jeglichen Missbrauch verdrängt - geht das wirklich?
jeglichen Missbrauch verdrängt - geht das wirklich?
Hallo,
ich bin neu hier und ich weiß nicht, wo ich sonst diese Frage stellen könnte.
Ich bin seit einiger Zeit in Psychotherapie, da der Alltag immer schwerer für mich wurde und ich letztendlich so neben mir stand, dass ich nur noch gegen einen Baum fahren wollte. Da wusste ich, dass ich etwas tun musste.
Ich wusste von meiner Kindheit nur ein fixes Erlebnis, dass ich mit meinem Onkel hatte und durch ein Buch bin ich drauf gekommen, dass auch andere Dinge in meinem Leben nicht "normal" waren, ich es aber so betrachtete, weil die Erwachsenen nicht dagegen sprachen, sondern ich immer dachte, es gehörte so.
Ich hatte mein ganzes Leben lang immer das Gefühl, dass mir Teile meines Lebens fehlten, als wären Teile weggeschnitten, wie bei einem Film. Also ich dachte immer, ich hätte eine ganz normale, gute Kindheit, aber ich fühlte mich, als hätte ich immer und immer wieder den größten Alptraum durchlebt. Ich fragte mich später oft, wieso ich mich so fühlte, wenn doch nie etwas passiert ist, das passte nie zusammen.
Jetzt kommen Erinnerungen hoch, die so furchtbar sind, dass sie nicht wirklich zum Aushalten sind, aber das Schlimme daran ist, dass sie alle in mein Leben hinein passen, als würden plötzlich die fehlenden Teile wieder da sein. Ich sah Bilder von Plätzen und dachte mir, die sind nur in meiner Fantasie, als ich aber einmal eine Versuch wagte, so einen Platz aufzusuchen, sah dieser Platz wirklich wie in meiner Erinnerung aus. Auch Gespräche mit meiner Mutter passten zu manchen Erinnerungen, bzw. wie ich mich in dieser Zeit eben Verhalten habe.
Die letzte Erinnerung enthielt Zeichen und Wörter von einem Ritual, die ich zuvor noch nie gehört oder gesehen habe, aber sie waren so deutlich, dass ich im Internet nachschaute, ob ich sie fand und tatsächlich. Die Erinnerung passte zu den Erklärungen im Internet und ich fand an meinem Körper verblaste Narben an genau der Stelle am Rücken, wie sie zu der Erinnerung passten.
Wie kann das möglich sein, dass diese Erinnerungen nun alle zusammen passen, obwohl ich mich vor der Therapie nicht daran erinnern konnte. bzw. ich hatte Erinnerungen, aber ich sagte mir immer, dass war von einem Buch oder Film, aber wenn ich dann überlegte, wusste ich, dass ich keinen Film gesehen oder ein Buch gelesen hätte, dass da dazu passte. Ich konnte mit den Bildern in meinem Kopf nichts anfangen, da ich davon überzeugt war, dass nie etwas passiert ist, obwohl meine Gefühlswelt immer das Gegenteil schrie. Es passte einfach nicht zusammen, aber ich hatte keiner Zugang zu diesen Erinnerungen. Zudem würde es die letzten Ereignisse in der Therapie nicht erklären, warum mir ein Wort einfällt, dass für niemanden einen Sinn ergibt, der es nicht kennt. Erst durch das Internet fand ich heraus, dass dieses Wort tatsächlich existierte und sogar eine Bedeutung hatte und diese Bedeutung leider genau zu dem Erlebten dazu passte, was in der Erinnerung hoch kam.
Wie ist das möglich? Gibt es das wirklich? Und bei den Erinnerungen meine ich nicht nur ein Erlebnis, sondern wirklich ein halbes Leben. Weiß jemand von euch etwas dazu? Geht es anderen genau so? Ich tu mir so schwer, die Erinnerungen zu glauben, weil sie eben so verdrängt waren, aber es gibt so viele Beweise dazu, dass es stimmt, die ich vorher übersah oder nicht sehen wollte. Keine Ahnung. Ich verstehe es einfach nicht und hätte einfach nur gerne gewusst, ob das normal ist und auch andere das so erleben können.
Laut meinem Therapeuten wäre es anders nicht mehr für meine Seele zu verkraften gewesen. Das war der einzige Schutz, den ich noch hatte und hätte sie eine Erinnerung nicht verdrängt, wären die anderen auch heraus gekommen. Irgendwie hört es sich logisch an und würde Sinn ergeben.
Liebe Grüße
Hexe2
ich bin neu hier und ich weiß nicht, wo ich sonst diese Frage stellen könnte.
Ich bin seit einiger Zeit in Psychotherapie, da der Alltag immer schwerer für mich wurde und ich letztendlich so neben mir stand, dass ich nur noch gegen einen Baum fahren wollte. Da wusste ich, dass ich etwas tun musste.
Ich wusste von meiner Kindheit nur ein fixes Erlebnis, dass ich mit meinem Onkel hatte und durch ein Buch bin ich drauf gekommen, dass auch andere Dinge in meinem Leben nicht "normal" waren, ich es aber so betrachtete, weil die Erwachsenen nicht dagegen sprachen, sondern ich immer dachte, es gehörte so.
Ich hatte mein ganzes Leben lang immer das Gefühl, dass mir Teile meines Lebens fehlten, als wären Teile weggeschnitten, wie bei einem Film. Also ich dachte immer, ich hätte eine ganz normale, gute Kindheit, aber ich fühlte mich, als hätte ich immer und immer wieder den größten Alptraum durchlebt. Ich fragte mich später oft, wieso ich mich so fühlte, wenn doch nie etwas passiert ist, das passte nie zusammen.
Jetzt kommen Erinnerungen hoch, die so furchtbar sind, dass sie nicht wirklich zum Aushalten sind, aber das Schlimme daran ist, dass sie alle in mein Leben hinein passen, als würden plötzlich die fehlenden Teile wieder da sein. Ich sah Bilder von Plätzen und dachte mir, die sind nur in meiner Fantasie, als ich aber einmal eine Versuch wagte, so einen Platz aufzusuchen, sah dieser Platz wirklich wie in meiner Erinnerung aus. Auch Gespräche mit meiner Mutter passten zu manchen Erinnerungen, bzw. wie ich mich in dieser Zeit eben Verhalten habe.
Die letzte Erinnerung enthielt Zeichen und Wörter von einem Ritual, die ich zuvor noch nie gehört oder gesehen habe, aber sie waren so deutlich, dass ich im Internet nachschaute, ob ich sie fand und tatsächlich. Die Erinnerung passte zu den Erklärungen im Internet und ich fand an meinem Körper verblaste Narben an genau der Stelle am Rücken, wie sie zu der Erinnerung passten.
Wie kann das möglich sein, dass diese Erinnerungen nun alle zusammen passen, obwohl ich mich vor der Therapie nicht daran erinnern konnte. bzw. ich hatte Erinnerungen, aber ich sagte mir immer, dass war von einem Buch oder Film, aber wenn ich dann überlegte, wusste ich, dass ich keinen Film gesehen oder ein Buch gelesen hätte, dass da dazu passte. Ich konnte mit den Bildern in meinem Kopf nichts anfangen, da ich davon überzeugt war, dass nie etwas passiert ist, obwohl meine Gefühlswelt immer das Gegenteil schrie. Es passte einfach nicht zusammen, aber ich hatte keiner Zugang zu diesen Erinnerungen. Zudem würde es die letzten Ereignisse in der Therapie nicht erklären, warum mir ein Wort einfällt, dass für niemanden einen Sinn ergibt, der es nicht kennt. Erst durch das Internet fand ich heraus, dass dieses Wort tatsächlich existierte und sogar eine Bedeutung hatte und diese Bedeutung leider genau zu dem Erlebten dazu passte, was in der Erinnerung hoch kam.
Wie ist das möglich? Gibt es das wirklich? Und bei den Erinnerungen meine ich nicht nur ein Erlebnis, sondern wirklich ein halbes Leben. Weiß jemand von euch etwas dazu? Geht es anderen genau so? Ich tu mir so schwer, die Erinnerungen zu glauben, weil sie eben so verdrängt waren, aber es gibt so viele Beweise dazu, dass es stimmt, die ich vorher übersah oder nicht sehen wollte. Keine Ahnung. Ich verstehe es einfach nicht und hätte einfach nur gerne gewusst, ob das normal ist und auch andere das so erleben können.
Laut meinem Therapeuten wäre es anders nicht mehr für meine Seele zu verkraften gewesen. Das war der einzige Schutz, den ich noch hatte und hätte sie eine Erinnerung nicht verdrängt, wären die anderen auch heraus gekommen. Irgendwie hört es sich logisch an und würde Sinn ergeben.
Liebe Grüße
Hexe2
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Naja, man kann Erinnerungen schon gänzlich abspalten. Aber wie du sagst, irgendwie kommen sie ja doch zum Vorschein, deswegen ist es eben nicht wirklich gänzlich. Es fehlt einem die Erinnerung zu wichtigen Erlebnissen, teilweise wirklich das halbe Leben. Es kommen Bruchstücke hoch und man versucht sie irgendwo einzuordnen, redet sich alles schön, sucht nach allen möglichen - teilweise den absurdesten Erklärungen, obwohl es Narben, Verletzungen etc gibt, die einen Hinweis darauf schon geben, dass manches wirklich schief gelaufen ist.
Ich glaube nicht daran, dass man etwas so verdrängen und abspalten kann, dass es überhaupt keinen Einfluss auf das zukünftige Leben nimmt. Aber natürlich gehe ich da nur von mir aus - einem Abspaltkünstler, der trotz dieses mächtigen Talents auch nicht vor Intrusionen, Erinnerungsfetzen und Albträumen gefeit ist. Vielleicht gibt es auch wirklich Menschen, die lebenslang ein normales Leben führen, obwohl sie die heftigsten Qualen in der Kindheit erlebt haben, wer weiß das schon.
Tatsache ist aber, dass das was du beschreibst möglich ist. Ob es wahr ist, dass wirst du letztendlich nur durch die selbst und mit Hilfe derer beantworten können, die in deiner Kindheit an deiner Seite waren. Und manches will vielleicht auch gar nicht mehr wirklich an die Oberfläche.
Das wichtigste ist vielleicht für dich zu wissen, dass du entscheiden kannst, wie tief du diese Erinnerungen bearbeiten willst. Manchmal ist es vermutlich wirklich besser, wenn nicht wieder alles zu Tage tritt, weil man einfach nur ohnmächtig vor dieser Scheizze steht. Ich hoffe das beantwortet dir ein wenig deine Frage.
Ich glaube nicht daran, dass man etwas so verdrängen und abspalten kann, dass es überhaupt keinen Einfluss auf das zukünftige Leben nimmt. Aber natürlich gehe ich da nur von mir aus - einem Abspaltkünstler, der trotz dieses mächtigen Talents auch nicht vor Intrusionen, Erinnerungsfetzen und Albträumen gefeit ist. Vielleicht gibt es auch wirklich Menschen, die lebenslang ein normales Leben führen, obwohl sie die heftigsten Qualen in der Kindheit erlebt haben, wer weiß das schon.
Tatsache ist aber, dass das was du beschreibst möglich ist. Ob es wahr ist, dass wirst du letztendlich nur durch die selbst und mit Hilfe derer beantworten können, die in deiner Kindheit an deiner Seite waren. Und manches will vielleicht auch gar nicht mehr wirklich an die Oberfläche.
Das wichtigste ist vielleicht für dich zu wissen, dass du entscheiden kannst, wie tief du diese Erinnerungen bearbeiten willst. Manchmal ist es vermutlich wirklich besser, wenn nicht wieder alles zu Tage tritt, weil man einfach nur ohnmächtig vor dieser Scheizze steht. Ich hoffe das beantwortet dir ein wenig deine Frage.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)
Danke Candykills. Ich versuche dies wirklich zu akzeptieren, dass dies wirklich so möglich ist und es ergibt für mich in meinem Leben ja einen Sinn, aber zeitgleich fällt es schwer, da so viel passiert ist (sexueller Missbrauch von Kleinkind an bis ins Erwachsenenalter durch unterschiedliche Männer und auch Frauen) und es daher so schwer zu verstehen ist, wie das möglich ist, dass dies alles weggesperrt war. Aber mein Verhalten und alles, was ich bewusst behalten habe, passt jetzt zusammen. Als würde endlich mein Leben ein Bild ergeben.
Ich weiß nicht was schlimmer ist, das ganze Leben das Gefühl gehabt zu haben, da fehlt etwas und es nicht benennen zu können oder jetzt die Erinnerungen zu ertragen. Aber wenn der ganze Körper und die Psyche schon in allem streikt, bleibt einem fast nichts anderes übrig, als sich der Wahrheit zu stellen, auch wenn es noch so schmerzlich ist.
Trotzdem kommt immer wieder die Frage hoch "kann das wirklich sein", obwohl ich es in mir drinnen weiß, dass es so ist, will ich es doch noch immer von mir wegschieben. Es wirkt so unrealistisch, obwohl es Beweise dafür gibt, trotzdem will es ein Teil in mir dennoch nicht wahrhaben. Aber ich schätze mal, auch das wird normal sein, oder?
Ich weiß nicht was schlimmer ist, das ganze Leben das Gefühl gehabt zu haben, da fehlt etwas und es nicht benennen zu können oder jetzt die Erinnerungen zu ertragen. Aber wenn der ganze Körper und die Psyche schon in allem streikt, bleibt einem fast nichts anderes übrig, als sich der Wahrheit zu stellen, auch wenn es noch so schmerzlich ist.
Trotzdem kommt immer wieder die Frage hoch "kann das wirklich sein", obwohl ich es in mir drinnen weiß, dass es so ist, will ich es doch noch immer von mir wegschieben. Es wirkt so unrealistisch, obwohl es Beweise dafür gibt, trotzdem will es ein Teil in mir dennoch nicht wahrhaben. Aber ich schätze mal, auch das wird normal sein, oder?
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Ich kann dir das schwer beantworten. Mein Leben ist durch die Abspaltungen das reinste Chaos (ich bin DIS) und durch die später hinzukommenden Intrusionen und Fetzen, die Sachen die kleinere Anteile erzählen, der sexuelle Missbrauch der nachgewiesen und für mich trotzdem nicht akzeptierbar ist, weiterhin ein das reinste Chaos.
Ich tue mich sehr, sehr schwer damit zu akzeptieren. Es fällt bei mir eher unter "man hat mich einfach lieb gehabt" als "man hat mir Böses wollen". Meine Therapeutin meint, dass das wohl an der engen Vertrautheit liegt und ein Kind darauf angewiesen ist von den engsten Menschen geliebt zu werden und sich dadurch nur schlecht dieser natürliche Hass und diese Wut auf Täter bilden kann. Man will es einfach nicht wahrhaben. Kognitiv habe ich es verstanden, aber emotional hänge ich völlig hinterher.
Manchmal wünschte ich mir jedoch, ich wäre weiterhin einfach multipler Mensch gewesen, der einfach nicht weiß, dass er multipel ist. Vielleicht wäre es ohne die anderen Störungen auch erst viel später klar geworden, wie ich funktioniere.
Am Besten ist es wohl die ganze Scheizze nie wirklich erlebt haben zu müssen. Aber leider können wir uns das nicht aussuchen.
Ich tue mich sehr, sehr schwer damit zu akzeptieren. Es fällt bei mir eher unter "man hat mich einfach lieb gehabt" als "man hat mir Böses wollen". Meine Therapeutin meint, dass das wohl an der engen Vertrautheit liegt und ein Kind darauf angewiesen ist von den engsten Menschen geliebt zu werden und sich dadurch nur schlecht dieser natürliche Hass und diese Wut auf Täter bilden kann. Man will es einfach nicht wahrhaben. Kognitiv habe ich es verstanden, aber emotional hänge ich völlig hinterher.
Manchmal wünschte ich mir jedoch, ich wäre weiterhin einfach multipler Mensch gewesen, der einfach nicht weiß, dass er multipel ist. Vielleicht wäre es ohne die anderen Störungen auch erst viel später klar geworden, wie ich funktioniere.
Am Besten ist es wohl die ganze Scheizze nie wirklich erlebt haben zu müssen. Aber leider können wir uns das nicht aussuchen.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)
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Ja, das kann ich sehr gut nachvollziehen. Mein Therapeut fragt mich zeitweise, wo meine Wut ist. Ich habe es nie gelernt mich zu wehren. Ich durfte es nicht, stattdessen nehme ich teilweise die Täter in Schutz, indem ich sage, sie könnten das doch nie getan haben, sie hatten mich ja lieb. Oder ich bin noch so eingeschüchtert, dass ich mich nicht traue. Es ist dann, als würden sie direkt neben mir stehen und drohen.
Das Fatale daran aber war, dass sie dadurch auch die Türen für andere öffneten, denn ich hatte ja nicht gelernt mich zu wehren, sondern nur zu erdulden, dafür war ich gut.
Mein Therapeut meinte, dass ich für sie ein Gebrauchsgegenstand war. Das Wort ist hart, aber es trifft es leider sehr deutlich.
Und ich war immer "viele" in meinem Kopf. In der Schule schimpfte mich eine Lehrerin, weil ich das Wort "ich" nicht benützen konnte. Ich zwang mich, es zu sagen, damit sie eine Ruhe gab, aber ich fühlte mich innerlich nicht so. Tue ich immer noch nicht. Nur allmählich machte mir dieser Zustand auch das Leben schwer und meine jetzige Familie litt zunehmend darunter und ich auch.
Das Fatale daran aber war, dass sie dadurch auch die Türen für andere öffneten, denn ich hatte ja nicht gelernt mich zu wehren, sondern nur zu erdulden, dafür war ich gut.
Mein Therapeut meinte, dass ich für sie ein Gebrauchsgegenstand war. Das Wort ist hart, aber es trifft es leider sehr deutlich.
Und ich war immer "viele" in meinem Kopf. In der Schule schimpfte mich eine Lehrerin, weil ich das Wort "ich" nicht benützen konnte. Ich zwang mich, es zu sagen, damit sie eine Ruhe gab, aber ich fühlte mich innerlich nicht so. Tue ich immer noch nicht. Nur allmählich machte mir dieser Zustand auch das Leben schwer und meine jetzige Familie litt zunehmend darunter und ich auch.
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Ich denke, dass das sehr gut möglich ist. Gerade Eltern können ihre Kinder sehr sehr gut manipulieren, das ging bei mir auch bis ins Erwachsenenalter! Ich denke das ist auch eine Art schutzreaktion deines Körpers um das Ganze auszuhalten. Wie ist das , wenn diese Erinnerungen hoch kommen? Wodurch würde es ausgelöst, dass du damit jetzt bewusster umgehen Kannst? Ist was bestimmtes passiert was den Schalter umgelegt hat?
Hallo Kekskrümel, danke für die Antwort.
Ich möchte gerne etwas mehr schreiben, aber da nur 5000 Zeichen erlaubt sind, erlaube ich es mir, auf zwei Posts auf zu teilen. Ich hoffe, dass ist in Ordnung für euch.
Ich würde sagen, es hat sich in meinem Leben alles so zugespitzt, dass dann im Grunde eine Kleinigkeit der Auslöser dafür war. Wie wenn du etwas in ein Gefäß leerst, irgendwann ist es voll und es geht über.
So eine Kleinigkeit hat mich total aus der Bahn geworfen. Ich fühlte mich wie ein Kleinkind, total überfordert und verängstigt. Zwar kenne ich das. Ich wechsle öfters in ein Kleinkind, Kind oder Teenager oder anderes, das kam in meinen Augen immer ganz spontan und ich brauchte manchmal ein paar Tage, bis mir bewusst wurde, dass meine Handlungen wieder von da kamen, da ich in dieser Zeit dann auch Dinge tat, die ich sonst nicht tat und dies mein Umfeld ständig verwirrte und mich zeitweise auch. Ich wusste nicht, warum das so war und dachte mir, das hat jeder.
Es passierte immer öfters oder anders ausgedrückt, es wurde mir immer bewusster, weil es den Alltag störte und mir fiel auf, dass bestimmte Handlungen es auslösen konnten.
Nach dieser Kleinigkeit jedoch konnte ich es nicht mehr als "normal" hinstellen. Ich dachte über Worte nach, die mir Freunde vor Jahren schon sagten, dass ich Hilfe bräuchte und das vielleicht mehr war, als ich sehen wollte. Auch meine Hausärztin sprach mich immer wieder daraufhin an, aber ich verneinte es ja immer. Eine Freundin gab mir vor vielen Jahren ein Buch "Trotz allem" (vielleicht kennt das jemand). Ich habe es nie angerührt. Aber nach diesem Vorfall holte ich es mir und las die ersten Seiten darin. Da stand gleich zu Anfang, was alles unter sexuellem Missbrauch hineinfallen kann und ich erkannte, dass sämtliche männliche Familienmitglieder genau das immer getan hatten. Ich war geschockt in dem Moment und wollte es nicht wahr haben. Aber ich folgte dem Rat meiner Freunde, nach über 10 Jahren, und holte mir Hilfe bei dem Therapeuten, den sie mir immer schon ans Herz legten, da er einer der Besten sein sollte.
In der Therapie habe ich bemerkt, dass ich Dinge, die ich für "normal" betrachtet habe, nicht "normal" waren, sondern leider alle in diese Thematik gehörten. Ich vertraute ihm und erzählte daraufhin Bilder, die ich hatte, die ich nie verstand und er half mir, sie zu verstehen. Ich erzählte jede Kleinigkeit, weil ich nicht mehr wusste, was ist jetzt wirklich "normal" und was nicht. Und erst dadurch wurde mir bewusst, was eigentlich alles in meinem Leben schief gelaufen ist, ich es aber nie sah, weil es ja für mich einfach dazu gehörte. Es hat mir nie jemand etwas anderes vorgelebt, außer mein Ehemann und da dachte ich mir immer, na ja, er ist halt "anders"!!!! Das er aber eigentlich genau so ist, wie es sein sollte und all die anderen Männer in meinem Leben es nicht waren, daran habe ich nie gedacht. Eben aus dem Grund, wenn alle es so machen, dann muss es ja stimmen. Irrtum.
Ich versuche alles zuzulassen, was hoch kommt, da ich es verstehen möchte, was alles passiert ist, vor allem möchte ich mich verstehen, warum ich so bin, wie ich bin. Leider ist das fast nicht zum Aushalten. Es kommen Erinnerungsfetzen hoch, teilweise richtige Flashbacks. Es reichen Kleinigkeiten und ich stecke in einer Erinnerung fest oder hole mir einzelne Kinder raus, in denen ich dann wieder feststecke und somit wie ein Kleinkind denke. Zwar hatte ich das früher auch, aber da fehlte mir immer der Grund (die Erinnerung) dazu, warum das wieder passierte, dass ich in ein Kind wechselte. Jetzt verstehe ich es und es passt alles zusammen, auch wie diese Kinder denken, fühlen und handeln. Es passt zum Erlebten und es passt zum Alter. Es ist ein Wahnsinn, dass alles so zu erleben.
Ich möchte gerne etwas mehr schreiben, aber da nur 5000 Zeichen erlaubt sind, erlaube ich es mir, auf zwei Posts auf zu teilen. Ich hoffe, dass ist in Ordnung für euch.
Ich würde sagen, es hat sich in meinem Leben alles so zugespitzt, dass dann im Grunde eine Kleinigkeit der Auslöser dafür war. Wie wenn du etwas in ein Gefäß leerst, irgendwann ist es voll und es geht über.
So eine Kleinigkeit hat mich total aus der Bahn geworfen. Ich fühlte mich wie ein Kleinkind, total überfordert und verängstigt. Zwar kenne ich das. Ich wechsle öfters in ein Kleinkind, Kind oder Teenager oder anderes, das kam in meinen Augen immer ganz spontan und ich brauchte manchmal ein paar Tage, bis mir bewusst wurde, dass meine Handlungen wieder von da kamen, da ich in dieser Zeit dann auch Dinge tat, die ich sonst nicht tat und dies mein Umfeld ständig verwirrte und mich zeitweise auch. Ich wusste nicht, warum das so war und dachte mir, das hat jeder.
Es passierte immer öfters oder anders ausgedrückt, es wurde mir immer bewusster, weil es den Alltag störte und mir fiel auf, dass bestimmte Handlungen es auslösen konnten.
Nach dieser Kleinigkeit jedoch konnte ich es nicht mehr als "normal" hinstellen. Ich dachte über Worte nach, die mir Freunde vor Jahren schon sagten, dass ich Hilfe bräuchte und das vielleicht mehr war, als ich sehen wollte. Auch meine Hausärztin sprach mich immer wieder daraufhin an, aber ich verneinte es ja immer. Eine Freundin gab mir vor vielen Jahren ein Buch "Trotz allem" (vielleicht kennt das jemand). Ich habe es nie angerührt. Aber nach diesem Vorfall holte ich es mir und las die ersten Seiten darin. Da stand gleich zu Anfang, was alles unter sexuellem Missbrauch hineinfallen kann und ich erkannte, dass sämtliche männliche Familienmitglieder genau das immer getan hatten. Ich war geschockt in dem Moment und wollte es nicht wahr haben. Aber ich folgte dem Rat meiner Freunde, nach über 10 Jahren, und holte mir Hilfe bei dem Therapeuten, den sie mir immer schon ans Herz legten, da er einer der Besten sein sollte.
In der Therapie habe ich bemerkt, dass ich Dinge, die ich für "normal" betrachtet habe, nicht "normal" waren, sondern leider alle in diese Thematik gehörten. Ich vertraute ihm und erzählte daraufhin Bilder, die ich hatte, die ich nie verstand und er half mir, sie zu verstehen. Ich erzählte jede Kleinigkeit, weil ich nicht mehr wusste, was ist jetzt wirklich "normal" und was nicht. Und erst dadurch wurde mir bewusst, was eigentlich alles in meinem Leben schief gelaufen ist, ich es aber nie sah, weil es ja für mich einfach dazu gehörte. Es hat mir nie jemand etwas anderes vorgelebt, außer mein Ehemann und da dachte ich mir immer, na ja, er ist halt "anders"!!!! Das er aber eigentlich genau so ist, wie es sein sollte und all die anderen Männer in meinem Leben es nicht waren, daran habe ich nie gedacht. Eben aus dem Grund, wenn alle es so machen, dann muss es ja stimmen. Irrtum.
Ich versuche alles zuzulassen, was hoch kommt, da ich es verstehen möchte, was alles passiert ist, vor allem möchte ich mich verstehen, warum ich so bin, wie ich bin. Leider ist das fast nicht zum Aushalten. Es kommen Erinnerungsfetzen hoch, teilweise richtige Flashbacks. Es reichen Kleinigkeiten und ich stecke in einer Erinnerung fest oder hole mir einzelne Kinder raus, in denen ich dann wieder feststecke und somit wie ein Kleinkind denke. Zwar hatte ich das früher auch, aber da fehlte mir immer der Grund (die Erinnerung) dazu, warum das wieder passierte, dass ich in ein Kind wechselte. Jetzt verstehe ich es und es passt alles zusammen, auch wie diese Kinder denken, fühlen und handeln. Es passt zum Erlebten und es passt zum Alter. Es ist ein Wahnsinn, dass alles so zu erleben.
Meine Freunde hatten Recht, mein Therapeut ist einer der Besten, ohne ihn könnte ich es nicht. Ich würde es nicht aushalten und hätte wahrscheinlich schon längst wieder zu gemacht und schön verdrängt. Er hilft mir, dass ich mich nicht überfordere und wenn ich es doch tu, fängt er mich so auf, dass ich nichts Unüberlegtes tu, raste und dann wieder weitermachen kann. Er erklärt mir sehr viel, wodurch mir meine Handlungen verständlich werden und dadurch auch erträglicher. Aber trotzdem ist es so, dass ich es teilweise immer noch nicht glauben kann, trotz Beweise, als würde ich auch die wegblenden. Schließlich kann das ja alles nie passiert sein, dann hätte ich mich doch daran erinnern müssen. Das sind die Gedanken, die immer wieder hochkommen und jegliche Beweise wegschieben.
Ich verstehe es nach wie vor nicht. Immer wieder frage ich mich, kann ich das wirklich alles so verdrängt haben? Wobei ich allmählich den Zusatz habe, "Du hast nur das Bild, die Erinnerung verdrängt, alles andere blieb ja, sieh dir das an, dann weißt du, dass es keine Erfindung ist."
Teilweise frage ich mich, werde ich jetzt verrückt? Ich dachte immer, ich wäre damit alleine. Sicher wusste ich, dass es viele Frauen gab, die solche Dinge erlebt haben, aber ich war davon überzeugt, dass sich alle immer daran erinnern konnten. Somit war ich niemand, dem so etwas passiert ist, da ich es nicht konnte. Ja es ging sogar soweit, dass eine Stimme in mir (jetzt weiß ich, dass diese Stimme, die Stimme der Täter in mir ist) meinte, wünsch dir eine Vergewaltigung, dann kannst du zumindest sagen, jetzt passen deine Gefühle, dein Verhalten usw dazu. Jedesmal, wenn das kam, fragte ich mich "Spinnst du jetzt komplett!!!???"
Es ist ein Alptraum, aber ich sehe auch nicht ein, warum ich den Tätern immer noch geistig Macht über mich und meinen Körper gewähren sollte. Darum mache ich das jetzt, weil ich endlich "Ganz" sein möchte, "Ich" sein möchte, "Leben" möchte. Sie haben genug an mir verbrochen. Jetzt bin ich an der Reihe. Ich will endlich glücklich werden und erfahren können, wer "ich" wirklich bin. Und das ist so schwer. Aber dieses Forum hat einen Vorteil für mich, ich sehe, dass ich nicht alleine bin und ich mir manches nicht einbilde, sondern es anderen auch so geht. Das hilft mir, die Stimme der Täter in mir diesbzgl. zur Ruhe zu bringen. Da ich nun sagen kann "schau, auch anderen geht es so, somit ist es keine Einbildung" usw. Das hilft mir sehr.
Liebe Grüße
Hexe2
Ich verstehe es nach wie vor nicht. Immer wieder frage ich mich, kann ich das wirklich alles so verdrängt haben? Wobei ich allmählich den Zusatz habe, "Du hast nur das Bild, die Erinnerung verdrängt, alles andere blieb ja, sieh dir das an, dann weißt du, dass es keine Erfindung ist."
Teilweise frage ich mich, werde ich jetzt verrückt? Ich dachte immer, ich wäre damit alleine. Sicher wusste ich, dass es viele Frauen gab, die solche Dinge erlebt haben, aber ich war davon überzeugt, dass sich alle immer daran erinnern konnten. Somit war ich niemand, dem so etwas passiert ist, da ich es nicht konnte. Ja es ging sogar soweit, dass eine Stimme in mir (jetzt weiß ich, dass diese Stimme, die Stimme der Täter in mir ist) meinte, wünsch dir eine Vergewaltigung, dann kannst du zumindest sagen, jetzt passen deine Gefühle, dein Verhalten usw dazu. Jedesmal, wenn das kam, fragte ich mich "Spinnst du jetzt komplett!!!???"
Es ist ein Alptraum, aber ich sehe auch nicht ein, warum ich den Tätern immer noch geistig Macht über mich und meinen Körper gewähren sollte. Darum mache ich das jetzt, weil ich endlich "Ganz" sein möchte, "Ich" sein möchte, "Leben" möchte. Sie haben genug an mir verbrochen. Jetzt bin ich an der Reihe. Ich will endlich glücklich werden und erfahren können, wer "ich" wirklich bin. Und das ist so schwer. Aber dieses Forum hat einen Vorteil für mich, ich sehe, dass ich nicht alleine bin und ich mir manches nicht einbilde, sondern es anderen auch so geht. Das hilft mir, die Stimme der Täter in mir diesbzgl. zur Ruhe zu bringen. Da ich nun sagen kann "schau, auch anderen geht es so, somit ist es keine Einbildung" usw. Das hilft mir sehr.
Liebe Grüße
Hexe2
Hallo Hexe2 !
Die Antwort vorneweg: ja, das geht, man kann Mißbrauch als Kind völlig verdrängen. Die Szene oder die Szenen werden herausgeschnitten wie aus einem Film und es wächst sodann eine äussere Schicht der Psyche, die man in der Literatur meist "falsches Selbst" nennt: eine falsche Identität. Sie ist deswegen falsch, weil eben ganz wesentliche Teile des Lebens ausgeblendet worden sind, die doch für alles weitere im Leben ganz maßgeblich sind.
Anders als im Film, bei dem die herausgeschnittenen Szenen einfach in eine runde Blechschachtel gelegt werden, vernichtet werden können, sind die verdrängten Erinnerungen nicht weg. Nur aus dem Bewußtsein sind sie weg - im Unbewußten existieren sie weiter fort. "Die Seele hat keinen Ausgang". Man kann sich das vorstellen wie beim einfachen Löschen einer Datei auf einer Windows-Festplatte: lediglich der Speicherort wird aus dem Stammverzeichnis gelöscht, die Datei selbst bleibt jedoch erhalten. Anders als bei der Festplatte wird sie jedoch nicht eventuell mit anderen Daten überschrieben und ist dann wirklich weg. Auch gibt es keinen "format c"-Befehl. Jeder Vergleich hinkt eben.
Erinnerungen werden verdrängt, weil sie für das Bewußtsein unerträglich sind - die Verdrängung ist ein Schutzmechanismus, ein "Abwehrmechanismus" wie der Terminus technicus heißt. Sie wesen wie Gespenster im Spukschloß des Unbewußten herum, und stellen allerlei Unfug an, der für den Betroffenen höchst nachteilige Folgen haben, seine Gesundheit, sein Leben ruinieren kann. Das muß nicht so sein - es kommt immer auf den Einzelfall und seine besonderen Umstände an.
Die Rückkehr dieser verdrängten oder abgespaltenen - "dissoziierten" - Erinnerungen (bei der Abspaltung wird nicht der gesammte Vorgang verdrängt, sondern nur Teile davon) ins Bewußtsein ist meist selbst eine "traumatische", sehr leidvolle Angelegenheit, und dieses Leid mußt Du jetzt mit Hilfe Deines Therapeuten bis zur bitteren Neige auskosten. Denn es ist das führere Leid, daß Du erlebt und verdrängt hattest, statt es zu verarbeiten. Du konntest es früher, als Du das Leid erlebt hattest, eben nicht verarbeiten - das mußt Du heute nachholen, so schmerzlich das auch ist.
Ich bin selbst davon betroffen. Um 1970 herum bin ich von meiner leiblichen Mutter sexuell mißbraucht und danach jahrelang schwer mißhandelt worden. Sie hat mich für ihr eigenes Verbrechen bestraft - das nennt man Schuldprojektion, man kennt es aus den Vergewaltigungsfällen unter Erwachsenen. Die sexuelle Gewalt war von mir vollständig verdrängt worden - die nichtsexuellen Mißhandlungen nicht, weswegen ich meine Mutter, die stets beteuert hatte "es doch nur gut gemeint zu haben" lebenslang verabscheut, zeitweise bitter gehaßt hatte. Meine heutigen Gefühle ihr gegenüber - sie lebt noch in einem weit entfernten Pflegeheim - kann ich in ein einziges, grausames Wort fassen: Mordrunst.
Und diese Taten haben in der Tat mein Leben und meine Gesundheit von 1970 bis 2013 ruiniert - erst in diesem Jahr hat eine Psychoanalyse, die ich selbst mit Unterstützung meiner damaligen Hautärztin durchgeführt habe, den Mißbrauch zutage und dadurch auch mein "falsches Selbst" zum Einsturz gebracht. Ich leide v.a. unter einer schwerstgradigen Akne inversa, die, wie wir erst seit der Analyse wissen, psychosomatisch durch diese Mißbrauchs- und Mißhandlungserfahrungen verursacht ist, und daneben unter einer schizoiden Störung, die heute, durch den Zusammenbruch der kompensatorischen Mechanismen dieses "falschen Selbst" ebenfalls "dekompensiert" ist.
Man wünscht sich in der Tat oft, daß alles wäre nur ein fürchterlicher Alptraum, keine Wirklichkeit - aber sie ist es nun mal. Es ist leicht dahingeschrieben oder gesagt: "Man muß sich der Wirklichkeit stellen - so grausam sie auch ist!"
Aber ich weiß sehr, sehr gut, wie schwer das ist.
Alles Gute erstmal !
Gruß
Möbius
Die Antwort vorneweg: ja, das geht, man kann Mißbrauch als Kind völlig verdrängen. Die Szene oder die Szenen werden herausgeschnitten wie aus einem Film und es wächst sodann eine äussere Schicht der Psyche, die man in der Literatur meist "falsches Selbst" nennt: eine falsche Identität. Sie ist deswegen falsch, weil eben ganz wesentliche Teile des Lebens ausgeblendet worden sind, die doch für alles weitere im Leben ganz maßgeblich sind.
Anders als im Film, bei dem die herausgeschnittenen Szenen einfach in eine runde Blechschachtel gelegt werden, vernichtet werden können, sind die verdrängten Erinnerungen nicht weg. Nur aus dem Bewußtsein sind sie weg - im Unbewußten existieren sie weiter fort. "Die Seele hat keinen Ausgang". Man kann sich das vorstellen wie beim einfachen Löschen einer Datei auf einer Windows-Festplatte: lediglich der Speicherort wird aus dem Stammverzeichnis gelöscht, die Datei selbst bleibt jedoch erhalten. Anders als bei der Festplatte wird sie jedoch nicht eventuell mit anderen Daten überschrieben und ist dann wirklich weg. Auch gibt es keinen "format c"-Befehl. Jeder Vergleich hinkt eben.
Erinnerungen werden verdrängt, weil sie für das Bewußtsein unerträglich sind - die Verdrängung ist ein Schutzmechanismus, ein "Abwehrmechanismus" wie der Terminus technicus heißt. Sie wesen wie Gespenster im Spukschloß des Unbewußten herum, und stellen allerlei Unfug an, der für den Betroffenen höchst nachteilige Folgen haben, seine Gesundheit, sein Leben ruinieren kann. Das muß nicht so sein - es kommt immer auf den Einzelfall und seine besonderen Umstände an.
Die Rückkehr dieser verdrängten oder abgespaltenen - "dissoziierten" - Erinnerungen (bei der Abspaltung wird nicht der gesammte Vorgang verdrängt, sondern nur Teile davon) ins Bewußtsein ist meist selbst eine "traumatische", sehr leidvolle Angelegenheit, und dieses Leid mußt Du jetzt mit Hilfe Deines Therapeuten bis zur bitteren Neige auskosten. Denn es ist das führere Leid, daß Du erlebt und verdrängt hattest, statt es zu verarbeiten. Du konntest es früher, als Du das Leid erlebt hattest, eben nicht verarbeiten - das mußt Du heute nachholen, so schmerzlich das auch ist.
Ich bin selbst davon betroffen. Um 1970 herum bin ich von meiner leiblichen Mutter sexuell mißbraucht und danach jahrelang schwer mißhandelt worden. Sie hat mich für ihr eigenes Verbrechen bestraft - das nennt man Schuldprojektion, man kennt es aus den Vergewaltigungsfällen unter Erwachsenen. Die sexuelle Gewalt war von mir vollständig verdrängt worden - die nichtsexuellen Mißhandlungen nicht, weswegen ich meine Mutter, die stets beteuert hatte "es doch nur gut gemeint zu haben" lebenslang verabscheut, zeitweise bitter gehaßt hatte. Meine heutigen Gefühle ihr gegenüber - sie lebt noch in einem weit entfernten Pflegeheim - kann ich in ein einziges, grausames Wort fassen: Mordrunst.
Und diese Taten haben in der Tat mein Leben und meine Gesundheit von 1970 bis 2013 ruiniert - erst in diesem Jahr hat eine Psychoanalyse, die ich selbst mit Unterstützung meiner damaligen Hautärztin durchgeführt habe, den Mißbrauch zutage und dadurch auch mein "falsches Selbst" zum Einsturz gebracht. Ich leide v.a. unter einer schwerstgradigen Akne inversa, die, wie wir erst seit der Analyse wissen, psychosomatisch durch diese Mißbrauchs- und Mißhandlungserfahrungen verursacht ist, und daneben unter einer schizoiden Störung, die heute, durch den Zusammenbruch der kompensatorischen Mechanismen dieses "falschen Selbst" ebenfalls "dekompensiert" ist.
Man wünscht sich in der Tat oft, daß alles wäre nur ein fürchterlicher Alptraum, keine Wirklichkeit - aber sie ist es nun mal. Es ist leicht dahingeschrieben oder gesagt: "Man muß sich der Wirklichkeit stellen - so grausam sie auch ist!"
Aber ich weiß sehr, sehr gut, wie schwer das ist.
Alles Gute erstmal !
Gruß
Möbius
Danke Möbius für deine Antwort. Dein Vergleich mit dem Computer (auch wenn er etwas hinkt) hat mir gut gefallen. Das macht es für meinen Verstand etwas greifbarer.
Aber eine Aussage von dir, hat mir sehr deutlich vor Augen geführt, dass es wirklich so ist.
Nun, da die Erinnerungen durch die Therapie hoch kamen und kommen, wird plötzlich alles logisch. All mein Verhalten und alle Gefühle usw. passen exakt dazu, nämlich zu dem Alter von damals, wie es mir damals ging. Meine Kieferschmerzen, das Einnässen, die Bauchschmerzen, die Alpträume, die Ängste, die inneren Teile in mir, das Abschalten meines Körpers, das Trennen vom Körper und Geist usw. Da gab es so vieles, was typisch war, für das, was ich erlebt habe, aber ich nie die Erinnerungen dazu hatte.
Nun weiß ich, dass ich es nie ausgehalten hätte, wenn die Bilder auch noch da gewesen wären. Ich dreh jetzt schon fast durch, obwohl ich eigentlich eine Erwachsene sein sollte, mich aber überhaupt nicht so fühle.
Ich komme mir vor, wie vor einem Scherbenhaufen und es ist für mich nicht mehr nachvollziehbar, warum Menschen solche Dinge tun können. Ich verstehe es einfach nicht.
Sorry, hab heute etwas Tiefgang in meinen Gefühlen, da es einfach nur schwer ist. Aber ich will nicht jammern, das Leben geht weiter.
Lg Hexe2
Aber eine Aussage von dir, hat mir sehr deutlich vor Augen geführt, dass es wirklich so ist.
Du hast die Dinge für mich wirklich sehr verständlich geschrieben. Alle Erinnerungen sind wirklich wie aus einem Film geschnitten, aber alles andere blieb. Darum habe ich mir oft gedacht, so wie ich mich fühle, muss doch etwas passiert sein. Ich litt sehr, hatte mehrere Suizidversuche, weil ich mit mir und einem unsichtbaren Gespenst, das in mir wütete nicht mehr klar kam usw.bei der Abspaltung wird nicht der gesamte Vorgang verdrängt, sondern nur Teile davon
Nun, da die Erinnerungen durch die Therapie hoch kamen und kommen, wird plötzlich alles logisch. All mein Verhalten und alle Gefühle usw. passen exakt dazu, nämlich zu dem Alter von damals, wie es mir damals ging. Meine Kieferschmerzen, das Einnässen, die Bauchschmerzen, die Alpträume, die Ängste, die inneren Teile in mir, das Abschalten meines Körpers, das Trennen vom Körper und Geist usw. Da gab es so vieles, was typisch war, für das, was ich erlebt habe, aber ich nie die Erinnerungen dazu hatte.
Nun weiß ich, dass ich es nie ausgehalten hätte, wenn die Bilder auch noch da gewesen wären. Ich dreh jetzt schon fast durch, obwohl ich eigentlich eine Erwachsene sein sollte, mich aber überhaupt nicht so fühle.
Ich komme mir vor, wie vor einem Scherbenhaufen und es ist für mich nicht mehr nachvollziehbar, warum Menschen solche Dinge tun können. Ich verstehe es einfach nicht.
Sorry, hab heute etwas Tiefgang in meinen Gefühlen, da es einfach nur schwer ist. Aber ich will nicht jammern, das Leben geht weiter.
Lg Hexe2
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Liebe Hexe,
ich mag Dir sagen, dass ich 15 Jahre von nichts, aber wirklich gar nichts wusste. Mich hat schon als Teenie Literatur zum Thema Missbrauch interessiert. Warum ? Keine Ahnung. Eine Verbindung zu mir hätte ich nie gezogen. Und nein, mir ging es auch in der Zeit des nichterinnerkönnens nicht gut, aber das hab ich immer auf mein Elternhaus geschoben. Ich hatte nicht den kleinsten Verdacht, nicht die kleinste Ahnung, bis alles (es fehlen auch heute noch viele Erinnerungen) in einem Seminar zum Thema Körpersprache über mich herein gebrochen ist.
Und auch heute habe ich das Gefühl, dass es noch immer mehr wird, immer mehr Dinge / Details auftauchen die mir vorher vollkommen unbewusst waren.
DEmentsprechend glaube ich sagen zu können, dass es ein vollkommenes Verdrängen, zumindest für eine gewisse Zeit, geben kann.
Liebe GRüße
ich mag Dir sagen, dass ich 15 Jahre von nichts, aber wirklich gar nichts wusste. Mich hat schon als Teenie Literatur zum Thema Missbrauch interessiert. Warum ? Keine Ahnung. Eine Verbindung zu mir hätte ich nie gezogen. Und nein, mir ging es auch in der Zeit des nichterinnerkönnens nicht gut, aber das hab ich immer auf mein Elternhaus geschoben. Ich hatte nicht den kleinsten Verdacht, nicht die kleinste Ahnung, bis alles (es fehlen auch heute noch viele Erinnerungen) in einem Seminar zum Thema Körpersprache über mich herein gebrochen ist.
Und auch heute habe ich das Gefühl, dass es noch immer mehr wird, immer mehr Dinge / Details auftauchen die mir vorher vollkommen unbewusst waren.
DEmentsprechend glaube ich sagen zu können, dass es ein vollkommenes Verdrängen, zumindest für eine gewisse Zeit, geben kann.
Liebe GRüße
Wer nicht auf seine Weise denkt, denkt überhaupt nicht. (Oscar Wilde)
Hallo hexe2 !
Das mit dem Scherbenhaufen kenne ich nur zu gut - ich bin selbst in ständiger Versuchung, der vergoßenen Milch eines langen Lebens voller Arbeit - Studium, Ausbildung, 70-h-Woche als Freiberufler - Mühen und Qualen nachzuweinen, und meine aktuelle Lebenssituation, die von schweren körperlichen Krankheiten, psychischen Störung und Armut bestimmt ist, mag "objektiv" betrachtet nicht sehr erstrebenswert erscheinen. Aber: ich bin jetzt endlich "ich selbst", habe meine "eigentliche Identität" gefunden und bin nicht mehr gezwungen, ein falsches Leben zu führen, das in keiner Hinsicht jemals eine Chance auf Glück, Gesundheit und Erfolg (wie immer man das auch alles definieren mag) gehabt hätte.
Diese lebenslang vermißte Chance habe ich jetzt in den Händen, und die hast Du auch. Es ist ein wahrer Augiasstall - ich spreche immer gerne von dem Sauhaufen - in meiner Seele, den ich ausmisten muß. Es ist kein schöner Prozeß und ein sehr langer, es dauert Jahre, vielleicht Jahrzehnte. Aber es ist auch ein hochinteressanter Prozeß, in dem man sehr, sehr viel über sich selbst erfährt, weitaus mehr, als die meisten psychisch unauffälligen, die "glücklichen Gesunden und Normalen" jemals über sich wissen werden. Man lernt nicht nur sich selbst gründlichst kennen, sondern en passent auch "den Mensch an sich", der doch wohl ganz anders ist, als Schullehrer, Eltern und Pfarrer uns beibringen wollten und wollen.
Ich jedenfalls fühle mich deswegen trotz allem besser und "glücklicher" als kaum jemals zuvor in meinem Leben, zumindest besser, als die ganzen letzten 20 Jahre.
Und Du hast genauso wie ich selbst auch die Chance "Dich selbst neu zu erfinden", Dein altes Leben hinter Dir zu lassen und ein "Leben 2.0" aufzubauen, daß vielleicht nicht 100% Deinen Wünschen entsprechen wird, aber Deinen wirklichen, "eigentlichen" Bedürfnissen wahrscheinlich weitaus näher sein wird, als Dein früheres Leben.
(Fortsetzung folgt)
Das mit dem Scherbenhaufen kenne ich nur zu gut - ich bin selbst in ständiger Versuchung, der vergoßenen Milch eines langen Lebens voller Arbeit - Studium, Ausbildung, 70-h-Woche als Freiberufler - Mühen und Qualen nachzuweinen, und meine aktuelle Lebenssituation, die von schweren körperlichen Krankheiten, psychischen Störung und Armut bestimmt ist, mag "objektiv" betrachtet nicht sehr erstrebenswert erscheinen. Aber: ich bin jetzt endlich "ich selbst", habe meine "eigentliche Identität" gefunden und bin nicht mehr gezwungen, ein falsches Leben zu führen, das in keiner Hinsicht jemals eine Chance auf Glück, Gesundheit und Erfolg (wie immer man das auch alles definieren mag) gehabt hätte.
Diese lebenslang vermißte Chance habe ich jetzt in den Händen, und die hast Du auch. Es ist ein wahrer Augiasstall - ich spreche immer gerne von dem Sauhaufen - in meiner Seele, den ich ausmisten muß. Es ist kein schöner Prozeß und ein sehr langer, es dauert Jahre, vielleicht Jahrzehnte. Aber es ist auch ein hochinteressanter Prozeß, in dem man sehr, sehr viel über sich selbst erfährt, weitaus mehr, als die meisten psychisch unauffälligen, die "glücklichen Gesunden und Normalen" jemals über sich wissen werden. Man lernt nicht nur sich selbst gründlichst kennen, sondern en passent auch "den Mensch an sich", der doch wohl ganz anders ist, als Schullehrer, Eltern und Pfarrer uns beibringen wollten und wollen.
Ich jedenfalls fühle mich deswegen trotz allem besser und "glücklicher" als kaum jemals zuvor in meinem Leben, zumindest besser, als die ganzen letzten 20 Jahre.
Und Du hast genauso wie ich selbst auch die Chance "Dich selbst neu zu erfinden", Dein altes Leben hinter Dir zu lassen und ein "Leben 2.0" aufzubauen, daß vielleicht nicht 100% Deinen Wünschen entsprechen wird, aber Deinen wirklichen, "eigentlichen" Bedürfnissen wahrscheinlich weitaus näher sein wird, als Dein früheres Leben.
(Fortsetzung folgt)
(Anschluß an Teil 1)
Auf Deine Frage, warum Menschen "soetwas" tun: Kinder sexuell zu mißbrauchen, kann ich nur ein paar allgemeine Aspekte ohne Anspruch auf Vollzählkeit aufzählen, die mir selbst im Rahmen meiner Analyse und meiner Lektüre bekannt geworden sind:
Täter von Kindesmißbrauch sind zunächst wohl häufig Menschen mit starken emotionalen und sexuellen Defiziten, obschon diese Defizite wohl häufig hinter der "Potemkinschen Fassade" glücklicher und normaler Ehen, Beziehungen und Familienleben verborgen bleiben. Tatsächlich sind diese Beziehungen der Täter häufig "disfunktional". Die späteren Täter sind dann nicht nur sexuell, sondern auch emotional "ausgelaugt" und "ausgehungert", gierig sowohl nach Zuneigung, Wärme, Berührung, Umarmung - und natürlich auch: nach Sex, während nach Aussen das freundlich-ausgeglichene Lächeln des Biedermannes (oder der Biederfrau) strahlt, der keiner Fliege je etwas zuleide tun könnte, und an dessen Treu und Redlichkeit niemand zweifeln würde. Sexueller Kindesmißbrauch und mißbräuchlicher Inzest kommen in allen sozialen Schichten vor - auch in den "besten Familien".
Die Kinder sind weiter, einem der vielen bösen Worte Freuds nach "lebende erotische Spielzeuge" für die Erwachsenen. Zu einem Angehörigen, der ihnen freundlich begegnet, krabbeln sie auf den Schoß, schmusen mit ihm, lassen sich gerne von ihm streicheln und "herzen". Das es für dieses Spiel sehr enge Grenzen gibt, vermag das Kind selbst nicht zu erkennen, bevor es zu spät ist - und die (späteren) Täter vermögen diese Grenzen aus den genannten Gründen nicht zu erkennen oder einzuhalten, etwa dann, wenn dieses Kind der einzige Mensch ist, den dieser Erwachsene noch dann und wann im Arm halten darf. Die Täter verstehen häufig auch die Sprache des Kindes nicht, wissen sein Verhalten nicht zu deuten.
Ein dritter Aspekt ist, das sexuelle Gewalt gegen Kinder sich fortpflanzt - eine erhebliche Anzahl der Opfer wird im späteren Leben selbst zu Tätern. Das ist eine Folge innerpsychischer Mechanismen, des "Wiederholungszwangs" und der "Abwehrmechanismen". Das entschuldigt die Täter zunächst nicht, aber es macht es in vielen Fällen erklärbar. In einigen Fällen führt es juristisch durchaus zur "Entschuldigung", wenn die inneren Zwänge des Täters nämlich so groß werden, daß er selbst mit aller Anspannung seines Gewissens und seines Verstandes nicht mehr dagegen ankommen kann. Dann ist der Täter psychotisch - schuldunfähig, und ein Fall für die forensische Psychiatrie, die "Geschlossene".
Schließlich Kinder sind den Tätern aus ihrer Familie oftmals völlig schutzlos ausgeliefert. Es ist also auch hier die Gelegenheit, die oftmals den Dieb macht, oder an der Entstehung des Diebstahls einigen Anteil hat. Das gilt zuförderst für Opfer mißbräuchlichen Inzests. Aber auch der Verkehr zwischen Kindern und nahen Angehörigen wird von den Eltern meist irgendwann nicht mehr kontrolliert - je besser das Verhältnis der Eltern zu den erwachsenen Angehörigen, je "intakter" die Familie, um so großzügiger wird man. Das ist nicht mehr als normal, und viele junge Eltern sind auch irgendwann heilfroh, wenn sie ihren Plagen mal für ein Wochenende bei Verwandten abliefern können, zu dem das Kind gerne hingeht, von den Angehörigen auch gerne als Übernachtungsgast aufgenommen wird. Diese ganz alltägliche, durchaus begrüßenswerte Situation ist aber auch eine Tatgelegenheit für einen aus anderen, zB den oben beschriebenen Gründen "tatgeneigten" Angehörigen. Dabei glaube (!) ich persönlich, daß die Mehrzahl der Täter "im Affekt" handeln wird, also aus einem der augenblicklichen Situation entspringenden Tatentschluß, dem die Tat sodann "auf dem Fuße folgt" - von langer Hand geplanter und vorbereiteter Kindesmißbrauch, wie etwa in den sensationellen schwerstkriminellen Fällen um den Belgier Marc Dutroux, dürfte eher selten sein. Solche echte Pädosexualität, bei der es also die erwachsenen Täter gerade auf Kinder abgesehen haben, scheint sehr als sehr selten angesehen zu werden.
Gruß
Möbius
Auf Deine Frage, warum Menschen "soetwas" tun: Kinder sexuell zu mißbrauchen, kann ich nur ein paar allgemeine Aspekte ohne Anspruch auf Vollzählkeit aufzählen, die mir selbst im Rahmen meiner Analyse und meiner Lektüre bekannt geworden sind:
Täter von Kindesmißbrauch sind zunächst wohl häufig Menschen mit starken emotionalen und sexuellen Defiziten, obschon diese Defizite wohl häufig hinter der "Potemkinschen Fassade" glücklicher und normaler Ehen, Beziehungen und Familienleben verborgen bleiben. Tatsächlich sind diese Beziehungen der Täter häufig "disfunktional". Die späteren Täter sind dann nicht nur sexuell, sondern auch emotional "ausgelaugt" und "ausgehungert", gierig sowohl nach Zuneigung, Wärme, Berührung, Umarmung - und natürlich auch: nach Sex, während nach Aussen das freundlich-ausgeglichene Lächeln des Biedermannes (oder der Biederfrau) strahlt, der keiner Fliege je etwas zuleide tun könnte, und an dessen Treu und Redlichkeit niemand zweifeln würde. Sexueller Kindesmißbrauch und mißbräuchlicher Inzest kommen in allen sozialen Schichten vor - auch in den "besten Familien".
Die Kinder sind weiter, einem der vielen bösen Worte Freuds nach "lebende erotische Spielzeuge" für die Erwachsenen. Zu einem Angehörigen, der ihnen freundlich begegnet, krabbeln sie auf den Schoß, schmusen mit ihm, lassen sich gerne von ihm streicheln und "herzen". Das es für dieses Spiel sehr enge Grenzen gibt, vermag das Kind selbst nicht zu erkennen, bevor es zu spät ist - und die (späteren) Täter vermögen diese Grenzen aus den genannten Gründen nicht zu erkennen oder einzuhalten, etwa dann, wenn dieses Kind der einzige Mensch ist, den dieser Erwachsene noch dann und wann im Arm halten darf. Die Täter verstehen häufig auch die Sprache des Kindes nicht, wissen sein Verhalten nicht zu deuten.
Ein dritter Aspekt ist, das sexuelle Gewalt gegen Kinder sich fortpflanzt - eine erhebliche Anzahl der Opfer wird im späteren Leben selbst zu Tätern. Das ist eine Folge innerpsychischer Mechanismen, des "Wiederholungszwangs" und der "Abwehrmechanismen". Das entschuldigt die Täter zunächst nicht, aber es macht es in vielen Fällen erklärbar. In einigen Fällen führt es juristisch durchaus zur "Entschuldigung", wenn die inneren Zwänge des Täters nämlich so groß werden, daß er selbst mit aller Anspannung seines Gewissens und seines Verstandes nicht mehr dagegen ankommen kann. Dann ist der Täter psychotisch - schuldunfähig, und ein Fall für die forensische Psychiatrie, die "Geschlossene".
Schließlich Kinder sind den Tätern aus ihrer Familie oftmals völlig schutzlos ausgeliefert. Es ist also auch hier die Gelegenheit, die oftmals den Dieb macht, oder an der Entstehung des Diebstahls einigen Anteil hat. Das gilt zuförderst für Opfer mißbräuchlichen Inzests. Aber auch der Verkehr zwischen Kindern und nahen Angehörigen wird von den Eltern meist irgendwann nicht mehr kontrolliert - je besser das Verhältnis der Eltern zu den erwachsenen Angehörigen, je "intakter" die Familie, um so großzügiger wird man. Das ist nicht mehr als normal, und viele junge Eltern sind auch irgendwann heilfroh, wenn sie ihren Plagen mal für ein Wochenende bei Verwandten abliefern können, zu dem das Kind gerne hingeht, von den Angehörigen auch gerne als Übernachtungsgast aufgenommen wird. Diese ganz alltägliche, durchaus begrüßenswerte Situation ist aber auch eine Tatgelegenheit für einen aus anderen, zB den oben beschriebenen Gründen "tatgeneigten" Angehörigen. Dabei glaube (!) ich persönlich, daß die Mehrzahl der Täter "im Affekt" handeln wird, also aus einem der augenblicklichen Situation entspringenden Tatentschluß, dem die Tat sodann "auf dem Fuße folgt" - von langer Hand geplanter und vorbereiteter Kindesmißbrauch, wie etwa in den sensationellen schwerstkriminellen Fällen um den Belgier Marc Dutroux, dürfte eher selten sein. Solche echte Pädosexualität, bei der es also die erwachsenen Täter gerade auf Kinder abgesehen haben, scheint sehr als sehr selten angesehen zu werden.
Gruß
Möbius
Ich danke Euch beiden. Das hilft mir ein bisschen ruhiger zu werden oder anders ausgedrückt, es wird verständlicher ... ich meine, mein Leben, warum etwas so ist, wie es ist. Auch wenn ich mir wünschte, es wäre nie etwas passiert, aber das wird leider nur beim Wünschen bleiben.
Ich bin schon gespannt, wie es ist, wenn ich mein Leben "ausgemistet" habe, wie du schreibst Möbius. Vor allem frage ich mich, ob ich mich dann endlich einmal "Ganz" fühlen kann und in der Einzahl, nicht mehr in der Mehrzahl.
LovisTochter, wenn ich überlege, dann sind bei mir jetzt erst nach über 30 Jahren die Erinnerungen "alle" hochgekommen. Ich hatte die Bilder zwar vorher vereinzelt schon, aber ich konnte sie nicht mit mir in Verbindung bringen, geschweige denn, dass da etwas passiert wäre ... mit "mir" ... aber jetzt sind die Verbindungen von den Bildern zu mir da, was zwar überhaupt nicht toll ist, aber nun ergeben die Dinge alle einen Sinn, auch wenn ich es immer noch nicht wahrhaben und sehen will. Irgendwie fällt es mir zeitweise immer noch schwer es anzunehmen. Das ist echt schwierig, als würde ich sie erneut verdrängen wollen, aber dann würde ich nie glücklich werden.
Möbius, danke für deine Erklärungen, warum jemand so etwas macht. Ich glaube, ich hab so ziemlich alles durchlebt, was man nur so erleben kann. Von Familie bis hin zu völlig Fremden, von nicht geplant, bis hin zu organisiert/geplant, von Einzeltätern, bis hin zu Gruppen, von einmaligen Ausrutschern, bis hin zu Wiederholungstätern. Ich könnte meine Finger und Zehen doppelt zählen, so viele Menschen dachten, ich wäre gut für sie. Das wird brauchen, das alles zu verdauen.
Danke für eure Antworten.
Lg Hexe2
Ich bin schon gespannt, wie es ist, wenn ich mein Leben "ausgemistet" habe, wie du schreibst Möbius. Vor allem frage ich mich, ob ich mich dann endlich einmal "Ganz" fühlen kann und in der Einzahl, nicht mehr in der Mehrzahl.
LovisTochter, wenn ich überlege, dann sind bei mir jetzt erst nach über 30 Jahren die Erinnerungen "alle" hochgekommen. Ich hatte die Bilder zwar vorher vereinzelt schon, aber ich konnte sie nicht mit mir in Verbindung bringen, geschweige denn, dass da etwas passiert wäre ... mit "mir" ... aber jetzt sind die Verbindungen von den Bildern zu mir da, was zwar überhaupt nicht toll ist, aber nun ergeben die Dinge alle einen Sinn, auch wenn ich es immer noch nicht wahrhaben und sehen will. Irgendwie fällt es mir zeitweise immer noch schwer es anzunehmen. Das ist echt schwierig, als würde ich sie erneut verdrängen wollen, aber dann würde ich nie glücklich werden.
Möbius, danke für deine Erklärungen, warum jemand so etwas macht. Ich glaube, ich hab so ziemlich alles durchlebt, was man nur so erleben kann. Von Familie bis hin zu völlig Fremden, von nicht geplant, bis hin zu organisiert/geplant, von Einzeltätern, bis hin zu Gruppen, von einmaligen Ausrutschern, bis hin zu Wiederholungstätern. Ich könnte meine Finger und Zehen doppelt zählen, so viele Menschen dachten, ich wäre gut für sie. Das wird brauchen, das alles zu verdauen.
Danke für eure Antworten.
Lg Hexe2
-
- neu an Bo(a)rd!
- , 18
- Beiträge: 2
Hey
Ich bin neue hier.
Ich heiße Sabine.
Ich wurde als Kind (ca.4 Jahre alt) von meinen "Pflegeeltern" sexuell missbraucht und dabei sogar gefilmt.
Ich weiß es erst seit kurzem. Mein Vater hat es mir erzählt. Ich hab voll die Lücke, wenn es um diese Zeit geht. Davor und danach weiß ich alles. Also ich war oft im Heim und in Pflegefamilien, daher "davor und danach".
Mittlerweile nimmt mich das so sehr mit, dass ich mich sogar vor mir selber und vor Sex ekel. Ich erzähle meinem Freund andauernd irgendwelche ausreden, um nicht mit ihm schlafen zu müssen. Gestern habe ich mit ihm darüber geredet. Er ist zum Glück sehr Verständnisvoll. Er wusste vorher schon, dass mir das passiert ist aber hat sich noch nie darüber Gedanken gemacht, was das mit einem anstellen kann. Ich aber ehrlich gesagt auch nocht. Ich habe seit dem Vorfall Angstzustände, Probleme beim Sex. Ich kann mich einfach nicht gehen lassen (schon bevor ich davon wusste).
Und viel mehr...
Mich zieht das momentan einfach extrem runter.
Kennt jemand diese Situation?
Wenn ja , wie geht ihr denn damit um ?
PS. Ich erinnere mich immer nur Stück für Stück an die Zeit aber leider fallen mir meistens nur unwichtige Dinge ein. Ich habe aber auch oft Albträume und wache schweißgebadet auf. Und meine Angstzustände sind auch wieder viel schlimmer geworden.
Liebe grüße Sabine / Sasa
Ich bin neue hier.
Ich heiße Sabine.
Ich wurde als Kind (ca.4 Jahre alt) von meinen "Pflegeeltern" sexuell missbraucht und dabei sogar gefilmt.
Ich weiß es erst seit kurzem. Mein Vater hat es mir erzählt. Ich hab voll die Lücke, wenn es um diese Zeit geht. Davor und danach weiß ich alles. Also ich war oft im Heim und in Pflegefamilien, daher "davor und danach".
Mittlerweile nimmt mich das so sehr mit, dass ich mich sogar vor mir selber und vor Sex ekel. Ich erzähle meinem Freund andauernd irgendwelche ausreden, um nicht mit ihm schlafen zu müssen. Gestern habe ich mit ihm darüber geredet. Er ist zum Glück sehr Verständnisvoll. Er wusste vorher schon, dass mir das passiert ist aber hat sich noch nie darüber Gedanken gemacht, was das mit einem anstellen kann. Ich aber ehrlich gesagt auch nocht. Ich habe seit dem Vorfall Angstzustände, Probleme beim Sex. Ich kann mich einfach nicht gehen lassen (schon bevor ich davon wusste).
Und viel mehr...
Mich zieht das momentan einfach extrem runter.
Kennt jemand diese Situation?
Wenn ja , wie geht ihr denn damit um ?
PS. Ich erinnere mich immer nur Stück für Stück an die Zeit aber leider fallen mir meistens nur unwichtige Dinge ein. Ich habe aber auch oft Albträume und wache schweißgebadet auf. Und meine Angstzustände sind auch wieder viel schlimmer geworden.
Liebe grüße Sabine / Sasa
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