Madonnencomplex - mein Mann schläft nicht mit mir

[estelle]

Sehr rührend die ganze Geschichte.

Ein Gynäkologieprofessor aus einer Klinik, in der ich mal arbeitete früher hat seinen Privatpatientinnen
ja bei unerfülltem Kinderwunsch Reizwäsche empfohlen, hört sich vielleicht etwas plump an, aber die
Damen wurden daraufhin schwanger.

In meiner Bekanntschaft gibt es auch ein junges Paar,eine ähnliche Geschichte, der Mann hat keine
Erektion, die künstliche Befruchtung ist schon mehrmals fehlgeschlagen, möglicherweise auch ein
Madonnenkomplex.
Ich weiß aber,dass diese Frau ihren Mann sehr bemuttert, zum Beispiel achtet sie darauf, dass er den
Teller immer leer ist beim Essen,was schon mehreren Leuten aufgefallen ist,vielleicht sieht er ja auch
in dir die Mutter, die Versorgerin schlechthin. Du tust doch bestimmt alles für ihn.

[Pitt]

Sorry, dass ich noch mal so blöd nachfrage.
Das mag womöglich daran liegen, dass ich "das Phänomen" kaum glauben kann.
Eine Frau, die nach außen Madonna ist, macht einen Mann doch gerade an, wenn sie sich als "versaute Hure" entpuppt.

Auf diese Frage bekam ich keine Antwort:
(Ich gehe mal jetzt einfach mal davon aus, dass sie für Dich nicht zu "ordinär" ist?)

Du schriebst, dass es in seltenen Momenten vorkam, dass Du ihn batest, Dich oral zu befriedigen, was er tat.
Wenn er Dich oral befriedigte, was passierte, wenn Du dann versuchtest Dich zu revanchieren. Auch keine "Reaktion" bzw. Erektion?

Du schriebst, dass Du Dich erniedrigt vorkommst, wenn Du um Sex "betteln" müsstest. Auch das müsste m.E. beleuchtet werden. Klingt für mich auch ein wenig wie: Ich habe es nicht nötig, der aktive, aufreizende, verführende Part zu sein.

Nur so Gedanken
Pitt

[geronimos secret]

Liebe Vesica,

Du hast wirklich mein vollstes Mitgefühl, denn ich kann so gut verstehen, wie du dich fühlst! Sexuell zurückgewiesen zu werden tut verdammt weh, vor allem dann, wenn man vom eigenen Lebenspartner eine solche Zurückweisung erfahren muss... Leider steckt in meiner Beziehung in dieser Hinsicht seit geraumer Zeit auch ganz schön viel Frust...
"Eine geraume Zeit" meint einen Zeitraum von 6 Monaten, in denen es zwischen mir und meinem Partner genau eine sexuelle Begegnung gab. Gemessen an Dir mögen 6 Monate wenig erscheinen und ich frage mich inständig, wie Du das hast all die Jahre aushalten können?????!!!!!!

Ich bin vor 6 Monaten Mutter geworden.

Rückblickend scheint es eine Zäsur gegeben zu haben, die mit meiner Schwangerschaft eintrat; Der Sex wurde weniger, mein Körper veränderte sich, bald würde ich unseren Sohn auf die Welt bringen - alles im Normalbereich, so dachte ich. Aber jetzt 6 Monate nach der Entbindung, da bin ich nichts als MUTTER. Und das passt recht gut in diesen Madonna/Huren Komplex rein. Ich weiß, dass mein Mann mich so sieht, dass mein Körper jetzt ein anderer ist, ich eine andere bin, meine Brüste andere sind, weil sie derzeit unserem Sohn Nahrung geben. Rein objektiv habe ich mich freilich nicht verändert. Die wenigen überschüssigen Pfunde waren im Nu weg und achte nach wie vor sehr auf meine attraktive Erscheinung. Instinktiv spüre ich, dass kein Sex in einer Beziehung GIFT ist und hoffe so sehr darauf, dass sich alles möglichst bald normalisiert...
Nicht auszudenken, was passierte, wenn nicht.......................
Liebe Grüße
Eine mitfühlende G.

[rainyday]

Hallo Vesica!

Nach ausführlicher Lektüre deines Threads möchte ich nun auch meinen Senf beisteuern.

Da er Sex absolut ohne Emotion abwickeln kann, konnte ich es ertragen.

In Anbetracht dessen was du schreibst, müsste es nicht besser heißen:
Da er Sex absolut ohne Emotion abwickeln MUSS…?!
Am Anfang hatte ich den Eindruck, dass du Liebe und Sex im Grunde nicht trennen kannst. Aber das war ja schon der Anfang deiner Beziehung: er hat dich nicht geliebt und du hast dich darauf eingelassen. Dann hast du jahrelang erduldet, dass er beides trennt. Dadurch erfüllst du für ihn in gewisser Weise schon die Rolle einer Heiligen. Genaugenommen warst du aber die Märtyrerin, oder?

Ich würde eher die Frage stellen: warum lasse ich mich instrumentalisieren für die sexuellen Begehrnisse...oder eben Enthaltsamkeiten des Mannes? Und leide JAHRE darunter nur um mich geliebt zu fühlen.

Sehr gute Frage, Rosenrot!!

Ich wurde von vielen Frauen über den ausserehelichen Sex informiert, als sie merkten, dass er sie eigentlich nur ausnutzte und gar nicht an ihnen interessiert war. Die Frauen wurden dann zu Racheengeln und hofften, dass ich ihn verlassen würde.

Das hat mir sehr zu denken gegeben. Du beschreibst deinen Mann als wunderbaren Menschen, aber offenbar war er zu diesen Frauen nicht ehrlich. Wieso hat er nicht von vornherein geklärt, dass nicht mehr daraus wird? Ich hätte ihm dermaßen die Hölle heiß gemacht! Hat er das jetzt eigentlich im Zuge der Therapie eingestellt oder vergnügt er sich weiterhin außerhalb?

er meint, das sei nicht nötig, ich sei eine normale, gesunde frau […] und er meinte, dass ich keineswegs eine schlampe sei, sondern einfach einen ausweg gesucht habe aus einer für mich untragbaren situation. er verstehe mich vollkommen und es käme ihm nie in den sinn, mir das zu nehmen, wenn es mir guttut.

mein mann hat gesagt, ich solle das tun. ich solle das machen, was mich beglücke, denn wenn ich glücklich sei, dann sei er es auch!

Glaub ihm keine Wort, er hält dich für eine Heilige! Wie sollte er dir da zustimmen können, dass du auch von Störungen behaftet bist? Er ist auf diesem Auge blind. Und du bist ja nicht glücklich, darum hätte ich ihn bei diesem letzten Satz entgeistert gefragt welche Droge er genommen hat…

Du hast die Frage in den Raum gestellt, was man da machen kann. Wikipedia sagt: "Such a man will often court someone with qualities of his mother, hoping to fulfill a need for intimacy unmet in childhood." In welchen Aspekten ähnelst du seiner Mutter? Was kannst du tun, um nicht länger die Mutterrolle für ihn zu übernehmen?

Hast du dich jemals mit ihm gestritten? Kannst du gut allein sein? Bist du vielleicht zu harmoniebedürftig? Mir scheint, ihr behandelt euch gegenseitig wie rohe Eier (sag mir wenn ich mich irre). Wie wäre es, wenn ihr euch, sozusagen als Therapiemaßnahme, immer ehrlich sagt was ihr denkt? Dazu gehört natürlich, sich die eigenen Emotionen einzugestehen. Es gibt keinen größeren Lustkiller als dauerhafte physische und verbale Kuschelei. Nur durch Reibung entsteht Wärme!

Das beste wäre daher wahrscheinlich, du suchst dir eine eigene Wohnung und in 2-3 Monaten, eines Abends in irgendeiner Bar…

Liebe Grüße rainyday

[estelle]

Hallo vesica,

hier auch noch ein interessanter alter Film zu dem Thema,
in der Mitte der Seite befindet sich ein Filmtrailer:

Liebe hat zwei Gesichter:

http://www.weltbild.de/3/13858455-1/dvd ... chter.html

[vesica]

hallo liebe leute
ich bin es mal wieder, ich bin noch da ich lese oft hier im forum und denke dann, dass ich froh bin, nicht allein zu sein mit problemen...
@pitt: ich kann dir das nicht beschreiben, wie es ist für mich, wenn er mich befriedigt und ich aber genau spüre, dass er eigentlich gar keine sexualität mit mir möchte. normalerweise ist es ja so, dass ein mann auch lust bekommt, wenn er eine frau befriedigt und sie einen orgasmus erlebt (das denke ich jedenfalls). bei ihm merke ich aber, dass er es ausschliesslich mir zu liebe tut. dieses fehlende begehren seinerseits blockiert mich völlig.

es ist so: ich bin nicht der aktive, verführende part, weil ich merke, dass er das gar nicht will. vielleicht kannst du dir das so vorstellen: deine schwester versucht dich zu verführen, doch du willst das gar nicht. du willst sie aber nicht verletzen und machst dennoch irgendwie mit, doch im grunde willst du es nicht.
ja, klar, ich bin nicht seine schwester, aber in seinem hirn ist irgendetwas so programmiert, dass er in mir eben eine frau sieht, die er sexuell nicht berühren kann/darf.
ich liebe meinen mann und wir teilen viel gutes. ich lebe meine sexualität jetzt halt momentan ausschliesslich auswärts mit einem mann, der mich sehr begehrt. dort habe ich keine blockaden mehr. ich verführe ihn gern und lasse mich verführen. sex mit ihm ist sehr einfach und unkompliziert.
ich werde die affäre nicht beenden, solange das problem bei mir in der beziehung besteht, ausser mein mann bittet mich darum. doch das wird er nicht, da er weiss, dass es mir zusteht aufgrund seiner "krankheit".

@geronimos: wie geht es dir? ich weiss wie es dir ergeht. ich hoffe ihr findet einen weg.

@rainyday: mein mann war wohl nicht ehrlich zu den frauen. ich weiss es nicht. es gab wohl einige, die sich verliebten und sich mehr erhofften und als sie merkten, dass es ihm nur um sex geht wurden sie zu racheengeln.

ich danke allen für die inputs. ich denke viel darüber nach. ich zweifle aber momentan, dass wir das problem jemals in den griff bekommen werden. ich bin eher hoffnungslos.
das leben ist nicht einfach.

[Sunny75]

ich zweifle aber momentan, dass wir das problem jemals in den griff bekommen werden. ich bin eher hoffnungslos.
das leben ist nicht einfach.

Das klingt nicht gut Macht dein Mann noch Therapie?

[Pitt]

@pitt: ich kann dir das nicht beschreiben, wie es ist für mich, wenn er mich befriedigt und ich aber genau spüre, dass er eigentlich gar keine sexualität mit mir möchte. normalerweise ist es ja so, dass ein mann auch lust bekommt, wenn er eine frau befriedigt und sie einen orgasmus erlebt (das denke ich jedenfalls). bei ihm merke ich aber, dass er es ausschliesslich mir zu liebe tut. dieses fehlende begehren seinerseits blockiert mich völlig.

Danke für Deine offene Antwort.
Ich kann das was Du schreibst, durchaus nachvollziehen.
(Obwohl, wenn man(n) eine Partnerin ausgiebig und langandauernd oral verwöhnt, verlieren wohl etliche Männer zwischenzeitlich ihre Erektion).
Mir fehlt im Grunde Deine Antwort auf meine Frage, ob er sich denn nicht von Dir "verwöhnen lassen möchte", ob Du das überhaupt versuchst, und falls ja, wie er das "abwehrt".
Lg
Pitt

[vesica]

liebe forumsmitglieder
seit ich mich hier registrierte, bin ich fleissige leserin. ich fühle mich bei euch schon fast ein bisschen daheim! es gibt einige ganz tolle regelmässige mitschreiber. danke an alle, die hier mitmachen und sich einbringen!
es ist etwas mehr als ein halbes jahr vergangen, seit ich das letzte mal hier in meinem thread geschrieben habe. es hat sich einiges getan. vielleicht interessiert den einen oder anderen, was sich ergeben hat...
mein mann ging weiter in die therapie. er fühlte sich nicht sehr wohl bei der psychiaterin. er hatte das gefühl, dass sie irgendwie auf ihn steht. ich weiss, jetzt denkt ihr wohl, mein mann sei grössenwahnsinnig oder sonstwas, doch es gab komische anzeichen. sie sagte ihm, dass sie sich getrennt habe, sie meldete sich bei ihm im geschäft als kunde, sie äusserte, dass ich ja eine sehr spezielle person sein müsse, dass ich es mit ihm aushalten würde, was wohl meine "störung" sei etc. mein mann wollte nicht mehr dorthin und ich verstand es. doch etwas gutes hatte das ganze: sie äusserte den verdacht auf asperger.
mein mann wurde dann in einer autismusprechstunde von einem spezialisten abgeklärt und es ist so: mein mann hat eine autistische "störung". diese nachricht erschütterte uns beide. mein mann fühlte sich abgestempelt als "behinderter" und ich wusste: er ist so und wird immer so bleiben.
wir erlebten eine traurige zeit, wir weinten beide viel, doch die liebe ist da und zu keinem zeitpunkt stand die trennung im raum. ich führte gute gespräche mit der psychiaterin. sie klärte mich auf, dass mein mann mehr ruhezeiten brauche als andere menschen, dass für ihn das gesellige beisammensein ein energieverlust bedeute und dass er viel zeit für sich brauche und ich sie ihm gewähren muss. sexualität sei nicht unmöglich bei autisten, doch ein schwieriges thema. seit einem jahr hat mein mann keinen sex mehr gehabt, auch nicht mit "fremden" frauen.
das gespräch brachte viel klarheit.
heute weiss ich: sexualität werden wir nie mehr leben können. schon lange zungenküsse sind nicht möglich. es geht einfach nicht. und ich kann ihn nicht zwingen, denn es erniedrigt mich, darum betteln zu müssen. mein mann braucht sehr viel zeit für sich, für sich ganz allein. er hat inselbegabungen, denen er sich dann widmet. ich lasse ihn sein, so wie er ist. lustigerweise ist das, was ich am meisten an ihm liebe (seine distanziertheit zu anderen frauen, seine klarheit, seine begabungen, sprich: sein autismus) gleich zeitig auch das, was unsere beziehung auch so schwierig macht.
was heisst das für mich?
ich bin oft allein und habe viel freie zeit. ich habe viele freunde, die ich treffe, ohne ihn. ich lebe meine sexualität ausserhalb der beziehung. ich kann nicht sagen, dass ich 100% glücklich bin, das wäre gelogen, doch ich kann sagen, dass ich nicht unglücklich bin, dass ich vieles habe, einen sehr zuverlässigen, hochbegabten, sensiblen, ganz eigenen, aus der masse sich abhebenden partner. ein mann, der nur einen menschen in sein leben gelassen hat, nämlich mich. freunde hat er keine. er hat sein hobby, dem er sich intensiv widmet, seinen beruf und mich.
ich weiss nicht, wohin der weg führt. vielleicht verliebe ich mich eines tages dermassen und werde gehen. vielleicht werde ich mich oft verlieben, aber niemals so, dass diese verliebheit so intensiv ist, die liebe meines lebens, nämlich ihn, zu verlassen.
es brauchte lange zeit, bis ich das nun akzeptieren konnte und frieden fand. wir leben eine nicht "gesellschaftskonforme" beziehung. doch stimmen muss es ja nur für ihn und mich und das tut es im moment.