Selbstwertgefühl nur durch Sex (w)
Ich möchte noch auf eine kleine Schrift des von mir so hoch geschätzten Sigmund Freud hinweisen: "Über die allgemeinste Erniedrigung des Liebeslebens" von 1912. Sie ist nicht sehr lang, kann in 20-30 min gelesen werden, und findet sich u.a. hier:
http://gutenberg.spiegel.de/buch/kleine ... -i-7123/19
Ich versuche hier keine Zusammenfassung, die ja doch nur eine Vergröberung sein könnte, sondern begnüge mich mit dem Extrat, daß nämlich, wie Freud sich ausdrückt, die "zärtliche" und die "sinnliche" Liebe, wie wir heute vielleicht sagen würden: emotionale Nähe und Sex - nur selten tatsächlich in Übereinstimmung zu bringen sind. Das widerspricht einer Norm, die "kontrafaktisch" durchgehalten wird: daß sexuelle Erfüllung eben nur unter der Bedingung großer emotionaler Nähe, Intimität, Vertrauen usw. zu erleben sei. Leider ist es meistens - nach Freud - genau andersrum: gerade die große emotionale Nähe steht einer vollen sexuellen Befriedigung entgegen, weil eben diese sexuellen Wünsche bzw. deren Befriedigung den oder die Geliebte(n) "entweihen" würde.
Auch wenn ich glaube, daß wir heute insofern unter etwas glücklicheren Umständen leben, als es die Patienten (und damit: die Forschungsobjekte) Freuds und seiner ersten Schüler gewesen waren, und der Einklang von sexueller und emotionaler Zuneigung heute öfters und leichter herzustellen ist, als es um 1900 herum möglich war: auch heute noch bleibt nur allzuoft ein Delta, für das promiskuitive Aktivitäten eine Lösung darstellen können. Das wird insbesondere auch dann erforderlich sein, wenn dieses "Delta" mit entsprechender Macht nach Befriedigung und "Abfuhr" drängt.
Unterstreichen möchte ich auch noch einmal - mit Krang2 - daß Promiskuität wie jede andere Sexualität zwar zwanghaften Charakter annehmen, pathologisch sein oder werden kann; aber das muß keineswegs so sein. Meine Beobachtung in der promiskuitiven Szene spricht da eher dagegen: die "Zwanghaften", die von Gewissenbißen einerseits und eben dem Zwang andererseits gepeinigt in die Szene schleichen, weil sie "es mal wieder brauchen", um dann schnell wieder diese Schreckensorte zu fliehen - das ist erst recht heutezutage eine Minderheit. Die Mehrheit geht sehr entspannt mit ihrer Promiskuität um, und die entsprechenden Treffpunkte sind auch soziale Treffpunkte.
Wer indessen seine promiskuitiven Neigungen gerade erst entdeckt hat, erst begonnen hat, sie auszuleben - der steht freilich unter dem Druck seines Gewissens, der oben beschriebenen sexualethischen Norm, daß man soetwas nicht tue. Manche verlieren diesen Druck recht schnell, bei mir ist das in einem einzigen Sommer abgelaufen, bei manchen dauert es länger und einige bleiben sogar auf dieser Stufe Jahrelang, mitunter Jahrzehntelang hängen. Der Hauptgrund, warum es bei mir recht schnell ging, lang wohl darin, daß meine damalige Geliebte diese meine Aktivitäten nicht nur toleriert, sondern mich darin sogar bestärkt hat.
Man kann es unmöglich "per Ferndiagnose" sagen, was hinter so einem schlechten Gewissen, dem Gefühl, etwas Schlechtes, Unnormales, Perverses usw. steckt: die noch nicht überwundene, internalisierte restriktive Sexualmoral - oder aber ein wirklich pathologischer Grund, der einen in einer "rastlosen" Promiskuität suchen läßt, was man dort niemals finden kann: nämlich Liebe.
Und eben weil ich erlebt habe, daß promiskuitive Sexualität keineswegs eine Sache einer verschwindend kleinen Minderheit ist, sondern sich Millionen in diesem Lande mehr oder weniger fröhlich - in der einen oder anderen Form - promiskuitiv verhalten, meine ich, daß man nicht von vorneherein beim aufkommen promiskuitiver Neigungen oder Aktivitäten daran denken muß, daß irgendetwas Pathologisches in einem abläuft. Wenn sich promiskuitive Sexualität in ein "ganz normales Leben" und auch in emotionale Beziehungen integrieren lässt, nicht zwanghaft wird, sexualhygienisch und auch ansonsten verantwortlich betrieben wird, dann wird es meistens besser sein, sie zuzulassen, als sie sich unter dem Druck einer restriktiven Sexualmoral verkneifen zu wollen.
http://gutenberg.spiegel.de/buch/kleine ... -i-7123/19
Ich versuche hier keine Zusammenfassung, die ja doch nur eine Vergröberung sein könnte, sondern begnüge mich mit dem Extrat, daß nämlich, wie Freud sich ausdrückt, die "zärtliche" und die "sinnliche" Liebe, wie wir heute vielleicht sagen würden: emotionale Nähe und Sex - nur selten tatsächlich in Übereinstimmung zu bringen sind. Das widerspricht einer Norm, die "kontrafaktisch" durchgehalten wird: daß sexuelle Erfüllung eben nur unter der Bedingung großer emotionaler Nähe, Intimität, Vertrauen usw. zu erleben sei. Leider ist es meistens - nach Freud - genau andersrum: gerade die große emotionale Nähe steht einer vollen sexuellen Befriedigung entgegen, weil eben diese sexuellen Wünsche bzw. deren Befriedigung den oder die Geliebte(n) "entweihen" würde.
Auch wenn ich glaube, daß wir heute insofern unter etwas glücklicheren Umständen leben, als es die Patienten (und damit: die Forschungsobjekte) Freuds und seiner ersten Schüler gewesen waren, und der Einklang von sexueller und emotionaler Zuneigung heute öfters und leichter herzustellen ist, als es um 1900 herum möglich war: auch heute noch bleibt nur allzuoft ein Delta, für das promiskuitive Aktivitäten eine Lösung darstellen können. Das wird insbesondere auch dann erforderlich sein, wenn dieses "Delta" mit entsprechender Macht nach Befriedigung und "Abfuhr" drängt.
Unterstreichen möchte ich auch noch einmal - mit Krang2 - daß Promiskuität wie jede andere Sexualität zwar zwanghaften Charakter annehmen, pathologisch sein oder werden kann; aber das muß keineswegs so sein. Meine Beobachtung in der promiskuitiven Szene spricht da eher dagegen: die "Zwanghaften", die von Gewissenbißen einerseits und eben dem Zwang andererseits gepeinigt in die Szene schleichen, weil sie "es mal wieder brauchen", um dann schnell wieder diese Schreckensorte zu fliehen - das ist erst recht heutezutage eine Minderheit. Die Mehrheit geht sehr entspannt mit ihrer Promiskuität um, und die entsprechenden Treffpunkte sind auch soziale Treffpunkte.
Wer indessen seine promiskuitiven Neigungen gerade erst entdeckt hat, erst begonnen hat, sie auszuleben - der steht freilich unter dem Druck seines Gewissens, der oben beschriebenen sexualethischen Norm, daß man soetwas nicht tue. Manche verlieren diesen Druck recht schnell, bei mir ist das in einem einzigen Sommer abgelaufen, bei manchen dauert es länger und einige bleiben sogar auf dieser Stufe Jahrelang, mitunter Jahrzehntelang hängen. Der Hauptgrund, warum es bei mir recht schnell ging, lang wohl darin, daß meine damalige Geliebte diese meine Aktivitäten nicht nur toleriert, sondern mich darin sogar bestärkt hat.
Man kann es unmöglich "per Ferndiagnose" sagen, was hinter so einem schlechten Gewissen, dem Gefühl, etwas Schlechtes, Unnormales, Perverses usw. steckt: die noch nicht überwundene, internalisierte restriktive Sexualmoral - oder aber ein wirklich pathologischer Grund, der einen in einer "rastlosen" Promiskuität suchen läßt, was man dort niemals finden kann: nämlich Liebe.
Und eben weil ich erlebt habe, daß promiskuitive Sexualität keineswegs eine Sache einer verschwindend kleinen Minderheit ist, sondern sich Millionen in diesem Lande mehr oder weniger fröhlich - in der einen oder anderen Form - promiskuitiv verhalten, meine ich, daß man nicht von vorneherein beim aufkommen promiskuitiver Neigungen oder Aktivitäten daran denken muß, daß irgendetwas Pathologisches in einem abläuft. Wenn sich promiskuitive Sexualität in ein "ganz normales Leben" und auch in emotionale Beziehungen integrieren lässt, nicht zwanghaft wird, sexualhygienisch und auch ansonsten verantwortlich betrieben wird, dann wird es meistens besser sein, sie zuzulassen, als sie sich unter dem Druck einer restriktiven Sexualmoral verkneifen zu wollen.
Hallo mio,
Wie du ja selbst siehst, gibt es auch dort lediglich wage Schätzungen - vor allem aber in Bezug auf Monogamie; hier aber ging es ja um Promiskuität (was in dem Sinne hier für mich nicht im Verhältnis zueinander steht).
Und wiederum in Bezug darauf würde ich eher keinen Anthropologen fragen, da die Anthropologie u. a. ganz andere Zusammenhänge eruiert.
Da wäre es dann schon sinnvoller, eine psychologische Studie zur Promiskuität herauszusuchen, sofern es die überhaupt gibt und geben kann. Denn sollte die Psychologie da bereits Zusammenhänge hergestellt haben, wären die Ergebnisse sicherlich aussagekräftiger, weil sie die individuelle Genese mitberücksichtigen würden, was die soziale Anthropologie, die ja eher Gruppendynamiken/-erscheinungen analysiert, nicht tut.
Aber: Um statistische Aussagen - egal aus welcher Disziplin - ging es MIR hier ohnehin nicht.
Die vermeintlich 'differenzierten Schlüsse' der Wissenschaft scheinen allerdings (empirisch) ebenso wenig gesichert zu sein, wie meine vermeintlich 'moralische Vorstellung'.mio hat geschrieben:Deine persönliche Sichtweise und Deine moralischen Vorstellungen in allen Ehren, aber diese sind kein wissenschaftliches Fundament. Das wissenschaftliche Fundament kommt zu anderen, differenzierteren Schlüssen:
Wie du ja selbst siehst, gibt es auch dort lediglich wage Schätzungen - vor allem aber in Bezug auf Monogamie; hier aber ging es ja um Promiskuität (was in dem Sinne hier für mich nicht im Verhältnis zueinander steht).
Und wiederum in Bezug darauf würde ich eher keinen Anthropologen fragen, da die Anthropologie u. a. ganz andere Zusammenhänge eruiert.
Da wäre es dann schon sinnvoller, eine psychologische Studie zur Promiskuität herauszusuchen, sofern es die überhaupt gibt und geben kann. Denn sollte die Psychologie da bereits Zusammenhänge hergestellt haben, wären die Ergebnisse sicherlich aussagekräftiger, weil sie die individuelle Genese mitberücksichtigen würden, was die soziale Anthropologie, die ja eher Gruppendynamiken/-erscheinungen analysiert, nicht tut.
Aber: Um statistische Aussagen - egal aus welcher Disziplin - ging es MIR hier ohnehin nicht.
"Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu." (Horvàth)
Hallo Vincent,
ganz so "zusammenhangslos" finde ich das nicht. Denn wenn ich davon ausgehe, dass der Mensch per se kein (sexuell, biologisch) "monogames Wesen" ist - was durchaus erforscht und gesichert ist, soweit möglich - dann kann ein promiskuitives Verhalten im Sinne eines sexuell freizügigen Verhaltens durchaus als "Gegenstück" bzw. auch als etwas natürliches verstanden werden und muss nicht zwingend "krankhaft" sein.
Krankhaft wird es erst dann, wenn es "Beziehungsvermeidend/-zerstörend" eingesetzt wird, aber da sind wir dann nicht bei dem Thema: Grundsätzlich natürlich/unnatürlich sondern bei dem Thema "instrumentalisierte Sexualität". Das wurde von Krang2 ja bereits sehr schön verdeutlicht/beschrieben. Ich persönlich finde das Verhalten der Threaderöffnerin zB. nicht unbedingt bedenklich oder krankhaft - in einem wertenden, moralischen Sinne - sondern mich erschreckt eher die Tatsache, dass sie es selbst als "bedenklich" und "unnormal" einstuft und darunter leidet. Nun kann das Verhalten natürlich einen Beziehungsvermeidenden Hintergrund haben, es kann aber auch ganz normales "Suchen" (wie Möbius das ja auch beschrieb) sein. Der bedenklichstes Aspekt dabei ist für mich, dass sie ihren Selbstwert daraus zu ziehen scheint IN einer Beziehung zu sein und ziemlich viel "in Kauf nimmt", um an eine solche zu kommen, wie mir scheint.
@complicated24: Bitte entschuldige, so ich Dich da falsch verstanden haben sollte und dass ich hier so über Dich schreibe. Ich möchte einfach nur verdeutlichen, dass ich nichts verurteilenswertes daran finde mit mehreren Menschen Sex zu haben und dass auch sexuelle Bedürfnisse per se nichts unnatürliches für mich sind und dass diese ausgelebt werden dürfen. Aber Du "musst" das nicht tun, um einen Partner zu finden und so Du da bisher eher ein "schlechtes Händchen" hattest, wäre es vielleicht besser vorher zu schauen, ob Du das machst weil DU es willst oder ob Du es machst, weil der Andere es will. Da könnte dann nämlich auch einfach eine zu große Bedürftigkeit dahinterstecken.
Ich gehe mit potentiellen Partner meist auch eher schnell ins Bett, denn ein sichereres "Ja" oder "Nein" gibt es für mich nicht. Und da entscheidet weniger der "Sex" (oder von mir aus auch "Nicht-Sex" in der Situation) als solcher, sondern die Gesamtsituation die sich aus der Intimität ergibt. Außerdem finde ich es normal, dass ein junger Mensch sich sexuell ausprobiert und Erfahrungen sammelt. Wir leben in einer Zeit in der dies probemlos möglich ist, was also spricht dagegen es zu tun? Daraus dann immer gleich eine "krankhafte Promikuitivität" zu machen finde ich vollkommen überzogen.
Ich habe es eher gegenteilig erlebt, also das Männer, die sich lange dem Intimen "versperrt" haben unter einer gewissen Selbstwertschwäche und auch starker Verlustangst litten. Das sind dann oft die "typischen" Retter, denen soooo viel an dem Wert der Partnerin liegt, dass sie diese nicht "sexuell missbrauchen" wollen. Nun denn...aufrichtig kam mir das nie vor. Mal ganz abgesehen davon, dass ich für meine Bedürfnisse selbst sprechen kann.
Wie auch immer, Dir, complicated24, wünsche ich, dass Du für Dich herausfindest, was bei Dir dahintersteckt und auch was für Dich gut ist.
Lieben Gruss,
mio
ganz so "zusammenhangslos" finde ich das nicht. Denn wenn ich davon ausgehe, dass der Mensch per se kein (sexuell, biologisch) "monogames Wesen" ist - was durchaus erforscht und gesichert ist, soweit möglich - dann kann ein promiskuitives Verhalten im Sinne eines sexuell freizügigen Verhaltens durchaus als "Gegenstück" bzw. auch als etwas natürliches verstanden werden und muss nicht zwingend "krankhaft" sein.
Krankhaft wird es erst dann, wenn es "Beziehungsvermeidend/-zerstörend" eingesetzt wird, aber da sind wir dann nicht bei dem Thema: Grundsätzlich natürlich/unnatürlich sondern bei dem Thema "instrumentalisierte Sexualität". Das wurde von Krang2 ja bereits sehr schön verdeutlicht/beschrieben. Ich persönlich finde das Verhalten der Threaderöffnerin zB. nicht unbedingt bedenklich oder krankhaft - in einem wertenden, moralischen Sinne - sondern mich erschreckt eher die Tatsache, dass sie es selbst als "bedenklich" und "unnormal" einstuft und darunter leidet. Nun kann das Verhalten natürlich einen Beziehungsvermeidenden Hintergrund haben, es kann aber auch ganz normales "Suchen" (wie Möbius das ja auch beschrieb) sein. Der bedenklichstes Aspekt dabei ist für mich, dass sie ihren Selbstwert daraus zu ziehen scheint IN einer Beziehung zu sein und ziemlich viel "in Kauf nimmt", um an eine solche zu kommen, wie mir scheint.
@complicated24: Bitte entschuldige, so ich Dich da falsch verstanden haben sollte und dass ich hier so über Dich schreibe. Ich möchte einfach nur verdeutlichen, dass ich nichts verurteilenswertes daran finde mit mehreren Menschen Sex zu haben und dass auch sexuelle Bedürfnisse per se nichts unnatürliches für mich sind und dass diese ausgelebt werden dürfen. Aber Du "musst" das nicht tun, um einen Partner zu finden und so Du da bisher eher ein "schlechtes Händchen" hattest, wäre es vielleicht besser vorher zu schauen, ob Du das machst weil DU es willst oder ob Du es machst, weil der Andere es will. Da könnte dann nämlich auch einfach eine zu große Bedürftigkeit dahinterstecken.
Ich gehe mit potentiellen Partner meist auch eher schnell ins Bett, denn ein sichereres "Ja" oder "Nein" gibt es für mich nicht. Und da entscheidet weniger der "Sex" (oder von mir aus auch "Nicht-Sex" in der Situation) als solcher, sondern die Gesamtsituation die sich aus der Intimität ergibt. Außerdem finde ich es normal, dass ein junger Mensch sich sexuell ausprobiert und Erfahrungen sammelt. Wir leben in einer Zeit in der dies probemlos möglich ist, was also spricht dagegen es zu tun? Daraus dann immer gleich eine "krankhafte Promikuitivität" zu machen finde ich vollkommen überzogen.
Ich habe es eher gegenteilig erlebt, also das Männer, die sich lange dem Intimen "versperrt" haben unter einer gewissen Selbstwertschwäche und auch starker Verlustangst litten. Das sind dann oft die "typischen" Retter, denen soooo viel an dem Wert der Partnerin liegt, dass sie diese nicht "sexuell missbrauchen" wollen. Nun denn...aufrichtig kam mir das nie vor. Mal ganz abgesehen davon, dass ich für meine Bedürfnisse selbst sprechen kann.
Wie auch immer, Dir, complicated24, wünsche ich, dass Du für Dich herausfindest, was bei Dir dahintersteckt und auch was für Dich gut ist.
Lieben Gruss,
mio
Moin-moin mio,
Man kann diese Zusammenhänge zwar erforschen, und man hat es ja auch versucht - aber 'gesichert' ist da eher gar nichts; für mich ist da nichts wirklich überzeugend, weil bestenfalls rein hypothetisch. Also kann man auch nicht einfach davon ausgehen, dass der Mensch per se ein 'polygames' (oder gar promiskuitives) Wesen ist. Auch wir werden das hier nicht klären können; ist mir auch gar nicht wichtig. Jeder Versuch dies zu tun, würde wohl in eine 'Wissenschafts-Schlacht' ausarten, in der wir uns irgendwelche verfügbaren Studien vorlegen. Danach steht mir nicht der Sinn.
Sowas turnt mich eher ab.
Ich hatte hier anfangs dem Möbius ja nur meine ganz persönlichen Beobachtungen vorhalten wollen, die für mich in gewisser Weise repräsentativ sind. Eine Diskussion bzw. ein Austausch wird aber dann schwierig, wenn vermeintliche Wissenschaftserkenntnisse als Tatsachen angenommen und als faktisches Totschlagargument in den Austausch gegeben werden.
Die Threaderstellerin leidet - das hat sie klar beschrieben. Aber mir scheint, Möbius und auch du, mio, ihr wollt dem noch das Positivste abgewinnen; die 'Normalität' ist ja angeblich durch die Wissenschaft belegt; das Leiden käme vielleicht auch nur durch den entstehenden inneren Konflikt zwischen eigenem Wollen/Bedürfnis und vermeintlich gesellschaftlich-moralischer Tabus.
Tja...
Der Mensch ist aber nunmal nicht nur biologisch...mio hat geschrieben:ganz so "zusammenhangslos" finde ich das nicht. Denn wenn ich davon ausgehe, dass der Mensch per se kein (sexuell, biologisch) "monogames Wesen" ist - was durchaus erforscht und gesichert ist,[...]
Man kann diese Zusammenhänge zwar erforschen, und man hat es ja auch versucht - aber 'gesichert' ist da eher gar nichts; für mich ist da nichts wirklich überzeugend, weil bestenfalls rein hypothetisch. Also kann man auch nicht einfach davon ausgehen, dass der Mensch per se ein 'polygames' (oder gar promiskuitives) Wesen ist. Auch wir werden das hier nicht klären können; ist mir auch gar nicht wichtig. Jeder Versuch dies zu tun, würde wohl in eine 'Wissenschafts-Schlacht' ausarten, in der wir uns irgendwelche verfügbaren Studien vorlegen. Danach steht mir nicht der Sinn.
Sowas turnt mich eher ab.
Ich hatte hier anfangs dem Möbius ja nur meine ganz persönlichen Beobachtungen vorhalten wollen, die für mich in gewisser Weise repräsentativ sind. Eine Diskussion bzw. ein Austausch wird aber dann schwierig, wenn vermeintliche Wissenschaftserkenntnisse als Tatsachen angenommen und als faktisches Totschlagargument in den Austausch gegeben werden.
Die Threaderstellerin leidet - das hat sie klar beschrieben. Aber mir scheint, Möbius und auch du, mio, ihr wollt dem noch das Positivste abgewinnen; die 'Normalität' ist ja angeblich durch die Wissenschaft belegt; das Leiden käme vielleicht auch nur durch den entstehenden inneren Konflikt zwischen eigenem Wollen/Bedürfnis und vermeintlich gesellschaftlich-moralischer Tabus.
Tja...
"Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu." (Horvàth)
Hallo Vincent,
wenn Du lesen würdest, was andere schreiben, anstatt immer nur das zu verteidigen was Du geschrieben hast, dann würdest Du vielleicht verstehen, worauf sowohl Möbius, als auch ich als auch einige andere hier hinaus wollten und das war - zumindest was mich angeht (da weiss ich das sicher) und auch das, wie ich die anderen Beiträge von Möbius, Krang2 und Pandas verstanden habe (korrigiert mich gern, so ich falsch liege) - gemeinsam mit Complicated24 herauszufinden, woran das denn nun genau liegt dass es ihr schlecht dabei geht und was alles möglich sein könnte. Ihr Leid wurde hier meiner Meinung nach an keiner dieser Stellen übersehen, es wurden ihr nur weitere mögliche Perspektiven aufgezeigt.
Aber in Bezug hierauf schließe ich mich dem Eindruck von Möbius an, weil dieser Eindruck meinem von Dir leider mittlerweile immer mehr exakt entspricht. Dir geht es um:
Bleibt zu hoffen, dass Complicated24 dennoch einen Gewinn aus dem Thread für sich ziehen kann, so sie sich nochmal zu Wort meldet. Ich werde mich bis dahin auf alle Fälle nicht mehr äußern.
Lieben Gruss,
mio
wenn Du lesen würdest, was andere schreiben, anstatt immer nur das zu verteidigen was Du geschrieben hast, dann würdest Du vielleicht verstehen, worauf sowohl Möbius, als auch ich als auch einige andere hier hinaus wollten und das war - zumindest was mich angeht (da weiss ich das sicher) und auch das, wie ich die anderen Beiträge von Möbius, Krang2 und Pandas verstanden habe (korrigiert mich gern, so ich falsch liege) - gemeinsam mit Complicated24 herauszufinden, woran das denn nun genau liegt dass es ihr schlecht dabei geht und was alles möglich sein könnte. Ihr Leid wurde hier meiner Meinung nach an keiner dieser Stellen übersehen, es wurden ihr nur weitere mögliche Perspektiven aufgezeigt.
Aber in Bezug hierauf schließe ich mich dem Eindruck von Möbius an, weil dieser Eindruck meinem von Dir leider mittlerweile immer mehr exakt entspricht. Dir geht es um:
Und auf dieser Grundlage macht ein inhaltlicher Austausch keinen Sinn. Weder für mich, noch für Complicated24's Frage/Thema. Dahingehend stimme ich Dir zu.Möbius hat geschrieben: a) die narzistische Zufuhr, das Vergnügen, Recht zu haben und
b) Deine eigene Auffassung in einer Debatte zum Sieg zu verhelfen, coute que coute !
Bleibt zu hoffen, dass Complicated24 dennoch einen Gewinn aus dem Thread für sich ziehen kann, so sie sich nochmal zu Wort meldet. Ich werde mich bis dahin auf alle Fälle nicht mehr äußern.
Lieben Gruss,
mio
Is' jut, mio...
Ja ja - die Eindrücke, die hier von jemandem so entstehen können.
Oder die andere sich so von einem machen.
(Darüber kann ich inzwischen nur müde lächeln...)
Ja ja - die Eindrücke, die hier von jemandem so entstehen können.
Oder die andere sich so von einem machen.
(Darüber kann ich inzwischen nur müde lächeln...)
"Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu." (Horvàth)
Was mir eben auffällt ist: es sind immer Frauen, die hier über ihre Probleme mit ihrem promiskuitiven Verhalten klagen - niemals Männer. Es ist eine alte Geschichte: ein Mann, der mit vielen Frauen ins Bett geht, ist ein toller Hecht, eine Frau, die mit vielen Männern ins Bett geht, wird mit Ausdrücken belegt, die hier automatisch gelöscht werden. Und die fröhliche Promiskuität der Swinger und der "offenen Szene" übergeht man(n) sowieso stillschweigend - sie sind "hors la loi".
Das ist eben auch eine spezifisch deutsche Geschichte. Ich habe die Gelegenheit gehabt, auch die promiskuitive Szene in Frankreich kennenzulernen und da gehen die Uhren ganz anders. Der Anteil der Frauen in der "Szene" ist weitaus größer, man kann fast von ausgeglichenen Verhältnissen sprechen. In Frankreich wird eine Frau, die sich promiskuitiv verhält, "libertine" oder "coquinne" bezeichnet. Letzteres heißt wörtlich übersetzt "Hähnchen-in" - "coquin" ist die Bezeichnung für einen jungen, also potenten Hahn und auch die Entsprechung für den deutschen "tolllen Hecht". Eine Frau, die sich genauso verhält, wird mit demselben Ausdruck bezeichnet, der künstlich "verweiblicht" wird.Eine Prostituierte dagegen wird als "poule" (Henne) bezeichnet.
Ausserhalb des durchaus vorhandenen, erzkonservativen Milieus in Frankreich, kann sich eine Frau auch "in Gesellschaft" als "coquinne" oder "libertinne". wenn sie nach ihrem "Beziehungsstatus" gefragt wird, outen, ohne deswegen diskriminiert zu werden. Man geht in Frankreich auch in der "Szene" ganz anders mit den Frauen um, nämlich respektvoll. Frauen sind nun mal Männern in der Regel von der Körperkraft her unterlegen und deswegen schutzbedürftig. Dieser Schutz wird ihnen in Frankreich in "ritterlicher" Weise gewährt. Eine Frau, die sich in der Szene einer unerwünschten Annäherung ausgesetzt sieht, hat sofort sehr tatkräftig helfende Männer um sich herum, die dem zudringlich werdenden Kerl sehr handfest "heimleuchten". Weil das allgemein bekannt ist, kommen solche Zudringlichkeiten auch sehr selten vor, und Frauen können sich in der offenen Szene in Frankreich mit ebensolcher Selbstverständlichkeit bewegen, wie in Deutschland die Männer, und machen dementsprechend auch großzügigen Gebrauch davon.
Ob das auf die threadstarterin zutrifft, kann ich natürlich nicht sagen: aber ich glaube, daß sehr viele Frauen in diesem unserem Lande sich auch heute noch selbst grundlos "pathologisieren", weil sie das Bedürfnis nach einer promiskuitive Sexualität verspüren oder ausleben. Das "schlechte Gewissen", das sie dabei verfolgt, kann nur allzu oft seine Ursache in dieser Diskriminierung weiblicher Promiskuität haben, die - und das ist jetzt meine persönliche Auffassung - der geradezu grotesk zurückgebliebenen sexuellen Kultur dieses meines Vaterlandes geschuldet ist.
Ich kann es nur noch wiederholen: ich verkenne keineswegs, daß Promiskuität pathologisch sein kann, dazu ist viel gesagt worden - eben auch von mir. Auch wenn meine eigene Promiskuitäüt pathologische Ursachen hat: sie anzunehmen und auszuleben tut mir heute noch gut, sie hat insbesondere verhindert, daß ich als Mißbrauchsopfer zum Täter geworden wäre. Darin hat mich auch mein Therapeut, der anerkannter Sexualwissenschaftler ist, immer wieder bestärkt. Das ist auch der Grund, warum ich mich heute rückhaltlos zu ihr bekenne - und auch hier eine Lanze dafür breche.
Das ist eben auch eine spezifisch deutsche Geschichte. Ich habe die Gelegenheit gehabt, auch die promiskuitive Szene in Frankreich kennenzulernen und da gehen die Uhren ganz anders. Der Anteil der Frauen in der "Szene" ist weitaus größer, man kann fast von ausgeglichenen Verhältnissen sprechen. In Frankreich wird eine Frau, die sich promiskuitiv verhält, "libertine" oder "coquinne" bezeichnet. Letzteres heißt wörtlich übersetzt "Hähnchen-in" - "coquin" ist die Bezeichnung für einen jungen, also potenten Hahn und auch die Entsprechung für den deutschen "tolllen Hecht". Eine Frau, die sich genauso verhält, wird mit demselben Ausdruck bezeichnet, der künstlich "verweiblicht" wird.Eine Prostituierte dagegen wird als "poule" (Henne) bezeichnet.
Ausserhalb des durchaus vorhandenen, erzkonservativen Milieus in Frankreich, kann sich eine Frau auch "in Gesellschaft" als "coquinne" oder "libertinne". wenn sie nach ihrem "Beziehungsstatus" gefragt wird, outen, ohne deswegen diskriminiert zu werden. Man geht in Frankreich auch in der "Szene" ganz anders mit den Frauen um, nämlich respektvoll. Frauen sind nun mal Männern in der Regel von der Körperkraft her unterlegen und deswegen schutzbedürftig. Dieser Schutz wird ihnen in Frankreich in "ritterlicher" Weise gewährt. Eine Frau, die sich in der Szene einer unerwünschten Annäherung ausgesetzt sieht, hat sofort sehr tatkräftig helfende Männer um sich herum, die dem zudringlich werdenden Kerl sehr handfest "heimleuchten". Weil das allgemein bekannt ist, kommen solche Zudringlichkeiten auch sehr selten vor, und Frauen können sich in der offenen Szene in Frankreich mit ebensolcher Selbstverständlichkeit bewegen, wie in Deutschland die Männer, und machen dementsprechend auch großzügigen Gebrauch davon.
Ob das auf die threadstarterin zutrifft, kann ich natürlich nicht sagen: aber ich glaube, daß sehr viele Frauen in diesem unserem Lande sich auch heute noch selbst grundlos "pathologisieren", weil sie das Bedürfnis nach einer promiskuitive Sexualität verspüren oder ausleben. Das "schlechte Gewissen", das sie dabei verfolgt, kann nur allzu oft seine Ursache in dieser Diskriminierung weiblicher Promiskuität haben, die - und das ist jetzt meine persönliche Auffassung - der geradezu grotesk zurückgebliebenen sexuellen Kultur dieses meines Vaterlandes geschuldet ist.
Ich kann es nur noch wiederholen: ich verkenne keineswegs, daß Promiskuität pathologisch sein kann, dazu ist viel gesagt worden - eben auch von mir. Auch wenn meine eigene Promiskuitäüt pathologische Ursachen hat: sie anzunehmen und auszuleben tut mir heute noch gut, sie hat insbesondere verhindert, daß ich als Mißbrauchsopfer zum Täter geworden wäre. Darin hat mich auch mein Therapeut, der anerkannter Sexualwissenschaftler ist, immer wieder bestärkt. Das ist auch der Grund, warum ich mich heute rückhaltlos zu ihr bekenne - und auch hier eine Lanze dafür breche.
Ah, mio, ich sehe gerade - jetzt hast du sogar noch so'n zustimmendes Anhängsel namens viciente, der genau das macht, worüber er sich schon so oft mokiert hat. Ein feiges Statement mittels "Danke".
Du zitierst Möbius. Viciente zitiert sozusagen dich. Da wird der Eindruck, den man von einem hat (oder den man sich gemacht hat) kopiert bzw. nach unten weitergegeben.
So schafft man Sympathien untereinander.
Es ist irre hier. Einfach irre!
Du zitierst Möbius. Viciente zitiert sozusagen dich. Da wird der Eindruck, den man von einem hat (oder den man sich gemacht hat) kopiert bzw. nach unten weitergegeben.
So schafft man Sympathien untereinander.
Es ist irre hier. Einfach irre!
"Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu." (Horvàth)
Promiskuität gehört zu den "anderen Sexualitäten", die von der immer noch geltenden gesellschaftlichen Norm abweichen - Freud nannte diese Abweichungen einheitlich "Perversionen", wobei er sich aber gegen die abwertende Konotation dieses Wortes ausdrücklich verwahrte. Die gesellschaftliche Norm - das ist auch heute noch die exklusiv-monogame Paarbeziehung, die sich an der tradierten heterosexuellen Ehe orientiert. "Seitensprünge" werden verurteilt, bei Reue und Buße des Fremdgängers können sie verziehen werden. Alle anderen Formen von Sexualität werden in unterschiedlicher Intensität abgelehnt. Homosexuelle Paarbeziehungen erfreuen sich neuerdings ebenfalls der Weihe des "Normalen", sofern sie das Leitbild der Ehe 1:1 übernehmen. Diese "Heteronormativität" hat ihren Ursprung in der christlich-abendländischen Tradition, also letztlich einer religiösen Offenbarung, und deckt sich interessanterweise weitgehend mit einer naturwissenschaftlich geprägten Auffassung, nach der die Fortpflanzung das Wesen der Sexualität darstellt - nicht selten wird sie sogar völlig auf Fortpflanzung reduziert; als "pervers" oder deviat (im religiösen Sinn: sündhaft) wird sodann jede Sexualität angesehen, die vom "Sinn" der Fortpflanzung abweicht, ihm insbesondere im Wege steht. An diesen Leitbildern hat sich bis heute meiner Auffassung nach nur recht wenig verändert. Davon abweichende Sexualitäten werden nur in einzelnen Milieus akzeptiert, der "mainstream" ist unverändert geblieben.
Die Reaktion des mainstreams auf abweichende Sexualitäten lässt sich soziologisch mit dem begrifflichen Inventar erfassen, mit dem man ganz allgemein abweichendes - "deviates" - Verhalten zu Leibe rückt. Einen m.E. hochinteressanten Entwurf hat der amerikanische Soziologe Robert K. Merton angeboten, den ich leider bisher nur sekundär kenne. Einen Überblick findet man hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/Robert_K._Merton
Wer das ja grundsätzlich gesellschaftlich akzeptierte Ziel sexuellen Glücks mit den gesellschaftlich akzeptierten Mitteln, nämlich eben dieser "Heteronormativität" errreicht, neigt zur Konformität: es besteht kein Grund, Ziele oder Mittel in Frage zu stellen. Wer diese Ziel aber nicht erreicht, gleichwohl aber an den gesellschaftlich akzeptierten Mitteln dazu festhält, neigt nach Merton zum "Ritualismus": die gesellschaftlich akzeptierten Mittel werden "hypostasiert", überbewertet, um in der "tapferen" Übereinstimmung mit der Norm trotz erfolglosen Strebens einen Ausgleich für die Frustration zu finden. Man kennt es aus der Arbeitswelt: das hohe Lied der (harten) Arbeit, insbesondere der "ehrlichen Arbeit" singen insbesondere, am lautesten und am nachhaltigsten: die Erfolglosen, die "typischen Spießer". (Diese Interpretation von Mertons Theorie ergibt sich nicht aus dem o.g. Artikel der Wikipedia, sondern einer anderen Sekundärquelle, nämlich Kaufmann/Hassemer: Einführung in die Rechtstheorie und Rechtssoziologie der Gegenwart)
Man könnte durchaus annehmen, daß diese Betrachtungsweise auch auf die sexuelle Sphäre übertragen werden kann. Gerade diejenigen, die mit der Heteronormativität nicht glücklich geworden sind, aber aus irgendwelchen Gründen, die man allenfalls im Einzelfall psychologisch ermitteln könnte, wie zB einer religiösen Überzeugung, an der Heteronormativität unerbittlich festhalten wollen, werden zu den eifrigsten "Kritikern" abweichender Arten und Weisen, zu sexuellem Glück zu gelangen, und prügeln ebenso unerbittlich auf die Dissenters ein, die am rechten Glauben zweifeln oder gar abfallen - wobei eine gehörige Portion Neid wohl auch noch mit im Boot sein dürfte. Und da sich Erfolg und Mißerfolg grundsätzlich wohl nach der Gauß'schen Normalverteilungskurve richten, die Erfolglosen also die Mehrheit stellen, haben sie in der "öffentlichen Meinung" ein beträchtliches Gewicht als "moral majority". Der Druck, der von dieser "moral majority" auf Menschen mit von deren "moral" abweichenden Sexualität ausgeübt wird, ist beträchtlich. Er ist aus der Diskriminierung von Homosexualität auch sehr wohl bekannt - auch in seinen Auswirkungen auf die Psyche des Einzelnen. Man braucht auch heute noch ein recht stabiles Rückgrat, um sich ausserhalb der Ballungsräume und Universitätsstädte zu Homosexualität und einer homosexuellen Lebensweise zu bekennen - und Homosexualität ist nur eine von vielen Sexualitäten, die von jener Heteronormativität abweichen. Promiskuität ist eine andere, die jedoch im Gegensatz zur Homosexualität bis heute eine Lobby nicht gefunden hat.
Die Reaktion des mainstreams auf abweichende Sexualitäten lässt sich soziologisch mit dem begrifflichen Inventar erfassen, mit dem man ganz allgemein abweichendes - "deviates" - Verhalten zu Leibe rückt. Einen m.E. hochinteressanten Entwurf hat der amerikanische Soziologe Robert K. Merton angeboten, den ich leider bisher nur sekundär kenne. Einen Überblick findet man hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/Robert_K._Merton
Wer das ja grundsätzlich gesellschaftlich akzeptierte Ziel sexuellen Glücks mit den gesellschaftlich akzeptierten Mitteln, nämlich eben dieser "Heteronormativität" errreicht, neigt zur Konformität: es besteht kein Grund, Ziele oder Mittel in Frage zu stellen. Wer diese Ziel aber nicht erreicht, gleichwohl aber an den gesellschaftlich akzeptierten Mitteln dazu festhält, neigt nach Merton zum "Ritualismus": die gesellschaftlich akzeptierten Mittel werden "hypostasiert", überbewertet, um in der "tapferen" Übereinstimmung mit der Norm trotz erfolglosen Strebens einen Ausgleich für die Frustration zu finden. Man kennt es aus der Arbeitswelt: das hohe Lied der (harten) Arbeit, insbesondere der "ehrlichen Arbeit" singen insbesondere, am lautesten und am nachhaltigsten: die Erfolglosen, die "typischen Spießer". (Diese Interpretation von Mertons Theorie ergibt sich nicht aus dem o.g. Artikel der Wikipedia, sondern einer anderen Sekundärquelle, nämlich Kaufmann/Hassemer: Einführung in die Rechtstheorie und Rechtssoziologie der Gegenwart)
Man könnte durchaus annehmen, daß diese Betrachtungsweise auch auf die sexuelle Sphäre übertragen werden kann. Gerade diejenigen, die mit der Heteronormativität nicht glücklich geworden sind, aber aus irgendwelchen Gründen, die man allenfalls im Einzelfall psychologisch ermitteln könnte, wie zB einer religiösen Überzeugung, an der Heteronormativität unerbittlich festhalten wollen, werden zu den eifrigsten "Kritikern" abweichender Arten und Weisen, zu sexuellem Glück zu gelangen, und prügeln ebenso unerbittlich auf die Dissenters ein, die am rechten Glauben zweifeln oder gar abfallen - wobei eine gehörige Portion Neid wohl auch noch mit im Boot sein dürfte. Und da sich Erfolg und Mißerfolg grundsätzlich wohl nach der Gauß'schen Normalverteilungskurve richten, die Erfolglosen also die Mehrheit stellen, haben sie in der "öffentlichen Meinung" ein beträchtliches Gewicht als "moral majority". Der Druck, der von dieser "moral majority" auf Menschen mit von deren "moral" abweichenden Sexualität ausgeübt wird, ist beträchtlich. Er ist aus der Diskriminierung von Homosexualität auch sehr wohl bekannt - auch in seinen Auswirkungen auf die Psyche des Einzelnen. Man braucht auch heute noch ein recht stabiles Rückgrat, um sich ausserhalb der Ballungsräume und Universitätsstädte zu Homosexualität und einer homosexuellen Lebensweise zu bekennen - und Homosexualität ist nur eine von vielen Sexualitäten, die von jener Heteronormativität abweichen. Promiskuität ist eine andere, die jedoch im Gegensatz zur Homosexualität bis heute eine Lobby nicht gefunden hat.
.. insgesamt eindeutig , möbius - obwohl ich sicher KEIN "glühender" freund von freud bin. es kann natürlich täuschen, aber ich versteh ganz konkret in bezug auf complicated ihren eingangsbeitrag gar nicht so sehr als ausdruck grundsätzlich sexueller ausrichtung/neigung, sondern eher als "ersatz"handlung; das steht ja bereits explizit in der frage bzw. implizit auch in der vermutlichen selbsteinschätzung durch die wahl des nicknamens. so tragen begehrt werden, aufmerksamkeit und anerkennung (auch) durch z.b. sex - samt dem gefühl, wichtig zu sein und auch etwas "geben" zu können - natürlich zur eigenen "aufwertung" bei, was in dem fall allerdings - wie auch von ihr bereits eingangs erwähnt - äusserst flüchtig ist und u.a. aus den von dir erwähnten gründen dann noch zusätzlich zu einem schalen nachgeschmack (des sich "schuldig" fühlens) führen kann. dies vor allem dann, wenn das verhalten im kern eben insgesamt NICHT den eigentlichen bedürfnissen zu entsprechen scheint.
.. insofern denk ich eher an die sinnhaftigkeit der überlegung, woher die vermutlich grundlegenden defizite im selbstwertgefühl an sich kommen bzw. wie diese ausgeglichen werden können, OHNE diesen ausgleich ausschliesslich im bereich sexueller aktivitäten finden zu wollen; scheint doch ihr eigentliches ziel - so wie ich es hier lese und in diesem bereich - darin zu liegen, das nicht zu "brauchen", sondern mit einem insgesamt "gesunden" selbstwertgefühl eine stabile beziehung/partnerschaft erreichen/eingehen zu können.
.. insofern denk ich eher an die sinnhaftigkeit der überlegung, woher die vermutlich grundlegenden defizite im selbstwertgefühl an sich kommen bzw. wie diese ausgeglichen werden können, OHNE diesen ausgleich ausschliesslich im bereich sexueller aktivitäten finden zu wollen; scheint doch ihr eigentliches ziel - so wie ich es hier lese und in diesem bereich - darin zu liegen, das nicht zu "brauchen", sondern mit einem insgesamt "gesunden" selbstwertgefühl eine stabile beziehung/partnerschaft erreichen/eingehen zu können.
Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: promiskuitives Verhalten, ob dauerhaft, oder temporär, als Lebensphase - steht einer stabilen Beziehung und Partnerschaft nicht im Wege, kann diese im Gegenteil sogar in manchen Fällen erst möglich machen bzw. stabilisieren. Dazu habe ich ja u.a. den Altmeister Sigmund Freud bemüht, der vielleicht bei manchen noch eine gewisse Glaubwürdigkeit genießt. Wogegen ich mich wende, ist die vorschnelle Pathologisierung und Problembefrachtung promiskuitiven Verhaltens. Ich glaube, daß es zumindest sehr gut möglich ist, daß sich auch die threadstarterin von solchen Bewertungen beeinflußen lässt, und sich vielleicht bemüßigt glaubt, sich als "gestörter" darzustellen und am Ende auch noch zu fühlen, als sie tatsächlich ist. Salopp formuliert: man muß nicht gleich zum Psychotherapeuten rennen, nur weil man promiskuitiv ist - erst recht dann nicht, wenn es sich möglicherweise nur um eine Lebensphase und keinen dauerhaften Zustand handelt.
Intensive sexuelle Betätigung kann sogar psychotherapeutische Wirkung haben. Einem treffenden Witzwort von Woody Allen nach besteht der Unterschied zwischen Sex und Liebe darin, daß Sex Spannungen löst, und Liebe Spannungen hervorruft. Ich setze selbst inzwischen meine Sexualität bewußt psychotherapeutisch ein - mir ist es zB gelungen, eine psychotische Episode mit intensiver, vornehmlich autoerotischer, sexueller Betätigung zum Abklingen zu bringen. Das funktioniert - davon bin ich überzeugt - auch auf niedrigerem Belastungsniveau. Das funktioniert jedoch nicht, wenn man zu seiner Sexualität kein positives Verhältnis entwickeln kann. Es funktioniert auch nicht, wenn man seine Sexualität nicht beherrschen kann. Sie bedarf der rationalen "Einhegung" - wie jedes menschliche Verhalten. Aber das ist schon wieder ein anderes Thema.
Intensive sexuelle Betätigung kann sogar psychotherapeutische Wirkung haben. Einem treffenden Witzwort von Woody Allen nach besteht der Unterschied zwischen Sex und Liebe darin, daß Sex Spannungen löst, und Liebe Spannungen hervorruft. Ich setze selbst inzwischen meine Sexualität bewußt psychotherapeutisch ein - mir ist es zB gelungen, eine psychotische Episode mit intensiver, vornehmlich autoerotischer, sexueller Betätigung zum Abklingen zu bringen. Das funktioniert - davon bin ich überzeugt - auch auf niedrigerem Belastungsniveau. Das funktioniert jedoch nicht, wenn man zu seiner Sexualität kein positives Verhältnis entwickeln kann. Es funktioniert auch nicht, wenn man seine Sexualität nicht beherrschen kann. Sie bedarf der rationalen "Einhegung" - wie jedes menschliche Verhalten. Aber das ist schon wieder ein anderes Thema.
.. ich denk mir, eine sehr ähnliche ansicht hatte auch ich vertreten - nur halt ohne den "altmeister" zu bemühen!Möbius hat geschrieben:Wogegen ich mich wende, ist die vorschnelle Pathologisierung und Problembefrachtung promiskuitiven Verhaltens. Ich glaube, daß es zumindest sehr gut möglich ist, daß sich auch die threadstarterin von solchen Bewertungen beeinflußen lässt, und sich vielleicht bemüßigt glaubt, sich als "gestörter" darzustellen und am Ende auch noch zu fühlen, als sie tatsächlich ist. Salopp formuliert: man muß nicht gleich zum Psychotherapeuten rennen, nur weil man promiskuitiv ist - erst recht dann nicht, wenn es sich möglicherweise nur um eine Lebensphase und keinen dauerhaften Zustand handelt.
.. ist jedenfalls und ohnehin alles völlig gleichgültig, da complicated nach und seit ihrem ersten beitrag hier nicht mehr anwesend zu sein scheint; und um IHR thema gings ja ursprünglich - wenn ich mich nicht irre.
Ich glaube, daß viele "Meinungsverschiedenheiten" einfach nur auf Aneinander-vorbeischreiben, Mißverständnissen, ungenauen Formulierungen und Definitionsunterschieden (vielleicht stimmt nicht einmal die Vorstellung über Promiskuität bei den schreibenden Nutzern überein) beruhen.
Zudem werden von allen, mich eingeschlossen, vorschnell Schlüsse gezogen, außerdem leichtfertiger Problematisierungen vorgenommen, was sicher auch an der Art und Thematik des Forums liegt. Die hier oft bemühte Psychoanalyse eignet sich ja hervorragend dazu, aus den banalsten Äußerungen extrem komplizierte, bedeutungsschwere Problematiken herbeizuphantasieren, wobei die Methode dden großen Vorteil besitzt, daß ihre Bedeutungszuweisungen im Einzelfall schwer bis gar nicht be- oder widerlegbar oder reproduzierbar sind. Da wird aus einem Engegefühl dann gleich nicht aufgearbeitete Kastrationsangst, und im Wunsch nach sexuellem Ausprobieren muß doch irgend etwas "Dysfunktionelles" zu finden sein (wobei die Deutungshoheit darüber natürlich den Fachleuten zugesprochen wird, Freud muß einen doch besser verstehen als man sich selbst ).
Jedes Gefühl, jede Äußerung, jedes Verhalten wirkt dann bereits suspekt und muß mühsam gerechtfertigt werden. Wenn jemand glaubt, daß er wirklich mal Recht hat und sich mißverstanden fühlt, dann muß er acht geben, daß ihm daraus keine narzißstische Störung zugesprochen wird. Und die Krone wird all dem dadurch aufgesetzt, daß in gefühlt jeder zweiten Diskussion der Ersteller, bei dem man am ehesten über ein Problem mutmaßen und nachdenken darf und soll, nach ein oder zwei Eingangstexten verschwindet und auch nicht kundtut, ob er nun enttäuscht war, sich sein Problem mittlerweile gelöst hat oder dieses Problem gar nicht so schwerwiegend war und er nur mal testen wollte, was in so einem Forum an Antworten so zurückkommt.
@Möbius,
inwieweit die Geschlechterunterschiede auch bezüglich der Wahrnehmung und des Auslebens der eigenen Sexualität biologisch und erfahrungsbedingt sind, kannst du ja am Frankreich-Beispiel analysieren. Ich glaube mal gelesen zu haben, daß der Übergang von Promiskuität zur 1:1-Beziehung auch durch die Eiszeiten forciert wurde.
In deinem letzten Beitrag schreibst du, daß man sich durch Einfluß der Gesellschaft als gestörter wahrnimmt, als man vielleicht wirklich ist, vor allem sexuell. Eine Störung ist auch durch die Außenreaktionen mit definiert, also immer kulturell gefärbt. Wie es bei Behinderungen so schön heißt: Man ist nicht nur behindert, man wird behindert. Genauso ist es bei sogenannten Störungen auch, man ist nicht nur gestört, man wird auch gestört, und das verursacht Leid auf beiden Seiten. Die Zumessung, wer hier inwieweit nicht zu wem paßt, wer der Gestörte und wer der Nprmale ist, ist meist mehrheitbedingt, oft, nicht immer durch biologischen Nutzen und konkurrierende Interessen und Triebe bestimmt, und sie kann auch von den gerade vorherrschenden Umweltbedingungen und (sozialen) Selektionsfaktoren abhängen. Promiskuität ist auch ein gutes Beispiel dafür, wie die Partnerwahl die Bewertung, ob es sich um ein Problem handelt, beeinflussen kann.
Zudem werden von allen, mich eingeschlossen, vorschnell Schlüsse gezogen, außerdem leichtfertiger Problematisierungen vorgenommen, was sicher auch an der Art und Thematik des Forums liegt. Die hier oft bemühte Psychoanalyse eignet sich ja hervorragend dazu, aus den banalsten Äußerungen extrem komplizierte, bedeutungsschwere Problematiken herbeizuphantasieren, wobei die Methode dden großen Vorteil besitzt, daß ihre Bedeutungszuweisungen im Einzelfall schwer bis gar nicht be- oder widerlegbar oder reproduzierbar sind. Da wird aus einem Engegefühl dann gleich nicht aufgearbeitete Kastrationsangst, und im Wunsch nach sexuellem Ausprobieren muß doch irgend etwas "Dysfunktionelles" zu finden sein (wobei die Deutungshoheit darüber natürlich den Fachleuten zugesprochen wird, Freud muß einen doch besser verstehen als man sich selbst ).
Jedes Gefühl, jede Äußerung, jedes Verhalten wirkt dann bereits suspekt und muß mühsam gerechtfertigt werden. Wenn jemand glaubt, daß er wirklich mal Recht hat und sich mißverstanden fühlt, dann muß er acht geben, daß ihm daraus keine narzißstische Störung zugesprochen wird. Und die Krone wird all dem dadurch aufgesetzt, daß in gefühlt jeder zweiten Diskussion der Ersteller, bei dem man am ehesten über ein Problem mutmaßen und nachdenken darf und soll, nach ein oder zwei Eingangstexten verschwindet und auch nicht kundtut, ob er nun enttäuscht war, sich sein Problem mittlerweile gelöst hat oder dieses Problem gar nicht so schwerwiegend war und er nur mal testen wollte, was in so einem Forum an Antworten so zurückkommt.
@Möbius,
inwieweit die Geschlechterunterschiede auch bezüglich der Wahrnehmung und des Auslebens der eigenen Sexualität biologisch und erfahrungsbedingt sind, kannst du ja am Frankreich-Beispiel analysieren. Ich glaube mal gelesen zu haben, daß der Übergang von Promiskuität zur 1:1-Beziehung auch durch die Eiszeiten forciert wurde.
In deinem letzten Beitrag schreibst du, daß man sich durch Einfluß der Gesellschaft als gestörter wahrnimmt, als man vielleicht wirklich ist, vor allem sexuell. Eine Störung ist auch durch die Außenreaktionen mit definiert, also immer kulturell gefärbt. Wie es bei Behinderungen so schön heißt: Man ist nicht nur behindert, man wird behindert. Genauso ist es bei sogenannten Störungen auch, man ist nicht nur gestört, man wird auch gestört, und das verursacht Leid auf beiden Seiten. Die Zumessung, wer hier inwieweit nicht zu wem paßt, wer der Gestörte und wer der Nprmale ist, ist meist mehrheitbedingt, oft, nicht immer durch biologischen Nutzen und konkurrierende Interessen und Triebe bestimmt, und sie kann auch von den gerade vorherrschenden Umweltbedingungen und (sozialen) Selektionsfaktoren abhängen. Promiskuität ist auch ein gutes Beispiel dafür, wie die Partnerwahl die Bewertung, ob es sich um ein Problem handelt, beeinflussen kann.
-
- Vergleichbare Themen
- Antworten
- Zugriffe
- Letzter Beitrag