Verlange ich zuviel von meinem Partner?

[eisvogel]

Hallo!

Wie manche von euch gelesen habe, bin ich dabei, meine Missbrauchsgeschichte zu bearbeiten. Naja momentan geht es mir damit ziemlich schlecht und eines von vielen Problemen dabei ist, dass mein Freund mich meiner Meinung nach zu wenig unterstützt. Am Anfang, wie die Geschichte rausgekommen ist war er total lieb und verständnisvoll, aber nach ein paar Tagen war er wieder so wie immer und wenn ich nicht schon weinend auf ihn zukomme, kommt er eigentlich nicht von selbst auf die Idee, mich zu umarmen oder mir vielleicht mal ohne Aufforderung was gutes zu tun, wie z.B. für mich kochen oder mir die Füße massieren.

Ich weiß, ich muss meine Wünsche auch ausdrücken und kann nicht erwarten, dass er alles von selbst macht, aber ich will nicht immer um seine Unterstützung betteln müssen. Momentan fühl ich mich von ihm sehr allein gelassen und irgendwie kommt mir vor, er distanziert sich von mir.
Aber er ist die einzige Person außer meiner Therapeutin die überhaupt die Geschichte kennt. Ich brauche ihn einfach jetzt und ich hab das Gefühl, er würde nicht das geringste Opfer für mich bringen.

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[Andi]

Hallo eisvogel!

Leider sind viele mit so etwas überfordert. Vielleicht weiß dein Freund einfach nicht, wie er mit dir umgehen soll. Oder vielleicht hat er auch Angst, etwas falsch zu machen. Hast du ihm schon mal explizit gesagt, was du von ihm erwartest? Ihm einfach mal gesagt, was du gerne von ihm hättest?

Ich wünsche dir ganz, ganz viel Kraft. Alles Gute,

Andi

[eisvogel]

Hallo Andi!

Naja, ich hab schon das Gefühl, dass ich ihm klargemacht habe, was ich gern hätte, aber er sieht das natürlich anders. Dass er nicht weiß, wie er damit umgehen soll, verstehe ich auch, ich weiß ja selbst nicht, wie ich damit umgehen soll. Und er muss natürlich auch noch seinen Job machen und sich um andere Dinge kümmern.
Trotzdem hätte ich halt manchmal gerne, dass er von sich aus mal was tut. Und jetzt wo ich ihm gesagt habe, wie ich mich zur Zeit fühle, fühlt er sich nur zu Unrecht von mir kritisiert. Manchmal habe ich das Gefühl, wir reden nur aneinander vorbei. Oder wir sind einfach so verschieden, dass er mich wirklich überhaupt nicht versteht.

Das ist so traurig, er ist doch der einzige Mensch, den ich jetzt hab!!

Wie mache ich ihm das bloß klar?

[Affenzahn]

Hallo eisvogel

Naja, Opfer bringen, wenn man nicht einmal weiss, was es denn sein soll ... das ist schon sehr viel verlangt!

Aus deinem Text kommt nicht klar hervor, was du denn nun von ihm wirklich (mit Worten) verlangt hast. Was ist es?

LG

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[eisvogel]

Z.B. hab ich ihm gesagt, ich hätte gern, dass wenn ich nach Hause komme, wir mal kurz plaudern und uns erzählen wie's uns geht und uns umarmen. Er arbeitet halt oft zuhause am Computer und ist dann nicht bereit seine Arbeit kurz zu unterbrechen, obwohl wir uns den ganzen Tag noch nicht gesehen haben.

Dann, dass ich gerne ab und zu mit ihm zusammen frühstücken würde und es schön fände, den Tag auch mal gemeinsam zu beginnen. Aber ich muss halt um 7 frühstücken und er will nicht so früh aufstehen. Hab dann vorgeschlagen, dass wir das dann eben nur am Wochenende machen, aber da schläft er halt dann bis Mittag, weil er nachts lange arbeitet und ich kann halt so ab 9 nicht mehr schlafen. Warum kann er nicht mal früher schlafengehen und dafür früher aufstehen, dann hat er genausoviel Zeit zum arbeiten?? Ich hab ihm ja schon oft gesagt, dass ich mir das sehr wünsche, Zumindest ab und zu.

Dann hab ich gesagt, dass ich gerne mehr Zeit mit ihm verbringen möchte, aber er hat sie einfach nicht. Gut, das ist nur zum Tei seine Schuld.

Und so weiter und so weiter...

[Affenzahn]

dass wenn ich nach Hause komme, wir mal kurz plaudern und uns erzählen wie's uns geht und uns umarmen.

Das klingt ja gar nicht nach einem Opfer.

Warum kann er nicht mal früher schlafengehen und dafür früher aufstehen, dann hat er genausoviel Zeit zum arbeiten??

Vielleicht hat er dann doch weniger Zeit zum Arbeiten, denn spät am Abend hat er ja vermutlich eher als am Morgen seine Ruhe, die er braucht.

dass ich gerne mehr Zeit mit ihm verbringen möchte, aber er hat sie einfach nicht

Ich nehme an, dass es dir insgesamt darum geht. D.h. kurz zusammengefasst: Du bittest ihn immer wieder, mehr Zeit mir dir zu verbringen, aber er erfüllt deinen Wunsch nicht. Das hat ja nun eigentlich nichts mit deiner Missbrauchsgeschichte zu tun, oder?

P.S.: Wie viel Zeit verbringt ihr im Alltag zusammen? Und wie viel wäre dir genug?

[Andi]

Hallo ihr Beiden!

Das mit dem Computer ist so eine Sache. Wenn ich da arbeite und in etwas vertieft bin, dann komme ich da auch nur gaaanz schwer los von. Wenn er ein echter PC-Freak ist, dann verlangt eisvogel da richtig viel von ihm. Das mit dem lange arbeiten ist auch schwierig. Wenn ich an etwas zu knacken habe, vergesse ich auch ganz gern mal die Zeit.

Aber wie dem auch sei, da hilft nur gegenseitiges Verständnis und Rücksichtnahme. Da sollten dann wohl beide etwas dran arbeiten...

@Affenzahn

Du bittest ihn immer wieder, mehr Zeit mir dir zu verbringen, aber er erfüllt deinen Wunsch nicht. Das hat ja nun eigentlich nichts mit deiner Missbrauchsgeschichte zu tun, oder?

Interessanter Punkt. Sollte ein Zusammenhang zwischen der Zeitknappheit und der Offenbarung des Missbrauchs sein, dann müsste sich das zeitlich einigermaßen decken. Da kann uns aber nur eisvogel genaueres berichten.


@eisvogel: Hatte er bevor er das erfahren hat auch schon so wenig Zeit?

Liebe Grüße, Andi

[Affenzahn]

Ich meinte eigentlich den (nicht vorhandenen?) Zusammenhang zwischen der Missbrauchsgeschichte und dem Bedürfnis, Zeit mit dem Partner zu verbringen.

[Andi]

Hallo!

@Affenzahn
Ja, hab ich auch so verstanden.

Was ich eigentlich meinte war, dass es zwar vermutlich keinen Zusammenhang gibt, falls es den aber doch geben sollte, dann müsste sich ja sein Verhalten ungefähr zu dem Zeitpunkt verändert haben, als er es erfahren hat.

Liebe Grüße, Andi

[triple]

Guten Morgen eisvogel,

lass' mal sehen, ob ich Dich richtig verstanden habe: Du versuchst mit therapeutischer Unterstützung einen Missbrauch aufzuarbeiten. Deinem Freund hast Du auch davon erzählt und er hat sich für kurze Zeit liebe- und verständnisvoll um Dich gekümmert und dann auf Alltag zurückgeschaltet? Euer Alltag sieht dann so aus, dass ihr einen unterschiedlichen Lebensrrhythmus habt und Du Dich oft alleingelassen fühlst?

Für mich klingt das so, als ob er innerhalb der Beziehung vor sich und Dir flieht. Wenn ihr vor Bearbeitung des Missbrauch-Traumas schon so gelebt habt frage ich mich, ob er sich nicht selber unglücklich und überfordert (wovon auch immer) fühlt. Habt ihr mal besprochen, was ihm eventuell (auch in der Beziehung) fehlt? Ich weiss natürlich nicht, ob Du da an ihn 'rankommst, aber wenn er Dir adäquat antwortet, würde ich ihm sehr genau zuhören.

Vielleicht fühlt er sich auch von Dir nicht richtig wahrgenommen und sowas wird bei beidseitiger Bedürftigkeit oft zu einem Teufelskreis, der Eure Beziehung zerstören kann.
Ich kann mir vorstellen, dass Du kaum Kraft hast, Dich auch noch mit seinen Problemen auseinanderzusetzen (falls er die überhaupt benennen kann und nicht aus falscher Rücksichtnahme leugnet), aber da geht's um die Wurst!

LG, triple

[eisvogel]

Hallöchen!

Ich finde es sehr lieb, dass ihr euch so in das Problem reinkniet, auch interessant, dass mir nur Männer geantwortet haben, warum auch immer.

Jedenfalls, um ein bisschen auf eure Fragen einzugehen, das mit zu wenig Zeit haben war auch schon bevor ich selbst und er das mit dem Missbrauch erfahren haben ein Dauerbrenner. Wir haben oft und oft darüber gesprochen, aber eigentlich ohne Lösung. Er hat glaube ich eine ziemliche Versagensangst und versucht gerade, sich als Selbständiger mit verschiedenster Projektarbeit über Wasser zu halten. Ich verstehe, dass er unter Druck ist, aber naja, ich hab halt auch Bedürfnisse.
Erschwerend kommt hinzu, dass er eben ein Nachtarbeitstyp ist und ich gezwungen bin, früh aufzustehen, weil ich eine Fachhochschule mache. Wir haben einfach einen ganz anderen Rhytmus, nur ich hab nicht die Möglichkeit meinen zu ändern.

Also es gibt dieses Problem schon ewig, was soll ich sagen, wir lieben uns trotzdem und wenn wir mal Zeit füreinander haben, kann es sehr schön sein.

Naja und das mit dem reden - Es ist wahnsinnig mühsam aus ihm was herauszukriegen, was ihn wirklich beschäftigt oder was er fühlt oder was ihm fehlt. Ich hab ihn auch schon oft direkt gefragt was er sich denn von mir wünscht. Das einzige was ihm eingefallen ist, war dass er gern mal wieder mit mir ausgehen will. Hab ich gesagt, o.k. super, aber wann??

Keine Ahnung, ich finde das auch unfair, wir sind schon seit mehr als 4 Jahren zusammen und ich schütte ihm dauernd mein Herz aus und er gibt von sich fast nie etwas preis. Und ich fühl mich dann noch schlechter, weil ich in dauernd mit meinen Problemen belaste, obwohl ich ja weiß, dass er eigentlich keine Zeit hat...

Ach, oje, das war jetzt ein bisschen lang und wirr, ich hoffe ihr lest es trotzdem.

LG
eisvogel

[frozen rabbit]

Vielleicht haben bisher nur Männer geantwortet, weil die Frauen hier bereits zur genüge über dasselbe Problem diskutiert haben. Du suchst eine Lösung für etwas, wofür es vielleicht keine Lösung gibt. Du schreibst selbst ihr habt lange diskutiert, aber keine Lösung gefunden. Wann würdest du bereit sein die Suche nach einer Lösung aufzugeben?

[eisvogel]

Ich habe nicht gewusst, dass es schon einen thread zu dem Thema gibt, außerdem ist es halt doch nochmal ein bisschen speziell, weil ich mich gerade in einer für mich extremen Situation bzw. psychischen Krise befinde und er sozusagen mein "Helfer" ist. Darum habe ich es auch hier gepostet und nicht in der Beziehungs-Rubrik. Wie auch immer.

Also, wenn du mit aufgeben meinst, dass ich mich von ihm trennen soll, kann ich nur sagen, dass ich darüber schon oft nachgedacht habe. Mal abgesehen davon, dass so eine Entscheidung immer schwer ist, ist er auch noch mein einziger Vertrauter in dieser Krise und das ist ja auch für ihn eine sehr belastende Situation. Nur kann er halt nicht wirklich darüber reden oder zumindest nicht mit mir.
Ich habe halt gehofft, Antworten zu kriegen von Leuten, die was ähnliches durchmachen. Aber das mir im Endeffekt damit niemand helfen kann, ist mir vollkommen klar.

LG
eisvogel

[Andi]

Hallo eisvogel!

Männer neigen nun mal nicht dazu, über ihre Probleme zu reden. Die meisten fressen die ein Leben lang in sich rein. Da ist nun mal unsere Gesellschaft schuld, denn ein Mann der über seine Probleme redet, verliert bei seinesgleichen Ansehen.

Da es anscheinend keinen Zusammenhang zu deinem anderen Problem gibt, hast du da ein geradezu klassisches Beziehungsproblem. Ihr müsst euch zusammenraufen oder euch damit arangieren.

Liebe Grüße, Andi

[eisvogel]

Lieber Andi!

Ich schaff es wohl nicht wirklich, den Zusammenhang mit "dem anderen Problem" richtig zu erklären. Naja, ist egal. Natürlich ist es ein klassisches Beziehungsproblem, nur halt als Draufgabe noch mit einem anderen Problem. Wie auch immer, ich kenne meine Alternativen und ich muss mir halt überlegen, was ich tue.
Weiß auch nicht, warum ich das poste, ich hab auch nicht erwartet, mein Problem in einem Forum zu lösen. Aber ich habe halt sonst nirgendwo Leute, die sich mit Missbrauchserfahrungen auskennen und sich in meine Lage ein bisschen hineinersetzen können.

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