Hallo Sintje,
Sintje hat geschrieben: ↑Sa., 23.05.2020, 12:53
Ich will, dass mein Vater diesen Fluch selbst aufhebt. Er soll sagen, dass das, was er von sich gegeben hat, nicht stimmt und dass ich okay bin. Auch wenn er seine Verhaltensmuster nicht ablegen wird. Er soll dem wenigstens etwas entgegensetzen.
Auch wenn ich deinen Wunsch total nachvollziehen kann, ich fürchte das wird nicht passieren.
Und, mit diesem Wunsch machst du dich nur wieder von ihm und seiner Reaktion abhängig. Indem du sagst, das muss von ihm kommen, er muss den Fluch aufheben, lieferst du dich ihm erneut aus...
Wenn er einfach nur sagt, dass du ok bist, ohne dass das wirklich seine innere Haltung ist, dann wird sich dadurch auch nicht viel für dich ändern, vor allem wenn er - wie du sagst - seine Verhaltensmuster nicht ablegen wird. Was bringt dir dieses Lippenbekenntnis, wenn es nicht mit Leben und anderen Erfahrungen gefüllt wird?
Meine Erfahrung: Der Weg der inneren Heilung läuft vor allem darüber, dass ich gelernt habe, Abstand herzustellen. Äußerlich und innerlich. Das dauert, das braucht Zeit, und vor allem war für mich für den inneren Abstand nötig, dass ich mich auch äußerlich auf Distanz gehalten habe.
Gespräche gab es verschiedene mit meinen Eltern. Mein Fazit ist: Sie verstehen es einfach nicht, sie 'können' es auch nicht verstehen. Und ich hab auch gemerkt, dass dieser Wunsch, sie mögen endlich mal verstehen, was Situation XY oder Z für mich bedeutet hatte, auch wieder ein sehr kindlicher war. Der Wunsch, nachträglich in diesen Situationen nicht alleingelassen zu sein, auf mich allein gestellt. Und bei mir war es dann auch so, dass sie sich an (für mich) sehr wichtige Situationen, die damals sehr konflikthaft waren (zwischen meinen Eltern und mir) und über Jahre andauerten, überhaupt nicht mehr erinnert haben. Was erneut die Bestätigung dafür war, wie wenig sie ihre eigenen Kinder überhaupt gesehen haben.
Von daher auch mein Rat: Mach dieses Gespräch unbedingt mit therapeutischer Begleitung im Hintergrund, sowas kann einen dann nochmal ganz anders aushebeln, als man sich vorher vorgestellt hat.
Sintje hat geschrieben: ↑Sa., 23.05.2020, 12:53
Dann kann ich zumindest offen dazu stehen, warum ich mich diszanziere.
Mit solchen Gedanken bist du ja weiterhin in seinen Werten und Meinungen gefangen. Du meinst, du brauchst einen "Grund" um auf Distanz zu gehen, am besten einen, den dein Vater auch "verstehen" wird.
Was wäre, wenn du dir sagst, es braucht keinen Grund? Es tut mir nicht gut, also tu ich es für mich, einfach so? Das sollte eigentlich der beste aller Gründe sein, finde ich. Aber ja, ich weiß selbst aus eigener Erfahrung, wie schwierig das ist...