Sucht nach Selbstbefriedigung (M)

Fragen und Erfahrungsaustausch über sexuelle Problembereiche wie Sexualstörungen, rund um gleichgeschlechtliche Sexualität und sexuelle Identität, den Umgang mit sexuellen Neigungen wie Fetischismus, S/M usw. - ausser Aufklärungs-Fragen.
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certitudo90
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Beitrag Mi., 12.10.2011, 16:26

luftikus hat geschrieben:Die Befriedigung eines natürlichen Bedürfnisses ist meiner Ansicht nach keine Sucht, denn sonst wäre ja Essen und Trinken auch schon Suchtverhalten.


Dem muss ich Nachdrücklich (!) widersprechen. Nach der Definition ist ein Verhalten immer dann ein Suchtverhalten wenn man es zu Erhalt der aktuellen Lebensqualität oder der aktuellen Zufriedenheit in regelmäßigen Abständen wiederholen muss.

An für sich ist es vielleicht nicht so dramatisch wenn man sich selbst befriedigt, jedoch wird es dann ein Problem wenn man dabei munter "Kopfkino" betreibt. Wenn man irgendwann mal mit einem Parter zum Geschlechtsverkehr kommt, kann es nämlich sehr leicht sein, dass dieser als nicht so schön empfunden wird, wie es im Kopfkino war. Dadurch frustriert man nur sich selbst und den Partner, womit auch die These, dass man niemandem schadete widerlegt wäre.


Die Form "Schadete" bezieht sich auf eine Form des Konjunktives und ist dem Fall kein Grammatikfehler sondern beabsichtig. Nur um Fragen nach Rechtschreibung und Grammatik aus dem Weg zu gehen.

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lemon
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Beitrag Mi., 12.10.2011, 16:35

Nach der Definition ist ein Verhalten immer dann ein Suchtverhalten wenn man es zu Erhalt der aktuellen Lebensqualität oder der aktuellen Zufriedenheit in regelmäßigen Abständen wiederholen muss.
Was ist dann mit Waschen, Schlafen, Essen, Trinken, aufs Clo gehen, Kontakte haben, Einkaufen, regelmäßiges Hobby......?

Ich denke Selbstbefriedigung könnte man genauso als ein Grundbedürfnis betrachten oder man wehrt sich gegen seine Sexualität, doch so einfach ist es wohl nicht und deshalb glaube ich, dass es am einfachsten ist, man betrachtet die Angelegenheit entspannt und macht das was einem Lust macht, solange es im angemessenem Rahmen bleibt, damit meine ich, den Alltag nicht schädigt, weil zu viel Zeit dafür investiert wird
[center]Das, was wir Menschen am meisten brauchen,
ist ein Mensch, der uns dazu bringt,
das zu tun, wozu wir fähig sind.[/center]

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certitudo90
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Beitrag Mi., 12.10.2011, 21:05

lemon hat geschrieben: Was ist dann mit Waschen, Schlafen, Essen, Trinken, aufs Clo gehen, Kontakte haben, Einkaufen, regelmäßiges Hobby......?
Waschen, Schlafen, Essen, Trinke, aufs K(!)lo gehen, Kontakte haben, Einkaufen und regelmäßiges Hobby sind alles unterschiedliche Dinge.
Bei Waschen und aufs Klo gehen handelt es sich um gesallschaftlich "aufgezwungene" Regeln oder Normen, bei Essen und Trinken kommt es drauf an ob man nur das nutzt was man zwingend braucht oder auch mehr um es zu geniesen. Das eine ist zum Überleben notwendig (aber auch (formell) eine Sucht) und das andere ist klar eine Sucht.
Bei Schlafen und Kontakte haben handelt es sich um zum Überleben notwendige Dinge, denn ohne Schlaf stirbt man, und ohne soziale Kontakte verbittert man und "geht ein" Einkaufen ist kein zwingend notwendiges Geschehen da man auch alles (mittlerweile auch Essen bestellen kann und liefen lassen kann) ausserdem kann man auch ohne einkaufen überleben
Regelmäßiges Hobby ist schwierig zu sagen, da es von Hobby zu Hobby und von Regelmäßigkeit und Folgeerscheinungen wenn man diese unterlässt auftreten.

Generell gesagt kann (praktisch) ALLES zur Sucht werden

laut Maslowschen Tabelle ( http://dialogmarketing.anarcho-versand. ... maslow.gif ) kann alles ab Sprosse 2 leicht zur Sucht werden und bei Stufe 1 nur in ausergewöhnlich selten Suchterscheinungen direkt auftreten (ausser Fettsucht oder Gegenteil Magesucht, Alkoholsucht)

Lg Certitudo90

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luftikus
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Beitrag Do., 13.10.2011, 08:08

certitudo90 hat geschrieben:Dem muss ich Nachdrücklich (!) widersprechen. Nach der Definition ist ein Verhalten immer dann ein Suchtverhalten wenn man es zu Erhalt der aktuellen Lebensqualität oder der aktuellen Zufriedenheit in regelmäßigen Abständen wiederholen muss.
Das ist tatsächlich die Definition von Sucht? Dann ist also Essen und Trinken auch eine Sucht, denn ich muss das in regelmäßigen Abständen immer wieder tun...

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luftikus
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Beitrag Do., 13.10.2011, 08:11

certitudo90 hat geschrieben:Bei Waschen und aufs Klo gehen handelt es sich um gesallschaftlich "aufgezwungene" Regeln oder Normen,
Das hab ich nicht verstanden. Warum sind mir Toilettengänge gesellschaftlich aufgezwungen? Meinst Du, ein Körper würde ohne gesellschaftliche Zwänge auf seine Stoffwechselvorgänge verzichten können?

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krabath
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Beitrag Do., 13.10.2011, 08:16

Sucht ist ein "Verhalten" (substanzabhängig oder -unabhängig), das nach Dosissteigerung verlangt und trotzdem nicht zur Befriedigung führt.

immer wieder - immer öfter - immer mehr - und nie ist es gut und genug

Certitudo: woher hast du denn deine wilden Thesen?! Deine Interpretation von Sucht ist - pardon - ziemlich falsch.
Das, worauf es im Leben ankommt, können wir nicht vorausberechnen. Die schönste Freude erlebt man immer da, wo man sie am wenigsten erwartet hat. - Antoine de Saint-Exupéry

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krabath
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Beitrag Do., 13.10.2011, 08:20

luftikus hat geschrieben:Das hab ich nicht verstanden. Warum sind mir Toilettengänge gesellschaftlich aufgezwungen? Meinst Du, ein Körper würde ohne gesellschaftliche Zwänge auf seine Stoffwechselvorgänge verzichten können?
Nö, aber auf die Toilette!
Das, worauf es im Leben ankommt, können wir nicht vorausberechnen. Die schönste Freude erlebt man immer da, wo man sie am wenigsten erwartet hat. - Antoine de Saint-Exupéry


luciabava
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Beitrag Do., 13.10.2011, 12:09

certitudo90 hat geschrieben: An für sich ist es vielleicht nicht so dramatisch wenn man sich selbst befriedigt, jedoch wird es dann ein Problem wenn man dabei munter "Kopfkino" betreibt. Wenn man irgendwann mal mit einem Parter zum Geschlechtsverkehr kommt, kann es nämlich sehr leicht sein, dass dieser als nicht so schön empfunden wird, wie es im Kopfkino war. Dadurch frustriert man nur sich selbst und den Partner, womit auch die These, dass man niemandem schadete widerlegt wäre.
Sag mal, sprichst du damit eigentlich aus eigener Erfahrung?

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Ekel
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Beitrag Do., 13.10.2011, 14:37

certitudo90 hat geschrieben:
luftikus hat geschrieben:Die Befriedigung eines natürlichen Bedürfnisses ist meiner Ansicht nach keine Sucht, denn sonst wäre ja Essen und Trinken auch schon Suchtverhalten.


Dem muss ich Nachdrücklich (!) widersprechen. Nach der Definition ist ein Verhalten immer dann ein Suchtverhalten wenn man es zu Erhalt der aktuellen Lebensqualität oder der aktuellen Zufriedenheit in regelmäßigen Abständen wiederholen muss.
Da muss ich doch glatt mal fragen welche Definition dass denn so schreibt? Also im ICD10 klingt das schon ein wenig anders und aus der Berufspraxis wüde ich Sucht auch nicht auf dieses eine roblem "herunterbrechen"

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certitudo90
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Beitrag Do., 13.10.2011, 16:09

[quot="1"][quot="2"]Bei Waschen und aufs Klo gehen handelt es sich um gesallschaftlich "aufgezwungene" Regeln oder Normen,[/quot]


Das hab ich nicht verstanden. Warum sind mir Toilettengänge gesellschaftlich aufgezwungen? Meinst Du, ein Körper würde ohne gesellschaftliche Zwänge auf seine Stoffwechselvorgänge verzichten können?[/quot]

Nein aber wie beschrieben ist die Lokalität, an der du dein geschäft abwickelst gesellschaftlich vorgeschrieben.
luciabava hat geschrieben: Sag mal, sprichst du damit eigentlich aus eigener Erfahrung?
Ja tue ich wieso? Ist das ein Problem dass ich für dich nochmal näher erläutern soll??

[quot="3"] 1. Es kommt zur Toleranzentwicklung. Toleranz bedeutet, dass ein Patient im zeitlichen Verlauf stets mehr Substanz benötigt, um den gleichen positiven Effekt zu spüren.
Beispiel: Ein Alkoholiker, der zu Beginn seiner Erkrankung etwa eine halbe Flasche Schnaps trank, um einen Zustand des angenehmen Rausches herbeizuführen, wird nach einigen Wochen vermutlich schon eine ganze Flasche brauchen, um sich so zu fühlen wie zu Beginn der Erkrankung.

2. Körperliche Entzugssymptome. Dies bedeutet, dass es bei Nichteinnahme der Substanz zu den typischen körperlichen Symptomen kommt, welche anzeigen, dass der Körper sein “Gift“ braucht. Typischerweise sieht man hier ein verstärktes Schwitzen, körperliche Unruhe, Zittern und Schlaflosigkeit.

3. Substanzgebrauch mit dem Ziel, Entzugssymptome zu vermindern. Dies bedeutet, dass es im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung kann nicht mehr nur um Rauschzustände geht, sondern vielmehr darum, dass es häufig notwendig ist Substanzen zu sich zu nehmen, um überhaupt in einen „neutralen“ Zustand zu kommen.

4. Verminderte Kontrollfähigkeit bezüglich des Beginns, der Beendigung und der Menge des Konsums. Normalerweise nimmt man eine Substanz zu sich, um einen bestimmten Effekt zu erzielen und hört anschließend mit der Zufuhr auf. Man trinkt eine gewisse Menge und hört dann auf. Die Abhängigkeitserkrankung macht die Patienten jedoch „haltlos“ oder „haltarm“. Ihnen entgleitet die Kontrolle über Beginn, Ende und Menge des Konsums. Dieser wird als unbegrenzte Selbstverständlichkeit betrieben und verfolgt somit keinen echten, begrenzten Zweck mehr. Man nimmt sich z.B. vor nur ein einziges Glas Wein zum Essen zu trinken und trinkt dann doch eine ganze Flasche.

5. Starker Wunsch bestimmte Substanzen zu konsumieren. Diesen Mechanismus bezeichnet man auch als „Craving“. Hiermit wird ein Verlangen bezeichnet, was so stark ist, dass es alle guten Vorsätze oder drohende negative Konsequenzen überlagert. Diese Form des Verlangens geht nicht mit Entzugserscheinungen einher.
Beispiel: Ein alkoholabhängiger Patient nannte dieses Verlangen mir gegenüber einmal: Es fühlt sich an, als ob man drei Tage durch die Wüste irrt und dann eine Oase findet. Da können noch so viele Warnschilder stehen. Sie werden trinken!

6. Eingeengtes Verhaltensmuster im Umgang mit psychoreaktiven Substanzen. Dies bedeutet, dass z.B. der Alkohol oder Cannabis im Rahmen der Abhängigkeit ihren ursprünglichen Zweck verliert. Vormals wurden sie vielleicht als Stimmungsaufheller oder einfach als Teil des gelungenen Wochenendes und der Geselligkeit gesehen. Später jedoch werden Sie nur noch eingesetzt, um die Realität nicht mehr wahrzunehmen oder einfach, weil es Gewohnheit geworden ist. Es geht darum „drauf“ zu sein, weil das Leben nüchtern so schwer zu ertragen ist.

7. Fortschreitende Vernachlässigung anderer Vergnügungen oder Interessen. Hiermit ist gemeint, dass Sucht, ganz ähnlich wie Krebs, in das Leben des Patienten hineinwuchert und immer mehr Lebensbereiche bestimmt. [/quot]

@Ekel wie in diesem Auszug beschrieben steht ist ein Suchtverhalten dann eine Sucht wenn 3 dieser 7 punkte auf eine Person zutreffen.

Daher muss ICH sagen, dass bei (geschätzt) 95% der Personen mit denen ich mich über diese Problematik unterhalten habe, es sich bei ihrer Selbstbefriedigung um eine Sucht handelt.
Ähnlich wie bei dem Alkoholentzug, treten auch bei Leuten mit irgend einer Sucht nach Sexueller Befriedigung Symptome wie leichte Reizbarkeit oder körperliche Entzugserscheinungen wie extreme Schmerzen in den "Eiern" auf.

Für mich sind das ausreichend bestätigende Faktoren um Selbstbefriedigung im exessivem Maße, als eine Sucht zu bezeichnen.

Bitte erst den Artikel den ich oben in Quots gesetzt habe durchlesen und dann wenn speziefische Fragen auftreten hier nachfragen.

Lg

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lemon
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Beitrag Do., 13.10.2011, 21:44

Vor was hast du eigentlich Bedenken certitudo bzw. was ist dein Ziel?

Für mich sind das ausreichend bestätigende Faktoren um Selbstbefriedigung im exessivem Maße, als eine Sucht zu bezeichnen
Wenns zu exzessiv wird würde ich mir schon auch Gedanken machen,
doch so im ganz "normalen" Rahmen find ich nichts dabei und genieß es halt und würde nicht auf die Idee kommen, dass ich davon süchtig werde. Ich werde doch auch nicht gleich süchtig auf Lebkuchen, nur weil ich mir momentan davon viel kaufe, ist halt mal so eine Phase für mich, die genieße ich und dann kommt was neues? Und ich bin da sogar richtig gierig drauf und genieße das, ich find das toll, gehört doch dazu im Leben so Highlights eben und dann kommen halt wieder andere Dinge, mal dies exzessiv, mal jenes, wie es sich halt so ergibt, ich find das schön. Oder verstehe ich hier was nicht
[center]Das, was wir Menschen am meisten brauchen,
ist ein Mensch, der uns dazu bringt,
das zu tun, wozu wir fähig sind.[/center]


luciabava
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Beitrag Fr., 14.10.2011, 00:11

certitudo90 hat geschrieben:
luciabava hat geschrieben: Sag mal, sprichst du damit eigentlich aus eigener Erfahrung?
Ja tue ich wieso? Ist das ein Problem dass ich für dich nochmal näher erläutern soll??
Du beschriebst ja das Phänomen, dass man nach jahrelanger Partnerlosigkeit, währenddessen man eben "nur" und häufig masturbiert, den Sex mit einem Partner als im Vergleich nicht so schön empfindet.
Ich möchte mal anmerken, dass das deine persönliche Erfahrung ist und du die aber munter (und für mich ziemlich naiv) als allgemeingültig hinstellst, es ist aber nur eine Erfahrung von vielen. Es kann jederzeit jemand kommen und sagen, ich genieße aber den Sex mit meinem Partner, obwohl ich früher sehr häufig masturbiert und dabei "Kopfkino" betrieben habe.
Es kann auch jemand kommen und sagen, ich genieße den Sex mit meinem Partner und ebenso genieße ich auch dreimal pro Woche den Sex allein, beides ist auf seine Weise schön und hat seine Berechtigung für mich.

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luftikus
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Beitrag Fr., 14.10.2011, 07:58

Ich glaube, zur Sucht wird Selbstbefriedigung erst, wenn man sie mit zunehmender Häufigkeit betreibt, und wenn sie den Tagesablauf beeinträchtigt, oder wenn man wegen ihr auf andere Dinge verzichtet.

Im übrigen: bei gelegentlicher SB im "üblichen Rahmen" kommt es zu keinem "Entzug", wenn man es mal sein lässt, außer, dass der Sexualtrieb nach einigen Tagen ansteigt, aber das ist bei dieser Art von körperlichen Bedürfnissen normal und nicht pathologisch. Wenn ich längere Zeit nichts gegesssen habe bekomme ich auch ein körperliches Unwohlsein (Hunger genannt), und trotzdem ist das keine Entzugserscheinung im pathologischen Sinne.

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