Doktorspiele' traumatisierend ?

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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trotzallem
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Doktorspiele" traumatisierend ?

Beitrag Mo., 05.09.2016, 09:59

bin neu. hallo.
Fakten: ich war 8,mein bruder 14. erinnerung bruchstückhaft, spermageruch als flashback. ich wusste mit 8, ich hab sex mit meinem bruder, aber das ist total verboten wegen inzucht. keine erinnerung an gegenwehr, ekel. habe mitgemacht.
fühlte mich nie missbraucht.. habe mit meinem bruder was verbotenes getan.

mein 14 jähriger sohn steht vor mir. bin erschrocken,wie gross mein bruder dann ja schon war.
damit begann die bisher 3 jährige Tortur.
ist das missbrauch ?
darf (!) ich deswegen in therapie ?
darf ich wütend sein auf meine mutter, die mir mitschuld gibt bzw sagt, vielleicht hätte ich ja meinen bruder verführt ? sie weiss davon , seit ich ca 10 bin. oder vielleicht waren es ja doch harmlose kindereien ?
darf ich meinem Bruder böse sein, wenn ich doch mitgemacht hab ?

jeder Außenstehende würde die eindeutigkeit klar sehen.
gibt es unter euch jemanden, der seine erlebnisse auch nicht so eindeutig sortieren kann ? diese schreckliche ambivalenz.
steigere ich mich da in etwas hinein ?
ich habe eine lange folgeschädenliste, jedoch ohne essstörung und selbstverletzung.
ich hatte nie verstanden, warum ich so anders war. ( meine mutter: das sind die gene deiner grossmutter)...jetzt würde alles einen sinn ergeben.
ich bekam mit 13 epilepsie, ursache unbekannt. mit 18 grand-mal. 30 jahre nix. ein paar wochen nach dem erlebnis mit meinem 14 jährigen sohn ein grand mal. ja, man könnte einen Zusammenhang sehen....

deswegen trotzdem die frage: kennt jemand dieses: war doch aber harmlos usw. obwohl es so offensichtlich nicht harmlos
war !

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werve
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Beitrag Mo., 05.09.2016, 15:18

Hallo trotzallem,

es geht nicht um die (moralische) Bewertung, ob es harmlos war oder eine sonstige Bewertung, sondern um deine komplexen Gefühle, die damit verbunden sind und um offensichtliche Folgestörungen. Und das gehört in eine Therapie und nicht mit Laien (in deinem Umfeld) diskutiert.

Und: "Gene" der Großmutter - klingt spannend, wenn denn damit epigenetische Veränderungen durch möglicherweise transgenerationale Traumatisierungen gemeint wären - etwas, was sehr häufig vorkommt, gerade in Kombination mit sex. MB.

Gruß
werve

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trotzallem
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Beitrag Mo., 05.09.2016, 15:25

danke für antwort. bin in therapie. habe auch somatic experience gemacht, um an emotionen zu kommen. aber das sind immer nicht selbst betroffene menschen, die das aus büchern gelernt haben.

ich suche hier ja gerade rat von betroffenen, die erfahrungen mit geschwistern hatten, und auch nicht genau emotional einschätzen können, was das war.
objektiv war das missbrauch. die frage ist, hat es mir geschadet. bevor ich den kontakt zu meiner familie abbreche, möchte ich mich dafür im recht fühlen und nicht das gefühl haben, ich dramatisiere.

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trotzallem
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Beitrag Mo., 05.09.2016, 15:29

und wenn ich für meine mutter mal wieder zu kompliziert war, war das eben kein hilferuf sondern schlichtweg erbmasse ihrer verhassten schwiegermutter.

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werve
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Beitrag Mo., 05.09.2016, 17:05

Mit welchem "Recht" willst du den Kontakt zu deiner Familie abbrechen und (warum) glaubst du, dass das hilfreich wäre?

(Die "Erbmasse" bleibt in dir, solange sie dort nicht aufgeräumt ist.)

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trotzallem
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Beitrag Mo., 05.09.2016, 17:08

ich suche mit meiner frage menschen mit gleicher erfahrung und einem ähnlichen inneren konflikt.
wenn du dazu nichts zu dagen hast, behalte doch deine Weisheiten für dich

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saffiatou
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Beitrag Mo., 05.09.2016, 17:25

Hallo Trotzallem!
trotzallem hat geschrieben: ich war 8,mein bruder 14. erinnerung bruchstückhaft
Doktorspiele finden so weit ich weiß in einem anderen Alter (Vorschulalter) statt, was Dein Bruder Dir angetan hat heißt: Missbrauch! Und es tut weh!

Ich bin selbst auch Betroffene, auch mein Bruder ist Täter, er ist zwei Jahre jünger und ich mache mir immer wieder Vorwürfe, daß ich die Verantwortung hatte, mich nie gewehrt, nie etwas zu den Eltern gesagt.... Aber letztendlich ist und bleibt er der Täter!

Meine Eltern haben mir beigebracht, daß ich mich gegen den "lieben Kleinen" nicht zur Wehr setzen darf.
trotzallem hat geschrieben:ich habe eine lange folgeschädenliste, jedoch ohne essstörung und selbstverletzung.

Jeder ist anders, jedes Opfer hat eine andere Biographie und andere Mechanismen damit umzugehen, ich habe eine Essstörung (meistensrecht gut im Griff) und leide unter SvV, das habe ich gar nicht unter Kontrolle! Dazu Depressionen, Flashbacks, Alpträume....
trotzallem hat geschrieben:darf ich meinem Bruder böse sein, wenn ich doch mitgemacht hab ?
Ja, das darfst Du!
trotzallem hat geschrieben: hätte ich ja meinen bruder verführt ? sie weiss davon , seit ich ca 10 bin. oder vielleicht waren es ja doch harmlose kindereien ?
Eltern verdrängen das ganz gut und wollen es nicht wahrhaben, weil dann etwas in der Familie nicht stimmt - um es mal freundlich zu sagen.

Ich weiß heute, daß mein Bruder von meiner Mutter missbraucht wurde, ich ebenfalls von ihr und meinem Vater und einer Reihe Fremd-Tätern.

Seit ca 5 Jahren habe ich keinen Kontakt mehr zu meiner Familie, weil ich diese Verlogenheit nicht mehr ertrage, weil ich immer als die Böse bezeichnet werde.

Du hast jedes Recht Dich zu schützen und alles zu tun, was Dir nun gut tut!

Alles Gute,
Saffia
never know better than the natives. Kofi Annan

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trotzallem
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Beitrag Mo., 05.09.2016, 17:31

o mein gott, was hast du nur aushalten müssen ! aber bei dir ist eben die situation so eindeutig. du bist definitiv ein opfer und natürlich gibt das Folgeschäden. das ist bei mir eben alles so grenzwertig.
falsch in jedem fall. schädlich ?

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away
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Beitrag Mo., 05.09.2016, 17:43

liebe trotzallem,
ob es schädlich ist und ob es dir helfen wird, den kontakt zum bruder oder zur kompletten familie abzubrechen, kannst wirklich nur du selber dir beantworten.
ein grundsatz von traumatherapie ist ja, dass kein täterkontakt mehr bestehen sollte. was sagt denn deine therapeutin dazu?

ich kenne deine ambivalenten gefühle von "so schlimm war das nicht" sehr gut. dazu gehörte auch lange zeit "das war sicherlich ganz anders gemeint, als ich es erinnere". im grunde hast du aber ja schon für dich eine klarere erinnerung und einstellung zu dem vorfall mit deinem bruder. du schreibst ja, dass du jetzt sehen kannst, dass dein bruder mit 14 jahren kein kleines kind mehr war.

liebe grüße
away

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saffiatou
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Beitrag Mo., 05.09.2016, 17:55

trotzallem hat geschrieben:aber bei dir ist eben die situation so eindeutig. du bist definitiv ein opfer und natürlich gibt das Folgeschäden. das ist bei mir eben alles so grenzwertig.
falsch in jedem fall. schädlich ?
Liebe Trotzallem, auch bei Dir ist es eindeutig! Du warst acht Jahre alt und das Opfer Deines Bruders! Er war größer und hatte die Macht! Er hatte die Verantwortung, denn ich bin überzeugt, daß er Dich nie gefragt hat!

Es ist schwer zu akzeptieren, daß man keine Wahl hatte, daß man keine Kontrolle über die Situation hatte und daß man zu einem Opfer gemacht wurde, von einer lieben Person.

Saffia
never know better than the natives. Kofi Annan


mio
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Beitrag Mo., 05.09.2016, 19:04

Hallo trotzallem,

Du musst keinen Kontakt zu Menschen haben zu denen Du keinen Kontakt möchtest. Du bist erwachsen und darfst frei entscheiden mit wem Du Umgang pflegst und mit wem nicht. Da gibt es keine "moralische Verpflichtung" der Du nachkommen müsstest, so Du es nicht von Dir aus möchtest.

Wenn Deine Familie Dir schadet, dann solltest Du den Kontakt abbrechen.

Inwieweit Dich Wut auf Deinen Bruder weiterbringt oder ob Du Dir damit selbst im Weg stehst, dass kannst Du nur für Dich individuell erfühlen. Bist Du wütend? Worauf bist Du wütend? Du darfst wütend sein, aber Du musst nicht wütend sein, nur weil man Dir sagt, dass Du wütend sein müsstest.

Du schreibst, dass Du Dich nicht missbraucht gefühlt hast, sondern "nur" das Gefühl hattest etwas verbotenes mit ihm zu tun. Vielleicht war es die einzige Art auf die ihr Euch Zuneigung und Liebe entgegenbringen konntet, Zuneigung, die von den Eltern nicht kam? Und Du warst bereit für diese Zuneigung alles andere aufzugeben, auch Deine Körpergrenzen.

Geschwister agieren öfters die Wünsche oder die Gefühle die eigentlich den Eltern gelten aneinander aus. Gut zu beobachten bei "Geschwisterrivalität" wo der Ältere den Jüngeren "bekämpft", weil er das Gefühl hat, dass dieser ihm die "Aufmerksamkeit" der Eltern wegnimmt. Dabei wäre es die Aufgabe der Eltern ihre Aufmerksamkeit gleichberechtigt zu verteilen.

Du warst damals noch zu jung für Sexualität, eigentlich noch nicht reif dafür und der Wunsch danach wird deshalb wahrscheinlich auch nicht von Dir sondern eher von Deinem Bruder, der ja bereits in einem "sexuellen Alter" war ausgegangen sein. Dh. es wurde etwas mit Dir gemacht, was sicher so nicht Dein Wunsch war. Aber vielleicht hattest Du andere Wünsche, den Wunsch nach Nähe, Liebe, Vertrautheit, die Du so mit Deinem Bruder gelebt hast.

Ich schreibe das in erster Linie, damit Du für Dich schauen kannst, was wirklich DEINE Gefühle sind und was die Gefühle anderer, denn nur weil es "empörend" empfunden wird von außen musst Du das nicht "empörend" finden.

Deine Mutter hätte es unterbinden müssen, als sie davon erfahren hat. Das wäre klar ihre Aufgabe gewesen. In welchem Verhältnis Du und Dein Bruder miteinander standet, dass würde ich an Deiner Stelle versuchen aus Deinem Innren raus zu beantworten und nicht nach "moralischen Massstäben".

Wenn Kinder etwas verbotenes tun, dann tun sie das nicht immer, weil sie etwas "böses" tun möchten sondern manchmal auch aus einer großen seelischen Not heraus.

Lieben Gruss,

mio

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trotzallem
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Beitrag Mo., 05.09.2016, 20:23

ich dachte immer ich wäre ein Glückskind, nesthäkchen, begabt, mein Vater, der viel zu hause war hat mich inbrünstig geliebt.
ich glaube einfach dass mein pubertierender bruder die Gelegenheit genutzt hat, sich an mir zu vergreifen, weil ich da war. wir haben nicht nachgedacht über die Konsequenzen. dass ich mich an den eigentlichen Missbrauch nichts erinnere , lässt mich aufhorchen.
war es doch schlimm ? ich weiß nur 2x. mein Bruder sprach von 11 mal. und ob ein Täter dabei ehrlich ist... er sagte auch, vor der Einschulung, er war 11. gibg das Ganze wtwa über Jahre ????

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trotzallem
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Beitrag Mo., 05.09.2016, 20:26

ich finde es auch schrecklich zu sagen, ich bin Opfer. ich bin sexuell missbraucht.
das klingt so nach looser. so schwach.
bemitleidenswert.

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trotzallem
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Beitrag Mo., 05.09.2016, 20:32

ich bin sauer auf meine familie, wie sie aktuell alles bagatellisieren. darauf kann ich sehr wohl wütend sein. und Telefonate tun mir nicht gut. ich bin danach total down. ich habe 2 pubertierende Kinder zu versorgen.

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saffiatou
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Beitrag Mo., 05.09.2016, 20:42

Hallo Trotzallem,
trotzallem hat geschrieben:ich dachte immer ich wäre ein Glückskind,
ja genauso habe ich das am Anfang meiner Therapie auch gesagt - ich habe die ganzen Grausamkeiten verdrängt. Noch heute ist es schwer für mich, das anzunehmen, mich nicht schuldig zu fühlen, die Scham ist entsetzlich.
trotzallem hat geschrieben:ich glaube einfach dass mein pubertierender bruder die Gelegenheit genutzt hat, sich an mir zu vergreifen, weil ich da war
genau das denke ich auch ist ebi uns passiert, ich war da, trotzdem hat er die Verantwortung!
trotzallem hat geschrieben:wir haben nicht nachgedacht über die Konsequenzen. dass ich mich an den eigentlichen Missbrauch nichts erinnere
Du konntest sicher nicht darüber nachdenken, denn Du warst zu jung und ich bin sicher, daß er Dich nie fragte!
trotzallem hat geschrieben:ich finde es auch schrecklich zu sagen, ich bin Opfer. ich bin sexuell missbraucht.
das klingt so nach looser. so schwach.
bemitleidenswert.
JA, das tut weh und ist schrecklich und macht Angst, weil man benutzt wurde!
Es heißt aber niemals Looser! denn Du bist Opfer!
JA, du hast ein Recht auf Mitleid, Hilfe und Unterstützung!
trotzallem hat geschrieben:ich bin sauer auf meine familie, wie sie aktuell alles bagatellisieren.
Ich verstehe Dich gut! Du hast ein Recht auf Deine Wut und es ist böse das zu bagatelliesieren, aber so weit ich weiß typisch für solche Familien.

Saffia
never know better than the natives. Kofi Annan

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