Angst Frauen nicht lieben zu können

Fragen und Erfahrungsaustausch über sexuelle Problembereiche wie Sexualstörungen, rund um gleichgeschlechtliche Sexualität und sexuelle Identität, den Umgang mit sexuellen Neigungen wie Fetischismus, S/M usw. - ausser Aufklärungs-Fragen.
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Fear92
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Angst Frauen nicht lieben zu können

Beitrag Mo., 09.02.2015, 14:15

Ich bin männlich, 22, Student und hatte noch nie eine Freundin

Vorne weg: Das soll jetzt wirklich kein Jammer im Sinne von „Ich find einfach keine Freundin“ sein. Ich hab mich in meine Teenagerzeit einfach nicht für Beziehungen interessiert, der Wunsch nach einer Freundin kam halt erst später.

Letzten Sommer hab ich dann durch ein Praktikum aus ein Mädchen kennen gelernt mit dem ich mich einfach super verstanden habe. Wir waren auf einer Wellenlänge, gleicher Humor, gleiche Interessen usw. Wir haben uns auch mal außerhalb der Arbeit getroffen. Ich dachte, ich hab mich auch an dem Tag in sie verliebt. Kurze Zeit später hab ich sie gefragt ob sie sich ne Beziehung mit mir vorstellen könnte. Sie hat im Grunde auch Ja gesagt, allerdings kam sie grad aus einer längeren Beziehung und wollte daher noch Zeit. Wir hatten trotzdem viel Kontakt und die ersten 2 Wochen waren einfach super. Ich wollte nur in ihrer Nähe sein, nur mit ihr schreiben, sie sehen, bis mir auf einmal der Gedanke kam: „Bist du wirklich verliebt oder freust du dich nur endlich eine Freundin gefunden zu haben, auch um damit dein Sozialleben aufzubessern bzw. damit du auch endlich mal von deiner Beziehung reden kannst?“

Der Gedanke war eklig und ich bin in der Zeit auch meinem Verwandten- und Bekanntenkreis ziemlich auf die Nerven gegangen weil ich ständig gefragt habe: „Glaubst du ich hab Gefühle für sie?“ Ich hab ein Dutzend von diesen Online-Liebestests gemacht, manche davon 2 oder 3 Mal nur um eine Antwort zu bekommen. Der Gedanke ging aber nicht weg, im Gegenteil, er wurde immer schlimmer. Ich hatte auf einmal Angst, dass ich mich eventuell in jemand anders verlieben könnte und mich dann von ihr trennen muss. Aus der Sache mit ihr wurde dann nichts, was sogar weniger an meinen Gedanken lag als an anderen äußeren Umständen.

Ich hatte als die Sache vorbei war auch 1,5 Wochen Liebeskummer, zumindest bezeichne ich es mal als solchen, obwohl ich nicht weiß ob ich wirklich sie vermisst habe oder einfach nur der Beziehung hinterher getrauert habe. Ich hab in dieser Zeit angefangen die ganze Sache mit ihr auseinander zu nehmen, da es mich abgelenkt hat. Ich bin dann auch schnell zu dem Ergebnis gekommen, das ich die viel zu schnell und verkrampft angegangen bin, ich hätte mir einfach mehr Zeit lassen sollen. Soweit so gut, nur mein Kopf hat weitergearbeitet.

Kurz darauf ist mit der Gedanken gekommen: „Bin ich vielleicht komplett unfähig zu lieben?“ Ich hab mich gefragt ob ich meine Eltern, meine Freunde, meine Haustiere wirklich liebe und alles was sonst so selbstverständlich war, war auf einmal weg. In der Zeit gings mir echt nicht gut, verstärkt dadurch da sich halt mitbekommen hab das in meinem Studiengang jeder einen Freund/Freundin hatte, so kam es mir vor und in mir dann die Befürchtung aufkam, das ich sowas nie haben werde. Mein Kopf hat immer noch keine Ruhe gegeben.

Eines Abends kam mir dann auf einmal der Gedanke: „Bist du vielleicht schwul?“. Der Gedanke hat mich in eine richtige Panik versetzt, aus dem Grund da ich befürchtet habe jetzt nie eine Freundin zu finden bzw. mich in ein Mädchen verlieben zu können. Ich hab, so blöd es sich auch anhört, befürchtet nicht mehr heterosexuell zu sein. Ich hab meine komplette Vergangenheit umgegraben, um zu überprüfen ob ich vielleicht doch mal in einen Jungen verliebt war. Ich konnte in der Zeit keinem Mann ins Gesicht sehen aus Angst ich würde mich verlieben. Ich hab auch Pornos angeguckt um mir zu beweisen da sich auf Frauen stehe oder mir es in meinen Kopf vorgestellt wie es ist mit Frauen zu schlafen. Hat sich alles toll angefühlt und ich hab auch eine Erektion bekommen allerdings war da immer dieser bohrende Stimme die gefragt hat: „Würdest du das auch in der Realität toll finden?“ Hintergrund ist da sich gelesen habe, dass Homosexuelle mit Frauen schlafen können aber dass es sich für sie halt nicht toll anfühlt. Ich hab solche Fantasien auch mit Männern durchgespielt, alles was ich da empfunden hab war Angst und eine riesige innere Anspannung. Ich hab die Fantasien trotzdem weiter durchgespielt bis zu dem Punkt, wo die Anspannung so groß war, da sich mich beinahe übergeben hätte.

Im Grunde möchte ich nur 2 Dinge wissen:
1. Was ist los mit mir? Es fühlt sich an als ob mein Kopf täglich neu verkabelt wird. Ich weiß da sich auf Frauen stehe, ich bezweifle da sich auf Frauen stehe, ich weiß das ich nicht auf Männer stehe, ich bezweifle da sich nicht auf Männer stehe.

2. Was kann ich tun damit es aufhört? Diese Ängste haben mich ein halbes Jahr meines Lebens gekostet, ich konnte viele schöne Momente mit meiner Familie, mit meinen Freunden, mit meinen Hobbies nicht genießen weil die Ängste ständig um mich herum waren. Und ich weiß auch, dass sie mich auch in Zukunft beeinträchtigt werden. Ich würd nichts lieber als rausgehen, ein nettes Mädchen kennen lernen, mich verlieben und endlich eine richtige Beziehung führen aber ich fühl mich einfach unfähig Frauen zu lieben.


Deleuze
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Beitrag Mo., 09.02.2015, 18:04

Also erstens Homosexualität ist angeboren, das bekommt man nicht im Laufe des Lebens in den Schoss gelegt. zweitens, ich glaube nicht das du schwul bist. Du wurdest nur von deinen ersten Liebeserfahrungen enttäuscht und dein Körper/Seele konnte mit diesen neuen Erfahrungen schwer fertig werden. Du hast dich andere Dinge zurückgezogen und etwas gesucht, wo du neuen Halt finden konntest. Glaub mir, wenn jeder Mann dessen erste Erfahrung mit dem anderen Geschlecht scheitern würde, wären wir alle schwul. ^^
Also lass dich nicht davon unterkriegen, dir werden noch genug Türen geöffnet. Für den Moment hat es halt nicht gepasst, aber das heißt nicht dass dadurch automatisch alle zukünftigen Beziehungen scheitern werden.
Do solltest das Ganze mehr oder weniger vergessen oder besser gesagt akzeptieren, denn dadurch wird es ein Teil deiner Vergangenheit mit dem du abgeschlossen hast. Sieh nach vorne, denn dort spielt die Musik des Lebens. Leb dein leben wie gehabt weiter und erfreue dich an den Dingend es Lebens die dir auftun. Früher oder später läuft dir wieder ein Mädchen zufällig über den Weg... alles andere ergibt sich schon.
Es wäre fatal wenn du das jetzt auf die Waage legt, das könnte sonst später tiefe Risse in dich reißen. Niemand ist unfähig zu lieben, viele sind nur unfähig mit dieser einzigartigen Fähigkeit umgehen zu können. Also raus in die Welt, triff dich mit Freunden, hab Spaß, iss abends gemeinsam mit deiner Familie ... einfach gesagt tue das was du willst. Krampfhaft nach der Leibe zu suchen, die vielleicht da draußen wartet, würde ich als sinnlos betrachten, denn Liebe ist nicht berechenbar. Sie kommt, wenn man es am wenigstens erwartet. Krank bzw. unnormal bist jedenfalls sicher nicht. :D
~ Jede Minute, die man lacht, verlängert das Leben um eine Stunde. ~

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Fear92
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Beitrag Mo., 09.02.2015, 19:44

Erstmal danke für die aufmunternden Worte, es tut gut sowas zu hören.
Deleuze hat geschrieben:Also erstens Homosexualität ist angeboren, das bekommt man nicht im Laufe des Lebens in den Schoss gelegt.
Wie soll ich das ausdrücken? Ich hab irgendwie die Angst, dass mein ganzen bisherigen Leben eine Lüge war, sprich: Ich hab immer schon auf Männer gestanden, es nur nicht bemerkt. Ich fand Frauen nur attraktiv, weil es eben von einem Jungen erwartet wurde. Ich weiß, das ist vollkommen irrational, aber ich fang an gerade wirklich alles was meine Sexualität betrifft in Frage zu stellen.
Deleuze hat geschrieben:Do solltest das Ganze mehr oder weniger vergessen oder besser gesagt akzeptieren, denn dadurch wird es ein Teil deiner Vergangenheit mit dem du abgeschlossen hast. Sieh nach vorne, denn dort spielt die Musik des Lebens. Leb dein leben wie gehabt weiter und erfreue dich an den Dingend es Lebens die dir auftun.
Mit dem einfach weiterleben: Jo das ist im Prinzip ne gute Idee die auch versuche umzusetzen, nur hab ich stellenweise das Gefühl, das es das nur schlimmer macht. Ich hab versucht Frauen wie sonst auch immer anzusehen aber diese Zweifel haben mir fast meine komplette Lust genommen und mich auch in Bezug auf Beziehung stark verunsichert.
Deleuze hat geschrieben:Also raus in die Welt, triff dich mit Freunden, hab Spaß, iss abends gemeinsam mit deiner Familie ... einfach gesagt tue das was du willst.
Das Problem ist: Die Ängste sind immer dann am größten wenn ich unter Menschen bin. Ich kann nicht mal mehr in Ruhe Zeit mit meinem besten Freund verbringen weil mich diese Zweifel ständig fragen lassen, ob ich nicht die ganze Zeit ihn verliebt war.

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Tristezza
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Beitrag Mo., 09.02.2015, 20:13

Hallo, dein Problem - Ängste, schwul zu sein, verbunden mit quälenden Zwangsgedanken - scheint bei jungen Männern nicht selten vorzukommen, wie ein Blick in dieses Forum zeigt. Vielleicht hilft es dir schon ein wenig, zu sehen, dass andere ähnliche Ängste haben und dass es sich in den meisten Fällen offenbar um eine psychische Problematik handelt, die mit der Realität nichts zu tun hat. Wenn dich deine Gedanken noch länger beeinträchtigen, könnte es sinnvoll sein, eine Psychotherapie zu beginnen.

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Fear92
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Beitrag Di., 10.02.2015, 17:22

Ok vielen Dank für den Tipp, ich werd mich ein wenig hier im Forum umschauen

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