Libidoverlust nach Abtreibung, Ohnmachtsgefühle beim GV

Fragen und Erfahrungsaustausch über sexuelle Problembereiche wie Sexualstörungen, rund um gleichgeschlechtliche Sexualität und sexuelle Identität, den Umgang mit sexuellen Neigungen wie Fetischismus, S/M usw. - ausser Aufklärungs-Fragen.
Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Soley
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 26
Beiträge: 22

Beitrag Do., 17.03.2011, 20:28

Krang2 hat geschrieben:Und wenn sie eine Entscheidung im Nachhinein als falsch erwiesen hat, wäre das beste Mittel dagegen eine Schwangerschaft. Du brauchst keine "Rache" zu fürchten, es ist wohl nur so, daß sich dein Körper um die Schwangerschaften betrogen fühlt. Wichtig ist nur, was du für die Zukunft daraus lernst, die Vergangenheit kannst du doch nicht mehr ändern...
Ich glaube auch, dass sich eine gewollte Schwangerschaft positiv auswirken könnte...es wäre irgendwie...versöhnlich. Aber damit warte ich dann lieber doch erstmal. Ich glaube, wenn ich wieder soweit wäre, ein Kind von ihm zu wollen, weil es von ihm ist, dann kann ich auch wieder Sexualität genießen. Es war zumindest früher so, dass ich es mir wunderbar ausgemalt habe, ein Kind von ihm zu haben...weil ich ihn wertschätzte. Was ja jetzt, wie gesagt, abgenommen hat.

Benutzeravatar

Saul
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 36
Beiträge: 1296

Beitrag Do., 17.03.2011, 23:45

Hallo liebe Solay,

zuerst stimmte ich der Userin Draußen zu, als sie sich weiter oben über dich freute. Doch ich glaube, das war zu früh gefreut.
Offensichtlich ist alles doch noch etwas komplizierter und komplexer und steht in einem grösseren Zusammenhang, als es anfangs den Anschein hatte. Momentan bin ich zwar nicht in der Lage, das konkret zu fassen - aber wie es aussieht, ist dir theoretisch sehr viel klar, was dich selbst und dein Umfeld angeht. Es hapert nur bei der Umsetzung in der Praxis.
Soley hat geschrieben:Ich empfinde es als sehr befreiend, jemanden aufgeben zu können und ich glaube manchmal, dass ich nach einem Grund suche, diese Beziehung aufgeben zu können. Nun gut, die Abtreibungen könnten Grund genug sein, aber sind es anscheinend nicht...
Wie verstehst du das denn, dass die Abtreibungen ein Grund sein könnten, die Beziehung aufzugeben? Das will mir nicht ganz einleuchten. Wenn du einen Grund suchst, die Beziehung aufzugeben, dann kann das Vieles sein, aber sicherlich nicht die Abtreibungen. Ich tippe eher auf ein Kommunikationsproblem zwischen euch. Und damit ginge es eher darum, die Barrieren aufzudecken und abzuschaffen, die euch im Gespräch nicht zusammenkommen lassen.

Auch ich empfinde es immer wieder als sehr befreiend, jemanden aufgeben zu können. Besonders dann, wenn ich ganz genau weiss, dass ich mit diesem Menschen, auf den ich mich eingelassen habe, nie in Frieden und zufrieden sein kann, weil die Differenzen im Grunde unüberbrückbar sind. Aber ich kenne es auch so, dass sich nach dem Aufgeben eines Menschen das Gefühl einstellte, vielleicht doch zu früh gegangen zu sein. Und dieses Gefühl zerrt und zerrt, weil derjenige ja doch wichtig war.
Soley hat geschrieben:Hm. Ich denke, ich hab Bindungsangst oder so etwas...wäre aber vielleicht ein anderes Thema.
Wenn es so wäre, liesse es sich ja von allem anderen nicht einfach abgrenzen. Bindungsangst erklärt Vieles. Daher könnte es auch dein Thema sein, und eine Erweiterung für deinen Thread ...

Wer weiss - vielleicht ist dies hier ein Anhaltspunkt für deine Bindungsangst:
Soley hat geschrieben:Aber ich kenn mich in Beziehungen auch nicht so sehr aus, vor ihm hatte ich bloß eine, die einen Monat dauerte.
Wie kommt`s? Weil du immer wieder geflüchtet bist? Weil du immer wieder jemanden aufgegeben hast?
Soley hat geschrieben:Klar ist das am Anfang einer Beziehung normal, man will ja nicht gleich wieder alles verlieren, aber irgendwann wird aus einer ,,tollen Beziehung" eben eine ,,ernsthafte Beziehung" und da ist dann nicht mehr alles toll. Muss es ja auch nicht. Dafür sollte es dann authentischer sein als am Anfang.

Tja, was ist schon Authentizität? Wahrscheinlich meinen wir dasselbe. Dann habe ich aber den Anspruch, von Anfang an authentisch zu sein. Wenn ich merke, dass ich das nicht sein kann (oder der Andere), dann gehe ich wieder. Es ist immer besser, von vornherein "echt" zu sein, damit später nicht allzu grosse Überraschungen kommen.
Soley hat geschrieben:Hm. Heute war mal wieder so eine Situation, in der ich mich mit meinen Problemen allein gelassen fühlte. Als ich ihm etwas erzählen wollte, wie es in mir ausschaut, kam es dazu, dass er wortlos ging...
Er ging einfach weg ... wortlos?!? Frag ihn doch mal, was du ihm bedeutest!

Sei gegrüsst,
Saul

Benutzeravatar

münchnerkindl
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 38
Beiträge: 9792

Beitrag Fr., 18.03.2011, 00:19

Saul hat geschrieben:
Soley hat geschrieben:Hm. Heute war mal wieder so eine Situation, in der ich mich mit meinen Problemen allein gelassen fühlte. Als ich ihm etwas erzählen wollte, wie es in mir ausschaut, kam es dazu, dass er wortlos ging...
Er ging einfach weg ... wortlos?!? Frag ihn doch mal, was du ihm bedeutest!

Naja, wenn er tatsächlich Asperger haben sollte, dann würde das sein für "normale" Menschen nicht ganz nachvollziehbaren Reaktionen erklären.

Nur ganz egal, warum er so reagiert, er ist so wie er ist und es ist fraglich ob er daran viel ändern kann/will. Da stellt sich die Frage ob und wie lange du das packst.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Soley
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 26
Beiträge: 22

Beitrag Fr., 18.03.2011, 18:29

Saul hat geschrieben:aber wie es aussieht, ist dir theoretisch sehr viel klar, was dich selbst und dein Umfeld angeht. Es hapert nur bei der Umsetzung in der Praxis.
Hallo Saul,

du triffst es ziemlich genau, das mache ich nicht nur in diesem Zusammenhang so, sondern auch sonst...theoretisch alles durchblickt, aber praktisch unfähig. Ich danke dir übrigens, dass du mich nochmal darauf hingewiesen hast, da ich nämlich zuerst nach Gesprächstherapeuten gesucht hatte, dann aber zu Verhaltenstherapeuten umgeschwenkt bin (Internetrecherche). Mir wurde klar, dass mir ein Gespräch leichter fallen würden als wirklich an meinem Verhalten zu arbeiten und das brachte mich auf die Erkenntnis, dass ich mir keinen Gefallen tue, wenn ich den leichteren Weg ginge. Also denke ich, es wäre besser, doch lieber die Herausforderung zu wählen (Verhaltenstherapie) und davon wirklich was lernen zu können. Theoretisieren kann ich nämlich schon.
Soley hat geschrieben:Ich empfinde es als sehr befreiend, jemanden aufgeben zu können und ich glaube manchmal, dass ich nach einem Grund suche, diese Beziehung aufgeben zu können. Nun gut, die Abtreibungen könnten Grund genug sein, aber sind es anscheinend nicht...
Wie verstehst du das denn, dass die Abtreibungen ein Grund sein könnten, die Beziehung aufzugeben? Das will mir nicht ganz einleuchten.
Naja, weil ja dadurch alles schlechter geworden ist und sich angeblich 70 % der Paare nach einer Abtreibung trennen und weil ich ja irgendwie ihm die Schuld für die Abtreibung gebe...weiß auch nicht so genau, irgendwie dachte ich beim Schreiben, es wäre ein schlüssiger Grund, sich zu trennen. Also theoretisch.
Auch ich empfinde es immer wieder als sehr befreiend, jemanden aufgeben zu können. Besonders dann, wenn ich ganz genau weiss, dass ich mit diesem Menschen, auf den ich mich eingelassen habe, nie in Frieden und zufrieden sein kann, weil die Differenzen im Grunde unüberbrückbar sind. Aber ich kenne es auch so, dass sich nach dem Aufgeben eines Menschen das Gefühl einstellte, vielleicht doch zu früh gegangen zu sein. Und dieses Gefühl zerrt und zerrt, weil derjenige ja doch wichtig war.
Wie du das beschreibst, scheinst du das wirklich zu kennen, ich finde mich darin wieder.
Auf der einen Seite habe ich das Gefühl, die Differenzen zwischen meinem Freund und mir sind unüberbrückbar, auf der anderen Seite lässt sich das absolut nicht mit dem vereinen, was uns mal verbunden hat. Auf einer bestimmten Ebene ist unsere Kommunikation unglaublich frei, unkompliziert, trotzdem sehr tiefgehend....unsere gemeinsame Sprache ist das schönste, was mir je an Kommunikation über den Weg gelaufen ist und für ihn ist es genauso. Ich konnte und kann mit keinem anderem Menschen so reden und mich so verbunden fühlen als mit ihm. Aber irgendwie haben wir diese Sprache unter dem ganzen Alltag, meinen Problemen, meinen emotionalen Schwankungen und den Streitigkeiten verloren. Vielleicht ist es naiv, daran zu glauben, dass wir zu dem zurückfinden, was uns mal verbunden hat...aber wie du sagst, zu früh gehen zerrt viel zu sehr, als dass ich nicht alles tun würde, um uns wieder zusammenzubringen. Vielleicht hab ich zuviele Filme geguckt.

Fortsetzung folgt...

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Soley
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 26
Beiträge: 22

Beitrag Fr., 18.03.2011, 18:30

Soley hat geschrieben:Hm. Ich denke, ich hab Bindungsangst oder so etwas...wäre aber vielleicht ein anderes Thema.
Wenn es so wäre, liesse es sich ja von allem anderen nicht einfach abgrenzen. Bindungsangst erklärt Vieles. Daher könnte es auch dein Thema sein, und eine Erweiterung für deinen Thread ...

Wer weiss - vielleicht ist dies hier ein Anhaltspunkt für deine Bindungsangst:
Soley hat geschrieben:Aber ich kenn mich in Beziehungen auch nicht so sehr aus, vor ihm hatte ich bloß eine, die einen Monat dauerte.
Wie kommt`s? Weil du immer wieder geflüchtet bist? Weil du immer wieder jemanden aufgegeben hast?
Ich meinte, die Bindungsangst wäre vielleicht einen anderen Thread wert, aber wahrscheinlich würde das dann die ganzen Zusammenhänge auseinanderreißen, also schreib ich einfach hier weiter, wenn´s nicht stört.

Also, ich hab (naja, nur bei Wiki) gelesen:
Zitat Wikipedia ,,Bindungsangst":

Ursachen sind meist der Verlust einer Bezugsperson, der unerfüllte Wunsch nach Nähe und Geborgenheit im Kindesalter oder Konflikte der Eltern
Naja, trifft alles drei zu und ich habe mir bisher auch immer Menschen gesucht, die mir nicht die Nähe und Geborgenheit geben konnten, die ich gebraucht hätte...unsichere Beziehungen hatte ich, hab das Muster aus der Kindheit weitergeführt.

Mit meinem Exfreund war ich nur so kurz zusammen, weil ich diese Beziehung nicht aus emotionaler Nähe, sondern aus Neugier und rationalen Überlegungen eingegangen bin (er passt zu mir, weil...dies und das) - und das dann irgendwann gemerkt habe. Außerdem passierte etwas seltsames mit mir:

Irgendwann nach drei Wochen fand ich 100 Fehler an ihm und fand ihn nur noch nervig...außerdem konnte ich die Beziehung über alles mit ihm machen, was ich wollte, spielte eigentlich nur mit ihm. Das war nicht absichtlich, das hab ich erst später gemerkt und mich dann von ihm getrennt, bevor es schlimmer wird.

Und jetzt ist es mit meinem Freund ähnlich. Ich kann zwar nicht alles mit ihm machen, aber ich finde auch 100 Fehler an ihm und muss eigentlich schon nach seinen Vorzügen suchen...allerdings fällt es mir leichter, weil ich ihn ja zumindest mal geliebt habe und meinen Exfreund nicht. Ich weiß nicht, ob ich meinen Freund noch liebe, aber emotional habe ich mich von ihm entfernt. Auch habe ich das Gefühl, ihn eigentlich zu betrügen, weil er gar nicht weiß (oder es nicht zeigt, dass er es weiß), dass ich manchmal nur lieb zu ihm bin, damit er sich nicht schlecht fühlt. Und weil ich mich zurückhalte, ihm zu zeigen, dass er mich nervt...

Ich finde, das alles zeigt, dass ich emotionale Nähe nur bis zu einem gewissen Grad zulassen kann, um sie dann gewaltsam abzureißen, indem ich mir den anderen Menschen im Kopf schlecht rede, meine Perspektive auf den anderen um 180 Grad wende.

Ich habe Angst, dass der Teil von mir, der andere Menschen immer loswerden will, es schafft, mir meinen Freund total abzuwerten und ich es dann mit ihm nicht mehr aushalte. Auf der anderen Seite habe ich Angst, dass er wirklich nicht zu mir passt und ich zu lange ausharre, weil ich glaube, es läge nur an meiner Bindungsangst, dass ich ihn innerlich abwerte. Versteht ihr mein Dilemma? Ich meine, ,,wem" (welchem Teil) soll ich glauben? Gibt es einen Test, der mir sagt, was ich für ihn wirklich empfinde? ,,Auf mein Herz hören" funktioniert bei mir nicht...es gibt zu viele Gefühle, die nur aus Kompensationsstreben oder Abwehrmechanismen entstehen, die nicht ,,echt" sind, sondern nur Mittel zum Zweck....

lg Soley
Zuletzt geändert von Soley am Fr., 18.03.2011, 18:46, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Soley
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 26
Beiträge: 22

Beitrag Fr., 18.03.2011, 18:43

Saul hat geschrieben:
Soley hat geschrieben:Hm. Heute war mal wieder so eine Situation, in der ich mich mit meinen Problemen allein gelassen fühlte. Als ich ihm etwas erzählen wollte, wie es in mir ausschaut, kam es dazu, dass er wortlos ging...
Er ging einfach weg ... wortlos?!? Frag ihn doch mal, was du ihm bedeutest!
Hm, wie er mir erklärt hat, geht er dann weg, wenn das Gespräch ,,nichts bringt", wenn es nicht konstruktiv ist. Mir ist ja nach dem Gespräch auch aufgefallen, dass ich ihm nur Vorwürfe gemacht habe. Und als ich ihn fragte, ob er deswegen weggeht (er geht öfters mal weg), meinte er, er geht weg, weil ich nur noch sage, wie ,,doof" er ist (in verschiedenen Formen) oder wenn ich ihm Vorwürfe mache.

Leider versuche ich immer wieder, von ihm ein Ohr zu bekommen für meine Gefühle, auch wenn die vorwurfsvoll sind...ich merke, dass ich ihm total gerne mal alle Sachen um die Ohren ballern würde, die mich an ihm stören und dass er ja quasi Schuld daran ist, dass ich emotional solche Achterbahnen fahre wegen der Abtreibung...

Etwas in mir sucht sich Erleichterung und glaubt, diese zu bekommen, wenn ich meinem Freund Vorwürfe mache...warum ist es mir so ein Bedürfnis, ihm Vorwürfe zu machen, wenn er sie eh nicht anhört? Welche Funktion haben Vorwürfe überhaupt? Kann man das nicht anders machen? In Form konstruktiver Kritik? Würde er mir dann überhaupt zuhören?

Benutzeravatar

Krang2
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 1691

Beitrag Fr., 18.03.2011, 19:41

"geht er dann weg, wenn das Gespräch ,,nichts bringt", wenn es nicht konstruktiv ist."
<-- Es hat zwar nichts mit dem Beitragsthema zu tun, aber mir fällt dazu spontan ein, daß das sehr oft ein Mann-Frau-Problem ist. Vielleicht bringt es etwas, wenn du ihm erklärst, daß es dir etwas bringt, wenn er einfach mal nur zuhört, ohne daß konkret etwas dabei herauskommen muß. Er muß sich nicht genötigt fühlen, sofort darauf zu reagieren. Vielleicht hört er dann eher zu, wenn du ihm das sagst.

Benutzeravatar

münchnerkindl
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 38
Beiträge: 9792

Beitrag Fr., 18.03.2011, 19:49

Macht doch mal ein paar Stunden Paartherapie, wo ihr unter der "Aufsicht" eines Mediators darüber redet, der für die konstruktive Form des Gesprächs sorgt.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Soley
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 26
Beiträge: 22

Beitrag Fr., 18.03.2011, 20:01

Krang2 hat geschrieben:"geht er dann weg, wenn das Gespräch ,,nichts bringt", wenn es nicht konstruktiv ist."
<-- Es hat zwar nichts mit dem Beitragsthema zu tun, aber mir fällt dazu spontan ein, daß das sehr oft ein Mann-Frau-Problem ist. Vielleicht bringt es etwas, wenn du ihm erklärst, daß es dir etwas bringt, wenn er einfach mal nur zuhört, ohne daß konkret etwas dabei herauskommen muß. Er muß sich nicht genötigt fühlen, sofort darauf zu reagieren. Vielleicht hört er dann eher zu, wenn du ihm das sagst.
Ja, ich dachte auch schon: ,,Mensch, sind wir typisch Klischée"...

Ich werd ihm das mal erklären...dass er einfach nur zuhören muss und warum mir das was bringt usw...soweit ich das erfahren durfte, ändert er sogar etwas an seinem Verhalten, wenn er versteht, warum das etwas bringt. Dass er überhaupt so aufmerksam ist, dass er etwas an seinem Verhalten ändert, finde ich schon sehr bewundernswert, weil ich das bei anderen Menschen selten erlebe. Der Schlüssel scheint also wirklich zu sein, ihm etwas zu erklären, er muss es verstehen und verinnerlichen, dann könnte es klappen.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Soley
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 26
Beiträge: 22

Beitrag Fr., 18.03.2011, 20:09

münchnerkindl hat geschrieben:Macht doch mal ein paar Stunden Paartherapie, wo ihr unter der "Aufsicht" eines Mediators darüber redet, der für die konstruktive Form des Gesprächs sorgt.
Die Idee hatten wir auch schon...nee, ich.
Er war auch einverstanden damit, aber wir waren bis jetzt noch nicht da...ich hatte an Pro Famila gedacht, nur so als Anschubser. Ne richtige Paartherapie können wir uns nämlich nicht leisten. Ich glaube, 1 oder 2 Stunden könnten schon was bewirken, weil man die Methode der Kommunikation, die dort angewendet wird, auch selbst zu Hause anwenden kann.

Benutzeravatar

Saul
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 36
Beiträge: 1296

Beitrag Fr., 18.03.2011, 23:21

Hallo liebe Solay,

da hast du aber viel geschrieben. Ich lasse mich mal selbst überraschen, ob ich das jetzt noch alles "bewältigen" kann. Mal sehen, wie weit ich komme. Bin nämlich nicht mehr ganz nüchtern und ausserdem ziemlich übermüdet ...

Du wirst also erst noch eine Therapie beginnen? Nun gut, da will ich dir dann mal nicht reinreden. Ich persönlich halte eigentlich nicht (mehr) soviel davon. Vielleicht weil ich mich selbst für untherapierbar halte. Aber versuch`s doch mal - Verhaltenstherapie kann schon gewisse positive Effekte haben, wenn es um "leichte" Verhaltensweisen geht, die hemmen, hindern und blockieren. Aber gerade tiefenpsychologische Ursachen anzugehen - das kann so eine Therapie nicht leisten und nicht einmal aufdecken.
Solay hat geschrieben:Aber irgendwie haben wir diese Sprache unter dem ganzen Alltag, meinen Problemen, meinen emotionalen Schwankungen und den Streitigkeiten verloren. Vielleicht ist es naiv, daran zu glauben, dass wir zu dem zurückfinden, was uns mal verbunden hat...
Das was du über eure gemeinsame "Sprache" schreibst und über die Dinge, die euch einst verbunden haben und dann zunehmend unter der Last des Alltags und der eigenen Unzulänglichkeiten litten, das erinnert mich stark an meine letzte Partnerschaft. Wir haben nicht wieder dahin zurückgefunden und trennten uns.

Oft ist es aber mal gar nicht so sehr die Last des Alltags, die den Blick für das Wesentliche vernebelt; es ist meist auch die Feststellung, dass die gemeinsame Entwicklung (oder auch die jeweils eigene) stagniert. Und dann kommt irgendwann der Punkt, an dem klar ist: der Andere kommt da einfach nicht mehr mit.

Was deine potentielle Bindungsangst angeht: Du musst selbst entscheiden, wie sehr du sie hier mit einbinden willst. Aber einen neuen Thread, der sie separat behandelt, würde ich nicht eröffnen. Denn damit hast du sicherlich recht:
wahrscheinlich würde das dann die ganzen Zusammenhänge auseinanderreißen
Du bist ja kein Computer und hast somit auch kein partitioniertes Wesen, sondern du bist ein ganzheitlicher Organismus. Ich hoffe, du siehst das genauso!
unsichere Beziehungen hatte ich, hab das Muster aus der Kindheit weitergeführt.
Du scheinst ja wirklich ziemlich reflektiert zu sein. Sonst wäre dieser Komplex wohl eher ein tiefenpsychologischer und allein durch Gesprächs- oder Verhaltenstherapie nicht zu lösen. Aber ich glaube, du hast immerhin schon das Bewusstsein für diese Zusammenhänge und bist damit schon auf einem guten Wege und anderen vermeintlichen Bindungsängstlern weit voraus.
Auch habe ich das Gefühl, ihn eigentlich zu betrügen, weil er gar nicht weiß (oder es nicht zeigt, dass er es weiß), dass ich manchmal nur lieb zu ihm bin, damit er sich nicht schlecht fühlt. Und weil ich mich zurückhalte, ihm zu zeigen, dass er mich nervt...
Auch hier glaube ich genau zu wissen, was du meinst. Und das Gefühl in dem Sinne zu "betrügen" kann sich bis zur Unerträglichkeit steigern ... bis hin zu den Anfängen zur Selbstaufgabe.
Und diese Haltung schafft auch immer mehr Distanz, weil sich so ein Verhalten immer mehr manifestiert und somit nicht nur das Handlungsspektrum enorm eingeschränkt wird, sondern auch die Bereitschaft immer mehr verlorengeht, in einen Konflikt zu gehen. Immer mehr wird hingenommen und immer weniger kommuniziert. Irgendwann ist es dann kein Miteinander mehr, sondern vor allem ein Gegeneinander.
Aber sei dir sicher: Er wird es merken. Doch er hat dem nichts entgegen zu setzen. Vielleicht hat er sich sogar schon damit abgefunden, dass du ihm auf irgendeine Art und Weise überlegen bist.
Auf der anderen Seite habe ich Angst, dass er wirklich nicht zu mir passt und ich zu lange ausharre, weil ich glaube, es läge nur an meiner Bindungsangst, dass ich ihn innerlich abwerte.

Das ist natürlich ein übles Paradoxon, das du schleunigst irgendwie auflösen solltest - die Ungewissheit zu einer Gewissheit machen. Dazu müsstest du unbedingt herausfinden, was gut für dich ist.
Gibt es einen Test, der mir sagt, was ich für ihn wirklich empfinde? ,,Auf mein Herz hören" funktioniert bei mir nicht
Einen Test gibt es da nicht. Es gibt nur dein "Herz" bzw. deine Intuition. Liebesangelegenheiten sind nicht rational abzuwägen.

Gruss,
Saul

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Soley
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 26
Beiträge: 22

Beitrag Sa., 19.03.2011, 01:14

Ich lasse mich mal selbst überraschen, ob ich das jetzt noch alles "bewältigen" kann. Mal sehen, wie weit ich komme. Bin nämlich nicht mehr ganz nüchtern und ausserdem ziemlich übermüdet ...
Na dann Prost
da hast du aber viel geschrieben.
Ich schreib halt gerne, als Kind wollte ich immer Schriftstellerin werden und hätte auch jetzt nichts dagegen...

Ehm, nun aber zurück zum Thema.
Du wirst also erst noch eine Therapie beginnen?
Wieso ,,noch"? Bevor was kommt? Ich dachte, eine Therapie sei der ,,rettende Anker"...
Ich persönlich halte eigentlich nicht (mehr) soviel davon. Vielleicht weil ich mich selbst für untherapierbar halte. Aber versuch`s doch mal - Verhaltenstherapie kann schon gewisse positive Effekte haben, wenn es um "leichte" Verhaltensweisen geht, die hemmen, hindern und blockieren. Aber gerade tiefenpsychologische Ursachen anzugehen - das kann so eine Therapie nicht leisten und nicht einmal aufdecken.
Oha, dann bist du vielleicht an den falschen Therapeuten geraten? Untherapierbar...hm, seltsames Wort. Ich glaube, niemand ist ganz frei von psychischen ,,Auffälligkeiten", auch nicht nach einer Therapie. Man muss mit manchen Macken einfach leben lernen und sie so gut es geht, integrieren. Ich denke, der Glaube, dass eine Therapie einen vollkommen heilt, reinigt, entsteht aus zu hohen Ansprüchen. Aber eine Therapie sollte vieles leichter machen...so stelle ich mir das auf jeden Fall vor.

Nun frage ich mich durch deinen letzten Absatz, ob mir eine Verhaltenstherapie wirklich hilft, weil es bei mir sicher nicht nur um falsche Verhaltensweisen oder Muster geht (das auch), sondern um eine tiefsitzende selbstzerstörerische Ader (naja, das würde ich als ein Kernproblem ansehen).
Allerdings wollte ich ja zumindest für den Anfang nur das eventuell vorhandene Trauma durch die Abtreibungen bearbeiten, damit wäre auf jeden Fall schonmal ein Anfang gemacht. Und eine Verhaltenstherapie wäre dabei, glaube ich, schneller. Ich hab auch geschaut, in welchen Fachbereichen die Therapeutin arbeitet, die ich mir ausgesucht habe und sie behandelt auch sexuelle Störungen und Posttraumatische Belastungsstörung, also denke ich, dass ich da nicht so falsch sein kann mit der Verhaltenstherapie bei ihr.

Was denkst du (denkt ihr)? Kann man dieses Problem verhaltenstherapeutisch angehen? Ich hab ja sowas von keine Ahnung, welche Richtung der Psychotherapie ich einschlagen sollte...
Du bist ja kein Computer und hast somit auch kein partitioniertes Wesen, sondern du bist ein ganzheitlicher Organismus. Ich hoffe, du siehst das genauso!
Ja, dem stimme ich zu.

Allerdings ist es manchmal leichter, verschiedene Problemfelder auch separat zu behandeln, um sich nicht zu verstricken. Aber ich bleib erstmal hier in diesem Thread.
Auch hier glaube ich genau zu wissen, was du meinst. Und das Gefühl in dem Sinne zu "betrügen" kann sich bis zur Unerträglichkeit steigern ... bis hin zu den Anfängen zur Selbstaufgabe.
Und diese Haltung schafft auch immer mehr Distanz, weil sich so ein Verhalten immer mehr manifestiert und somit nicht nur das Handlungsspektrum enorm eingeschränkt wird, sondern auch die Bereitschaft immer mehr verlorengeht, in einen Konflikt zu gehen. Immer mehr wird hingenommen und immer weniger kommuniziert. Irgendwann ist es dann kein Miteinander mehr, sondern vor allem ein Gegeneinander.
Oh..was du da beschreibst, hört sich nach schlechten, aber gut reflektierten Erfahrungen an. Auch, wenn dies meine erste Beziehung ist, ich habe zahlreichen anderen dabei zusehen können, wie sie auseinandergingen und es gab immer ähnliche Muster...was mir besonders auffiel, war: Wenn man nicht mehr miteinander reden kann und sich auch nicht mehr darum bemüht, mit dem anderen in Kontakt zu treten, ist es vorbei. UND: Dieses ,,Betrügen", diese Selbstaufgabe ist auch hinderlich, weil auch hier etwas nicht kommuniziert wird und dieses Unkommunizierte dann noch durch etwas anderes überdeckt wird, nämlich künstlicher Zuneigung.

Deswegen beharre ich immer darauf, in Kontakt zu bleiben, es immer wieder zu versuchen, miteinander zu kommunizieren, es nicht schleifen zu lassen, es nicht ,,geschehen" zu lassen...ehrlich zu sein und darauf aufzupassen, nicht den scheinbar leichtesten Weg zu gehen (mehr hinnehmen, weniger kommunizieren), wenn dieser Entfremdung voneinander bedeutet. Man muss sich umeinander bemühen.
Einen Test gibt es da nicht. Es gibt nur dein "Herz" bzw. deine Intuition. Liebesangelegenheiten sind nicht rational abzuwägen.
Och Menno.
Ich glaube, ich muss einfach noch ein wenig warten, bis mir mein Herz das richtige sagt...

einen erholsamen Schlaf wünscht

Soley

Benutzeravatar

Saul
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 36
Beiträge: 1296

Beitrag Sa., 19.03.2011, 18:57

So, bin wieder nüchtern ... aber noch immer total übermüdet. Kann einfach nicht gut schlafen zur Zeit ...
Soley hat geschrieben:Ich dachte, eine Therapie sei der ,,rettende Anker"...
Wer weiss ... ? Ich würde dir jedenfalls nicht dringend eine Therapie ans Herz legen.
Soley hat geschrieben:Oha, dann bist du vielleicht an den falschen Therapeuten geraten? Untherapierbar...hm, seltsames Wort.
Nun, der Therapeut war schon ein echter Knaller. Aber mal abgesehen davon trifft es "untherapierbar" auch gar nicht. Das Wort ist völlig fehl am Platze. Ich wollte damit sagen, dass ich eine solche "Korrektur" nicht unbedingt nötig habe. Ich habe gelernt, selbst ganz gut zu erkennen und zu verstehen, was meine "dunkle Seite" zu Tage fördert. Eine Paartherapie würde ich im Übrigen auch nicht machen wollen, weil ich den Anspruch an mich hätte, es selbst zu schaffen und das auch von meiner Partnerin erwarten würde. Wenn es nicht schaffbar ist, ist es für mich eben irgendwann zu Ende, weil die in dem Fall geringe Schnittmenge zwischen beiden Partnern eben nicht ausreicht und ausserdem unterschiedliche Entwicklungsstadien aufzeigt, die dann bis zu einem gewissen Zeitpunkt eben nicht zusammen zu bringen waren.

Wenn du aber glaubst und hoffst, eine Therapie könnte dir guttun und weiterhelfen, dann will ich dir das auf keinen Fall ausreden. Mache deine eigenen Erfahrungen!
Soley hat geschrieben:Nun frage ich mich durch deinen letzten Absatz, ob mir eine Verhaltenstherapie wirklich hilft, weil es bei mir sicher nicht nur um falsche Verhaltensweisen oder Muster geht (das auch), sondern um eine tiefsitzende selbstzerstörerische Ader (naja, das würde ich als ein Kernproblem ansehen).
Wenn du hier jetzt schon so klar sagst, du hättest eine "tiefsitzende selbstzerstörerische Ader" ausgemacht, dann würde ich dir wirklich vorschlagen, eine tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie zu beginnen (oder eine Psychoanalyse). Verhaltenstherapie kann solch einen komplexen "Störungsapparat", der ja offenbar fundamental deiner Persönlichkeit zugrunde liegt, nicht bewältigen, würde ich mal behaupten.
Soley hat geschrieben:Allerdings wollte ich ja zumindest für den Anfang nur das eventuell vorhandene Trauma durch die Abtreibungen bearbeiten, damit wäre auf jeden Fall schonmal ein Anfang gemacht. Und eine Verhaltenstherapie wäre dabei, glaube ich, schneller.
Das halte ich dementsprechend für keine gute Idee. Mach es ganzheitlich. Nicht hier ein bisschen und dort ein bisschen. Du kannst nicht mal so eben ein komplexes Trauma durch Verhaltenstherapie bewältigen. Das ist nichts nur an der Oberfläche. Ganz im Gegenteil - wahrscheinlich ist es fest verankert mit deinen selbstzerstörerischen Mustern, die du glaubst ausgemacht zu haben.
Soley hat geschrieben:UND: Dieses ,,Betrügen", diese Selbstaufgabe ist auch hinderlich, weil auch hier etwas nicht kommuniziert wird und dieses Unkommunizierte dann noch durch etwas anderes überdeckt wird, nämlich künstlicher Zuneigung.
Meinst du für dich selbst oder allgemein? Ich verstehe das nicht so ganz, was du mit "künstlicher Zuneigung" meinst. Das kenne ich nicht.

Gruss,
Saul

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Soley
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 26
Beiträge: 22

Beitrag Sa., 19.03.2011, 21:42

Saul hat geschrieben: Wenn du aber glaubst und hoffst, eine Therapie könnte dir guttun und weiterhelfen, dann will ich dir das auf keinen Fall ausreden. Mache deine eigenen Erfahrungen!
Ich denke, eine Therapie könnte mir helfen, ja....ich habe von vielen gehört, dass sie schlechte Erfahrungen gemacht haben und auch von vielen, die gute Erfahrungen gemacht haben, also denke ich, es kommt halt drauf an. Ich vertraue mir auch insofern, dass ich erkennen würde, wann ein Therapeut nicht das richtige für mich wäre. Ich glaube sogar eher, dass der Therapeut sich anstrengen müsste, meine Zweifel auszuräumen...zu viel Vertrauen wäre also von mir nicht zu erwarten. Er könnte mir nicht alles erzählen und ich würde es dann bedingungslos annehmen.
Ich wollte damit sagen, dass ich eine solche "Korrektur" nicht unbedingt nötig habe. Ich habe gelernt, selbst ganz gut zu erkennen und zu verstehen, was meine "dunkle Seite" zu Tage fördert.
Also bist du nicht ,,untherapierbar", sondern ,,Meister der Eigentherapie"
Ich könnte mir auch bei mir vorstellen, dass ich mir selbst helfen könnte...genug Reflexionsvermögen hab ich. Aber irgendwo hab ich auch das Gefühl, dass ich quasi...mich nicht selbst überlisten kann. Ich hab mir selbst so viele Fallen gebaut, dass ich nicht einfach in mein Unterbewusstsein spazieren könnte und dort mein inneres Kind streicheln könnte. Ich bin mir selbst zu kompliziert.
Eine Paartherapie würde ich im Übrigen auch nicht machen wollen, weil ich den Anspruch an mich hätte, es selbst zu schaffen und das auch von meiner Partnerin erwarten würde.
Naja, mein Partner ist mindestens so kompliziert wie ich, ich glaube, wir haben uns schon so sehr in uns selbst verheddert, dass eine Sicht von außen uns helfen könnte. Wenn nicht, dann hat es vielleicht wenigstens unser Bewusstsein dafür geschärft, dass wir was tun müssten.
Soley hat geschrieben:Allerdings wollte ich ja zumindest für den Anfang nur das eventuell vorhandene Trauma durch die Abtreibungen bearbeiten, damit wäre auf jeden Fall schonmal ein Anfang gemacht. Und eine Verhaltenstherapie wäre dabei, glaube ich, schneller.
Das halte ich dementsprechend für keine gute Idee. Mach es ganzheitlich. Nicht hier ein bisschen und dort ein bisschen. Du kannst nicht mal so eben ein komplexes Trauma durch Verhaltenstherapie bewältigen. Das ist nichts nur an der Oberfläche. Ganz im Gegenteil - wahrscheinlich ist es fest verankert mit deinen selbstzerstörerischen Mustern, die du glaubst ausgemacht zu haben.
Du hast höchstwahrscheinlich Recht. Siehst du...das ist, was ich meine mit ,,ich kann mich nicht selbst überlisten"...ich wollte wieder nur alles schnell, schnell machen, damit es mir schnell wieder besser geht und damit ich schnell wieder schönen Sex mit meinem Freund haben kann und wollte mich damit wieder davon abhalten, die Sache richtig anzugehen. Ich tue nicht das, was richtig gut für mich wäre. Ich misshandle mich, indem ich mich schnell wieder zum Funktionieren bringen will. Tz.
Soley hat geschrieben:UND: Dieses ,,Betrügen", diese Selbstaufgabe ist auch hinderlich, weil auch hier etwas nicht kommuniziert wird und dieses Unkommunizierte dann noch durch etwas anderes überdeckt wird, nämlich künstlicher Zuneigung.
Meinst du für dich selbst oder allgemein? Ich verstehe das nicht so ganz, was du mit "künstlicher Zuneigung" meinst. Das kenne ich nicht.
Ich meinte eigentlich gespielte Zuneigung...aber eine, die man selbst nicht als gespielt bemerkt, sondern selbst immer denkt, man ist lieb zu dem anderen, weil man ihn liebt. Man betrügt sich dabei aber um die wahren, eigenen Gefühle und auch um deren authentischen Ausdruck. Ich glaube, ich meinte das eher für mich selbst, weil ich das von mir kenne. Ich drücke manchmal das aus, von dem ich glaube, es zu fühlen. Aber ich fühle es nicht, es ist nur das, was mein Verstand mir sagt, was ich fühlen ,,müsste". Ganz schön tückisch, sowas. Aber sobald man diese ,,Verstandes - Emotionen" aufgedeckt hat, mag man sich wieder lieber leiden und damit auch manchmal (in meinem Fall) den Partner...weil man wieder authentisch sein darf und sich nicht mehr verleugnen muss, was man ja irgendwo auch dem Partner ankreidet.

Naja, erstmal genug, ich hoffe, es war nicht zu lang und ich wünsche dir, dass du heute Nacht besser schlafen kannst.

lg Soley

Benutzeravatar

Saul
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 36
Beiträge: 1296

Beitrag Mo., 21.03.2011, 13:37

Soley hat geschrieben:Ich glaube sogar eher, dass der Therapeut sich anstrengen müsste, meine Zweifel auszuräumen...zu viel Vertrauen wäre also von mir nicht zu erwarten. Er könnte mir nicht alles erzählen und ich würde es dann bedingungslos annehmen.
Das wären natürlich nicht gerade die besten Voraussetzungen, sich auf eine Therapie einzulassen. Wenn du dich dazu entscheidest, hängt es letztlich beinahe ausschliesslich von deiner Offenheit ab, mit der du dem Therapeuten (und dir selbst) begegnest. Aber vielleicht wirst du dich ja wundern, wie offen du in so einem Setting sein kannst.
Solay hat geschrieben:Also bist du nicht ,,untherapierbar", sondern ,,Meister der Eigentherapie"
Ich könnte mir auch bei mir vorstellen, dass ich mir selbst helfen könnte...genug Reflexionsvermögen hab ich. Aber irgendwo hab ich auch das Gefühl, dass ich quasi...mich nicht selbst überlisten kann. Ich hab mir selbst so viele Fallen gebaut, dass ich nicht einfach in mein Unterbewusstsein spazieren könnte und dort mein inneres Kind streicheln könnte. Ich bin mir selbst zu kompliziert.
Naja, "Meister der Eigentherapie" wäre völlig übertrieben. Aber ich sehe immer öfter selbst wo es bei mir "hakt". Und da setze ich an ... das behalte ich im Auge. Dabei geht es dann meistens um Widerstände in Form von störenden (hemmenden) Konditionierungen, die noch als "Artefakte" meiner verkorksten Erziehung übrig geblieben sind. Diese relativiere ich also so nach und nach ... z. B. mit Hilfe der verinnerlichten Logik der Transaktionsanalyse (oder anderen Logiken meiner Weltanschauung ). Wenn man sich einigermassen "im Blick" hat und seinem Instinkt folgt, kommt ohnehin Vieles von selbst.

Das Sich-selbst-Überlisten kann doch auch gar nicht immer gelingen. Vom Erkennen zum Be-greifen ist das Eine; das Andere ist das Umsetzen. Das sind ja immer langfristige Prozesse. Und solltest du eine Therapie machen, darfst du nicht erwarten, dass von Heute auf Morgen deutlich "Besserung" eintritt bzw. dass du gleich gewünschte Ergebnisse "geliefert" bekommst. Das dauert.
Eine Verhaltenstherapie wird es übrigens auch nicht leisten können, an dein "inneres Kind" heranzukommen. Da würden eher Methoden angewendet werden wie "positives Denken" oder jene, die sich mit an der Oberfläche befindlichen Ängsten beschäftigen. Aber so richtig tief in den Abgrund geht es da nicht ...

Solay hat geschrieben:Ich tue nicht das, was richtig gut für mich wäre. Ich misshandle mich, indem ich mich schnell wieder zum Funktionieren bringen will.
Von diesem "Anspruch" wirst du abrücken müssen, wenn du dem anderen Anspruch, den du an dich hast, nämlich authentisch und bei dir zu sein, irgendwann einmal genügen willst. Das ist ja völlig paradox: Das Funktionieren-Wollen und gleichzeitig das Authentisch-sein-Wollen. Beides geht nicht, wenn es nicht ineinander übergeht. Da schliesst das eine das andere fast aus, wenn es keine "harmonische" Einheit bildet. Der Begriff "Funktionieren" ist für mich jedenfalls in dem Sinne völlig negativ konnotiert, da es sich immer gegen eigene Bedürfnisse richtet.

Also, wenn du das selbst als "Misshandlung" erkennst, dann ist es aus meiner Sicht wieder ein Grund mehr, dich in tiefenpsychologische Therapie zu begeben. Denn ich habe den Eindruck, dass da bei dir doch die ein oder anderen "ungünstigen" Mechanismen wirken, die als Fundament für große Bereiche deines Handelns, Denkens und Fühlens stehen.
Solay hat geschrieben:Ich meinte eigentlich gespielte Zuneigung...aber eine, die man selbst nicht als gespielt bemerkt, sondern selbst immer denkt, man ist lieb zu dem anderen, weil man ihn liebt. Man betrügt sich dabei aber um die wahren, eigenen Gefühle und auch um deren authentischen Ausdruck.
Jetzt verstehe ich besser. Es gibt Umstände, die verhindern es, authentisch zu sein. Dann ist es immer eine "denkende" Liebe (zu sich selbst und einem anderen). Und ja - das ist Selbstbetrug (und auch Betrug am Anderen, da du ihn im Prinzip verarscht)!

Sei gegrüsst,
Saul

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag