Der nackte Kaiser

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Eremit
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Der nackte Kaiser

Beitrag Mi., 02.09.2009, 23:54

Hallo liebe Forumsgemeinde,

Ich werfe mal diesen äußerst interessanten Link hier rein:

http://www.psychotherapie.de/psychother ... 41601.html

LG
Der Eremit

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Xanny
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Beitrag Do., 03.09.2009, 05:34

Ich habs geschafft, bis zum zweiten Teil zu lesen, dann wurde mir fast schlecht. Stelle mir grad vor, was die Therapeuten von mir gehalten haben, während ich in der Klinik war. Das ist echt erschreckend...
*Ein Freund ist jemand, der Deine Vergangenheit versteht, an Deine Zukunft glaubt und Dich so akzeptiert, wie Du bist*


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Eremit
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Beitrag Do., 03.09.2009, 05:39

Warnhinweis: Harter Tobak!

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Xanny
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Beitrag Do., 03.09.2009, 05:43

Oh ja, echt hart. Muss mich grad mal zusammenreißen, habs jetzt doch gelesen und fühle so vieles nach, weil ich einiges nicht so extrem aber doch auch schon in der Klinik erlebt habe. Will da grad gar nicht dran denken, schnell verdrängen.
Das macht mich wütend und traurig zugleich. Wie können Menschen so miteinander umgehen und warum wird so etwas nicht besser kontrolliert?

Das bestärkt mich grad in dem Gedanken, nicht mehr an mir therapieren zu lassen...
*Ein Freund ist jemand, der Deine Vergangenheit versteht, an Deine Zukunft glaubt und Dich so akzeptiert, wie Du bist*

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Eremit
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Beitrag Do., 03.09.2009, 06:01

Das, was hier aufgezeigt wird, ist ein Extremfall und zum Glück nicht überall Gang und Gebe!

Es gibt viele verschiedene Richtungen und noch viel mehr Psychologen und Psychotherapeuten. Diese sind auch nur Menschen. Von diesen Beispielen automatisch auf alles andere zu schließen, wäre ein grober Fehler. Es gibt auch genug gute Psychologen und Psychotherapeuten.

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Gärtnerin
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Beitrag Do., 03.09.2009, 15:49

Natürlich ist die Schilderung extrem und komprimiert, und es ist nicht überall so. Trotzdem scheint manches auch im System zu liegen. Ich denke, dass viele gute Therapeuten mit hohen Idealen anfangen und in der Kliniksmaschinerie irgendwann resignieren, weil sie ihre eigenen Vorstellungen gar nicht umsetzen können. Dann suchen sie sich entweder einen anderen Arbeitsplatz oder sie bleiben und merken nach einer Weile gar nicht mehr, was verkehrt läuft. Ich glaube, wenn sich in einer Klinik eine bestimmte Sicht- und Vorgehensweise erst einmal eingefahren hat, ist es ganz schwer, daran wieder etwas zu ändern. Ähnlich wie in der Politik.

Mir kommt mir bei der Schilderung der Gruppentherapien leider auch einiges bekannt vor von meinem Kliniksaufenthalt. Da war einfach keine Atmosphäre, in der Vertrauen entstehen konnte. Angekreidet wurde es allein den Patienten. Der große Lichtblick war das Pflegepersonal, das nicht ganz so stark in die Strukturen eingebunden war und einiges von dem, was die Therapie verbockt hat, auffangen konnte. Ich habe damals meine wunderbare Stationsschwester gefragt: "Warum arbeiten Sie überhaupt noch hier? Sie passen überhaupt nicht in diesen Laden."
Wer etwas will, findet Wege. Wer etwas nicht will, findet Gründe.


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Eremit
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Beitrag Do., 03.09.2009, 16:00

Wie gesagt, selbst in den schlimmsten Kliniken gibt es auch immer wieder Lichtblicke. Man darf eben nicht aufgeben. Das ist ja genauso wie z.B. bei einem Allgemeinmediziner, sprich, Hausarzt. Bis man da den richtigen gefunden hat, dauert das eine Weile.

Wir sind eben alle nur Menschen.

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Carry
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Beitrag Do., 03.09.2009, 17:55

Hallo Eremit,
danke für den Link. Ich habe ihn tatsächlich bis zum bitteren Ende gelesen.
An manchen Stellen ist mir total schlecht geworden. ....
Aber ich weiß halt aus eigener Erfahrung auch, daß es eben auch die anderen Therapeuten gibt.
Nämlich:
Der Therapeut, der das Labyrinth seiner eigenen Seele selbst erkundet hat, der daher viele Gefahren kennt und mit dem Klienten durch dessen Labyrinth geht, die Aufgaben erkennend, die der Klient allein lösen muss, und ihm auf der Schwelle Mut macht: "Durch diesen Raum musst Du allein gehen - ich warte auf der anderen Seite auf Dich."...
Deshalb danke ich meiner Therapeutin, die auf der anderen Seite des Raumes auf mich wartet, mich aber mental nie allein läßt.

Wow, was hab ich für ein Glück...
Carry
Es gibt Leute, deren Geist immer Ferien hat.
Peter Sirius

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kamikatze
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Beitrag Do., 03.09.2009, 22:34

haloo

habe die drei teile überflogen.
mir fiel aber auf, dass der text auch schon eine art mogelpackung ist. der titel suggeriert einen bericht über ein system. stattdessen ist der erste teil im prinzip nichts anderes als eine unfreiwillige selbstdarstellung des schreibenden. die erste begegnung bsp, finde ich recht witzig; denn sie trieft nur so von der interpretation des schreibenden und das merkt er nicht einmal. also auch nicht grad sehr erhaben.

kann mir auch vorstellen, dass einzelne vorkommnisse so aus dem kontext gerissen wirklich haarsträubend sind. aber es sind ausschnitte, die er da so absolut uns lesenden vor die augen knallt.

war ja nich nie in einer klinik. aber so wie ich es verstanden habe scheint das ambulant zu sein, heisst also, die menschen gehn freiwillig da hin. also wenn es schon si schlimm ist, warum kommen die brav weiter? das versteh ich nicht.

aber ja. habe hier ien schönes ventil gefunden, um meinen innerpsxhischen druck loszuwerden, indem ich gegen polemik polemisiere juhuu.
bei so absolut formulierten sachen frage ich mich eher, was die motivation des schreibenden war, dies so vehement ausfallen zu lassen.
Ich rotiere höchstens,
wenn ich Opfer des Rotationsprinzips werde...


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Eremit
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Beitrag Do., 03.09.2009, 22:54

Sehr gut. Eine Kritikerin, die Kritik übt an dem Kritiker der Kritischen, sozusagen.

Es geht ja um verschiedene Prinzipien. Ebensowenig, wie diese "schlechten" Psychologen und Psychotherapeuten das absolute Recht für sich beanspruchen können, alles "richtig" zu machen, ebenso gilt das für Herrn Weinreich. Daß er es überzeichnet hat, gibt er ja zu:
Herr Weinreich hat geschrieben:Ich habe mir lediglich erlaubt, die Szenen zu verdichten. Um die Anzahl der Personen überschaubar zu halten, wurden die Bemerkungen mehrerer Personen den Protagonisten in den Mund gelegt.
Ich meine nur, es ist interessant, verschiedene Meinungen und Richtungen zu betrachten, alles aus möglichst vielen Blickwinkeln zu sehen.

Ich habe selber schon kranke Menschen kennen gelernt, an denen hätte sich Herr Weinreich die Zähne ausgebissen, da hilft wirklich nur das strange Protokoll und die Holzhammer-Methode. Genauso gibt es auch Kranke, die eben eine herzlichere, menschlichere, individuelle Art brauchen. Ist von Fall zu Fall verschieden. Aber so, wie die Menschen in den Kliniken über den Kamm geschert werden, kann ich das auch nicht gut heißen, wobei ich da gar nicht an diesen Artikel, sondern an Fraunde und Bekannte und deren Erzählungen denke, die mir schon viel früher bekannt waren...

Den heiligen Gral gibt es nicht, auch nicht für die Freudianer...

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Anne1997
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Beitrag Fr., 04.09.2009, 10:15

Vielleicht noch ein Hinweis - dieser Artikel ist ja schon lange online: diese Webseite basiert nicht nur auf "Sachlichkeit" und Seriosität, sondern dahinter steckt v.a. ein kommerzielles Coaching-Unternehmen. Habe schon einige Informationen übernommen, störte mich aber immer an der - für mich "marktschreierischen" - Aufmachung der gesamten Webseite.

Hinter der Seite steckt ein Institut für kognitive Verhaltenstherapie (das ist ja vollkommen o.k., eine sicherlich sehr wichtige und verdienstvolle Therapieform, die sich immer weiterentwickelt), das auf der Institutsseite mit der Kürze von Therapien (meist weniger als 14 Stunden...) und seinen Erfolgen im "life-coaching" wirbt. Das ist alles an für sich o.k., nur fehlt mir der Respekt vor anderen Therapieformen oder die Hinweise auf andere Wege und Therapieverläufe.
Und es fehlt der Hinweis auf den kommerziellen Hintergrund.

Mit Verlaub: der Artikel ist furchtbar verkürzt beschrieben; der Autor hätte Mittel und Wege gehabt mit dieser Situation umzugehen. Bei aller notwendigen Kritik an der psychotherapeutischen Versorgung in D und dem abstumpfenden Klinikalltag (der auf systemischer Ebene so viele Ursachen hat, Gärtnerin hat dies oben ja sehr gut beschrieben!), sollte man dies auch sehen.

Und es stört mich, dass indirekt über viele Hinweise auf dieser Seite gegen alle Formen "psychodynamischer" Therapien fast gewettert wird (also PA, TP, TFP, GT etc.) und viele weiteren Ansätze (systemische Ansätze z.B.) keine Erwähnung finden. Das ist einfach etwas antiquiert (siehe u.a. Forschungsergebnisse von Eric Kandel, Neuropsychotherapie etc.).
Integrative, einander ergänzende Sichtweisen, die so notwendig sind, egal in welchem Fachgebiet, fehlen völlig.

Herzliche Grüße von Anne


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Eremit
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Beitrag Sa., 05.09.2009, 03:56

Nee, Anne1997, paßt schon, ich gebe Dir ja auch Recht. Allein die Farbgebung und die überdimensionierte Schrift sagt schon einiges aus. Was aber an einigen Prinzipien wieder nichts ändert.

Ich finde es einfach nur gut, das kritische Auge zu schulen. Mit der Zeit wird so oder so jeder Mensch mehr und mehr zu einem Philosophen und Psychologen.

Den heiligen Gral gibt es nicht, weder auf der einen, noch der anderen Seite des Zauns...

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