Beziehung ohne Sex?

Fragen und Erfahrungsaustausch über sexuelle Problembereiche wie Sexualstörungen, rund um gleichgeschlechtliche Sexualität und sexuelle Identität, den Umgang mit sexuellen Neigungen wie Fetischismus, S/M usw. - ausser Aufklärungs-Fragen.
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Serendipity
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Beziehung ohne Sex?

Beitrag Do., 20.06.2013, 15:09

Hallo liebe Forumsmitglieder,

Ich bin neu hier und bin mir auch nicht sicher ob ihr mir wirklich helfen könnt mit meinem Problem, aber mein Bedürfnis mich diesbezüglich jemandem außenstehenden mitzuteilen nimmt immer mehr zu und so hoffe ich einfach mal das Beste!

Ich bin seit einem halben Jahr mit meinem Freund zusammen und trotz der recht kurzen Beziehungsdauer wohnen wir auch schon zusammen. (Wir haben das Zusammenziehen erst mal als Versuch deklariert und wollen demnächst entscheiden ob wir das zu einer Dauerlösung machen und gemeinsam umziehen wollen.)
Ich liebe ihn sehr. Wir sind uns emotional nahe auf eine Art und Weise wie ich sie zuvor nicht gekannt habe. Ich hatte und habe zum Teil nach wie vor große Probleme damit anderen Menschen zu vertrauen und mich zu öffnen, aber bei ihm ist es mir vom ersten Moment an leicht gefallen und auch er war mir gegenüber sehr offen.

Vielleicht sollte ich an dieser Stelle erwähnen, dass wir uns während eines Aufenthaltes in einer Psychosomatischen Klinik kennen gelernt haben. Ich war dort wegen einer Bulimie in Behandlung und er wegen Depressionen und starken Rückzugstendenzen. – Wir wussten beide von Anfang an, dass der jeweils andere ein „Päckchen“ mit sich trägt und grade dabei ist an sich zu arbeiten.

Es ist schön mit ihm. Wir unternehmen Dinge gemeinsam, er bringt mich zum Lachen und wir können stundenlang miteinander reden - über Gott und die Welt oder über uns.

Ich fühle mich auch körperlich stark von ihm angezogen und ganz am Anfang der Beziehung hatten wir auch noch öfter mal Sex aber damit war es sehr rasch zu ende. (Zuletzt hatten wir vor drei oder vier Wochen Sex.)
Ich hab vermutlich durch die noch immer in meinem Kopf herumspukende ES ein recht angespanntes Verhältnis zu meinem Körper und durch seine fehlende Lust auf mich, hab ich nun ein extremes Gefühl der Zurückweisung. Es ist als ob all meine Zweifel bezüglich meiner körperlichen Attraktivität bestätigt würden.

Es ist toll begehrt zu werden, wobei ich zugebe, dass ich vielleicht zu abhängig bin von äußerer Bestätigung und, dass ich mir diese in der Vergangenheit auch bei Sexualpartnern geholt habe, die ich keineswegs geliebt habe.
Wie gesagt ich kann mit ihm sehr offen reden und so haben wir uns auch über dieses Thema schon mehrfach unterhalten. – Er sagt er würde meinen Körper schön finden, aber dass er zur Zeit einfach kaum Lust hat und, dass auch in der Vergangenheit seine Libido sehr unterschiedlich stark ausgeprägt war zu verschiedenen Zeitpunkten.

1. Ich weiß, dass die Medikamente, die er zur zeit nimmt den Sexualtrieb stark einschränken können.
2. Er hat Neigungen in Richtung SM über die er mit mir allerdings nicht reden will.
3. Es gibt eine Exfreundin (Beziehungsende vor vier Jahren), bei der ich weiß, dass er seine Wünsche ausgelebt hat, mit der er immer noch recht viel Kontakt hat. Er sagt sie wären nur Freunde und er hätte an einer Beziehung mit ihr keinerlei Interesse mehr. Sie ist auch seit damals in einer neuen Beziehung. – Aber für mich fühlt sich die Situation sehr komisch an, auch deshalb weil eine Bekannte von ihm mir zu verstehen gegeben hat, ich wäre ohnehin nur ein Ersatz oder ein Lückenbüßer bis die andere ihn zurück nehmen würde.
4. Ich fühle mich extrem unsicher im Hinblick darauf ob er mich überhaupt sexuell anziehend findet.

Er versucht mir Nähe zu geben weil er weiß wie sehr ich mich danach sehne, aber er kann mir momentan keinen Sex geben. Vielleicht sind seine Gefühle für mich mehr freundschaftlicher Natur? Vielleicht weiß er zu viel von mir als dass er mich noch begehren könnte?

Er sagt er würde mich lieben und, dass er mich nicht verlieren will und hat mir angeboten eine Art offene Beziehung zu führen, aber ich weiß nicht ob und wie das funktionieren soll. Vielleicht geht es ihm da in erster Linie auch um die Befriedigung seiner Wünsche?

Kann man auch ohne ein erfülltes Sexualleben glücklich sein in einer Beziehung, die auf den anderen Ebenen wirklich schön ist?
Oder ist das Freundschaft, wenn kein Begehren mit im Spiel ist?
Könnte ich mit ihm befreundet sein falls ich die Beziehung beende? (Denn ihn ganz zu verlieren kann ich mir nicht vorstellen.)
Könnte eine offene Beziehung unter diesen Vorzeichen wirklich funktionieren?

Danke im Voraus!

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Beitrag Do., 20.06.2013, 15:22

Hallo Serendipity

Vielleicht hängt Dein Freund wirklich noch an der Ex oder hat das noch zu wenig überwunden, um wirklich für etwas Neues bzw. Festes offen zu sein. Dass es schon nach einem halben Jahr derart abflaut bei ihm, würde ich persönlich als Zeichen sehen, dass ihr doch nicht ganz zueinanderpasst und er jetzt irgendwo rauswill aus der Beziehung mit solchen Vorschlägen und Ausflüchten, wie mir scheint. Ich hab das auch mal erlebt in derselben Zeitspanne - er wurde auch sexmüde und sprach auf einmal von offener Beziehung - ich habe sofort Schluss gemacht und es nie bereut, auch wenn der Liebeskummer wehtat. Da muss man durch.
Lieben Gruß
elana

inaktiv, siehe Link in meinem Profil

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Rosenfüchsin
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Beitrag Do., 20.06.2013, 20:44

Hallo Serendipity,

willkommen hier

Beim Lesen deines Posts fiel mir v.a. auf, wie absolut liebevoll du von deinem Freund und eurer Beziehung sprichst. Das finde ich total schön!
Serendipity hat geschrieben:Er versucht mir Nähe zu geben weil er weiß wie sehr ich mich danach sehne, aber er kann mir momentan keinen Sex geben. Vielleicht sind seine Gefühle für mich mehr freundschaftlicher Natur? Vielleicht weiß er zu viel von mir als dass er mich noch begehren könnte?
Hast du ihm diese beiden Fragen genauso auch schon gestellt? Da ist er nämlich der einzige, der sie beantworten kann.
Kann man auch ohne ein erfülltes Sexualleben glücklich sein in einer Beziehung, die auf den anderen Ebenen wirklich schön ist?

Nein, ich bin davon überzeugt, dass das nicht klappt. Dabei kann die Definition von "erfülltes Sexualleben" eine große Bandbreite abdecken und auch "keinen partnerschaftlichen Sex" einschließen, aber ein erfülltes Sexualleben heißt für mich, dass beide Partner mit der Form, wie Sex in der Beziehung gelebt wird, einverstanden und zufrieden sind.
Oder ist das Freundschaft, wenn kein Begehren mit im Spiel ist?
Finde ich eine zu theoretische Frage, ganz praktisch wünschst du dir mehr Sex mit ihm als er sich mit dir zur Zeit und da ihr im Moment eine Beziehung habt, ist das ein Beziehungsproblem.
Könnte ich mit ihm befreundet sein falls ich die Beziehung beende? (Denn ihn ganz zu verlieren kann ich mir nicht vorstellen.)
Tja, dazu müsste man jetzt eine Kristallkugel besitzen und erfolgreich befragen können...
Die Statistik spricht wohl eher nicht dafür, aber Statistik hilft halt nicht in jedem Einzelfall weiter.
Könnte eine offene Beziehung unter diesen Vorzeichen wirklich funktionieren?
So wie ich dich verstehe, nicht. Dein Problem ist ja nicht, dass du grundsätzlich zuwenig sexuelle Befriedigung bekommst und gerne einfach öfter mal einen Orgasmus hättest- sondern du wünschst dir Sex ausdrücklich MIT IHM. Als Bestätigung, als Zeichen der Nähe und Verbundenheit, weil du IHN anziehend findest.
Außerdem befürchtest du, er könnte über diese Lösung wieder Sex mit seiner Ex haben, was anscheinend eine große Angst/ Sorge von dir ist (er würde dir damit deine Befürchtung bestätigen, dass du nur "Zwischenlösung" bist oder warst).

Rosenfüchsin
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Serendipity
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Beitrag Do., 20.06.2013, 21:08

Liebes Rosenfüchslein,

danke für deine Antwort!

Er sagt, es läge nicht an mir, dass er keinen Sex will, momentan habe er prinzipiell kein Interesse daran und er wisse selbst nicht genau weshalb.

Seit einiger Zeit nimmt er Zyprexa, ein Neuroleptikum, das als bekannte Nebenwirkung auch eine mögliche Verminderung der Libido hat. Vielleicht wäre die Situation ohne Medikament ganz anders...

Wie erwähnt, hab ich schon mehrfach mit ihm über das Thema gesprochen, auch über meine Verunsicherung bezüglich seiner Exfreundin. Ich glaube ihm sogar, dass er nicht wieder mit ihr zusammen sein will (zumindest bewusst) und würde auch nicht erwarten, dass er mit ihr Sex hat.

Es macht mich einfach wahnsinnig unsicher, dass er mich scheinbar so gar nicht begehrt (falls es nicht an den Nebenwirkungen liegt), insbesondere wenn ich weiß, dass er mit jemand anderem ein recht reges Sexualleben hatte.

Es stimmt, dass ich in erster Linie mit ihm Sex haben möchte, aber wenn ich ehrlich bin, muss ich zugeben, dass es auch prinzipiell um den Sex geht.
Ich mag und vermisse Sex und Selbstbefriedigung ist zwar ganz schön, aber wenn ich mir vorstelle, dass sie auf Dauer meine einzige sexuelle Aktivität darstellt, ist das nicht grade erfüllend...

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Rosenfüchsin
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Beitrag Do., 20.06.2013, 21:27

Ich würde halt zwei Dinge (versuchen zu ) trennen:
A) deine Lust auf ihn und auf Sex mit ihm und B) deine Angst, dass "kein Sex" gleichbedeutend ist mit "ihn verlieren".

A ist ja tatsächlich problematisch, aber vermutlich ja auch zeitlich begrenzt (weil es ja wirklich wahrscheinlich ist, dass seine Libido durch das Medikament stark gedämpft ist) -oder? Und so, wie du eure Beziehung ansonsten beschreibst, wäre das doch überbrückbar?

B hingegen hat ja nur zu einem kleineren Teil mit ihm und viel mit dir zu tun. Du bist nicht gut genug für ihn, seine Exfreundin ist/ war besser/ interessanter, dein Körper ist nicht attraktiv etc. - das ist DEIN Film.
Wie ein Spinnenphobiker, dem man 100x erklärt, dass Spinnen nicht gefährlich sind - die Angst geht davon nicht weg.
Mit dieser Angst musst DU dich auseinandersetzen (zur Not mit therapeutischer Hilfe), die kann er dir nicht nehmen.

Und dann lassen sich bestimmt auch für A noch mehr Möglichkeiten finden - gemeinsame Selbstbefriedigung kann sehr große Nähe herstellen , mit Pornos oder erotischen Geschichten wird vielleicht seine Erregungsschwelle auch überschritten oder oder oder.

Rosenfüchsin
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Serendipity
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Beitrag Fr., 21.06.2013, 08:46

Danke noch mal liebes Rosenfüchslein!

Du hast recht damit, dass die Angst davor nicht gut genug zu sein mein Problem ist und wahrscheinlich nur am Rande mit meinem Freund zu tun hat.

Ich weiß, dass ich mir mit meiner Unsicherheit bereits vieles selbst kaputt gemacht habe und, dass sie auch jetzt noch eine sehr zerstörerische Kraft in meinem Leben darstellt.

Ich hab in meiner Therapie schon hart an diesem Thema gearbeitet und arbeite nach wie vor daran und das ist ziemlich anstrengend.

Es gibt nie die vollkommene Sicherheit im Leben und schon gar nicht in einer Beziehung und ich sollte vermutlich einfach aufhören so viel nachzudenken, aber so einfach ist das nun mal leider nicht.

Ich kenne ihn nur mit Medikamenten und dementsprechend kann ich auch nicht wissen wie unser Sexualleben ohne aussehen würde.
Es irritiert mich, dass es einen Teil seiner Sexualität gibt, von dem er mich von vornherein ausschließt, während er ihn mit einer anderen entdeckt hat.
Ich frage mich ob unsere Beziehung nicht zu einem großen Teil darauf beruht, dass wir uns in der Klinik in einer emotionalen Ausnahmesituation kennen gelernt haben und uns nun aneinander fest klammern, weil wir Angst davor haben, dass es uns sonst wieder schlechter geht im Hinblick auf unsere Probleme.

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Serendipity
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Beitrag Fr., 21.06.2013, 08:46

Danke noch mal liebes Rosenfüchslein!

Du hast recht damit, dass die Angst davor nicht gut genug zu sein mein Problem ist und wahrscheinlich nur am Rande mit meinem Freund zu tun hat.

Ich weiß, dass ich mir mit meiner Unsicherheit bereits vieles selbst kaputt gemacht habe und, dass sie auch jetzt noch eine sehr zerstörerische Kraft in meinem Leben darstellt.

Ich hab in meiner Therapie schon hart an diesem Thema gearbeitet und arbeite nach wie vor daran und das ist ziemlich anstrengend.

Es gibt nie die vollkommene Sicherheit im Leben und schon gar nicht in einer Beziehung und ich sollte vermutlich einfach aufhören so viel nachzudenken, aber so einfach ist das nun mal leider nicht.

Ich kenne ihn nur mit Medikamenten und dementsprechend kann ich auch nicht wissen wie unser Sexualleben ohne aussehen würde.
Es irritiert mich, dass es einen Teil seiner Sexualität gibt, von dem er mich von vornherein ausschließt, während er ihn mit einer anderen entdeckt hat.
Ich frage mich ob unsere Beziehung nicht zu einem großen Teil darauf beruht, dass wir uns in der Klinik in einer emotionalen Ausnahmesituation kennen gelernt haben und uns nun aneinander fest klammern, weil wir Angst davor haben, dass es uns sonst wieder schlechter geht im Hinblick auf unsere Probleme.

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Rosenfüchsin
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Beitrag Fr., 21.06.2013, 08:58

Serendipity hat geschrieben:Es gibt nie die vollkommene Sicherheit im Leben und schon gar nicht in einer Beziehung
Ja. *kräftig nick*
und ich sollte vermutlich einfach aufhören so viel nachzudenken, aber so einfach ist das nun mal leider nicht.

Nein....
Es irritiert mich, dass es einen Teil seiner Sexualität gibt, von dem er mich von vornherein ausschließt, während er ihn mit einer anderen entdeckt hat.

Ja, das würde mich auch irritieren und in diesem Punkt würde ich auch hartnäckig sein und immer mal wieder versuchen, ihn dazu zu bekommen, sich mehr zu öffnen (und sei es nur, um dir zu erklären, warum das mit dir anders ist als mit seiner früheren Freundin).
Wobei ich es denkbar finde, dass es mit ihr zusammen auf eine andere Art 'passte' als mit dir - und dass er nichts vermissen muss mit dir.
Ich frage mich ob unsere Beziehung nicht zu einem großen Teil darauf beruht, dass wir uns in der Klinik in einer emotionalen Ausnahmesituation kennen gelernt haben und uns nun aneinander fest klammern, weil wir Angst davor haben, dass es uns sonst wieder schlechter geht im Hinblick auf unsere Probleme.
1. Finde ich nicht, dass deine Schilderung so klingt. Wie gesagt, du schreibst sehr liebevoll von ihm und euch. Klingt für mich ü_b_e_r_h_a_u_p_t nicht nach "ich klammere mich an dir fest, damit wir beide nicht untergehen, uns verbindet nur unsere Angst".

2. So what? Wenn ihr euch gegenseitig stützt und Halt gebt: dafür sind Beziehungen da. Wenn es dir JETZT gutgeht und guttut, dann ist das das, was zählt. Man wird nicht glücklicher, wenn man krampfhaft versucht sich vorzustellen, wie man wohl in 50 Jahren auf die Beziehung zurückblicken wird

Alles Gute!
Rosenfüchsin
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Serendipity
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Beitrag So., 23.06.2013, 08:34

Finde ich nicht, dass deine Schilderung so klingt. Wie gesagt, du schreibst sehr liebevoll von ihm und euch. Klingt für mich ü_b_e_r_h_a_u_p_t nicht nach "ich klammere mich an dir fest, damit wir beide nicht untergehen, uns verbindet nur unsere Angst".
Danke für deine Einschätzung Rosenfüchslein! Vielleicht habe ich mich da zu sehr von den Aussagen gewisser Menschen aus meinem Freundeskreis, die ihn noch nicht mal kennen, negativ beeinflussen lassen...

Zum Thema seiner sexuellen Interessen: Es erregt ihn sich dominieren zu lassen. Wie genau das bei seinen bisherigen Erfahrungen in diese Richtung aussah, will er mir nicht sagen. Ich weiß nur, dass er diese Wünsche teilweise mit seiner Exfreundin ausgelebt hat und, dass er sie nach dem Beziehungsaus immer mal wieder im Sinne einer Dienstleistung erfüllt hat.
Er meinte zu mir in diesem Zusammenhang, dass er sich mich nicht in einer dominierenden Rolle vorstellen kann, womit er vielleicht sogar Recht hat? - Ich glaube von mir behaupten zu können, dass ich sexuell sehr aufgeschlossen und auch experimentierfreudig bin, aber in meinen bisherigen sexuellen Beziehungen, hab ich immer eher eine mich unterordnende Rolle übernommen.
Er sagt auch, dass er nach den Erfahrungen in der letzten Beziehung, diese Seite seiner Sexualität nicht mehr mit einer Partnerin leben möchte, weil sie irgendwann zu viel Platz eingenommen hätte...

Dieses Wochenende hab ich übrigens seine Ex, mit der er ja nach wie vor befreundet ist, kennen gelernt. Sie war mir sympathisch und ich habe mich gut mit ihr unterhalten.

Naja, das Grundproblem bleibt, dass wir kaum oder keinen Sex miteinander haben. Was die Medikamente anbelangt, gibt es momentan auch keinen Zeitrahmen wie lange er sie noch nehmen wird. - Meiner Meinung nach, haben sie abgesehen vom Libidoverlust bei ihm auch weitere ausgeprägte Nebenwirkungen, die ihn aber nicht zu stören scheinen (und mir ist zumindest die Gewichtszunahme ja eigentlich auch ziemlich unwichtig), so dass er nicht den Wunsch hat, sie abzusetzen oder auf einen anderen Wirkstoff umzusteigen.

Ich hab auch durchaus schon einiges versucht um seine Erregungsschwelle zu überschreiten, was mir den Vorwurf eingebracht hätte, ich würde mich durch mein übersteigertes Bemühen eher uninteressant machen und den Vorschlag, ich solle doch mal an meinem Selbstwert arbeiten.

Es ist jedenfalls frustrierend vom eigenen Freund in der Hinsicht so gar nicht wahrgenommen zu werden, insbesondere wenn dann andere Männer doch recht offensichtlich ihr Interesse bekunden...

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Rosenfüchsin
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Beitrag So., 23.06.2013, 21:59

Serendipity hat geschrieben:Er sagt auch, dass er nach den Erfahrungen in der letzten Beziehung, diese Seite seiner Sexualität nicht mehr mit einer Partnerin leben möchte, weil sie irgendwann zu viel Platz eingenommen hätte...
Das klingt für mich so, als hätte er da selber einige innere Fragezeichen, und das stelle mir zusätzlich lust-hemmend vor. Also, wenn er eine innere Schranke aufgestellt hat: "SO will ich das nicht wieder!" (Kann er genauer sagen, warum nicht? Was er aus heutiger Sicht (oder damals auch schon) so problematisch daran fand?) und das aber etwas ist, was er auch in Teilen vermisst und unsicher ist, inwieweit er seiner Sehnsucht (?) da jemals wieder Raum geben kann - hm. Bei ohnehin (medikamentös) gedämpfter Libido finde ich das recht plausibel, dass da nicht viel Sex bei rumkommt.

Dieser Teil (seiner eigenen Ambivalenz seiner Neigung gegenüber und wie sich die leben lässt) ist aber auch unabhängig vom Medikament wichtig zu bearbeiten, denke ich mir.
Ich hab auch durchaus schon einiges versucht um seine Erregungsschwelle zu überschreiten, was mir den Vorwurf eingebracht hätte, ich würde mich durch mein übersteigertes Bemühen eher uninteressant machen und den Vorschlag, ich solle doch mal an meinem Selbstwert arbeiten.
Von wem kam dieser Vorwurf, von ihm??
Es ist jedenfalls frustrierend vom eigenen Freund in der Hinsicht so gar nicht wahrgenommen zu werden, insbesondere wenn dann andere Männer doch recht offensichtlich ihr Interesse bekunden...
Ja, frustrierend ist es, das glaube ich sofort. Die Bekundungen der anderen würde ich aber wohl eher als Kompliment und nicht als zusätzliche Frustration verbuchen

R.
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Serendipity
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Beitrag Mo., 24.06.2013, 06:23

Ja, der Vorwurf kam von ihm, wobei er mich dann darüber aufgeklärt hat, dass es gar nicht als Vorwurf gemeint gewesen wäre, sondern tatsächlich als nett gemeinte Anregung zur Selbsthilfe.

Wir haben insbesondere zu Beginn der Beziehung über so ziemlich alles, inklusive unserer sexuellen Vergangenheit, gesprochen (mal abgesehen von seiner Ausklammerung).
Deshalb weiß er auch, dass ich in den zwei Jahren vor dem Beginn unserer Beziehung (seit Ende der letzten Beziehung) mehrere Affären mit Männern hatte, bei denen definitiv keine Liebe im Spiel war, sondern die rein auf Sex basierten. Vor allem letzten Sommer, als ich grade in einer recht intensiven Phase der Essstörung war, hab ich mir tatsächlich auf diesem Wege Bestätigung geholt und mein Bedürfnis nach Nähe auf einer rein körperlichen Ebene befriedigt.
Zu emotionaler Nähe war ich damals absolut nicht bereit, die habe ich erst bei meinem Freund wieder zugelassen, und zwar in einem Ausmaß wie es mir zuvor niemals gelungen ist.

Ich liebe ihn. Und ich könnte vermutlich sogar für einen gewissen Zeitraum mit dem quasi Nicht-vorhanden-Sein unseres Sexuallebens zurechtkommen, aber wenn ich ehrlich bin, habe ich auch sonst so meine Zweifel bezüglich der Beziehung.

Er ist eher der Einzelgängertyp, der sich auch mal gerne zurückzieht und dann in Ruhe gelassen werden will, während ich gerne mehr Zeit mit ihm gemeinsam verbringen würde. Er nimmt mich ab und zu in den Arm, weil er weiß, dass ich mir das wünsche, aber nicht aus eigenem Antrieb, hab ich das Gefühl. - Manchmal komm ich mir so zurückgewiesen vor und frage mich ob er mich wirklich liebt?
Aber vielleicht spielt mir da eben auch meine zerstörerische Unsicherheit einen Streich? In meinem Kopf sind all diese Erwartungen oder viel mehr Wünsche an eine Beziehung beziehungsweise einen Partner, die wahrscheinlich gar nicht zu erfüllen sind...

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Pitt
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Beitrag Mo., 24.06.2013, 08:32

Ich möchte mal - nur so als "Input" - etwas kopieren, was ich in einen anderen Thread geschrieben habe:

"Ich muss mal was zum Thema "Lust" schreiben.
Beispiel: Meine (fikitve?) Partnerin hat einen verspannten Nacken und wünscht sich eine Nackenmassage, und ich habe eigentlich keine Lust dazu jetzt 'ne viertel Stunde am Nacken herumzumassieren. Ähm, - aber dann mache ich das doch trotzdem! Auch ohne wirkliche "Lust". Trotzdem so gut es geht "einfühlsam" und liebevoll und lasse meine Partnerin mit ihrem "verspannten Nacken" nicht "im Regen stehen".
Entschuldigt, dass ich zu Sexualität so einen "unverklemmten?" "Zugang" habe, dass ich eine "Nackenmassage" mit einer "erotischen Massage" vergleichen möchte.
Mann/Frau brauchen doch nicht zwangsläufig Lust, um den bedürftigen Partner/Partnerin mal eine Viertel Stunde lang (liebevoll) zu verwöhnen."

Ich kann nicht beurteilen, ob ich richtig "verstanden" werde.
Ich meine, Mann/Frau sollten sich in einer Beziehung "Mühe geben" die "erotischen Bedürfnissen" des Gegenübers zu "achten".
Das als mein "Wort zum Wochenanfang", was achtsamen Umgang im Miteinander anbelangt.
Viele liebe Grüße
Pitt

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Rosenfüchsin
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Beitrag Mo., 24.06.2013, 11:55

@ Pitt, ich gebe dir Recht - und oft entsteht ja auch aus dem, was man anfangs dem Partner zuliebe mitgemacht hat (also nicht gegen inneren Widerwillen, sondern nur gegen innere "Unlust"), etwas das man selber dann auch sehr genießt. "Der Appetit kommt beim Essen" und gutes Essen macht Appetit auf mehr... sozusagen.

Aber - ein Teil der erotischen Wünsche besteht ja auch darin, vom Partner (der Partnerin) aktiv begehrt zu werden, nicht nur vermittelt zu bekommen "ja, mach mal, ich mach dann schon mit".
Und den Teil kann man schwerlich erzwingen oder ersetzen.

Serendipity schreibt ja auch
Er nimmt mich ab und zu in den Arm, weil er weiß, dass ich mir das wünsche, aber nicht aus eigenem Antrieb, hab ich das Gefühl. -
Serendipity: So von außen lässt sich das ja immer alles sehr leicht sagen - und deshalb sage ich:
Genieße, was du hast. Achte auf deine Gefühle und Bedürfnisse - aber versuche auch, nicht alles nur in der Beziehung abgedeckt zu bekommen. Hast du irgendeinen Bereich, aus dem du Bestätigung für dich ziehen kannst?

Ich finde nach wie vor, dass es so klingt, als würdet ihr da beide (!) gerade etwas für euch beide jeweils Neues und Wichtiges erleben. Dass du dich ihm so öffnen kannst und ihm so nahe sein kannst, ist ein Geschenk - und auch, was du von ihm schreibst, klingt ja so, als sei das für ihn auch nicht selbstverständlich.

6 Monate Beziehung, damit seid ihr noch am Anfang, da kann sich noch so vieles "zurechtruckeln" (norddeutsch?). Gerade diese neuralgischen Punkte "wieviel Nähe will ich, wieviel ertrage ich, wieviel Bestätigung brauch ich von dir, wieviel Sicherheit finde ich nach wie vor in mir selber..." - die sind ja nix, was man fertig auf dem Silbertablett serviert bekommt (sondern da kommt dann die berüchtigte Arbeit an der Beziehung ins Spiel). Und in Bezug auf genau diese Punkte befindet ihr euch offenbar beide in einer eher schwierigeren Ausgangslage. Also - sei geduldig mit dir und euch (ohne dabei deine Bedürfnisse aus den Augen zu verlieren).

LG,
Rosenfüchsin
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Beitrag Mi., 03.07.2013, 10:18

Danke für eure Antworten!

@ Pitt: Ich sehe das wie Rosenfüchsin, dass das Gefühl des Begehrtwerdens etwas ganz wesentliches ist im Hinblick auf die Erfüllung erotischer Bedürfnisse.
Natürlich hast du recht damit, dass man auch mal etwas ohne eigene Lust für den Partner tun kann, aber wenn gar keine eigene Lust aufkommt, ist das irgendwann für beide nicht befriedigend, denke ich.
Ich finde nach wie vor, dass es so klingt, als würdet ihr da beide (!) gerade etwas für euch beide jeweils Neues und Wichtiges erleben. Dass du dich ihm so öffnen kannst und ihm so nahe sein kannst, ist ein Geschenk - und auch, was du von ihm schreibst, klingt ja so, als sei das für ihn auch nicht selbstverständlich.
Damit hast du wohl recht. Wir haben in der Vergangenheit beide nicht unbedingt die besten Beziehungserfahrungen gemacht und zusätzlich fällt es ihm wohl auch durch seine sehr schwere Kindheit nicht leicht sich ganz auf jemanden einzulassen.

Zum Thema Sex: Ich glaube ich hab schon mal geschrieben, dass ich mit meinem Freund insofern übereinstimme, dass ich mich selbst sexuell nicht wirklich in einer dominanten Rolle sehe.
Aus meinem Versuch ihm klar zu machen, dass es nichts Verwerfliches sei den Wunsch zu haben sich unterzuordnen, wurde irgendwie eine Schilderung gewisser sexueller Phantasien, die ich in diese Richtung habe.
Und obwohl das seinen ursprünglichen Wünschen genau entgegengesetzt ist, funktioniert das Ausleben dieser Variante ziemlich gut. Das heißt, wir haben plötzlich Sex und zwar, zumindest für mich, unglaublich intensiven Sex.
Ich hab in früheren sexuellen Beziehungen immer die Bedürfnisse meines Partners an vorderste Stelle gesetzt, mich selbst fallen zu lassen ist mir oft recht schwer gefallen.
Bei der Art des Sex, die wir zur Zeit haben, kann ich irgendwie keine Angst mehr haben die Kontrolle zu verlieren, weil ich sie von Anfang an nicht habe.
Seine körperliche Überlegenheit und, dass er bereit ist sie einzusetzen, sind für mich sehr erregend und offensichtlich auch für ihn.

Ich bin jedenfalls verwirrt, erstens ob meiner Wünsche, die mir so vorher nie ganz bewusst waren, und zweitens über seine Bereitschaft sie zu erfüllen und seine Reaktionen darauf.

Alles sehr kompliziert!

LG, S

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