Asexualität - Begriffserklärung
Asexualität - Begriffserklärung
Hallo, ich heiße Sarah und komme aus Hannover. Ich ordne mich dem "asexuellen Spektrum" zu und möchte den Begriff "Asexualität" bekannter machen.
Asexualität
Asexualität bedeutet, kein oder nur sehr wenig Verlangen nach sexueller Interaktion mit anderen Menschen zu haben. Manche Asexuelle mögen gar keinen Körperkontakt. Andere küssen und kuscheln gerne. Manche Asexuelle haben eine Libido und befriedigen sich selbst, andere haben keine Libido.
Asexuelle können sich genauso wie jeder andere Mensch verlieben und Beziehungen führen. Geschlechtsverkehr wird nicht als notwendiger Ausdruck von Liebe in einer Paarbeziehung gesehen. Manche Asexuelle haben aber ihrem Partner zuliebe Sex, oder weil sie gerne Kinder möchten.
Asexualität bedeutet nicht, enthaltsam zu leben oder unter einer sexuellen Funktionsstörung zu leiden.
Video (Englisch)
AVEN-Forum
Das Forum AVEN ist die größte Informations- und Austauschplattform zu Asexualtität im Netz. Viele Asexuelle haben beim Lesen von Berichten im Forum zum ersten Mal das Gefühl gehabt, dass sie mit ihrem Empfinden nicht alleine sind.
http://www.aven-forum.de
Wenn ihr Fragen habt, beantworte ich diese gern.
(Hinweis Admin: willkommen im PT-Forum! Der guten Vollständigkeit halber zur Sicherheit nochmals der Hinweis auf unsere Netiquette / Benutzungsregeln. Sollte uns auffallen, dass Sie in Ihren Postings hauptsächlich auf die auch hier verlinkte Website oder für die "OKCupid"-Börse Werbung betreiben, würde das nicht unseren Vorstellungen einer maßvollen Nutzung solcher Hinweise entsprechen. Bitte um Verständnis.)
Asexualität
Asexualität bedeutet, kein oder nur sehr wenig Verlangen nach sexueller Interaktion mit anderen Menschen zu haben. Manche Asexuelle mögen gar keinen Körperkontakt. Andere küssen und kuscheln gerne. Manche Asexuelle haben eine Libido und befriedigen sich selbst, andere haben keine Libido.
Asexuelle können sich genauso wie jeder andere Mensch verlieben und Beziehungen führen. Geschlechtsverkehr wird nicht als notwendiger Ausdruck von Liebe in einer Paarbeziehung gesehen. Manche Asexuelle haben aber ihrem Partner zuliebe Sex, oder weil sie gerne Kinder möchten.
Asexualität bedeutet nicht, enthaltsam zu leben oder unter einer sexuellen Funktionsstörung zu leiden.
Video (Englisch)
AVEN-Forum
Das Forum AVEN ist die größte Informations- und Austauschplattform zu Asexualtität im Netz. Viele Asexuelle haben beim Lesen von Berichten im Forum zum ersten Mal das Gefühl gehabt, dass sie mit ihrem Empfinden nicht alleine sind.
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Ich finde diese Definition unsinnig: Das Präfix "a-" bezeichnet das Fehlen von etwas, hier also das Fehlen von Sexualität. Dann schreibst du, man würde sich aber ggf. selbst befriedigen. Das IST Sexualität. Somit ist jemand, der sich selbst befriedigt, nicht asexuell (es sei denn, er tut dies, weil z.B. eine Spermaprobe abgegeben werden soll usw). Menschen, die sich selbst befriedigen und daran Spaß haben, die aber keine Sexualität mit dem Partner ausleben wollen, sollten sich vielleicht als Autoerotiker o.ä. bezeichnen.
Hallo leberblümchen,
ist doch gar nicht so selten, dass ein Begriff, ein Wort für etwas steht, ohne dass der Wortlaut eindeutig passt, eindeutig für all das passt, was dem Begriff zugeordnet wird.
Im Grunde doch oft eine Verständigung darauf, was ein Begriff aktuell besagt, ggf. auch ohne dass der Wortlaut an sich absolut und zweifelsfrei immer passt.
Grad bei den Sexualitäten?
Sogar Sexualität? Heute doch sehr „mehrdeutig“, weshalb ja der Begriff „Gender“ hinzukam, allerdings wohl ohne dass das bislang „Allgemeingut“ ist.
Grad die „Sexualitätsschubläden“?
Um sich überhaupt zu verständigen, werden sie sicher gebraucht. Aber der sexuellen Vielfalt werden sie kaum gerecht.
Was extra schreibt, passt soweit ich weiß.
https://de.wikipedia.org/wiki/Asexualit%C3%A4t
Auch da scheint mir, das ja nicht ganz neue Wort „Asexualität“ passt heute als Wort sicher oft nicht wirklich.
Bzw. umgekehrt, die „sexuellen Orientierungen/Interessen“, die im Moment unter Asexualität zusammengefasst werden, passen nicht alle zum Wortlaut.
Ich kann mir gut vorstellen, dass wie bereits in vielen anderen Fällen, weitere „Schubläden“ konstruiert werden, sprich, dass auch da Worte, Begriffe hinzukommen werden, die passender differenzieren.
Was dann zwar u.a. dir den Wind aus den Segeln nehmen würde, aber den schon heute erkennbaren Nachteil vergrößern würde, dass all die einzelnen Sexualitäten Mensch recht verwirrend vorkommen, dass auch die klarsten Begriffe so eher zur Verwirrung als zur Klärung beitragen.
Weshalb ich es sinniger finde, lieber ein paar Worte, Begriffe weniger zu haben, dafür die Begriffe selbst nicht so „eng“ zu begreifen, halt nur als grob oberflächliches Raster für etwas sehr vielfältig individuelles.
LG hawi
PS: da das auf meinem PC installierte deutsche microsoft Wörterbuch noch nicht mal das Wort Asexualität kennt?!
Vielleicht ganz sinnvoll, wenn es - wie hier grad – wenigstens mal Thema ist. Nur wenn es überhaupt gebraucht wird, könnte sich entweder am Wortverständnis oder am Wort selbst was ändern.
ist doch gar nicht so selten, dass ein Begriff, ein Wort für etwas steht, ohne dass der Wortlaut eindeutig passt, eindeutig für all das passt, was dem Begriff zugeordnet wird.
Im Grunde doch oft eine Verständigung darauf, was ein Begriff aktuell besagt, ggf. auch ohne dass der Wortlaut an sich absolut und zweifelsfrei immer passt.
Grad bei den Sexualitäten?
Sogar Sexualität? Heute doch sehr „mehrdeutig“, weshalb ja der Begriff „Gender“ hinzukam, allerdings wohl ohne dass das bislang „Allgemeingut“ ist.
Grad die „Sexualitätsschubläden“?
Um sich überhaupt zu verständigen, werden sie sicher gebraucht. Aber der sexuellen Vielfalt werden sie kaum gerecht.
Was extra schreibt, passt soweit ich weiß.
https://de.wikipedia.org/wiki/Asexualit%C3%A4t
Auch da scheint mir, das ja nicht ganz neue Wort „Asexualität“ passt heute als Wort sicher oft nicht wirklich.
Bzw. umgekehrt, die „sexuellen Orientierungen/Interessen“, die im Moment unter Asexualität zusammengefasst werden, passen nicht alle zum Wortlaut.
Ich kann mir gut vorstellen, dass wie bereits in vielen anderen Fällen, weitere „Schubläden“ konstruiert werden, sprich, dass auch da Worte, Begriffe hinzukommen werden, die passender differenzieren.
Was dann zwar u.a. dir den Wind aus den Segeln nehmen würde, aber den schon heute erkennbaren Nachteil vergrößern würde, dass all die einzelnen Sexualitäten Mensch recht verwirrend vorkommen, dass auch die klarsten Begriffe so eher zur Verwirrung als zur Klärung beitragen.
Weshalb ich es sinniger finde, lieber ein paar Worte, Begriffe weniger zu haben, dafür die Begriffe selbst nicht so „eng“ zu begreifen, halt nur als grob oberflächliches Raster für etwas sehr vielfältig individuelles.
LG hawi
PS: da das auf meinem PC installierte deutsche microsoft Wörterbuch noch nicht mal das Wort Asexualität kennt?!
Vielleicht ganz sinnvoll, wenn es - wie hier grad – wenigstens mal Thema ist. Nur wenn es überhaupt gebraucht wird, könnte sich entweder am Wortverständnis oder am Wort selbst was ändern.
„Das Ärgerlichste in dieser Welt ist, daß die Dummen todsicher
und die Intelligenten voller Zweifel sind.“
Bertrand Russell
und die Intelligenten voller Zweifel sind.“
Bertrand Russell
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Es geht ja eben gerade darum, den Begriff bzw. das Konzept "Sexualität" nicht auf das Genitale zu beschränken. So, als hätten alle Menschen, die nicht (wie oft?) regelmäßig GV praktizieren, keinen Sex. Völlig unsinnig. Jemand, der wirklich asexuell ist, der hat keinerlei Verlangen danach. Das ist etwas völlig anderes. Sicher ist das - wie immer und überall - ein Kontinuum, aber mit der o.g. Definition wird eben versucht, den GV mit Sexualität gleichzusetzen, und alle, die nicht in diese Kategorie fallen, können sich dann als "asexuell" deklarieren, womit das eigentliche Phänomen gar nicht erfasst wird. Aber offensichtlich reicht es der TE (sie schrieb das, glaub ich, auch in einem anderen Faden) nicht, festzustellen, dass sie weniger Sex benötigt als ihre Partner. Wenig wäre also zu wenig. Es muss schon "gar nicht" sein, um etwas zu sein, sozusagen.
Dummerweise nur verliert man die Leute, die keinerlei sexuelles Verlangen verspüren, völlig aus den Augen. Aber vielleicht sind die auch nur nicht so wichtig, denn irgendwie dreht sich ja früher oder später doch alles um Sex.
Dummerweise nur verliert man die Leute, die keinerlei sexuelles Verlangen verspüren, völlig aus den Augen. Aber vielleicht sind die auch nur nicht so wichtig, denn irgendwie dreht sich ja früher oder später doch alles um Sex.
leberblümchen,leberblümchen hat geschrieben:Jemand, der wirklich asexuell ist, der hat keinerlei Verlangen danach.
Asexualität so eng definiert, ja, dann passt deine Kritik.
Nur, mir scheint, das, was extra schreibt, ist halt in etwa das, was zur Zeit als Asexualität“ angesehen wird.
So verstehe ich jedenfalls den wikipedia Artikel, so würde ich selbst es wohl in etwa auch grad erklären, wenn mich jemand danach fragt.
Asexualität also nicht notwendig als völliges Desinteresse an Sex, bzw. dessen völlige Ablehnung, sondern auch als erheblich geringeres Verlangen, Interesse an sexueller Betätigung.
Dass so was immer angreifbar ist, das hab ich eben schon versucht, mit auszudrücken.
Vieles, das bei solchen Überschriften dann gleich mit gedacht wird? Haut für mich oft nicht hin.
Ist schlicht ein grobes Raster, das solche Begrifflichkeiten liefern. Immer mit Übergängen, auch künstlichen Grenzziehungen. Wo fängt die eine Sexualität an, wo hört die andere auf.
Von mir aus bräuchte es überhaupt keine „Aufteilung“. Jedenfalls nicht so, wie sie heute praktiziert wird.
Solange jemand selbst halbwegs weiß, wie er sexuell selber „tickt“, damit auch klar kommt, solange finde ich den Druck, sich zu einer Gruppe zuordnen zu sollen, eher blöd.
Ist hier im Forum ja durchaus häufiger zu lesen. Oft scheint mir, Mensch ist gar nicht so von dem irritiert, was ihn sexuell ausmacht. Irritiert ist er, weil er sich einer Gruppe zuordnen soll, weil er halt „bekennen“ soll, entweder so oder so zu sein.
Wäre klasse, keiner kapierte, was ein „Coming out“ überhaupt soll, bedeutet. Nur leider ist dem halt nicht so, wird dem wohl lange nicht so sein, wenn es denn überhaupt mal dazu kommt, dass so was unwichtig wird.
LG hawi
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und die Intelligenten voller Zweifel sind.“
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@ Admin: Es war wirklich nicht meine Absicht hier super viel "Werbung" zu verbreiten. Ich werde es nun auf jeden Fall nicht mehr erwähnen.
Ich beschäftige mich nun seit gut drei Jahren mit "Asexualität". So wie der Begriff oben beschrieben ist wird er
in der asexuellen Community definiert. Mir ist klar, dass das alles nicht immer ganz eindeutig ist oder auch dass
der Begriff irreführend sein kann.
Es gibt auch noch viele weitere Begriffe dieser Art (demisexuell, aromantisch), welche die Einstellungen der Leute noch näher beschreiben können.
Ich denke in dem beigefügten Video wird das ganz gut ausgedrückt: Viele Ansichten existieren auf einem Kontinuum, es gibt nicht nur "Sex ist das Beste" und "Sex never-ever", sondern auch alles mögliche dazwischen.
Als jemand, der im Gegensatz zum Großteil der Bevölkerung am unteren Ende der Sex-Skala liegt, kann man sich schnell als "komisch" fühlen. Zu merken, dass man mit diesen Ansichten aber gar nicht alleine ist, hat mir extrem geholfen.
Die konrekte Bezeichnung ist sicherlich gar nicht so relevant, wir könnten auch "Ace" oder "Cake-Group" heißen. Aber es ist wichtig für uns einen Begriff zu haben, um uns zu beschreiben. Denn Dinge, die existieren, haben Namen. (Zitat aus dem Video )
Ich denke, ob man Selbstbefriedigung als Sex definiert oder nicht ist auch Definitionssache.
@hawi: Das freut mich wirklich sehr, dass du dem Thread offen gegenüberstehst. Ich denke für viele Menschen ist es einfach schwer vorstellbar kein Verlangen nach Sex zu haben, so dass sie so etwas wie "Asexualität" gerne als Krankheit abstempeln.
Ich beschäftige mich nun seit gut drei Jahren mit "Asexualität". So wie der Begriff oben beschrieben ist wird er
in der asexuellen Community definiert. Mir ist klar, dass das alles nicht immer ganz eindeutig ist oder auch dass
der Begriff irreführend sein kann.
Es gibt auch noch viele weitere Begriffe dieser Art (demisexuell, aromantisch), welche die Einstellungen der Leute noch näher beschreiben können.
Ich denke in dem beigefügten Video wird das ganz gut ausgedrückt: Viele Ansichten existieren auf einem Kontinuum, es gibt nicht nur "Sex ist das Beste" und "Sex never-ever", sondern auch alles mögliche dazwischen.
Als jemand, der im Gegensatz zum Großteil der Bevölkerung am unteren Ende der Sex-Skala liegt, kann man sich schnell als "komisch" fühlen. Zu merken, dass man mit diesen Ansichten aber gar nicht alleine ist, hat mir extrem geholfen.
Die konrekte Bezeichnung ist sicherlich gar nicht so relevant, wir könnten auch "Ace" oder "Cake-Group" heißen. Aber es ist wichtig für uns einen Begriff zu haben, um uns zu beschreiben. Denn Dinge, die existieren, haben Namen. (Zitat aus dem Video )
Ich denke, ob man Selbstbefriedigung als Sex definiert oder nicht ist auch Definitionssache.
@hawi: Das freut mich wirklich sehr, dass du dem Thread offen gegenüberstehst. Ich denke für viele Menschen ist es einfach schwer vorstellbar kein Verlangen nach Sex zu haben, so dass sie so etwas wie "Asexualität" gerne als Krankheit abstempeln.
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Ach, interessant. Dann definiere doch mal.Ich denke, ob man Selbstbefriedigung als Sex definiert oder nicht ist auch Definitionssache.
wikipedia sagt:
"Im weiteren Sinn bezeichnet Sexualität die Gesamtheit der Lebensäußerungen, Verhaltensweisen, Empfindungen und Interaktionen von Lebewesen in Bezug auf ihr Geschlecht."
weist darauf hin, dass auch Selbstbefriedigung unter "Sexualität" fällt?
Dann ist natülrich verständlich, dass der Begriff "ASexualität" irreführend ist, aber für eine Umbenennung ist es jetzt wohl zu spät.
Der SatzSexualität [zɛks-] (sinngemäß „Geschlechtlichkeit“, von spätlat. sexualis; aus lat. sexus „Geschlecht“; vgl. Sex) bezeichnet im engeren biologischen Sinne die Gegebenheit von (mindestens) zwei verschiedenen Fortpflanzungstypen (Geschlechtern) von Lebewesen derselben Art, die nur jeweils zusammen mit einem Angehörigen des (bzw. eines) anderen Typus (Geschlechts) zu einer zygotischen Fortpflanzung fähig sind. Hier dient die Sexualität einer Neukombination von Erbinformationen, die aber bei manchen Lebensformen auch durch der Sexualität ähnliche, nicht polare, Rekombinationsvorgänge ermöglicht wird.
Im sozio- und verhaltensbiologischen Sinne bezeichnet der Begriff die Formen dezidiert geschlechtlichen Verhaltens zwischen Geschlechtspartnern. Bei vielen Wirbeltieren hat das Sexualverhalten zusätzliche Funktionen im Sozialgefüge der Population hinzugewonnen, die nichts mehr mit dem Genomaustausch zu tun haben müssen, so dass dann die handelnden Partner auch nicht unbedingt unterschiedlichen Geschlechts sein müssen.
Im weiteren Sinn bezeichnet Sexualität die Gesamtheit der Lebensäußerungen, Verhaltensweisen, Empfindungen und Interaktionen von Lebewesen in Bezug auf ihr Geschlecht. Zwischenmenschliche Sexualität wird in allen Kulturen auch als ein möglicher Ausdruck der Liebe zwischen zwei Personen verstanden.
"Im weiteren Sinn bezeichnet Sexualität die Gesamtheit der Lebensäußerungen, Verhaltensweisen, Empfindungen und Interaktionen von Lebewesen in Bezug auf ihr Geschlecht."
weist darauf hin, dass auch Selbstbefriedigung unter "Sexualität" fällt?
Dann ist natülrich verständlich, dass der Begriff "ASexualität" irreführend ist, aber für eine Umbenennung ist es jetzt wohl zu spät.
Hallo extra !
Die Thematik "Asexualität" interessiert mich, und das "Aven-Forum" habe ich deshalb auch mal überflogen. Ich bin indessen ein Mensch vom entgegensetzten Ende der Skala des vom Mittelmaß abweichenden sexuellen Verlangens, lebe seit 25 Jahren promiskuitiv-bisexuell. Und ich bekenne mich zur klassischen Psychoanalyse nach Freud, habe auf diese Weise eine Selbstanalyse absolviert, die inzwischen in den Rahmen einer regulären Psychotherapie gestellt ist. Mein Therapeut ist u.a. ein anerkannter Sexualwissenschaftler, meine Sexualität steht im Zentrum der Therapie - ich bin ein "mißbrauchtes Kind", da ist alldies ja nicht ungewöhnlich. Auch daß ich mich theoretisch intensiv mit Sexualität beschäftige, verwundert von daher wohl kaum.
So wie es für Sex keine feste Grenze nach oben gibt, so gibt es sie wohl auch nach unten nicht. Niemand kann mit allgemeinem Geltungsanspruch sagen, wieviel Sex für einen Menschen gesund ist. Ich lege gerne den etwas unscharfen Maßstab der Harmonie an: wesentlich ist, ob es bei einem Menschen eine innerpschische Harmonie gibt, und er auch mit seiner Umwelt in ein harmonisches Verhältnis kommen kann. Wenn also ein Mensch körperlich und seelisch gesund - "psychisch unaufällig" - ist, keinen keinen Leidensdruck erfährt, "mit sich und der Welt im Reinen ist", dann spielt es keine Rolle, wieviel oder wiewenig Sex er hat, ja ob er überhaupt Sex hat.
Die Psychoanalyse bietet auch Erklärungen für ein Phänomen wie Asexualität an, nämlich zuförderst eine nahezu vollständige "Sublimation" der sexuellen Libido auf andere Lebensbereiche. Salopp formuliert: alles, was wir mit Leidenschaft tun, ist wahrscheinlich eine Sublimation ursprünglich sexueller Libido. Hinzu kommen zwei Daseinsbereiche, die von Freud sogar als orginär sexuell erregend und auch befriedigend beschrieben werden, nämlich einerseits körperliche Betätigung (körperliche Arbeit, Sport) und andererseits intellektuelle Betätigung. Die Erregung und Befriedung, die wir aus körperlicher Arbeit, Sport und intellektueller Betätigung ziehen können, nehmen wir wohl wahr, aber wir interpretieren sie meist als eine Erregung und Befriedigung "eigener Art", verbinden sie nicht mit Sexualität. Es ist ohne weiteres vorstellbar, daß die ursprünglich sexuelle Libido durch die vorgenannten Betätigungen und durch Sublimation derart vollständig aufgesogen wird, daß für den originären sexuellen Bereich nicht mehr viel übrig bleibt - zu wenig jedenfalls, um Motiv für regelmässige sexuelle Betätigung zu sein. Ist das der Fall, dann braucht dieser Mensch wirklich keine oder fast keine sexuellen Aktivitäten mehr, um sich mit vollem Recht psychisch und physisch gesund zu fühlen. Es ist mir daher auch sehr gut verständlich, daß sich solche Menschen gegen die soziale Inanspruchnahme, sich gefälligst "normal" sexuell zu betätigen, und erst Recht gegen eine Pathologisierung wehren.
Es gibt aber auch einige Fallgruppen von sexuellen Störungen, die dazu führen, daß sich Menschen zwar a-sexuell verhalten, aber darunter nicht wenig leiden. Es gibt viele Fälle, in denen Menschen zwar ein sexuelles Verlangen verspüren, aber dieses aus unterschiedlichsten Gründen nicht ausleben können. Auch nicht selten ist wohl der Fall, daß ein sexuelles Verlangen zwar wahrgenommen, aber verleugnet wird - so war es zum Beispiel auch bei mir selbst über den größten Teil meiner Jugend gewesen. Ursache dafür war bei mir die massive und brutale Sexualeinschüchterung des "schlimmen Kindes" durch beide Eltern, die sich an den sexuellen Mißbrauch durch die Mutter angeschlossen hatte. Solche Fälle sind in meinen Augen klar pathologisch; regelmässig treten dabei auch weitere konkrete psychische und psychosomatische Krankheitsbilder auf. Mir sind keine verlässlichen Zahlen bekannt - aber ich glaube, diese Fallgruppen sind sehr zahlreich.
Sexualität liegt nun mal auch heute noch unter einem - wenn auch zurückweichenden - Tabu, ist sehr stark schambehaftet und eine angemessene Kommunikation darüber jenseits von moralischen und romantischen Idealvorstellungen einerseits und zotigem Schwadronieren andererseits - ist auch heute noch sehr schwer.
Vor diesem Hintergrund drängt sich mir die Befürchtung auf, daß sich diese letztgenannten Gruppen durch eine sehr weitherzige Definition von "gesunder Asexualität" dazu eingeladen fühlen, einen Zusammenhang zwischen ihrer "A-Sexualität" und ihrem Leiden, ihren Krankheitsbildern zu bestreiten und darin dann auch noch sozial bestärkt werden: sie seien ja nur asexuell, und wehren sich dann "mit Händen und Füßen" gegen eine vermeintlich "diskriminierende" Pathologisierung, erfahren auch darin soziale Unterstützung. Und so werden sie dann, ohne daß einer an diesem Prozeß Beteiligten dies beabsichten würde, in ihrem Leiden womöglich festgehalten, die Krankheitseinsicht noch zusätzlich erschwert.
Gruß
Möbius
Die Thematik "Asexualität" interessiert mich, und das "Aven-Forum" habe ich deshalb auch mal überflogen. Ich bin indessen ein Mensch vom entgegensetzten Ende der Skala des vom Mittelmaß abweichenden sexuellen Verlangens, lebe seit 25 Jahren promiskuitiv-bisexuell. Und ich bekenne mich zur klassischen Psychoanalyse nach Freud, habe auf diese Weise eine Selbstanalyse absolviert, die inzwischen in den Rahmen einer regulären Psychotherapie gestellt ist. Mein Therapeut ist u.a. ein anerkannter Sexualwissenschaftler, meine Sexualität steht im Zentrum der Therapie - ich bin ein "mißbrauchtes Kind", da ist alldies ja nicht ungewöhnlich. Auch daß ich mich theoretisch intensiv mit Sexualität beschäftige, verwundert von daher wohl kaum.
So wie es für Sex keine feste Grenze nach oben gibt, so gibt es sie wohl auch nach unten nicht. Niemand kann mit allgemeinem Geltungsanspruch sagen, wieviel Sex für einen Menschen gesund ist. Ich lege gerne den etwas unscharfen Maßstab der Harmonie an: wesentlich ist, ob es bei einem Menschen eine innerpschische Harmonie gibt, und er auch mit seiner Umwelt in ein harmonisches Verhältnis kommen kann. Wenn also ein Mensch körperlich und seelisch gesund - "psychisch unaufällig" - ist, keinen keinen Leidensdruck erfährt, "mit sich und der Welt im Reinen ist", dann spielt es keine Rolle, wieviel oder wiewenig Sex er hat, ja ob er überhaupt Sex hat.
Die Psychoanalyse bietet auch Erklärungen für ein Phänomen wie Asexualität an, nämlich zuförderst eine nahezu vollständige "Sublimation" der sexuellen Libido auf andere Lebensbereiche. Salopp formuliert: alles, was wir mit Leidenschaft tun, ist wahrscheinlich eine Sublimation ursprünglich sexueller Libido. Hinzu kommen zwei Daseinsbereiche, die von Freud sogar als orginär sexuell erregend und auch befriedigend beschrieben werden, nämlich einerseits körperliche Betätigung (körperliche Arbeit, Sport) und andererseits intellektuelle Betätigung. Die Erregung und Befriedung, die wir aus körperlicher Arbeit, Sport und intellektueller Betätigung ziehen können, nehmen wir wohl wahr, aber wir interpretieren sie meist als eine Erregung und Befriedigung "eigener Art", verbinden sie nicht mit Sexualität. Es ist ohne weiteres vorstellbar, daß die ursprünglich sexuelle Libido durch die vorgenannten Betätigungen und durch Sublimation derart vollständig aufgesogen wird, daß für den originären sexuellen Bereich nicht mehr viel übrig bleibt - zu wenig jedenfalls, um Motiv für regelmässige sexuelle Betätigung zu sein. Ist das der Fall, dann braucht dieser Mensch wirklich keine oder fast keine sexuellen Aktivitäten mehr, um sich mit vollem Recht psychisch und physisch gesund zu fühlen. Es ist mir daher auch sehr gut verständlich, daß sich solche Menschen gegen die soziale Inanspruchnahme, sich gefälligst "normal" sexuell zu betätigen, und erst Recht gegen eine Pathologisierung wehren.
Es gibt aber auch einige Fallgruppen von sexuellen Störungen, die dazu führen, daß sich Menschen zwar a-sexuell verhalten, aber darunter nicht wenig leiden. Es gibt viele Fälle, in denen Menschen zwar ein sexuelles Verlangen verspüren, aber dieses aus unterschiedlichsten Gründen nicht ausleben können. Auch nicht selten ist wohl der Fall, daß ein sexuelles Verlangen zwar wahrgenommen, aber verleugnet wird - so war es zum Beispiel auch bei mir selbst über den größten Teil meiner Jugend gewesen. Ursache dafür war bei mir die massive und brutale Sexualeinschüchterung des "schlimmen Kindes" durch beide Eltern, die sich an den sexuellen Mißbrauch durch die Mutter angeschlossen hatte. Solche Fälle sind in meinen Augen klar pathologisch; regelmässig treten dabei auch weitere konkrete psychische und psychosomatische Krankheitsbilder auf. Mir sind keine verlässlichen Zahlen bekannt - aber ich glaube, diese Fallgruppen sind sehr zahlreich.
Sexualität liegt nun mal auch heute noch unter einem - wenn auch zurückweichenden - Tabu, ist sehr stark schambehaftet und eine angemessene Kommunikation darüber jenseits von moralischen und romantischen Idealvorstellungen einerseits und zotigem Schwadronieren andererseits - ist auch heute noch sehr schwer.
Vor diesem Hintergrund drängt sich mir die Befürchtung auf, daß sich diese letztgenannten Gruppen durch eine sehr weitherzige Definition von "gesunder Asexualität" dazu eingeladen fühlen, einen Zusammenhang zwischen ihrer "A-Sexualität" und ihrem Leiden, ihren Krankheitsbildern zu bestreiten und darin dann auch noch sozial bestärkt werden: sie seien ja nur asexuell, und wehren sich dann "mit Händen und Füßen" gegen eine vermeintlich "diskriminierende" Pathologisierung, erfahren auch darin soziale Unterstützung. Und so werden sie dann, ohne daß einer an diesem Prozeß Beteiligten dies beabsichten würde, in ihrem Leiden womöglich festgehalten, die Krankheitseinsicht noch zusätzlich erschwert.
Gruß
Möbius
Danke für diesen Input Möbius.
Ich denke auch, dass man "asexuelle" Menschen klar von Menschen trennen muss, die eine sexuelle Funktionsstörung haben/ sexuell missbraucht worden sind oder ähnliches.
Das mag manchmal sicherlich gar nicht so einfach sein, stimmt.
Ich war anfangs auch lange Zeit am Zweifeln, ob die -in meinem Fall- mangelnde Libido nicht
auch andere Ursachen haben kann (z.B. eine Blockade, die Pille, Selbstwertgefühl,...).
Die Überlegungen haben allerdings zu keinem Ergebnis geführt.
Vlt. ist es auch noch etwas anderes keine Libido zu haben oder einfach nicht mit anderen Menschen
schlafen zu wollen.
Ich denke jeder muss für sich selbst entscheiden, in wie weit sein sex. Desinteresse auch andere Ursachen haben kann und in wie weit man dem Ganzen auf dem Grund gehen möchte.
Ich denke auch, dass man "asexuelle" Menschen klar von Menschen trennen muss, die eine sexuelle Funktionsstörung haben/ sexuell missbraucht worden sind oder ähnliches.
Das mag manchmal sicherlich gar nicht so einfach sein, stimmt.
Ich war anfangs auch lange Zeit am Zweifeln, ob die -in meinem Fall- mangelnde Libido nicht
auch andere Ursachen haben kann (z.B. eine Blockade, die Pille, Selbstwertgefühl,...).
Die Überlegungen haben allerdings zu keinem Ergebnis geführt.
Vlt. ist es auch noch etwas anderes keine Libido zu haben oder einfach nicht mit anderen Menschen
schlafen zu wollen.
Ich denke jeder muss für sich selbst entscheiden, in wie weit sein sex. Desinteresse auch andere Ursachen haben kann und in wie weit man dem Ganzen auf dem Grund gehen möchte.
Hallo extra !
Es freut mich, daß Du meinen Beitrag nicht als negativ empfunden hast. Ich akzeptiere sehr gerne, wie gesagt, daß es ohne weiteres möglich ist, daß Menschen kein oder nur geringfügiges sexuelles Verlangen empfinden.
Aber es geht schon damit los, daß, wie Du auch selbst schreibst, sexuelles Verlangen davon zu unterscheiden ist von dem Verlangen, "mit anderen Menschen zu schlafen".
Es ist keinesfalls polemisch gemeint, wenn ich jetzt sage, daß ich meine Hunde stets als wesentlich angenehmere Bettgenossen empfunden habe, als meine Frau. Mit meinen Schäferhunden konnte ich genauso kuscheln, wie mit einem Menschen, und wenn sie irgendwelche Zicken gemacht haben, waren sie recht einfach aus meinem Bett zu entfernen, ohne daß sie deswegen länger sauer gewesen waren.
Was ich damit sagen will: Sex wird vom Mainstream her stets mit Intimität, Nähe, Kuscheln usw. verbunden. Meiner langjährigen Beobachtung nach gibt es aber viele Menschen, gerade unter den Promiskuitiven, bei denen genau das nicht der Fall ist: es gibt sehr viele Promiskuitive, die einen intensiven, mitunter auch sehr zärtlichen Sex in der Szene haben - aber auch großen Wert darauf legen, zuhause und erst recht in ihrem Bett für sich alleine zu sein.
Man könnte sich von daher sehr wohl die Frage stellen, ob die Abneigung gegen Sex nicht primär eine Abneigung gegen sexuelle Aktivitäten mit anderen ausdrückt, als vielmehr eine Abneigung gegen das, was mit Sex nach dem Mainstream verbunden sein muß: Intimität, verlieben, Romantik, candle-light undsoweiter. Der für mich neue Begriff "Aromantik", den ich im Aven-Forum erstmals gelesen habe, hat mich insofern aufhorchen lassen.
Es gibt auch sehr viele Menschen, zu denen ich mich auch rechne, die sehr intensiven Sex ohne Körperkontakte mit anderen haben können, autoerotisch und exhibitionistisch sind. Auch voyeuristische Menschen benötigen keine Körperkontakte. Durch die Möglichkeit von "camsex" als "Neosexualität" seit dem Aufkommen des internets haben solche Menschen eine Plattform gefunden, über die sie ihre Neigung ausleben können, ohne mit anderen Körperkontakt zu haben. Hinzu kommt, daß der Internet-Kontakt große Unverbindlichkeit bietet. Es ist jedem freigestellt, sich bei den entsprechenden Portalen anzumelden und auch wieder abzumelden.
Es gibt auch viele Menschen, die eine sehr intensive Autoerotik leben und die als "Wichser" ebenfalls auch heute noch erheblichen Diskriminierungen ausgesetzt sind.
Solche Sexualitäten unter "Asexuell" fassen zu wollen, kann ich mich einfach nicht verstehen.
Ich vermute, daß es etliche Menschen gibt, die sich als "asexuell" verstehen wollen, die aber tatsächlich durchaus sexuelles Verlangen verspüren. Dieses sexuelle Verlangen ist allerdings davon verschieden, was nach dem Mainstream regelmässig mit "Sexualität" verbunden ist: zunächst einmal, daß es genau einen Partner geben müsse - es kann nämlich beim Gruppensex auch sehr viele Partner geben - und daß zu diesem Partner eine verbindliche, emotionale Beziehung bestehen müsse. Es muß aber überhaupt keinen Partner geben - man kann Sexualität auch sehr gut ganz alleine leben, und man kann auch Sexualität ohne diese emotionalen Verbindlichkeiten leben.
Ich vermute von daher, daß es eine erhebliche Anzahl von Menschen gibt, die sich nur allzugerne unter dem "Label" der Asexualität bequem einrichten wollen, obschon sie durchaus sexuelles Verlangen verspüren, aber durch die Anforderungen, die der Mainstream an Sexualität stellt, und denen sie sich nicht gewachsen fühlen, daran gehindert sehen - und die pathologischen Fälle kommen noch dazu.
In sofern sehe ich also "Asexualität" nach wie vor etwas kritisch.
Gruß
Möbius
Es freut mich, daß Du meinen Beitrag nicht als negativ empfunden hast. Ich akzeptiere sehr gerne, wie gesagt, daß es ohne weiteres möglich ist, daß Menschen kein oder nur geringfügiges sexuelles Verlangen empfinden.
Aber es geht schon damit los, daß, wie Du auch selbst schreibst, sexuelles Verlangen davon zu unterscheiden ist von dem Verlangen, "mit anderen Menschen zu schlafen".
Es ist keinesfalls polemisch gemeint, wenn ich jetzt sage, daß ich meine Hunde stets als wesentlich angenehmere Bettgenossen empfunden habe, als meine Frau. Mit meinen Schäferhunden konnte ich genauso kuscheln, wie mit einem Menschen, und wenn sie irgendwelche Zicken gemacht haben, waren sie recht einfach aus meinem Bett zu entfernen, ohne daß sie deswegen länger sauer gewesen waren.
Was ich damit sagen will: Sex wird vom Mainstream her stets mit Intimität, Nähe, Kuscheln usw. verbunden. Meiner langjährigen Beobachtung nach gibt es aber viele Menschen, gerade unter den Promiskuitiven, bei denen genau das nicht der Fall ist: es gibt sehr viele Promiskuitive, die einen intensiven, mitunter auch sehr zärtlichen Sex in der Szene haben - aber auch großen Wert darauf legen, zuhause und erst recht in ihrem Bett für sich alleine zu sein.
Man könnte sich von daher sehr wohl die Frage stellen, ob die Abneigung gegen Sex nicht primär eine Abneigung gegen sexuelle Aktivitäten mit anderen ausdrückt, als vielmehr eine Abneigung gegen das, was mit Sex nach dem Mainstream verbunden sein muß: Intimität, verlieben, Romantik, candle-light undsoweiter. Der für mich neue Begriff "Aromantik", den ich im Aven-Forum erstmals gelesen habe, hat mich insofern aufhorchen lassen.
Es gibt auch sehr viele Menschen, zu denen ich mich auch rechne, die sehr intensiven Sex ohne Körperkontakte mit anderen haben können, autoerotisch und exhibitionistisch sind. Auch voyeuristische Menschen benötigen keine Körperkontakte. Durch die Möglichkeit von "camsex" als "Neosexualität" seit dem Aufkommen des internets haben solche Menschen eine Plattform gefunden, über die sie ihre Neigung ausleben können, ohne mit anderen Körperkontakt zu haben. Hinzu kommt, daß der Internet-Kontakt große Unverbindlichkeit bietet. Es ist jedem freigestellt, sich bei den entsprechenden Portalen anzumelden und auch wieder abzumelden.
Es gibt auch viele Menschen, die eine sehr intensive Autoerotik leben und die als "Wichser" ebenfalls auch heute noch erheblichen Diskriminierungen ausgesetzt sind.
Solche Sexualitäten unter "Asexuell" fassen zu wollen, kann ich mich einfach nicht verstehen.
Ich vermute, daß es etliche Menschen gibt, die sich als "asexuell" verstehen wollen, die aber tatsächlich durchaus sexuelles Verlangen verspüren. Dieses sexuelle Verlangen ist allerdings davon verschieden, was nach dem Mainstream regelmässig mit "Sexualität" verbunden ist: zunächst einmal, daß es genau einen Partner geben müsse - es kann nämlich beim Gruppensex auch sehr viele Partner geben - und daß zu diesem Partner eine verbindliche, emotionale Beziehung bestehen müsse. Es muß aber überhaupt keinen Partner geben - man kann Sexualität auch sehr gut ganz alleine leben, und man kann auch Sexualität ohne diese emotionalen Verbindlichkeiten leben.
Ich vermute von daher, daß es eine erhebliche Anzahl von Menschen gibt, die sich nur allzugerne unter dem "Label" der Asexualität bequem einrichten wollen, obschon sie durchaus sexuelles Verlangen verspüren, aber durch die Anforderungen, die der Mainstream an Sexualität stellt, und denen sie sich nicht gewachsen fühlen, daran gehindert sehen - und die pathologischen Fälle kommen noch dazu.
In sofern sehe ich also "Asexualität" nach wie vor etwas kritisch.
Gruß
Möbius
Hallo Möbius,Möbius hat geschrieben:Die Psychoanalyse bietet auch Erklärungen für ein Phänomen wie Asexualität an, nämlich zuförderst eine nahezu vollständige "Sublimation" der sexuellen Libido auf andere Lebensbereiche.
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Ich vermute von daher, daß es eine erhebliche Anzahl von Menschen gibt, die sich nur allzugerne unter dem "Label" der Asexualität bequem einrichten wollen, obschon sie durchaus sexuelles Verlangen verspüren, aber durch die Anforderungen, die der Mainstream an Sexualität stellt, und denen sie sich nicht gewachsen fühlen, daran gehindert sehen - und die pathologischen Fälle kommen noch dazu.
ich bekenne, weder von Freud noch von Psychoanalyse wirklich Ahnung/Wissen zu haben.
Zumindest dem, was du hier schreibst entnehme ich so was wie eine „Norm“, einen Maßstab, der „mitschwingt“, an dem gemessen wird.
Norm scheint mir da eher nicht „Asexualität“ zu sein. Denn wäre das Norm, müsste ja viel mehr die sogenannte „sexuelle Libido“ hinterfragt werden.
Nichts gegen Normatives, aber ich finde, das, grad das sollte bei der „Anwendung von Normen“ immer mit beachtet werden. Schlicht dass es eine gedankliche Normalität gibt, die Grundlage des Messens ist.
Eine Grundlage die vielfach passen wird, nur wohl, aus heutiger Sicht, nicht immer, nicht immer zu 100%.
Macht es – zugegeben – unklarer, schwieriger.
Einfach mal unterstellt es gibt individuell durchaus ein breites Spektrum menschlicher Sexualitäten, die alle „normal“ sein können, dann?
Dann müsste heute eigentlich einer Psychoanalyse so etwas wie eine Physioanalyse vorangehen. Etwas, das es so wohl noch eine Weile nicht geben wird, nämlich eine Grundfestellung all dessen, was jemanden individuell ausmacht. Erst wenn dazu ein Ergebnis vorläge, bestünde Klarheit über den individuell persönlichen Maßstab der anzulegen wäre.
Für mich durchaus gut vorstellbar (aber natürlich blanke Theorie), dass sich so ganz neu psychoanalysieren ließe.
Weiterhin sicher „Sublimierung“! Nur – wie ich vermute – durchaus nicht auf ein „Label“ beschränkt.
Sexuelles Verlangen das sich als Asexualität geriert wäre genauso möglich wie sexuelles Verlangen, das eher „Label“ ist, das womöglich dann auch das ist, wie du es umgekehrt hier für Asexualität schreibst.
Bequem kann ja durchaus auch das sein. Lieber eine „normale Libido“ darstellen, sich zurechnen, als eine tatsächlich eher kleine zu leben.
Natürlich ohne selber viel zu wissen, für mich wären, sind da zig Variationen denkbar, grad auch in Sachen Sexualität. Bei jedem „Label“ ließe sich wohl mancheiner finden, der „tatsächlich“ wo anders hin gehört, bzw. der zwar Gründe hat, dass er sich dieser Gruppe zurechnet, aber halt Gründe, die eher fern seiner Physis, Biologie liegen.
Und sogar das? Auch das muss ja nicht immer verkehrt sein. Auch da wäre sicher erst dann dran zu „arbeiten“, wenn so eine Person dran leidet, mit dieser Situation selbst nicht klar kommt.
LG hawi
„Das Ärgerlichste in dieser Welt ist, daß die Dummen todsicher
und die Intelligenten voller Zweifel sind.“
Bertrand Russell
und die Intelligenten voller Zweifel sind.“
Bertrand Russell
Hallo Hawi!
Ich will Deinen Ausführungen nur in einem Punkt entgegentreten:
Die Psychoanalyse Freuds geht nämlich davon aus, daß jeder Mensch die Anlagen für das gesamte Spektrum menschlicher Sexualitäten in sich trägt, und die konkrete Ausprägung der individuellen Sexualität ein Produkt einer soziokulturellen und psychischen Entwicklung ist, die spätestens mit der Geburt beginnt, und deren wichtigsten Weichen wohl in der Kindheit, dh vor der Pubertät, gestellt werden. Der Einfluß der Physis und insbesondere der Gene dürfte dagegen sehr gering sein. Er reicht ja noch nicht einmal aus, um aus dem Vorhandensein biologisch weiblicher oder männlicher Genitalien eine entsprechende Ausprägung der sexuellen Persönlichkeit zuverlässig abzuleiten, wie man am Phänomen der Transsexualität deutlich ablesen kann. Frei nach de Beauvoir: als Mann oder Frau wird man nicht geboren - man wird dazu gemacht oder besser: man, dh das Kind, entwickelt sich dazu. "Machen", das heißt ja hier, daß eine Geschlechtsidentität, eine soziale Rolle und natürlich auch ein bestimmter Rahmen von Sexualität durch bewußte, zielgerichtete Akte der Erziehung zugewiesen, andere vermieden werden sollen. Aber es gibt eine Reihe von anderen Faktoren, die mindestens genauso wichtig sind bei dieser Entwicklung, wenn nicht sogar noch mächtiger, aber eben gerade nicht auf zielgerichtetem Handeln - "Erziehung" - beruhen. Es sind im wesentlichen Interaktionen zwischen Eltern und Kind, dem Kind und seiner sozialen Umwelt im weitesten Sinne - und diese sind jedenfalls nicht vollständig durch bewußtes Handeln von Eltern, Erziehern oder "der Gesellschaft" zu kontrollieren.
Hinzu kommt, daß es nicht nur diese Ereignisse selbst sind, sondern das letztlich entscheidende ist, wie das Kind diese Ereignisse in seiner kindlichen, selbst noch in der Entwicklung befindlichen, "unfertigen" und noch nicht voll leistungsfähigen Psyche verarbeitet. Denn eine Reihe von diesen so wichtigen Ereignissen sind sehr unerfreulich - Konflikte, die bewältigt werden müssen. Die gelungene Verarbeitung, die Bewältigung dieser Konflikte ist es ja gerade, die den Menschen zum Erwachsenen heranreifen lässt. Sie sind ebenso schmerzlich, wie notwendig, und daß die Bewältigung dieser unvermeidlichen "Psychodramen der Kindheit" auch gelingt, ist auch in keinem einzelnen Falle gesichert und auch nicht durch die liebevollsten Eltern, die besten gesellschaftlichen Maßnahmen zu gewährleisten. Aus Sicht der Psychoanalyse ist nichts falscher als die der glücklichen, schönen und unbeschwerten Kinderzeit - sie ist im Gegenteil stets auch eine Zeit der größten seelischen Nöte und Gefahren, der schwersten psychischen Leiden. Diese für alle Eltern - und solche, die Eltern werden wollen - höchst unbehagliche Vorstellung von der Kindheit hat wohl nicht wenig zu der Ablehnung beigetragen, die der Psychoanalyse all ihrer unbestreitbaren und unzähligen klinischen Erfolge zum Trotz bis heute entgegenschlägt. Es ist nur allzu verständlich, daß man bis heute hoffen will, das liebgewordene und für viele wohl unverzichtbare Bild vom Idyll der Kindheit dadurch zu retten, daß man "Homo-Gene", "Promiskuitäts-Hormone" oder ähnliches findet, die dann die Annahme dieser fürchterlichen Dramen der Kindheit überflüssig machen und widerlegen könnten.
Und gerade diese Prozeße in der Psyche des Kindes entziehen sich am ehesten der Kontrolle der anderen, weil selbst liebende und fürsorgliche, in jeder Hinsicht "vorbildliche" Eltern in vielen Fällen garnichts oder nur Bruchteile davon mitbekommen, ihre Einwirkungsmöglichkeiten schon von daher beschränkt sind. Das Gesamtergebnis ist demnach niemals zuverlässig vorherzusehen - "kontingent", wie die Sozialwissenschaftler gerne sagen: Zufall, Glück oder Schicksal, je nach Sichtweise. Freilich kann man bewußte Präferenzen setzen, die eine Entwicklung begünstigen, die andere behindern. Die dazu bewußt ergriffenen Maßnahmen können ihr Ziel mehr oder weniger erreichen oder verfehlen. Das hat man in der Vergangenheit getan und tut es auch heute mit freilich deutlich veränderten Präferenzen. Aber "man kann tun, was man will", es ist niemals mit auch nur annähernder Sicherheit zu gewährleisten, daß ein Kind in seinem späteren Leben eine männliche oder weibliche oder eine "dritte" Identität irgendwo dazwischen (oder sogar darüber hinaus) entwickeln und welche Gestalt seine mit dieser Identität gelebte oder entwickelte Sexualität haben wird. Es gab und gibt stets eine große Anzahl von Menschen, deren sexuelle Entwicklung und die in der Folge gelebte Sexualität nicht den Vorstellungen ihren Eltern, ihrer Gesellschaft und deren Institutionen entspricht und die wird es wohl auch immer geben.
Gruß
Möbius
Ich will Deinen Ausführungen nur in einem Punkt entgegentreten:
Die Psychoanalyse Freuds geht nämlich davon aus, daß jeder Mensch die Anlagen für das gesamte Spektrum menschlicher Sexualitäten in sich trägt, und die konkrete Ausprägung der individuellen Sexualität ein Produkt einer soziokulturellen und psychischen Entwicklung ist, die spätestens mit der Geburt beginnt, und deren wichtigsten Weichen wohl in der Kindheit, dh vor der Pubertät, gestellt werden. Der Einfluß der Physis und insbesondere der Gene dürfte dagegen sehr gering sein. Er reicht ja noch nicht einmal aus, um aus dem Vorhandensein biologisch weiblicher oder männlicher Genitalien eine entsprechende Ausprägung der sexuellen Persönlichkeit zuverlässig abzuleiten, wie man am Phänomen der Transsexualität deutlich ablesen kann. Frei nach de Beauvoir: als Mann oder Frau wird man nicht geboren - man wird dazu gemacht oder besser: man, dh das Kind, entwickelt sich dazu. "Machen", das heißt ja hier, daß eine Geschlechtsidentität, eine soziale Rolle und natürlich auch ein bestimmter Rahmen von Sexualität durch bewußte, zielgerichtete Akte der Erziehung zugewiesen, andere vermieden werden sollen. Aber es gibt eine Reihe von anderen Faktoren, die mindestens genauso wichtig sind bei dieser Entwicklung, wenn nicht sogar noch mächtiger, aber eben gerade nicht auf zielgerichtetem Handeln - "Erziehung" - beruhen. Es sind im wesentlichen Interaktionen zwischen Eltern und Kind, dem Kind und seiner sozialen Umwelt im weitesten Sinne - und diese sind jedenfalls nicht vollständig durch bewußtes Handeln von Eltern, Erziehern oder "der Gesellschaft" zu kontrollieren.
Hinzu kommt, daß es nicht nur diese Ereignisse selbst sind, sondern das letztlich entscheidende ist, wie das Kind diese Ereignisse in seiner kindlichen, selbst noch in der Entwicklung befindlichen, "unfertigen" und noch nicht voll leistungsfähigen Psyche verarbeitet. Denn eine Reihe von diesen so wichtigen Ereignissen sind sehr unerfreulich - Konflikte, die bewältigt werden müssen. Die gelungene Verarbeitung, die Bewältigung dieser Konflikte ist es ja gerade, die den Menschen zum Erwachsenen heranreifen lässt. Sie sind ebenso schmerzlich, wie notwendig, und daß die Bewältigung dieser unvermeidlichen "Psychodramen der Kindheit" auch gelingt, ist auch in keinem einzelnen Falle gesichert und auch nicht durch die liebevollsten Eltern, die besten gesellschaftlichen Maßnahmen zu gewährleisten. Aus Sicht der Psychoanalyse ist nichts falscher als die der glücklichen, schönen und unbeschwerten Kinderzeit - sie ist im Gegenteil stets auch eine Zeit der größten seelischen Nöte und Gefahren, der schwersten psychischen Leiden. Diese für alle Eltern - und solche, die Eltern werden wollen - höchst unbehagliche Vorstellung von der Kindheit hat wohl nicht wenig zu der Ablehnung beigetragen, die der Psychoanalyse all ihrer unbestreitbaren und unzähligen klinischen Erfolge zum Trotz bis heute entgegenschlägt. Es ist nur allzu verständlich, daß man bis heute hoffen will, das liebgewordene und für viele wohl unverzichtbare Bild vom Idyll der Kindheit dadurch zu retten, daß man "Homo-Gene", "Promiskuitäts-Hormone" oder ähnliches findet, die dann die Annahme dieser fürchterlichen Dramen der Kindheit überflüssig machen und widerlegen könnten.
Und gerade diese Prozeße in der Psyche des Kindes entziehen sich am ehesten der Kontrolle der anderen, weil selbst liebende und fürsorgliche, in jeder Hinsicht "vorbildliche" Eltern in vielen Fällen garnichts oder nur Bruchteile davon mitbekommen, ihre Einwirkungsmöglichkeiten schon von daher beschränkt sind. Das Gesamtergebnis ist demnach niemals zuverlässig vorherzusehen - "kontingent", wie die Sozialwissenschaftler gerne sagen: Zufall, Glück oder Schicksal, je nach Sichtweise. Freilich kann man bewußte Präferenzen setzen, die eine Entwicklung begünstigen, die andere behindern. Die dazu bewußt ergriffenen Maßnahmen können ihr Ziel mehr oder weniger erreichen oder verfehlen. Das hat man in der Vergangenheit getan und tut es auch heute mit freilich deutlich veränderten Präferenzen. Aber "man kann tun, was man will", es ist niemals mit auch nur annähernder Sicherheit zu gewährleisten, daß ein Kind in seinem späteren Leben eine männliche oder weibliche oder eine "dritte" Identität irgendwo dazwischen (oder sogar darüber hinaus) entwickeln und welche Gestalt seine mit dieser Identität gelebte oder entwickelte Sexualität haben wird. Es gab und gibt stets eine große Anzahl von Menschen, deren sexuelle Entwicklung und die in der Folge gelebte Sexualität nicht den Vorstellungen ihren Eltern, ihrer Gesellschaft und deren Institutionen entspricht und die wird es wohl auch immer geben.
Gruß
Möbius
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