Gewalt gegen mein kleines Ich

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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Echo
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Gewalt gegen mein kleines Ich

Beitrag So., 05.04.2009, 11:51

Hallo liebes Forumsmitglieder,

erstmal grüße ich euch, denn das hier ist mein erster Beitrag. Ich hoffe in diesem Forum Gleichgesinnte zu finden, Hilfe geben und nehmen zu können.
Nun zu meinem Problem. Es ist etwas umfassender und betrifft sehr viele Bereiche meiner Persönlichkeit, eigentlich hätte ich in jedem Unterforum etwas schreiben können*lach*
Ich bin zur Zeit in Psychotherapie seit etwas mehr als einem Jahr. Schwierig war ich schon immer. Depressive Phasen, Ängste, wenig Selbstbewusstsein. Ich erinnere mich n ur an unbeschwerte Zeiten in der Grundschule. Nun glaube ich die Ursache meiner ganzen Probleme gefunden zu haben oder besser gesagt, den ausgangspunkt. Und zwar wurde ich als Kind von meinem Vater geschlagen. Ich weiß noch nicht genau, wie häufig und in welchen Ausmaß. Ich habe nur wage Erinnerungen. Ich erinneremich an Schläge, die immer wieder kamen auf meine nackte Haut. Ich erinneremich an ein tränenüberströmtes Gesicht, mein Gesicht, an zu heißes Essen. Doch was ich ganz genau weiß, ist, dass mein Vater es war. Dass er es immer wieder war UND dass ich angst vor ihm habe. Dass ich ständig angespannt bin und war in seiner Nähe. Er war kein Alkoholiker, aber er ist sehr unkontrolliert. Er handelt aus Wut und diese Wut konnte früher schon durch Kleinigkeiten zutage kommen. Heute ist es allerdings nicht mehr so. Ich war glaube ich sein Hauptopfer.
Dass ich ab und geschlagen wurde, wusste ich schon länger. Dochdass es schlimmer als befürchtet sein könnte, vermute ich erst seit kurzer Zeit. Ich wurde nicht nur körperlich geschlagen, sondern auch psychisch. Mein Vater interessierte sich eigentlich nie für mich, er hat nie versuch tzu mir eine Beziehung aufzubauen. ALs ich schwimmen lernte und es ihm freudestrahlend erzählte sagte er nur "na und". Ich hatte immer den Eindruck es ihm nie recht machen zu können dabei wollte ich von ihm nur geliebt werden.

Diese Sachen belasten meine Beziehung, meine Sexualität und mein Verhältnis zum anderen Geschlecht. Mein Verhältnis zu Freundschaften. Ich hab diesen Borderline Test gemacht, das passt wohl zu mir:(
Ich will nun meine Kindheit aufarbeiten und damit klarkommen. Hier in diesem Forum erhoffe ich mir, Menschen zu finden, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Wie seid ihr damit umgegangen? Hatte das auch Auswirkungen auf Sexualität? Mag vielleicht jemand Erfahrungen austauschen? Würde mich sehr freuen.


Liebe Grüße
Echo

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w_s_
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Beitrag So., 05.04.2009, 12:02

Hallo Echo,

du wirst mit deiner Analyse ziemlich richtig liegen - die psychische wie auch physische Gewalt eines Vaters gegenüber seiner Tocher hinterläßt tiefe Spuren. Grundsätzlich über den Liebesentzug, über die dir dann so fehlende väterliche Liebe, die du für deine Entwicklung gebraucht hättest, einfach um eine gesunde Psyche aufzubauen, die über ein ausreichendes Maß an Selbstachtung und Selbstliebe in sich trägt.

Und wenn dir hier Selbstliebe fehlt, dann ist das tatsächlich etwas was du in Beziehungen merkst - einfach, weil wir ohne ausreichende Selbstliebe nicht fähig sind wirklich auf Augenhöhe jemand anderen zu lieben. Und natürlich wirst du das daher in deiner heutigen Sexualität und vor allem in der Tiefe deiner Beziehungen spüren - den Beziehungen sind ja nicht nur Sex, sondern haben auch einen emotionalen und einen intelletuellen Kern - neben der Erotik. Vielleicht spürst du das so, indem du dir Männer suchst, die einen Art Vaterersatz spielen; Männer, die vielleicht ähnlich unnahbar sind wie er es war; oder auch, dass du diesen Männern nicht traust, sie nicht an dich heranläßt - Intimität wie auch Nähe vielleicht gar nicht zulassen kannst. Das kann vermutlich viele Spielarten haben - welche sind es den bei dir?

Für das Aufarbeiten dieser Dinge benötigtst du normalerweise professionelle Hilfe - du solltest dir als einen oder eine Threapeutin deiner Wahl suchen, vermutlich wäre ein Mann besser weil du auch Vertrauen zum männlichen Geschlecht wieder erlernen musst. Aber ist natürlich deine Wahl, eine gute Chemie und auch Vertrauen aufbauen können ist hier sicherlich extrem wichtig.

Das Forum kann sicherlich auch helfen - in Form vom Austausch. Aber suche dir wirklich eine/n Thera, siehe das als Investition in dich selbst.

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Echo
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Beitrag So., 05.04.2009, 12:21

Hallo w_s,

danke für deine schnelle und freundliche Antwort. Ich fühle mich gleich ein wenig besser dadurch.
Erstmal wegen Thera: ich bin ja schon in Therapie. Ich glaube ohne ihn (es ist tatsächlich ein er) wäre ich auf alle die ganzen Sachen noch gar nicht gekommen. Noch vor einem Jahr tappte ich sowas von imDunkeln. mittlerweile werden immer mehr Zusammenhänge klar.

Wie es sich bei mir auswirkt? Du hast da ein paar gute und zutreffende Aspekte geschrieben. Ich glaube schon, dass mein Freund recht unnahbar ist. Er ist nicht emotional offen. Er hat in der Kindheit aber auch Mobbing erfahren, vielleicht kommt das daher. Er redet jedoch so gut wie nie darüber. Ob ich ihn mir deshalb ausgesucht habe? Weiß ich nicht. Vielleicht eher, weil er so friedlich wirkt und ich nicht glaube, dass er jemals gewalttätig werden könnte. Ich wünsche mir sehr, dass er sich mehr öffnet und sehe das auch als Ziel für unsere Beziehung. Er will das glaube ich auch und macht sogar wegen mit eine Therapie. Vielleicht versuche ich wirklich so das mit meinem Vater zu verarbeiten? Indem ich mir einen Freund suche, der sich nicht öffnet um ihn soweit zu bringen?
GEsund klingt das nicht. Aber ob ich deshalb schluss machen soll? Wir sind jetzt nunmal zusammen und eigentlich ist das meine längste Beziehung seit 5 Jahren.

ja auf unsere Sexualität wirkt es sich aus. Die Anfangsmonate waren ok, danach nach einer Zeit hatte ich keine Lust mehr auf Sex. Angst trifft es wohl eher. Da esmir danach manchmal sehr schlecht ging (Zittern, totales Einsamkeitsgefühl). Ich fühlte mich irgendwie beschmutzt und ausgenutzt. Das kann vielleicht damit zusammenhängen, dass ich mich früher oft ausnutzen ließ von verschiedenen Männern. Warum? Weiß ich nicht genau. Ich wollte geliebt werden, doch habe ja von meinem Vater beigebracht bekommen, das man sich Männern zu unterwerfen hat.

ich wüsste halt gerne was ich noch tun kann eben außerhalb von der Thera.

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yyy
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Beitrag So., 05.04.2009, 22:36

Hallo Echo,
in meiner Kindheit und Jugend habe ich ähnliche Erfahrungen gemacht , wie Du. Auch mein Vater hat mich geschlagen. Nicht regelmäßig, aber oft und unkontrolliert, wie im Wahn.... (meiner subjektiven Empfindung entsprechend formuliert...).
Bei mir war es so, dass ich lange Zeit Liebe mit Sexualität verwechselt habe und mich in diverse sexuelle Beziehungen zu Männern eingelassen habe, aber da mein Grundgefühl immer Angst war, konnte ich nie eine richtige (sexuelle) Beziehung zu Männern aufbauen bzw. diese genießen... (Ich lebe seit 10 Jahren auschließlich in lesbischen Beziehungen und fühle mich damit auch sehr wohl). Ich für mich habe festgestellt, dass ich sexuell mit Männern nicht kann, aber ich habe einige sehr gute Freundschaften zu Männern und möchte sie auch nicht missen..... Ich weiß nicht, ob Dir das jetzt großartig weiterhilft, aber ich dachte, ich schreib´Dir mal, was mich schon an Überwindung gekostet hat, aber irendwie fühlte ich mich angesprochen von Deinem Beitrag....

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w_s_
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Beitrag Mo., 06.04.2009, 09:53

Also ich glaube nicht dass es sinnvoll wäre, wenn du jetzt mit deinem Freund schluß machst - nur aus der Einsicht herraus dass er unnahbar ist. Er bemüht sich ja auch, und so wie ich dich verstanden habe macht er sogar eine Therapie dafür? Und letzten Endes ist es so wie es ist - solange du nicht ernsthaft im Zuge deines Weges drauf kommst, dass er für dich der absolut falsche ist, würde ich das mal so laufen lassen, und aktiv an der Beziehung versuchen zu arbeiten.

Gesund? Schau, was ist gesund? Das ist ein relativer Begriff. Die Behandlung durch deinen Vater hat bei dir beträchtliche Wunden hinterlassen - das ist so. Nimm etwa den Punkt, dass er dir beigebracht hat, dass du dich Männern zu unterwerfen hast. DAS ist doch mal ein beträchtlich negativer Angriff auf dein Selbstwertgefühl - den wo bleiben dabei deine Bedürfnisse? Wo bleibst du? Also ich würde hier an deiner Stelle schon mal den Weg nach mehr Eigenständigkeit versuchen zu gehen - würde mir mal überlegen wo das im Alltag bei dir eine Rolle spielt - dieses sich den Männern zu unterwerfen. Wo es dich vor allem stört - wo dir mal andere Dinge wichtig wären, die du nicht lebst und auch nicht forderst, weil du dich einfach unterwirfst. Und ich würde an diesen Punkten mal ansetzen, dort auch mal was selbstbewußt fordern und verlangen, und ganz gezielt versuchen zu lernen dass es nicht immer notwendig ist, sich Männern zu unterwerfen.

Das können Dinge des Alltags sein, dass könnten aber auch Dinge im Sexualbereich sein. Warum fühlst du dich beschmutzt und ausgenutzt? Sind es bestimmte Praktiken die du gar nicht willst? Oder ist es einfach so dass du beim Sex nie das machen darfst, was dir vielleicht auch mal Spaß und Freude bereiten würde. Etwa dass du mal die aktive Rolle übernimmst, oder ihm mal sagst was du dir von ihm wünscht? Mal sexuelle Fantasien aussprichst und ihn darum auch ersuchst? Sprichst du mit ihm überhaupt über sexuelle Wünsche? Oder ist das ein Tabu-Thema?

Und im Kern gehts dabei auch immer darum zu sagen: ok, ich will das weil ich mir wichtig bin. Weil ich mich auch selbst liebe. Weil ich es mir wert bin.

Vielleicht wären das mal Ansätze, den natürlich mußt du diese Dinge umsetzen wenn du sie für richtig hältst. Aber im Alltag, im täglichen Sein - die Thera kanns ja nur aufarbeiten und reflektieren, aber Umsetzung passiert halt dann immer und überall, wo es angebracht erscheint. Und es ist wichtig Erfolge zu sammeln, die dir und dem Thera zeigen, dass du beginnst die Erkenntnisse eben auch anzuwenden. Beginnst, dich selbst als Konsequenz deiner Thera zu verändern. Und so in das Erleben hinein kommst, dass du es auch wirklich machen kannst. Denn natürlich kannst gesund werden, um auf diesen Begriff zurück zu kommen - wobei ich es weniger als krank oder gesund klassifizieren würde, sondern mehr als das menschliche Weiterwachsen.

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Echo
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Beitrag Mo., 06.04.2009, 19:12

@yyy
hm zu frauen fühle ich mich eigentlich nicht so hingezogen. wie alt warst du als du das lesbisch-sein für dich entdeckt hast?

@w_s
ja eigentlich will ich auch gar nicht mit ihm schluss machen. gestern abend war er bei mir: und ich hatte auf einmal ein ganz komisches gefühl bei der sache. das war nachdem ich ihn so ein bißchen mir unterworfen habe (habe ihn dazu gebracht dass er für mich bestimmte dinge macht). dabei habe ich mich richtig gut gefühlt, doch imnächsten moment ziemlich schlecht. ich fand ihn auf einmal so schwach und langweilig. das ging im laufe des abends wieder weg und wir hatten dann sogar ein richtig lockeres beisammensein wie selten. normalerweise bin ich nämlich immer recht angespannt. das ist wohl die angst vor männern allgemein?
nein ich will ihn nicht verlieren er ist schon ein toller freund und sehr verständnisvoll.

ja, das mit meinem vater hat tiefe wundern hinterlassen. ich bin mir immer noch unsicher, was passiert ist und ob es überhaupt so schlimm war. bisher erinnere ich mich nur ans schlagen aber auch nur an wenige momente. habe angst dass noch schlimmere sachen hochkommen.
ich hab jetzt lange darüber nachgedacht inwiefern ich mich im alltag unterwerfen würde. ich kann gar keine konkreten größeren sachen benennen. es ist wohl mein ganzes verhalten: ich sage meine meinung nicht soo geraderaus, lache oft unsicher während ich was sage, versuche um jeden preis zu gefallen. allgemein glaube ich haben männer ein höheres ansehen als frauenbei mir..oder nein..falsch. mehr autorität. ich komme nie so schnell auf eine ebene wie mit frauen. erstmal versuche ich zug efallen und es recht zu machen wenn ich einen mann neu kennenlerne. umgekehrt bin ichab und an aber auch richtig zickig und auf konfrontation aus, also das genaue gegenteil. oft,wenn ich betrunken bin:)
Ich werde in Zukunft mal mehr darauf achten. Ich habe allgemein angst vor männern. ZUm beispiel heute war ich mit einem arbeitskollegen allein. und das war mir sofort unangenehm. ichd achte SOFORT an dinge wie dass er jetzt über mich herfallen könnte. das hat bei mir sofort eine sexuelle ebene.
doch der kollege..ist total lieb und hat außerdem eine frau. die gedanken waren also total absurd.
oder gestern diese anspannung als mein freund da war. ja das ist wohl einfach die angst....
er könnte ja jeden moment zuschlagen oder sonstwas machen.

Im Sexualbereich fühle ich mich allgemein beschmutzt und ausgenutzt. außer am anfang einer beziehung, die ersten zwei monate ist das komischerweise nicht so. dann gehts los. ich hab einfach keine lust mehr darauf. und die fälle, in denen ich diese angstattacken danach habe häuften sich. deshalb haben wir momentan gar keinen sex:( ich glaube meine sexualität ist sehr sehr kompliziert. ich bin nämlich durchaus oft aktiv gewesen, sehr aktiv. sexuelle wünsche habe ich auch angesprochen. meine sexuelle aktivität konnte man in den anfangsmonaten fast als nymphoman bezeichnen. vor allem einmal. das war direkt nach einem dieser angstattacken. und danach...hatten wir weiter sex und es war so, als ob meine ganz lust jetzt auf einmal rauskam und die macht über mich übernahm. wir hatten oft sex, richtig oft. direkt danach gings mir ok, nur irgendwann, ein, zwei tage später, fühlte ich mich so fremd von ihm und auch mir selbst durch diesen vielen sex. kann das garnicht genauer beschreiben. ab diesem "wilden" tag wurde der sex immer weniger bis jetzt: gar keiner mehr. Ich denke schon dass ein Zusammenhang besteht mit diesem einen tag. hab aber absolut KEINE AHNUNG was der ssein könnte. das macht mich gerade wieder so traurig, ich fühle mich hilflos weil ich zwar weiß was vorgefallen ist und sehen, dass es etwas damit zu tun hat aber überhaupt keinenzusammenhang ausmachen kann.
Vielleicht habe ich mich dafür geschämt, dass ich den Sex genossen habe und auch noch so viel hatte? vielleicht war das all die aufgestaute lust? gibts sowas überhaupt. und die kam raus, nachdem ich eine dieser angst-anfälle (zittern, totales einsamkeitsgefühlt, verschwommen vor augen) nach dem sex hatte.

Ich fühle mich als würde ich mich selbst verleugnen, wenn ich Lust beim Sex empfinde.
Angenommen ich wäre als Kind missbraucht worden. würde das vielleicht passen. Ich bin aber als KInd nicht missbraucht worden zumindest weiß ich davon nichts.
Oder es hat mit dem Schlagen zu tun. Aber wo ist der Zusammenhang von Schlagen und Sex? Für mich ist Sex irgendwie eine Gewaltausübung, auf die ich mit Unterwerfung reagiere. Das macht mit teils auch noch Lust und dafür mag ich mich nicht.

Kannst du verstehen warum es mir so schlecht geht...ich hab gerade wieder überhaupt keine ahnung wo ich ansetzten soll wo die probleme herkommen. mir erscheint es oft so, als sei alles bei mir besonderes kompliziert:(

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Beitrag Di., 07.04.2009, 22:22

Hallo Echo, um auf Deine Frage zu antworten: Es ist zeitlich für mich gar nicht so genau zu bestimmen, wann ich das Lesbisch-sein für mich entdeckt habe. Meine erste feste Beziehung hatte ich jedenfalls mit 20 Jahren. Damals hatte ich aber auch noch Beziehungen zu Männern, da ich mir bezüglich meiner sexuellen Orientierung noch recht unsicher war. Das war eine ziemlich chaotische Zeit in meinem Leben und es hat sich erst vor ca. 10 Jahren mit meinem "Outing" geändert. Damit war für mich "die Sache" ziemlich klar.Ich glaube, dass meine Unsicherheit auch daher rührte, dass ich es meinen Eltern immer recht machen wollte und die waren darauf eingestellt, das ich Ihnen irgendwann einen Ehemann und Enkelkinder präsentiere....
Aber um nochmal auf Dein Hauptthema zu rückzukommen: Was mich angeht, glaube ich nicht, dass mein Lesbisch-Sein mit meinen Gewalterfahrungen in meiner Kindheit- und Jugend zu tun haben..... Ich glaube eher, dass diese Erfahrungen sich darauf auswirken, wie ich Beziehungen generell erlebe, wie ich Nähe und Distanz in einer Beziehung aushalten kann.. etc .....

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w_s_
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Beitrag Mi., 08.04.2009, 10:55

ich hatte auf einmal ein ganz komisches gefühl bei der sache. das war nachdem ich ihn so ein bißchen mir unterworfen habe (habe ihn dazu gebracht dass er für mich bestimmte dinge macht). dabei habe ich mich richtig gut gefühlt, doch imnächsten moment ziemlich schlecht. ich fand ihn auf einmal so schwach und langweilig.

So wie du programmiert bist, ist es nicht dein Bedürfniss IHN zu unterwerfen, sondern DICH zu unterwerfen. Das geht so weit, dass ein Mann der sich von dir unterwerfen läßt, von dir offenbar sogar verachtet wird. Weil er in deinen Augen offenbar dann gar kein Mann ist, eben schwach und erbärmlich bei dir ankommt.


ja, das mit meinem vater hat tiefe wundern hinterlassen.
ich hab jetzt lange darüber nachgedacht inwiefern ich mich im alltag unterwerfen würde. ich kann gar keine konkreten größeren sachen benennen. es ist wohl mein ganzes verhalten: ich sage meine meinung nicht soo geraderaus, lache oft unsicher während ich was sage, versuche um jeden preis zu gefallen.


Ja, und damit machst dich in deiner Selbstsicherheit auch stark vom Feedback der Anderen abhängig, vor allem von dem der Männer. Das ist genau das was ich erwartet habe - du unterwirfst dich im täglichen Leben genauso, trägst deine Unsicherheit hier halt mehr oder weniger sichtbar mit dir herrum.

Ich habe allgemein angst vor männern. ZUm beispiel heute war ich mit einem arbeitskollegen allein. und das war mir sofort unangenehm. ichd achte SOFORT an dinge wie dass er jetzt über mich herfallen könnte. das hat bei mir sofort eine sexuelle ebene.
doch der kollege..ist total lieb und hat außerdem eine frau. die gedanken waren also total absurd.


Das glaube ich dir sofort, dass du Angst vor Männern hast. Dein Vater hat dir das ja schon eingetrichtert.... wehe du hast keine Angst vor ihm!

Und ob der Kollege nix von dir will auch trotz seiner Ehe... du, weiß ich nicht. Nur weil er verheiratet ist sagt das noch nichts.

Aber deine Projektion ist halt hier der Hammer - du solltest mal dringend an deiner Selbstsicherheit arbeiten, dich mit dem Kopfkino auseinander setzen wonach du dich von einem Mann sofort geistig vergewaltigt fühlst - wenn er mit dir nur alleine ist. Die Ursachen hast ja in deiner Thera kennen gelernt - Vaterbeziehung. Jetzt geh mal die Umsetzung an, überlege mit dem Thera wie du das für dich in den Griff bekommen kannst.

oder gestern diese anspannung als mein freund da war. ja das ist wohl einfach die angst....
er könnte ja jeden moment zuschlagen oder sonstwas machen.


Ja und stell dir vor er schlägt doch nicht zu.... aber deine Angst ist da. tu was dagegen!


Im Sexualbereich fühle ich mich allgemein beschmutzt und ausgenutzt. außer am anfang einer beziehung

Keine Ahnung was da noch überwiegt - die Lust, die Geilheit - noch die weniger etablierte Beziehung zum jeweiligen Mann?

ich bin nämlich durchaus oft aktiv gewesen, sehr aktiv. sexuelle wünsche habe ich auch angesprochen. meine sexuelle aktivität konnte man in den anfangsmonaten fast als nymphoman bezeichnen. vor allem einmal. das war direkt nach einem dieser angstattacken. und danach...hatten wir weiter sex und es war so, als ob meine ganz lust jetzt auf einmal rauskam und die macht über mich übernahm. wir hatten oft sex, richtig oft. direkt danach gings mir ok, nur irgendwann, ein, zwei tage später, fühlte ich mich so fremd von ihm und auch mir selbst durch diesen vielen sex. kann das garnicht genauer beschreiben.

Ja aber hat er dich hier unterworfen, oder du ihn - oder war das nicht relevant? Oder hast halt noch keine soo starke Beziehung zu ihm - was ist es?


Ich fühle mich als würde ich mich selbst verleugnen, wenn ich Lust beim Sex empfinde.
Angenommen ich wäre als Kind missbraucht worden. würde das vielleicht passen. Ich bin aber als KInd nicht missbraucht worden zumindest weiß ich davon nichts.


Wenn dich dein Vater - oder ein anderer Mann - in deiner Kindheit mißbraucht hat, vielleicht hast du es total verdrängt? Ist halt die Frage ob das nicht doch passiert sein könnte ... du reagierst ja offenbar schon sehr sehr stark und fragst dich das offenbar auch selbst. Was meinte dein Thera dazu?


Aber wo ist der Zusammenhang von Schlagen und Sex? Für mich ist Sex irgendwie eine Gewaltausübung, auf die ich mit Unterwerfung reagiere. Das macht mit teils auch noch Lust und dafür mag ich mich nicht.

Also so wie du konditioniert bist, empfindest du wohl Lust dabei wenn ein Mann dich gewaltsam nimmt/behandelt. Das Gefühl genommen, vergewaltigt, beherrscht zu werden ist natürlich pure Machtausübung - und nicht nur Sexualität. Spielt aber in der Sexualität immer wieder eine große Rolle - schau dir die ganze Sado-Maso Szene an. Menschen die Lust dabei empfinden herarbgesetzt zu werden gibts offenbar doch recht häufig.

Also von der Seite her wäre die gute Nachricht, dass dies Prägungen sind die durchaus vorkommen. Was dir - so vermute ich- im Wege steht sind deine sonstigen Moralvorstellungen. Es kann mir doch nicht gut gehen, wenn mich da einer Mißhandelt? Das ist aber ein Einwurf aus deinem Eltern- oder Erwachsenen Ich - und dein Kindheits-ICH will sogar mißhandelt und unterworfen werden, weil es das als (einzige) Liebesbeziehung zu deinem Vater erlert hat. Besser negative Streicheleinheiten als gar keine! Und auch Schläge sind ja eine Art der Zuwendung...

Ehrlich, wenn dich das stört solltest du mit deinem Thera diese Konfliktfeld versuchen aufzuarbeiten - warum du dabei Lust empfindest (meine Vermutung ist die Unterdrückung/Mißhandlung vom Vater), aber auch warum dich das stört (Moral- und Wertvorstellung die mit der Lust aus Unterwerfung kollidieren?).


...ich hab gerade wieder überhaupt keine ahnung wo ich ansetzten soll wo die probleme herkommen. mir erscheint es oft so, als sei alles bei mir besonderes kompliziert

Vielleicht helfen dir ja meine Ideen dazu ein wenig weiter - nimm dir bitte das raus was du für dich für stimmit hältst, den Rest vergiß. Und wenn gar nix paßt - auch gut. Dann vergiß bitte Alles!

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Beitrag Fr., 10.04.2009, 10:35

Guten Tag liebe w_s

Nachdem ich deinen Beitrag gelesen hatte, musste ich erstmal schlucken.
Ich bin beeindruckt davon, wie treffend du analysierst. Ich finde mich in fast allem wieder und möchte zu den einzelnen Punkten noch etwas sagen.
w_s_ hat geschrieben:
So wie du programmiert bist, ist es nicht dein Bedürfniss IHN zu unterwerfen, sondern DICH zu unterwerfen. Das geht so weit, dass ein Mann der sich von dir unterwerfen läßt, von dir offenbar sogar verachtet wird. Weil er in deinen Augen offenbar dann gar kein Mann ist, eben schwach und erbärmlich bei dir ankommt.
Dem kann ich nichts mehr hinzufügen, so ist es, leider:(

Nun die Frage, kann man das umprogrammieren? Ich würde sehr gerne eine Beziehung auf Augenhöhe führen. Ich will mich n icht unterwerfen, auch nicht ihn.
w_s_ hat geschrieben: Ja, und damit machst dich in deiner Selbstsicherheit auch stark vom Feedback der Anderen abhängig, vor allem von dem der Männer. Das ist genau das was ich erwartet habe - du unterwirfst dich im täglichen Leben genauso, trägst deine Unsicherheit hier halt mehr oder weniger sichtbar mit dir herrum.
auch hier triffst du ins schwarze. Ich bin regelrecht süchtig nach Feedback von anderen. Mein Freund ist ab und an mit den Gedanken woanders und reagiert dann z.b. nur mit "hm" und ist recht unbeteiligt. Klar, sowas fände niemand super. ABer ich reagiere darauf schon extrem. Denke innerlich - auch wenn ich weiß, dass es schwachsinn ist - das er mich n icht mag, sonst würde er doch reagieren, dass ich vielleicht gar nicht die Kraft habe, Reaktionen in ihmauszulösen und so weiter.

auch das würde ich gerne ändern. Ich lese momentan ein Buch "Die 6 Säulen des Selbstwertgefühls". Ich würde wirklich gerne mehr Selbstwertgefühl/bewusstsein bekommen, um mir und auch anderen mit mir das Leben leichter zu machen.

Kennst du , oder jemand anderes, hier zufällig ein paar Übungen oder andere Ideen, Buchvorschläge etc (Thera mache ich ja schon) um mehr Selbstwertgefühl aufzubauen? Ich wäre für alles offen, was helfen könnte. Denn so kann es nicht weitergehen!!
w_s_ hat geschrieben: Das glaube ich dir sofort, dass du Angst vor Männern hast. Dein Vater hat dir das ja schon eingetrichtert.... wehe du hast keine Angst vor ihm!

Und ob der Kollege nix von dir will auch trotz seiner Ehe... du, weiß ich nicht. Nur weil er verheiratet ist sagt das noch nichts.

Aber deine Projektion ist halt hier der Hammer - du solltest mal dringend an deiner Selbstsicherheit arbeiten, dich mit dem Kopfkino auseinander setzen wonach du dich von einem Mann sofort geistig vergewaltigt fühlst - wenn er mit dir nur alleine ist. Die Ursachen hast ja in deiner Thera kennen gelernt - Vaterbeziehung. Jetzt geh mal die Umsetzung an, überlege mit dem Thera wie du das für dich in den Griff bekommen kannst.
Mein Vater..ich hatte gestern mein erstes richtiges "Flashback". Mir ist wieder "eingefallen", dass ich ihn oft - ka wie oft - regelrecht anbetteln musste, damit er mir nichts tut. Manchmal half das sogar. Ich ging dann richtig vor ihm auf die Knie und sagte "bitte, bitte nicht". Wenn das keine Unterwerfung ist...
Ärgere mich über mich selbst, dass ich das gemacht habe, ein wenig. Wahrscheinlich hatte ich keine andere Möglichkeit. Nur aus heutiger Sicht..

Ok mich mit dem Kopfkino auseinandersetzen... soweit, dass ich mir selbst klarmachen kann, dass die Gedanken wahrscheinlich falsch sind, bin ich schon. Was wäre der nächste Schritt?
Mein Thera..ich durchschaue seine Therapiemethoden ja nicht ganz. Erst war ich skeptisch, da er mir auf Nachfragen selten konkrete Tipps gab. Er wollte wohl immer, dass ich selbst auf alles komme. Und:bisher hab ich schonriesige Fortschritte gemacht. Zum Beispiel: meine Essstörung in den Griff bekommen, überhaupt eine Beziehung auf längere Zeit einzugehen ist auch ein Fortschritt. Ich denke nicht mehr, wenn Leute lachen, dass sie über mich lachen. Ich habe meine unkontrollierten einsamkeits/wutanfälle besser im griff.
Und ich denke, auch wenn ich ihn jetzt frage, was kann ich machen? Dann wird er mir keine konkreten Tipps geben. Ich finde es zwar schade, vertraue ihm aber auch andererseits, da ich wie gesagt mit seiner Hilfe schon viel erreicht habe.
Soviel zur Verteidigung meines Therapeuten, der mir keine konkreten Tipps gibt:)

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Beitrag Fr., 10.04.2009, 10:35

w_s_ hat geschrieben:
Keine Ahnung was da noch überwiegt - die Lust, die Geilheit - noch die weniger etablierte Beziehung zum jeweiligen Mann?

Ja aber hat er dich hier unterworfen, oder du ihn - oder war das nicht relevant? Oder hast halt noch keine soo starke Beziehung zu ihm - was ist es?
Ich denke, was in den ersten Wochen einer Beziehung (und länger hab ichs bisher ja auch gar nicht ausgehalten, mein jetztiger Freund ist der erste, mit dem es länger als 3 Mon geht) hilft, dass ich Sex noch unbeschwert genießen kann ist vor allem das Verliebt-heitsgefühl. Meine Theorie ist, dass es eben alles "überdeckt", auch die negativen Gedanken, das schwache Selbstbewusstsein.

Bei diesem Einen Mal: eigentlich hat er sich ja unterworfen, da ich immer wieder wollte und er mitgemacht hat. Mein subjektives Empfinden sagt aber, dass ich mich unterworfen habe, weil ich mich ihm hingegeben habe. Wenn ich daran denke, wie gut es mir während des Sex mitihm ging und wie schlecht dann einige Tage später, betrübt mich das. Denn da merkte ich ja: Ich KANN Sex genießen.
und dazu jetzt dein nächster Punkt:
w_s_ hat geschrieben: Also so wie du konditioniert bist, empfindest du wohl Lust dabei wenn ein Mann dich gewaltsam nimmt/behandelt. Das Gefühl genommen, vergewaltigt, beherrscht zu werden ist natürlich pure Machtausübung - und nicht nur Sexualität. Spielt aber in der Sexualität immer wieder eine große Rolle - schau dir die ganze Sado-Maso Szene an. Menschen die Lust dabei empfinden herarbgesetzt zu werden gibts offenbar doch recht häufig.

Also von der Seite her wäre die gute Nachricht, dass dies Prägungen sind die durchaus vorkommen. Was dir - so vermute ich- im Wege steht sind deine sonstigen Moralvorstellungen. Es kann mir doch nicht gut gehen, wenn mich da einer Mißhandelt? Das ist aber ein Einwurf aus deinem Eltern- oder Erwachsenen Ich - und dein Kindheits-ICH will sogar mißhandelt und unterworfen werden, weil es das als (einzige) Liebesbeziehung zu deinem Vater erlert hat. Besser negative Streicheleinheiten als gar keine! Und auch Schläge sind ja eine Art der Zuwendung...
dein nächster Punkt zielt darauf ab, dass die Lust mit der Moral kollidiert. ich sage nur Freud:)
Das heißt ich müsste wohl die Moral in den Griff kriegen und mich fragen, wo sie herkommt. Dann könnte ich mit meiner sexuellen Prägung leben lernen. Wahrscheinlich von meiner Mutter. Meine Schwester wurde in der Familie (Vater, Mutter) oft als verachtenswert hingestellt, weil sie recht viele Männer hatte. Dazu hat mein Thera auch schon einiges gesagt. Zu Sexualität. Dass eben nichts "normal" ist oder nicht, sondern jeder seine Sexualität anderes auslebt und ich keinen Grund hätte mich dafür schlecht zu fühlen, solange ich niemand anderem wehtue.

Aber andersrum könnte ich auch die sexuelle Prägung in den Griff kriegen. Was ist denn einfacher? Eigentlich will ich nicht nur Lust empfinden, wenn ich "unterworfen" werde. Mir wäre lieber, ich könnte auf eine durchschnittlichere Art und Weise Sex genießen.

Auch diese immer und immer wieder. Das ist.."nimm soviel von mir wie du willst ich steh dir zur Verfügung". Also auch eine Unterwerfung.


w_s_ hat geschrieben: Wenn dich dein Vater - oder ein anderer Mann - in deiner Kindheit mißbraucht hat, vielleicht hast du es total verdrängt? Ist halt die Frage ob das nicht doch passiert sein könnte ... du reagierst ja offenbar schon sehr sehr stark und fragst dich das offenbar auch selbst. Was meinte dein Thera dazu?


Damit habe ich meinen Thera noch gar nicht konfrontiet. Die Vermutung ist nichtmal eine Vermutung. Sie kommt wohl daher, weil ich schon so viel von verdrängtem Missbrauch gehört habe.
Es gibt lediglich einen einzigen Ansatzpunkt und der befindet sich in meinem Tagebuch, da war ich14 oder so. Ich habe geschrieben "oder vielleicht mein Vater...nein nein nein nein".
Nein, eigentlich glaube ich nicht, dass der Missbrauch sexuell war. Sondern "nur" Schlagen etc.


w_s_ hat geschrieben: Ehrlich, wenn dich das stört solltest du mit deinem Thera diese Konfliktfeld versuchen aufzuarbeiten - warum du dabei Lust empfindest (meine Vermutung ist die Unterdrückung/Mißhandlung vom Vater), aber auch warum dich das stört (Moral- und Wertvorstellung die mit der Lust aus Unterwerfung kollidieren?).
ja, beim nächsten Mal spreche ich das ganz intensiv an. Die ganzen Erkenntnisse sind noch recht neu für mich, auch zum Großteil in der Therapie rausgekommen.

Nochmal vielen Dank, dass du dich so intensiv mit meiner Problematik auseinandersetzt. Das hilft mir sehr weiter

Liebe Grüße

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w_s_
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Beitrag Fr., 10.04.2009, 12:01

Schön, wenn es dir hilft.... das bißchen Analyse.

Du grundsätzlich: die eigene Prägung zu ändern ist wohl nicht so einfach wie das Umlegen eines Lichtschalters. Wenn, dann gelingt dir das nach und nach in der Therapie indem du die Ding reflektierend aufarbeitest.

Die Frage ist für mich auch stark, was nun exakt der Gegenstand von dem ist, was du für dich reflektierend aufarbeiten willst: geht es um die Gewaltanwendung in deiner Jugend, um das etwaige Erkennen von vielleicht noch viel mehr (falls das was ist), oder geht es um deine heutige Persönlichkeit, deine heutige Sexualität, dem Konflikt zwischen dem was dich geil macht (Unterwerfung) und dem was du als "moralisch" empfindest?

Das sind ja verknüpfte, aber nicht unbedingt die gleichen Dinge. Nimm etwa den Punkt der Moral - vielleicht ist das leichter zu Reflektieren als eine Mißbrauch? Vielleicht kannst du ja bereits durch die Einsicht, dass es sowas wie eine "unmoralische" oder "verdrehte" Sexualität gar nicht gibt, hier schon weiter kommen? Indem du lernst deine Unterwerfungsfantasien einfach auch mal lustvoll auszuleben? Indem du erkennst dasss diese kein Grund für Schuldgefühle sein müssen? Indem du erkennst, dass die Erfüllung von deinen sexuellen Wünschen ja was schönes und absolut Zulässiges ist, und du deinen Partner sogar gezielt darum ersuchen solltest genau diese Fantasien und Bedürfnisse mit dir auszuleben? Nur als Beispiel - viele Menschen empfinden Fesselungen als durchaus luststeigernd - hast du sowas schon mal mit deinem Partner probiert? Sexualratgeber meinen hier, dass man das erst ein wenig erlernen müsse - aber vielleicht wäre es auch mal attraktiv in die Richtung zu experimentieren? Falls dir da die Erfahrungen fehlen, mach dich mal darüber schlau.

Und vielleicht ist es ein wichtiger Schitt zu erkennen, wei verzopft deine Eltern da waren - in der Verurteilung deiner Schwester. Na dann hatte sie halt viele Männer - na und? Solange es ihr damit gut geht? Solange sie es nicht für sich selbst als Problem erkennt? Und solange sie niemanden damit verletzte - außer die verzopften Eltern - wo ist das Problem?

Und vielleicht ist es hilfreich zu verstehen, dass das Ausleben von sexuellen Fantasien eben gar nicht heißen muss, dass man mit seinem Partner nicht auf Augenhöhe steht. Sondern vielleicht ist es geradezu deshalb Augenhöhe, weil du das Vertrauen faßt ihm zu sagen was du möchtest - und er es vielleicht schön findet dir genau das zu geben? Augenhöhe läßt sich doch vielmehr daran erkennen, ob du in deiner Beziehung offen über diese Dinge reden kannst, ob er umgekeht über seine Wünsche offen reden kann - und ihr das eben wie Erwachsene ausleben könnt, die verstanden haben das dies Bestandteil ihrer Sexualität ist?

Weiß nicht ob diese Punkte für dich stimmig sein können - was meinst du?

Vielleicht wird aber auch das Fortschreiten deiner Therapie dazu führen, dass du auch deine Sexualität anders ausleben willst und wirst. Das wirst du selbst sehen.

Und ich vermute dein Thera weiß schon was er hier tut, indem er dich diese Dinge auch stark selbst reflektierend erkennen läßt. Das ist dann vermutlich für dich viel wertvoller als wenn er dir die Dinge einfach sagen würde...

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