Phasen der Missbrauchs-Aufarbeitung

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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Sommerwind90
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Phasen der Missbrauchs-Aufarbeitung

Beitrag Do., 01.12.2016, 21:06

Ich arbeite nun schon bisschen über 2 Jahre meinen Kindeamissbrauch auf. Hochgekommen sind die Erinnerungen vor 1 en halb Jahren . Ich wollte euch fragen durch welche emotionalen Phasen ihr so gegangen seid? Und wie man erkennt ob man mit der Aufarbeitung fertig is , ziemlich optimistischer Gedanke ich weiß. Bin in einer Phase wo ich mir denke ich trete auf der Stelle

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elfi07
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Beitrag Fr., 02.12.2016, 10:22

Also ich bin Grad mittendrin.
Ich kann dir sagen es ist verdammt schwer.
Emotional geht's. Empfinde irgendwie keine Emotion ( kommt vielleicht noch).
Aber ich kämpfe mit schmerzen.
Ganzer körper tut weh.
Ich denke viel nach.
Ich sehe jetzt das ganze Ausmaß. Es wird immer klarer.
Ich muss lernen es anzunehmen dass es so war.
Da arbeite ich dran.
Woran man das merkt?
Also ich glaube dass einem das nicht mehr so viel ausmacht wenn man darüber nachdenkt bzw.
Wenn erinnerungen komnen. Ich glaube man kann
offener damit umgehen und die ganzen symtome sind nicht mehr present.
Weiß nicht ob das stimmt aber die Vorstellung ist toll das macht mir mut.
Ich weiß nicht ob du das so hören wolltest.

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Sommerwind90
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Beitrag Fr., 02.12.2016, 10:41

danke für deine Antwort.
das ganze ausmaß annehmen, dass kann ich noch nicht.
Es ist noch immer so als ob es mich nicht betreffen würde.
habe ein bisschen angst davor diese stufe zu erreichen.
bin momentan auch in einer schmerzphase, wo die ganze Muskulatur einfach nur höllisch weh tut

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ben8
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Beitrag Di., 13.12.2016, 19:19

Hallo,
ja machmal hatte ich auch das Gefühl das es nicht vorran geht. Ich hatte zwei intensive Phasen. Einmal vor 15 Jahren. Damals hatte ich es soweit bearbeitet wie es für mich möglich war. Mir war es damals zu viel den Täter zu konfrontrieren. Und jetzt nochmal 15 Jahre später die Zweite Welle. Ich merke das es seitdem leichter geworden ist. Ich kann leichter, und auch ein bischen Distanzierter davon erzählen. An Anfang war es immer ganz wichtig alles möglichst genau zu erzählen, weil ich dachte das die anderen mich sonst falsch verstehen. Außerdem fühlt es sich mehr danach an das es schon lange her ist, und nicht als ob es gestern war. Ich fühle mich insgesamt stäker. Wobei ich noch nicht das Gefühl wirklich durch zu sein. Es ist auch nichtmehr so wichtig das jeder 100 % richtiig auf das reagiert was ich sage.
Für mich war wichtig das ich es in meiner Geschwindigkeit gemacht habe.
Viele Grüße
B.

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Sommerwind90
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Beitrag Di., 13.12.2016, 19:59

Ich bin momentan in einer Phase des Gefühl des kontrollverlustestes weil die Verdrängung mehr und mehr schwindet und die Gefühle so schmerzvoll und unaushaltbar. Wut kann ich bis jetzt noch keine empfinden

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ben8
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Beitrag Di., 13.12.2016, 22:23

Ja, das ist eine schwierige und schmerzhafte Zeit. Am anfang habe ich mich damit schrecklich einsam gefühlt, und hatte sehr viel selbsthass, habe mich schmutzig gefühlt und mich geschämt. Jetzt richtet sich mein Zorn mehr nach draußen, vor allen bin ich sauer über den fehlenden Schutz von denen die es damals ohne Probleme hätten mitbekommen können. Das fühlt sich viel besser an.
Kann ich dir irgendwie helfen in dieser schweren Zeit?

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Sommerwind90
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Beitrag Di., 13.12.2016, 23:10

Danke dir. Es ist mir schon eine Hilfe sich hier bisschen auszutauschen und der Gedanke dass ich damit nicht alleine bin und andere Menschen wissen wie es mir geht Schmutzgefühle sind zurzeit auch mein ständiger Begleiter in Kombi mit starker Übelkeit :-//. Auch das Gefühl alleine dazustehen kenne ich , da ich außer mit therapheuten ja mit niemandem sprechen kann. mache Verhaltenstherapie und soll mir immer vorsagen dass ich nicht schmutzig bin , leider ist der innere Ekel noch zu groß um dieses irrationale Zeug abzulegen

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ben8
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Beitrag Mi., 14.12.2016, 19:50

Das berührt mich sehr das du es alleine durchstehst. Ich hatte bei beiden Wellen eine gute Freundin dabei die das mit mir durchgestanden. Um wievieles schwerer es sein muss zwar einen Therapeuten einmal die Woche für eine Stunde zu haben, aber ansonsten mit den Gedanken und Gefühlen alleine zu sein. Ich hatte immer das Gefühl das eine Stunde pro Woche nur so dahingeflogen ist.
Erzählst du es niemanden weil keiner da ist der es hören will, oder weil du dich schämst es anderen zu erzählen?
List du zu den Thema auch ein Buch?

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Sommerwind90
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Beitrag Mi., 14.12.2016, 22:14

Innerhalb meiner Familie wird mit Ablehnung reagiert, ich habe da nur wenige Versuche gemacht und es recht schnell aufgegebenen . Eine Freundin wo ich das Gefühl hatte ich kann ihr Vertrauen hat sich recht schnell von mir abgewandt so dass ich gar nicht man dazu gekommen bin das Thema Missbrauch anzusprechen . Hab sehr große Angst dass ich Menschen damit überfordere oder sie mich darauf hin anders behandeln. Dafür schämen dass habe ich mir bereits abgewöhnt . Wie war das denn bei dir ? Und was verstehst du unter Wellen ?Ja es ist oft sehr schwierig da die Konfrontationen in der Therapie sehr anstrengendes sind und man dann komplett auf sich alleine gestellt ist . Anrufe bei meinem Therapeuten würde ich heute nicht mehr machen , doch recht unangenehm im nachinein. Ja lesen tu ich schon zu dem Thema

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Pianolullaby
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Beitrag Do., 05.01.2017, 18:28

Ich kenne einige Phasen, und komme auch immer wieder in dieselben. Bei mir ist einfach immer mehr dazu gekommen.
Erst waren es "nur" 2 Übergriffe ohne Vgw., dann kam Vgw. dazu, iwann habe ich gemerkt und gesehen dass es mehrheitlich über die ganze Kindheit gedauert hat. Mittlerweile ist sehr viel bekannt und doch ist da noch mehr. Ganz heftige rituelle Gewalt usw.

Manchmal habe ich auch das Gefühl es geht nichts, aber meine Thera zeigt mir immer wieder auf, dass ich nicht mehr am Anfang stehe. Momentan ist es bei mir Fassunglosigkeit, gepaart mit gaanz viel Traurigkeit. Bin sprachlos, da ist ekel und vieles mehr. Auch Wut; manchmal. V.a. wenn ich ein wenig MetalMusik höre, da kann ich die Wut spüren.

Meine Thera hat mir spezifisch angeboten mit ihr per WhatsApp zu kommunizieren. Habe momentan auch 2x die Woche Gespräch. Emails liest sie jeweils morgens. Ihr ist es gerade jetzt im Moment wichtig, dass sie weiss wie es mir geht.
Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum

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auskennen
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Beitrag Do., 12.01.2017, 10:22

Nachspielen der Situation wie es für dich schön gewesen wäre. Mit dominus, stricher, vertrauensvollen Partnern etc...dann dreht es sich im Gehirn. Man glaubt dann die Kontrolle abzugeben aber in Wirklichkeit hat man sie aufgrund der Vereinbarung.

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blade
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Beitrag Do., 12.01.2017, 17:34

Hallo auskennen

ich finde es gut, wenn man Ideen, die man als hilfreich erachtet und Hoffnung machen mit anderen gerne teilen will.

Sie sagten: "Vereinbarung"
Das ist der Punkt. Bei Missbrauchten gab es eine solche nicht. Oder es gab ein Pseudoeinverständnis von Menschen, welche zu abhängig und ausgeliefert waren um wirklich einer solchen "Vereinbarung" ungeschoren hätten widersprechen dürfen.

Es nachspielen und damit umwerten im Erfahrungsschatz ist übrigens eine Technik, die in der Psychotherapie schon lange mit Erfolg angewendet wird.
Daß Sie das erkannt haben spricht für Ihre Kreativität und Fähigkeit zu heilen.

Es gibt aber auch Grenzen dieser Methode. Zum Beispiel, wenn es keine gute Interpretationsmöglichkeit gewisser Erfahrungen gibt. Folter gehört zu solchen Erfahrungen.
Es gibt keine gute Folter. Wird es nie geben.

Hier bestünde die Möglichkeit es "nachzuspielen" darin, nachzuspielen, daß man lebt, überlebt hat und nicht zerbrach.
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auskennen
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Beitrag Do., 12.01.2017, 17:36

Gibt es auch eine Möglichkeit man macht eine orgasmusfolter oder Kitzelfolter.

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blade
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Beitrag Do., 12.01.2017, 17:38

Ja. Leider.
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blade
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Beitrag Do., 12.01.2017, 17:46

Mein Vater zum Beispiel fand es u n h e i m l i c h komisch uns zu Hause aufzulauern, wenn mir geschafft und gestresst von der Schule nach Hause kamen um uns dann erst einmal ordentlich zu erschrecken.

Er fand das lustig (er war in Frühpension, Diagnose habe ich erst viel später gelesen: HOPS - ist eine Psychose - eine altmodische Diagnose, er war jedenfalls völlig Gaga)

bei uns Kindern hat das einen Horror verursacht (kein Platz der Sicherheit gibt, nirgendwo, nirgendwann)
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