Was tun, wenn statt 'Antworten' hier v.a. Rat-Schläge kommen?
Was tun, wenn statt "Antworten" hier v.a. Rat-Schläge kommen?
Liebe Mitglieder des ptf,
aufgrund eines aktuellen Threads, in dem sich nun wiederholt hat, was sich schon so oft im ptf zugetragen hat (und keine Bange: Ich habe dort nur einmal was geschrieben, bin also persönlich nicht betroffen), frage ich einmal grundsätzlich nach: nach unseren hiesigen Kommunikationspraktiken und -bedürfnissen, die leider häufig auseinanderklaffen.
Der - immer gleiche - Sachverhalt:
Jemand möchte sich hier über etwas austauschen.
Sie/er schreibt ausdrücklich im Eingangspost, dass es zuallererst einmal um "Austausch" gehen soll.
- Was geschieht?
Es kommen zig Antworten, die nur aus Rat-Schlägen bestehen ("ändere dies", "tu das", "mach jenes", "hast du schon?", "hast du etwa noch nicht?" ...). Und etliche davon stammen überdies von Menschen, die das Problem aus eigener Erfahrung gar nicht kennen.
Was ist hier geschehen? (Und genau das geschieht so oft hier im ptf und sorgt für zerschredderte Threads und Unzufriedenheit und Frustration und Zwist und manchmal auch Schlimmeres; mir ist das einst sogar im Blog widerfahren, aber zumindest im Blogbereich hat es sich ein wenig gebessert.)
Jemand fragt: "Kennt ihr das auch? Wenn ja, wie geht es Euch damit?" (Wenn nein, dann erübrigen sich "Antworten". Denn der Fragende hat gezielt Menschen angesprochen, die ähnliche Erfahrungen kennen.)
Und viele verstehen nur: "Mir (er)geht es so und so, wie kann ich das ändern?", und antworten entsprechend ...
Die Frage und die Antworten passen also häufig überhaupt nicht zusammen.
Was resultiert daraus?
Derjenige Mensch, der die Frage gestellt hat, fühlt sich förmlich erschlagen von all den Rat-Schlägen (um die er doch noch gar nicht gebeten hat, sondern allenfalls um Erfahrungsberichte, sofern vorhanden). Und er bekommt den Eindruck, nicht nur hinsichtlich des Inhalts seiner Frage alles "falsch" zu machen (weil es ja so viele Rat-Schläge gibt, die zeigen, dass man es "nur" so und so machen muss - und schwupps: dann ist das Problem weg), sondern auch hinsichtlich seiner Anfrage hier alles "falsch" gemacht zu haben.
(Und da solche An-Fragen meist leider getätigt werden, wenn die/der TE nicht gerade bester Selbst-Verfassung ist, ist dieses Resultat dann doppelt fatal.)
Aus dieser Entwicklung wiederum entsteht dann häufig eine Frust- und Ärger-Spirale, die zu zerstörten Threads und mehr oder minder großen Verletzungen führt.
Das Problem in eine Frage gegossen:
Wie wäre es, wenn wir ptf-Mitglieder uns darauf einlassen könnten, nicht "sofort, immer und ausschließlich" (um es etwas überspitzt zu formuieren) mit "Rat-Schlägen" (Tipps, Anregungen, Veränderungsideen u.s.w.) zu "antworten", wenn jemand hier ein Thema einstellt, über das sie/er gern reden möchte? (Erst recht dann, wenn man dieses Thema aus eigenem Erleben gar nicht kennt.)
Oder haltet Ihr das für ein überzogenes Kommunikationsbedürfnis?
- Ja, ich weiß: Das hier nennt sich "Selbsthilfeforum" im Untertitel.
Und ja, ich weiß: Wenn jemand sagt, dass (und warum) sie/er unglücklich ist, dann halten das die wenigsten Menschen aus. Die meisten rennen davor davon, indem sie sofort mit "Rat-Schlägen" parieren, indem sie also, anstatt das, was IST, erst einmal zur Kenntnis zu nehmen (und es folglich auch eine Zeit lang zu ertragen), sich in irgendwelche Ideen (und/oder Illusionen?) von "Veränderung" hinein retten.
Ja, ja, ich weiß. - Trotzdem. Ich frag das jetzt hier so.
Herzliche Grüße in die Runde
Widow
aufgrund eines aktuellen Threads, in dem sich nun wiederholt hat, was sich schon so oft im ptf zugetragen hat (und keine Bange: Ich habe dort nur einmal was geschrieben, bin also persönlich nicht betroffen), frage ich einmal grundsätzlich nach: nach unseren hiesigen Kommunikationspraktiken und -bedürfnissen, die leider häufig auseinanderklaffen.
Der - immer gleiche - Sachverhalt:
Jemand möchte sich hier über etwas austauschen.
Sie/er schreibt ausdrücklich im Eingangspost, dass es zuallererst einmal um "Austausch" gehen soll.
- Was geschieht?
Es kommen zig Antworten, die nur aus Rat-Schlägen bestehen ("ändere dies", "tu das", "mach jenes", "hast du schon?", "hast du etwa noch nicht?" ...). Und etliche davon stammen überdies von Menschen, die das Problem aus eigener Erfahrung gar nicht kennen.
Was ist hier geschehen? (Und genau das geschieht so oft hier im ptf und sorgt für zerschredderte Threads und Unzufriedenheit und Frustration und Zwist und manchmal auch Schlimmeres; mir ist das einst sogar im Blog widerfahren, aber zumindest im Blogbereich hat es sich ein wenig gebessert.)
Jemand fragt: "Kennt ihr das auch? Wenn ja, wie geht es Euch damit?" (Wenn nein, dann erübrigen sich "Antworten". Denn der Fragende hat gezielt Menschen angesprochen, die ähnliche Erfahrungen kennen.)
Und viele verstehen nur: "Mir (er)geht es so und so, wie kann ich das ändern?", und antworten entsprechend ...
Die Frage und die Antworten passen also häufig überhaupt nicht zusammen.
Was resultiert daraus?
Derjenige Mensch, der die Frage gestellt hat, fühlt sich förmlich erschlagen von all den Rat-Schlägen (um die er doch noch gar nicht gebeten hat, sondern allenfalls um Erfahrungsberichte, sofern vorhanden). Und er bekommt den Eindruck, nicht nur hinsichtlich des Inhalts seiner Frage alles "falsch" zu machen (weil es ja so viele Rat-Schläge gibt, die zeigen, dass man es "nur" so und so machen muss - und schwupps: dann ist das Problem weg), sondern auch hinsichtlich seiner Anfrage hier alles "falsch" gemacht zu haben.
(Und da solche An-Fragen meist leider getätigt werden, wenn die/der TE nicht gerade bester Selbst-Verfassung ist, ist dieses Resultat dann doppelt fatal.)
Aus dieser Entwicklung wiederum entsteht dann häufig eine Frust- und Ärger-Spirale, die zu zerstörten Threads und mehr oder minder großen Verletzungen führt.
Das Problem in eine Frage gegossen:
Wie wäre es, wenn wir ptf-Mitglieder uns darauf einlassen könnten, nicht "sofort, immer und ausschließlich" (um es etwas überspitzt zu formuieren) mit "Rat-Schlägen" (Tipps, Anregungen, Veränderungsideen u.s.w.) zu "antworten", wenn jemand hier ein Thema einstellt, über das sie/er gern reden möchte? (Erst recht dann, wenn man dieses Thema aus eigenem Erleben gar nicht kennt.)
Oder haltet Ihr das für ein überzogenes Kommunikationsbedürfnis?
- Ja, ich weiß: Das hier nennt sich "Selbsthilfeforum" im Untertitel.
Und ja, ich weiß: Wenn jemand sagt, dass (und warum) sie/er unglücklich ist, dann halten das die wenigsten Menschen aus. Die meisten rennen davor davon, indem sie sofort mit "Rat-Schlägen" parieren, indem sie also, anstatt das, was IST, erst einmal zur Kenntnis zu nehmen (und es folglich auch eine Zeit lang zu ertragen), sich in irgendwelche Ideen (und/oder Illusionen?) von "Veränderung" hinein retten.
Ja, ja, ich weiß. - Trotzdem. Ich frag das jetzt hier so.
Herzliche Grüße in die Runde
Widow
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Und wer "darf" dir hier "was" und "wie" antworten ?
Ich kann mich z.B. sehr gut daran erinnern, das du mir in meinem Thread einmal geantwortet hast ich solle mich nicht so anstellen es sei bei mir doch viel weniger schlimm als bei dir
Ich glaube, dass gerade das was du vorschlägst, grundsätzlich gegen jede Motivation in einem SH - Forum zu schreiben verstößt.
Man schreibt und liest mMn in einem Forum um seine eigenen Probleme und Erfahrungen mit denen anderer User zu vergleichen und da jeder Mensch eigene ( andere) Erfahrungen mit den zugegebenermaßen oft gleichen oder ähnlichen Problemen gemacht hat, wird in jedem Posting miteinfließen wie man selbst damit umgegangen ist. Dass das dann als Rat- Schlag empfunden werden kann ist auch wieder völlig normal.
Ausserdem wird in den zahlenmäßig überwiegenden Threads ja definitiv um Ratschläge bzw. Meinungen gebeten (" bin mit meinem Latein am Ende"; "brauche Hilfe"; "weiß nicht mehr weiter" etc.etc.).
Ich glaube dass sich die von dir gemeinten Probleme relativ einfach lösen lassen würden wenn man die Möglichkeiten dieses Forums voll ausnützen würde.
Wenn jemand eine sehr eingegrenzte Behandlung seines Themas wünscht gibt es doch die Möglichkeit des Blogs, hier können nur genau die gewünschten "Antworten" von ausschließlich "genehmen" UserInnen zugelassen und alles andere zum Teufel gejagt werden.
Ist doch (eigentlich) perfekt oder ?
Ich kann mich z.B. sehr gut daran erinnern, das du mir in meinem Thread einmal geantwortet hast ich solle mich nicht so anstellen es sei bei mir doch viel weniger schlimm als bei dir
Ich glaube, dass gerade das was du vorschlägst, grundsätzlich gegen jede Motivation in einem SH - Forum zu schreiben verstößt.
Man schreibt und liest mMn in einem Forum um seine eigenen Probleme und Erfahrungen mit denen anderer User zu vergleichen und da jeder Mensch eigene ( andere) Erfahrungen mit den zugegebenermaßen oft gleichen oder ähnlichen Problemen gemacht hat, wird in jedem Posting miteinfließen wie man selbst damit umgegangen ist. Dass das dann als Rat- Schlag empfunden werden kann ist auch wieder völlig normal.
Ausserdem wird in den zahlenmäßig überwiegenden Threads ja definitiv um Ratschläge bzw. Meinungen gebeten (" bin mit meinem Latein am Ende"; "brauche Hilfe"; "weiß nicht mehr weiter" etc.etc.).
Ich glaube dass sich die von dir gemeinten Probleme relativ einfach lösen lassen würden wenn man die Möglichkeiten dieses Forums voll ausnützen würde.
Wenn jemand eine sehr eingegrenzte Behandlung seines Themas wünscht gibt es doch die Möglichkeit des Blogs, hier können nur genau die gewünschten "Antworten" von ausschließlich "genehmen" UserInnen zugelassen und alles andere zum Teufel gejagt werden.
Ist doch (eigentlich) perfekt oder ?
Zuletzt geändert von Nico am Di., 22.08.2017, 05:30, insgesamt 1-mal geändert.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich
Ich glaube etwas nachvollziehen zu können, was gemeint ist (ohne den Thread zu kennen und darauf in irgendeiner Form Bezug zu nehmen). Für einen überzogenen Wunsch halte ich das nicht, aber für praktisch höchstens eingeschränkt realisierbar. Ferner glaube ich, dass das nicht unbedingt aus Bösartigkeit geschieht. Die Kunst ist wohl, sich nicht selbst damit zu behängen, was nicht passt bzw. an der Frage vorbeigeht (was genauso wenig Bösartigkeit ist). Ich denke, mittlerweile, wenn jemand mit Ratschläge (oder sonstwas insistiert), dann sagt das nicht unbedingt über den Adressaten aus. Sondern kann auch ein Abarbeiten sein, was sich evtl. eher das Absender anzusehen hat, wenn er sich in etwas reinhängt, was ihn selbst noch nicht einmal in irgendeiner Form betrifft. Und wenn es "Langeweile" ist, die umtreibt (auch das habe ich als Erkl#rung schon mal vernommen). Oder oder oder. Teilweise liegt es wohl auch in der Natur der Sache, dass man aneinander vorbei redet oder schreibt... das ost wohl nicht immer zu verhindern. Sofern vorhanden (das unterstelle ich nicht pauschal!) kann man vielleicht sehr wohl eine gute Absicht des Antwortenden erkennen... auch wenn sie das Anliegen nicht gut trifft.
Liebe Grüße
stern
stern
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf«
(alte Weisheit)
umso mehr Fliegen sitzen drauf«
(alte Weisheit)
Mit einer Antwort unterwirft man sich dem Fragesteller - mit einem Rat unterwirft man den Fragesteller unter sich selbst.
So einfach ist das: die übliche narzistische Geschichte.
So einfach ist das: die übliche narzistische Geschichte.
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Wenn ich auch kurz etwas dazu schreiben darf (ich nehme an, dass sich sich das Thema hier auf meinen gescheiterten Austauschversuch bezieht)
Ich habe lange darüber nachgedacht und bin für mich jetzt zu folgendem Schluss gekommen:
Es war schon etwas naiv zu glauben, dass es gutgehen würde, und das liegt meiner Meinung nach daran, dass die Motivation, WARUM Menschen hier schreiben, einfach höchst unterschiedlich ist. Ohne jetzt genauer darauf eingehen zu wollen - es ist definitiv so, dass es vielen einfach NICHT darum geht, ein Forum zu haben, in denen auch sie sich in für sie psychisch prekären Situationen austauschen können. Ich hatte das ja schon geschrieben - es gibt User, von denen erfährt man persönlich praktisch nix. Deren Ansinnen scheint ein ganz anderes zu sein, als sich auszutauschen, als sich zu offenbaren und denen, die sich offenbaren, konstruktiv zu antworten. Für mich spricht das Bände. Und es hilft mir auch zu erkennen, dass hier einfach nicht der Ort ist, mich selbst zu offenbaren, weil ich damit eigentlich nur die Bühne biete, dass manche sich austoben können. Und das möchte ich nicht, dafür soll meine Problematik nicht herhalten.
Was ich auch ganz klar sagen will: Mir ist es lieber, wenn eine Userin total austickt (und man hat ja gemerkt, dass dahinter wohl eine große Not steckte), sich hinterher entschuldigt, man darüber reden kann (und zwar auch über die Mechanismen, die dahinter standen, eben die emotionale Seite), als mich mit Leuten auseinanderzusetzen, die in sadistischer und narzisstischer Weise hier immer wieder sticheln. Aber das ist nur meine Meinung.
Ich habe lange darüber nachgedacht und bin für mich jetzt zu folgendem Schluss gekommen:
Es war schon etwas naiv zu glauben, dass es gutgehen würde, und das liegt meiner Meinung nach daran, dass die Motivation, WARUM Menschen hier schreiben, einfach höchst unterschiedlich ist. Ohne jetzt genauer darauf eingehen zu wollen - es ist definitiv so, dass es vielen einfach NICHT darum geht, ein Forum zu haben, in denen auch sie sich in für sie psychisch prekären Situationen austauschen können. Ich hatte das ja schon geschrieben - es gibt User, von denen erfährt man persönlich praktisch nix. Deren Ansinnen scheint ein ganz anderes zu sein, als sich auszutauschen, als sich zu offenbaren und denen, die sich offenbaren, konstruktiv zu antworten. Für mich spricht das Bände. Und es hilft mir auch zu erkennen, dass hier einfach nicht der Ort ist, mich selbst zu offenbaren, weil ich damit eigentlich nur die Bühne biete, dass manche sich austoben können. Und das möchte ich nicht, dafür soll meine Problematik nicht herhalten.
Was ich auch ganz klar sagen will: Mir ist es lieber, wenn eine Userin total austickt (und man hat ja gemerkt, dass dahinter wohl eine große Not steckte), sich hinterher entschuldigt, man darüber reden kann (und zwar auch über die Mechanismen, die dahinter standen, eben die emotionale Seite), als mich mit Leuten auseinanderzusetzen, die in sadistischer und narzisstischer Weise hier immer wieder sticheln. Aber das ist nur meine Meinung.
Das hat mit verschiedenen Ebenen der Kommunikation zu tun - nicht immer taugt das Wort "narzisstisch", um etwas zu entwerten, was man selbst nicht mag.
So ist das, was hier kritisiert wird, gleichzeitig ein Vorteil der "klassischen" Kommunikation gegenüber:
1.) Die Kommunikation via Forum hat einen "Oberbegriff": So weiß man, dass in einem Forum wie diesem Menschen schreiben, die sich in irgendeiner Form für Psychotherapie / psychische Störungen interessieren. Das sagt zunächst nichts weiter aus als: "Allen Usern sind psychische Probleme vertraut und sie alle haben sich mindestens insofern damit auseinandergesetzt, als sie diesen Ort gefunden und sich angemeldet haben". Das wirkt sich auch aus auf "das Motiv", das die Beiträge begleitet und das hier weniger nüchtern ist als in einem Jura-Forum, aber auch weniger kämpferisch als in einem Forum über Tierrechte. Dieses Motiv speist sich aus persönlichen Erfahrungen, die allesamt schmerzhaft sind und insofern eine Gemeinsamkeit der Beteiligten darstellen.
2.) Schriftliche Kommunikation ist mittelbar, was Vor- und Nachteile haben kann. In jedem Fall ist das ein Merkmal, das sich nicht leugnen lässt und das sich auf die Wahrnehmung dessen, was geschrieben wird, auswirkt: Der Schreibende hat Zeit, seine "Worte" zu überdenken; es können Tage vergehen, bis jemand auf eine Aussage antwortet; er kann seine "Worte" editieren, sodass diese verschwinden, obwohl sie schon sichtbar waren; sie können von übergeordneten Instanzen zum Verschwinden gebracht werden; es können sich Menschen bedanken, die nicht einmal am "Gespräch" beteiligt waren.
Durch die Mittelbarkeit ist auch die Distanz zum Gesprächspartner maximal, und man kann sich jederzeit abwenden, ohne das thematisieren zu müssen (was in mündl. Kommunikation praktisch nicht möglich ist). Dies erlaubt gewisse Freiheiten, die sich ihrerseits auf das Kommunikationsverhalten selbst auswirken: man ist vielleicht mutiger und traut sich, vermeintliche Tabus anzusprechen, die man face to face unausgesprochen ließe.
Das mag der Angesprochene dreist finden, als Schlag eben; aber zweifellos ermöglicht diese Ebene weitere Perspektiven, die sich nicht erschließen, wenn beide Gesprächspartner auf der Ebene "ich frag dich was und möchte, dass du genau DIESE Frage beantwortest oder schweigst" verweilen. Natürlich "darf" man das; diese Bitte äußern. Sie ist auch nicht verwerflich. Aber sie begrenzt die Kommunikation auf eine Ebene, die man ebenso gut im "real life" haben kann ("wir trauen uns nicht, kritisch zu sein, weil das verletzen könnte, und dann würden wir beide unser Gesicht verlieren") - und sie beschneidet die Möglichkeiten der Kommunikation in einem Forum, die darin bestehen, dass der Leser einen sehr großen Handlungsspielraum hat: Er braucht auf Fragen, die ihn nicht berühren, nicht einzugehen; er kann - in dem inhaltlichen Rahmen, der durch den Titel des Forums vorgegeben ist - gewisse Interessen oder gar ein gewisses Wissen voraussetzen, auf das er sich beziehen kann (wenn jemand in anderen Foren so oft das Wort "narzisstisch" (ob falsch geschrieben oder nicht) verwendete, wie das hier geschieht, würde man sich irgendwann lächerlich machen; hier hingegen scheint das eine Art "Beweis" für die eigene Autorität zu sein ("ich checke alles")).
So kann die Freiheit des Lesers auch darin bestehen, zu fragen: "Was willst du eigentlich bezwecken?" - eine Frage, die in der Alltagskommunikation nahezu undenkbar wäre (wenn es anders wäre, würde sich niemand bemühen, überhaupt HIER zu schreiben...). Die Frage ist deshalb undenkbar, weil sie einerseits provoziert (= an- und aufregt) und weil sie Ebenen eröffnet, die andernfalls verschlossen blieben.
Natürlich kann es sein, dass ein Threaderöffner auf der abgeschlossenen Ebene ("bitte rühre nicht an meinen wunden Punkten") verweilen möchte. Dies muss jedoch vom Antwortenden nicht unbedingt als gegeben vorausgesetzt oder hingenommen werden. Das ist die Freiheit des Antwortenden. Die Freiheit des Fragestellers besteht darin, seinerseits Entscheidungen zu treffen - was häufig übersehen wird. Er kann sich distanzieren von der Antwort und kann sagen: "Ich möchte über diesen Aspekt nicht reden bzw. nachdenken". Dies kann und sollte er am besten so vortragen, dass es überzeugend wirkt, was vielleicht nicht jedem auf Anhieb gelingt, was sich aber üben lässt.
So kann auch der Fragestellende für sich feststellen, dass ihn die "haufenweise Tipps", die ihm von eifrigen Lesern gegeben wurden, insofern nicht interessieren, als es ihm um etwas anderes geht. Auch das kann man kommunizieren, um endlose Hamsterräder zu vermeiden.
So ist das, was hier kritisiert wird, gleichzeitig ein Vorteil der "klassischen" Kommunikation gegenüber:
1.) Die Kommunikation via Forum hat einen "Oberbegriff": So weiß man, dass in einem Forum wie diesem Menschen schreiben, die sich in irgendeiner Form für Psychotherapie / psychische Störungen interessieren. Das sagt zunächst nichts weiter aus als: "Allen Usern sind psychische Probleme vertraut und sie alle haben sich mindestens insofern damit auseinandergesetzt, als sie diesen Ort gefunden und sich angemeldet haben". Das wirkt sich auch aus auf "das Motiv", das die Beiträge begleitet und das hier weniger nüchtern ist als in einem Jura-Forum, aber auch weniger kämpferisch als in einem Forum über Tierrechte. Dieses Motiv speist sich aus persönlichen Erfahrungen, die allesamt schmerzhaft sind und insofern eine Gemeinsamkeit der Beteiligten darstellen.
2.) Schriftliche Kommunikation ist mittelbar, was Vor- und Nachteile haben kann. In jedem Fall ist das ein Merkmal, das sich nicht leugnen lässt und das sich auf die Wahrnehmung dessen, was geschrieben wird, auswirkt: Der Schreibende hat Zeit, seine "Worte" zu überdenken; es können Tage vergehen, bis jemand auf eine Aussage antwortet; er kann seine "Worte" editieren, sodass diese verschwinden, obwohl sie schon sichtbar waren; sie können von übergeordneten Instanzen zum Verschwinden gebracht werden; es können sich Menschen bedanken, die nicht einmal am "Gespräch" beteiligt waren.
Durch die Mittelbarkeit ist auch die Distanz zum Gesprächspartner maximal, und man kann sich jederzeit abwenden, ohne das thematisieren zu müssen (was in mündl. Kommunikation praktisch nicht möglich ist). Dies erlaubt gewisse Freiheiten, die sich ihrerseits auf das Kommunikationsverhalten selbst auswirken: man ist vielleicht mutiger und traut sich, vermeintliche Tabus anzusprechen, die man face to face unausgesprochen ließe.
Das mag der Angesprochene dreist finden, als Schlag eben; aber zweifellos ermöglicht diese Ebene weitere Perspektiven, die sich nicht erschließen, wenn beide Gesprächspartner auf der Ebene "ich frag dich was und möchte, dass du genau DIESE Frage beantwortest oder schweigst" verweilen. Natürlich "darf" man das; diese Bitte äußern. Sie ist auch nicht verwerflich. Aber sie begrenzt die Kommunikation auf eine Ebene, die man ebenso gut im "real life" haben kann ("wir trauen uns nicht, kritisch zu sein, weil das verletzen könnte, und dann würden wir beide unser Gesicht verlieren") - und sie beschneidet die Möglichkeiten der Kommunikation in einem Forum, die darin bestehen, dass der Leser einen sehr großen Handlungsspielraum hat: Er braucht auf Fragen, die ihn nicht berühren, nicht einzugehen; er kann - in dem inhaltlichen Rahmen, der durch den Titel des Forums vorgegeben ist - gewisse Interessen oder gar ein gewisses Wissen voraussetzen, auf das er sich beziehen kann (wenn jemand in anderen Foren so oft das Wort "narzisstisch" (ob falsch geschrieben oder nicht) verwendete, wie das hier geschieht, würde man sich irgendwann lächerlich machen; hier hingegen scheint das eine Art "Beweis" für die eigene Autorität zu sein ("ich checke alles")).
So kann die Freiheit des Lesers auch darin bestehen, zu fragen: "Was willst du eigentlich bezwecken?" - eine Frage, die in der Alltagskommunikation nahezu undenkbar wäre (wenn es anders wäre, würde sich niemand bemühen, überhaupt HIER zu schreiben...). Die Frage ist deshalb undenkbar, weil sie einerseits provoziert (= an- und aufregt) und weil sie Ebenen eröffnet, die andernfalls verschlossen blieben.
Natürlich kann es sein, dass ein Threaderöffner auf der abgeschlossenen Ebene ("bitte rühre nicht an meinen wunden Punkten") verweilen möchte. Dies muss jedoch vom Antwortenden nicht unbedingt als gegeben vorausgesetzt oder hingenommen werden. Das ist die Freiheit des Antwortenden. Die Freiheit des Fragestellers besteht darin, seinerseits Entscheidungen zu treffen - was häufig übersehen wird. Er kann sich distanzieren von der Antwort und kann sagen: "Ich möchte über diesen Aspekt nicht reden bzw. nachdenken". Dies kann und sollte er am besten so vortragen, dass es überzeugend wirkt, was vielleicht nicht jedem auf Anhieb gelingt, was sich aber üben lässt.
So kann auch der Fragestellende für sich feststellen, dass ihn die "haufenweise Tipps", die ihm von eifrigen Lesern gegeben wurden, insofern nicht interessieren, als es ihm um etwas anderes geht. Auch das kann man kommunizieren, um endlose Hamsterräder zu vermeiden.
P.S.: Was ist ein Austausch (wert), der sich auf das Austauschen von Gleichem (= Bekanntem) beschränkt?
Das ist dann ein:
A: "Mir geht's schlecht, weil mein Partner mich verlassen hat - suche Austausch"
B: "Mir geht's auch schlecht, weil mein Partner mich verlassen hat"
A: "Prima, dann geht's uns beiden schlecht"
Das ist wohl die Ebene, die mit "Austausch" angesprochen wird. Eine Äußerung, die darüber hinausgeht, wird als Grenzverletzung empfunden ("mir ging's auch schlecht, aber mir hat Folgendes geholfen" / "mir geht's aus anderen Gründen auch schlecht" / "denkst du auch mal daran, wie schlecht es dem Anderen geht?" / "vielleicht ginge es dir besser, wenn..." / "das ist jetzt das dritte Mal innerhalb von drei Wochen, dass du sagst, dass es dir wegen anderer Menschen schlecht geht" / "möchtest du an deinem Zustand etwas ändern?"). All das darf der "Austausch" nicht beinhalten - wie gesagt: verständlich. Und sonst?
Das ist dann ein:
A: "Mir geht's schlecht, weil mein Partner mich verlassen hat - suche Austausch"
B: "Mir geht's auch schlecht, weil mein Partner mich verlassen hat"
A: "Prima, dann geht's uns beiden schlecht"
Das ist wohl die Ebene, die mit "Austausch" angesprochen wird. Eine Äußerung, die darüber hinausgeht, wird als Grenzverletzung empfunden ("mir ging's auch schlecht, aber mir hat Folgendes geholfen" / "mir geht's aus anderen Gründen auch schlecht" / "denkst du auch mal daran, wie schlecht es dem Anderen geht?" / "vielleicht ginge es dir besser, wenn..." / "das ist jetzt das dritte Mal innerhalb von drei Wochen, dass du sagst, dass es dir wegen anderer Menschen schlecht geht" / "möchtest du an deinem Zustand etwas ändern?"). All das darf der "Austausch" nicht beinhalten - wie gesagt: verständlich. Und sonst?
Womit wir wieder bei den Schlägen wären......sandrin hat geschrieben: ↑Di., 22.08.2017, 06:51 . Deren Ansinnen scheint ein ganz anderes zu sein, als sich auszutauschen, als sich zu offenbaren und denen, die sich offenbaren, konstruktiv zu antworten. Für mich spricht das Bände. Und es hilft mir auch zu erkennen, dass hier einfach nicht der Ort ist, mich selbst zu offenbaren, weil ich damit eigentlich nur die Bühne biete, dass manche sich austoben können. Und das möchte ich nicht, dafür soll meine Problematik nicht herhalten.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich
"der Ort, um sich zu offenbaren" - ich denke, das ist tatsächlich ein Missverständnis: Ein Forum ist ja sowas wie ein Marktplatz; man stellt sich also öffentlich hin und sagt etwas. Und Menschen kommen vorbei und hören; auch Menschen, die man nicht mag; Menschen, die einen nicht verstehen wollen oder können - aber es bleibt öffentlich.
Wenn man sich an einem derart öffentlichen Ort offenbart, macht man das vordergründig natürlich deshalb, weil man hofft, dass einem unter die Arme gegriffen wird. Faktisch, also pragmatisch, tut man damit jedoch auch immer etwas anderes: (Zitat meines Therapeuten) man liefert sich aus. Man kann davon ausgehen, dass man WEISS, dass man öffentlich schreibt, also weiß man auch, dass man sich ausliefert - und es könnte ja sein, dass man damit das Drehbuch gleich mitliefert: "O.K., Leute, ich offenbare mich, und ihr helft mir. Und wenn er das nicht tut, seid ihr der Täter, und ich bin das Opfer. Und dann darf ich, endlich, auch mal wütend sein, und dann suche ich mir noch mehr Leute, die mir helfen 'müssen', um mich zu schützen".
Die Öffentlichkeit ist also nie ein guter Ort für Selbstoffenbarungen, weil man damit immer auch Andere auf so eine sadomasochistische Art einlädt, mit einem irgendwas anzustellen, wodurch das eigene Aggressive prima in den Anderen gelegt werden kann; man liefert die Peitsche also gleich mit; nur, man peitscht nicht selbst, sondern man lässt sich peitschen.
Offenbaren kann man sich besser an einem nicht-öffentlichen Ort, und der allerbeste Ort hierfür ist die Praxis des Psychotherapeuten. Der wird nämlich dafür bezahlt, dass er nicht peitscht - und sich auch keine Peitsche in die Hand drücken lässt!
Da jedoch der Therapeut nur ein kurzer Lebensbegleiter sein kann, ist es nötig, sich andere Orte zu schaffen, in denen man sich selbst ausdrücken kann, ohne sich auszuliefern. Hier wäre das der erwähnte Blog; aber natürlich gibt es andere Orte: Selbsthilfegruppen, Volkshochschulkurse, Freunde, die Kirche und so fort. Aber immer bleibt es dabei, dass man auch anerkennen muss, dass man selbst in seiner Offenbarung gleichzeitig etwas mit dem Gegenüber macht.
Wenn man sich an einem derart öffentlichen Ort offenbart, macht man das vordergründig natürlich deshalb, weil man hofft, dass einem unter die Arme gegriffen wird. Faktisch, also pragmatisch, tut man damit jedoch auch immer etwas anderes: (Zitat meines Therapeuten) man liefert sich aus. Man kann davon ausgehen, dass man WEISS, dass man öffentlich schreibt, also weiß man auch, dass man sich ausliefert - und es könnte ja sein, dass man damit das Drehbuch gleich mitliefert: "O.K., Leute, ich offenbare mich, und ihr helft mir. Und wenn er das nicht tut, seid ihr der Täter, und ich bin das Opfer. Und dann darf ich, endlich, auch mal wütend sein, und dann suche ich mir noch mehr Leute, die mir helfen 'müssen', um mich zu schützen".
Die Öffentlichkeit ist also nie ein guter Ort für Selbstoffenbarungen, weil man damit immer auch Andere auf so eine sadomasochistische Art einlädt, mit einem irgendwas anzustellen, wodurch das eigene Aggressive prima in den Anderen gelegt werden kann; man liefert die Peitsche also gleich mit; nur, man peitscht nicht selbst, sondern man lässt sich peitschen.
Offenbaren kann man sich besser an einem nicht-öffentlichen Ort, und der allerbeste Ort hierfür ist die Praxis des Psychotherapeuten. Der wird nämlich dafür bezahlt, dass er nicht peitscht - und sich auch keine Peitsche in die Hand drücken lässt!
Da jedoch der Therapeut nur ein kurzer Lebensbegleiter sein kann, ist es nötig, sich andere Orte zu schaffen, in denen man sich selbst ausdrücken kann, ohne sich auszuliefern. Hier wäre das der erwähnte Blog; aber natürlich gibt es andere Orte: Selbsthilfegruppen, Volkshochschulkurse, Freunde, die Kirche und so fort. Aber immer bleibt es dabei, dass man auch anerkennen muss, dass man selbst in seiner Offenbarung gleichzeitig etwas mit dem Gegenüber macht.
"Austausch" kann sich ja auch durchaus auf verschiedenes beziehen. Nur, da ich ja schon lange dabei bin, habe ich eher Bedenken, dass ich bereits schon zu viel schrieb, das ein gewisses Bild meiner Person, etc. ergibt. Aber grds. entscheide ich als Antwortender, was ich preisgeben möchte und was nicht - was ja durchaus gute Gründe haben kann. Alles andere würde mir erscheinen, dass ich nur in einer bestimmten Art und Weise auf Beiträge eingehen "darf" UND dabei auch noch erwartet wird, mich zu entblößen. Das würde mich u.U. eher abschrecken, wenn die Erwartungshaltung zu hoch ist. Wenn es tatsächlich um gleiche Erfahrungen geht, die ausgetauscht werden sollen, entscheide ich, ob ich das leisten will oder dem Thread eher nicht beiwohne. Mir geht es eher darum: Austausch kann sich auf verschiedenes Beziehen... durchaus auch auf Ideen und gegenseitige "Ratschläge" oder oder oder. Auf das einzugehen, worum der Thread drehen soll, finde ich jedoch grds. wünschenswert... je nach Fragestellung kann dann aber das dabei herauskommen, was isabe schilderte - auch irgendwie eine zweischneidige Sache.
Liebe Grüße
stern
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Sehr interessant - und danke @widow für das Thema. Und @isabe - insbesondere der Aspekt 'sich ÖFFENTLICH austauschen wollen' ist ein heikler, wie du ja auch schreibst. Das setzt ja voraus, dass man selber sich auf der Grenze bewegen kann/lernt, wo man zwar Aussagen noch an sich ran lässt, aber sich auch nicht von auf sich unzutreffender Kritik oder Anmerkungen lähmen lässt. Wo man BEREIT und stark genug ist, vielleicht /auch/ unbequeme Aussagen bestenfalls zu überprüfen für sich - oder stehenlassen zu können. Manchmal kam es dann vor - und das habe ich auch zb mal in Selbsthilfegruppen erlebt und empfand das recht perfide - wenn jemand Rat-Schläge gibt und die nicht zeitnah umgesetzt werden - dass da einem schnell ein 'Dann bist du halt noch nicht so weit' entgegenkommt. Was vielleicht tatsächlich sogar manchmal zutreffen kann - aber ich finde wichtiger, sich dann auszutauschen darüber WOHIN will der, der das Thema aufbringt denn eigentlich selber?isabe hat geschrieben: ↑Di., 22.08.2017, 07:58 P.S.: Was ist ein Austausch (wert), der sich auf das Austauschen von Gleichem (= Bekanntem) beschränkt?
Das ist dann ein:
A: "Mir geht's schlecht, weil mein Partner mich verlassen hat - suche Austausch"
B: "Mir geht's auch schlecht, weil mein Partner mich verlassen hat"
A: "Prima, dann geht's uns beiden schlecht"
Das ist wohl die Ebene, die mit "Austausch" angesprochen wird. Eine Äußerung, die darüber hinausgeht, wird als Grenzverletzung empfunden ("mir ging's auch schlecht, aber mir hat Folgendes geholfen" / "mir geht's aus anderen Gründen auch schlecht" / "denkst du auch mal daran, wie schlecht es dem Anderen geht?" / "vielleicht ginge es dir besser, wenn..." / "das ist jetzt das dritte Mal innerhalb von drei Wochen, dass du sagst, dass es dir wegen anderer Menschen schlecht geht" / "möchtest du an deinem Zustand etwas ändern?"). All das darf der "Austausch" nicht beinhalten - wie gesagt: verständlich. Und sonst?
Von 'Akzeptanz' ist nicht gleich 'Wohlfühlen' war die Rede, ein sehr, sehr wichtiger weiterer Aspekt. Über den sich dann abzustimmen wäre im Austausch mit dem, der das Thema in den (öffentlichen) Raum wirft. Und nochmal: WAS möchtest derjenige selber? Um dann sich im Austausch nicht über den Fragenden zu erheben und zu glauben, es besser zu wissen.
Ein solches Ansinnen - "Austausch" und es fiel wörtlich "unter Leidensgenossen" (sic!) ist meiner Ansicht nach völlig legitim. Und wie schnell fällt man in die 'mach das weg'-Falle. Ob man es nun selber beim anderen wegmachen wollen würde - ob der will oder nicht, ob es so 'schnell' dran ist oder nicht - die allgemeine Voraussetzung ist: es hat einem GUT zu gehen. Und zwar schnellstmöglich. Und zwar zu 120 %. Das beisst sich mit dem gemeinsamen Leiden geniessen. Das beisst dich deutlich mit dem allgemeinen Trend zu Rundumglück und dem verbreiteten Verpöntsein von verschiedenen Formen von Unglücklichsein, Trauer und ähnlichem.
Mir persönlich ist erst so vor zwei, drei Jahren klar geworden WIE essentiell da das Thema TROST ist. Und wie stärkend das sein kann, dann - in einem ZWEITEN Schritt - so wenn man das dann erst wollen würde - Kraft zu sammeln, um wieder los zu gehen.
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Mein Kommunikationsbedürfnis hier wäre, dass es Antwortenden gelingt besser auf den Fragesteller einzugehen, dahingehend sich selber flexibel zu zeigen. Sein Repertoire zu erweitern. Sowohl zb tröstend als auch motivierend. Fingerspitzengefühl zu entwickeln, wann provokatives als hilfreich empfunden wird, wann es zuviel sein könnte. Fragend. Auf Augenhöhe. Sofern einem das möglich ist.
Natürlich ist Fingerspitzengefühl wichtig (und der Idealzustand des Gegenübers). Andererseits kann man, wenn man also von sich ahnt "mir fällt es schwer, mich zu schützen", nicht unbedingt voraussetzen, dass die Anderen diesen Schutz übernehmen, weil damit ja auch das antwortende Gegenüber nicht als Mensch gesehen wird, sondern als jemand, der sich so verhalten muss, damit nichts "getriggert" wird. Das ist dann nämlich auch keine Augenhöhe.
Es geht schlicht und ergreifend darum, ob man bereit ist zu akzeptieren, dass einem was aufgedrückt wird, was man gar nicht möchte. Und da geht es das Motto: "Lass es über dich ergehen, du weißt es eh nicht so gut wie wir. Wenn dich das stört, dann ist das nur ein Zeichen, dass du nicht genügend willst". Es ist völlig klar, dass man sich von solchen Verhaltens- und Denkweisen klar abgrenzen muss.
Ich stimme Dir, liebe Widow und Miss-Understood vollkommen zu!
Ich schreibe ja recht wenig in den Threads und das liegt daran, daß ich eben nicht immer etwas dazu zusagen habe, aber aber wenn ich einige Antworten lese, erkenne ich, die anderen eigentlich auch nicht, denn es sind keine richtigen Antworten auf den Eingangspost, sondern es geht dann immer mehr um die/den Antwortenden. Manche stellen sich einfach nur dar. Leider gehen dann die Threads immer wieder ins OT, das tut mir dann für die Erstellerin leid.
Diese Ratschläge: Leider habe ich früher auch viel zu häufig einen "guten Tipp" für andere gehabt, das konnte ich mir inzwischen meistens abgewöhnen, weil ich selbst erfahren musste, wie ich damit regelrecht erschlagen wurde, und dann waren die anderen immer eingeschnappt, wenn ich das nicht befolgt habe. Häufig kommen gerade von denen diese Ratschläge, die ihre niemals selbst befolgen würden und auch keine von anderen annhemen.
Manchmal erkenne ich an den Ratschlägen ein wenig Hilflosigkeit, manchmal - und zwar gerade hier, der Wunsch unbedingt etwas beitragen MÜSSEN! Warum das so ist, sollte jeder bei sich selbst nachprüfen.
Leider sehe ich bei einigen hier regelrechte Provokationen, das finde ich sehr traurig und verstehe es nicht, warum man nicht einfach in der Lage ist, sich mal nicht zu äußern.
Saffia
Ich schreibe ja recht wenig in den Threads und das liegt daran, daß ich eben nicht immer etwas dazu zusagen habe, aber aber wenn ich einige Antworten lese, erkenne ich, die anderen eigentlich auch nicht, denn es sind keine richtigen Antworten auf den Eingangspost, sondern es geht dann immer mehr um die/den Antwortenden. Manche stellen sich einfach nur dar. Leider gehen dann die Threads immer wieder ins OT, das tut mir dann für die Erstellerin leid.
Diese Ratschläge: Leider habe ich früher auch viel zu häufig einen "guten Tipp" für andere gehabt, das konnte ich mir inzwischen meistens abgewöhnen, weil ich selbst erfahren musste, wie ich damit regelrecht erschlagen wurde, und dann waren die anderen immer eingeschnappt, wenn ich das nicht befolgt habe. Häufig kommen gerade von denen diese Ratschläge, die ihre niemals selbst befolgen würden und auch keine von anderen annhemen.
Manchmal erkenne ich an den Ratschlägen ein wenig Hilflosigkeit, manchmal - und zwar gerade hier, der Wunsch unbedingt etwas beitragen MÜSSEN! Warum das so ist, sollte jeder bei sich selbst nachprüfen.
Leider sehe ich bei einigen hier regelrechte Provokationen, das finde ich sehr traurig und verstehe es nicht, warum man nicht einfach in der Lage ist, sich mal nicht zu äußern.
Saffia
Zuletzt geändert von saffiatou am Di., 22.08.2017, 13:22, insgesamt 1-mal geändert.
never know better than the natives. Kofi Annan
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