Hallo,
ich habe eine Frage, die mir wahrscheinlich keiner beantworten kann – die mich aber sehr beschäftigt. Was ist denn der Unterschied zwischen „verarbeitet haben“ und „abgespaltene Gefühle“? Wenn ich keinerlei Gefühlsregungen wegen einer Vergewaltigung habe (mit 9 Jahren), diese Geschichte erzählen kann(wenn ich „muss“-grundsätzlich würde ich niemanden damit belasten), als wenn ich sie aus einem Buch vorlese… habe ich es dann verarbeitet oder nicht? Bisher dachte ich, ich habe es verarbeitet. Aber hat man dann trotzdem Flashbacks, Panikattacken (diese erst seit ein paar Wochen), kann sich nicht selber annehmen (schon immer), schreckt aus dem Schlaf auf, hat Schlafstörungen…? Aber wenn ich an den Vorfall denke – da ist nichts… (Erinnerung schon – aber ohne Gefühlsregung/Empfindung?).
Kann man nach einem verarbeiten noch den Schmerz fühlen oder ist der weg?
Danke fürs lesen
Lg Mathilda
Verarbeitet oder verdrängt?
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Klingt eher nach abgespalten. Bei mir ist es ähnlich. Wenn es abgespalten ist, kann ich darüber reden, als rede ich über Monopoly spielen. Ich kann auch solche Themen im Fernsehen anschauen, ohne dass es mich triggert.
Ist es aber im Vordergrund, dann habe ich Flashbacks, Intrusionen, Angstzustände, und so Zeugs.
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Man kann Gefühle unterdrücken ausblenden, später dann wahrnehmen was sie eigentlich ausgelöst haben. Verhaltensauffällig sein. Schwierigkeiten im Umgang mit Sexualität haben.
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Ich wurde nicht vergewaltigt, habe aber "emotionale Misshandlung" erlebt. Ich weiß nicht, ob ich dir deine Frage beantworten kann (oder ob man das annähernd vergleichen kann), aber ich habe ein ähnliches Problem - ich habe eine Angststörung und naja, sagen wir mal, "unpassende/übertriebene" Angstgefühle. Aber wenn ich von dieser emotionalen Misshandlung berichte, dann empfinde ich absolut gar nichts - Null! Ich kann es erzählen, als wäre es jemand anderem passiert, keine Gefühlsregung. Im Nachhinein relativiere ich es auch total und empfinde auch gerade im Moment eher alles als "halb so wild" und eben "vorbei".
Manchmal überkommt es mich allerdings - und dann kommt die Angst, Panik, Erinnerungen, ekliges Gefühl..
Mein Therapeut nannte es auch ein "Abspalten". Also nehme ich an, dass es bei dir ähnlich ist. Bist du denn in Therapie?
Manchmal überkommt es mich allerdings - und dann kommt die Angst, Panik, Erinnerungen, ekliges Gefühl..
Mein Therapeut nannte es auch ein "Abspalten". Also nehme ich an, dass es bei dir ähnlich ist. Bist du denn in Therapie?
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Danke für deine AntwortSchnuckmuck hat geschrieben: ↑Mi., 07.11.2018, 19:20 Man kann Gefühle unterdrücken ausblenden, später dann wahrnehmen was sie eigentlich ausgelöst haben. Verhaltensauffällig sein. Schwierigkeiten im Umgang mit Sexualität haben.
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Genau so ist es auch bei mir. Panikattacken/Angststörungen sind erst die letzten Monate aufgetreten...allerdings lasse ich mich weniger davon beeindrucken, da ich weiß, dass sie irrational sind (und dies auch "stur" in diesem Moment durchziehen kann und rational gegensteuere). Dadurch habe ich sie meist gut im Schach mit bewussten atmen und Gedanken lenken. Ein ziemlich heftiges Ereignis (das ich jetzt nicht mehr nachvollziehen kann) hatte ich beim spazieren gehen..es sind mehrere "Angstmomente" aufgetaucht und Flashbacks.. ich habe mich in dem Moment so...ich kann es gar nicht beschreiben.... ohnmächtig, traurig, verzweifelt, hilflos...gefühlt. Das hat mich total überrollt. Als ob ich nicht mehr ich selber bin. Nach 20/30 Minuten war es wieder besser und heute kann ich mich in diese Situation überhaupt mich mehr reindenken oder mich damit identifizieren. Als ob es nie gewesen wäre. Ich habe nach der Vergewaltigung im Detail nach dem Gerichtsverhandlungen eigentlich mit keinem mehr geredet. Mein Mann weiß nur ungefähr den Vorfall. Und genau dieses "halb so wild" und "passiert doch zig tausenden und in noch viel schlimmerer Form - stell dich nicht so an" - das habe ich auch... Ich hatte die letzten Jahre/Jahrzehnte angenommen, dass dies eben verarbeitet ist und sich deshalb so nichtig anfühlt und es ja auch stimmt das andere wesentlich schlimmere Dinge durchmachen. Aber wenn ich es verarbeitet habe, würde es jetzt wahrscheinlich keine Panikattacken geben denke ich...Federchen hat geschrieben: ↑Mi., 07.11.2018, 22:00 ich habe eine Angststörung und naja, sagen wir mal, "unpassende/übertriebene" Angstgefühle. Aber wenn ich von dieser emotionalen Misshandlung berichte, dann empfinde ich absolut gar nichts - Null! Ich kann es erzählen, als wäre es jemand anderem passiert, keine Gefühlsregung. Im Nachhinein relativiere ich es auch total und empfinde auch gerade im Moment eher alles als "halb so wild" und eben "vorbei".
Manchmal überkommt es mich allerdings - und dann kommt die Angst, Panik, Erinnerungen, ekliges Gefühl..
Mein Therapeut nannte es auch ein "Abspalten". Also nehme ich an, dass es bei dir ähnlich ist. Bist du denn in Therapie?
Ich habe nie eine Therapie gemacht. Aber ich habe jetzt bei einer angerufen (selbst am Telefon konnte ich ihre Frage "warum ich sie aufsuchen möchte" völlig nichtig und emotionslos einfach so erzählen und habe es wahrscheinlich auch ziemlich runtergespielt) es wird wahrscheinlich im Januar losgehen. Ich habe nur bedenken, dass man da nichts machen kann - oder das es doch normal ist?!. Ich bin immer noch hin und hergerissen. Ich bin ganz schlecht im "Hilfe suchen" und habe in meinem Leben bisher alles mit mir selber ausgemacht.
Hallo Marthilda.
Ich wollte zu dem Thema auch nochmal meine Gedanken dalassen. Auch weil ich das was du geschrieben hast über Emotionslosigkeit wenn man es erzählt auch kenne.
Ich hatte vor ein paar Wochen die Situation dass ich einer Psychiaterin etwas erzählt habe was jemand vor einigen Wochen mit mir gemacht hat, etwas das schlimm für mich war.
Ich brauchte Wochen bis ich es erzählen konnte, dann eines Tages hab ich gemerkt dass ich mich innerlich davon distanzieren kann.
Und ich hab es ihr dann erzählt, ohne Gefühl. Ganz nüchtern.
Ich weiß im Nachhinein dass ich es abgespalten habe. Sonst hätte ich es nicht erzählen können. Und es nicht ausgehalten.
Daher denke ich auch, dass du es nicht verarbeitet hast. Sondern verdrängt. Wenn etwas verarbeitet ist, hat man keine Flashbacks und keine Panikattacken.
Ich wollte zu dem Thema auch nochmal meine Gedanken dalassen. Auch weil ich das was du geschrieben hast über Emotionslosigkeit wenn man es erzählt auch kenne.
Ich hatte vor ein paar Wochen die Situation dass ich einer Psychiaterin etwas erzählt habe was jemand vor einigen Wochen mit mir gemacht hat, etwas das schlimm für mich war.
Ich brauchte Wochen bis ich es erzählen konnte, dann eines Tages hab ich gemerkt dass ich mich innerlich davon distanzieren kann.
Und ich hab es ihr dann erzählt, ohne Gefühl. Ganz nüchtern.
Ich weiß im Nachhinein dass ich es abgespalten habe. Sonst hätte ich es nicht erzählen können. Und es nicht ausgehalten.
Daher denke ich auch, dass du es nicht verarbeitet hast. Sondern verdrängt. Wenn etwas verarbeitet ist, hat man keine Flashbacks und keine Panikattacken.
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