Hallo allerseits!
Ich fang einfach mal an. Also als kind wurde ich sexuell mißbraucht( durch berührungen und pornos zeigen) . Das habe ich mittlerweile auch in der therapie thematisiert. Seitdem verspüre ich wieder regelmäßig einen geschlechtstrieb( war die jahre davor kaum existent) . Allerdings steht die libido in keinem kontext zu meinem mißbrauch( also werde durch erinnerungen nicht erregt oder so) . Wenn es nicht mehr unterdrückbar ist,gebe ich nach,also selbstbefriedige mich. Habe auch erst jetzt orgasmen( obwohl ich seit meiner kindheit immer wieder mal mich selbstbefriedigt hatte) . Früher paßierte das nie. Und genau da ist der punkt. Ich verstehe das einfach nicht. Es ist mir unbegreiflich. Also ich verstehe schon den physischen ablauf des ganzen und so weiter. Aber es ist so,als ob ich es mental nicht begreifen kann und das gefühl habe,daran zu 'verzweifeln'. Dementsprechend oft denk ich daran,versuch es zu verstehen und eigentlich will ich gar nicht so oft darüber nachdenken müßen. Und auch wenn ich trotz alldem immer einen orgasmus anstrebe, verstehe ich es hinterher nicht. Und hab das gefühl,daß es nicht richtig ist,nicht sein darf. Hab dann beinahe eine wut auf meinen körper,darauf wie er reagiert. Ich dachte wenn etwas zeit vergeht, und es nichts neues mehr ist,dann legt sich das thema wieder,aber es sind bereits einige monate vergangen. Komme mir deswegen sogar so blöd und beschämt vor. Fühl mich wie ein kleines kind,das eine mathe aufgabe oder so vor sich hat, und nicht versteht, sich überfordert fühlt ect. Fühle mich auch so lächerlich und abnormal, weil SOWAS mich SO sehr beschäftig.
Mit meiner therapeutin will ich derzeit nicht darüber reden,deswegen hoffe ich hier auf antworten.
Lieben dank fürs durchlesen!
Unbegreiflichkeit des Orgasmus (w)
-
- [nicht mehr wegzudenken]
- , 49
- Beiträge: 2003
Dass dein Körper nach angenehmer (!) sexueller Stimulation einen Orgasmus "produziert", halte ich für ein sehr gutes Zeichen, ganz besonders nach Missbrauchserfahrungen.
Das ist eine völlig normale Reaktion, besonders bei Selbstbefriedigung.
Toll, dass das bei dir funktioniert!!
Dass du dabei Schuldgefühle (so scheint es mir) entwickelst, ist mit Sicherheit dem Missbrauchserleben zuzuschreiben.
Durch den Missbrauch, so vermute ich als Laie, wird Sexualität für dich extrem negativ besetzt gewesen sein.
Dass du sie nun doch genießen kannst, wenn man einen Orgasmus in dem Fall so nennen kann, ist in meinen Augen ein zeichen für eine gewisse Normalisierung. Eine Gesundung gewisermaßen. Vll kannst du sie irgendwann sogar zulassen
Das ist eine völlig normale Reaktion, besonders bei Selbstbefriedigung.
Toll, dass das bei dir funktioniert!!
Dass du dabei Schuldgefühle (so scheint es mir) entwickelst, ist mit Sicherheit dem Missbrauchserleben zuzuschreiben.
Durch den Missbrauch, so vermute ich als Laie, wird Sexualität für dich extrem negativ besetzt gewesen sein.
Dass du sie nun doch genießen kannst, wenn man einen Orgasmus in dem Fall so nennen kann, ist in meinen Augen ein zeichen für eine gewisse Normalisierung. Eine Gesundung gewisermaßen. Vll kannst du sie irgendwann sogar zulassen
Ich bin auch ein "mißbrauchtes Kind" - aber ich zögere, einen direkten Zusammenhang zwischen dem Mißbrauch und den Problemen mit dem Orgasmus anzunehmen. Gewiss: mißbrauchten Kindern wird von ihren Tätern und ihrer Umwelt sehr häufig ein Schuldgefühl "aufgedrückt" - aber das steht mit dem Orgasmus nicht unbedingt in Zusammenhang, weil nämlich Kinder, wenn sie mißbraucht werden, normalerweise keinen Orgasmus haben. Wie das im vorliegenden Fall gewesen war, weiß ich nicht und muß es auch nicht wissen.
Schuldgefühle und regelrechte größere oder kleinere Depressionen nach dem Orgasmus sind allerdings unabhängig von Mißbrauchserfahrungen recht häufig in unserer Gesellschaft. Ebenfalls ist das Verhältnis zur Autoerotik in unserer Gesellschaft im allgemeinen nicht sehr positiv. Die orthodoxen christlichen Lehren sehen sie als Sünde an, und auch die Beschreibungen von helene1 im startposting gehen in diese Richtung: sie tut es nur, wenn sie es nicht mehr aushalten kann - "es braucht", sein muß, wie man so sagt. Diese beiden negativen Bewertungen, die wir alle zwar nicht mit der Muttermilch, aber mit Erziehung und Sozialisation mit aufsaugen, können völlig ausreichend sein, um jemandem die Lust an der Autoerotik und auch dem Orgasmus selbst ziemlich zu versauern.
Diese negativen Einstellungen werden jedoch nicht von der aktuellen Psychologie und Sexualwissenschaft geteilt - zur Psychotherapie gehört heute sogar in manchen Fällen die "Masturbationstherapie" mit dazu, worunter freilich nicht, wie notorische Witzbolde sicherlich meinen mögen, Masturbation mit dem oder vor den Augen des Therapeuten gemeint ist, sondern eine Anleitung zum positiven Umgang mit Masturbation - und dem dabei erreichten Orgasmus. Kritisch bewertet wird Masturbation erst dann, wenn sie die Grenze zur Sucht überschreitet oder aber zum exklusiven Sexualziel wird, das alle anderen Formen von Sexualität verdrängt. Diese Grenzen sind allerdings ausgesprochen weit gesteckt. Und in der allgemeinen Gesellschaft ist diese positive Bewertung der Masturbation noch lange nicht angekommen. Das hängt auch damit zusammen, daß Sexualität heute immer noch sehr häufig, auch von einer gewissen Fraktion von Fachleuten, auf eine Funktion einer emotional geprägten Beziehung reduziert wird. Autoerotik - ohne einen Beziehungspartner - ist in diesem Bild nicht vorgesehen.
Gewiss kann Sexualität diese Funktion haben, wird sie sogar regelmässig haben - aber sie erschöpft sich nicht darin. Eine ganz wesentliche Funktion von Sexualität ist die Reduktion von innerpsychischer Anspannung, dem Abbau von Stress, wenn man so will. Und mit dieser Funktion ist Autoerotik ganz hervorragend vereinbar, ja fast noch besser geeignet, als die "Heteroerotik" mit einem Partner zusammen. Man kann, salopp formuliert, ja nicht jedesmal über seinen Partner herfallen, nur weil man Stress abbauen will - von der Frage des Vorhandenseins eines Partners mal ganz abgesehen.
Ich berühme mich, diese Funktion von Autoerotik - aber auch von promiskuitiver Sexualität - recht gut nutzen zu können, habe mich sogar einmal aus einer psychotischen Episode ganz bewußt "herauswichsen" können.
Zum Abbau dieser negativen Einstellungen gegenüber Masturbation, Autoerotik und Orgasmus, die ich durchaus als Vorurteile ansprechen will, trägt es bei, sich mit diesem Themenkreis einmal etwas intensiver zu beschäftigen. Schon die Wikipedia-Artikel dazu bieten einen ersten Einstieg, und das gute alte "Sex-Buch" von Günther Amendt gibt es ja auch noch. Es hat den Vorteil, daß es sehr flott geschrieben ist - es richtet sich an sehr junge Menschen, setzt keinerlei Vorbildung voraus, ist eine Art "progressives Aufklärungsbuch". Und es gibt m.E. auch keinen Grund, dieses Thema nicht in der Psychotherapie zur Sprache zu bringen - gerade für ein Mißbrauchsopfer.
Schuldgefühle und regelrechte größere oder kleinere Depressionen nach dem Orgasmus sind allerdings unabhängig von Mißbrauchserfahrungen recht häufig in unserer Gesellschaft. Ebenfalls ist das Verhältnis zur Autoerotik in unserer Gesellschaft im allgemeinen nicht sehr positiv. Die orthodoxen christlichen Lehren sehen sie als Sünde an, und auch die Beschreibungen von helene1 im startposting gehen in diese Richtung: sie tut es nur, wenn sie es nicht mehr aushalten kann - "es braucht", sein muß, wie man so sagt. Diese beiden negativen Bewertungen, die wir alle zwar nicht mit der Muttermilch, aber mit Erziehung und Sozialisation mit aufsaugen, können völlig ausreichend sein, um jemandem die Lust an der Autoerotik und auch dem Orgasmus selbst ziemlich zu versauern.
Diese negativen Einstellungen werden jedoch nicht von der aktuellen Psychologie und Sexualwissenschaft geteilt - zur Psychotherapie gehört heute sogar in manchen Fällen die "Masturbationstherapie" mit dazu, worunter freilich nicht, wie notorische Witzbolde sicherlich meinen mögen, Masturbation mit dem oder vor den Augen des Therapeuten gemeint ist, sondern eine Anleitung zum positiven Umgang mit Masturbation - und dem dabei erreichten Orgasmus. Kritisch bewertet wird Masturbation erst dann, wenn sie die Grenze zur Sucht überschreitet oder aber zum exklusiven Sexualziel wird, das alle anderen Formen von Sexualität verdrängt. Diese Grenzen sind allerdings ausgesprochen weit gesteckt. Und in der allgemeinen Gesellschaft ist diese positive Bewertung der Masturbation noch lange nicht angekommen. Das hängt auch damit zusammen, daß Sexualität heute immer noch sehr häufig, auch von einer gewissen Fraktion von Fachleuten, auf eine Funktion einer emotional geprägten Beziehung reduziert wird. Autoerotik - ohne einen Beziehungspartner - ist in diesem Bild nicht vorgesehen.
Gewiss kann Sexualität diese Funktion haben, wird sie sogar regelmässig haben - aber sie erschöpft sich nicht darin. Eine ganz wesentliche Funktion von Sexualität ist die Reduktion von innerpsychischer Anspannung, dem Abbau von Stress, wenn man so will. Und mit dieser Funktion ist Autoerotik ganz hervorragend vereinbar, ja fast noch besser geeignet, als die "Heteroerotik" mit einem Partner zusammen. Man kann, salopp formuliert, ja nicht jedesmal über seinen Partner herfallen, nur weil man Stress abbauen will - von der Frage des Vorhandenseins eines Partners mal ganz abgesehen.
Ich berühme mich, diese Funktion von Autoerotik - aber auch von promiskuitiver Sexualität - recht gut nutzen zu können, habe mich sogar einmal aus einer psychotischen Episode ganz bewußt "herauswichsen" können.
Zum Abbau dieser negativen Einstellungen gegenüber Masturbation, Autoerotik und Orgasmus, die ich durchaus als Vorurteile ansprechen will, trägt es bei, sich mit diesem Themenkreis einmal etwas intensiver zu beschäftigen. Schon die Wikipedia-Artikel dazu bieten einen ersten Einstieg, und das gute alte "Sex-Buch" von Günther Amendt gibt es ja auch noch. Es hat den Vorteil, daß es sehr flott geschrieben ist - es richtet sich an sehr junge Menschen, setzt keinerlei Vorbildung voraus, ist eine Art "progressives Aufklärungsbuch". Und es gibt m.E. auch keinen Grund, dieses Thema nicht in der Psychotherapie zur Sprache zu bringen - gerade für ein Mißbrauchsopfer.
Lieben dank für deine ausführliche antwort!Möbius hat geschrieben:Ich bin auch ein "mißbrauchtes Kind" - aber ich zögere, einen direkten Zusammenhang zwischen dem Mißbrauch und den Problemen mit dem Orgasmus anzunehmen. Gewiss: mißbrauchten Kindern wird von ihren Tätern und ihrer Umwelt sehr häufig ein Schuldgefühl "aufgedrückt" - aber das steht mit dem Orgasmus nicht unbedingt in Zusammenhang, weil nämlich Kinder, wenn sie mißbraucht werden, normalerweise keinen Orgasmus haben. Wie das im vorliegenden Fall gewesen war, weiß ich nicht und muß es auch nicht wissen.
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Meinst du,ich sollte das wirklich mal mit meiner thera bereden? Hab zu ihr zwar ein gutes verhältnis,aber bei diesem thema hab ichtgroße hemmungen,und ich weiß gar nicht, was ich bei der thematisierung 'erwarten' dürfte/könnte/sollte.
Zuletzt geändert von Elfchen am So., 06.12.2015, 06:28, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: bitte keine Fullquoten, danke!
Grund: bitte keine Fullquoten, danke!
@helena1
Wenn Du mich schon fragst: ich würde Dir auf jeden Fall dazu raten, zumindest einen Versuch zu machen, Dein sexuelles Problem zum Thema Deiner Psychotherapie zu machen. Wie schon gesagt: es ist sozusagen "natürlich", daß Mißbrauchsopfer Schwierigkeiten mit ihrer Sexualität haben - ein Psychotherapeut, der ein Mißbrauchsopfer zu betreuen hat, weiß das und rechnet sicherlich stets damit, daß Sexualität irgendwann einmal Thema wird. In vielen Fällen wird es sogar zum zentralen Thema der Therapie.
Was Du zu erwarten hast, sollst oder kannst - das kann ich nicht wissen und niemand anderes, vielleicht noch nicht einmal Du selbst. Es ist also eine Reise ins Ungewisse - aber das ist fast jede Psychotherapie in gewisser Weise.
Es ist für die meisten Menschen sehr schwierig, für viele sogar völlig unmöglich, über Sexualität nachzudenken oder gar mit einem anderen darüber "vernünftig" zu reden, und das Du selbst eben auch von Scham- und/oder Schuldgefühlen beplagt bist, hast Du ja selbst hier niedergeschrieben. Das ist ein erster Schritt in die richtige Richtung, wie ich meine, nämlich zur Überwindung dieser negativen Empfindungen und damit ein Schritt auf einem Weg, an dessen Ende eine positiv wahrgenommene, "entfaltete" und von diversen "Verklemmtheiten" (ich nenne das jetzt mal so) Sexualität stehen sollte - wie auch immer die konkret aussehen mag. Eine solche Sexualität gehört nämlich zu einem glücklichen und erfüllten Leben mit dazu.
Wenn Du mich schon fragst: ich würde Dir auf jeden Fall dazu raten, zumindest einen Versuch zu machen, Dein sexuelles Problem zum Thema Deiner Psychotherapie zu machen. Wie schon gesagt: es ist sozusagen "natürlich", daß Mißbrauchsopfer Schwierigkeiten mit ihrer Sexualität haben - ein Psychotherapeut, der ein Mißbrauchsopfer zu betreuen hat, weiß das und rechnet sicherlich stets damit, daß Sexualität irgendwann einmal Thema wird. In vielen Fällen wird es sogar zum zentralen Thema der Therapie.
Was Du zu erwarten hast, sollst oder kannst - das kann ich nicht wissen und niemand anderes, vielleicht noch nicht einmal Du selbst. Es ist also eine Reise ins Ungewisse - aber das ist fast jede Psychotherapie in gewisser Weise.
Es ist für die meisten Menschen sehr schwierig, für viele sogar völlig unmöglich, über Sexualität nachzudenken oder gar mit einem anderen darüber "vernünftig" zu reden, und das Du selbst eben auch von Scham- und/oder Schuldgefühlen beplagt bist, hast Du ja selbst hier niedergeschrieben. Das ist ein erster Schritt in die richtige Richtung, wie ich meine, nämlich zur Überwindung dieser negativen Empfindungen und damit ein Schritt auf einem Weg, an dessen Ende eine positiv wahrgenommene, "entfaltete" und von diversen "Verklemmtheiten" (ich nenne das jetzt mal so) Sexualität stehen sollte - wie auch immer die konkret aussehen mag. Eine solche Sexualität gehört nämlich zu einem glücklichen und erfüllten Leben mit dazu.
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