Einseitiges Sexleben - nichts zu machen?

Fragen und Erfahrungsaustausch über sexuelle Problembereiche wie Sexualstörungen, rund um gleichgeschlechtliche Sexualität und sexuelle Identität, den Umgang mit sexuellen Neigungen wie Fetischismus, S/M usw. - ausser Aufklärungs-Fragen.
Antworten
Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Minna78
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 35
Beiträge: 5

Einseitiges Sexleben - nichts zu machen?

Beitrag Mo., 21.01.2013, 21:52

Hallo alle,

Seit bald 2.5 Jahren bin ich nun mit meiner Freundin schon zusammen, und genauso lange existieren die Probleme auch schon: Es fängt damit an, dass sie sich sehr schämt, sich nackt zu zeigen. So kann es geschehen, dass sie flüchtet oder sich schnell ein Tuch überwirft, wenn ich in den Raum komme. Wenn wir uns einfach so näher kommen, scheint sie keine Probleme mit ihrer Nackheit zu haben, allerdings darf ich sie dann kaum anfassen: Sie schiebt mich meistens nach kurzer Zeit weg, wenn ich sie berühren möchte und zwingt mich so in eine passive Rolle, was für mich am Ende den Spass immer sehr trübt und mir langsam auch die Gefühle für sie raubt. Wenn ich mit ihr darüber spreche, gibt sie abwechselnd unterschiedliche Gründe an, die möglicherweise nicht immer der Wahrheit entsprechen (sie sei nicht geduscht oder sie möge gerade nicht, sie sei halt kompliziert oder ihr sei die Lust vergangen). Manchmal meint sie gar, ich würde in der Berührung so unsicher wirken, dass es sie gleich wieder abtörne.
Auf meine Frage, ob sie dieses Problem schon in früheren Beziehungen gehabt hätte, meinte sie, es wäre nur mit mir so. Obwohl ich so ein Problem ebenfalls noch nie hatte, bin ich seit da total verwirrt: Ich würde meinen, dass ich sehr gut auf meine Partnerin eingehen kann (vielleicht zu gut?), es ist mir sehr wichtig, dass sie sich wohlfühlt. Jedenfalls fühle ich mich wie eine Versagerin, unfähig, meine Partnerin spüren und irgendwas richtig machen zu können. Hinzu kommt, dass dies unsere Beziehung immer stärker belastet und mein Drang, mich woanders auszuleben immer stärker wird, weil ich einfach alles versucht habe, aber nichts zu helfen scheint. Dies wirkt sich dann auch wieder auf unser Sexleben aus...
Ich muss hier noch hinzufügen, dass sie grossen Stress auf der Arbeit hat und unter Depressionen leidet, die sie mit Medikamenten in Schach hält. Sie bringt das aber in keinen Zusammenhang damit. Sie möchte auch keine Paartherapie oder sowas Ähnliches machen, da sie schon genügend belastet sei und auch keinen Sinn darin sehe.
Bin am Ende mit meinem Latein und bleibe total verunsichert zurück, irgendwie fühle ich mich auch auf den Arm genommen. Kennt jemand von Euch eine solche Situation? Kann jemand nachfühlen? Was würdet Ihr tun?

Liebe Grüsse
Minna

Benutzeravatar

Traurige Seele
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 34
Beiträge: 610

Beitrag Mo., 21.01.2013, 21:59

Ja ich kenne solche Situationen nur zu gut, leider. Nur dass ich auf der anderen Seite stehe als Du.

Also erstmal, die Medikamente beeinflussen die Sexualität bei mir, ganz eindeutig.
Zweitens Menschen die Unter Depressionen leiden haben oft ein sehr schlechtes Sebstbewusstsein, finden sich oft selber nicht schön genug und denken der Partner findet sie dann auch nicht schön.

Was kannst Du tun, immer wieder auf sie eingehen, sie zu nichts drängen, immer wieder versuchen durch Gespräche an sie ranzukommen um vielleicht der Ursache des Ganzen auf den Grund zu kommen. Du kannst ihr ja anraten wenn sie keine Paartherapie will eine Einzeltherapie zu machen wegen ihrer Depressionen.

LG TS
Ein Weg von 1000 Meilen beginnt mit dem ersten Schritt

Folge Deiner Intuition

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Minna78
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 35
Beiträge: 5

Beitrag Mo., 21.01.2013, 22:15

Danke Traurige Seele,

Über Depressionen habe ich zwar schon einige Bücher gelesen, aber deine Worte öffneten mir trotzdem etwas die Augen. Was ich halt immer noch nicht verstehe ist, weshalb sie sagt, dass sie nur mit mir diese Probleme habe, obwohl sie die Depression bereits längere Zeit begleitet, und ich aus ihrer früheren Beziehung weiss, dass es da ähnlich war. Da komme ich mir schon etwas an der Nase herumgeführt vor.

Benutzeravatar

Traurige Seele
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 34
Beiträge: 610

Beitrag Mo., 21.01.2013, 23:00

Ich denke dass es bei Deiner Freundin auch ganz viel mit Scham zu tun hat. So ist es bei mir zumindest. Und es kommt natürlich auch immer darauf an in welcher Phase man sich gerade befindet. Es kann sein dass ein anderer Partner Deiner Freundin in einer Zeit war in der es ihr psychisch nicht ganz so schlecht ging.
Ich kann Die das natürlich nicht beantworten, ich kann auch nur Vermutungen aufstellen.

Deine Freundin macht auf mich einen hilflosen Eindruck und weiß bestimmt gerade selbst nicht was gut und was schlecht für die ist. ich befinde mich auch gerade in der Phase. Einmal denke ich es wäre schön wenn mein Partner mir mehr Nähe geben würde und kurz darauf würde ich am Liebsten die Flucht ergreifen. Für die Partner ist das ganz schwer zu verstehen. Mein Mann tut mir manchmal auch richtig leid. Morgen darf er das erste mal mit in die Therapie, dass auch er lernt mich besser zu verstehen und mir besser helfen kann im Alltag zurecht zu kommen.

Ich denke wenn alle Stricke reißen bleibt auch Euch nur eine Therapie. Zumindest sie sollte in eine Einzeltherapie gehen wenn es ihr so schlecht geht. Aber das muss sie selbst wollen ansonsten ist jede Therapie überfüssig.

LG TS
Ein Weg von 1000 Meilen beginnt mit dem ersten Schritt

Folge Deiner Intuition

Benutzeravatar

BillieJane
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 48
Beiträge: 520

Beitrag Di., 22.01.2013, 00:12

Hallo Minna.

Seit wann lebt deine Freundin eigentlich lesbisch und wie lange zuvor hat sie hetero oder heteronormativ gelebt?

BillieJane

Benutzeravatar

mondlicht
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 55
Beiträge: 657

Beitrag Di., 22.01.2013, 02:13

Hallo Minna,

was ich deiner Beschreibung entnehme, ist eine recht reduzierte Sexualität und eine sehr reduzierte Kommunikation. Du darfst sie nicht anfassen, nackt anschauen, sie verliert schnell die Lust. Sie möchte nicht reden und eine Paartherapie kommt auch nicht in Frage.
Es gibt ja Beziehungen, die das irgendwie aushalten, dass der Sex kaum eine Rolle spielt. Du scheinst aber Phantasien zu haben, dir bei einer anderen "zu holen", was deine Freundin Dir nicht gibt.

Warum bis Du noch mit Deiner Freundin zusammen? So wie Du hier schreibst, hast Du Dich schon verabschiedet. Was hält Dich?

Um auf die Frage im Betreff Deines Threads einzugehen - am einseitigen Sexleben ist bestimmt nichts zu machen, solange Deine Freundin es nicht als nötig ansieht, auf Deine Fragen, Wünsche und Frustration einzugehen. Das wäre aus meiner Sicht ja wohl das mindeste. Meine Erfahrung sagt: wenn nach 2,5 Jahren eine so festgefahrene Struktur besteht - und ich gehe davon aus, sie war von Anfang an so geartet, ist da nichts zu machen. Das lässt sich ganz schwer drehen. Über Sex muss man von Anfang an reden, sonst wird es echt schwer. Bitte verstehe mich nicht falsch, ich könnte mir durchaus vorstellen, dass ihr trotzdem aneinander hängt und es schwierig ist, aus dieser Nummer herauszukommen.

Liebe Grüße!

Benutzeravatar

Ekel
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
männlich/male, 29
Beiträge: 617

Beitrag Do., 24.01.2013, 16:30

ich sehe das ähnlich wie mondlicht. Nun hab ich natürlich keine erfahrung mit lesbischen beziehungen, aber ich hoffe mal das sich das schon auch mit heterobeziehungen vergleichen lässt, und da kann ich auch mitreden. Ich hatte eine 6 Jahre andeuernde Beziehung mit einer frau, wo der Sex auch eher schleppend bis garnicht lief und man auf ansprache dieses themas höchstens ein: "Ja ich weiß, ich bemühe mich ja" zurück bekam. Das hilft aber leider nicht, da es nur zu mehr streß und zwang führt.

Ich denke auch dass es ghanz schwierig ist aus einer eingefahrenheit wieder raus zu kommen, vorallem da deine Partnerin momentan nicht so richtig zu wollen scheint.
Ich würde da auch auf massive scham tippen (vielleicht ist sie in früheren beziehungen an genau diesem punkt gescheitert)
Reden ist das einzige mittel das ihr habt. Hast du ihr schonmal ganz offen und ehrlich gesagt, was dir fehlt und warum und wie wichtig das für dich ist? Du kannst ihr ja ruhig dabei sagen, dass du sie liebst und respektierst und dass du mit ihr zusammen glücklich werden willst, aber wenn sie sich nicht öffnet und in eurem sexualleben kein problem sieht, dann wirst du wohl von ihr nie das bekommen können, was du dir wünschst.

Ich hoffe mit deutlichen worten kommst du weiter bei ihr, wobei ein ich äneder mich oder ich werde mich besern da völlig belanglos ist, wichtig ist das sie sich öffnet und endlich tacheles spricht, ansonsten weiß ich nämlich auch keinen rat mehr...

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Minna78
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 35
Beiträge: 5

Beitrag Di., 29.01.2013, 11:28

Vielen Dank für Eure Kommentare. Sie lebt seit 10 Jahren lesbisch, und ich bin längst nicht ihre erste Frau, es ist also nichts Neues für sie, wenn sie auch da schambehaftet ist. Das Stichwort Scham und frühere Beziehungen passen bei ihr wohl ebenso gut zusammen: Ja, sie findet sich nicht schön genug und ausserdem auch dumm und alles, was so dazugehört, wie ich hörte, kommt das aus einer früheren Beziehung.
An der reduzierten Sexualität stellt sich für mich das Hauptproblem, das wohl symptomatisch für die ganze Beziehung ist: Ich komme einfach nicht an sie heran, sie lässt mich nicht an sich heran. Ich habe sie schon mehrmals direkt darauf angesprochen, in allen erdenklichen Weisen, habe ihr mehrmals meine Gefühle geschildert und auch gezeigt, aber es scheint nichts zu bringen. Ich bin am Ende mit meinem Latein, und ich weiss, dass es wohl oder übel an der Zeit ist, zu gehen (deshalb wohl auch das Bedürfnis, mich woanders auszuleben). Auch weil sie oft auch ziemlich aggressiv und streitlustig ist, und dies dann mir anhängt, oder mich mit ihren Exfreundinnen vergleicht. Manchmal habe ich gar das Gefühl, als würde sie mich überhaupt nicht wirklich wahrnehmen.
Und doch kann ich nicht so einfach raus aus der Beziehung; nach einem sehr stressigen Job habe ich mir eine Auszeit genommen und suche jetzt wieder eine Stelle, was doch auch viel Unsicherheit bringt. Ich befürchte, ich würde mit Liebeskummer wohl nicht gerade ein gutes Bild von mir abgeben bei einem Bewerbungsgespräch, aber einen Job brauche ich langsam wieder.

Benutzeravatar

Ekel
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
männlich/male, 29
Beiträge: 617

Beitrag Mi., 30.01.2013, 17:00

sosehr ich deine ängste bezüglich jobsuche und liebeskummer auch verstehen kann, so sehr sehe ich darin aber auh eine vermeidungsstrategie.

du schreibst ja selbst, dass du eigentlich am ende mit deinem latein bist und dir klar ist dass du die beziehung beenden musst. es liest sich auch so als ob du keine kraft mehr hättest deiner freundin zu zeigen "hey, ich bin da und möchte auch gute gefühle zurückbekommen statt immer nur abgeblockt zu werden"
Wenn dir das schon so viel kraft raubt und so präsent ist, erleichtert das deine jobsuche sicherlich auch nicht.
ich kann dir also zur entscheidungsfindung nur eins raten:
Mach dir eine liste und schreibe pro und kontra einer trennung und pro und kontra des zusammenbleibens auf.
dann kannst du selbst entscheiden welche vorteile dir wichtiger sind und welche nachteile nicht so schwer wiegen.
Villeicht hilt dir dass deine entscheidung zu fällen

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Minna78
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 35
Beiträge: 5

Beitrag Sa., 16.02.2013, 17:01

In den letzten Wochen haben sich mir die Gedanken zu dieser Beziehung richtig aufgedrängt: Etwas tief in mir drin hat begriffen, dass sie sich nicht ändern wird. Sie ist depressiv, sie will nichts und niemanden loslassen, nicht ihre Exbeziehungen, nicht ihre Gewohnheiten, die sie so kaputtmachen, einfach nichts verändern, nicht mal einen Versuch starten, keine Paarberatung, nichts. Es soll alles so bleiben, wie es ist. Auch mein Herz hat begriffen: sie - kann - einfach - nicht.
Vor zwei Wochen starb nun ihre Oma, wovor sie sich lange Zeit sehr gefürchtet hatte. Sie öffnete sich wieder ein wenig, war süss, anhänglich (nur kuscheln natürlich) und sagte, dass sie mich sehr liebt, als wir auch über unsere Probleme sprachen. Wie lange hatte ich darauf gewartet!
Und gleichzeitig spürte ich immer deutlicher, dass ich gehen muss, denn es war bereits zu spät...Als wir heute morgen einmal mehr heftig über die Beziehung zu ihrer Ex diskutierten, war sie eiskalt, sagte: "dann geh, wenn du gehen willst, ich halte dich nicht auf. Meine Oma ist gestorben, da habe ich keinen Kopf für diesen Kindergarten". Und so bin ich gegangen. Mein Herz, meine Seele und alle Zellen meines Körpers weinen. Ich vermisse sie fürchterlich! ! !

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag