Frigide?

Fragen und Erfahrungsaustausch über sexuelle Problembereiche wie Sexualstörungen, rund um gleichgeschlechtliche Sexualität und sexuelle Identität, den Umgang mit sexuellen Neigungen wie Fetischismus, S/M usw. - ausser Aufklärungs-Fragen.
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Pitt
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Beitrag So., 31.07.2011, 00:13

lucill hat geschrieben:Es ist eben was anderes, meinem Mann den Rücken zu massieren als ihn sexuell irgendwie zu befriedigen.
Was - genau - , ist da anders?
Er möchte, dass ich seine Sexualität und seine Bedürfnisse ernst nehme; nur weil ich keine Freude mehr an Sex habe, soll ich mich trotzdem um seine Bedürfnisse kümmern. Er hat recht, aber es fällt mir ungeheuer schwer.
Warum?

Sorry für meine Bitte um Konkretisierung
Lg
Pitt

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Dampfnudel
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Beitrag So., 31.07.2011, 03:51

Hallo lucill,

oje, das ist wirklich eine belastende Situation! Habt Ihr schonmal über eine Paarberatung nachgedacht, bei ProFamilia oder so? In dieser Situation kann Hilfe von außen wirklich gut tun, glaube ich, um mit der Situation besser umzugehen. Aber ich glaube, dazu müsst Ihr beide diese Hilfe suchen, nicht nur Du allein. Erstens hat Dein Mann damit ja genauso ein Problem wie Du, und zweitens finde ich es auch wichtig, diese Dynamik bei sonstigem Körperkontakt zu durchbrechen. Und ich glaube, das ist gar nicht so einfach.
Ich hatte einige Zeit lang durch die Pille auch einen kompletten Libidoverlust, und ich kann gut verstehen, dass es Dir schwerfällt, seine Bedürfnisse zu befriedigen, wenn Du selbst absolut keine Lust empfindest. Ich fand das auch ganz schrecklich. Ich habe dann nur darauf gewartet, dass es endlich vorbei war. Uah! Komisch, selbst jetzt, wo ich nur an diese damaligen Situationen denke, kommt das Gefühl der Abwehr wieder hoch, obwohl ich jetzt wieder gut Lust empfinden und Sex schön finden kann. Und obwohl ich es jetzt durchaus wieder genießen kann, einen Mann zu befriedigen. Ich glaube, die Verarbeitung funktioniert da irgendwie anders, wenn die Libido nicht funktioniert. Ich schätze mal, das Erleben ist gar nicht so viel anders als bei sexuellem Missbrauch (Vergewaltigungen ausgenommen; das ist mit Sicherheit ein anderes Kaliber!). Glücklicherweise hat man wahrscheinlich im Erwachsenenalter andere Verarbeitungsmechanismen und -möglichkeiten als als Kind, aber schlimm kann es trotzdem sein. Ich würde Euch wirklich dringend raten, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Eure Situation ist ja schon so nicht einfach, da haut so eine Belastung ja noch mehr rein. Obwohl sie schon allein für sich ganz schön groß sein kann.

Liebe Grüße
Dampfnudel
Alles hat seine Zeit.

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Sabrina666
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Beitrag So., 31.07.2011, 09:38

lucill hat geschrieben:Sabrina666, gerne kannst Du mir berichten, wie Deine Situation und Deine Umgehensweise mit dem Thema war/ist. Deswegen bin ich ja hier, um zu hören, wie andere Menschen mit Problemen klar kommen.
Danke für Deine Offenheit.
Also: Ich verstehe Deinen Mann, die Situation ist auch für ihn schwierig. Ich übte mich in Geduld und dachte: Das kommt schon wieder. Ich wollte meine Frau nicht unter Druck setzen - so macht Sex doch gar keinen Spass, mir jedenfalls nicht. Wenn ich mit einer Frau schlafe und sehe, dass sie gar nichts davon hat, törnt mich das ab. Zum "Dampf ablassen" kann man sich selbst befriedigen.

Die Warterei zieht sich inzwischen zwölf Jahre hin. Das Schlimmste für mich ist die ausbleibende Zärtlichkeit - die kann ich mir im Gegensatz zum Orgasmus nicht selbst verabreichen. Wegen der Kinder blieb ich bis jetzt immer schön "brav", aber inzwischen sind sie grösser und der Gedanke an "Seitensprung" drängt sich bei mir immer mehr in den Vordergrund. Ohne Zärtlichkeiten kann ich einfach nicht... Ich überlege jetzt erstmal, ob und wie ich das mit dem Seitensprung mit ihr besprechen (abmachen, ankündigen) soll.

Ich weiss, das mit der Zärtlichkeit ist so eine Sache - wenn Du ihm Zärtlichkeiten gibst, erregt ihn das. Aber wie steht er denn dazu, sich dazu selbst zu befriedigen? Das wäre doch eine Möglichkeit?

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lucill
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Beitrag So., 31.07.2011, 21:17

Hallo,
Euch erst mal vielen Dank für Eure Rückmeldungen.
Zu Deinen Fragen, Pitt: Sexualität bewegt sich für mich auf einer anderen zwischenmenschlichen Ebene als eine Massage, meinem Mann was Besonderes zu kochen, eine Film zu besorgen, den er immer schon mal gerne wollte etc. Wenn ich mich auf der sexuellen Ebene bewege, ist das nur möglich, wenn ich dort auch sein will. Im Moment will ich da aber nicht sein und deshalb muss ich gegen meinen Willen ansteuern, weil ich weiß, dass mein Mann ein Recht auf Sexualität hat und ich froh sein kann, wenn er sie nur mit mir ausleben will und nicht irgendwie anders. Wenn ich das tue, hat es was von einer Dienstleistung, die (mir zumindest) überhaupt nicht gut tut und mich richtig fertig macht. Genauso macht es mich aber fertig, meinen Mann leiden zu sehen und mitzukriegen, dass ihn die Situation extrem wütend und hilflos macht. Also zwinge ich mich, meine eigene Grenze, mein klares "Nein, ich will nicht" zu überschreiten und ihm in seiner Not entgegen zu kommen. Dafür hasse ich erst mich und dann ihn.... Diese "Lösung" geht vorübergehend alle paar Wochen mal (entgegen dem Bedürfnis meines Mannes von alle paar Tage); es macht alle unzufrieden, er bekommt nicht das, was er eigentlich will und er beginnt, mich dafür weniger zu lieben.... und ich sage mir, dass ich mich nicht so anstellen soll und versuche diese Zwischenlösung und bin unglücklich und wütend...und irgendwie dachte ich niemals, dass mein sexuelles Leben mit 45 vorbei ist.
Die Idee mit der Paarberatung hatte ich auch schon und wie Du richtig vermutet hast, Dampfnudel, war ich dort allein. Mein Mann hat ein (aus seiner Erfahrung nachvollziebares) extrem ausgeprägtes Mißtrauen gegenüber "Psycholeuten" und er hat ja auch nicht das Gefühl, dass er was falsch macht oder das mit ihm was nicht stimmt - ich bin ja diejenige, bei der grade "was nicht stimmt". Aber die Idee, dennoch allein eine Beratung aufzusuchen, finde ich gut und ich denke, dass ist mein zweiter Weg nach der Gynäkologin. (Ich wollte Dir über den Button "Danke" für Deine Anrtwort danken, aber das System macht das irgendwie nicht, deshalb auf diesem Weg nochmals Danke an Dich für Deine offenen Worte zu Deiner eigenen Situation!!)
Sabrina666: 12 Jahre - das ist eine furchtbar lange Zeit!!! Selbstbefriedigung ist das eine, auch mein Mann steht diesem Thema nicht negativ gegenüber, aber es ist eben nur Dampf ablassen und hat mit "einander Liebe machen" nichts zu tun, finde ich. Und auch ich will ja auf Zärtlichkeit nicht verzichten und es tut mir gut, wenn ich sie schenken kann. Über die Möglichkeit eines Seitensprungs haben wir auch schon geredet; ich habe ihm gesagt, dass ich dafür Verständnis habe und ihm die Entscheidung überlasse, ob er das tun möchte. Nach ein paar Tagen hat mein Mann mir dann gesagt, dass er denkt, dass das 1. auch nicht das ist, was er sucht und er 2. befürchtet, dass das dann das Aus für unsere Beziehung ist und er das nicht will. Wie das allerdings nach 12 Jahren ist - keine Ahnung. Das kann doch so nicht bleiben, für Euch beide nicht, oder? Zumindest scheinst Du der geduldigste Mensch auf Gottes Erdboden zu sein!

Euch nochmal danke; und morgen rufe ich beim Gynäkologen an und versuche, eine Beratungsstelle zu finden, die mir zeitnah einen Termin geben kann!
Viele Grüße
lucill

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Dampfnudel
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Beitrag So., 31.07.2011, 21:33

lucill hat geschrieben: ich bin ja diejenige, bei der grade "was nicht stimmt".
Sagt er das so? Hat er das Gefühl, es betrifft ihn gar nicht, und er trägt gar keine Verantwortung dafür, das Problem zu lösen?
Es ist ja nicht so, dass er kein Problem damit hat, deshalb fände ich es schon richtig, wenn er sich auch an der Lösung beteiligen würde. Schließlich leidest Du zur Zeit unter seinen Bedürfnissen genauso wie er unter Deinen.
Die Sexualität in der Partnerschaft ist nunmal was, was Euch beide betrifft, und Du kannst Deine Hormone ja auch nicht einfach wieder "richtigzaubern".
Für Dich ist es auf jeden Fall bestimmt gut, wenn Du erstmal zu einer Beratung gehst und da jemanden hast, mit dem Du das besprechen kannst und der vielleicht auch einen Rat hat, wie Ihr Deinen Mann "ins Boot holen" könntet.

Alles Liebe und viel Glück
Dampfnudel

P. S.: Das Danke-Pünktchen ist übrigens angekommen Danke Dir ich freu mich sehr darüber!
Alles hat seine Zeit.

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Sabrina666
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Beitrag So., 31.07.2011, 22:00

lucill hat geschrieben:Selbstbefriedigung ist das eine, auch mein Mann steht diesem Thema nicht negativ gegenüber, aber es ist eben nur Dampf ablassen und hat mit "einander Liebe machen" nichts zu tun, finde ich.
Aber es ist doch immerhin besser - jedenfalls für den Moment - als die quälende (selbstquälerische) Situation, die Du als die Eure beschreibst?!

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Pitt
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Beitrag Mo., 01.08.2011, 00:15

Hi Lucill,

Du bist sehr klug, - und Du antwortest sehr klug.

Ich kann Dir aus männlicher Sicht eigentlich nur sagen, dass ich die zärtliche Ebene nicht von der erotischen Ebene trenne.
Die Situation, dass man selbst nicht (mehr) erotisch erregt ist, sich aber dennoch alle Mühe gibt, seine Partnerin liebevoll und mit Hingabe zu verwöhnen, dürfte Männern durchaus vertraut sein.
Es ist der Klassiker, wenn Mann selbst schon "gekommen" ist, seine Erregungskurve komplett abgeflaut ist, man(n) eigentlich pennen möchte , - die Partnerin aber noch "Zuwendung" benötigt.
Es ist da m.E. eine Selbstverständlichkeit und ein Zeichen empathischer Wärme, dass man sich in dieser Situation mit aller Aufmerksamkeit und "Liebe" dem Wohl der Partnerin widmet.
Diese "Dienstleistung" voller einfühlsamer Zuwendung macht mich z.B. nicht fertig, sondern tut mir richtig gut.
Es tut mir gut, mich gebend zu fühlen. Er erbaut mich, wenn ich Freude spenden kann und meine Zuwendung wertgeschätzt wird.
Ob man es in einer Therapie lernen kann Freude am Geben zu bekommen?
Lg
Pitt

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lucill
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Beitrag Di., 02.08.2011, 20:31

Hallo und vielen Dank für Eure Antworten und Fragen.
sabrina666: Du beschreibst unsere Situation, wenn auch in Klammern, als selbstquälerisch. Meinst Du damit, dass es besser wäre, sich zu trennen? Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende? Im Moment sind wir noch nicht an diesem Punkt, ich kann aber nicht ausschließen, dass irgendwann einer von uns beiden das nicht mehr aushält.
Pitt: Dein Beitrag hat mich nachdenklich gemacht, besonders Dein letzter Satz. Ich habe mich nie so eingeschätzt, dass ich nicht geben kann und keine Freude am geben habe, keine empatische Wärme. Ich habe das Nein-Sagen lange üben müssen. Als ich mit meinem Mann noch gerne Sex hatte, war dieses Geben und die Zuwendung nie ein Problem. Ich glaube nicht, dass ich das in einer Beratung oder Thearpie lernen müsste (wenn man es denn dort lernen kann). Ich muss, glaube ich, vielmehr herausfinden, ob die körperliche/hormonelle Situation der ausschließliche Faktor ist, der diese Situation begründet oder ob meine Sex-Unlust ein Ausdruck einer Beziehungskrise ist, die ich bisher so nicht gesehen/ gefühlt habe.
Insofern heißt das erst zum Gynäkologen, dann zur Therapie!
Euch allen wünsche ich eine gute Zeit und vielen Dank!
Viele Grüße
lucill

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Sabrina666
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Beitrag Di., 02.08.2011, 21:04

lucill hat geschrieben:Hallo und vielen Dank für Eure Antworten und Fragen.
sabrina666: Du beschreibst unsere Situation, wenn auch in Klammern, als selbstquälerisch. Meinst Du damit, dass es besser wäre, sich zu trennen?
Das wollte ich nicht sagen, nein. Aber vielleicht schwingt das tatsächlich mit; wenn ich nochmals durchsehe, was Du im vorletzten Post geschrieben hast, dann tun sich mir viele Fragen auf. Dein Mann drängt Dich (wenn ich das richtig verstanden habe) - weshalb kann er nicht vorerst mal auf "den indirekten Weg" (Selbstbefriedigung) umstellen? Ist ja möglicherweise nicht für ewig.
Wie wichtig ist ihm Sex im Moment? So wichtig, dass er mit seinem Druck die Beziehung zu zerstören droht? Wichtiger als Eure Beziehung?
Und was hat es mit seiner Abneigung gegen Psychologen auf sich? Klingt nach bequemer Ausrede - da müsste man ja an sich arbeiten (Sorry, ich weiss, das ist eine Unterstellung; aber ich kenne den Spruch von meiner Frau: Unsere Beziehung steht auf dem Spiel und sie "hat was gegen Psychologen" - und verweigert so die Kooperation.

Aber gell - das sind alles nur Worte und Interpretationen dieser Worte - vielleicht liege ich ja völlig falsch.

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Pitt
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Beitrag Di., 02.08.2011, 22:09

lucill hat geschrieben: Ich muss, glaube ich, vielmehr herausfinden, ob die körperliche/hormonelle Situation der ausschließliche Faktor ist, der diese Situation begründet oder ob meine Sex-Unlust ein Ausdruck einer Beziehungskrise ist, die ich bisher so nicht gesehen/ gefühlt habe.
Lucill,
verzeih mir die offene Frage.
Hast Du denn im Rahmen deiner "Sex-Unlust" noch Freude daran, dich selbst zu berühren?
Hattest Du während der Zeit, als Du noch "Lust auf Sex mit Deinem Mann hattest", Freude daran?
Lg
Pitt

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Pitt
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Beitrag Sa., 06.08.2011, 15:23

Eine Antwort kommt hier wohl nicht mehr...
Lg
Pitt


Aussiejen
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Beitrag So., 14.08.2011, 23:24

ich hab genau dasselbe problem :/

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