Ich darf ihn noch nicht mal anfassen;nach 2jähr.Ehe!

Fragen und Erfahrungsaustausch über sexuelle Problembereiche wie Sexualstörungen, rund um gleichgeschlechtliche Sexualität und sexuelle Identität, den Umgang mit sexuellen Neigungen wie Fetischismus, S/M usw. - ausser Aufklärungs-Fragen.
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LittleFrost
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Ich darf ihn noch nicht mal anfassen;nach 2jähr.Ehe!

Beitrag Fr., 10.07.2009, 14:26

Ich werde jetzt hier mein Herz ausschütten und hoffe, dass diejenigen, die leichtfertigt und flappsig antworten möchten, bitte nicht weiterlesen, da ich für eine solche Resonanz mit diesem Beitrag bestimmt genügend Angriffsfläche bieten werde:

Ich liebe meinen Mann und ich meine, dass mein Mann mich auch liebt (zumindest sagt er das immer). Ich weiß, dass er mich nicht verlassen oder betrügen würde- das ist für mich Grund genug zu glauben, dass er mich liebt.

Trotzdem muss ich sagen, dass bei uns nach nur zwei Jahren Ehe (wir sind seit 4 Jahren ein Paar) die Luft raus ist. Mein Mann schläft nur noch mit mir, wenn ich mich ihm aufdränge und zärtlich berühren am Körper (ich meine damit noch nicht einmal in der Intimzone!) darf ich ihn überhaupt nicht, dann geht er in die Luft! Er sagt dann, dass er an vielen Stellen empfindlich ist, aber für mich gehört es einfach dazu, dass man sich im Bett manchmal umarmt und streichelt. Aber er kann das nicht haben. So ist es kein Wunder, dass er mich umgekehrt natürlich auch nicht streichelt. Wenn wir Körperkontakt haben, dann nur beim Sex, dass heißt also ich bin meistens oben und er lässt es über sich ergehen (so habe ich den Eindruck- da kommt Freude auf... ). Wenn er sich für den Sex bereit macht, darf ich seinen Penis nicht erigieren- das macht er lieber selber und die paar Male, die ich ihn mit dem Mund befriedigt habe, musste er immer die Kontrolle haben, was mich tierisch abgetörnt hat.

Wir reden natürlich öfters auch über Sex- das Thema wird bei uns keinesfalls totgeschwiegen. Ich habe ihn schon tausendmal gefragt, was ich besser machen könnte, ob er mich überhaupt noch attraktiv findet, usw.
Er meinte, es liegt nicht an mir, sondern an ihm.
Aber diese Aussage bringt uns ja auch nicht weiter.

Gewalt in der Ehe ist seit Dezember 2009 bei uns ein Thema geworden. Mein Mann ist zweimal wegen Kleinigkeiten ausgerastet und hat mich attackiert, allerdings machen wir deswegen eine Paartherapie und wir arbeiten sehr gut daran. Seitdem ist auch nichts mehr passiert.

Wir haben keine Kinder. Wir sind beide noch jung und haben prinzipiell ein gutes Leben. Aber diese ganzen Probleme zehrt an unserer noch jungen Ehe. Ich habe Angst, dass das der Anfang vom Ende ist.
Bei der Paartherapie sagt mein Mann, dass der Grund für sein Ausrasten und seine "Unlust" auf Sex der Stress bei der Arbeit ist (Mann hat Führungsposition und steht wegen der vielen Verantwortung unter Druck).
Ich weiß aber, dass er in seiner Kindheit schwer misshandelt wurde, aber über viele Sachen spricht er auch nicht. Er sagt immer, dass er sich durch seinen guten beruflichen Status und den Aufbau einer neuen "Familie" selbst neu erfunden hat an die Vergangenheit will er nicht denken, weil er diese sowieso nicht ändern kann.

Ich weiß nicht, wieviel eine Ehe wirklich aushalten kann und wann es sich noch lohnt dafür zu kämpfen. Im Prinzip möchte ich unbedingt bei ihm bleiben (deswegen auch die Paartherapie), aber manchmal frage ich mich auch, warum ich das alles überhaupt mitmache.

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Laura13
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Beitrag Fr., 10.07.2009, 14:49

Liebe Little Frost,

hallo erstmal hier! Es tut mir sehr Leid, dass du soviel mit machen musst und auch dein Mann tut mir sehr Leid, weil er so Schlimmes erleben musste.

Ich denke aber, dass das Grundproblem bei ihm eben doch die traumatischen Mißbrauchserfahrungen in seiner Kindheit sind. Sowohl sein aggressives Verhalten als auch die Probleme am Arbeitsplatz und sowieso die sexuellen Störungen hängen mit Sicherheit damit zusammen.
Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass man es jahrelang verdrängen kann, dass man sagen kann, man will es einfach vergessen und nach vorne schauen...das kann auch ne Zeit lang gut gehen...aber irgendwann ist es dann soweit, dass man es auf arbeiten muss, weil es sich auf das eigene Leben mehr auswirkt, als es einem lieb ist. Und ich meine, in dem Moment, wo es zwischen dir und ihm Gewalt gibt, muss das klar sein, dass er was tun muss.

Die Paartherapie ist sicher ein guter Schritt, aber, das alleine wird nicht reichen. Ich glaube, dein Mann müsste in einer eigenen Psychotherapie seine Vergangenheit verarbeiten. das ist ein harter Weg, bei dem er deine Unterstützung brauchen wird, aber es ist im Grunde der einzige Weg, um sein Leben und eure Ehe zu retten.
Vielleicht solltet ihr euch diesbezüglich mal von eurem Paartherapeuten beraten lassen. Habt ihr schon mal offen in der Therapie darüber geredet?
Solange man das Grundproblem in der Tiefe nicht erkennt und bearbeitet, wird die Paartherapie nicht viel helfen können.

Ich wünsche euch ganz viel Kraft,
liebe Grüße
Laura
Die Nacht holt heimlich durch des Vorhangs Falten
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Schau, ich will nichts, als deine Hände halten
und still und gut und voller Frieden sein.

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Dunkle
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Beitrag Fr., 10.07.2009, 19:47

Hallo LittleFrost,

Deine Schilderung macht wirklich nachdenklich und ich stimme Laura zu, dass Dein Mann sich wohl irgendwann dazu durchringen muss, sich einem Therapeuten anzuvertrauen, besonders dann, wenn er mit Dir zusammenbleiben will...
LittleFrost hat geschrieben:Ich weiß nicht, wieviel eine Ehe wirklich aushalten kann und wann es sich noch lohnt dafür zu kämpfen. Im Prinzip möchte ich unbedingt bei ihm bleiben (deswegen auch die Paartherapie), aber manchmal frage ich mich auch, warum ich das alles überhaupt mitmache.
Das ist völlig verständlich!
Geh auch nicht ab von Deinen Zweifeln, denn sie sind sehr gesund und zeigen an, dass etwas nicht in Ordnung ist.

Vetraue Deinem gesunden Menschenverstand. Du wirst wissen, wann Du es nicht mehr aushalten kannst.

Vielleicht muss es auch einmal eine Trennung auf Zeit sein....

Besprecht Ihr seine sexuelle Unlust auch in der Paartherapie?

Lieben Gruß,
dunkle

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candle
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag Fr., 10.07.2009, 20:06

Wann aht er sich denn so körperlich zurückgezogen? Gibt es dazu einen Vorfall/ Auslöser?
Macht er auch allein eine Therapie? Warum die Paartherapie?

Sicher ist das nicht "normal", wenn etwas so plötzlich wandelt.

Nur bedrängen solltest Du ihn auch nicht.

candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst

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Yeti
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Beitrag Fr., 10.07.2009, 23:02

Hallo LittleFrost,

eine schwierige Situation für Euch beide. Aber bei dem, was Du so schreibst, könnte da schon ein Zusammenhang zu seinen schlechten Kindheitserfahrungen sein.
Ich habe auch Übergriffe als sehr kleines Kind erlebt, eine Folge davon ist, dass mich auch niemand anfassen darf. Wenn mir jemand körperlich zu Nahe kommt, geht da wie ein Schalter rum und ich brauche räumlichen Abstand um genau sagen zu können, hier bin ich und da drüben ist der andere. Alles andere fühlt sich wie Auflösung im negativen Sinne oder im schlimmsten Fall wie Angriff an, mit entsprechenden Gegenreaktionen...
Was mir hilft Vertrauen zu fassen, ist Zeit und Geduld des anderen und mein eigenes selbstbestimmtes Schneckentempo in diesen Dingen.
Aber Du schreibst auch, daß Ihr in Paartherapie seid, könnt Ihr da dieses Thema auch ansprechen? Vielleicht zuerst mal gaaaanz vorsichtig, damit sich dein Mann nicht überfahren fühlt?

LG Yeti

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wildbach
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Beitrag Sa., 11.07.2009, 17:40

hallo littleFrost!

Nachdem dir dein Mann ja ehrlich sagt, dass es nicht an dir, sondern an ihm liegt, glaube ich dass sein jetziges Verhalten mit schlimmen Erlebnissen in seiner Kindheit zusammenhängt.
Es ist durchaus keine Seltenheit, dass ein Trauma oft erst nach Jahren durch einen bestimmten Auslöser (Bilder, Gerüche, Musik etc.) wieder wachgerufen wird.
Wenn er sich dir gegenüber nicht öffnen kann oder will, mach ihm doch Mut zu einem Therapeuten/in zu gehen. Erklär ihm wie auch du unter der Situation leidest.
Vielleicht spielt aufgrund seiner berufl. Anstrengungen auch noch ein burnout mit?
lg
wildbach

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