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Sa., 18.11.2023, 18:44
Ja, wahrscheinlich kann man bei allen Straftätern auch eine psychische Störung diagnostizieren. Notfalls antisoziale /narzisstische Persönlichkeitsstörung oder irgendwas mit Impulskontrollstörung geht wahrscheinlich immer. Ich halte es auch für sinnvoll, ausreichend Hilfe/Therapiemöglichkeiten zur Verfügung zu stellen für die Personen, die das in Anspruch nehmen möchten.
Ich halte es aber für nicht relevant und nicht hilfreich, immer im Zusammenhang von Kriminalität auf eine psychische Erkrankung hinzuweisen.
Ich finde das Thema hier auch sehr wichtig und Strategien zu überlegen, solche Fälle zu verhindern, die es viel zu häufig gibt.
Warum es in solchen schlimmen Fällen wie hier nicht zu einem Berufsverbot kommt, kann ich auch nicht nachvollziehen. Da ist die Chance dann einfach verspielt und man kann einen anderen Beruf ausüben. Das wäre ja auch ein deutliches Zeichen zur Abschreckung für alle anderen TherapeutInnen. Auch, weil es sich wie auch hier meistens nicht um einen Einzelfall des Täters handelt und die Dunkelziffer wahrscheinlich noch höher ist.
Es gibt auf jeden Fall auch die Möglichkeit, das Berufsverbot nach Straftat einzugrenzen, was auch mindestens umgesetzt werden müsste, z.B. keine Arbeit mit Kindern, weiblichen Personen, keine psychotherapeutische Tätigkeit bei Ärzten…
Ich halte Maßnahmen für notwendig, die den Menschen in Machtpositionen, diese bei Missbrauch entziehen und zusätzlich andere Strukturen, dass eine einzelne Person erst gar nicht so viel Macht über jemanden hat.
Ich denke, eine Ausweitung des Angebots würde helfen. Wie oft kommen Menschen aus Missbrauchssituationen nicht raus, weil sie keine anderen Hilfsmöglichkeiten kennen oder sehen.
Die Idee, direkt zu Therapiebeginn Informationsblätter aushändigen zu müssen, finde ich gut. Darauf könnten Kontaktdaten zu Stellen wie dem Ethikverein stehen, ermutigt werden, Zweit-/Drittmeinungen bei anderen TherapeutInnen einzuholen, Hinweise auf Grenzüberschreitungen, Rechtsbeistand anbieten, anderweitige/zusätzliche Hilfsmöglichkeiten wie sozialpsychiatrischer Dienst, begleitende Ergo-/Kunst-/Körper-/Musiktherapie, psychiatrische Anbindung.
Öffentlichkeitsarbeit wie dieser Fernsehbeitrag, um über Missstände in Therapien zu informieren und die Glaubwürdigkeit der Betroffenen zu erhöhen.
Austausch unter PatientInnen über Erfahrungen in Therapie. Außenstehende, die selbst keinen Bezug zu Therapie haben, können das glaub ich auch gar nicht so gut einschätzen. Mir hat das Lesen hier im Forum geholfen.
Bei Kindern finde ich die Sache aber wirklich noch schwieriger. Da hilft glaub ich am besten gezielte Arbeit in Kindergärten und Schulen usw., eigene Grenzen wahr- und ernstzunehmen, Stopp sagen zu dürfen, Vertrauenspersonen anbieten, die einschreiten, wenn nicht darauf gehört wird… Vielleicht könnte man auch die Kinder untereinander für einen Austausch vernetzen oder regelmäßige Termine bei einer anderen Person, um den Therapieverlauf zu besprechen.
Mir hat es halt immer geholfen, Missstände zu erkennen und als Unrecht wahrzunehmen, die für mich eigentlich normal waren, wenn ich gesehen habe, dass es auch anders laufen kann und ich dann einen Vergleich hatte.
Zu psychischer Gewalt ist in der gesamten Gesellschaft noch Aufklärungsarbeit notwendig, sie bewusst zu machen, damit sie leicht erkannt wird und entsprechend eingestuft wird. Strafrechtlich sind die Möglichkeiten da wohl eher begrenzt.