ich habe mich nur in der Annahme geirrt, dass sie Genügsamkeit bzw. Bescheidenheit meinten statt Demut, da die meisten Menschen diese Dinge verwechseln. Nun, da ich weiß, dass Ihre Beiträge in spirituellen Kontext zu setzen sind, sieht alles natürlich anders aus, ich bitte deshalb um Verzeihung.Lotosritter hat geschrieben:Ich finde es schon merkwürdig, wenn Sie mir hier Dinge in den Mund legen, die ich nicht gesagt habe, beziehungsweise Sie mir sagen, was ich meine, obgleich ich gerade nicht das meine, was Sie mir unterschieben wollen!
Ich habe Ihnen nie Ihr Gefühl abgesprochen. Was ich meinte, ist, dass der Schmerz genauso zu Ihnen gehört, ein Teil Ihrer Persönlichkeit ist wie alles andere auch.Lotosritter hat geschrieben:Das gilt auch, dass, wenn ich von mir sage, dass ich mich nicht als komplett empfinde und meine Komplementierung mit mein Therapieziel ist, mir nicht zu entgegnen, ich sei komplett. Was soll das? […]
Ganz und gar nicht. Um Psychologie ging es mir dabei auch gar nicht, sondern um eine philosophische Sichtweise, die dazu dienen soll, das Leid erträglicher zu machen.Lotosritter hat geschrieben:[…] Sind Sie der Oberpsychologe, der Dr. Freud, der allwissende Interpret dieses Forums? […]
Das habe ich bereits geschrieben. Lesen Sie noch einmal, was ich geschrieben habe, allerdings in einem Moment der Ruhe, nicht der Erregung.Lotosritter hat geschrieben:[…] Sie sagen: Ich muss am Versuch, komplett zu werden, scheitern! Toll! Und warum sagen Sie mir das? […]
Lotosritter hat geschrieben:Ach, würden sich solche guten Rat-Schläger nur manchmal damit begnügen, etwas weniger gute Schläge auszuteilen.
(Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Ratschlag)Wikipedia hat geschrieben:Weit verbreitet ist die Deutung, im Wort Ratschlag stecke Schlag, und ein Ratschlag bedeute daher etwas Aggressives. Ursprünglich bedeutete der Ratschlag jedoch den Beratungskreis schlagen, den Kreis für eine Beratung abgrenzen. Es wird ein Rat einberufen, beispielsweise ein Gemeinderat oder Stadtrat. Bei einem solchen Rat handelt es sich um ein Gremium, welches sich um die Belange von Bürgern kümmert. Man spricht auch von sich beratschlagen.
Wenn Sie das, was z.B. ich schreibe, schon als Schläge empfinden, wundert es mich auch nicht, wenn Ihre Therapeuten resignieren. Diese sind ja auch nur Menschen.
Das Lesen scheint Ihnen allerdings auch nicht sehr gut zu tun.Lotosritter hat geschrieben:Danke, Eremit, für Ihre Teilhabe an diesem Faden. Sie zeigte mir einmal mehr, dass es richtiger ist, sich in Foren wie diesen überwiegend lesend zu engagieren.
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