Rückfall Selbstverletzung

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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kaputt
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Rückfall Selbstverletzung

Beitrag Sa., 20.07.2019, 01:12

Vor einiger Zeit habe ich angefangen, mich selbst zu verletzen. Dann habe ich es mir in der Klinik abgewöhnt.

Nun habe ich im Moment viel Stress. Es fing an mit einer Absage für eine Ausbildung. Eigentlich eine normale Sache nur habe ich durch viele Ablehnungen das Gefühl völlig nutzlos zu sein und sowas haut dann voll rein.

Dazu kommen krankheitsbedingte Fehlbildungen, die noch operiert werden. Hier werde ich allerdings immer wieder vertrösten. Dann sollen die Chirurgen rauf gucken, der ist dann allerdings nicht da.

Daher geht es mir im Moment echt bescheiden und ich schneide mich wieder . Ich will es eigentlich nicht mehr aber ich komme nicht gegen den hohen Druck an. Auch die Skills, die ich erlernt habe, helfen mir nicht.

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Leo-01
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Beitrag Sa., 20.07.2019, 03:22

Hallo Du,

ich verstehe Dich u. Deine momentanen "bescheidenen" Gefühle, nachdem Du einige Vorkommnisse ja geschildert hast.

Aber etwas verstehe ich nicht bzw. habe dazu eine andere Meinung:

wenn Du LEICHTES SVV machst, dann entlastet Dich das doch. Es nimmt Dir doch den Druck u. damit (irgendwie) auch den psychischen Schmerz. Sicher wirst Du Dir an "ungefährlichen" Stellen (also solche, die man vor anderen gut verdecken kann / Oberarme, Oberschenkel) diese Druck-Entlastung antun. Sicher nicht im Gesicht. Und wenn's nur "leichtes Ritzen" ... eher im Sinne von "Anritzen" und keineswegs ein (tieferes) Schneiden mit späterer Narbenbildung beinhaltet, ist DAS dann nicht positiv anzusehen? Also zeitweise ... weil ja zur Zeit gleich mehrere Belastungen bei Dir zusammen kommen.

Ich würde mir also, wenn's sich nur um leichtes SVV handelt, da keine so große Gedanken machen. SO hättest Du zumindest eine Dich belastende Baustelle weniger.

Daß nun SVV keine Dauerlösung ist, ist ja klar.
Schließlich ist's nur ein SYMPTOM, das stellvertretend für etwas anderes = Grundsätzliches steht. Und diesem Grundsätzlichen solltest Du auf den Grund gehen. Dafür solltest Du Deine Energie einsetzen - es lohnt sich. Und genau jede Therapie, die Du machst, dürfte auf dieses essentielle Thema, DEIN Thema, eingehen.

LG - Leo



*** Der Ruf des Lebens an uns wird niemals enden (H. Hesse)
*** Ich betrachte mein Leben als einen l e b e n s l a n g e n, unvollendeten Entwicklungs-Prozess (gemäß d. Individuation / C.G. Jung).
*** Nichts ist so wie es scheint zu sein! (Leo)


Fighter1993
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Beiträge: 433

Beitrag Sa., 20.07.2019, 09:27

Ich wäre theoretisch seit fast zwei Jahren ritzfrei...wenn nicht letztes Jahr im Herbst ein Vorfall gewesen wäre, der mich so aus der Bahn geworfen hat, das nichts mehr ging außer die Klinge ansetzen. Klar hats mich im Nachhinein geärgert aber es war dann nur das eine Mal und weil ich wusste, ich hab es schonmal geschafft aufzuhören, kam ich auch nicht mehr in Versuchung es erneut zu tun seitdem. Sind jetzt schon wieder 10 Monate her und ich hatte nicht einmal das Verlangen danach. Außerdem hab ich ein Bedarfsmedikament was ich dann anstelle nehmen soll. Das macht es mir leichter dem Druck standzuhalten, denn ich will diese Tablette nicht nehmen und ich will dann aber auch nicht erklären wollen, wieso ich sie nicht genommen habe und mich verletzt hab. Also bei mir hilft es wirklich gut.

Und ansonsten, sei nicht so streng mit dir. Ja es ist ein Rückfall. Aber manchmal greifen eben die Alternativen nicht oder man benötigt etwas, was sicher wirkt (weswegen ich mich nämlich gegen die Bedarfsmedikation sträube, ich weiß nicht wie ich auf die Tabletten reagiere und weiß dementsprechnd nicht, dass ich aus dem Zustand wieder rauskomme, bei der Klinge weiß ich, 2 Schnitte und gut ist). Und halte dir vor Augen, dass du es schonmal geschafft hast wegzukommen. Ich bin sicher, dass du es auch ein zweites Mal schaffst. Hab keine Angst und sei da gnädig mit dir. Momentan ist es eben deine Strategie und wenn sie hilft, dann ist es ok für den Moment. Du bist ja gewillt Alternativen zu finden und ruhst dich nicht darauf aus, dass es so ist wie es ist. Du merkst ja, dass du es eigentlich gar nicht willst. Also, nur Mut!

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Malia
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Beitrag Sa., 20.07.2019, 10:38

Ich will es eigentlich nicht mehr
Du willst es, denn du tust es.
Es macht im Moment Sinn für dich, mit dem Druck nicht anders umzugehen, obwohl du weißt, wie es möglich wäre.
Der erste Schritt, aufzuhören, wäre wohl, sich das bewusst zu machen.
Bei einem gewissen Stande der Selbsterkenntnis und bei sonstigen für die Beobachtung günstigen Begleitumständen wird es regelmäßig geschehen müssen, dass man sich abscheulich findet.
Franz Kafka

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Scars
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Beitrag Sa., 20.07.2019, 13:33

Glaube solange du mit den dahinter liegenden Gefühlen nicht klar kommst und keine bessere Alternative hast (und die hast du gerade nicht, sonst würdest du es anders machen - "positive" Verhaltensannahme), wirst du darauf zurückgreifen. Deswegen hoffe ich, dass du dir keine Vorwürfe deswegen machst. Trotzdem ist das "nicht wollen" ja der erste Schritt von Veränderung und einen anderen Umgang finden. Hast du jemanden, der dir beisteht, gerade?
Remember to leave pawprints on hearts.

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Candykills
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Beitrag Sa., 20.07.2019, 15:41

Wir haben inzwischen mit dem Schneiden aufgehört, einfach weil wir die Mutter und so damit nicht mehr belasten wollen. Lange Zeit gossen wir uns alternativ kochendes Wasser über die Hände, aber auch das machen wir inzwischen so gut wie gar nicht mehr.
Es steht einem frei zu entscheiden, ob man das tun will oder nicht. Keiner zwingt einen dazu.

Vielleicht wäre das Buch „hEllo cruel world: 101 alternatives to suicide for teens, freaks and other outlaws“ etwas für dich.
Uns hat das schon oft geholfen, wenn der Druck sehr hoch war.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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Leo-01
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Beitrag Sa., 20.07.2019, 20:05

Candykills,
ich hoffe, es ist nicht zu indiskret, wenn ich nachfrage (-> gesetzter Plural): handelt es sich um eine multiple Persönlichkeitsstörung (heutige Bezeichnung gemäß ICD-1O ja wohl "dissoziative Identitätsstörung")? Oder ist Dir nur ein Fehler unterlaufen?



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Candykills
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Beitrag Sa., 20.07.2019, 20:48

Leo-01 hat geschrieben: Sa., 20.07.2019, 20:05 Candykills,
ich hoffe, es ist nicht zu indiskret, wenn ich nachfrage (-> gesetzter Plural): handelt es sich um eine multiple Persönlichkeitsstörung (heutige Bezeichnung gemäß ICD-1O ja wohl "dissoziative Identitätsstörung")? Oder ist Dir nur ein Fehler unterlaufen?
Ja, genau.
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Leo-01
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Beitrag Sa., 20.07.2019, 20:55

Also ist Dir kein Fehler unterlaufen. (Meine Fragestellung war ja zweideutig/dual.)



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Leo-01
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Beitrag Sa., 20.07.2019, 21:15

Wird denn in der Therapie bzw. von Therapeuten das S y m p t o m SVV als schädlich angesehen?? Also das Symptom als solches?

Es ist doch nur eine Art Selbsthilfe der Psyche, um dem psychischen unerträglichen Druck ein VENTIL zu geben. (Natürlich vorausgesetzt, daß nicht ein gravierendes selbstschädigendes SVV-Verhalten wie tiefes Schneiden oder Verbrennen/Kippen vorliegt.)

Im übrigen empfinde ich auch das Abspalten einer Person in mehrere quasi voneinander getrennte Persönlichkeiten, bei der die eine "Person" von der anderen jeweils nichts weiß (Abspaltung), ... ein irgendwie gesundes Regulativ der geschundenen menschlichen Seele. Um überhaupt noch überleben und existieren zu können.



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kaputt
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Beitrag So., 21.07.2019, 06:24

In der Klinik waren sie der Meinung, dass auch leichte SV nur der Einstieg sei und der Körper irgendwann stärkere Reize bräuchte. Außerdem habe ich damals bemerkt, dass man ganz schnell süchtig wird . Irgendwann hatte ich auch in Phasen ohne Anspannung einfach das Verlangen danach.

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Malia
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Beitrag So., 21.07.2019, 09:12

Wenn dein Alter stimmt, denke ich nicht, dass da noch was größeres draus werden könnte, da du es ja bewusst machst und erst spät damit angefangen hast.
Sieht eher nach Nachahmung aus als als Folge einer schweren Störung.
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Pianolullaby
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Beitrag So., 21.07.2019, 13:13

kaputt hat geschrieben: So., 21.07.2019, 06:24 In der Klinik waren sie der Meinung, dass auch leichte SV nur der Einstieg sei und der Körper irgendwann stärkere Reize bräuchte. Außerdem habe ich damals bemerkt, dass man ganz schnell süchtig wird . Irgendwann hatte ich auch in Phasen ohne Anspannung einfach das Verlangen danach.
Das ist das Problem, deswegen sofort andere Skills suchen, welche wieder funktionieren
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somethingmagic
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Beitrag Mi., 24.07.2019, 12:15

Hallo,

in erster Linie solltest du dir jetzt überlegen, was du tun kannst um Druck abzubauen. Eine Freundin anrufen und dich ausheulen, lautstark schimpfen, Tür knallen, Holz hacken o.ä.
Wenn du das Signal "mir reicht´s" ernst nimmst und was tust, bist du auf einem guten Weg.

Für mich ist ritzen immer die rote Flagge der Psyche, dass ich in die Gänge kommen muss und was an der Situation ändern.

VG
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Lächelt und sprecht:
Die Menschen sind gut,
bloß die Leute sind schlecht.“
Erich Kästner

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Sinarellas
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Beitrag Mi., 24.07.2019, 14:23

ach papperlapapp. sorry aber diese funny skills und druckgelaber helfen in dem Moment nicht und wenn auch nur weit bevor es überhaupt gen SVV geht. Ein unfassbar guter Pfleger hat in einer Klinik mal gesagt, dass es nunmal leider nichts schneller helfendes gibt und das daher ein unglaublich effektiver Mechanismus ist um sofort wieder sich zu "erden". Kann man bejahen oder verneinen, ich fand das recht hilfreich.

Wenn du wieder mittendrin in der Droge bist bringen die Skills nix, heißt, wenn du bei jedem Streßsymptom mit SVV antwortest, braucht es eher wieder Hilfe von außen, damit du dir wieder lernst anders zu behelfen.

Wenn es punktuell ist, dann gehts eher darum, dass du die Zeiten dazwischen dehnst, also versuchen zu reflektieren nach der Situation: Was ist davor passiert, was hätte helfen können, was hilft zur Nachsorge.

Je öfters du auf die Idee kommst die Anzeichen zuvor zu bemerken, desto schneller kannst du die verkakten Skillz anwenden. Mir haben die die anderen geholfen haben so gut wie nie geholfen. Aber zu bestimmten Graden kann man eben alles etwas abschwächen.

Du musst selber lernen, was dir tatsächlich hilft und ein Repertoire aufbauen. Die Zeiten werden wieder größer und irgendwann erkennst du davor, dass du etwas tun musst und kommst nicht mehr auf die Idee dich zu verletzen, das wird die Gedankenautobahn schlicht mit Teer zugeschüttet und es läuft.

Was mir immer geholfen hat ist in dem Moment wo es mir gut ging bewusst zu werden, dass ich das trotzdem machen kann, als notfall lösung. Ich verbiete mir das nicht, weils schmarrn ist.
..:..

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