Kassen wollen schnellere Psychotherapie

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Jenny Doe
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Kassen wollen schnellere Psychotherapie

Beitrag Di., 02.04.2013, 16:04

Kassen wollen schnellere Psychotherapie
http://www.mdr.de/nachrichten/psychothe ... en100.html
Angstzustände, Burnout, Depressionen - die Zahl psychischer Erkrankungen in Deutschland ist in den letzten Jahren stark gestiegen. Entsprechend hoch ist der Bedarf an Therapieplätzen. Doch oft müssen die Kranken monatelang auf eine Behandlung warten. Das wollen die Krankenkassen ändern. Ihr Rezept: Einfachere Genehmigungsverfahren, kürzere Behandlungen und mehr Gruppentherapien.
(...)
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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sandrin
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Beitrag Di., 02.04.2013, 16:09

Das war zu erwarten, dass der Engpass sich nicht in einem Mehr an Therapieplätzen niederschlagen wird, sondern in einer verkürzten Behandlung und auch in Gruppentherapie, die ja auch der Krankenkasse pro Patient weniger Geld kosten.
Dass man so mehr Gerechtigkeit schaffen kann, ist sicherlich auch nur ein Vorwand, um Kosten zu sparen.
Meiner Meinung nach ist die Zeit, in der Therapien in der jetzigen Form bezahlt werden, ohnehin bald zu Ende. Sie wird schon noch bezahlt werden, das schon. Aber unter anderen Voraussetzungen.


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Jenny Doe
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Beitrag Di., 02.04.2013, 16:49

Hallo sandrin,

ich denke, die Problematik wird sich noch verstärken, wenn der neue DSM auf dem Markt ist, der ja sehr umstritten ist, weil vieles, was bislang als normal galt, zukünftig eine psychische Störung sein wird. Es ist zu erwarten, dass zukünftig noch mehr Menschen unter psychischen Störungen leiden werden.

Was die Verkürzung der Therapiezeit angeht, ... da habe ich noch keine klare Meinung zu. Einerseits ist die Psychotherapie damit aufgefordert zukünftig zielstrebiger und effektiver zu arbeiten, was sich auch darin niederschlagen wird, dass weniger Klienten von ihren Therapeuten abhängig werden und eine schnellere Symptomreduzierung erzielt wird, anderseits gibt es Störungen, individuelle Problematiken und individuelle Therapieziele, die Zeit fordern, die man nicht mal eben in ein paar Stunden behandeln kann.
Es bleibt abzuwarten, ob alle Störungen davon betroffen sind oder ob es Ausnahmen gibt und wie die Langzeitbilanz dieser Veränderung ausfallen wird.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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stern
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Beitrag Di., 02.04.2013, 16:56

Meiner Meinung wäre das der erste Punkt, an dem anzusetzen wäre:
Viele Psychotherapeuten mit einer Vollzulassung arbeiteten tatsächlich nur in Teilzeit:
Qeulle: siehe oben
Wenn man die vergegebenen Zulassungen anschaut kann sich natürlich ein anderes Bild ergeben als bei Berücksichtigung der effektiven Kapazität . Sonst macht man doch eine Milchmädchenrechnung auf.

Und nun ja, natürlich kann man Verkürzungen anstreben ... nur wäre es ebenfalls eine Milchmädchenrechnungen, wenn man dann nicht die Kosten der Nicht- bzw. evtl.-zu-kurz-Behandlung gegenrechnet.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
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sandrin
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Beitrag Di., 02.04.2013, 16:58

Und was ist mit den Kosten einer Überbehandlung ?

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stern
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Beitrag Di., 02.04.2013, 16:59

Wie realistisch ist denn Überbehandlung? Realität ist eine Unterversorgung, die die Kasse natürlich nicht so sieht. Praktisch ist das Limit das Kontingent... und es ist so, dass das nicht jedem reicht.
Liebe Grüße
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sandrin
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Beitrag Di., 02.04.2013, 17:00

Ist mir schon klar. Ich bezog das nur darauf, dass durch geschaffene Abhängigkeiten auch noch zusätzliche Kosten entstehen können (nebst zusätzlichen Störungen).


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Jenny Doe
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Beitrag Di., 02.04.2013, 17:21

Hi Stern
Wenn man die vergegebenen Zulassungen anschaut kann sich natürlich ein anderes Bild ergeben als bei Berücksichtigung der effektiven Kapazität
Das ist etwas, das verstehe ich auch nicht.
Meine ehemalige Thera hat mir vor einem guten Jahr erklärt, dass das Problem der zu wenigen Therapieplätze darin besteht, dass viele Therapeuten nur Teilzeit arbeiten, aber als Vollzeittherapeuten registriert sind. Damals, also vor über einem Jahr, hat die Kassenätzliche Vereinigung alle Therapeuten angeschrieben und diese zur Vollzeitarbeit aufgefordert. Offensichtlich besteht das Teilzeitproblem wohl immer noch. Ich verstehe nicht, warum man nicht bei diesem Problem ansetzt und das Vollzeit-Teilzeitproblem mal löst.
Wie realistisch ist denn Überbehandlung?
Ich denke, dass beide Probleme bestehen. Welches der beiden Probleme überwiegt, .. keine Ahnung. Leider gibt es keine Statistik.
Aber ich denke schon, dass manche Therapien schneller, zielstrebiger, problem- und symptomorientierter und effektiver verlaufen könnten. (?)
Milchmädchenrechnungen, wenn man dann nicht die Kosten der Nicht- bzw. evtl.-zu-kurz-Behandlung gegenrechnet.
Ich denke, darauf wird es in manchen Fällen auch hinauslaufen. Wenn die Therapiestunden nicht ausreichen, dann müssen zukünftig mehr Therapien gemacht werden, anstatt nur einer langen. Ob das für den Klienten vorteilhaft ist, wenn er bei wechselnden Therapeuten ist und jedes Mal alles aufs Neue erzählen muss?
Ich hoffe, dass es da zukünftig Ausnahmeregeln gibt und individuell entschieden wird.

Ich bin sehr gespannt auf die ersten Wirksamkeitsstudien dieser veränderten Regel.
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Beitrag Di., 02.04.2013, 17:34

Jenny Doe hat geschrieben:Ich verstehe nicht, warum man nicht bei diesem Problem ansetzt und das Vollzeit-Teilzeitproblem mal löst.
Meinetwegen kann ein Thera mit Vollzulassung auch Teilzeit arbeiten... nur sollte dann die Kasse (wie ein ordentlicher funktionierender Betrieb das auch machen müsste) zur Feststellung der effektiven Kapazität auch nur die effektiv zur Verfügung stehenden Sitzungsstunden berücksichtigen.... und nicht argumentieren: Wir haben doch genug Plätze, da wir x Vollzeitzulassungen vergeben haben.
Ich denke, darauf wird es in manchen Fällen auch hinauslaufen. Wenn die Therapiestunden nicht ausreichen, dann müssen zukünftig mehr Therapien gemacht werden, anstatt nur einer langen.

oder stationär, was bekanntlich auch einiges an Kosten verursacht. Aber nun ja... Kassen wollen viel, wie spruchreif das bereits ist, ist nicht direkt ersichtlich für mich.
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candle.
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Beitrag Di., 02.04.2013, 18:33

Hallo zusammen!

Leider ist die Überschrift eher falsch und ein wenig reißerisch. Ziel ist es doch eigentlich, dass lange Wartezeiten auf einen Psychotherapieplatz reduziert werden sollen. Das finde ich auch gut. Schnellere Behandlung bedeutet ja auch schnellere Genesung. Ob sich das Vorhaben dann durchsetzt, ist wieder eine andere Frage. Zudem laufen ja auch langsam Programme an zur Vorbeugung von psychischen Erkrankungen, die vielleicht die Inanspruchnahme einer Therapie sich allgemein verringern lassen.

Aus dem Artikel geht jedenfalls nicht hervor, dass Langzeit zu Therapierende nicht ausreichend behandelt werden, und das wird vermutlich auch nie so kommen, deshalb: Ruhig Blut.

candle
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Carla1
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Beitrag Di., 02.04.2013, 19:50

Ich denke, es wäre schon sehr viel gewonnen, wenn nur Menschen behandelt würden, die wirklich eine Therapie brauchen. Vermutlich wäre das Problem mit den Wartezeiten dann bereits gelöst, und diese "echten psychisch Kranken" könnten so lange Therapie machen, wie es in dem jeweiligen Fall nötig ist. Allerdings weiss ich auch nicht, wie man das besser kontrollieren könnte.


kaja
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Beitrag Di., 02.04.2013, 20:10

Ein Problem ist vermutlich auch die Haltung mit der einige Versicherte eine Therapie in Anspruch nehmen. Da wird oft sofort zu Beginn auf die maximale Stundenanzahl geschielt. Der Gedanke das man ein Maximalkontingent nicht zwingend ausschöpfen muss um eine gute Therapie zu machen und behandlungsbedürftig zu sein, kommt manchen scheinbar nicht. Das mutet etwas an als sei das Motto : An der maximalen Stundenanzahl erkennt man wie krank ich doch bin. Alles unter dem Maximalkontingent ist pillepalle.
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sandrin
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Beitrag Di., 02.04.2013, 20:18

Hm... Da werde ich gleich ganz schuldbewusst. Aber für jemanden, der sich schwer einlassen kann, braucht einfach die Gewissheit, dass er sich Zeit nehmen kann.
Aber generell hast du schon Recht. Mich würde mal interessieren, wie viele der Therapien bin zur maximalen Grenze betrieben werden.


kaja
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Beitrag Di., 02.04.2013, 20:24

Oh ne. Ich wollte keinem Schuldgefühle machen.
Ich finde es ja auch sinnvoll das es die Möglichkeit gibt eine "hohe" Stundenanzahl in Anspruch nehmen zu können. Das ist ja auch nicht grundlos so.
Was ich nicht nachvollziehen kann ist wenn gleich zu Beginn geguckt wird : "Ah, das Maximalkontingent sind X Stunden, die MUSS ich ausnutzen." Anstatt erstmal zu gucken ob es überhaupt notwendig wird. Verstehst Du was ich meine ?
Mich würde mal interessieren, wie viele der Therapien bin zur maximalen Grenze betrieben werden
Mich auch. Oder wieviele die Therapieformen wechseln um der 2 Jahres-Pause zu entgehen.
Hier im Forum habe ich oft den Eindruck das kaum einer nicht das Maximalkontingent ausschöpft, es sei denn er bricht wegen Problemen mit dem Therapeuten ab. Das ist aber absolut subjektiv und mit Sicherheit nicht repräsentativ.
Es ist vermutlich so das diejenigen die keine "Probleme" in/mit der Therapie haben, sich nicht an ein Internetforum wenden.
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Beitrag Mi., 03.04.2013, 00:56

Mir fällt eher auf, dass jetzt doch einige im Forum ihre Therapien auslaufen ließen oder gerade dabei sind. Der Trend der Therapienentwicklung ist nun eher so bei den alten Usern. Es kommen nun mehr Neue dazu und Altuser bleiben eher aus, weil wahrscheinlich die Therapie abgeschlossen ist. Wobei ich nicht denke, dass nur diejenigen hier schreiben, die Probleme haben, sondern Therapie an sich aufwühlt und zum Dialog führt, auch vermehrt in Foren.
Lieben Gruß
elana

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