Ständiges Masturbieren: krank? Homosexuell?

Fragen und Erfahrungsaustausch über sexuelle Problembereiche wie Sexualstörungen, rund um gleichgeschlechtliche Sexualität und sexuelle Identität, den Umgang mit sexuellen Neigungen wie Fetischismus, S/M usw. - ausser Aufklärungs-Fragen.
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guterjunge
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Ständiges Masturbieren: krank? Homosexuell?

Beitrag Fr., 06.08.2010, 21:29

diese frage kann ich einfach nicht beantworten; es ist bei mir so das ich zwar frauen hinterherschaue und auch hübsch finde sie aber wenn ich in meinen eigenen 4 wänden bin...

ja dann masturbiere ich und mich überkommen seit ewigkeiten schon homosexuelle phantasien; masturbieren mit frauen klappt praktisch nicht ich bekomm keinen hoch; es ist auch so das ich nix gegen schwule habe und ich mich sehr mit dem thema beschäftigt habe aber ne beziehung zu nen mann kann ich mir nur schwer vorstellen als 12 jähriger war ich bisher das einzige mal überhaupt verliebt in nem kumpel aber das ist zulange her und zeitdem ist viel scheiße in meinem leben passiert

komischerweise interessieren mich männer sonst nicht wirklich; versuche zwar welchen hinterherzugucken aber iwie merke ich da nix in mir (seltsam als schwuler mann müsste ich doch theoretisch nur am gucken sein hübsche männer wenn auch hetero gibt es ja eig. genug); frauen naja das weibliche wesen find ich angenehmer auch attraktiv eig. ganz gewöhnlich aber den drang "ne olle klarzumachen" eben nicht verspühre; ich bin wohl auch kein richtiger mann eher etwas weiblich anpacken kann ich z.b. nicht gut wie einer und autos/einen draufmachen und fußball interessiert mich nicht wirklich

ich habe mich bisher einmal jmd. anvertraut das ich wohl doch eher auf männer stehe; es war befreiend iwie

bin ich vllt. auch krank?? ich meine es ist doch nicht normal das ich nur masturbiere und da wo mir in den 4 wänden einer abgeht nach außen hin nix passiert

dazu muss ich noch sagen das ich sonst sehr einsam bin und sehr seltsam halt anders bin; aber das ist ne andre geschichte

ich hab keine ahnung ob ichs doch mit ner frau versuche oder nen mann will; so wie ich mich kenne bring ich keine kraft auf den teufelskreis (weil jeder tag gleich ist) zu durchbrechen;

ich bin nicht gesellig, unerfahren und recht emotionslos daher bin ich unter menschen alleine einsam (man hat mir mal gesagt du musst versuchen unter leute zu gehen dann findest du auch welche) und finde keine freunde wenn ich könnte würd ich heulen

ich weiß nicht mehr was ich machen soll; eig. sind ja freunde für sowas da aber die gibt es nicht

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visual_quicksteps
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Beitrag Sa., 07.08.2010, 05:53

hallo guterjunge,

warum sollte das krank sein? du bist genau in dem alter, in dem der testosteron-spiegel sehr hoch ist; das ändert sich gewöhnlich mit dem alter;-)
wenn ich das richtig lese, hast du eher ein problem damit homosexuell zu sein und aber auch keinen anschluss zu finden.
in größeren städten gibt es anlaufstätten für junge schwule und bisexuelle männer (jugendgruppen bis 25 jahren; im lesben- und schwulenzentrum), wo man leicht leute kennen lernt, die sich ihrer eigenen sexualität und identität nicht ganz sicher sind. in der regel wird man hier von der gruppe gut aufgenommen und hat die möglichkeit, sich auszutauschen und auch mal die szene kennen zu lernen. versuch' es doch mal. man wird dich zu nichts zwingen und einen versuch ist es wert.
kopf hoch, guterjunge! das wird schon.

alles gute,
visual quicksteps


weissnicht
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Beitrag Mo., 09.08.2010, 08:29

visual_quicksteps hat geschrieben:hallo guterjunge,

warum sollte das krank sein? du bist genau in dem alter, in dem der testosteron-spiegel sehr hoch ist; das ändert sich gewöhnlich mit dem alter;-)
Na und wenn das 20 Jahre später auch noch so ist? Ist das dann auch noch ein Testosteronproblem?
Hab mich extra hier registriert, weil mir dieses Problem von "guterjunge" (hast übrigens ne PN) bekannt vorkommt.
Bei mir ist es über die Jahre noch mehr geworden und nicht weniger!
Anschauen tu ich Frauen, welche mich grade bei diesen warmen Wetter schon wegen der Optik sehr reizen (Männer garnicht) und wenn ich dann erst einmal erregt bin, lässt sie sich meist nur mit der Hand abbauen. Und das immer nur mit Sexfantasien, in denen nur Männer vor kommen.
Das versteh wer will.

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only4u
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Beitrag Mi., 11.08.2010, 17:43

Hallo du...
also, wenn es dich selbst oder jemand anderen stört und du etwas dagegen unternehmen möchtest/willst, dann könntest du dich an einen Therapeuten oder eine Therapeutin wenden, falls du keinen intimen Freund/in hast, mit dem du dich besprechen kannst oder magst.
Ansonsten ist das nix schlimmes oder anrüchiges - es ist einfach nur schön und geil, mehr nicht. Also versuch es zu genießen und dich dann zwischendurch wieder anderen Dingen zuzuwenden.
Gruß
only

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MissX
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Beitrag Mi., 11.08.2010, 18:13

Hey guterjunge!

Vielleicht bist du auch einfach bi oder whatever.
Fast kein Mensch ist zu 100% hetero oder zu 100% homo. Wir haben alle mehr oder weniger starke Vorlieben, die wir dann so oder so ausleben.
Ich finde es bescheuert Sexualität in irgendein Korsett zu zwängen, wo sie nicht hingehört. Solange du dir und andere nicht in irgendeiner Form schadest, kannst du doch wirklich machen was du willst.

Ich finde das eher besorgniserregend:
guterjunge hat geschrieben:dazu muss ich noch sagen das ich sonst sehr einsam bin und sehr seltsam halt anders bin; aber das ist ne andre geschichte
guterjunge hat geschrieben:ch bin nicht gesellig, unerfahren und recht emotionslos daher bin ich unter menschen alleine einsam (man hat mir mal gesagt du musst versuchen unter leute zu gehen dann findest du auch welche) und finde keine freunde wenn ich könnte würd ich heulen
Ich denke, dass du erst mal daran arbeiten solltest: an deinen allgemeinen Kontaktproblemen. Ich find' das eher die Hauptbaustelle bei dir. Du scheinst ja irgendwelche Probleme mit dir selbst zu haben, die du zunächste einmal lösen sollltest, vllt mit professioneller Hilfe. Denn wenn du mit dir selbst unzufrieden bist, wirst du auch keine wirklich glückliche Beziehung führen können, ob nun mit einem Mann oder mit einer Frau. Also ein Schritt nach dem anderen würd ich sagen.

Alles Gute.

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PeterS.
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Beitrag Mi., 17.12.2014, 19:09

Tach gibt es so Sachen wo man sagt ja dass ist ein Zeichen du bist innerlich vielleicht doch Homosexuell und weißt es nur nicht (ich hatte 3 Freundinnen und kann keine Liebe geben und bin lieber mit meinem Freund zusammen beim Sport oder Wandern, und vergleiche ihn mit meiner Freundin)


pandas
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Beitrag Mi., 17.12.2014, 21:58

Ja, das klingt nach verdrängter Homosexualität. Hör auf Deine Freundinnen zu benutzen, um Dich hinter der Beziehung zu verstecken.
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard

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PeterS.
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Beitrag Do., 18.12.2014, 11:31

wieso ist das verdrängt ich verstecke mich nicth ich will ja keinen mann ich will ja eine Frau ich habe nur einfach keine Liebe für sie, ich mag sie und ich bin gerne mit meinem Kumpel den ich 30 jahre kenne lieber zusammen bei Touren oder so, udn bin mit ihm grene im Kino, sehe ihn 1x die woche und er ist sehr unkompliziert und wenn meine Freundin spinnt, dann vergleiche ich sie weil er einfach umkompliziert ist und sie nicht und ich packe das nicht. Dass ist doch nicht verdrängt. und Homo


pandas
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Beitrag Do., 18.12.2014, 23:00

. Ach so .
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard

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letdown_85
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Beitrag Di., 05.05.2015, 04:18

guterjunge hat geschrieben:diese frage kann ich einfach nicht beantworten; es ist bei mir so das ich zwar frauen hinterherschaue und auch hübsch finde sie aber wenn ich in meinen eigenen 4 wänden bin...
Entschuldigung, wenn ich diesen alten Thread ausgrabe. Aber eigentlich ist daran ja nichts schlimmes, weil ein Forum ja auch eine Art Sammlung von Wissen sein kann, dass man ruhig aktualisieren darf, für den nächsten, der es findet und den nächsten usw.

Jedenfalls: Krass, das ist genau meine Story! Ich kann dir und niemanden anders sagen, ob jemand homosexuell ist oder nicht homosexuell ist. Ich kann auch keine Abhandlung schreiben darüber, was wirklich homosexuell ist und was nicht. Ich kann nur von meiner Welt schreiben. Aber bei mir war es so. Exakt so!

In der Schule den Mädels nachgeschaut, aber zuhause in meinen vier Wänden waren die "Objekte" die ich zur Selbstbefriedigung benutze meist männlich. Es machte mich verrückt. Ich dachte auch, ich sollte es einfach mal mit "vielleicht schwul" oder "Bisschen bi" ausprobieren. Aber weil ich enorm schüchtern war und auch nicht gesellig tat ich das nicht. "I would never join any club that would accept someone like me as a member" (wie es Groucho Marx zugeschrieben wird). Das kam noch dazu. Und viel Zeit. Bei mir glücklicherweise muss ich sagen.

Denn ich probierte ja aus, im Internet, Bilder von schwulen Webseiten, nackte Männer. Ich versuchte mir auf denen einen runterzuholen, nichts. Also so homosexuelle Mainstream-Bilder. Nichts. Allerdings wenn es Sportler waren, Amateursportler vorallem und so dieses braungebrannter blonder Surfertyp. Dann ging es. Schnell. Aber bei vielen anderen Bildern auch wieder nicht. Bei Frauen, vorallem dem typischen Porno-Klischee, Blond und große Brüste, ging bei mir auch gar nichts, allerdings. Aber im Alltag in der Schule war ich in einige Mädels verschossen und fand sie attraktiv und hübsch. Auch spürte ich Regungen zur Damenwelt hin.

Was nun? Ich lief jahrelang mit diesem "vielleicht bi" rum. Ich hatte aber gleichzeitig alle möglichen psychologischen Probleme. Es stellte sich dann aber ein Muster heraus. Durch Zufall.

Ich fuhr mit dem Rad zu meiner morgendlichen Arbeit, ich hatte den mp3-Stick im Ohr mit allem möglichen total unterschiedlichen Zeugs drauf. Ich fuhr an einer Bushalte vorbei und auf einmal war da so ein Sportler-Typ, fast exakt so wie auf den Bildern, die mich so erregten. Wie es der Zufall (?) wollte, spielte auf meinem mp3 aber gerade ein Soundtrack-Ordner und dazu ein trauriges melancholisches Violinenstück ("Prospectors Arrive" von Jonny Greenwood, aus dem Film "There Will Be Blood"). Also es spielte genau in diesem Moment. Exakt in diesem. Es legte sich bei mir ein Schalter um. Mir wurde so klar, die Traurigkeit, die ich durch die Musik empfinden konnte. Sie passte exakt! Wenn ich doch homosexuell wäre, dann würde sie nicht passen, denn dann hätte ich den Typen ja einfach geil gefunden und etwas mehr up-beat-mäßiges hatte vielleicht gepasst. Aber diese Traurigkeit war immer in mir. Es wurde mir im nächsten Augenblick bewusst: Ich weiß ja das ich mich selbst hasste oft. Aber ich weiß nicht richtig wie und wer ich bin, und wer ich wirklich bin oder sein möchte (habe in etwa Borderline, ohne SSV, ohne klassich-schizophren, also *keine* richtige MPS, aber Identitätsstörung definitiv). Mir war klar: Ich wollte so sein wie der Typ. Oder nur annähernd so. Ich wollte auch was davon haben, was er sozusagen hat. Oder mit ihm befreundet sein, dass er mir helfen könnte, einfach nur dazugehören. Das wollte ich wirklich. Nichts sexuelles! Ich wollte so ein wie er. Richtig tief war die Traurigkeit bei dem Gedanken, dass ich vielleicht wirklich so bin. Nur, dass ich durch alles Schlimme, was mir passiert ist, dass ich deswegen mich nicht weiterentwickeln konnte. Dass dieser (für mich) extrovertierte Teil meiner Persönlichkeit schockgefrostet oder zerstört worden ist. Dass ich mich also fast selbst sähe, wie ich hätte sein können, ohne den Mist, der mir passiert ist. Ohne die Depression, ohne die Zwangsstörung, ohne Borderline, und ohne was auch immer das ursprünglich gestartet haben mag.

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letdown_85
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Beitrag Di., 05.05.2015, 04:20

(Teil 2/3)
Das war es. Und wenn ich es mir selbst gemacht habe, habe ich immer ganz bestimmte Typen gehabt. Ganz bestimmte, wie ich gerne sein würde. Bei richtigen schwulen Prototypen geschah dann aber wieder gar nichts bei mir. Aber nur deswegen, weil sie von ihrer Art und Aussehen und Symbolität nicht in das Bild passten, wie ich gerne sein wollte. Wie ich dachte, wie ich wirklich wäre. Oder bei "generisch" nackten Männern, tat sich zu 98% wie gesagt bei mir auch nichts. Aber Surfertypen im Neo? Wow. Oder American Football Spieler von der Webseite aus unserem Ort? So um die 20? Wahnsinn. Usw. usf. Amateur-Radrennfahrer beim Zeitfahren in ihren engen Uniformen (== symbolisierte für mich keine Scham, Körperbeherrschung, und nochmals keine Scham!) , usw. usf. Ich hätte mir den ganzen Tag auf diese Bilder einen runterholen können.

Aber immer habe ich eben dabei "geträumt" bei der Selbstbefriedigung, so zu sein, wie sie, auf den Bildern. Während der Selbstbefriedigung wurde ich sie. Und das war die Erregung, woher sie kam. Ich fand mich so leer, dass mir dieser *Identitätsersatz* so enorme Befriedigung gab. Ich sehnte mich für mich selbst nach bestimmten Attributen. Die Sehnsucht nach diesen Persönlichkeitsattributen war bei mir so groß, dass sie sozusagen sexualisiert worden war. Und diese bestimmten Typen auf meinen Fotos damals, hatten eben diese Attribute. Und im Hineinträumen und mir dabei einen runterzuholen, konnte ich das eben sozusagen im "Tagtraum" selbst an mir spüren. In meiner Fantasie.

Meine Traurigkeit und Bitterkeit über mich selbst muss so groß gewesen sein, dass mir mein Unterbewusstsein das nicht einfach so nebenbei gesagt hat. Es war leicht unterdrückt und brauchte die Szene mit der Bushalte, dem Sportlertypen und der Assoziation mit der traurigen Musik. Die Assoziation war mir verborgen zuvor. Sowieso unterdrückte ich meine Traurigkeit mit allem möglichen.

Es kann sehr gut sein, dass Du vielleicht auch eine Art Muster hast, bei den Typen auf Fotos, bei den Typen im Netz, die dich erregen? Ein Muster, ein pattern? Vielleicht! Es kann ein ganz anderes Motiv, eine ganz andere Sehnsucht sein. Es muss nur eine Gemeinsamkeit sein, die diese Bilder teilen.

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letdown_85
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Beitrag Di., 05.05.2015, 04:22

(Teil 3/3)
@Threadstarter: Ich hoffe ich konnte helfen. Falls du wirklich homosexuell bist, und davon überzeugt bist, dass du es bist oder sein könntest: Dann habe *ebenso* keine Angst vor der Welt da draußen!

Für mich stellte sich eben heraus, dass ich nicht homosexuell bin. Ich kann mir auch keinen mehr runterholen auf diese Bilder, weil ich den Mechanismus, der sich bei mir abspielte jetzt so offengelegt habe und kenne. Es geht nicht mehr, einfach deswegen, weil ich selbst es so will. Ich will es deswegen so, weil ich mich in keinen Identitätsersatz mehr hineinträumen will. Inspiration ja. Da ist gucken ("wie macht der das?") auch erlaubt. Aber Inspiration hört dort auf, wo sie zum Ersatz wird. Ansich ist Inspiration für das Nachreifen oder Wiederaufbauen von eigener Persönlichkeit ja absolut ok. Nur dann nicht mehr, wenn sie zum Ersatz wird. Ich lehnte den Identitätsersatz und alle depersonalisierte/depersonalisierende Tagträumerei für mich deswegen von einem Punkt an strikt ab, weil ich ab da mich nicht mehr selbst hasste. Therapie hat eigentlich nur an meiner Impulsivität und Selbsthass gearbeitet. Nur normale Gesprächstherapie, keine Hypnose oder EMDR oder so. Nur das Wort Identitätsersatz als Fingerzeig kam von meinem Therapeuten, so zusammengefasst gesagt. Den Mechanismus hatte ich dann später selbst verstanden. Und seitdem, "kann", bzw. will ich es nicht mehr.

Weil ich mich nicht mehr so sehr hasse. Weil ich mich ernst nehmen will. Weil ich für mich selbst echt oder echter werden möchte. Weil ich mich um mich selbst ehrlich und aufrichtig sorgen möchte. Weil mir auf einmal an mir liegt. Weil ich das echte Leben, die echte Droge Leben da draußen, möchte und kein billiges "Methadon" als Ersatz mehr sozusagen auf Knopfdruck, womit ich mir selbst nur etwas vorgaukele, etwas vorträume. Mich selbst verarsche, über etwas, was ich eigentlich selbst in echt wirklich (sein) möchte. Es ist nicht leicht! Es gelingt mir nicht immer! Aber es wird langsam besser. Mal bin ich 1-2 Monate komplett im Stillstand plus Depression. Und dann kommt wieder ein kleiner Meilenstein. usw. Es ist oft hart, und andere haben das nicht. Die können einfach leben. Aber ich hab nun mal den ganzen Mist gehabt und habe damit also noch immer Arbeit. Viele haben diese Sachen nicht, ich hab sie. Was soll ich machen?

Also nur deswegen (s.o.) "kann" ich es nicht mehr, die Selbstbefriedigung auf Bilder von Typen. Nicht weil ich irgendwie magisch "umgepolt" worden wäre. Oder so. Die Wahrheit ist: Ich habe übrigens über wenig sexuelles geredet in Therapie. Ich habe also (sozusagen "leider") hier keine Umänderung von Homosexualität jetzt anzubieten. Das war es bei mir nicht. Ob es bei dir so ist, das kannst du nur in dir selbst rausfinden. Sei einfach radikal ehrlich zu dir selbst. Sei einfach ganz ehrlich. Mache keine schnellen Schlüsse, um an ein schnelles Ziel zu kommen. Nehme dich selbst ernst, und lerne ggf. vorher, dich weniger stark zu hassen (falls es vermutlich so ist). Und dann entscheide du selbst. Egal welcher Weg und egal wie lang. Du bist es, der das nur kann.

Falls es bei dir auch "nur" Identitätsersatz war:
Ich habe mir angewöhnt, einfach es zu versuchen, bestimmte Attribute dieser "Ideal-Typen" für mich zu adaptieren. Es tut mir sehr gut, auch wenn es sau schwierig ist. Aber es ist einfach schön, weil es für mich passt. Ich denke eben, dass ich wirklich einen unterdrückten Teil in mir habe. Ich war vor der Therapie überbrav, zwanghaft, kontrolliert, ängstlich. Das schreit doch nur förmlich danach, dass mir irgendwas wiederfuhr, oder viel kleines hässliches, dass ich diesen Teil in mir nicht entwickelten durfte, sondern ein "good old boy" werden und bleiben sollte. Je mehr ich mich davon befreie, desto besser geht es mir langsam aber stetig. Manche Dinge kann ich mit 30 aber nicht mehr nachholen, da braucht es dann einfach radikale Akzeptanz. Aber ich kann vieles nachreifen lassen, adaptieren in vernünftiger Weise. Das Spektrum ist ja weit. Das geht auch alles ohne kindisch dabei zu sein. Also falls, dann nur Mut und viel Erfolg! Und sowieso, egal welche Abzweigung, alles alles Gute!

Es hat mir enorm gut getan, so eine beinahe exakte Story zu lesen, die ich bisher nur von mir selber kannte. Ob wir jetzt die gleichen Ursachen haben, oder eben auch nicht. Danke dafür von mir! Und sorry für den Roman. Ich wollte das nicht so "joah bei mir auch, blabla," abhandeln. Vielleicht passt irgendjemand ja mal dieser Schuh. Und für mich selbst hab ich es, ermutigt durch deine Story, auch direkt endlich mal richtig aufschreiben können. Das hab ich so bisher noch nie.
Zuletzt geändert von letdown_85 am Di., 05.05.2015, 05:20, insgesamt 4-mal geändert.

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letdown_85
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Beitrag Di., 05.05.2015, 04:57

guterjunge hat geschrieben:aber den drang "ne olle klarzumachen" eben nicht verspühre; ich bin wohl auch kein richtiger mann
PS: Damit bist du -m.E.- ein richtiger Mann! So viel mehr mehr als die Typen, die das mit Bravour und jedes Wochende schaffen. Macho (z.B. "olle klarmachen") und Weichei (z.B. "süßes Traumgirl wird alle meine Probleme lösen und mich endlich vervollständigen. Ich brauche sie, ich mache alles für sie.") sind beide dysfunktional. Und beide teilen denselben psychischen Knacks/Kern, sie biegen nur aufgrund von Prägung und Umwelt-/Entwicklungsfaktoren in jeweils eine unterschiedliche Richtung ab. Aber sie sind wie zwei Erbsen in ein und derselben Schote. Kein besseres Bild gerade! )

Du bist ein richtiger Mann bereits in diesen Punkten, wenn du es nicht nötig hast eine "olle klarzumachen". Du wirst womöglich woanders Minderwertigkeit fühlen, aber das eine Problem hast du definitiv nicht. Das brauchst du nicht. Macho definiert sein Ego auch nur über Frauen, aber eher objektivierend/prinzipiell sadistisch, aber genau wie das Weichei sein Ego auch über Frauen definiert, aber eher von unten/prinzipiell masochistisch.

Es spricht auch für dich, wenn du dir auf 08/15-Mainstream-Porno oder Ekel/Hardcore-Porno oder sonstigen nackten Frauen aus dem Netz keinen runterholen kannst. Oder generell auf Bilder von Frauen, auch wenn sie hübsch sind. Das konnte ich auch nie. Weder am PC, noch Zeitschrift oder sonstiges. Das heißt ja erstmal, dass du speziell das nicht willst. Das heißt *nicht* automatisch, dass du keinen wie auch immer starken heterosexuellen Trieb oder Empfindungen hättest! (Mit meiner Freundin in echt habe ich keine Probleme. Sex ist seit den zwei Jahren 1a. Es brauchte lange Zeit bei mir, bis ich bereit für die Beziehung war. Und wir hatten ein gutes Timing unseres Kennenlernens. Ich bin dabei übrigens megatreu und wir haben gegenseitig eine hohe Frustrationsgrenze für unsere Beziehung, auch nach der "rosarote Brille"-Zeit. Einfach, weil ich es altmodisch/spießerisch so will. Und weil ich lernen durfte, dass ich ihr auch viel zu geben habe. Ich wollte vorher immer nur haben. Jetzt gebe ich, also auf Augenhöhe aber. Es ist neu und merkwürdig zu anfangs, aber mir gefällt meine neue "Rolle" allmählich. Es ist sowieso so irre, ich denke, wenn ich eine gute Beziehung fand, dann schafft das jeder. Du glaubst nicht, wieviele unterschiedliche richtige Frauen es gibt. Lass dich nicht von Stereotypen oder Mainstream-Frauengeschmack abschrecken. Wobei "Mainstream"-Frauen auch toll sein können, heißt halt nicht, dass sie nur deswegen nicht toll seien.)

Wenn du einigermaßen gut des Englischen mächtig bist, bestell dir bei einem Buchhändler deines Vertrauens: "No more Mr Nice Guy" (klingt bescheuert, ist aber anti-Macho) von Robert A. Glover. Und "Being The Strong Man A Women Wants" von Elliott Katz. Kommt zuerst wie eine Reader's Digest Story daher, hat aber viel Tiefe und ist einfach und einprägsam. Diese zwei Bücher haben mir geholfen. Vorallem letzteres, bezüglich auf meine Beziehung.

Und last but not least wirst du vielleicht an deiner Anti-Geselligkeit arbeiten müssen. Das geht zur Not ja auch über Therapie. Du wirst (wenige!) echte männliche Freunde brauchen und ein paar Bekannte/Kumpels/Zum-Was-Unternehmen. Wenn du komplett Einzelgänger bist, dann ist das für eine Beziehung später problematisch, weil man dann viel in den Partner projiziert, und fordert, teils Dinge für die eigentlich eher der Freundeskreis primär zuständig ist. Man hängt sich halt zu stark auf einander. Wenn deine zukünftige Freundin evtl. aber auch anti-gesellig ist, kann es auch so klappen. Kann.

PPS:
Und ebenso bei mir, wie bei dir: Handwerkliches Geschick, Wat dat? Mir sind auch Leute suspekt, denen es echt Spaß macht. OK, ich habe es zuletzt mal geschafft ein mega verstopftes Waschbecken freizubekommen, aber ich habe diese Plastikrohre darunter einfach auch komplett auseinandergenommen und dann wieder wie vorher zusammengebaut. So kleine Erfolge tun mir da schon gut. Probier einfach irgendwas aus, *falls* es dich stört. Pack einfach was an, was realistisch erscheint. Aber zwinge dich nicht dazu, zum Handwerker (== angeblich "männlich") zu werden. Falls du mal in einer Beziehung bist, kümmere dich halt, was so bei euch passiert, bei dir, bei ihr, sei nicht indifferent, verkrümel dich nicht, nehme Herausforderungen an. Wenn du das kannst, das ist mehr als genug 'anpacken' können, dann ist das halb so wild mit den "zwei Linken Händen" (O-Ton, meine Freundin über mich)

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letdown_85
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Beitrag Di., 05.05.2015, 05:33

Argh! Ich kann den einen Beitrag nur 3mal editieren. Hier wollte ich noch erklären, was ich damit meinte, "Attribute" von "Ideal-Typen" für die eigene Persönlichkeit zu adaptieren. Das klingt nicht nur schwer, das ist es auch. Aber das war zu kurz und zu schnell von mir. Will sagen: Denn manches kann ich ja nicht adaptieren. Manches geht einfach faktisch nicht. Wenn ich z.B. vielleicht nicht die Statur habe, kann ich nicht so sein wie Surfertyp xy. Nur als ein banales Beispiel. Gibt ja zig Faktoren, die einen hindern können, irgendwas für sich selbst zu erarbeiten. (Können natürlich auch manchmal nur faule Ausreden sein. Das geht auch! ) Ist ja auch gut, dass wir als Menschen nicht alle völlig umwandelbar im Sinne von austauschbar (jeder kann jedes) sind! Den gleichen Menschen wollten meistens irgendwelche Diktaturen.

Ok, hier der nun also erweiterte Teil nochmals:

Falls es bei dir auch "nur" Identitätsersatz war:
Ich habe mir angewöhnt, einfach es zu versuchen, bestimmte Attribute dieser "Ideal-Typen" für mich zu adaptieren. Oder nicht immer direkt zu adaptieren, sondern auch für mich selbst zu übersetzen und zu generalisieren für meine Persönlichkeit. Was fasziniert mich an etwas bestimmten? Oder konkrekt an *ihm*? Was bedeutet das alles für mich und meine Persönlichkeit? Was will ich selbst damit? Warum will ich es? Warum will ich auch mehr so sein/es können/usw.?

Alle Sportlertypen, die ich erregend fand, machten ja Sportarten mit Körperbeherrschung, mit Körpereinsatz, mit Konkurrenz (==kämpferisch) und gleichzeitig Teamgeist (==ebenbürtig sein, akzeptiert/angenommen, dazugehören). Und für alle diese Sportarten braucht es irgendeine Ausrüstung oder Anzug (==keine Scham, eigenen Körper mögen). Und diese General-Begriffe, mit denen kann ich ganz gut arbeiten. Weil die kann ich ja für mich selbst erarbeiten, entdecken und ggf. übersetzen. So kann ich nachreifen. So kann ich (etwas mehr) zu mir finden. Ich kann diese Dinge erreichen, -für mich (re-)adaptieren!-, ohne dafür ein blonder Ideal-Surfertyp werden zu müssen. Was übrigens eh nicht mehr gehen würde. Aber gibt ja eben noch mehr Sportarten/Bereiche/Situationen etc.

Wenn es denn dann mal klappt: Es tut mir sehr gut, auch wenn es sau schwierig ist. Aber es ist einfach schön, weil es für mich passt. Ich denke eben, dass ich wirklich einen unterdrückten Teil in mir habe. Ich war vor der Therapie überbrav, zwanghaft, kontrolliert, ängstlich. Das schreit doch nur förmlich danach, dass mir irgendwas wiederfuhr, oder viel kleines hässliches, dass ich diesen Teil in mir nicht entwickelten durfte, sondern ein "good old boy" werden und bleiben sollte. Je mehr ich mich davon befreie, desto besser geht es mir langsam aber stetig. Manche Dinge kann ich mit 30 aber nicht mehr nachholen, da braucht es dann einfach radikale Akzeptanz. Aber ich kann vieles nachreifen lassen, adaptieren in vernünftiger Weise. Das Spektrum ist ja weit. Das geht auch alles ohne kindisch dabei zu sein. Also falls, dann nur Mut und viel Erfolg! Und sowieso, egal welche Abzweigung, alles alles Gute!

Es hat mir enorm gut getan, so eine beinahe exakte Story zu lesen, die ich bisher nur von mir selber kannte. Ob wir jetzt die gleichen Ursachen haben, oder eben auch nicht. Danke dafür von mir!

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Habe jetzt fertig. Muss schlafen, sonst wird das nichts mehr mit der Mittagsschicht arbeiten (oh oh). Alles Gute dir und danke für die *Inspiration*!

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