sexueller Missbrauch - Sich nicht erinnern
sexueller Missbrauch - Sich nicht erinnern
Ich hab eine Frage an "Missbrauchsüberlebende" (sexueller Missbrauch in der Kindheit):
Wodurch habt ihr eure Erinnerungen als sicher bzw. wahr identifiziert? Welche Form der Erinnerung (z.B. Körpererinnerungen, Bilder,...) war dabei für euch ausreichend?
Ich hab sehr konkrete Erinnerungen an bestimmte eindeutig grenzüberschreitende Handlungen, weiß aber nicht genau wie weit diese wirklich gegangen sind. Ich hab nur eine Vermutung aufgrund von Körpererinnerungen, aber dazu keine anderen konkreten Erinnerungen. Irgendwie reicht mir das als Indiz/Antwort nicht aus. Ich hab aber momentan das Bedürfnis nach Gewissheit, auch wenn es sein kann, dass ich diese nie erlangen werde.
Wodurch habt ihr eure Erinnerungen als sicher bzw. wahr identifiziert? Welche Form der Erinnerung (z.B. Körpererinnerungen, Bilder,...) war dabei für euch ausreichend?
Ich hab sehr konkrete Erinnerungen an bestimmte eindeutig grenzüberschreitende Handlungen, weiß aber nicht genau wie weit diese wirklich gegangen sind. Ich hab nur eine Vermutung aufgrund von Körpererinnerungen, aber dazu keine anderen konkreten Erinnerungen. Irgendwie reicht mir das als Indiz/Antwort nicht aus. Ich hab aber momentan das Bedürfnis nach Gewissheit, auch wenn es sein kann, dass ich diese nie erlangen werde.
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Liebe Helga!
Was versprichst du dir denn von konkreteren Erinnerungen? Meinst du nicht, dass die auch ziemlich destabilisieren könnten? Es gibt ja einen Grund dafür, dass du dich nicht richtig erinnerst.
Ich kann dir sagen, dass ich erst seit ca 9 Monaten überhaupt "weiß", dass da "was gewesen ist".
Ich hab Wochen gebraucht, bis es möglich war, meinem Therapeuten mitzuteilen, dass da was war, es ging am Anfang nur schriftlich und mündlich haben wir bisher nur drumrum geredet.
Ich hab inzwischen eine sehr wage Erinnerung von oben, also außerhalb des Körpers (das ist nicht die einzige Erinnerung von außerhalb, es gibt einige) und vor einiger Zeit kamen Körpererinnerungen, die mir so angst gemacht haben, dass ich meinem Therapeuten zwar erzählt habe, dass da was passiert ist (in Andeutungen), ich hab ihm aber auch gesagt, dass ich da grad nicht ran will, weil ich weiß, dass es destabilisieren wird und ich froh bin, dass ich grad ein kleines bisschen ruhiger und stabiler bin.
Er sagte: Wenn du nicht willst, sage ich einfach gar nichts dazu.
Die "Tür" hat sich mit dieser Aussage irgendwie wieder geschlossen und ich bin froh drum.
Irgendwann will ich da ran, aber erst, wenn ich mich dem gewachsen fühle. Dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt ist, merke ich schon allein daran, dass ich, während ich das hier schreibe, einen Schweißausbruch vom feinsten habe.
Was aber wichtig ist für mich: auch wenn ich immer wieder denke, dass ich mir das alles nur einbilde, Märchen erzähle, mich anstelle uswusw, im Grunde "weiß" ich, dass es wahr ist. Das, was ich an Reaktionen bei mir wahrnehme, ohne dass ich mehr im Bewusstsein habe, langt dafür. UND ich hab jemanden, der mir das bestätigt. Mein Therapeut sagt: warum soll das gelogen sein?
Was versprichst du dir denn von konkreteren Erinnerungen? Meinst du nicht, dass die auch ziemlich destabilisieren könnten? Es gibt ja einen Grund dafür, dass du dich nicht richtig erinnerst.
Ich kann dir sagen, dass ich erst seit ca 9 Monaten überhaupt "weiß", dass da "was gewesen ist".
Ich hab Wochen gebraucht, bis es möglich war, meinem Therapeuten mitzuteilen, dass da was war, es ging am Anfang nur schriftlich und mündlich haben wir bisher nur drumrum geredet.
Ich hab inzwischen eine sehr wage Erinnerung von oben, also außerhalb des Körpers (das ist nicht die einzige Erinnerung von außerhalb, es gibt einige) und vor einiger Zeit kamen Körpererinnerungen, die mir so angst gemacht haben, dass ich meinem Therapeuten zwar erzählt habe, dass da was passiert ist (in Andeutungen), ich hab ihm aber auch gesagt, dass ich da grad nicht ran will, weil ich weiß, dass es destabilisieren wird und ich froh bin, dass ich grad ein kleines bisschen ruhiger und stabiler bin.
Er sagte: Wenn du nicht willst, sage ich einfach gar nichts dazu.
Die "Tür" hat sich mit dieser Aussage irgendwie wieder geschlossen und ich bin froh drum.
Irgendwann will ich da ran, aber erst, wenn ich mich dem gewachsen fühle. Dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt ist, merke ich schon allein daran, dass ich, während ich das hier schreibe, einen Schweißausbruch vom feinsten habe.
Was aber wichtig ist für mich: auch wenn ich immer wieder denke, dass ich mir das alles nur einbilde, Märchen erzähle, mich anstelle uswusw, im Grunde "weiß" ich, dass es wahr ist. Das, was ich an Reaktionen bei mir wahrnehme, ohne dass ich mehr im Bewusstsein habe, langt dafür. UND ich hab jemanden, der mir das bestätigt. Mein Therapeut sagt: warum soll das gelogen sein?
»Man versteht nur die Dinge, die man zähmt«, sagte der Fuchs.
aus: Der kleine Prinz, Antoine de Saint-Exupéry
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Naja, zum Einen die eigene Erinnerung, Erinnerungen von Anteilen.... und spätestens seit die Frau des Haupttäters für uns beim OEG ausgesagt hat, wissen wir es 100% sicher. Wobei das vorher auch schon sicher war und keine Zweifel gab.
Dass sie das tat (obwohl der Kontakt zu ihr auch abgebrochen ist von unserer Seite)...war schon eine Geste, die ich ihr hochrechne und ich nicht mit gerechnet habe.
Dass sie das tat (obwohl der Kontakt zu ihr auch abgebrochen ist von unserer Seite)...war schon eine Geste, die ich ihr hochrechne und ich nicht mit gerechnet habe.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)
Danke Vivy! Was ich mir davon verspreche? Keine Ahnung! Für mich ist es gerade wichtig. Die Erfahrung, dass auftauchende Erinnerungen destabilisieren, hab ich auch gemacht - vor 20 Jahren und vor etwa einem 3/4 Jahr. Mittlerweile bin ich wieder recht stabil, auch wenn immer wieder einmal etwas auftaucht.
Nicht darüber reden können - das kenne ich auch und es war auch beim 2. Mal Therapie schwierig genug, wenn ich auch etwas schneller zur "Sache" gekommen bin. Ich hab nur gerade das Gefühl, ich will da jetzt durch, kann das auch schaffen und werde da gut und im passenden Tempo begleitet. Für andere liegt die Antwort klar auf der Hand, ich kann es offenbar nicht wahr haben wollen.
Danke, Candykills! Bei mir gab´s nie eine Bestätigung durch den Täter und wird es auch nicht mehr geben, weil er bereits verstorben ist. Und es müsste ein "Wunder" geschehen, wenn die Mitwisserin irgendwie Stellung beziehen würde.
Nicht darüber reden können - das kenne ich auch und es war auch beim 2. Mal Therapie schwierig genug, wenn ich auch etwas schneller zur "Sache" gekommen bin. Ich hab nur gerade das Gefühl, ich will da jetzt durch, kann das auch schaffen und werde da gut und im passenden Tempo begleitet. Für andere liegt die Antwort klar auf der Hand, ich kann es offenbar nicht wahr haben wollen.
Danke, Candykills! Bei mir gab´s nie eine Bestätigung durch den Täter und wird es auch nicht mehr geben, weil er bereits verstorben ist. Und es müsste ein "Wunder" geschehen, wenn die Mitwisserin irgendwie Stellung beziehen würde.
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Ja, bei uns war's auch ein Wunder, ich hatte sie nämlich gar nicht bewusst als Zeugin angegeben im OEG (ich wusste ja gar nicht sicher, ob sie es überhaupt weiß oder ob sie wegschaute oder wie auch immer), sondern andere Zeugen und sie nur erwähnt. Anscheinend schrieben sie sie aber an und baten sie darum Stellung zu beziehen. Unser Haupttäter ist auch tot bereits.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)
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ich habe klare Erinnerungen seit je her. Habe es nie vergessen.
Bzw. Einen grossen Teil habe ich nie vergessen. Anderes schon.
Du wirst dich damit abfinden müssen, dass Dir Dein Körper genau das zeigt,
was Du gerade so erträgst. Mehr kommt in der Regel nicht,
und Du kannst es absolut nicht forcieren. Das macht auch absolut keine Sinn,
weil eben der Körper damit nicht klarkommen würde.
Bzw. Einen grossen Teil habe ich nie vergessen. Anderes schon.
Du wirst dich damit abfinden müssen, dass Dir Dein Körper genau das zeigt,
was Du gerade so erträgst. Mehr kommt in der Regel nicht,
und Du kannst es absolut nicht forcieren. Das macht auch absolut keine Sinn,
weil eben der Körper damit nicht klarkommen würde.
Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum
Liebe Helga,
wie heißt es so treffend: Nur was dasein darf, kann gehen.
Zu akzeptieren, dass es passiert ist, ist die Voraussetzung dafür, es aufzuarbeiten. Wie Müll, den du aus der Wohnung tragen musst - wegschauen oder kleinreden hilft nicht, du musst ihn anschauen, nehmen und wegschaffen.
Ich denke, das weißt du ja innerlich schon.
Alles Gute dir!
LG rainy
Would he walk upon the water
If he couldn't walk away?
And would you carry the torch for me?
If he couldn't walk away?
And would you carry the torch for me?
Danke, Pianolullaby und Rainy! Dass etwas gewesen ist, hab ich schon akzeptiert. Nur hab ich das Gefühl, dass ich jedes Mal von vorne beginne, wenn wieder etwas auftaucht und ich mir nie sicher sein kann, ob nicht irgendwann wieder etwas hochkommt. Darum wär´s irgendwie hilfreich, wenn man das "Schlimmste" wüsste, damit man zumindest weiß, mit etwas Schlimmeren muss ich jetzt nicht mehr zurecht kommen.
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- Forums-Insider
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- Beiträge: 433
Ich hab auch ganz klare Bilder und Erinnerung. "Weg" waren sie ungefähr 5 Jahre danach, also als ich so 13-18Jahre alt war hab ich nicht dran gedacht bzw. hat es mich scheinbar nicht beeinflusst, danach kam es alles immer wieder stückchenweise. Und jetzt ist es halt voll im Bewusstsein.
Ne Zeit lang hat es mich sehr belastet, als eben in dem ganzen psychischen Chaos noch kein Durchblick war und mir die Zusammenhänge all meiner Probleme noch nicht klar waren. Das war auch die Zeit, in der ich dachte ich muss unbedingt darüber reden um es loszuwerden, ich konnte es aber nicht. Außer sagen dass da Missbrauch war und von wem, ich konnte auch Angaben machen wie lange und wie oft und auch oberflächliche Detailfragen beantworten, wenn sie als Ja/Nein Frage gestellt wurden. Aber ich dachte immer ich muss die gesamten Details und Handlungen aussprechen um ins Reine damit zu kommen. Stimmt aber nicht und ich bin froh, dass ich mich nie gezwungen habe es auszusprechen. Also lebe ich mit meinen Erinnerungen, einige haben einen klaren Anfang und Ende, andere sind irgendwie rausgerissene Fetzen, aber ich strebe nicht danach alles zusammenfügen zu können. Und jetzt wo im Grunde all meine psychischen Baustellen auf dem Tisch sind und mir einzelne Zusammenhänge klar werden (bspw. dass der Missbrauch nur stattfinden konnte, weil wir von unseren Eltern emotional vernachlässigt wurden und uns eben auf diese Art das gegenseitig gegeben haben, was wir von woanders hätten kriegen müssen) kann ich tatsächlich auch sagen, was passiert ist, ohne in ein Loch zu fallen.
Also ich würde mir nicht freiwillig auf Biegen und Brechen weitere Erinnerungen und Beweise hervorholen wollen. Ich weiß dass es passiert ist. Und mir wird von verschiedenen Stellen geglaubt und das ist für mich das wichtigste.
Edit: ich habe mir übrigens ne Weile ganz viele Whorst-Case-Szenarien ausgemalt mit möglichen schlimmen Dingen die gewesen sein könnten, bei denen ich aber keine Indizien oder Sicherheiten zu habe. Also wirklich so was wäre wenn Fälle. Und ich habe festgestellt, was passiert ist ist schlimm. Steigern kann ich das nicht, auch nicht mit allen möglichen Was-wäre-wenns. Wobei das vielleicht anders ist, wenn man nur Erinnerungen an Grenzsituationen hat, also das was man eben nicht eindeutig als Missbrauch einordnet. Ich kann für mich ganz klar sagen, dass mein 15jähriger Bruder ganz genau wusste, was er mit mir als 10jährige gemacht hat und die Erinnerungen die ich habe, ganz eindeutig nicht unter kindlicher Neugier und Doktorspielchen abgetan werden können.
Ne Zeit lang hat es mich sehr belastet, als eben in dem ganzen psychischen Chaos noch kein Durchblick war und mir die Zusammenhänge all meiner Probleme noch nicht klar waren. Das war auch die Zeit, in der ich dachte ich muss unbedingt darüber reden um es loszuwerden, ich konnte es aber nicht. Außer sagen dass da Missbrauch war und von wem, ich konnte auch Angaben machen wie lange und wie oft und auch oberflächliche Detailfragen beantworten, wenn sie als Ja/Nein Frage gestellt wurden. Aber ich dachte immer ich muss die gesamten Details und Handlungen aussprechen um ins Reine damit zu kommen. Stimmt aber nicht und ich bin froh, dass ich mich nie gezwungen habe es auszusprechen. Also lebe ich mit meinen Erinnerungen, einige haben einen klaren Anfang und Ende, andere sind irgendwie rausgerissene Fetzen, aber ich strebe nicht danach alles zusammenfügen zu können. Und jetzt wo im Grunde all meine psychischen Baustellen auf dem Tisch sind und mir einzelne Zusammenhänge klar werden (bspw. dass der Missbrauch nur stattfinden konnte, weil wir von unseren Eltern emotional vernachlässigt wurden und uns eben auf diese Art das gegenseitig gegeben haben, was wir von woanders hätten kriegen müssen) kann ich tatsächlich auch sagen, was passiert ist, ohne in ein Loch zu fallen.
Also ich würde mir nicht freiwillig auf Biegen und Brechen weitere Erinnerungen und Beweise hervorholen wollen. Ich weiß dass es passiert ist. Und mir wird von verschiedenen Stellen geglaubt und das ist für mich das wichtigste.
Edit: ich habe mir übrigens ne Weile ganz viele Whorst-Case-Szenarien ausgemalt mit möglichen schlimmen Dingen die gewesen sein könnten, bei denen ich aber keine Indizien oder Sicherheiten zu habe. Also wirklich so was wäre wenn Fälle. Und ich habe festgestellt, was passiert ist ist schlimm. Steigern kann ich das nicht, auch nicht mit allen möglichen Was-wäre-wenns. Wobei das vielleicht anders ist, wenn man nur Erinnerungen an Grenzsituationen hat, also das was man eben nicht eindeutig als Missbrauch einordnet. Ich kann für mich ganz klar sagen, dass mein 15jähriger Bruder ganz genau wusste, was er mit mir als 10jährige gemacht hat und die Erinnerungen die ich habe, ganz eindeutig nicht unter kindlicher Neugier und Doktorspielchen abgetan werden können.
Danke, Fighter! Die Erinnerungen, die ich habe sind keine Grenzsituationen, sondern ganz klar als sexueller Missbrauch einzuordnen. Das meiste sind Erinnerungsfetzen und ich kann sicher auch nicht alles von dem zeitlich zuordnen.
Mir kommt das momentan nur wie ein Eisberg vor, der immer mal noch ein Stück aufschwimmt und etwas von seinem Unterwasserbereich preisgibt und ich weiß nie, wann es wieder passiert und hab Angst davor.
Mir kommt das momentan nur wie ein Eisberg vor, der immer mal noch ein Stück aufschwimmt und etwas von seinem Unterwasserbereich preisgibt und ich weiß nie, wann es wieder passiert und hab Angst davor.
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- Beiträge: 1299
Liebe Helga,
ja, ich denke, das eigentliche Thema ist Sicherheit und dass es einen guten Grund gibt, dass du weißt, was du weißt - oder eben auch nicht.
Ich habe es nicht gewußt, bin aus einem ganz anderen Grund in Therapie gegangen.
Deine Fragen waren - und sind teilweise immer noch - auch die meinen. Woher weiß ich sicher, ob eine Erinnerung echt ist oder nicht und möge mir bitte mal jemand mitteilen, was das Schlimmste ist, dann kann ich mich danach richten, das Thema bearbeiten und abhaken und muss nicht mit dieser Ungewißheit leben. Da du nach Erfahrungen gefragt hast, möchte ich zu diesen zwei Aspekten kurz von mir berichten.
Zur Echtheit von Erinnerungen:
Ich habe das Internet ausgelesen zum Thema False Memory Syndrom. Als hilfreich empfand ich auch die Website von Jenny Doe zum Thema induzierte Erinnerungen, es gibt einfach ein paar Kriterien, Hinweise oder vielleicht am besten: Wahrscheinlichkeiten. Es war das alles sehr schwierig für mich und hat mich mehrfach symbolisch und tatsächlich aus den Schuhen gekippt. Ich wollte mich an diesem Wissen und dem Rationalen festklammern, das ist wohl wenig gelungen, aber trotzdem fand und ich finde ich es wichtig, sich selbst immer wieder in Frage zu stellen.
Das ist der größte Spagat finde ich - zu lernen der eigenen Wahrnehmung zu trauen (oder wie in meinem Fall die Wahrnehmung überhaupt erstmal zuzulassen) und dann lernen zu warten, was das alles jetzt eigentlich bedeutet. Wo die Ursache ist.
Rückblickend würde ich sagen, das Wichtigste Kriterium für mich ist die Art und Weise, wie die Bilder aufgetaucht sind. Ohne, dass ich oder mein Therapeut danach gesucht hätte und ohne, dass ich mich gerade bewußt damit beschäftigt hätte. Und das zweite ist, welche emotionale Wucht / Wirkung die Bilder mit sich bringen.
Die Gewißheit, was das Schlimmste ist:
Da sind zwei wichtige Worte dabei - Gewißheit: Bedeutet wohl, etwas mit Sicherheit zu wissen. Sicherheit gibts aber gerade nicht bei diesem Thema, im Gegenteil. Und das Wissen alleine hilft auch nicht, im Gegenteil. Es geht da eher um Realisieren, dass etwas geschehen ist, was geschehen ist und was das mit mir macht, mit meinem Selbstbild und dann gibt es ja auch ein ganz wesentliches Beziehungsgeschehen.
Irgendwann ist bei mir das Schlimmste aufgetaucht - es war schlimmer als befürchtet, aber hat sich irgendwie richtig angefühlt, als würden auf einmal viele einzelne Teilchen wie von selbst auf ihren richtigen Platz fallen und plötzlich ergeben sich Zusammenhänge aus meiner Lebensgeschichte, das war schon sehr beeindruckend. Damals habe ich es gewußt. Diese eine Erinnerung kam in der Früh beim Aufwachen. Ein anderes Bild aus dem Nichts beim Einschlafen als ich gerade mit etwas anderem sehr stressigen beschäftigt war.
Ich habe es damals gewußt und ich weiß es immer wieder mal. Aber es gibt immer noch immer wieder Zweifel und ich habe alle Strategien mehrfach ausprobiert. Ignorieren, das eine oder andere beschließen, darüber reden oder mir und dem Therapeuten verbieten wollen je wieder darüber zu reden. Das Wissen schwankt und die einzige Sicherheit, die ich - zunehmend - habe ist jene, in kleinen Trippelschritten, den inneren Boden zu ertasten, auf dem ich stehen kann und der mir inneren Halt gibt.
Ich habe gelernt, es gibt keine Sicherheit von außen, nicht vom Therapeuten und von niemandem, der mir gesagt hat, ich solle doch glauben, dass es wahr wäre. Auch wenn es mir sehr viel bedeutet hat, dass mir geglaubt wurde.
Nun ja, jetzt ist es doch etwas länger geworden. Ich wünsche dir jedenfalls alles Gute für deine therapeutische Aufarbeitung und möchte dich ermutigen, auch wenn es schwierig ist, aber es ist unglaublich bereichernd und wenn man all das nicht mehr unterdrücken muss, ist das ein großer Energiegewinn. Wie die Vorschreiberinnen schon meinten - langsam und möglichst ohne Druck wäre der Königsweg in diesem Fall.
ja, ich denke, das eigentliche Thema ist Sicherheit und dass es einen guten Grund gibt, dass du weißt, was du weißt - oder eben auch nicht.
Ich habe es nicht gewußt, bin aus einem ganz anderen Grund in Therapie gegangen.
Deine Fragen waren - und sind teilweise immer noch - auch die meinen. Woher weiß ich sicher, ob eine Erinnerung echt ist oder nicht und möge mir bitte mal jemand mitteilen, was das Schlimmste ist, dann kann ich mich danach richten, das Thema bearbeiten und abhaken und muss nicht mit dieser Ungewißheit leben. Da du nach Erfahrungen gefragt hast, möchte ich zu diesen zwei Aspekten kurz von mir berichten.
Zur Echtheit von Erinnerungen:
Ich habe das Internet ausgelesen zum Thema False Memory Syndrom. Als hilfreich empfand ich auch die Website von Jenny Doe zum Thema induzierte Erinnerungen, es gibt einfach ein paar Kriterien, Hinweise oder vielleicht am besten: Wahrscheinlichkeiten. Es war das alles sehr schwierig für mich und hat mich mehrfach symbolisch und tatsächlich aus den Schuhen gekippt. Ich wollte mich an diesem Wissen und dem Rationalen festklammern, das ist wohl wenig gelungen, aber trotzdem fand und ich finde ich es wichtig, sich selbst immer wieder in Frage zu stellen.
Das ist der größte Spagat finde ich - zu lernen der eigenen Wahrnehmung zu trauen (oder wie in meinem Fall die Wahrnehmung überhaupt erstmal zuzulassen) und dann lernen zu warten, was das alles jetzt eigentlich bedeutet. Wo die Ursache ist.
Rückblickend würde ich sagen, das Wichtigste Kriterium für mich ist die Art und Weise, wie die Bilder aufgetaucht sind. Ohne, dass ich oder mein Therapeut danach gesucht hätte und ohne, dass ich mich gerade bewußt damit beschäftigt hätte. Und das zweite ist, welche emotionale Wucht / Wirkung die Bilder mit sich bringen.
Die Gewißheit, was das Schlimmste ist:
Da sind zwei wichtige Worte dabei - Gewißheit: Bedeutet wohl, etwas mit Sicherheit zu wissen. Sicherheit gibts aber gerade nicht bei diesem Thema, im Gegenteil. Und das Wissen alleine hilft auch nicht, im Gegenteil. Es geht da eher um Realisieren, dass etwas geschehen ist, was geschehen ist und was das mit mir macht, mit meinem Selbstbild und dann gibt es ja auch ein ganz wesentliches Beziehungsgeschehen.
Irgendwann ist bei mir das Schlimmste aufgetaucht - es war schlimmer als befürchtet, aber hat sich irgendwie richtig angefühlt, als würden auf einmal viele einzelne Teilchen wie von selbst auf ihren richtigen Platz fallen und plötzlich ergeben sich Zusammenhänge aus meiner Lebensgeschichte, das war schon sehr beeindruckend. Damals habe ich es gewußt. Diese eine Erinnerung kam in der Früh beim Aufwachen. Ein anderes Bild aus dem Nichts beim Einschlafen als ich gerade mit etwas anderem sehr stressigen beschäftigt war.
Ich habe es damals gewußt und ich weiß es immer wieder mal. Aber es gibt immer noch immer wieder Zweifel und ich habe alle Strategien mehrfach ausprobiert. Ignorieren, das eine oder andere beschließen, darüber reden oder mir und dem Therapeuten verbieten wollen je wieder darüber zu reden. Das Wissen schwankt und die einzige Sicherheit, die ich - zunehmend - habe ist jene, in kleinen Trippelschritten, den inneren Boden zu ertasten, auf dem ich stehen kann und der mir inneren Halt gibt.
Ich habe gelernt, es gibt keine Sicherheit von außen, nicht vom Therapeuten und von niemandem, der mir gesagt hat, ich solle doch glauben, dass es wahr wäre. Auch wenn es mir sehr viel bedeutet hat, dass mir geglaubt wurde.
Nun ja, jetzt ist es doch etwas länger geworden. Ich wünsche dir jedenfalls alles Gute für deine therapeutische Aufarbeitung und möchte dich ermutigen, auch wenn es schwierig ist, aber es ist unglaublich bereichernd und wenn man all das nicht mehr unterdrücken muss, ist das ein großer Energiegewinn. Wie die Vorschreiberinnen schon meinten - langsam und möglichst ohne Druck wäre der Königsweg in diesem Fall.
Fundevogel
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- [nicht mehr wegzudenken]
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- Beiträge: 2246
es werden immer wieder Dinge hochkommen, weil Du immer wieder durch etwas getriggert wirst.helgak62 hat geschrieben: ↑Sa., 27.07.2019, 09:23 Danke, Pianolullaby und Rainy! Dass etwas gewesen ist, hab ich schon akzeptiert. Nur hab ich das Gefühl, dass ich jedes Mal von vorne beginne, wenn wieder etwas auftaucht und ich mir nie sicher sein kann, ob nicht irgendwann wieder etwas hochkommt. Darum wär´s irgendwie hilfreich, wenn man das "Schlimmste" wüsste, damit man zumindest weiß, mit etwas Schlimmeren muss ich jetzt nicht mehr zurecht kommen.
Ob das schlimmer oder weniger zu dem ist, was Du schon weisst ist nicht immer gleich.
Und woher weisst Du was das schlimmste ist? Das was Du Dir vorstellen kannst, also Vg?
Und ist jede VG gleich? Was gibt es schlimmeres? Das ist eine Vorstellung welche völlig absurd ist,
weil es immer wieder Dinge gibt, die für uns unvorstellbar sind, es aber dennoch wahr ist,
Also ist es schlimmer als das was ich schon weiss? Ich habe immer gedacht, es geht nicht schlimmer, und doch es geht. Eigtl. immer.
Es macht also keinen Sinn, sich das "schlimmste" vorzustellen, weil man NIE weiss, was das schlimmste ist.
Wegen false memory.
Ich hatte meine Erinnerungen weit vor meiner 1. Thera, deswegen bin ich ja in Thera, kann also kein false memory sein.
Und ein Kind kann sich so etwas nicht erfinden !!
Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum
Dass etwas Schlimmes passiert sein musste, das wusste ich, weil ich mit zwölf Jahren geflohen war und ein neues Zuhause bekam. Auch ohne Erinnerungen war mir klar, dass kein Kind so etwas ohne Not tut.
Als ich das erste Mal in einer Klinik war und meine Schwester das erfuhr, haben wir geredet über unsere Vergangenheit. Zum allerersten Mal. Nach über zwanzig Jahren. Und sie hat Erinnerungen, die mich betreffen.
Als ich das erste Mal in einer Klinik war und meine Schwester das erfuhr, haben wir geredet über unsere Vergangenheit. Zum allerersten Mal. Nach über zwanzig Jahren. Und sie hat Erinnerungen, die mich betreffen.
Danke, Montana! Meine Schwester ist leider einige Jahre jünger, insofern ist sie als Quelle nur mäßig hilfreich und auch, weil sie nicht darüber reden will. Außerdem muss ich sie in gewisser Weise "beschützt" haben. Ihre Aussage dazu war nur: "Mit mir hat er es ja nicht gemacht."
Meine ist auch jünger, aber nicht viel. Und auch meine Schwester hat gesagt, dass sie selbst nicht angerührt wurde. Ich erinnere mich noch, dass sie sehr oft bei Freundinnen übernachtet hat. Und welches Gefühl das bei mir ausgelöst hat ("oh nein, heute bin ich wieder allein").
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