Er will nach der Abtreibung gar keinen Sex mehr

Fragen und Erfahrungsaustausch über sexuelle Problembereiche wie Sexualstörungen, rund um gleichgeschlechtliche Sexualität und sexuelle Identität, den Umgang mit sexuellen Neigungen wie Fetischismus, S/M usw. - ausser Aufklärungs-Fragen.

Thread-EröffnerIn
Havoc
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weiblich/female, 23
Beiträge: 2

Beitrag Do., 18.09.2014, 15:04

Hallo Zusammen,

vielen, vielen Dank für die vielen hilfreichen Kommentare und Denkanstöße.

Ich möchte nicht näher auf die Gründe für diese Abtreibung eingehen, aber wir haben uns diese Entscheidung mit Sicherheit nicht einfach gemacht und "mal eben" entschieden. Die Bedingungen hätten zum Zeitpunkt der Schwangerschaft nicht schlechter sein können und das Risiko wäre für alle (auch für das Ungeborene) viel zu hoch gewesen. Das soll unser Handeln keineswegs entschuldigen oder rechtfertigen, denn wir sind es, die ganz offensichtlich einen großen (Verhütungs-)fehler begangen haben. (Mir ist bewusst, dass das hier einige nicht verstehen werden, aber damit muss ich leben.)
Zur Abtreibung haben wir uns beide gleichermaßen entscheiden. Wir wollen beide gerne Kinder, allerdings war es zu diesem Zeitpunkt einfach nicht möglich und an dieser Stelle waren wir beide reflektiert genug um das einzusehen. Wenn wir die Entscheidung jetzt noch einmal treffen müssten, dann würden wir sie nicht anders treffen (was sich im Nachhinein auch als die "richtig" herausgestellt hat).
Wir wollen beide auf jeden Fall Kinder in der Zukunft und das auch miteinander, deswegen kommt eine Sterilisation auf keinen Fall in Frage.

Auch, dass es für mich kein traumatisches Erlebnis war, stimmt nicht. Ich wollte hier nur den Fokus auf das Problem in meiner Beziehung und nicht auf meine eigenen Probleme mit der Situation legen. Ich glaube nicht, dass mich die Trauer und die Schuldgefühle davon abhalten sollten eine liebevolle und auch lustvolle Beziehung zu führen. Vielleicht habe ich mich bei meiner Ausgangsfrage hier etwas falsch ausgedrückt. Ja, der fehlende Sex ist für mich ein Problem, aber grundsätzlich fehlt mir allgemein sexuelle Nähe. Sich zu küssen, sich anzufassen, alle Dinge, bei denen man nicht schwanger werden kann. Aber genau hier fängt mein Problem schon an, keinen meiner Annäherungsversuche in diese Richtung lässt mein Freund zu.

Ich werde ihm auf jeden Fall mal vorschlagen mit mir zusammen zu meinem Frauenarzt zu gehen, danke für diesen Hinweis.

Darüber, ob er mit dem Verlauf des Abbruchs überfordert war, habe ich mir um ehrlich zu sein noch keine Gedanken gemacht, aber das werde ich auf jeden Fall mal in einem Gespräch antesten. Dieser Denkansatz bringt mich wirklich ins Grübeln.

Viele Grüße

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Peonia
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weiblich/female, 80
Beiträge: 156

Beitrag Do., 18.09.2014, 20:13

Liebe Havoc,
ich habe mir schon gedacht, dass es Dir auch nicht so gut geht. Ich kenne einige Frauen, die eine Abtreibung erlebt haben und keine hat sich das einfach gemacht und ist danach einfach zur Tagesordnung übergegangen.

Wenn körperliche Nähe generell für Deinen Freund unmöglich ist, dann holt Euch Hilfe bzw. er sich. Das muss keine 300 Stundentherapie sein, aber jemanden, mit dem er sprechen kann - und vielleicht ist es besser, wenn er da alleine hingeht. Dein Frauenarzt sollte eigentlich Ansprechpartner kennen, vielleicht ist ein gemeinsamer Termin dort ein guter Anfang - allein schon um Zutrauen in Eure neue Verhütungsmethode zu gewinnen, aber da wiederhole ich mich.

Ich wünsche Euch beiden alles Gute.

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Pitt
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Beiträge: 2302

Beitrag Do., 18.09.2014, 23:53

Havoc hat geschrieben: Vielleicht habe ich mich bei meiner Ausgangsfrage hier etwas falsch ausgedrückt. Ja, der fehlende Sex ist für mich ein Problem, aber grundsätzlich fehlt mir allgemein sexuelle Nähe. Sich zu küssen, sich anzufassen, alle Dinge, bei denen man nicht schwanger werden kann. Aber genau hier fängt mein Problem schon an, keinen meiner Annäherungsversuche in diese Richtung lässt mein Freund zu.
Hi,
ich möchte mal in die Diskussion werfen, dass "das Ganze" womöglich überhaupt gar nichts mit der Abtreibung zu tun hat. Sondern es da nur eine zufällige Gleichzeitigkeit von "Abtreibung" und "Sexunlust" gab, - keine Kausalität.
Und die ganze Diskussion eher unter dem Thema "Mein Partner lehnt körperliche Nähe (in letzter Zeit) ab" zu führen ist.
Und da gibt es dann mannigfaltige Erklärungsmöglichkeiten...
Lg
Pitt

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Arthur
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männlich/male, 37
Beiträge: 192

Beitrag Fr., 19.09.2014, 06:39

Aus dem Vergleich zweier ehemaligen Beziehungen habe ich folgendes gelernt:

Die eine Frau konnte sich unter körperliche Nähe nur Sex, und unter Sex nur Penetration vorstellen.

Die andere Frau mochte kuscheln (also zärtlichen Kontakt ohne sexuellen Hintergedanken), Petting, Oralsex und Penetration. (und hat das auch durch Mimik, Gestik, Handlung zum Ausdruck gebracht, dass sie all das mag)

Bei der erstgenannten Frau ist war das Sexleben und die körperliche Nähe viel "störungsanfälliger" sowohl für die Frau als auch für mich. Und da es dann auch auf mehreren Ebenen keine Bedürfnisbefriedigung gab: Keine Penetration -> kein Sex -> keine Zärtlichkeit -> kein Körperkontakt -> keine Geborgenheit ist die Beziehung auch zerbrochen. Außerdem hatte das natürlich einen ungeheuren Leistungsdruck gemacht.
Bei meiner anderen Freundin haben wir immer Nähe gehabt, auch wenn man sexuell grad mal keine Lust hatte - und dann ist durch die körperliche Nähe und die angenehmen Gefühle die dadurch entstehen auch wieder mehr Lust entstanden. Und diese Lust war auch nicht von dem Gedanken gehemmt, dass man jetzt auch Zeit und Energie und Lust auf Penetration haben muss.

Ich denke drum hilft es vielen Paaren sich mehr auf Zärtlichkeit ohne Penetration zu konzentrieren. Und vielleicht würde das auch deinem Freund helfen sich wieder mehr einzulassen.

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Tolya
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Beiträge: 394

Beitrag Fr., 19.09.2014, 11:18

Pitt hat geschrieben: Und da gibt es dann mannigfaltige Erklärungsmöglichkeiten...
Lg
Pitt
erst Ursache suchen (evtl therapeutisch), mehr lässt sich nicht machen
will Freund nicht wird's schwierig

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Pitt
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männlich/male, 53
Beiträge: 2302

Beitrag Fr., 19.09.2014, 12:25

Tolya hat geschrieben:
Pitt hat geschrieben: Und da gibt es dann mannigfaltige Erklärungsmöglichkeiten...
erst Ursache suchen (evtl therapeutisch), mehr lässt sich nicht machen
will Freund nicht wird's schwierig
Wenn "Angst vor Schwangerschaft" die Ursache nicht ist, - dann muss der "lustlose" Freund seine Gründe benennen und in Worte fassen und nicht mit "das wird schon wieder" auf später vertrösten.
Von genereller sexueller Appetitlosigkeit, - die sich z.B. in einem Unterlassen von Selbstbefriedigung zeigte -, jetzt mal abgesehen, - gibt
es bei "Lustlosigkeit" auf Sex mit dem Partner die "Fallunterscheidung":
a) Die Beziehung hat einen "Knacks" und ist nicht Ordnung
b) Das Liebesspiel wird für den "nichtwollenden Part" als unbefriegend wahrgenommen (Stichwort: "Schlechter Sex")

Auf die Frage: "Warum haben wir (nur noch) so wenig Sex miteinander" steht einem Partner eine Antwort zu.

So einfach ist das
Lg
Pitt

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viciente
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Beiträge: 3085

Beitrag Fr., 19.09.2014, 14:52

Pitt hat geschrieben:....... So einfach ist das
.. tja, wenns tatsächlich sooo einfach wär, dann wärs tatsächlich einfach.

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Rezna
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weiblich/female, 40
Beiträge: 1722

Beitrag Fr., 19.09.2014, 17:41

Havoc hat geschrieben:Zur Abtreibung haben wir uns beide gleichermaßen entscheiden. Wir wollen beide gerne Kinder, allerdings war es zu diesem Zeitpunkt einfach nicht möglich und an dieser Stelle waren wir beide reflektiert genug um das einzusehen.
Auch wenn die Entscheidung richtig war, kann sie emotional zusetzen. Gerade, dass es euch nicht leicht gefallen ist, ist für mich ein Hinweis, dass hier Trauer im Spiel sein könnte. Ich beispielsweise habe mich gegen Kinder entschieden, stehe dazu, habe gute Gründe dafür und würde nichts ändern wollen, kenne aber dennoch gelegentliche Trauer darüber, keine Kinder zu haben. Da nützt nichts, mich auf die Verstandesentscheidung zu stützen, die Trauer muss/will gelebt werden. Das geht auch wieder vorbei, wenn man es zulässt.
Havoc hat geschrieben:Ja, der fehlende Sex ist für mich ein Problem, aber grundsätzlich fehlt mir allgemein sexuelle Nähe. Sich zu küssen, sich anzufassen, alle Dinge, bei denen man nicht schwanger werden kann. Aber genau hier fängt mein Problem schon an, keinen meiner Annäherungsversuche in diese Richtung lässt mein Freund zu.
Und vor der Abtreibung war das alles optimal? Erst nach der Abtreibung gab es diese 180° Trendwende? Oder hat die Abtreibung vielleicht dafür gesorgt, den Blick verstärkt auf gewisse unbefriedigte Bedürfnisse zu legen, beziehungsweise manche unbefriedigten Apekte überhaupt erst zu erkennen, die vorher aber auch schon (in Ansätzen) da waren, aber nicht so schwer wogen?
»Nimm niemals Böswilligkeit an, wenn Dummheit hinreichend ist.« [Hanlon's Razor]
»Wir sind lieber die Bösen als die Dummen.« [Richard David Precht]

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Joris
sporadischer Gast
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männlich/male, 36
Beiträge: 26

Beitrag Fr., 26.09.2014, 08:46

BillieJane hat geschrieben: Wenn du schon sagst, es handelt sich um ein totes Kind, dann ist dir doch hoffentlich klar, dass der Vater der dieses Kind abgetrieben haben wollte, auch damit einverstanden war, dass sein Kind in kleine Stücke geschnitten wird und dann mit einer Saugklocke raus gesaugt wird.

Und jetzt soll er trauern?!
Ja. Weil ihm erst im Nachhinein so richtig bewusst geworden ist, was da eigentlich passiert ist. Und er das keinesfalls nochmals erleben möchte.
Ich könnte mir vorstellen, dass Rezna mit ihren Ausführungen den Nagel auf den Kopf getroffen hat.

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Krang2
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weiblich/female, 40
Beiträge: 1691

Beitrag Fr., 26.09.2014, 09:29

Daß der Freund offen Auskunft geben soll, setzt voraus, daß er sich der wahren Gründe seiner Unlust bewußt ist. Aber häufig ist es so, daß wir etwas, dessen (oft irrationalen Grund) wir (noch) nicht ergründen oder kennen (wollen?), rationalisieren, d.h. tausend gute, logische Gründe dafür finden. Angst vor einer erneuten ungewollten Schwangerschaft klingt da sehr rational.
Und wenn er auf später vertröstet, kann es vielleicht eine ehrliche Hoffnung sein, weil er sich nicht eingestehen will, daß sich von allein so rasch nichts bessern wird. Die Idee, daß er mal allein zu einer Beratung geht, finde ich gut, da kann er sich vielleicht leichter öffnen.

@Rezna, ich habe mich bewußt für Kinder entschieden und empfinde umgekehrt auch manchmal Trauer über die verlorene Lebenszeit und Freiheit (Verantwortung und Pflichtgefühle sind mitunter auch eine Last). Es ist nur biologisch gesehen eine Schwarz-Weiß-Entscheidung, emotional gibt es viele Grautöne.

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