War ich sexuell übergriffig?

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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Nöler
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War ich sexuell übergriffig?

Beitrag Fr., 01.06.2018, 14:44

Hallo liebe Community!

Ich möchte euch ein Ereignis aus meiner Kindheit schildern, dass mich von Zeit zu Zeit schwer beschäftigt und mir keine Ruhe lässt, weil ich es schwer einordnen kann und ich mich aufgrund dieser Sache auch irgendwie abartig finde.

Ich war 12 oder 13 und schlief bei einem Freund. Seine 9 Jährige Schwester war auch im Raum und schlief neben mir. Irgendwann in der Nacht habe ich ihre Hose ein Stück hinunter gezogen und ihr ein, zweimal an den Hintern gefasst, weil ich einen weiblichen Körper spüren wollte. Als sie sich dann umdrehte, hab ich aufgehört, weil ich dachte, sie wacht auf.

Ich war in einer Phase extremer sexueller Neugier und bin recht früh (so mit 11 oder so) mit Pornografie in Kontakt gekommen. Ich hatte diese Frauen aus den Filmen im Kopf. Ganz intensiv. Ich wusste zwar, dass das, was ich tue irgendwie nicht ok ist, aber so ein richtiges voll ausgeprägtes Unrechtsbewusstsein bildete sich erst später. Ebenso die Erkenntnis, dass das wohl grenzverletzendes Verhalten meinerseits war.


Es geht mir ziemlich schlecht mit diesem Wissen zu leben. Ich meine...ich hab keine pädophilen Neigungen, lebe eine normale heterosexuelle Beziehung heutzutage. Das war eine einmalige Sache. Aber trotzdem...ich fühle mich so, als ob ich ein massives Verbrechen begangen habe. War das "Kindesmissbrauch"? Wie wertet Ihr das?


Ich danke euch schon mal im Voraus für eure Antworten.


liebe Grüße!

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shesmovedon
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Beitrag Fr., 01.06.2018, 14:57

Sie hat keinen Schaden genommen, wie ich deinem Schreiben entnehme. Also mach sowas nicht wieder und vergiss das einfach. Du warst nen Kind dazu noch.

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Sehr
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Beitrag Fr., 01.06.2018, 17:14

Es war sexuell übergriffig, ja. Aber du hast ja nicht Schlimmeres gemacht. Und das Mädchen hat vermutlich gar nichts davon mitbekommen. Wieso nimmt dich das jetzt so mit?
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Nightingale
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Beitrag Fr., 01.06.2018, 20:11

Hallo Nöler

du warst zu diesem Zeitpunkt selber ja fast noch ein Kind. Als Kind/Teeny macht man Dinge, die z.T. grenzwertig sind, man testet sich halt aus. Du schreibst, dass du schon sehr früh mit Pornographie in berührung gekommen bist und das wird dich zu dem Zeitpunkt bestimmt sehr geprägt haben. Wichtig finde ich deine Einstellung zu dieser Situation jetzt als erwachsener Mann. Du scheinst es zu bereuen und deshalb sage ich ganz klar, dass es aus meiner Sicht kein Verbrechen war. Lediglich eine pupertäre, hormongesteuerte Grenzaustestung.
Wer liebt wird niemals einsam sein

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Sehr
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Beitrag Sa., 02.06.2018, 15:21

Naja, 11-12 Jährige können andere (meist) jüngere Kinder wohl auch missbrauchen, vergewaltigen etc. (auch unter 11-12 Jährige) Passiert ja oft genug.
Es ist ja so, dass er doch wusste was er tat und er wusste, es ist falsch aber er tat es trotzdem weil heimlich. (nicht erwischt werden, ertappt werden) Ein Glück, dass das Mädchen sich umdrehte und nichts davon mitbekommen hat und er somit gestoppt hat.
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Fighter1993
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Beitrag Sa., 02.06.2018, 17:37

Ich sehe das alles ein wenig zwiegespalten, vielleicht weil ich selbst in etwa dem Alter des Mädchens ähnlich bzw. durchaus heftigere sex. Übergriffe eines 5jahre älteren über mich habe ergehen lassen müssen - in vollem Bewusstsein und über mehrere Jahre.
Klar kann man sagen, er war selbst noch ein Kind. Aber mit 12 oder 13 Jahren hat man für gewöhnlich durchaus ein Bewusstsein, für richtig und falsch - was hier ja auch klar benannt wird und durch den "Tat"zeitpunkt, nämlich heimlich, ja auch deutlich wird.
Das Mädchen hat geschlafen, es hat wohl tatsächlich nichts mitbekommen (davon gehen wir jetzt mal aus, man sollte aber auch nicht unbedacht lassen, dass sich Opfer solcher Übergriffe in der Realität durchaus auch schlafend stellen, in der Hoffnung der Täter unterlässt es). Dennoch finde ich persönlich, macht gerade dieser Zustand des Mädchens den Übergriff durchaus grenzwertiger. Ja, es sind "nur" Berührungen gewesen, die aber ja auch nur unterbunden wurden, weil der Gedanke aufkam, das Mädchen wacht auf - niemand weiß, wie es gelaufen wäre, wenn dieser Umstand nicht stattgefunden hätte.

Hört sich jetzt aus meinem "Mund" hart an, ich weiß, ich schätze da spielt eben auch eine große Portion meiner Selbst mitrein. Ich will dem TE jetzt hier nix großes vorwerfen, aber vielleicht nur deutlich machen, dass es auch anders betrachtet nicht ganz so harmlos sein könnte.

Rational betrachtet sag ich "Dumm gelaufen, du bereust es, dem Mädel gehts ja scheinbar gut, verbuch es unter Erfahrung/whatever".
Emotional mit meiner persönlichen Geschichte finde ich es sehr sehr grenzwertig und übergriffig.

Übrigens kann ein solcher Missbrauch unter Kindern auch deutlich früher stattfinden, bspw 6 jährige sind durchaus in der Lage ihre Überlegenheit jüngeren Kindern gegenüber zu nutzen, und diese zu Dingen zu zwingen, die die jüngeren einfach nicht wollen. Und ich behaupte, das geschieht bewusst (durchaus eigene Erfahrungen aus meinem Arbeitsfeld vorhanden).
Kämpferin Glückskind Wunderfinder

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Nightingale
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Beitrag Sa., 02.06.2018, 21:25

Hätte hätte Fahrradkette :roll:

Er hat ihr an den Hintern gefasst! Er wird es mit Sicherheit in vollem Bewusstsein getan haben und er sagt ja auch selber, das ihm bewusst war, dass dies nicht ok ist. Dennoch bin ich davon überzeugt, dass Kinder in dem Alter Grenzen überschreiten, nur um sich und die Umwelt zu testen, ohne ihnen gleich Bosheit unterstellen zu wollen.

Ich setze jetzt einfach mal vorraus, dass er dem Mädchen nichts böses wollte, dass er lediglich seine Neugierde befriedigen wollte, die in diesem Bereich durch die Pornos entstanden ist. Selbst wenn das Mädchen aufgewacht wäre, würde sie direkt traumatisiert werden, "nur" weil ihr jemand kurz an den Po gefasst hat? Ich wäre in der Situation bestimmt irritiert und fänd es sehr komisch aber mit Sicherheit nicht traumatisiert.

Natürlich ist das keine schöne Situation, allerdings kann man, das ist mein ureigenes Empfinden, auch aus einer Mücke einen Elefanten machen.

So, viel Spaß dabei, mich verbal in Stücke zu reißen :lol:

Liebe Grüße und schönen Abend
Wer liebt wird niemals einsam sein


shesmovedon
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Beitrag Sa., 02.06.2018, 21:36

Ich seh's ähnlich wie Nightingale. Ich wurde über viele Jahre sexuell missbraucht und trotzdem sehe ich das hier nicht als etwas mega krasses an. Da war ein Kind, was seine Neugierde befrieidgt hat und niemand kam zu Schaden. Das Kind ist heute erwachsen und reflektiert, was es damals getan hat. Dass das falsch war. Das vermeintliche Opfer hat davon nichts mitbekommen, ist weder traumatisiert noch sonst etwas und wer richtigen sexuellen Missbrauch erlebt hat, weiß dass das völlig anders abläuft.
Kinder sind neugierig aufeinander und so zeigen kleine Jungs ihren Schniedel und Mädchen ihre Scheide. Das hat noch längst nichts mit Missbrauch oder sonst was zu tun.
Und mit 11 - so behaupte ich - hat man nicht wirklich einen Überblick über sexuellen Missbrauch. Ich habe ja mit 11 noch nicht sicher gewusst, dass das was mir angetan wird, falsch ist. Und ich bin nicht auf den Kopf gefallen.
Just my two cents.

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mondlicht
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Beitrag Sa., 02.06.2018, 22:55

Ich möchte die Frage von Sehr noch einmal wiederholen: warum beschäftigt dich das heute so?

Rückwirkend diese Schuldfrage aufzuwerfen und dein Vehalten zu kriminalisieren, würde meines Erachtens unter zwei Voraussetzungen Sinn ergeben: 1. wenn du noch eine Verantwortung gegenüber dem Opfer wahrnehmen könntest 2. wenn du auch heute noch bedenkliche Verhaltensweisen an den Tag legen würdest.

Nun schreibst du, dass du in einer "normalen" Heterosexuellen Beziehung lebst, womit du wohl sagen willst, dass du weit davon entfernt bist, deine potentielle Macht gegenüber anderen Menschen zu missbrauchen. (Ist das wirklich so? )

Die zweite Frage wäre, ob du mit der Frau, die du damals angefasst hast, noch im Kontakt stehst und ein Gespräch über das Geschehene denkbar wäre?

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stern
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Beitrag So., 03.06.2018, 14:26

Ich würde es als sexuell motivierten Missbrauch sehen, jedoch nicht im Sinne des Strafrechts. Sexuell motiviert deswegen: "Ich hatte diese Frauen aus den Filmen im Kopf. Ganz intensiv. Ich wusste zwar, dass das, was ich tue irgendwie nicht ok ist..." Und Missbrauch, weil eine wehrlose Situation ausgenutzt wurde, trotz eines gewissen Unrechtsbewusstseins. Den vorangegangen Relativierungen schließe ich mich nicht an, weil evtl. Auswirkungen für jemanden nichts an der "Tat" an sich nichts ändern. Damit gilt es halt jetzt zu leben ohne sich übergebühr fertig zu machen. Das Hinterfragen und wenn das jetzt keine Thema mehr ist, zeugt von Gewissen und Urechtsbewusstsein. Nicht fair, fände ich, sie erneut in etwas hineinzuziehen... damit sie nun sozusagen genötigt wird, sich damit auseinanderzusetzen bzw. sich zu frage , ob sie evtl. missbraucht wurde (falls sie das nicht mitbekommen hat und somit selbst nichts verifizieren noch widerlegen kann)... oder gar auf Absolution zu hoffen, während sie dann evtl. drauf sitzen bleibt.
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mondlicht
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Beitrag So., 03.06.2018, 14:52

stern hat geschrieben: So., 03.06.2018, 14:26 Nicht fair, fände ich, sie erneut in etwas hineinzuziehen... damit sie nun sozusagen genötigt wird, sich damit auseinanderzusetzen bzw. sich zu frage , ob sie evtl. missbraucht wurde (falls sie das nicht mitbekommen hat und somit selbst nichts verifizieren noch widerlegen kann)... oder gar auf Absolution zu hoffen, während sie dann evtl. drauf sitzen bleibt.
Ja, da hast du vielleicht Recht, Stern.

Meine Überlegung ging auch nicht in Richtung "Absolution". Es könnte ja sein, dass diese Frau auch ein eher diffuses Gefühl zu dieser Erinnerung hat und nicht weiß, was damals passiert ist, es aber dennoch ahnt. Das könnte eben auch sehr belastend sein.

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Sehr
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Beitrag So., 03.06.2018, 15:00

Und ich finde, "Spielereien" unter Kindern die sich erkunden geht eher so, dass alle wach sind und miteinander "spielen". Und nicht, dass man dem anderen Kind heimlich im Schlaf die Hose vorsichtig runter zieht und auf dessen Po rumstreichelt. Und sogar da kann einiges schief gehen.

Und nur weil es ein 11-12 Jähriger Knabe ist, halte ich es nicht für "harmlos". So dumm sind Kinder nicht, wie manche glauben.
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stern
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Beitrag So., 03.06.2018, 15:11

Dann könnte sie ja ihrerseits den Kontakt suchen... wenn sie aber wirklich nichts ahnt, sehe ich es wie oben, nämlich dass sie sie dann auch noch damit konfrontiert ist, ob sie als Kind sexuell missbraucht wurde. Und solche unklaren Situationen (was ist genau passiert), die man selbst nicht erinnert oder selbst Doktorspiele, sind auch nicht immer ohne (liest man im Forum ja oft genug davon)... das merkt Nöler selbst von der anderen Seite aus. Dass sie doch etwas mitbekommen hat, ist sicherlich nicht auszuschließen. Aber ich würde ihr jetzt keine Flöhe ins Ohr setzen. Kann man natürlich auch anders abwägen... was eh viele Unbekannte hat, zB die Konstitution der Beteiligten. :-)

nicht alle Vorbeiträge gelesen.
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Sehr
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Beitrag So., 03.06.2018, 15:16

Es ihr zu sagen halte ich auch für keine gute Idee. Das wäre bestimmt erniedrigend für die mittlerweile junge Frau. Vielleicht ahnt sie etwas in die Richtung aber ich würde sie nicht dran erinnern oder ansprechen. Man weiss ja nicht.
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stern
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Beitrag So., 03.06.2018, 15:46

Nöler hat geschrieben: Fr., 01.06.2018, 14:44 ich fühle mich so, als ob ich ein massives Verbrechen begangen habe. War das "Kindesmissbrauch"?
Ich würde raten, an einer realistischen Bewertung zu arbeiten. Also weder "massives Verbrechen" noch "das macht man halt so als Kind". Denn mit 12 bzw 13 weiß man normal, dass man niemanden die Hosen hinunterzieht. Und vllt. ist auch das Pornokino im Kopf von damals und was tatsächlich war (an den Hintern fassen, was freilich nicht o.k. ist), genauer zu unterscheiden. Also der Pornofilm im Kopf hat sich tatsächlich so nicht zugetragen... aber es war natürlich eine Grenzverletzung.

Wie gehst du sonst damit um, wenn du Mist gebaut hast?
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