Heterosexuelle vs. Homosexuelle

Fragen und Erfahrungsaustausch über sexuelle Problembereiche wie Sexualstörungen, rund um gleichgeschlechtliche Sexualität und sexuelle Identität, den Umgang mit sexuellen Neigungen wie Fetischismus, S/M usw. - ausser Aufklärungs-Fragen.
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Juna
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Heterosexuelle vs. Homosexuelle

Beitrag Mi., 20.07.2011, 17:22

Hallo!

Also, ich mache mir in letzter Zeit Gedanken über das Thema Homosexualität. Ich selbst bin zwar hetero, habe aber einige homosexuelle Freunde. Und eigentlich sollte es in unserer Gesellschaft ja vollkommen egal sein, wen man liebt, ist es aber nicht.
Ich bekomme immer wieder mit, wie Eltern total schockiert sind, wenn sie die Kinder dann bei ihnen outen, Freunde vollkommen verunsichert sind und sich zurück ziehen, fremde Menschen homosexuelle beschimpfen. Selbst das Wort „schwul“ an sich ist ein Schimpfwort. Ich kriege das alles ja sozusagen hautnah mit, weil meine Freunde mir aus ihrem Leben erzählen. Und ich wohne in einer Großstadt und nicht irgendwo in einem kleinen Ort in Bayer oder so.
Und ich frage mich: WARUM?
Warum ist das so?
Früher wurden homosexuelle ja sogar gefoltert und umgebracht, nur dafür, dass sie von der Norm abweichen.
Ist es wirklich nur die Macht, die die Mehrheit über Menschen ausüben will? Wie bei den Weißen in Amerika, die ihre Macht über die Afro-Amerikaner demonstrieren müssen? Ist es Frust ablassen, ist es die Projektion von Komplexen und Minderwertigkeitsgefühlen?
Ist es die Gehirnwäsche der Religionen?
Ist es die Angst vor dem Unbekannten, die Konfrontation mit eigenen homosexuellen Anteilen?
Was ist es?

Vielleicht gibt es hier ja reflektierte Menschen, die sich trauen zu sagen, dass sie ein Problem mit homosexuellen Menschen haben. Und die wissen woher ihre Ablehnung vielleicht kommen könnte. Ich verurteile diese Menschen nicht. Ich möchte einfach nur verstehen, woher die Ablehnung kommt. Und ich wäre froh, wenn sich hier Leute melden, die Homosexualität aus welchen Gründen auch immer ablehnen.

Ich sehe echt, dass es einen guten Kumpel fertig macht. Er wollte sogar lieber sterben, als mit dem ganzen Hass und der ganzen Ablehnung umgehen zu müssen, die er ständig erlebt. Es ist wirklich nicht leicht.
Und ich frage mich, warum ist das so?

Traurige Grüße
Juna

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Füchsin
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Beitrag Mi., 20.07.2011, 17:35

Ich kann's mir nur mit der Angst vor dem Fremden erklären und damit, dass Homosexualität natürlich der althergebrachten Familienstruktur, wie sie besonders konservative Leute propagieren, zuwider läuft. Und ich finde den Gedanken, den Du schon geäußert hast, auch nicht so abwegig, nämlich dass die Menschen auch ihre eigenen homosexuellen Anteile vielleicht fürchten oder verleugnen.

Irgendwas daran muss besonders erschreckend sein für manche Menschen. Vielleicht liegt es auch daran, dass Homosexuelle sich außerhalb der Regeln und Normen für Sexualität und Reproduktion stellen, sprich, beides klarer voneinander trennen als heterosexuelle Paare. Da geht es dann beim Sex nicht mehr um Fortpflanzung, sondern um Lust im Kontakt mit Menschen, und wenn das nicht kontrollierbar ist, jagt das manchen Menschen große Angst ein und sie fürchten ein Sodom und Gomorrha... Kein Wunder, dass z.B. auch AIDS/HIV lange Zeit als Strafe für "die Homos" betrachtet wurde, die sie angeblich verdient hätten. In manchen Köpfen sind die Vorstellungen von Unmoral und angeblicher Unnatürlichkeit so betoniert, dass auch keine zur Schau getragene oberflächliche Toleranz das verstecken kann.

Zu Schulzeiten war mein bester Freund ein Schwuler, und ich habe seinen ganzen Outing-Prozess miterlebt. Das ist ihm ganz schön schwer gefallen, zumal er einen erzkonservativen Vater hat, der auch gern mal gewalttätig wurde. Kannst Dir also vorstellen, dass er ganz schöne Angst hatte. Inzwischen haben wir uns auseinandergelebt, aber aus anderen Gründen. Ich hatte ihn sehr gern, und ich weiß, dass er in Beziehungen geliebt und gelitten wie jeder andere Mensch auch. Dazu kamen dann halt noch die Repressalien der Gesellschaft, und gerade in so einem kleinen Dorf wie dem unseren damals war das alles andere als einfach.

Warum? Naja... Menschen sind oft ganz schön dumm, und manche werden um so heftiger anderen gegenüber, je weniger sie mit sich selbst eins sind. Solche wird es immer geben, und ich finde, die Schwulenszene hat hierzulande schon eine Menge erreicht. Wenn ich nach Amerika gucke, wird mir dagegen manchmal ganz schön schlecht, denn da gibt's auch Umerziehungslager für Homosexuelle, wo dann oft noch mit dem "Willen Gottes" argumentiert wird. Im Endeffekt geht es auch hier wieder darum, die Sexualität zu kanalisieren, zu kontrollieren und auf die Reproduktion zu beschränken. Ganz schön beschränkt, finde ich.

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Juna
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Beitrag Mi., 20.07.2011, 17:57

Füchsin hat geschrieben: Irgendwas daran muss besonders erschreckend sein für manche Menschen. Vielleicht liegt es auch daran, dass Homosexuelle sich außerhalb der Regeln und Normen für Sexualität und Reproduktion stellen, sprich, beides klarer voneinander trennen als heterosexuelle Paare. Da geht es dann beim Sex nicht mehr um Fortpflanzung, sondern um Lust im Kontakt mit Menschen, und wenn das nicht kontrollierbar ist, jagt das manchen Menschen große Angst ein und sie fürchten ein Sodom und Gomorrha...
Ja, darüber habe ich auch schon nachgedacht. Aber dann müssten, diese Menschen ja auch alle Frauen verurteilen, die die Pille nehmen und/oder nach ein paar Jahren immer noch nicht schwanger sind. Wenn man zum Beispiel eine Nachbarin hätte, die mir ihrem Freund schon jahrelang zusammen lebt und noch nie schwanger war, keine Kinder hat. Dann kann man ja davon ausgehen, dass es genauso bei ihrem Sex nicht um Fortpflanzung geht. Und dann müsste das ja bei diesen Menschen die gleiche Angst auslösen. Ich habe allerdings noch nie gehört, dass eine Frau aus dem Grund beschimpft, beleidigt oder geschlagen wurde, weil sie seit Jahre kinderlos mit ihrem Freund zusammen lebt. Im Gegenteil, die meisten Männer sind ja froh, wenn sie sich um Verhütung keine Gedanken machen müssen. Also sind sie letztendlich froh, wenn die Frau die Pille nimmt.
Deshalb verstehe ich immer diese Unterschiede nicht, die Menschen zwischen heteros und homos machen. Warum machen manche Mensch da so krasse Unterschiede? Sex bei Heteros, der nicht der Fortpflanzung dient, ist ok. Wird auch von staatlich Seite unterstützt (Pille ist zugelassen usw.). Aber Homosexuell dürfen noch nicht mal heiraten bzw. homosexuelle Paare habe nicht die gleichen Rechte wie Heteros. Gerade dies Unterschiede sind ja ein Ergebnis der Ablehnung. Das sind eben immer so die Dinge, die ich nicht verstehe.

Füchsin hat geschrieben:Warum? Naja... Menschen sind oft ganz schön dumm, und manche werden um so heftiger anderen gegenüber, je weniger sie mit sich selbst eins sind.
Ja, manchmal erschien, mir das als einzige Erklärung. Aber sind die Menschen wirklich so? Ist die einzige Erklärung, dass viele Menschen nicht in der Lage sind, ihren Verstand zu nutzen?

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Füchsin
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Beitrag Mi., 20.07.2011, 18:33

Naja, einiges an Vorurteilen und Verurteilungen ist mir als gewollt kinderloser Frau auch schon entgegen geschlagen. Das wohl Netteste war, ich sei ja gar keine richtige Frau...! Aber ich will da keine Vergleiche anstellen, Kinderlose haben es wohl lange, lange nicht so schwer wie Homosexuelle. Vielleicht, weil immer noch die Aussicht besteht, dass man doch irgendwann Kinder kriegt? Oder weil man zumindest in der gesellschaftlich erwünschten Form Frau-Mann zusammenlebt?

Schreibst Du aus Österreich? Denn in Deutschland ist ja die Homo-Ehe inzwischen zugelassen, und ich finde das sehr gut. Ich bin der Ansicht, dass Menschen, die sich lieben, dieselben Rechte haben sollten wie Eheleute, z.B. was Erbschaft, Krankenhaus etc. angeht. Dafür wurde es höchste Zeit.

Mit dem Verstand hat das leider herzlich wenig zu tun. Das ist eine hoch emotionale Angelegenheit. Im Verurteilen sind die Menschen groß, und zwar umso größer, je unsicherer sie sind. Mein Schwiegervater zum Beispiel ist regelrecht homophob - ich habe bis heute nicht herausfinden können, warum das so ist. Da er aber ohnehin ein großer Rechthaber vor dem Herrn ist, diskutiere ich mit ihm auch nicht darüber. Er würde mir nur erzählen, das sei widernatürlich und ekelhaft...

Mal sehen, ob noch mehr Antworten kommen, vielleicht hat ja einer eine stichhaltige Idee.

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kastanienbaum112
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Beitrag Mi., 20.07.2011, 19:15

Hallo,

ich kann mir die negative Haltung zur Homosexualität nicht erklären. Was geht es uns Mitmenschen an, wenn jemand einen Gleichgeschlechtlichen liebt? Man muss darum ja noch lange nicht dieselbe Neigung haben! Man sollte meinen, in unserer heutigen aufgeklärten Gesellschaft sollte eine höhere Akzeptanz für Andersdenkende vorhanden sein, aber so kann man sich täuschen. Spätestens nach der Nazizeit sollte eigentlich jeder wissen dass ein "Ideal" weder existieren kann, noch angestrebt werden soll - aber wer lernt schon aus den Fehlern der Vergangenheit...

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Tröte
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Beitrag Do., 21.07.2011, 13:41

solange man sagen muss, dass man homosexuell ist, wird es nie auf eine stufe wie heterosexualität gestellt sein...oder rennt jemand rum und sagt "hallo mein name ist lieschen müller, ich bin hetero".....

lg tröte
"But these stories don't mean anything, when you got no one to tell them to. It's true, I was made for you "

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Nozi
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Beitrag Do., 21.07.2011, 16:05

gutes thema. ich hab letztens mit meinem vater eine recht hitzige diskussion geführt, anlass war, dass in Ö bei "dancing stars" zwei männer miteinander getanzt haben. er war außer sich und hatte nur grausige homophobe sprüche übrig. ich hab dann aber nicht locker gelassen und wollte unbedingt herausfinden, WAS sein problem ist! im endeffekt scheint es mir, als ob er sich wirklich bedroht fühlt. ähnlich einer frau, die angst hat, von männern missbraucht, angefasst, beurteilt, angestarrt, also einfach als sexualobjekt gesehen zu werden. meine erklärung wäre also, dass männer, die so ein massives problem mit schwulen haben, diese hilflosigkeit spüren, die frauen in sexistischen situationen haben, sie aber zu unreif/unreflektiert etc. sind, um das zu neutralisieren. für uns frauen ist es quasi normal, in dieser sexualisierten welt zu leben, dass der weibliche körper permanent bewertet und ausgestellt wird, juckt uns im normalfall eher wenig. offensichtlich können manche männer aber so gar nicht damit umgehen, wenn der spieß umgedreht werden könnte und reagieren aggressiv drauf. so weit bin ich mal mit meinem latein, für schwulenhassende frauen fällt mir grad nix ein ...
lg
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Füchsin
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Beitrag Do., 21.07.2011, 17:04

Hm, das hieße dann aber doch, dass alle Männer permanent damit beschäftigt wären, Frauen zu Sexobjekten zu machen, und dass von Frauen wiederum nie Gefahren ausgingen. Das glaube ich aber wieder auch nicht, und damit tut man auch den Männern - ob schwul oder nicht - Unrecht.

Ich hab' noch einen Verdacht:

Es könnte sein, dass Menschen mit Homophobie oder ausgeprägtem Konservativismus eine Aufweichung der Rollen fürchten. Fehlannahme 1 lautet dabei: In einem Paar muss es immer einen männlichen und einen weiblichen, einen überlegenen und einen unterlegenen Part geben, und zwar in einer starren, nicht flexiblen Ausprägung. Fehlannahme 2 lautet: In schwulen Paaren ist also immer einer der "weibliche" Teil, und zwar dauerhaft. Fehlannahme 3: Die "weibliche" Rolle ist aber wenig erstrebenswert, steht sie doch für Weichheit, Emotionalität und Unterlegenheit, was ein "echter" Mann ja nicht wollen kann. Fehlannahme 4: Homosexualität ist ansteckend, ergo werden erhebliche Teile der männlichen Welt dadurch verweichlichen, "weiblich" werden, und irgendwann gibt's keine "richtigen Männer" mehr. Die Gefahr ist umso höher, je mehr man das duldet.

Für die lesbische Seite könnte ich mir folgende Gedanken-Variante vorstellen: Lesben brauchen keine Männer in ihrem Leben und schätzen sie auch nicht. Es ist gefährlich, wenn Frauen nur noch sich selbst brauchen und sich von den Männern verabschieden. Das macht die Frauen zu stark, zu unabhängig, zu frei und unkontrollierbar, sie "vermännlichen" und ordnen sich nicht "angemessen" unter.

Das Ganze basiert auf starren Strukturen und Annahmen darüber, wie ein Mann, wie eine Frau zu sein hat. Ich selbst gehe davon aus, dass wir alle weibliche und männliche Anteile in uns haben und dass insbesondere homophobe Männer fürchten, ihr eigener weiblicher Anteil würde zu stark, zu groß und sie selbst dadurch weniger männlich, stark und überlegen.

Das sind nur Gedankenspielereien, aber sooo unplausibel fänd' ich's nicht. Denn man kann sich ja immer überlegen, was solche "Abweichungen vom Standard", wie Homosexualität leider immer noch wahrgenommen wird, für eine Auswirkung auf die traditionellen Rollen haben. Wenn man weiß, welche Funktion die traditionelle Rolle erfüllt, kann man sich vorstellen, welche "Gefährdung" im Gegenzug Homosexualität darstellt.

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Juna
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Beitrag Do., 21.07.2011, 23:11

Füchsin hat geschrieben:Denn in Deutschland ist ja die Homo-Ehe inzwischen zugelassen, und ich finde das sehr gut. Ich bin der Ansicht, dass Menschen, die sich lieben, dieselben Rechte haben sollten wie Eheleute, z.B. was Erbschaft, Krankenhaus etc. angeh
Nein, aus Deutschland. Ja, hier können sich homosexuelle "verpartnern", haben dadurch aber leider nicht die gleichen Rechte, wie Heteros: z. B. Krankenhaus, Steuern usw.

Nozi hat geschrieben:im endeffekt scheint es mir, als ob er sich wirklich bedroht fühlt. ähnlich einer frau, die angst hat, von männern missbraucht, angefasst, beurteilt, angestarrt, also einfach als sexualobjekt gesehen zu werden
Ja, das finde ich eine gute Überlegung.
Füchsin hat geschrieben:Hm, das hieße dann aber doch, dass alle Männer permanent damit beschäftigt wären, Frauen zu Sexobjekten zu machen, und dass von Frauen wiederum nie Gefahren ausgingen. Das glaube ich aber wieder auch nicht, und damit tut man auch den Männern - ob schwul oder nicht - Unrecht.
Andererseits ist es ja auch so, dass solche Menschen Schwulen oder Lesben so gut wie immer zu reinen Sexobjekten machen. Über den ganz normalen Beziehungsalltag von Homosexuellen machen sich Homophobe ja nur selten Gedanken. Und wenn geprägt von negativen Vorurteilen, die auch wieder mit der Sexualität zusammen hängen. Da das so im Vordergrund zu stehen scheint, könnte ja dann auch die sexuelle Bedrohung durch den Mann stärker im Vordergrund stehen. Und bei einer lesbischen Frau, dass sie dem Mann sozusagen ein Privileg streitig macht. Naja, vielleicht ist das jetzt auch etwas zu weit hergeholt...
Füchsin hat geschrieben:Das Ganze basiert auf starren Strukturen und Annahmen darüber, wie ein Mann, wie eine Frau zu sein hat. Ich selbst gehe davon aus, dass wir alle weibliche und männliche Anteile in uns haben und dass insbesondere homophobe Männer fürchten, ihr eigener weiblicher Anteil würde zu stark, zu groß und sie selbst dadurch weniger männlich, stark und überlegen.
Ja, das mit den starren Strukturen finde ich passend. Vielleicht brauchen auch einige Menschen diese starren Strukturen, um Halt zu haben. Aber warum brauche sie dann andere wieder nicht? Manche finden neue Dinge, interessant, sind erst mal neugierig usw und andere reagieren mit Ablehnung ....

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luftikus
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Beitrag Fr., 22.07.2011, 08:06

Juna hat geschrieben:Und ich wohne in einer Großstadt und nicht irgendwo in einem kleinen Ort in Bayer oder so.
Interessanterweise scheinen in letzter Zeit grade die kleinen Orte in Bayern große Toleranzfortschritte zu machen. Beispielsweise bin ich in genau so einem kleinen bayrischen Ort geboren und meine Eltern leben immer noch dort. Und sie hatten wirklich überraschend wenige Probleme mit meinem Coming-Out. Im Gegenteil: meine Mutter hatte mich irgendwann drauf angesprochen und wollte wissen, ob ich denn nun mit einem Mann in einer Partnerschaft leben würde. Als ich verlegen bejahte meinte sie nur: "Ach, das haben wir uns schon gedacht. Das ist kein Problem für uns."

Desweiteren kenne ich inzwischen mehrere schwule Paare, die in kleinen bayrischen Dörfen leben (und zum Teil gemeinsam einen Bauernhof betreiben), und sie sind alle völlig selbstverständlich ins Dorfleben integriert. Das habe ich dort selber so erlebt, dass die Nachbarn ganz selbstverständlich vorbeigekommen sind, um zu plauschen, etwas vorbeizubringen oder sich auszuleihen, etc.

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Lou Salomé
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Beitrag Fr., 22.07.2011, 12:40

es gibt nicht zuletzt immernoch genug kirchliche Gemeinden in denen gelehrt wird, das sei eine schlimme Krankheit.

Da sieht man dann im Fernsehen junge Christen, die solche Leute auf der Straße "warnen" vor den Konsequenzen ihrer Sexualität.. vonwegen ewige Verdammnis

Oder sie danken Gott inbrünstig für Aids, als Bestrafung für die Schwulen.... echt schockierend.

Fallen fast in Ohnmacht vor Freude und Rumheulen wenn sie Lieder über Jesus und Nächstenliebe singen und sehen ihre eigene Blindheit nicht.

Es gibt nichts gefährlicheres als wenn man sich für eine "Wahrheit" entschieden hat und sonst nix mehr in sein Hirn lässt.

Ist natürlich nicht in allen Kirchen so. Aber ich finds verrückt wie manche Leute ihren Hass auf so etwas friedliches wie Glaube begründen und sich damit auch noch ganz scheinheilig über andere erheben.

Aus dem Psycho-Diagnosekatalog ist diese "Krankheit" doch auch erst in den 70ern gestrichen worden...(?) willkommen im Mittelalter.
"Each has his past shut in him like the leaves of a book known to him by his heart, and his friends can only read the title."

~ Virginia Woolf ~

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luftikus
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Beitrag Fr., 22.07.2011, 12:51

Lou Salomé hat geschrieben:Aber ich finds verrückt wie manche Leute ihren Hass auf so etwas friedliches wie Glaube begründen und sich damit auch noch ganz scheinheilig über andere erheben.
Ja, das werde ich auch nie kapieren, warum sich Gläubige oft einerseits auf die Friedfertigkeit ihrer Religion berufen, um andererseits skrupellos zu Hass und Verfolgung gegen Minderheiten wie Homosexuelle aufzurufen. Grade vor wenigen Stunden habe ich in einem anderen Forum gelesen, dass in Ghana wohl nun die Verhaftung aller Homosexuellen geplant ist - auf Betreiben der Christen und Moslems in diesem Land.

Das mit der Nächstenliebe scheint irgendwie nicht für alle zu gelten...

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Juna
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Beitrag So., 24.07.2011, 19:39

Lou Salomé hat geschrieben: Es gibt nichts gefährlicheres als wenn man sich für eine "Wahrheit" entschieden hat und sonst nix mehr in sein Hirn lässt.
Ja. Das stimmt wohl. Egal, ob Religion oder andere Ideologien.
Letztendlich funktioniert die Form des Glaubens, die von einigen Kirchen propagiert ja auch wirklich nur, weil eigene Gedanken nicht zugelassen werden. Die eigenen Gedanken werden dann durch das Gedankengut der Kirche ersetzt. Und wenn als Ergebnis dann Gedanken einfach übernommen und die Fähigkeit verloren geht, das alles irgendwie mal an der Realität zu überprüfen, ist das, wie man sieht, letztendlich eben gar nicht so ungefährlich.
Man kann den gläubigen Anhängern ja dann viele Gedanken ja fast einimpfen, weil ihnen diese Fähigkeit (selbst denken) eben systematisch abtrainiert wird. Und das ist ja dann ein relative große Anzahl von Menschen. Die habe dann natürlich auch ein gewisse Art von Macht. Logisch ist ja Glaube auch unwiderlegbar, weil er ja gar nicht den Anspruch hat logisch und rational zu sein. Glaube scheint für mich ziemlich willkürlich zu sein.
Eigentlich sollte es doch nur einen Grundsatz geben: Schade niemandem! Eigentlich relativ einfach. Nur gehört dann dazu eben auch sich selbst Gedanken zu machen, wie man dies umsetzt. Ich finde ehrlich gesagt nicht, dass irgend so ein starrer Glaube mit genauen Regeln geeignet ist, um Menschen zu lenken.
luftikus hat geschrieben:Interessanterweise scheinen in letzter Zeit grade die kleinen Orte in Bayern große Toleranzfortschritte zu machen.
Ja, ehrlich gesagt, war ich auch noch nie in einem bayrischen Dorf. Ist wohl auch eher so ein Klischeedenken. Letztendlich kommt es wohl auf die einzelnen Menschen.


Wenn ich so darüber nachdenken, vielleicht ist der Schlüssel um das zu verstehen, wirklich die Kirche bzw. so bestimmte Grundsätze die sie verbreitet hat. Sie hat ja schließlich Jahrhundert vorgegeben, was richtig und was falsch ist. Bzw. nicht nur vorgegeben sondern auch den Menschen mit Gewalt aufgezwungen und sie ja einer richtigen Gehirnwäsche unterzogen. Und wenn das dann Eltern an ihre Kinder und die wieder an ihre Kinder weitergeben usw. Und das dann so nach und nach zu Normen wird und alles andere wird verachtet (= dann kommt man in die Hölle oder so) und die Menschen haben Angst von dieser Norm anzuweichen, weil sie Angst haben vor den Folgen, die die Kirche ihnen eingetrichtert hat. Dann entsteht vielleicht auch eine Angst vor allem was von der Norm abweicht. Weil das ja dann jahrtausendelang das ultimative Böse war. Und gerade früher als die Menschen noch nicht so gebildet waren, haben sie das eben geglaubt und weitergegeben. Und daher kommt ja auch das Normfamilienbild und die Normsexualität (nur in der Ehe, Mann Frau, zu Fortpflanzung usw.). Vielleicht wirkt das ja heute selbst bei nicht religiösen Menschen noch irgendwie nach.

Solange Religion niemandem schadet, kann man sie ja einfach bestehen lassen. Aber sie schadet ja Menschen, zum Beispiel Homosexuellen. Und deshalb kann man sie doch nicht einfach so weiter machen lassen. Aber der Staat besteht ja auch aus Menschen, die selbst diese religiöse Geschichte durchlaufen habe und deshalb gar nicht auf die Idee kommen, dass eine bestimmte Art der Religion einfach "falsch" ist. Naja, alles irgendwie kompliziert ...

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münchnerkindl
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Beitrag So., 24.07.2011, 20:17

Wenn man so schaut wird doch alles mögliche von der Norm "abweichende" und auffallende als Beleidigung verwendet.

Du bist ja behindert.

Spasti

Du gehörst ja in die Klappse

XY ist schizophren


Ist irgendwie klar daß da Homosexualität in die Themen solcher Beleidigungen eingereit wird... Und es ist für Behinderte bzw von Krankheiten betroffene genauso wenig Lustig wenn ihr Leiden für Pöbeleien herhalten muss.

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münchnerkindl
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Beitrag So., 24.07.2011, 20:29

Nozi hat geschrieben: im endeffekt scheint es mir, als ob er sich wirklich bedroht fühlt. ähnlich einer frau, die angst hat, von männern missbraucht, angefasst, beurteilt, angestarrt, also einfach als sexualobjekt gesehen zu werden. meine erklärung wäre also, dass männer, die so ein massives problem mit schwulen haben, diese hilflosigkeit spüren, die frauen in sexistischen situationen haben, sie aber zu unreif/unreflektiert etc. sind, um das zu neutralisieren. für uns frauen ist es quasi normal, in dieser sexualisierten welt zu leben, dass der weibliche körper permanent bewertet und ausgestellt wirdi
Hm, also die Angst des Hetero Mannes, zum Sexobjekt für homosexuelle Männer zu werden? Ggf auch angemacht zu werden. Okay, das kann ich irgendwo nachvollziehen daß die Vorstellung als Heteromann in eine Horde notgeile "Klischeeschwule" zu geraten und dem ausgeliefert zu sein nicht angenehm ist. Ich kann mir auch vorstellen, daß für einen Heteromann die Vorstellung von schwulen Sexualpraktiken recht abstossend sein könnten. Zwei tanzende Männer könnten ja evtl ein weitergehendes Kopfkino in der Richtung auslösen.

Ich hab nun rein garnichts gegen homosexuelle Menschen, aber als ich das erste Mal mit Lesben zu tun bekam kam mir das auch etwas komisch vor. Und ich hab auch so aus den Augenwinkeln geguckt, ups, werde ich jetzt hier evtl abgecheckt und die Vorstellung daß sich hier ggf Dynamiken ergeben könnten die ich NICHT will finde ich auch nicht gerade prickelnd. Ich habe als hetero Frau unter Lesben also nicht so ganz "sicher" gefühlt. Und das geht jeweils so lange bis ich die jeweiligen Lesben kennengelernt hatte und klar war daß aus der Richtung nichts "ungewöhnliches" kommen wird. Dann kann ich mich entspannen und alles ist prima.

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