Mischfinanzierung der Therapie: privat und über Kasse

Spezielle Fragen zur Lage in Deutschland
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Freistil
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Mischfinanzierung der Therapie: privat und über Kasse

Beitrag Di., 07.06.2011, 09:48

Hallo liebe Forums-BesucherInnen,

vielleicht kennt mich ja noch der eine oder die andere. Ich war hier im Forum vor einigen Monaten aktiv dabei...

Ich habe gerade eine ganz konkrete Frage zur Finanzierung meiner Therapie und wollte mal eure Erfahrungen hören. Vielleicht wissen ja auch Sie, Herr Fellner, etwas mehr darüber?

Ich mache seit etwas über zwei Jahren eine Psychoanalyse mit vier Stunden pro Woche. Es gibt gute Gründe in meiner Biografie, weshalb ich lange brauchte, um mich in der Therapie überhaupt zu öffnen, mich fallenzulassen, meinem Analytiker wirklich zu vertrauen und so meine Tiefenschichten offen zu legen. Insofern bin ich sehr froh, dass ich eine Analyse genehmigt bekam, wo ich diesen Reifungsprozess in der Beziehung zu meinem Therapeuten durchgehen und erleben konnte.

Es war schon immer so, dass ich die 4. Wochenstunde privat zahlte. Die Krankenkasse zahlt in Analysen nur bis zu 3 Stunden pro Woche. Nun haben wir etwa vor einem dreiviertel Jahr gemeinsam die Regelung getroffen, dass ich außerdem auch eine weitere Wochenstunde privat zahle, so dass ich schlicht und ergreifend länger Therapie machen kann. Ich zahle also 2 Wochenstunden per Privatrechnung und 2 weitere Wochenstunden werden von der Krankenkasse übernommen.
Mir ging es damit sehr gut, wenngleich ich finanziell so auch absolut an meiner Grenze angekommen bin.

Das Problem: Ich habe nun erfahren, dass die Krankenkasse es vom Gesetz her nicht erlaubt, dass Stunden privat gezahlt werden, die eigentlich die Kasse bezahlen würde.

Stimmt das?
Wenn ja, was bezweckt diese Regelung denn? Ich bin schließlich erwachsen und kann das doch immernoch selbst entscheiden, was ich zahle, oder?
Hat jemand ähnliche Regelungen in seiner Therapie getroffen?
Wie seht ihr das?

LG und danke für eure Rückmeldungen,
freistil
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carö
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Beitrag Di., 07.06.2011, 09:59

liebe freistil
Das Problem: Ich habe nun erfahren, dass die Krankenkasse es vom Gesetz her nicht erlaubt, dass Stunden privat gezahlt werden, die eigentlich die Kasse bezahlen würde.
von wem kommt diese aussage?

inhaltlich kann ich dazu nichts sagen. weiss ich nicht.

nur: ich habe es genau so gemacht und es gab keinerlei probleme.

bei der zweiten verlängerung hat der gutachter den hinweis gebracht, dass die analyse zwischen 2 oder 3 stunden pro woche anzulegen sei. ich habe mich dann dafür entschieden, 3 std. per KK abzurechnen und eine privat zu bezahlen. hätte aber genau so gut 2 stunden per KK abrechnen können und dann 2 std. selbst zahlen.

vielleicht weiss ja jmd. mehr von der rechtlichen seite her. wie gesagt, bei mir war das nie ein thema.

vielleicht war das ja auch so nach dem motto: wo kein kläger, da kein richter ? k.A...

LG
carö
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Freistil
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Beitrag Di., 07.06.2011, 10:13

Liebe carööööö ,

aaaalso ich habe die Info von meinem Therapeuten bekommen, der mir sagte, er habe dies im Rahmen einer Fortbildung erst selbst so dezidiert verstanden und wir würden uns nun in einer juristisch unsauberen Situation bewegen.

Dann habe ich zu recherchieren begonnen und z.B. das hier gefunden:

http://books.google.de/books?id=DTjM3jW ... ie&f=false

Wahrscheinlich ist es so: Wo kein Kläger, da kein Richter.
Mich interessiert v.a. wozu/weshalb es dieses Verbot der KK gibt, und was passieren würde, wenn es rauskommt...

LG f
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carö
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Beitrag Di., 07.06.2011, 10:16

ohjeee...

und was will dein therapeut tun? und du?
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Beitrag Di., 07.06.2011, 13:11

Liebe carö,
carö hat geschrieben:ohjeee...
und was will dein therapeut tun? und du?
das eben genau ist jetzt die große Frage...

Es stand die Frage im Raum, ob wir jetzt so weitermachen wie gehabt, da wir das jetzt eh schon so lange so handeln... oder ob wir nun dazu übergehen, dass die Kasse 3 der 4 Wochenstunden übernimmt und ich Rücklagen bilde und die Analyse dann hinterher aus Eigenfinanzierung heraus etwas verlängere.

Irgendwie hab ich einfach ein mulmiges Gefühl jetzt. Nicht weil ich mich irgendwie falsch behandelt fühle (ganz und gar nicht), sondern weil ich irgendwie Angst "um uns" habe oder so.

Was hat denn die Kasse davon, das zu verbieten?
Und was kann mir oder meinem Therapeuten theoretisch passieren?

LG f
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carö
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Beitrag Di., 07.06.2011, 13:23

oder ob wir nun dazu übergehen, dass die Kasse 3 der 4 Wochenstunden übernimmt und ich Rücklagen bilde und die Analyse dann hinterher aus Eigenfinanzierung heraus etwas verlängere.
mein grund es so zu machen, wie oben beschrieben, war halt der, dass ich tatsächlich lieber dann selbst voll weiterzahlen wollte als diese mischkalkulation. das hatte mit dem thera aber nichts zu tun. ich glaube fast, er wusst das auch nicht, zumindest kam da nie irgendwas dazu von seiner seite und er nimmt es in dieser hinsicht sehr genau.
ich wollte ausserdem, dass die zwei-jahresfrist anfängt zu laufen offiziell, da ich damals einfach nicht absehen konnte, wie es mir in einiger zeit gehen würde. ich wollte so auf der sicheren seite sein.

ob ihm was passieren könnte, weiss sich natürlich nicht. ich denke ER muss das mit sich ausmachen, nicht DU. du machst das am besten so, wie es sich für DICH richtig anfühlt. wenn du das risiko eingehen willst (die frage ist aber, welches eigentlich. DIR kann ja nicht viel passieren denke ich) und ER auch, dann ok. wenn nicht, dann nicht.
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stern
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Beitrag Di., 07.06.2011, 13:32

Ich denke, es steht und fällt damit, ob er sich auf die "juristisch unsaubere Situation" (wie er sagt) einlassen mag oder nicht - Sachleistungsprinzip und Verbot der Mischfinanzierung (wusste ich bisher btw. auch noch nicht) hin oder her. Das mit "wo kein Kläger, da kein Richter" sehe ich btw. ebenso... wobei ich auch davon ausgehe, dass es die Regelung eigentlich zum Schutz des Patienten gibt (dass nix privat abgerechnet wird, was die Kasse übernehmen würde). Nur wenn es sich nicht darauf einlassen mag (aus welchen Gründen auch immer... das ist fast wurscht. Im Zweifel braucht er sich nur auf die Regelung berufen), dann wüsste ich nicht, was du tun könntest. Außer das, was ihr eh schon erarbeitet habt: Dass du das zurücklegst, was du ansonsten zahlen würdest... und diese Mittel dann am Ende einsetzt (läuft dann bei unveränderten Gebühren auf das gleiche hinaus - rein von der Stundenanzahl her zumindest).
Liebe Grüße
stern 🌈💫
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Beitrag Di., 07.06.2011, 14:16

Liebe carö,
liebe Stern ,

also ich denke, es wäre für alle Beteiligten das Beste, wenn wir uns jetzt aus der "juristisch unsauberen Situation" herausbegeben, und ich eben statt zwei Stunden pro Woche zu zahlen, das entsprechende Geld zurücklege.
Was mich am meisten umgetrieben hat, war irgendwie die 1000% unangenehme Situation, dass ich jetzt etwas weiß, was mir evtl. Macht über ihn gibt... "So lange Sie mit Ihren Privatrechnungen nicht zur Kasse gehen, Frau "freistil", passiert auch nichts." Das bringt das ganze Verhältnis durcheinander.......

Aber es scheint echt so zu sein, dass nicht jeder Therapeut exakt von diesem Verbot weiß. Ich glaube ihm, dass er das erst durch diese entsprechende Fortbildung erfahren hat.

Danke für eure Rückmeldungen!!!

LG f
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