BDSM Neigung ausleben: Angst davor

[Krang2]

Was ich traurig finde, ist, wenn sich Menschen von anderen abhängig machen oder anderweitig in einer Weise schaden lassen, die sie psychisch eher runterzieht als weiterbringt. Nicht nur im BDSM-Bereich, aber dort häufiger, gibt es Menschen, die Schwächen und Krisen anderer ausnutzen. Sie manipulieren ihre "Opfer" dahingehend, Dinge zu tun, die deren Selbstwertgefühl langfristig untergraben anstatt zu stärken, durch die Verunsicherung bekommen sie noch mehr Kontrolle über sie.

@Kimba&Blacky, ich denke, daß auch psychisch gesunde Menschen nicht davor gefeit sind, durch emotionale Belastungen oder Herausforderungen soweit zu kommen, daß sie sich über das Erträgliche hinaus selbst quälen / lassen (ein nicht-sexuelles Beispiel wäre burnout). Zudem ist psychische Gesundheit ja stark subjektiv definiert (Leidensdruck!) und somit keine statische Größe im Leben eines Menschen.

Daß BDSM per se noch keine "Störung" im Sinne eines Problems darstellt, schließt nicht aus, daß der Anteil der Menschen mit (bestimmten?) psychischen Problemen und Störungen in dieser Gruppe höher liegt als im gesamten Bevölkerungsdurchschnitt (ich kenne allerdings keine Studie/Statistik, die ich hier aufführen könnte). Mich also mit "Gleichgesinnten" abzugeben verlangt mir z.B. oftmals psychologisch mehr ab und verlangt mehr Selbstsicherheit, als Kontakte zu Otto-Normalbürger zu pflegen.

Bist du denn mittlerweile über die Frau hinweggekommen @Reflektierte, und was hast du für die Zukunft für dich daraus gelernt/gezogen? Hast du Freunde in der realen Welt, mit denen du dich so offen austauschen kannst wie hier, die dich bei Unsicherheiten unterstützen und bereit sind, dir zuzuhören?

[Reflektierte]

@Krang2:

Ja, ich bin eigentlich relativ rasch, also nach ein paar Monaten über sie hinweggekommen, weil mir klar war, dass sie einen Partner hat und das würde mir nicht gut tun, daher schau ich, dass ich gebundene Frauen von vornherein gar nicht kennenlerne, weil mir meine psychische Gesundheit und Stabilität wichtiger ist als alles andere.

Aber natürlich bin ich nicht davor gefeit, mich in eine gebundene oder andersweitig unerreichbare Frau zu verlieben, was momentan bei einer Ärztin der Fall ist.

Ich hab wenig Freunde, mit denen ich so intime Themen wirklich besprechen kann.

[Queer-Denker*in]

Es kommt halt drauf an, ob es dir nur um den Sex geht, oder um eine Beziehung.
Wenn du nur hin und wieder mal ein bisschen Spaß haben willst, isses ja egal, ob die Dame gebunden ist, solange das dir und allen beteiligten klar ist, bei Beziehungswunsch ist das schon schwieriger. Im BDSM Bereich sind Dominas oft mit mehreren Personen zusammen, oder haben zumindest mehrere Gespiel*innen.

[Reflektierte]

@Queer-Denkerin:
Genau das isses eben

Ich suche nicht rein nach dem Ausleben meiner sexuelle Wünsche. Möchte eben gerade mit einer Frau, mit der ich zusammen bin.
Dass es in meiner Umgebung "Dominas" mit Beziehungswunsch gibt, kann ich kaum glauben.
Hier am Land kann ich mir das nicht einmal vorstellen, dass es überhaupt Menschen gibt, die BDSM ausleben ))

[Möbius]

Hallo Reflektierte !

Ich bin selbst kein BDSM-ler, lebe allerdings seit 25 Jahren promiskuitiv - die Sex-Szene ist mir geläufig, und man begegnet ja auch immer wieder BDSM-lern in Clubs, Kinos usw. Es gibt da ja auch regelrechte "Vorführungen", die ich mir auch schon mal angeschaut habe ... naja, für mich isses halt nix, ich hab genug andere Paraphilien

BDSM scheint mir aber in gewisser Weise in Mode zu sein - ich war über einige Jahre im "Joy-Club" recht aktiv gewesen, der ist regelrecht BDSM-lastig geworden. Es ist also durchaus möglich, eine entsprechende Partnerin zu akquirieren. Aber wie immer in solchen Situationen kann man nicht damit rechnen, daß sie um die nächste Strassenecke zu finden sein werden. Man muß also in irgendeiner Weise mobil sein, auch zu einer Distanzbeziehung oder zum Wohnortwechsel bereit sein. Distanzbeziehungen sind natürlich irgendwo anstrengend, haben aber auch ihre positiven Seiten - ist zumindest meine Erfahrung.

Was die Kontaktaufnahme anbelangt, da ist mein Tip heutzutage: die Webcam. Bei den Kontakten, die ich online teils zusammen mit meiner Ex geknüpft hatte, habe ich noch niemals schlechte Erfahrungen mit jemandem gemacht, mit dem ich, mit denen wir uns beim "camen" gut verstanden haben. Andersherum kann ich das nicht behaupten: beim Treffen mit Leuten, mit denen ich, mit denen wir nicht vorher "gecamt" hatten, war das durchaus so manchmal so eine Sache ... gut, wirklich übele Erfahrungen sind uns auch insofern erspart geblieben. Man muß halt vorsichtig sein, wie immer im Leben. "Camen" heißt auch nicht unbedingt: camsex - dazu muß man eh eine spezifisch exhibitionistische Veranlagung haben. Aber beim camchat sieht man halt eben auch das Gesicht des anderen, seine Gestik und Mimik - und die unterscheidet sich zumindest meiner Erfahrung nach nur wenig von dem, was man beim livetreff zu sehen bekommt. Und die kleine cam, die heutzutage in jedem Notebook integriert ist, reicht für diese Zwecke völlig aus, "skype" und andere Messenger-Dienste gibt's für lau.

Was aber eine nicht unbeträchtliches handicap sein könnte in diesem Bereich: ich sage Dir ehrlich, daß ich selbst um Leute, die sich über BDSM "definiert" haben, insbesondere die Sados und Doms stets einen großen Bogen gemacht habe, wenn es um sexuelle Kontakte ging. Sados und Doms tendieren meinen Erfahrungen nach in gewisser Weise zur "Übergriffigkeit". Das muß sich nicht darin äussern, daß sie konkrete Absprachen bei "sessions" nicht einhalten würden, ich kann mich auch nicht daran erinnern, von soetwas mal konkret gelesen oder gehört zu haben - aber sie kriegen bei allen Kontakten stets irgendwann die Kurve, daß sie andere dazu mehr oder weniger subtil dazu bequatschen und "überreden" wollen, sich ihren speziellen Neigungen zu fügen auch dann, wenn man diese Neigungen selbst nicht teilt und das auch klar zum Ausdruck gebracht hatte. Zumindest war es bei meinen Kontakten mit Sados/Doms stets so gewesen, und zum Sex mit diesen Leuten habe ich es daher schon garnicht kommen lassen, wenn schon beim Smalltalk solche Überredungsversuche eingesetzt haben. Ich habe deswegen schon vor über zehn Jahren aufgehört, mich mit Sados/Doms abzugeben, auch wenn sie in Profilen, beim chatten, beim zufälligen Treffen in Kinos usw. beteuern, daß das BDSM "kein muss" ist, man auch so zusammen Spaß haben kann usw.

Wenn man alleine auf der Piste ist, und BDSM dann auch innerhalb einer festen Beziehung ausleben will, hat man kurioserweise dann noch schlechtere Karten als in der promiskuitiven Szene, wo man sich auch als Single "covern" lassen kann. Vom joyclub ist mir beispielsweise noch bekannt, das dieses "covern" dort sogar wohlorganisiert gewesen war: es gab dafür spezielle "Gruppen", in denen diese Dienstleistung - regelmässig Telefonanrufe zu verabredeten Zeiten - von speziell ausgesuchten und "geprüften" Mitglieder gerade für singlefrauen angeboten worden ist. Mit dem Sex innerhalb einer Beziehung ist sowas ja irgendwo fast unmöglich, widerspricht ja gerade dem Charakter einer Beziehung, die von einem hohen Maß an Vertrauen getragen sein soll.

Ich kann Dir nur anheim stellen, Dich in einem übertragenen Sinne "covern" zu lassen, wenn Du Dich auf so eine Beziehung tatsächlich einlassen solltest, und der bzw. die Dir dann helfen kann, wenn Dein Beziehungspartner seine Dominanz zu weit treiben will, die Grenzen in klassischer Salamitaktik in Bereiche vorschieben will, die Dir selbst nicht geheuer sind. Diese Aufgabe kann zB hervorragend eine Therapeutin oder ein Therapeut übernehmen - falls Du ohnehin in regelmässiger Therapie sein solltest.

Gruß

Möbius

[Queer-Denker*in]

Ach was, am Land sind die Leute genauso versaut wie in der Stadt oder sonstwo. Das ist denk ich nicht das Problem.
Schonmal bei erotikforum.at versucht? Vielleicht findest du da ja jemanden. Geben tuts dort mehr als genug.

[Reflektierte]

Das Problem ist ja, dass ich
1. mir nicht sicher bin, ob ich das ausleben will
und 2. ich nur "Dominas" kennenlerne, die gebunden sind.