Gestörte Sexualität (W)

Fragen und Erfahrungsaustausch über sexuelle Problembereiche wie Sexualstörungen, rund um gleichgeschlechtliche Sexualität und sexuelle Identität, den Umgang mit sexuellen Neigungen wie Fetischismus, S/M usw. - ausser Aufklärungs-Fragen.
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Speranza
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Gestörte Sexualität (W)

Beitrag Do., 26.05.2011, 20:31

Ich hoffe jemand von euch kann mir helfen.
Ich habe einfach ein totales Problem mit meiner Sexualität. Hab in meinem Leben mit zwei Männern geschlafen (der erste beim ersten Mal und nur einmal, das war nicht schön, aber auch nicht schlimm, aber ich habe einfach nichts gefühlt dabei) und der zweite war mein erster richtiger Freund, mit dem ich dreieinhalb Jahre zusammen war. Er war unglaublich lieb zu mir und hatte große Geduld und großes Verständnis. Das hat dazu geführt, dass mir der Sex sogar manchmal Spaß gemacht hat und ich Erregtheit und sowas zum ersten Mal gespürt habe. Richtig fallen lassen konnte ich mich aber nie. Oft und vor allem nach der Anfangszeit, hatte ich aber einfach keine Lust mehr, habe den Sex mehr oder weniger über mich ergehen lassen und war danach oft sehr traurig. Ich habe es eher ihm zu liebe gemacht, weil ich ihn wirklich sehr geliebt habe. Gewisse Dinge, wie z.B. ihm einen blasen, konnte ich aber bis zum Ende nicht. Ich habe es manchmal gemacht, aber ich habe dabei meistens nur Ekel empfunden. Ich finde sowieso Sperma eklig, den Geruch und alles...
Na ja, wir sind jetzt seit 9 Monaten getrennt. Hab seitdem zwei Typen kennengelernt, aber mit beiden hat es im Bett überhaupt nicht geklappt. Zur Zeit sehne ich mich sehr nach körperliche Nähe, aber sexuelle Bedürfnisse hab ich kaum. Ich befriedige mich auch nicht selbst, noch nie getan. Kann dabei keine Gefühle entwickeln. Ich hatte eh jahrelang ein sehr ambivalentes Verhältnis zu meinem Körper. Das wird allerdings zur Zeit besser.
Nun merke ich, dass ich dieses Thema angehen sollte. Ich bin seit fast zwei Jahren in Therapie (Analyse) wegen Depressionen. Letzte Stunde haben wir über mein Nähebedürfniss gesprochen und heute wollte ich meine Sexualität ansprechen, aber ich war total blockiert. Ich schaffe es einfach nicht, kann darüber nicht reden. Auch mit meinen Freunden und so kann ich darüber nicht reden, konnte ich noch nie. Dabei ist es so wichtig. Wie kann ich das schaffen?
Es gibt zwei Erlebnisse in meiner Kindheit, die vielleicht was mit meiner gestörten Sexualität zu tun haben. Als ich ca. 10 war, wurde ich im Kaufhaus von einem Mann angesprochen, der sich als Kaufhausdetektiv ausgab. Er meinte, ich hätte was geklaut und er müsse mich durchsuchen. Dabei hat er mir zwischen die Beine gefasst und ich musste glaub ich auch sein steifes Glied anfassen. Er wollte mich dann in so ne Lagerhalle bringen, aber ich hab total Panik bekommen und bin weg. Er hat mich noch verfolgt, ich bin dann ich nen Bus gestiegen und konnte ihn so loswerden. Das andere war son komischer Typ, der mich fotografiert hat während er mich an den Füßen gekitzelt hat. Ich hatte nen Rock an, d.h. auf den Fotos konnte er mir zwischen die Beine gucken. Das ist mir bis heute sehr unangenehm. Die beiden Erlebnisse habe ich meinem Therapeuten bereits zu Beginn erzählt.
Und auch als Jugendliche hatte ich noch ein, zwei blöde Situationen, wo Typen mich angegrapscht haben. Obwohl ich da schon wusste, dass das gar nicht geht, bin ich in solchen Momenten immer erstarrt, einfach vollkommen unfähig irgendetwas zu tun.

Oh Mann, jetzt hab ich doch so viel geschrieben. Ich hoffe jemand liest das und kann mir einen Ratschlag geben. Hab morgen wieder Therapie und würde es so gerne schaffen, darüber zu reden... Vor allem würde ich so gerne meine Sexualität leben.
Vielen Dank für eure Hilfe!

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Una
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Beitrag Do., 26.05.2011, 23:15

Hallo Speranza,

lass Dir Zeit, mit 25 Jahren geht es erst los. Jedenfalls als Frau.
Viele Frauen sind erst mit 30 Jahren ihrem ersten Orgasmus begegnet.

Abgesehen davon, dass Du nicht darüber reden kannst:

Wenn Du ein Interesse daran hast, Deine Sexualität zu entdecken,
dann empfehle ich Dir sehr, Deinen Körper selbst zu erkunden.
Dich zu streicheln, ect. ... auch Deine Fantasien zu erkunden, das zuzulassen was Dich erregt.

Du kannst Deine Sexualität vollkommen mit Dir ausschöpfen und kennenlernen.
Mit einem Mann schlafen ist etwas ganz anderes.

Ich hab es so gemacht wie oben bechrieben.
Erst als ich für mich wußte wie Sex sich gut anfühlt, konnte ich es auch dem
jeweiligen Mann sagen/zeigen.
So wie Du das schilderst, läßt Du Sex über Dir ergehen, weil Du offenbar noch nie
ausführlich den Weg von der Erregung bis zum Orgasmus gegangen bist.
Speranza hat geschrieben:Zur Zeit sehne ich mich sehr nach körperliche Nähe, aber sexuelle Bedürfnisse hab ich kaum
Das eine muß auch nicht zwangsläufig ins andere greifen.
Kuscheln ist auch so ganz wichtig. Diese Sehnsucht muß nicht zwangsläufig sexuell sein.
Leben heißt, langsam geboren zu werden. Es wäre auch zu bequem, wenn man sich fertige Seelen besorgen könnte.“

Antoine de Saint-Exupéry (1900-44).

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Gold__Marie
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Beitrag Do., 26.05.2011, 23:34

Hallo, ich bin erscheine dir in deinen Augen vielleicht etwas zu jung, um dir auf dieses Thema zu antworten, aber ich hab mich das letzte Jahr sehr viel in meiner Therapie damit befasst. Mein erstes Mal hatte ich mit 14 Jahren. Ich empfand genau das selbe wie du, Ekel, befriedigte mich nie selbst, also keinerlei sexuelle Lust und tat das alles eigentlich nur weil ich nie gelernt habe Nein zu sagen (so beschämend das auch sein mag.) In meiner Kindheit gab es auch einige verstörende Erlebnisse in Bezug auf die Sexualität, die mir mein Verhalten heute erklären. Durch die Therapie habe ich es aber mittlerweile geschafft einen normale Beziehung zu mir, meinem Körper und der Sexualität zu entwickeln. All das habe ich hinbekommen, indem ich Geduld mit mir hatte. Am meisten haben aber die intensiven Gespräche in der Therapie zu dem Thema geholfen. Anfangs kamen mir sobald das Thema angesprochen wurden unaufhaltsam die Tränen, ich wusste eigentlich auch gar nicht warum. Es war sehr schwer darüber zu sprechen, aber allein das Darübersprechen verändert die Einstellung zu diesem Thema! Nach sehr vielen sehr dramatischen Gesprächen, konnte ich mir auf einmal erklären woher all diese bisher unerklärbare Verstörtheit kam. Ich begann mich zu verstehen und das war auch der Anfang meiner sexuellen Laufbahn, so zu sagen Meine Therapeutin riet mir auch dazu mich selbst anzufassen (ich hatte das davor noch nie gemacht, weil es mich anwiderte und ich auch kein Verlangen dazu hatte). Mit der Hand ging das schlecht, ich wollte mich immer noch nicht selbst berühren, deshalb begann ich meine ersten sexuellen Erfahrungen mit mir selbst mit einem Vibrator. Das kostet zwar anfänglich große Überwindung und viel Mut, aber man bekommt dadurch wirklich ein komplett anderes Gefühl für Sexualität und für seinen Körper. Ich persönlich fand das am Anfang auch nicht so schlimm wie die Vorstellung mich selbst mit der Hand anzufassen. Dadurch fand ich auch heraus was ich mag und was nicht. Das war mal ein wesentlicher Schritt, und dann lernte ich auch das Nein sagen und das Rücksichtnehmen auf meine eigenen Bedürfnisse. Vielleicht konnte ich dir ja ein wenig helfen, würde mich freuen. Ich glaube auf alle Fälle nachvollziehen zu können wie du dich fühlst, gib dir Zeit und taste dich langsam an die Sache ran Alles Liebe Gold__Marie

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sterndi1
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Beitrag Mi., 01.06.2011, 22:11

Waaa? Nach 2 Jahren "Analyse" noch nicht über DAS Thema gesprochen? :-O Hinfort von diesem Dilletanten, ich flehe dich an. Leider dürfte dir zu allem Überfluß auch noch nicht der richtige "Typ" über den Weg gelaufen sein. Daß Depressionen Libido-Killer sind, ist hinlänglich bekannt - vielleicht verträgst du auch die Pille verdammt schlecht, falls du damit verhütest.

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Speranza
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Beitrag Mo., 13.06.2011, 20:30

Ehrlich gesagt verunsichert das mich gerade ziemlich. Ich habe sowieso immer wieder große Zweifel an meinem Therapeuten, aber das liegt wohl eher daran, dass ich mich allgemein auf nichts einlassen kann und allem misstrauisch gegenüber stehe. Aber ist das grundsätzlich schlecht, wenn wir noch nicht darüber gesprochen habe? So schlecht, dass ich an seinen Kompetenzen zweifeln sollte?
Ich habe bisher noch nicht über das Thema gesprochen, weil mein Therapeut von sich aus nichts anspricht, es muss alles von mir kommen. Er hat ganz zu Beginn mal gefragt, wie das denn mit der Sexualität sei, aber ich habe relativ schnell abgeblockt.
Ich glaube schon, dass er weiß, dass das ein Thema bei mir ist, aber er lässt mir einfach Zeit bis ich bereit bin darüber zu sprechen. Ich habe ihm schon öfters gesagt, dass ich mir wünschen würde, dass er mal mehr aus mit "rauszieht", aber das macht er nicht. Nun denke ich (mal wieder), dass ich morgen endlich dieses Thema ansprechen werde.... wünscht mir Glück, dass ich es diesmal schaffe.

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Una
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Beitrag Mo., 13.06.2011, 23:20

Ich wünsch Dir den Mut!
Leben heißt, langsam geboren zu werden. Es wäre auch zu bequem, wenn man sich fertige Seelen besorgen könnte.“

Antoine de Saint-Exupéry (1900-44).

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Gold__Marie
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Beitrag Di., 14.06.2011, 15:33

Hallo Speranza, und hast du es geschafft das Thema anzusprechen?? GLG Gold__Marie

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Speranza
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Beitrag Di., 14.06.2011, 21:17

Ja, ich habe tatsächlich das erste Mal darüber gesprochen. Also ich habe zwar kein einziges Mal irgendwelche Wörter wie "Sex" oder so benutzt, aber ich glaube wir haben trotzdem beide verstanden worum es ging... Habe es geschafft, weil ich gerade wieder einen aktuellen Fall hatte und das hat es mir irgendwie erleichtert. War alles ziemlich schwer, aber im Nachhinein glaube ich, dass es gut war. Ich hoffe es geht weiter und es kommt irgendwas bei raus, ich möchte einfach irgendwann ganz entspannt meine Sexualität leben können...

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Gold__Marie
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Beitrag Di., 14.06.2011, 21:26

Gratuliere dir für deinen Mut!
Das war auf alle Fälle ein großer Schritt!
Glaub mir, umso öfter du es schaffst darüber zu sprechen, umso lockerer wirst du mit diesem Thema umgehen können...
Wünsch dir alles gute!! Gold__Marie

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