Aggressionshemmung

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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Tristan
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Aggressionshemmung

Beitrag So., 02.08.2009, 13:06

Hallo!

Ich mache zur Zeit eine Therapie. Nach fünf Sitzungen habe ich mit meinem Therapeut herausgefunden, was mein Problem eigentlich ist: Ich bin aggressionsgehemmt.
Damit auch klar ist, was das genau ist, hier ein paar Informationen darüber (gefunden hier: neuro24.de/show_glossar.php?id=51):
Vielfach wird der Begriff Aggression auch im positiven Sinne verwendet. Das lateinische Wort "aggredi" hatte ja auch die Bedeutung auf etwas zu gehen. Im positiven Sinn ist daher ein Zupacken, am Wettbewerb teilnehmen, sich der Konkurrenz stellen gemeint. Hiervon abgeleitet ist die Bezeichnung Aggressionshemmung als psychopathologischer Begriff für das Fehlen dieser zupackenden Eigenschaften. Als aggressionsgehemmt bezeichnet man unterwürfige Menschen, die auf Grund einer Persönlichkeitseigenschaft oder neurotischen Fehlhaltung (Hemmung) nicht dazu in der Lage sind, sich das zu nehmen, was ihnen zusteht und nicht dazu in der Lage sind ihre Position zu verteidigen. Aggressionshemmung ist also ein psychopathologischer Begriff, der aussagt, dass dem Betroffenen wichtige Fähigkeiten der Selbstverteidigung, und des Durchsetzungsvermögens fehlen.
Es gibt viele verschiedene Aggressionstheorien. Mir war vorher nicht klar, dass man unter "Aggression" nicht nur negatives Verhalten meint, wie z.B. körperliche oder psychische Gewalt gegen andere Menschen. Wie oben klar wird, gibt es auch positive Aggression, die jeder Mensch ausübt, und die sogar zwingend notwendig ist um zufrieden leben zu können.

Bei mir äußert sich das so, dass ich nicht fähig bin, mit Konflikten umzugehen. Ein Konflikt besteht, wenn meine Bedürftnisse mit denen von anderen Menschen kollidieren. Hier ist aggressives Verhalten notwendig, um überhaupt den Versuch zu starten, in einer Diskussion seine eigenen Interessen zu vertreten. Aber das kann ich nicht, es fällt mir sehr schwer, meist reichen geringe Widerworte aus und ich akzeptiere die Überlegenheit des anderen.

Das ist natürlich nicht nur frustrierend sondern hochgradig anstrengend. Ich gehe jeglichem Konflikt aus dem Weg. Das kann aber nicht funktionieren, wenn man Konflikte nicht bewältigt stauen sie sich auf und werden zu toxischem Gift für jegliche zwischenmenschliche Kommunikation. Deshalb habe ich ständig Probleme mit anderen Menschen, ich fühle mich einsam und alleine, ich habe den Eindruck anders zu sein als die anderen und ich besitze kaum Selbstwertgefühl.

Vielleicht hat sich ja jemand in diesen Beschreibungen wiedererkannt. Ich würde mich über einen kleinen Austausch oder Kommentare dazu sehr freuen.

Gruß,
Tristan

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Rezna
[nicht mehr wegzudenken]
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weiblich/female, 40
Beiträge: 1722

Beitrag So., 02.08.2009, 13:39

Ich kenne mich da zu einem guten Teil drinnen. Wobei bei es bei mir so ist, daß ich - wenn ich alleine bin - durchaus aggressiv sein kann. Oder anders: NUR dann. Habe schon erlebt, dass mitten in einem solchen Wutausbruch jemand das Zimmer betrat, und ich von einer zur anderen Sekunde Lammfromm wurde. Auch was meine Emotionen betraf. Wenn mich ETWAS wütend macht, kann ich (wenn ich alleine bin) aggressiv werden. Wenn JEMAND mich wütend macht, empfinde ich erst mal nichts, sondern erst wenn diese Person weg gegangen ist - dann geht es emotional heiß her. Ich kann auch im Vorfeld wütend auf wen sein und entschlossen einen Konflikt ansprechen wollen - sobald die Person mir gegenübersteht empfinde ich nichts mehr und mir kommen auch meine Bedürfnisse unwichtig vor.
Für mich selbst wichtige Themen die im Konflikt mit anderer Interessen stehen ist das natürlich schlecht - weil ich da immer meine eigenen Bedürfnisse verliere.

Aber ich merke, daß sich bei mir allmählich Verbesserungen einstellen. Wenn ich es doch mal geschafft habe, dann ist da einerseits Euphorie, es geschafft zu haben bei mir zu bleiben - aber auch Schuldgefühle, dem Anderen gegenüber. Aber mit jedem Mal wo ich es schaffe wird es besser und ich gewinne auch das Vertrauen für das nächste mal. Die Erfahrung, daß einem keiner den Kopf abbeißt (oder schlägt -denn ich denke davon kommt es bei mir) wenn man mal für sich einsteht ist sehr wichtig und stärkt für die nächsten Male. Man muss das wohl trainieren.
»Nimm niemals Böswilligkeit an, wenn Dummheit hinreichend ist.« [Hanlon's Razor]
»Wir sind lieber die Bösen als die Dummen.« [Richard David Precht]

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derwolf
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Beiträge: 28

Beitrag Mi., 02.09.2009, 07:54

Grüß dich Tristan,

ich kann dich verstehen auch wenn es bei mir gerade umgedreht ist (bin schnell auf 180 und suche mir die Konflikte) aber habe dann letztendlich das selbe Problem der einsamkeit und des zwischen menschlichen. Wir können gerne den deal machen und du gibst mir die hälfte von dir und umgekehrt das selbe

Auch wenn du es wohl schon öffters gehört hast, versuche es einmal krampfhaft im Falle eines Konfliks genau das zu tun was du selber von dir niemals erwarten würdest...dann funktioniert es auch immer wieder.

Dir noch viel Glück Großer

fg

ups...ist ja schon nen Monat her das Thema

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