Sexueller Missbrauch??
Sexueller Missbrauch??
Hallo,
ich habe eine Frage, da ich selbst nicht weiß wie ich das Geschehene beurteilen soll.
Ich habe vor einem Jahr einen Kommilitonen von mir etwas besser kennenglernt. Nach einigen Monaten habe ich Ihm dann klargemacht das ich nichts von ihm möchte.
Jedoch kriege ich noch fast täglich Nachrichten in denen er zwar meistens nur meine Hilfe braucht. Da ich ihn jedoch mittlerweile sehr gut einschätzen kann weiß ich das er immer etwas anderes möchte.
Neulich musste ich eine Klausur schreiben und habe ihn dort auch gesehen. Direkt kam auch wieder eine Nachricht von ihm. Da ich schon seit Monaten seine Nachrichten ignoriere habe ich es auch dieses mal wieder getan.
Kurz vor der Klausur bin ich noch einmal zur Toilette gegangen. Als ich wieder zurückgehen wollte stand er da und hat mir den Durchgang versperrt.
Ich habe ihm gesagt er solle mich durchlassen, er packte jedoch meinen arm und zog mich zurück.
Neben der Toilette befand sich direkt ein Treppenhaus in das er mich zog und mich die Treppe runterzehrte. Ich habe die ganze Zeit über nein gesagt und das er mich loslassen sollte, er hat mich jedoch weitergezogen.
Ich habe versucht mich zu wehren, da er jedoch fast zwei Köpfe größer ist als ich hatte dies nicht viel Erfolg.
ALs wir unten angekommen waren zog er mich in eine Ecke und drückte mich an die Wand während er meine Hände an meinem Rücken festhielt. Ich habe weiter nein gesagt und versucht mich zu wehren. Irgendwann hat er mich losgelassen und ich wollte wegrennen, da hatte er schon wieder meine Hand festgehalten und versuchte mich zu küssen. Ich sagte er solle aufhören, da ich das nicht möchte. Er fragte weshalb ich denn nicht möchte, da sagte ich das ich einfach keine Lust habe und sowieso einen Freund seit ein paar Monaten habe. Er schaute verdutzt und packte wieder meine beiden Hände und drückte mich an die Wand. Seine Hand ging unter mein Oberteil und ich konnte mich wegdrehen das er nicht weitermachen konnte.
ER schaffte es zwischenzeitlich meine Hose aufzumachen und seine Hand hineinzustecken. DA ich mich wehrte kam er zum Glück nie wirklich weit.
Er versuchte noch mir die Hose runterzuziehen aber auch da gelang es mir dies zu verhindern. Ich wehrte mich weiter und er hörte irgendwann auf.
Meine Handgelenke schmerzen immer noch sehr und ich weiß nicht wie ich das einordnen soll.
War es meine Schuld?
ich habe eine Frage, da ich selbst nicht weiß wie ich das Geschehene beurteilen soll.
Ich habe vor einem Jahr einen Kommilitonen von mir etwas besser kennenglernt. Nach einigen Monaten habe ich Ihm dann klargemacht das ich nichts von ihm möchte.
Jedoch kriege ich noch fast täglich Nachrichten in denen er zwar meistens nur meine Hilfe braucht. Da ich ihn jedoch mittlerweile sehr gut einschätzen kann weiß ich das er immer etwas anderes möchte.
Neulich musste ich eine Klausur schreiben und habe ihn dort auch gesehen. Direkt kam auch wieder eine Nachricht von ihm. Da ich schon seit Monaten seine Nachrichten ignoriere habe ich es auch dieses mal wieder getan.
Kurz vor der Klausur bin ich noch einmal zur Toilette gegangen. Als ich wieder zurückgehen wollte stand er da und hat mir den Durchgang versperrt.
Ich habe ihm gesagt er solle mich durchlassen, er packte jedoch meinen arm und zog mich zurück.
Neben der Toilette befand sich direkt ein Treppenhaus in das er mich zog und mich die Treppe runterzehrte. Ich habe die ganze Zeit über nein gesagt und das er mich loslassen sollte, er hat mich jedoch weitergezogen.
Ich habe versucht mich zu wehren, da er jedoch fast zwei Köpfe größer ist als ich hatte dies nicht viel Erfolg.
ALs wir unten angekommen waren zog er mich in eine Ecke und drückte mich an die Wand während er meine Hände an meinem Rücken festhielt. Ich habe weiter nein gesagt und versucht mich zu wehren. Irgendwann hat er mich losgelassen und ich wollte wegrennen, da hatte er schon wieder meine Hand festgehalten und versuchte mich zu küssen. Ich sagte er solle aufhören, da ich das nicht möchte. Er fragte weshalb ich denn nicht möchte, da sagte ich das ich einfach keine Lust habe und sowieso einen Freund seit ein paar Monaten habe. Er schaute verdutzt und packte wieder meine beiden Hände und drückte mich an die Wand. Seine Hand ging unter mein Oberteil und ich konnte mich wegdrehen das er nicht weitermachen konnte.
ER schaffte es zwischenzeitlich meine Hose aufzumachen und seine Hand hineinzustecken. DA ich mich wehrte kam er zum Glück nie wirklich weit.
Er versuchte noch mir die Hose runterzuziehen aber auch da gelang es mir dies zu verhindern. Ich wehrte mich weiter und er hörte irgendwann auf.
Meine Handgelenke schmerzen immer noch sehr und ich weiß nicht wie ich das einordnen soll.
War es meine Schuld?
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Hi
Ich würde das sexueller Nötigung zuordnen und ihm klarmachen, wenn er das nochmal versucht, dass du ihn anzeigst. Dein Fehler war das bestimmt nicht. Wenn du nein sagst, dann hat er das zu akzeptieren. Begründen musst du da gar nichts.
LG
Candy
Ich würde das sexueller Nötigung zuordnen und ihm klarmachen, wenn er das nochmal versucht, dass du ihn anzeigst. Dein Fehler war das bestimmt nicht. Wenn du nein sagst, dann hat er das zu akzeptieren. Begründen musst du da gar nichts.
LG
Candy
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)
Wenn er das nochmal versucht?? Morgenfrüh Anzeige erstatten, ohne Wenn und Aber!Candykills hat geschrieben:wenn er das nochmal versucht, dass du ihn anzeigst.
caute
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...hab ich auch gedacht....
Ganz ehrlich, wenn es nur ein Kuss gewesen wäre oder nur das festhalten und dann REDEN wollen. Aber Hand in der Hose geht schon bisserl weit......!
Ganz ehrlich, wenn es nur ein Kuss gewesen wäre oder nur das festhalten und dann REDEN wollen. Aber Hand in der Hose geht schon bisserl weit......!
Hello darkness, my old friend...
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Was ich zu allererst sehr traurig finde
(auch wenn das hier auf Erden nicht ungewöhnlich ist, weil die Erde und die Menschen krank sind und immer schneller immer kränker werden)
ist Ihre Abschlussfrage.
NEIN. Ist es nicht.
(auch wenn das hier auf Erden nicht ungewöhnlich ist, weil die Erde und die Menschen krank sind und immer schneller immer kränker werden)
ist Ihre Abschlussfrage.
NEIN. Ist es nicht.
abgemeldet
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Ihr habt natürlich recht, dass sie sofort Anzeige erstatten sollte! Hoffe, dass es was bringt...
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)
Das habe ich mich auch am Anfang gefragt. Dass heutzutage ein solches Denken vorhanden, erschließt mir völlig.blade hat geschrieben:Was ich zu allererst sehr traurig finde
(auch wenn das hier auf Erden nicht ungewöhnlich ist, weil die Erde und die Menschen krank sind und immer schneller immer kränker werden)
ist Ihre Abschlussfrage.
NEIN. Ist es nicht.
Liebe Fensch, die anderen haben Recht. Mach ne Anzeige, sonst könnte sowas nochmal vorkommen, wenn er sieht das du ihm sowas durchgehen hast lassen. Und wer weiß wie weit er beim nächsten mal gehen wird bzw kann. Einfach hart und konsequent sein, du siehst ja wie es den anderen hier geht die eine Vergewaltigung erlebt haben, lass das nicht auch noch an dir zu.
~ Jede Minute, die man lacht, verlängert das Leben um eine Stunde. ~
Hallo Fensch,
ich möchte Dir keinen konkreten Rat geben wollen, wie Du "objektiv" mit der Situation umgehen sollst - weil ich sie nicht kenne. Eine Strafanzeige wegen des beschriebenen Verhaltens ist sicherlich legitim - aber andererseits auch nicht in jedem Fall erforderlich. Das hängt m.E. von den Umständen des Einzelfalles ab, die nur Du selbst kennen kannst.
Ich möchte mich aber an einer Antwort auf Deine Frage: "Bin ich schuld?" versuchen, weil ich mich mit dieser Thematik selbst recht intensiv beschäftigen muß - ich bin ein mißbrauchtes Kind.
Opfer von sexueller Gewalt haben mit diesem Problem regelmässig zu kämpfen: das merkwürdige Gefühl, selbst schuld (gewesen) zu sein. Die Ursache dafür liegt in zwei Gründen, die sich gegenseitig verstärken und aufschaukeln können. Der eine Grund ist das Sexualtabu. Ein Tabu unterscheidet sich von anderen Normen u.a. dadurch, daß es auch denjenigen trifft, den an der Verletzung des Tabus keine Schuld trifft. Es ist also eine äusserst unbarmherzige Norm. Das Sexualtabu in unserer Gesellschaft ist zwar im zurückweichen begriffen - aber immer noch sehr mächtig, und wirkt vor allem im Unbewußten. Dh in dem Moment, in dem wir das Tabu verletzten, bezichtigen wir uns zunächst unbewußt selbst, etwas Unerlaubtes getan zu haben. Die Geltung des Sexualtabus sind jedoch nicht bei allen Menschen gleich. Für manche ist das Sexualtabu sehr schwach, für andere ist es sehr stark. Allgemein kann man vielleicht sagen: je promiskuitiver man eingestellt ist, um so schwächer ist es, je monogamer man eingestellt ist, um so stärker ist es. Aber auch das dürfte wohl keine Allgemeingültigkeit haben. Wesentlich ist aber in jedem Fall, daß eine Sexualität, die nicht unter die nach dem jeweils maßgeblichen Tabu als erlaubt gilt, das Tabu verletzt und seine Wirkungen, nämlich Schuldgefühle, auslöst. Das Sexualtabu ist nämlich so strukturiert, daß jede Sexualität tabu ist, es sei denn, daß ganz besondere Bedingungen vorliegen, unter denen Sexualität erlaubt ist. Diese Ausnahme besteht wohl für die allermeisten darin, daß Sexualität als Ausdruck tiefer emotionaler Zuneigung erlaubt ist. Aber eine Ausnahme dafür, daß man sexuelle Gewalt erleidet, ist in dem Tabu nicht vorgesehen. Dadurch also, daß Du durch die sexuelle Gewalt, auch ohne eigenes Wollen, ja gegen Deinen Willen und Deine Gegenwehr trotzdem einen sexuellen Kontakt hattest, kann Dein persönliches Tabu schon verletzt worden sein.
Der zweite Grund liegt darin, daß Täter nicht nur von sexueller Gewalt, aber insbesondere von sexueller Gewalt dazu neigen, ihr eigenes Schuldgefühl auf das Opfer zu projizieren. Das ist keine rein rationale Schutzbehauptung, sie glauben es allermeist selbst. Diese Projektion erfolgt ebenfalls unbewußt, weil die Täter selbst unter dieser Schuld leiden. Die Projektion ist ein Abwehrmechanismus gegen die als unerträglich empfundene Schuld. Nicht jeder Täter empfindet solche Schuld - es gibt durchaus völlig "gewissenlose" oder gefühllose Täter, aber die sind wohl sehr viel seltener, als man meinen will. Diese zunächst unbewußte Projektion wird aber vom Bewußtsein gerne aufgegriffen, weil der Täter dadurch eine Chance sieht, sich der sozialen Verantwortung für seine Tat zu entziehen: "Ich kann nichts dafür!" Und es gibt auch eine gewisse Neigung in der Gesellschaft, diesem Verteidigungsvorbringen einen gewissen Glauben zu schenken - eben gerade dann, wenn es sich nicht nur um eine "normale" Straftat handelt, zu der wir kein besonderes, gefühlsmäßiges Verhältnis haben wie etwa Kreditbetrug oder Steuerhinterziehung, sondern um ein Tabu, und hier greifen diese beiden Mechanismen dann ineinander. Aber auch auf der individuellen Seite des Opfers neigt dieses nicht selten dazu, diese Schuldprojektion durch den Täter "anzunehmen" und sich die Schuld des Täters zu "introjizieren" - eben wegen des schon vorhandenen Schuldgefühls aufgrund der Tabuverletzung.
Sowohl das Tabu, als auch die Schuldprojektion und -introjektion sind irrationale Mechanismen, die - es sei widerholt - im Unbewußten ihren Platz haben und ihre Wirkungen entfalten. Man kann zunächst einmal nichts dagegen tun - man kann sie jedoch durch einen entsprechenden bewußten Umgang mit dem Geschehen verarbeiten. Dazu gehört insbesondere das Gespräch mit denen, die Dir nahestehen - Deiner Familie, Deinen Freunden und auch Deinem Freund im "engeren Wortsinne", also dem Sexualpartner. Deren Aufgabe in dieser Situation ist es, Dir ganz konkret zu vermitteln und Dich spüren zu lassen, was ich Dir nur abstrakt sagen kann:
Du bist nicht schuld.
Gruß
Möbius
ich möchte Dir keinen konkreten Rat geben wollen, wie Du "objektiv" mit der Situation umgehen sollst - weil ich sie nicht kenne. Eine Strafanzeige wegen des beschriebenen Verhaltens ist sicherlich legitim - aber andererseits auch nicht in jedem Fall erforderlich. Das hängt m.E. von den Umständen des Einzelfalles ab, die nur Du selbst kennen kannst.
Ich möchte mich aber an einer Antwort auf Deine Frage: "Bin ich schuld?" versuchen, weil ich mich mit dieser Thematik selbst recht intensiv beschäftigen muß - ich bin ein mißbrauchtes Kind.
Opfer von sexueller Gewalt haben mit diesem Problem regelmässig zu kämpfen: das merkwürdige Gefühl, selbst schuld (gewesen) zu sein. Die Ursache dafür liegt in zwei Gründen, die sich gegenseitig verstärken und aufschaukeln können. Der eine Grund ist das Sexualtabu. Ein Tabu unterscheidet sich von anderen Normen u.a. dadurch, daß es auch denjenigen trifft, den an der Verletzung des Tabus keine Schuld trifft. Es ist also eine äusserst unbarmherzige Norm. Das Sexualtabu in unserer Gesellschaft ist zwar im zurückweichen begriffen - aber immer noch sehr mächtig, und wirkt vor allem im Unbewußten. Dh in dem Moment, in dem wir das Tabu verletzten, bezichtigen wir uns zunächst unbewußt selbst, etwas Unerlaubtes getan zu haben. Die Geltung des Sexualtabus sind jedoch nicht bei allen Menschen gleich. Für manche ist das Sexualtabu sehr schwach, für andere ist es sehr stark. Allgemein kann man vielleicht sagen: je promiskuitiver man eingestellt ist, um so schwächer ist es, je monogamer man eingestellt ist, um so stärker ist es. Aber auch das dürfte wohl keine Allgemeingültigkeit haben. Wesentlich ist aber in jedem Fall, daß eine Sexualität, die nicht unter die nach dem jeweils maßgeblichen Tabu als erlaubt gilt, das Tabu verletzt und seine Wirkungen, nämlich Schuldgefühle, auslöst. Das Sexualtabu ist nämlich so strukturiert, daß jede Sexualität tabu ist, es sei denn, daß ganz besondere Bedingungen vorliegen, unter denen Sexualität erlaubt ist. Diese Ausnahme besteht wohl für die allermeisten darin, daß Sexualität als Ausdruck tiefer emotionaler Zuneigung erlaubt ist. Aber eine Ausnahme dafür, daß man sexuelle Gewalt erleidet, ist in dem Tabu nicht vorgesehen. Dadurch also, daß Du durch die sexuelle Gewalt, auch ohne eigenes Wollen, ja gegen Deinen Willen und Deine Gegenwehr trotzdem einen sexuellen Kontakt hattest, kann Dein persönliches Tabu schon verletzt worden sein.
Der zweite Grund liegt darin, daß Täter nicht nur von sexueller Gewalt, aber insbesondere von sexueller Gewalt dazu neigen, ihr eigenes Schuldgefühl auf das Opfer zu projizieren. Das ist keine rein rationale Schutzbehauptung, sie glauben es allermeist selbst. Diese Projektion erfolgt ebenfalls unbewußt, weil die Täter selbst unter dieser Schuld leiden. Die Projektion ist ein Abwehrmechanismus gegen die als unerträglich empfundene Schuld. Nicht jeder Täter empfindet solche Schuld - es gibt durchaus völlig "gewissenlose" oder gefühllose Täter, aber die sind wohl sehr viel seltener, als man meinen will. Diese zunächst unbewußte Projektion wird aber vom Bewußtsein gerne aufgegriffen, weil der Täter dadurch eine Chance sieht, sich der sozialen Verantwortung für seine Tat zu entziehen: "Ich kann nichts dafür!" Und es gibt auch eine gewisse Neigung in der Gesellschaft, diesem Verteidigungsvorbringen einen gewissen Glauben zu schenken - eben gerade dann, wenn es sich nicht nur um eine "normale" Straftat handelt, zu der wir kein besonderes, gefühlsmäßiges Verhältnis haben wie etwa Kreditbetrug oder Steuerhinterziehung, sondern um ein Tabu, und hier greifen diese beiden Mechanismen dann ineinander. Aber auch auf der individuellen Seite des Opfers neigt dieses nicht selten dazu, diese Schuldprojektion durch den Täter "anzunehmen" und sich die Schuld des Täters zu "introjizieren" - eben wegen des schon vorhandenen Schuldgefühls aufgrund der Tabuverletzung.
Sowohl das Tabu, als auch die Schuldprojektion und -introjektion sind irrationale Mechanismen, die - es sei widerholt - im Unbewußten ihren Platz haben und ihre Wirkungen entfalten. Man kann zunächst einmal nichts dagegen tun - man kann sie jedoch durch einen entsprechenden bewußten Umgang mit dem Geschehen verarbeiten. Dazu gehört insbesondere das Gespräch mit denen, die Dir nahestehen - Deiner Familie, Deinen Freunden und auch Deinem Freund im "engeren Wortsinne", also dem Sexualpartner. Deren Aufgabe in dieser Situation ist es, Dir ganz konkret zu vermitteln und Dich spüren zu lassen, was ich Dir nur abstrakt sagen kann:
Du bist nicht schuld.
Gruß
Möbius
Hallo Fensch,
Wie kommst du denn darauf?Fensch hat geschrieben:War es meine Schuld?
"Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu." (Horvàth)
Vielleicht kann ich noch einen Beitrag zu der Verarbeitung leisten, wenn ich versuche, zu skizzieren, wie die Psychoanalyse Sigmund Freuds "Verliebtheit" versteht und welche Bedeutung er für die sexuelle Gewalt, die Du erleiden mußtest und verarbeiten mußt, möglicherweise haben kann.
"Verliebtsein" ist in dieser Sichtweise nichts anderes, als eine zumeist in milder Form verlaufende Übertragungspsychose. Von der Schuldprojektion habe ich bereits geschrieben - aber man kann auch andere Elemente der Psyche in die Aussenwelt projizieren. Bei der Verliebtheit ist es die Erinnerung an eine intensive emotionale Kindheitsbeziehung, meist wohl die zum gegengeschlechtlichen Elter. Diese Erinnerung liegt ebenfalls im Unbewußten, und drängt nach einer Wiederholung. Sie projiziert sich daher von Zeit zu Zeit beim erwachsenen Menschen auf andere Menschen, die dem gegengeschlechtlichen Elter, so wie es das Kind ihn seinerzeit erlebt hat, und in idealisierter Weise irgendwie ähneln. Oft reichen für diese Projektionen Kleinigkeiten aus: Größe, Haarfarbe, Stimmlage - aber es können natürlich auch komplexere Eigenschaften wie Charakter usw. sein.
Kommt es zu einer solchen Verliebtheit, dann identifiziert das Unbewußte den anderen mit dem Gedächtnisinhalt, der Erinnerung. Für das Unbewußte ist das "Objekt der Begierde" identisch mit dem Partner jener weit zurückliegenden Kindheitsbeziehung, von dem wir uns geliebt, beschützt und in den Arm genommen fühlten. Unser Unbewußtes ist fest davon überzeugt, daß unser "Objekt der Begierde" genau das will: uns liebhaben, in den Arm nehmen und - weil wir ja inzwischen auch die Pubertät hinter uns gebracht haben: auch Sex haben.
Normalerweise gelingt es uns, diese psychotischen Affekte unter Kontrolle zu halten - wir merken es irgendwann, wenn das "Objekt der Begierde" sich ernsthaft verweigert, "sehen es ein" und normalerweise klingt dieses Verliebtsein dann auch langsam ab, erst recht dann, wenn sich neue "Objekte der Begierde" auftun. Das kennen wir schließlich alle. Schlimmstenfalls geht man sich eine Weile aus dem Weg - dann geht es wieder.
Nun kann aber der Affekt so stark sein, daß er eben nicht abklingt, sich stabilisiert, zu einem Dauerzustand wird und es zu einem Kontrollverlust kommen kann, wie wahrscheinlich in dem Fall, der Dir widerfahren ist. Damit ist keineswegs gesagt, daß der Täter "vermindert schuldfähig" gewesen sein soll ! Die Affekte müssen ganz enorm stark sein, damit man soetwas annehmen kann und diese ganz enorme Stärke, daß es wirklich zu einem Kontrollverlust in dem Sinne kommt, daß der Täter gar nicht anders handeln konnte, wird nur sehr, sehr selten erreicht. Ich will daher den Ausdruck "Kontrollverlust" lieber durch "Kontrollverminderung" ersetzen.
Der Täter war aufgrund dieser Projektion mit hoher Wahrscheinlich davon überzeugt, daß Du ihn ebenfalls lieben würdest, aber Dich lediglich aus diesen oder jenen Gründen nicht "über die Schwelle trauen" würdest, und hat sich daher dazu entschlossen, Dir "mit Gewalt nachzuhelfen". Vielleicht hat er es sogar ausgesprochen: "Du willst es doch auch!" Diese Projektion war es auch, die das Sexualtabu im Täter hat zurücktreten lassen: denn der beschriebene Ausnahmezustand der Liebe war ja für das Unbewußte schon längst gegeben ! In diesem Entschluß und natürlich erst Recht: seiner Umsetzung, Dich zu Deinem vermeintlichen Glück "nur ein bischen" zu zwingen liegt ja gerade das Verwerfliche und auch im Rechtssinne: Kriminelle.
Aber dann ist die Eiswasserdusche der immer noch andauernden Gegenwehr von Dir gekommen und hat ihn irgendwann "zur Vernunft" kommen lassen, und wie anzunehmen ist, noch rechtzeitig bevor es zu Schlimmerem gekommen ist - was schon passiert war, war ja auch schon schlimm genug.
Das ist in etwa der Normalfall, der bei einer solchen Form sexueller Gewalt vorliegt, soweit meine eigenen bescheidenen Kenntnisse reichen und ich aufgrund Deiner Erzählung annehmen kann. Es bleibt trotzdem nur eine, wenn auch m.E. recht wahrscheinliche, Möglichkeit. Es könnten in Deinem Fall noch ganz andere Faktoren eine Rolle gespielt haben, zB der nachlassende Stress, wenn man eine Klausur endlich überstanden hat, die hohe Konzentration nachlässt - und damit auch: das hohe Maß von Selbstkontrolle, das diese Situation erfordert. Aber damit will ich meine Spekulationen auch wieder beenden.
Ich wiederhole: dieser mein Erklärungsversuch ist kein Versuch, den Täter zu entschuldigen oder seine Schuld zu relativieren. Es ist der Versuch, für Dich verständlich zu machen, was in diesem Menschen in dieser Situation mit einiger Wahrscheinlichkeit vorgegangen sein könnte. Vielleicht hilft Dir das bei der Verarbeitung ein bischen. Anzumerken ist, daß meine Darstellung der Verliebtheit unvollständig ist - ich habe versucht, mich auf das für die Tat wesentliche zu beschränken.
"Verliebtsein" ist in dieser Sichtweise nichts anderes, als eine zumeist in milder Form verlaufende Übertragungspsychose. Von der Schuldprojektion habe ich bereits geschrieben - aber man kann auch andere Elemente der Psyche in die Aussenwelt projizieren. Bei der Verliebtheit ist es die Erinnerung an eine intensive emotionale Kindheitsbeziehung, meist wohl die zum gegengeschlechtlichen Elter. Diese Erinnerung liegt ebenfalls im Unbewußten, und drängt nach einer Wiederholung. Sie projiziert sich daher von Zeit zu Zeit beim erwachsenen Menschen auf andere Menschen, die dem gegengeschlechtlichen Elter, so wie es das Kind ihn seinerzeit erlebt hat, und in idealisierter Weise irgendwie ähneln. Oft reichen für diese Projektionen Kleinigkeiten aus: Größe, Haarfarbe, Stimmlage - aber es können natürlich auch komplexere Eigenschaften wie Charakter usw. sein.
Kommt es zu einer solchen Verliebtheit, dann identifiziert das Unbewußte den anderen mit dem Gedächtnisinhalt, der Erinnerung. Für das Unbewußte ist das "Objekt der Begierde" identisch mit dem Partner jener weit zurückliegenden Kindheitsbeziehung, von dem wir uns geliebt, beschützt und in den Arm genommen fühlten. Unser Unbewußtes ist fest davon überzeugt, daß unser "Objekt der Begierde" genau das will: uns liebhaben, in den Arm nehmen und - weil wir ja inzwischen auch die Pubertät hinter uns gebracht haben: auch Sex haben.
Normalerweise gelingt es uns, diese psychotischen Affekte unter Kontrolle zu halten - wir merken es irgendwann, wenn das "Objekt der Begierde" sich ernsthaft verweigert, "sehen es ein" und normalerweise klingt dieses Verliebtsein dann auch langsam ab, erst recht dann, wenn sich neue "Objekte der Begierde" auftun. Das kennen wir schließlich alle. Schlimmstenfalls geht man sich eine Weile aus dem Weg - dann geht es wieder.
Nun kann aber der Affekt so stark sein, daß er eben nicht abklingt, sich stabilisiert, zu einem Dauerzustand wird und es zu einem Kontrollverlust kommen kann, wie wahrscheinlich in dem Fall, der Dir widerfahren ist. Damit ist keineswegs gesagt, daß der Täter "vermindert schuldfähig" gewesen sein soll ! Die Affekte müssen ganz enorm stark sein, damit man soetwas annehmen kann und diese ganz enorme Stärke, daß es wirklich zu einem Kontrollverlust in dem Sinne kommt, daß der Täter gar nicht anders handeln konnte, wird nur sehr, sehr selten erreicht. Ich will daher den Ausdruck "Kontrollverlust" lieber durch "Kontrollverminderung" ersetzen.
Der Täter war aufgrund dieser Projektion mit hoher Wahrscheinlich davon überzeugt, daß Du ihn ebenfalls lieben würdest, aber Dich lediglich aus diesen oder jenen Gründen nicht "über die Schwelle trauen" würdest, und hat sich daher dazu entschlossen, Dir "mit Gewalt nachzuhelfen". Vielleicht hat er es sogar ausgesprochen: "Du willst es doch auch!" Diese Projektion war es auch, die das Sexualtabu im Täter hat zurücktreten lassen: denn der beschriebene Ausnahmezustand der Liebe war ja für das Unbewußte schon längst gegeben ! In diesem Entschluß und natürlich erst Recht: seiner Umsetzung, Dich zu Deinem vermeintlichen Glück "nur ein bischen" zu zwingen liegt ja gerade das Verwerfliche und auch im Rechtssinne: Kriminelle.
Aber dann ist die Eiswasserdusche der immer noch andauernden Gegenwehr von Dir gekommen und hat ihn irgendwann "zur Vernunft" kommen lassen, und wie anzunehmen ist, noch rechtzeitig bevor es zu Schlimmerem gekommen ist - was schon passiert war, war ja auch schon schlimm genug.
Das ist in etwa der Normalfall, der bei einer solchen Form sexueller Gewalt vorliegt, soweit meine eigenen bescheidenen Kenntnisse reichen und ich aufgrund Deiner Erzählung annehmen kann. Es bleibt trotzdem nur eine, wenn auch m.E. recht wahrscheinliche, Möglichkeit. Es könnten in Deinem Fall noch ganz andere Faktoren eine Rolle gespielt haben, zB der nachlassende Stress, wenn man eine Klausur endlich überstanden hat, die hohe Konzentration nachlässt - und damit auch: das hohe Maß von Selbstkontrolle, das diese Situation erfordert. Aber damit will ich meine Spekulationen auch wieder beenden.
Ich wiederhole: dieser mein Erklärungsversuch ist kein Versuch, den Täter zu entschuldigen oder seine Schuld zu relativieren. Es ist der Versuch, für Dich verständlich zu machen, was in diesem Menschen in dieser Situation mit einiger Wahrscheinlichkeit vorgegangen sein könnte. Vielleicht hilft Dir das bei der Verarbeitung ein bischen. Anzumerken ist, daß meine Darstellung der Verliebtheit unvollständig ist - ich habe versucht, mich auf das für die Tat wesentliche zu beschränken.
Im Damenklo meines Studentenhockeyvereins lagen mal anonyme Flyer: "Thomas Soundso hat hier am 1.4.19** um soundsoviel Uhr versucht mich zu vergewaltigen. Hat jemand was gesehen? Melde es beim Vorstand. Und vernichte diesen Flyer. Bitte!". Mädels haben die Flyer mitgenommen und anderen gezeigt. Es hatte tatsächlich jemand was gesehen, aber nichts Strafbares. Den Täter wurde gebeten den ganzen Studentenverein zu verlassen. Was erniedrigender war als rauskicken.
Es steht einem nicht nur der Rechtsweg offen (der noch zusätzlich traumatisieren kann), mit kreativen Lösungen bekommt man oft Hilfe. Die zuverlässigsten Komplizen solcher Täter sind leider das Gesetz das konkrete Beweise will und die Scham der Opfer. Da sollte man sich was ausdenken was auch nicht zu beweisen ist und an der Scham vorbei geht.
Es steht einem nicht nur der Rechtsweg offen (der noch zusätzlich traumatisieren kann), mit kreativen Lösungen bekommt man oft Hilfe. Die zuverlässigsten Komplizen solcher Täter sind leider das Gesetz das konkrete Beweise will und die Scham der Opfer. Da sollte man sich was ausdenken was auch nicht zu beweisen ist und an der Scham vorbei geht.
caute
Ich möchte noch ein paar Worte zum Themenkreis "Tabu" verlieren. Ich widerstehe der Versuchung mit Mühe, eine weitschweifige Abhandlung zum Tabu zu verfassen - mein Übervater Freud hat dies viel besser getan.
Das Tabu wird, wie gesagt, auch dann verletzt, wenn den Betreffenden kein Verschulden trifft. Das ist für uns aufgeklärte Menschen schwer verständlich. Wir müssen uns jedoch bewußt sein, daß diese archaische Form von Normen auch in unserer heutigen Gesellschaft nach wie vor existiert und sehr wirkmächtig ist.
Es gibt noch einen archaischen Zug nicht nur am Sexualtabu, sondern an jedem Tabu: auch über das Tabu selbst darf nicht gesprochen, streng genommen nicht einmal nachgedacht werden. Das merken wir gerade am Sexualtabu nur allzu deutlich: es ist ungeheuer schwer, in "vernünftiger" Art und Weise über Sexualität zu sprechen, zu kommunizieren. Selbst in jahre- oder Jahrzehntelangen Sexualpartnerschaften wird Sexualität zwar vollzogen - aber darüber sorgsam geschwiegen. Und erst recht ist es ein sogar schwerer Tabuverstoß, das Tabu explizit in Frage zu stellen. "Let's talk about Sex!" ist auch heute noch eine sehr provokante Aufforderung.
Dementsprechend sind auch die Tabus unserer Gesellschaft - nicht nur das Sexualtabu - nur so schwer rational zu begreifen und zu erforschen, weil jede Äusserung über ein Tabu für denjenigen, der ihm unterworfen ist, Schuldgefühle auslöst. Nicht nur die Wirkungen des Tabus spielen sich größtenteils im unbewußten Teil der Psyche ab, sondern das Tabu selbst hat dort mitunter seinen Sitz: wir wissen es oftmals garnicht, daß bestimmte Verhaltensweisen oder Empfindungen von uns durch ein Tabu hervorgerufen werden - ja wir leugnen es sogar, daß es für uns heute, im 21. Jahrhundert, noch so etwas Archaisches geben und großen Einfluß auf uns haben könne. Wir akzeptieren zwar nolens volens, daß es solche Tabus "bei den anderen" noch geben könnte, insbesondere "bildungsfernen" unaufgeklärten Schichten und Einzelpersonen, in noch nicht voll entwickelten Gesellschaften - aber "bei uns doch längst nicht mehr."
Selbst Freud hat, als er das Tabu in seinen ganzen Auswirkungen darstellte, den Kunstgriff vollzogen, dies nur an "primitiven" und "wilden" Völkerscharen zu tun, dem Leserkreis an der Schwelle zum 20. Jahrhundert zu ersparen, daß der "Primitive" und "Wilde", der dort beschrieben ist - er selbst ist. Das ging auch mir erst nach etlichen Seiten dieses Textes wirklich auf.
So unbedingt das Tabu in seinem Geltungsanspruch ist, so relativ ist es doch in seiner Geltungsmacht. Tabus sind nicht stabil, ändern sich - sowohl in der Gesellschaft, als auch im einzelnen Menschen. Jeder von uns kann es unternehmen, solche Tabus in sich selbst zurückzudrängen, bestimmte eigene Verhaltensweisen aus dem Geltungsbereich eines Tabus herauszunehmen - gerade im Sexuellen muß das wohl jeder Mensch in und nach der Pubertät in einem gewissen Grade, und in hohem Maße müssen das diejenigen, die mit einer vom mainstream abweichenden eigenen Sexualität fertig werden müssen. Homosexualität war bis in die 80er Jahre des letzten Jahrhunderts ein solches Tabu gewesen, heute ist davon - gottseidank - nur noch wenig übrig geblieben bei uns.
Die threadstarterin nun ist durch die sexuelle Gewalt, die ihr angetan wurde, in die unerfreuliche Lage versetzt, ihr eigenes, persönliches Sexualtabu in gewisser Weise zurückzudrängen. Sie muß über das Erfahrene sprechen - sprechen können, sprechen lernen und damit eben auch: darüber nachdenken können, darüber nachdenken lernen, nicht nur in einem anonymen Internet-Forum, gegebenenfalls einem psychotherapeutischen Berater, sondern auch gegenüber ihren Nahestehenden, insbesondere ihrem Sexualpartner, aber auch ihrer Familie, ihren Freunden - und gegebenenfalls auch: gegenüber Polizei, Staatsanwaltschaft und Gericht.
Denn im Darüber-reden, Darüber-nachdenken liegen die ersten Schritte der Verarbeitung des Geschehenen und Erlittenen. Dem steht das Tabu leider entgegen, und deswegen muß es insofern (aber auch wirklich nur insofern) weichen.
Denn: durch sexuelle Gewalt wird in der Psyche des Opfers, insbesondere deren unbewußten Teilen ein Kausalverlauf in Gang gesetzt, der zu erheblichen Problemen, ernsthaften Erkrankungen führen, das Leben ganz schön vermiesen kann. Das muß nicht so sein - aber es passiert leider oft genug, ich bin selbst davon massiv betroffen. Und an diesem Kausalverlauf hat das Sexualtabu mit seiner archaischen Zuweisung von Schuldgefühlen einen ganz erheblichen Anteil.
Und ich gebe meiner Hoffnung Ausdruck, daß auch böse Geister verschwinden, wenn man Licht macht!
Das Tabu wird, wie gesagt, auch dann verletzt, wenn den Betreffenden kein Verschulden trifft. Das ist für uns aufgeklärte Menschen schwer verständlich. Wir müssen uns jedoch bewußt sein, daß diese archaische Form von Normen auch in unserer heutigen Gesellschaft nach wie vor existiert und sehr wirkmächtig ist.
Es gibt noch einen archaischen Zug nicht nur am Sexualtabu, sondern an jedem Tabu: auch über das Tabu selbst darf nicht gesprochen, streng genommen nicht einmal nachgedacht werden. Das merken wir gerade am Sexualtabu nur allzu deutlich: es ist ungeheuer schwer, in "vernünftiger" Art und Weise über Sexualität zu sprechen, zu kommunizieren. Selbst in jahre- oder Jahrzehntelangen Sexualpartnerschaften wird Sexualität zwar vollzogen - aber darüber sorgsam geschwiegen. Und erst recht ist es ein sogar schwerer Tabuverstoß, das Tabu explizit in Frage zu stellen. "Let's talk about Sex!" ist auch heute noch eine sehr provokante Aufforderung.
Dementsprechend sind auch die Tabus unserer Gesellschaft - nicht nur das Sexualtabu - nur so schwer rational zu begreifen und zu erforschen, weil jede Äusserung über ein Tabu für denjenigen, der ihm unterworfen ist, Schuldgefühle auslöst. Nicht nur die Wirkungen des Tabus spielen sich größtenteils im unbewußten Teil der Psyche ab, sondern das Tabu selbst hat dort mitunter seinen Sitz: wir wissen es oftmals garnicht, daß bestimmte Verhaltensweisen oder Empfindungen von uns durch ein Tabu hervorgerufen werden - ja wir leugnen es sogar, daß es für uns heute, im 21. Jahrhundert, noch so etwas Archaisches geben und großen Einfluß auf uns haben könne. Wir akzeptieren zwar nolens volens, daß es solche Tabus "bei den anderen" noch geben könnte, insbesondere "bildungsfernen" unaufgeklärten Schichten und Einzelpersonen, in noch nicht voll entwickelten Gesellschaften - aber "bei uns doch längst nicht mehr."
Selbst Freud hat, als er das Tabu in seinen ganzen Auswirkungen darstellte, den Kunstgriff vollzogen, dies nur an "primitiven" und "wilden" Völkerscharen zu tun, dem Leserkreis an der Schwelle zum 20. Jahrhundert zu ersparen, daß der "Primitive" und "Wilde", der dort beschrieben ist - er selbst ist. Das ging auch mir erst nach etlichen Seiten dieses Textes wirklich auf.
So unbedingt das Tabu in seinem Geltungsanspruch ist, so relativ ist es doch in seiner Geltungsmacht. Tabus sind nicht stabil, ändern sich - sowohl in der Gesellschaft, als auch im einzelnen Menschen. Jeder von uns kann es unternehmen, solche Tabus in sich selbst zurückzudrängen, bestimmte eigene Verhaltensweisen aus dem Geltungsbereich eines Tabus herauszunehmen - gerade im Sexuellen muß das wohl jeder Mensch in und nach der Pubertät in einem gewissen Grade, und in hohem Maße müssen das diejenigen, die mit einer vom mainstream abweichenden eigenen Sexualität fertig werden müssen. Homosexualität war bis in die 80er Jahre des letzten Jahrhunderts ein solches Tabu gewesen, heute ist davon - gottseidank - nur noch wenig übrig geblieben bei uns.
Die threadstarterin nun ist durch die sexuelle Gewalt, die ihr angetan wurde, in die unerfreuliche Lage versetzt, ihr eigenes, persönliches Sexualtabu in gewisser Weise zurückzudrängen. Sie muß über das Erfahrene sprechen - sprechen können, sprechen lernen und damit eben auch: darüber nachdenken können, darüber nachdenken lernen, nicht nur in einem anonymen Internet-Forum, gegebenenfalls einem psychotherapeutischen Berater, sondern auch gegenüber ihren Nahestehenden, insbesondere ihrem Sexualpartner, aber auch ihrer Familie, ihren Freunden - und gegebenenfalls auch: gegenüber Polizei, Staatsanwaltschaft und Gericht.
Denn im Darüber-reden, Darüber-nachdenken liegen die ersten Schritte der Verarbeitung des Geschehenen und Erlittenen. Dem steht das Tabu leider entgegen, und deswegen muß es insofern (aber auch wirklich nur insofern) weichen.
Denn: durch sexuelle Gewalt wird in der Psyche des Opfers, insbesondere deren unbewußten Teilen ein Kausalverlauf in Gang gesetzt, der zu erheblichen Problemen, ernsthaften Erkrankungen führen, das Leben ganz schön vermiesen kann. Das muß nicht so sein - aber es passiert leider oft genug, ich bin selbst davon massiv betroffen. Und an diesem Kausalverlauf hat das Sexualtabu mit seiner archaischen Zuweisung von Schuldgefühlen einen ganz erheblichen Anteil.
Und ich gebe meiner Hoffnung Ausdruck, daß auch böse Geister verschwinden, wenn man Licht macht!
Vielen Dank für eure ganzen Amtowrten und Ratschlage.
Wieso ich mir die Frage stelle ob es meine Schuld ist, ist schwer zu erklären.
Ich habe das Gefühl es ihm vermutlich nicht gebaut klargemacht zu haben das ich kein Intetrsse habe, wodurch er .möglicher Weise dazu gedrängt wurde es nun so zu verssuchen.
Ich habe mit meinem Freund und auch anderen Freunden und Kommilitonen darüber gesprochen. Jeder riet zu einer Anzeige.
Jedoch fingen sie an, seien sie noch so lieb , von Gewalt zu sprechen was mir dann wjedef Angst macht, da ich ein absoluter Gegner vom Gewalt bin.
Wieso ich mir die Frage stelle ob es meine Schuld ist, ist schwer zu erklären.
Ich habe das Gefühl es ihm vermutlich nicht gebaut klargemacht zu haben das ich kein Intetrsse habe, wodurch er .möglicher Weise dazu gedrängt wurde es nun so zu verssuchen.
Ich habe mit meinem Freund und auch anderen Freunden und Kommilitonen darüber gesprochen. Jeder riet zu einer Anzeige.
Jedoch fingen sie an, seien sie noch so lieb , von Gewalt zu sprechen was mir dann wjedef Angst macht, da ich ein absoluter Gegner vom Gewalt bin.
Fensch hat geschrieben:Wieso ich mir die Frage stelle ob es meine Schuld ist, ist schwer zu erklären.
Ich habe das Gefühl es ihm vermutlich nicht gebaut klargemacht zu haben das ich kein Intetrsse habe, wodurch er .möglicher Weise dazu gedrängt wurde es nun so zu verssuchen.
Ich dachte mir schon, dass deine Antwort genauso ausfallen könnte.
Die Frage ist: Hast du es wirklich nicht gewollt?
Wenn du es nicht wenigstens ein bisschen auch gewollt hast, hast du dich nur nicht getraut, deutlicher zu werden?
Ich versetze mich gerade in die Situation hinein. Es wird zwar 'NEIN' gesagt, aber möglicherweise gleichzeitig auch ein 'JA' gesendet. Das sind verwirrende Doppelbotschaften. Falls es so war: Wovon hätte dein Kommilitone ausgehen sollen? Wiegt ein ausgesprochenes Nein stärker als der Rest der Kommunikation, die eventuell deutlich für ein Ja spricht?
Eine weitere Frage wäre: Hat dich die Situation gereizt?
Vielleicht fühlst du dich 'schuldig', weil du nicht deutlich genug warst, wenn du es wirklich nicht gewollt hast. Vielleicht aber fühlst du dich auch schuldig gegenüber deinem Freund, weil du einer erotischen Situation mit einem anderen Mann nicht hast widerstehen können?
"Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu." (Horvàth)
Wenn mich ein Kellner fragt: Wollen Sie vielleicht noch etwas?
Dann ist das etwas, was mich erfreut, weil er mich beachtet.
Wenn ich dann höflich und freundlich sowie wertschätzend (weil ich es schätze, wenn jemand mich in positiver Weise beachtet) "Nein danke" sage
muss ich dann trotzdem die Schweinskopfsülze aufessen, die er mir bringt, obwohl ich Nein gesagt habe?
Bin ich schuld, wenn er dann sauer ist?
Hätte ich besser fies, herablassend und ein totales Aloch sein sollen?
Dann ist das etwas, was mich erfreut, weil er mich beachtet.
Wenn ich dann höflich und freundlich sowie wertschätzend (weil ich es schätze, wenn jemand mich in positiver Weise beachtet) "Nein danke" sage
muss ich dann trotzdem die Schweinskopfsülze aufessen, die er mir bringt, obwohl ich Nein gesagt habe?
Bin ich schuld, wenn er dann sauer ist?
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