Die drohende Therapiekeule - Autorin Katrin Wegner über ihren FilmTherapiestress ohne Ende
Der "37 Grad"-Film handelt von drei Familien mit Kindern, die auffallen, weil sie nicht der Norm entsprechen. Eine Odyssee von Diagnosen und Therapien beginnt. Wir beobachten den Alltag der Kinder in Therapie, Familie und Schule. Die Dokumentation geht der Frage nach, wie sich die Eltern sehen, wenn sie die Entwicklung ihrer Kinder Fachleuten überlassen, und welchen Preis die Kinder für den Erfolg bezahlen.
http://www.zdf.de/37-Grad/Die-drohende- ... 89462.html
Mut zu mehr Gelassenheit
Der 37°-Film richtet sich nicht gegen Pädagogen, Psychologen und Therapeuten. Therapien sind sinnvoll und wichtig, wenn Bedarf da ist. Und auch die Einschätzung der Erzieher und Lehrer ist wichtig. Sie wissen heute mehr über Verhaltens- und Entwicklungsauffälligkeiten als früher. Mein Eindruck aber ist, dass heute oft zu schnell in die Entwicklung eingegriffen wird, statt sie weiter abzuwarten und gelassen zu bleiben. Und ich wünsche mir einfach mehr Respekt vor der Individualität der Kinder.
"In der Schublade: krank!"Das therapierte Kind
Was machen die Diagnosen mit unseren Kindern? Und wie viel nehmen wir ihnen mit vorschnellen therapeutischen Eingriffen? Wolfgang Amadeus Mozart vergrub sich als Kind stundenlang in seine Kompositionen. Hätte man ihm dies als Kind in unserer heutigen Welt erlaubt? Ich vermute, man hätte ihm autistische Züge nachgesagt, in Therapie gesteckt und auf Linie getrimmt. Die Welt wäre um ein großes Kulturgut ärmer geworden.
Petra Halbig über Therapiestress bei Kindern
http://www.zdf.de/37-Grad/In-der-Schubl ... 11820.html
ZDF: Aber warum reagiert die Gesellschaft sogleich mit der Therapiekeule?
Halbig: Aus Bequemlichkeit, weil zum Beispiel der Lehrplan eingehalten werden soll. Und dann ist es auch so: Es muss heutzutage immer alles perfekt sein.