WAS und WIE sich glauben?

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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mir.reichts
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WAS und WIE sich glauben?

Beitrag Mo., 03.10.2016, 17:45

Ich brauche Euren Rat.
Ich erlebe Gefühle, Erinnerungsbruchstücke, Träume, Schmerzen etc., die es so "klar" machen, dass es um sexuellen MIssbrauch geht, und im nächsten Augenblick rede ich mir das aus, glaube, ich übertreibe, ziehe die falschen Schlüsse....
Ich bin 40 Jahre alt, Vater von 3 Kindern. Ich "ahne" seitdem ich 25 bin, dass ich als Kind sexuell missbraucht wurde, aber wenn ich mich manchmal erinnere, verschwinden die Bilder so schnell. Mir wird jetzt, wo ich das schreibe ganz heiß und schlecht...
Obwohl ich viele Psychotherapien gemacht habe, habe ich es fast immer geschafft, das "Missbrauch" zwar zu erwähnen, aber dann doch immer über etwas anderes zu reden. Meine Beziehungsprobleme. Meine sexuellen Probleme. Meine Bindungsängste. DIe chronische Krankheit meiner jüngsten Tochter...
ANgefangen hat es, dass ich mich als Kind schon so schrecklich dafür geschämt habe, einen Penis zu besitzen und dass ich schon als Kind, und das ist bei Buben echt selten, mich total dick fand, obwohl ich das nie war. Bulimie in der Jugend und ziemlich handfeste Depression. Immer diese Ekelgefühle in Bezug auf den Geruch meines Vaters, aber gut, das haben andere Jugendliche auch.
Und dann hat es angefangen, dass mir manchmal, wenn ich mit Kindern spiele (egal ob Ball oder Puppen, halt irgendwas, wo der Körper im EInsatz ist) oder sonst zu tun habe, so schlecht wurde. WIe wenn mir jemand in die Hoden tritt. SO eine Unterleibsschmerz, der sich als Übelkeit über den ganzen Bauchraum ausbreitet und mir die Luft nimmt). Und das ist dann irgendwie immer öfter geworden - und wisst ihr was? Ich habe mich da zwar drüber gewundert, es auch eigentlich gehasst, aber ich habe angefangen, nicht mehr mit meinen Kindern Bewegungsspiele zu machen!!!

Seit drei Jahren habe ich chronische Schmerzen im Körper, vor allem in der Haut und den Muskeln. An schwierigen Tagen hasse ich es, wenn meine Kinder mich angreifen, es tut einfach so "weh": die Ärzte fragen mich dann immer, was für eine Art Schmerz das ist: "brennen"?, "pochen?" - keine AHnung, es ist undefinierbar. Vielleicht so wie Zahnschmerz an der falschen Stelle. Und dann krieg ich die Antwort: psychosomatisch. Somatisch ist eh so gut wie alles naheliegende angeschaut worden: Rheuma, Derma, Allergologie, Immunologie, Zähne, Neurologie, Parasitologie....

Das Problem ist, dass ich mich nie so richtig erinnern konnte, wer, oder wann ich sexueller GEwalt ausgesetzt war... Die Bilder blieben immer so unscharf...
Und in meinen TRÄUMEN sehe ich meinen Vater, wie er dem SOhn meiner Freundin etwas in den Mund steckt, was ihn furchtbar ekelt. Ich sehe mich, wie ich mich als Kind im Badezimmer wasche und meinen Vater töten will und daran verzweifle, dass ich gleichzeitig von ihm und meiner Mutter, die ihn soooo sehr geliebt hat, geliebt werden will. Und ich schäme mich so, von ihm geliebt werden zu wollen. Ich habe so ANgst vor ihm im Traum und möchte, dass er stirbt. IN anderen Träumen lebt er bei mir - im Geheimen, obwohl er schon seit Jahren tot ist. Im Traum habe ich ihn aus dem Sarg befreit nach Wochen im Grab...

Ich bin mir einerseits total sicher, sexueller Gewalt ausgesetzt gewesen zu sein, ich spüre das, ich weiß es anhand hunderter Symptome, ABer NIEMALS habe ich mich im Wachsein konkret erinnert, es sind immer kurze Bilder und vorallem (körperliche) Gefühle. Ekel und Schmerz, und trotzdem kommt immer der Zweifel: "Nein, das stimmt gar nicht. Deine Sexualität und Kindhei´t sind ist nicht so beschmutzt" (was für ein Scheiß ist denn das? Ich schäme mich ja echt, sowas zu denken!)

Ich habe ANgst. Mein Vater war ein jähzorniger Mensch und ich habe ihn gefürchtet und lang genug gehasst, aber hat er mich missbraucht??. Er war ein angesehener WIssenschaftler, Schriftsteller, ein hochmoralischer Mensch, ein beliebter Freund, der geliebte Mann meiner Mutter, guter Vater meiner Geschwister... Ich will ihm nicht unrecht tun - und überhaupt, ich habe so ANgst, meine Mutter könnte das erfahren, es würde ihr das Herz brechen, sie ist nämlich wirklich ein ganz besonderer Mensch.

Ich krieg echt die Gedanken nicht klar! Klingt das nach sexuellem Missbrauch oder habe ich eine Schraube locker?

Und wenn ersteres zutrifft, hat jemand eine EMpfehlung für einen Therapeuten oder eine Selbsthilfegruppe (bevor ichs wieder verdränge)?
Danke! Danke! Danke!

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Ophelia12
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Beitrag Mo., 03.10.2016, 20:07

Lieber mir.reichts,

Du darfst dir glauben. Ich denke das ist das wichtigste. , sich selbst zu glauben. Nimm dich ernst. Warum solltest du dir sowas ausdenken. ?dir sowas selbst einreden? Warum solltest du damit dich selbst quälen wollen?

Beim lesen hats mir den Hals zugeschnürrt.

Ich kenne ähnliche Gefühle. Den Ekel, die Scham. , die Angst.
Fakt ist. , dein Vater war Jähzornig und du hattest Angst vor ihm.
Mein Vater ist dies auch, zudem sehr Grenzüberschreitend...ich kenne diese Bilder die irgendwie auftauchen und dann wieder weg sind. Diese komischen Gefühle wenn ich im Tv was schaue, was irgendwie in diese Richtung geht, diese Panik.

Du bist nicht verrückt!

Ich glaube das Wildwasser eine Anlaufstelle für dich sein könnte. Ich wünsche dir ganz viel Kraft.

Viele Grüße Ophelia


nudels
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Beitrag Mo., 03.10.2016, 20:37

wildwasser gibst nur inde trehd erstllerin ist aus at als wär weiserring usw mal idee
Bitte um Nachsicht wegen meiner Rechtschreibprobs. Habe Legasthenie, wenn man was nicht lesen kann, einfach nachfragen.

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Ophelia12
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Beitrag Mo., 03.10.2016, 20:52

Hast recht Nudels, und wildWasser ist auch für Frauen.
Weißer Ring könnte ne Anlaufstelle sein. Oder mal ein paar Therapeuten anrufen und nachfragen ob sie mit dem Thema Erfahrung haben

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saffiatou
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Beitrag Mo., 03.10.2016, 21:12

Hallo Mir.Reichts,

willkommen im Forum, ich wünsche Dir hier einen guten und hilfreichen Austausch!

Es tut mir leid zu lesen, mit welchen Dingen Du dich herumquälst. Bisher habe ich von fast allen anderen Missbrauchsopfern gehört, daß sie die Taten genau wie ich) lange anzweifeln. Durch die Therapie habe ich Flashbacks bekommen und dann eben immer mehr Erinnerungen. Das ist sehr schmerzhaft, aber das weißt Du ja. Trotzdem habe ich lange mit Zweifeln kämpfen müssen.

Irgendwann hat mein Thera eine Übung mit mir gemacht, da sollte ich zwei Stühle in den Raum stellen, so daß es für mich richtig war. Auf denen einen setzte ich mich als "Zweifel" und auf den anderen als "sicher". Dann habe ich das ausgesprochen, was mir in den Sinn kam. Ich erinnere mich, daß ich auf dem "Zweifel-Stuhl" saß und plötzlich von den Gefühlen während der Taten überschwemmt wurde, dann kamnen neue Flashbacks und noch mehr Gefühle. Es tat entsetzlich weh. Aber dadurch wurden meine Zweifel besiegt. Diese Gefühle, die ich da hatte waren nicht eingebildet, die kleinen Szenen, die ich sah, waren real.

Es tut weh und ich denke, das war es wovor ich auch Angst hatte, es ist extrem schmerzhaft sich damit auseinander zusetzen, daß man missbraucht wurde. Was sich aber danach verstärkt hat sind andere Gefühle wie Schuld, Scham, Ekel.

Vielleicht versuchst Du es noch einmal mit einem vertrauenswürdigen Thera. Meiner ist kein spezieller Traumatherapeut, er macht eine TfP.

In Deutschland gibt es spezielle Beratungsstellen für Männer und ich bin sicher, daß es solche auch in Österreich geben sollte.
Alles Gute,
Saffia
never know better than the natives. Kofi Annan

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Fundevogel
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Beitrag Mo., 03.10.2016, 21:36

Lieber mir.reichts,

ich würde dir empfehlen, dich an einen Therapeuten - oder eine Therapeutin, wenn Du Dich bei einer Frau wohler fühlst - zu wenden. Von einer Selbsthilfegruppe würde ich im Moment eher abraten, da ich es für wichtig halte, dass du bei Deinem eigenen Erleben bleibst. Ich kann aus eigenem Erleben glaube ich ganz gut nachvollziehen wie verzweifelt du bist und es tut mir sehr leid. Ich glaube, es ist irgendwann Zeit für die Aufarbeitung des Themas und die scheint gekommen zu sein: wenn deine Körpersymptome überhand nehmen, es wichtige Beziehungen beeinträchtigt, dann ist die Zeit reif, es dir anzusehen. Versuchen Klarheit zu bekommen. Wie du dann damit umgehst, ist ein anderes Thema und ein nächster Schritt. Ich halte es für sehr wichtig, das zu trennen und einen Schritt nach dem anderen zu gehen.
Fundevogel

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mir.reichts
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Beitrag Di., 04.10.2016, 12:57

Wow, danke. Ich bin sehr berührt, irgendwie ist es ganz schön heftig, Eure Antworten auf meine Schilderung zu lesen... (so einfühlsam und aufrichtig, aber auch so REAL-machend). Danke für die Tipps, der weiße Ring hat aber mal gesagt, dass sie da keine ANgebote für mich haben, aber ich schau eh noch weiter, ob ich auch Therapiegruppen finde.
Danke auch für die Empfehlung, nicht eine SHG, sondern Therapie zu suchen! Warum ich eine SHG suche ist, weil, hm, weil das mir hilft, Kontakt aufzubauen zu dem Teil in mir, der so schmerzt und sich so schämt und daher versteckt. Ich hab wirklich schon viele Jahre Psychotherapie bei verschiedenen TherapeutInnen hinter mir (zum Teil gings da aber halt um andere Themen, die damit wohl zusammenhängen, aber näher an der Oberfläche waren, wie Bulimie oder Selbstwertprobleme...), und ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich mich selbst und oft auch den Therapeuten ganz schön hinters Licht führen kann (ich bin Psychologe und mein Hirn arbeitet manchmal nicht in erster Linie für meine innere Wahrheit sondern dagegen, scheint mir)... Das kenne ich etwa von der chronischen Krankheit meiner Tochter auch, mit der ich oft ganz lange umgehen kann ohne zu spüren, wie traurig mich das macht. Aber als ich in die SHG meiner Tochter kam, spürte ich die Traurigkeit und Hoffnung der anderen Eltern und ihre Belastung, und sah auch, wie manche verdrängten oder wie sie damit gut umgingen - und das hat mir viel gezeigt: es hat mich SPÜREN lassen, wie tief meine Belastung dadurch ist und auch, wie andere damit umgehen. Und ich glaube, ich brauche wirklich den Austausch mit anderen Betroffenen, ich brauche vor allem die Erfahrung, dass sie mich nicht wegschicken und sagen: "du hast da nichts verloren, denn das, was du erlebt hast, ist gar nicht so schlimm", denn das ist, was ich instinktiv erwarte und auch erwartet habe, als ich hier ins Forum geschrieben habe. Das hätte mich so verletzt, nicht ernst genommen und ausgeschlossen zu werden. Alleine, dass das nicht so war, wühlt mich ganz schön auf, aber es wühlt mich gut auf (Tränen purzel)
Aber ja, ich muss auch wagen, in der Therapie nicht nur ÜBER diese Gefühle zu sprechen sondern mich ihnen wirklich zu öffnen und mich auch Therapeuten - als dieser verletzte, der ich bin, für das ich mich so schäme - zu zeigen. Da gibts einen ganz widerlichen inneren Richter in mir, der mir sagt, mein Therapeut (!) wäre angeekelt von mir, wenn ich mich wirklich so zeige, meine Fresse, ist der gemein, aber he, alleine hier mit euch zu kommunizieren, entlarvt diesen inneren Richter in mir als total falsch informiert ;o)
Ihr habt mir wirklich geholfen, mit Euren ANtworten - und vor allem mit Eurem Beispiel hier im FOrum, über Euch zu schreiben.
Gracias J*

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Ophelia12
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Beitrag Di., 04.10.2016, 19:08

De nada J,
Ich weiß, man kann reden ohne zu reden. Man kann schön an der Oberfläche bleiben. Ich kenn das. Tiefer zu gehen tut weh. Man schämt sich. Ich ertrage es teilweise noch nicht mals angeschaut zu werden. Ich fühle mich ekelig und denke ich stecke andere mit meiner Widerwärtigkeit an.
Einerseits will ich es verarbeiten andererseits ist die Scham so groß und ich kann er nicht ertragen es mitzuteilen. Oder meine Gefühle zu zeigen (wobei diese sehr abgespalten sind ).erst wenn meine Therapeutin Betroffenheit zeigt oder ihre Stimme bricht erst dann scheine ich zu fühlen.
Mit Selbsthilfegruppen kenne ich mich nicht wirklich aus, bis auf die, die ich in der Reah hatte. Vielleicht wäre ja eine Reah ne Idee für dich?

Irgendwie klingt das richtig gut was du schreibst dass du dich deinen Gefühlen öffnen willst. Ich glaube du bist auf einen guten Weg.

Hasta pronto, ophelia

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Candykills
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Beitrag Di., 04.10.2016, 19:21

Du könntest dich vielleicht auch an Tauwetter.de wenden. Die kümmern sich um sexuell missbrauchte Jungs/Männer. Ist sowas wie Wildwasser für Mädchen/Frauen.

LG
Candy
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)


nudels
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Beitrag Di., 04.10.2016, 19:51

er aus österreich da bringne ihm vereine usw aus Deutschland nix
Bitte um Nachsicht wegen meiner Rechtschreibprobs. Habe Legasthenie, wenn man was nicht lesen kann, einfach nachfragen.

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Beitrag Mo., 17.10.2016, 20:04

Hui, ich danke Euch. Ihr, also die Chance, hier ZuhörerInnen mit Herz und Hirn zu finden, habt meinen Prozess ganz schön in Schwung gebracht. * Mich hats zwar echt zerlegt die letzten Wochen, aber von der Richtung her durchaus im Guten. Zuerst hab ich mich - auch Eurem Rat entsprechend - bemüht um einen Therapeuten, der sich mit MIssbrauch auskennt, und hab mit meiner Freundin gesprochen (nciht zu viel, um sie nciht zu überfordern). Ich habe es mit meinem Therapeuten besprochen (mit demich das noch nie besprochen hatte, der sich aber erstaunlich gut auskennt), und das war schon echt heftig, und als ich das Gefühl hatte, mein Gefühl der Schuld, ANgst, Scham und Schwäche ist schon echt nicht mehr lustig, hat mich meine Freundin, obwohl ich echt Scheiße drauf war, überredet, mit Freunden tanzen zu gehen (obwohl ich genau wusste, das passt für mich nicht, also irgendwie typisch, aber ich tanze echt gern und finde da Sicherheit in mir); und kaum waren wir dort, hat sie dann zwei Stunden mit einem anderen Mann, mit dem wir lose befreundet sind, geflirtet, (was ja prinzipiell nicht nett ist, weil das schon der Super-Latino-Lover-Charmeur-Unterwäsche-Model-Typ ist aber meinetwegen, kann schon mal vorkommen...) aber an DEM Tag ist es mir schon irgendwie wie so ein "Mir-doch-egal-wie-es-meinem-Freund-geht,-ich-will-Spaß-und-einen-männlichen-Mann-und-kein-verletztes-Kind-Ding" vorgekommen, für das ich ihr aber im Nachhinein fast dankbar bin: denn in meinem Kopf hats ein kleines feines, aber nachdrückliches PLING gegeben, und ich war plötzlich nicht mehr schwach und verletzt und beschämt und eklig und besudelt und hilfsbedürftig, sondern SOOOOOOOOOOOO WÜTEND! AUf meine Freundin zuerst. Auf meinen Vater weniger, weil Wut hat irgendwie zuviel von "Hinwendung" (Aggression), da empfinde ich eher irgendwas namenloses, was mich noch gar nicht richtig hinfühlen lässt: Aber nach drei Tagen WUt auf meine Freundin, dann auf meine MUTTER und all die anderen Menschen, die davon profitieren oder profitiert haben, dass ich so fein funktioniere (und ich funktioniere ziemlich gut, abgesehen davon, dass es MIR manchmal nicht gut geht, sonst: guter Kollege, lieber Papa, einfühlsamer Freund, guter Mensch. Die Kategorie: Aggressions-reduziert. Ich war so wütend, es hat gar nicht aufgehört. Und DAS hat meine System echt mal lahmgelegt. (MIt Scham und Schuld und Schwäche kenn ich mich aus, aber DAS war zu viel...) Ich wollte verständnisvoll sein zu meiner Freundin, die sich halt eine lustige Auszeit im harmlosen Flirt mit einem losen Freund holt, und in mir war nur Lava und Vulkan und Wut und Vorwurf. Ich kenne natürlich meinen Zorn, der ist mir schon früher manchmal so seltsam riesig vorgekommen und vor allem so aus dem Nichts kommend und genauso schnell verschwindend, aber das war irgendwie anders, weil es sich einfach so richtig angefühlt hat - und gleichzeitig hab ich gewusst, dass die aktuelle Situation, die meine WUt auslöst, gar nicht wirklich so arg ist, aber die Wut hat sich einen Scheiß drum gekümmert. Das klingt jetzt grad ab seit ein paar Tagen...
Ich habe mich inzwischen von meiner Freundin getrennt, schon der Gedanke, dass sie drauf wartet, dass ich wieder funktioniere und mit ihr ins Bett gehe, löst - endlich! - Wut aus und nicht mehr Angst. (Die Trennung war wirklich nicht aus dem nichts und hat auch so seine Gründe, ist also nicht nur Affekthandlung)
Ich weiß nciht, wie das für Euch klingt, ich hoffe nicht nach "Sprung in der Schüssel" (obwohl, wie singt Leonard Cohen doch: "there´s a crack in everything. That´s where the light comes in". Ich bin jedenfalls schon echt froh, wenn mich die Wut wieder ein wenig verlässt. Besonders was die Kommunikation mit meiner Mutter (die eine voll liebe, aber schon ältere Frau, so ein richtiger Gut-Mensch im guten Sinne ist, caritativ und engagiert und beliebt und kunstsinnig - warum wird mir schon wieder schlecht??) betrifft, der gegenüber ich einen großen Vorwurf in mir trage, so a la "warum hast du nicht aufgepasst auf mich?" "Warum hast du weggeschaut", was schon schwierig ist, weil ich ja keinen Tau habe, ob ihr das gebührt. Oder besser: Eigentlich weiß ich, die hat schon arg weggeschaut. Aber was soll ich trotzdem mit meiner Wut, wenn sie wahrscheinlich nicht mal weiß, wo sie weggeschaut hat. Naja. Anderes Thema. Drei Schritte zu weit gedacht.

Eigentlich wollte ich mich nur melden und von Herzen DANKE sagen. D A N K E. Ich werde sicher wieder schreiben und lesen, aber irgendwie muss ich jetzt vorallem grad meiner Wahrheit zuhören, und die ist zwischendurch schon ganz schön leise. Distanzbedürfnis und der WUnsch nach Akzeptanz meiner WUt gegenüber. Und ich weiß jetzt, dass es Euch gibt - als RatgeberInnen, als ProzessbeschleunigerInnen und als ZuhörerInnen. Das tut gut. Gracias. Be blessed.
HerzLicht J*

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