Wie finde ich raus was ich bin?

Fragen und Erfahrungsaustausch über sexuelle Problembereiche wie Sexualstörungen, rund um gleichgeschlechtliche Sexualität und sexuelle Identität, den Umgang mit sexuellen Neigungen wie Fetischismus, S/M usw. - ausser Aufklärungs-Fragen.
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wasbinich33
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Wie finde ich raus was ich bin?

Beitrag Sa., 08.03.2014, 19:50

Hallo,

mein Anliegen fällt mir schwer in Worte zu fassen. Ich bin Anfang 30 und w und hatte fast noch keine Beziehung. One Night Stands hatte ich einige, aber jedesmal wenn es ums Thema Beziehung geht kann ich nicht mehr.
Während ich lange dachte, ich sei beziehungsunfähig bin ich mir nun meiner Sexualität nicht mehr sicher.
Seit früher Kindheit wird mit gesagt, ich sei ja sowieso lesbisch. Ich benehme mich auch manchmal nicht sonderlich feminin sondern eher maskulin. Hatte früher kurze Haare usw.
Inzwischen denken selbst meine Eltern ich sei lesbisch und würde mich nicht outen. Im Job ists das gleiche, bei meinen Bekannten/Freunden ebenso. Lesben die ich kennenlerne meinen "das wird schon noch..." und meinen damit, ich werde schon noch auf Frauen stehen.

Rede ich über Männer, scheint das Frauenuntypisch zu sein was ich sage (mag da nicht so detailliert drauf eingehen, ein guter Freund meinte mal: Als Frau darf ich sowas nicht denken, so denken nur Männer...)

Nur: ich habe nie lesbische Phantasien. Meine Phantasien sind recht eindimensional auf Männer gerichtet. Ich weiche bei dem was ich mag ein wenig vom 08/15 Sex ab, aber das ist nicht dramatisch.

Inzwischen ahne ich, wie Homosexuelle sich fühlen, wenn ihnen eingeredet wird sie müssten Hetero sein.

Natürlich hab ich es auch mal probiert, wenn alle sagen das müsse so sein. Ich fands nicht toll. Werde aber nicht kategorisch Frauen als Zielgruppe für alle Zeit ausschliessen. Lesbische Pornos würde ich auf freiwillig nie anschauen, Schulenpornos hingegen schon.

Ich fühle mich auch nicht richtig als Frau. So "richtige" Frauen sind mir fremd. Obwohl ich anscheinend durchaus leicht überdurchschnittlich aussehe. Aber ich fühle mich auch nicht als Mann. Wenn ich einen Wunsch frei hätte, wäre ich vielleicht am ehesten ein "schwuler Mann". Aber so 100% richtig fühlt sich das auch nicht an.

Um es kurz zu machen: Ich hab keine Ahnung was ich bin. Ich hätte gerne eine Beziehung, aber mit wem? Ich erfülle einfach nicht die Rollenanforderungen an Frauen so wie Männer sie wollen (Optisch habe ich mich angepasst). Ich stehe bei dem Beziehungsspiel immer nur aussen vor.

Habt Ihr Ideen wie ich mich selbst finden kann? Wie ich rausfinden kann, ob ich vielleicht wirklich verdeckt lesbisch bin? Wie ich rausfinden kann, ob ich vielleicht irgendein Trans* bin? Mir ist alles egal, hauptsache ich bekomme Klarheit.

LG
Wasbinich


leberblümchen
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Beitrag Sa., 08.03.2014, 20:12

Es ist so einfach wie richtig: Du bist du.

Ich kenne deine Gefühle auch, denn auch ich würde mich am ehesten als schwulen Mann sehen - obwohl ich nicht wirklich biologisch ein Mann sein möchte; also, wenn ich es mir noch mal aussuchen könnte, dann schon. Aber nun bin ich eine Frau und das ist auch O.K. - aber mehr eben auch nicht...!!!

Könnte ich es mir aussuchen, hätte ich gerne als Mann eine Beziehung zu einem Mann.

Ich kenne das auch, dass man mich für lesbisch hält, und ich hatte in meiner Jugend richtig damit zu tun, den Leuten zu 'beweisen', dass das nicht so ist. Ich dachte immer, ich müsste mich verteidigen - hatte auch panische Angst davor, für lesbisch gehalten zu werden - was vermutlich ein anderes Thema ist. Mit Frauen hab ich es generell nicht so, auch wenn es um unerotische Themen geht. Ich bin lieber mit Männern zusammen und verstehe mich mit ihnen besser, kann mich auch viel besser in sie einfühlen.

Man kann sich die sexuelle Identität vorstellen wie ein Kontinuum; es muss nicht ein 'so' oder 'so' sein. Die Menschen sind bestimmt nicht alle nur Mann oder nur Frau. DAS hast du ja schon herausgefunden. Die Frage ist, wieso du dich irgendwo einsortieren musst bzw. ob dir das helfen würde.

Was ich auch schwierig für mich finde, ist, unter diesen Umständen eine 'normale, klassische' Beziehung zu führen oder überhaupt anzustreben, wenn ich solche Schwierigkeiten mit meiner Gender-Rolle (weniger mit dem Körper) habe. Was soll ich dem Anderen da anbieten? Da kann ich dir also auch nicht weiterhelfen. Wollte dir nur sagen, dass ich dich verstehe und du nicht alleine bist.


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wasbinich33
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Beitrag Sa., 08.03.2014, 20:50

Hi Lederblümchen,

danke für Deine Antwort!
leberblümchen hat geschrieben: Ich kenne deine Gefühle auch, denn auch ich würde mich am ehesten als schwulen Mann sehen - obwohl ich nicht wirklich biologisch ein Mann sein möchte; also, wenn ich es mir noch mal aussuchen könnte, dann schon. Aber nun bin ich eine Frau und das ist auch O.K. - aber mehr eben auch nicht...!!!
Das trifft es sehr gut!
Ich kenne das auch, dass man mich für lesbisch hält, und ich hatte in meiner Jugend richtig damit zu tun, den Leuten zu 'beweisen', dass das nicht so ist. Ich dachte immer, ich müsste mich verteidigen - hatte auch panische Angst davor, für lesbisch gehalten zu werden - was vermutlich ein anderes Thema ist.


Auch das ist bei mir genau so. Nur, dass ich immer noch versuche zu beweisen. dass es nicht so ist. Manchmal denke ich, ich sollte einfach behaupten lesbisch zu sein, nur um endlich Ruhe zu haben.
Was ich auch schwierig für mich finde, ist, unter diesen Umständen eine 'normale, klassische' Beziehung zu führen oder überhaupt anzustreben, wenn ich solche Schwierigkeiten mit meiner Gender-Rolle
Tja, da sind wir wohl die ewigen Singles, die niemandem begreiflich machen können, weshalb.

LG
Wasbinich

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Nozi
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Beitrag So., 09.03.2014, 19:38

Kannst du vielleicht hiermit was anfangen?
http://de.m.wikipedia.org/wiki/Girlfag_und_Guydyke
Lg
Nozi

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katertom
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Beiträge: 11

Beitrag So., 09.03.2014, 20:05

Hallo, wasbinich!

Ich würde eher an eine Beziehungsstörung denken bei Dir.
Angst vor Bindungen z.B.
Um eine "Entschuldigung" oder "Ausrede" dafür zu haben, keine Bindung eingehen zu können, versucht Dein Unterbewußtsein vielleicht, Dir einzureden, Du wärst "anders" als "normale" Leute.
Vielleicht mußt Du erstmal versuchen herauszufinden, ob es sein kann oder wirklich so ist, was in der Kindheit der Auslöser gewesen sein könnte (z.B. Scheidung oder Zerwürfnisse der Eltern, mentale Vernachlässigung durch den Vater) o.ä.

Oftmals versucht unser Unterbewußtsein, uns irgendwas einzureden, was wir dann verinnerlichen.
Das führt dann evtl. dazu, das Du Deine angeborene weibliche Identität ablehnst und Dich "männlich" gibst.
Wenn Du "normale" heterosexuelle Phantasien hat, dann ist das sicherlich ein Zeichen dafür, nicht lesbisch zu sein.

Das sind so meine Gedanken bei diesem Problem. Vielleicht hilft es ja weiter.


luciabava
Forums-Gruftie
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weiblich/female, 39
Beiträge: 626

Beitrag Mo., 10.03.2014, 16:32

Hallo!

Beim Lesen deines Beitrags habe ich das Gefühl, dass das Problem eigentlich erst zum Problem wird, weil dein gesamtes Umfeld dich auf die "Entweder homo oder hetero"-Rolle reduzieren will. Wenn du mal von der Meinung von Familie, Freunden, Kollegen absiehst, wäre es denn für dich ganz persönlich problematisch, nicht eindeutig definiert zu sein?
Und wenn es um Beziehungen geht, wäre es für dich undenkbar, dich z.B. in einen Mann zu verlieben und dich dabei eben einfach, sagen wir z.T. als Frau, z.T. als schwuler Mann zu fühlen, ohne dass es dich per se belasten muss?

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Miss_Understood
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Beiträge: 3550

Beitrag Mo., 10.03.2014, 16:47

Ja, fragte mich das Gleiche wie luciabava? WAS genau ist für dich so kompliziert daran, kein Fixpunkt auf der Genderskala zu sein? Für andere scheint das nun noch wichtiger zu sein, als für dich selber ... hm ...

Würde es dir helfen, noch mehr ähnlich tickende Menschen kennenzulernen? Versuch mal Anschluss an eine Bi-Gruppe zu finden, dort gibt es ganz sicher ähnlich fühlende Menschen. (www.bine.net) Was jetzt nicht heißen muss, dass du auch BI bist/fühlst. Dort finden sich jedenfalls Menschen, die sich damit auch auseinandersetzen. Und umgekehrt nicht zuletzt oft selbst Menschen interessant und sexy finden, die sich eben den gängigen Genderzuschreibungen - sei es äußerlich, sei es innerlich - nicht ergeben - so wie DU! Ich persönlich hatte früher öfter Kontakte innerhalb dieser Gruppe.

Und: nähmen wir an, du fändest ein Wort, eine Definition für dich. Was wäre dann genau anders?
ch-ch-ch-chaaaaaaange

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Themis
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Beitrag Mo., 10.03.2014, 16:48

100% Mann und 100 % Frau sind die beiden Enden eines Kontinuums. Dazwischen liegen viele Möglichkeiten, sowohl körperlich als auch seelisch. Gesellschaftlich natürlich auch.
Dieses Kontinuum in den verschiedenen Bereichen, welche als Mischung jeden Menschen einzigartig macht, wird nur allzu leicht übersehen und in der Öffentlichkeit tabuisiert. Das macht den nicht 100 % Menschen (gibt es diese?) das Leben schwer.

Wichtig ist die Resonanz zum anderen. Vergiss die Unkenrufe, die dich 100% haben wollen. Wozu?
Ich bin nicht meine Geschichte

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Krang2
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weiblich/female, 40
Beiträge: 1691

Beitrag Di., 11.03.2014, 08:15

Hallo,
da Grübeleien betrügen können, spontane sexuelle Gefühle aber eher nicht, würde ich empfehlen:
Versuch und Irrtum.
Außerdem gibt es ja noch mehr Möglichkeiten außer Hetero und Homo.

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