Hallo zusammen,
als Debüt erzähle ich am besten gleich einmal ein wenig über mich und meine eigene Geschichte.
Heute bin ich 44 Jahre alt und erlebe derzeit rückblickend auf mein Leben vieles erneut, vieles vergessen geglaubtes, drängt wieder an die Oberfläche.
Damals, als alles anfing, war ich noch ein kleiner Junge, von vielleicht drei oder vier Jahren.
Die ersten beiden Male an die ich mich erinnere, als ich geschlagen worden bin, muss ich ca. In diesem Alter gewesen sein.
In welcher Reihenfolge das geschehen ist, kann ich heute nicht mehr rekonstruieren.
Das eine mal, war ich mit meinen Eltern bei meinen Großeltern zu Besuch, dort wurde ich von meinem Vater erwischt, wie ich im Badezimmer auf der Fensterbank herumgeklettert bin.
Dafür hat er mir mit der Hand den Hintern versohlt.
Das andere mal, war bei uns daheim im Wohnzimmer.
Mein Onkel war gerade bei uns zu Besuch, ich konnte ihn nicht leiden weil er mir immer mit Gruselstorys Angst gemacht hatte, sodass ich nachts nicht schlafen konnte.
Was genau der Anlass gewesen ist, weiß ich heute nicht mehr.
Woran ich mich erinnere, ist, dass ich mit ihm und meinem Vater zusammen!!en im Wohnzimmer gewesen bin und meinem Onkel bespuckt habe.
Dafür gab es ziemlich heftig was auf den Hintern.
Ich war also noch recht klein als all das anfing.
Mein Vater war ziemlich ehrgeizig und hatte recht hohe Erwartungen an mich und meine Leistungen.
Aus diesem Grund hatte ich so eine kleine Schultagen in meinem Zimmer.
Eines Tages, ich war noch im Kindergartenalter, musste ich mit meinem Vater nach dem Abendessen an der Tafel lesen und schreiben üben.
Dabei machte ich, weil ich es lustig fand, aus einem großen E eine Gabel.
Mein Vater quittierte dies mit einer Backpfeife weil er offenbar die Geduld verlor.
Er schlug also recht schnell zu und das wurde mit den Jahren nicht besser, eher schlimmer.
Hilfe fand ich in meiner Familie keine.
Meine Mutter fand die Schläge zwar verkehrt, stritt sich deswegen auch immer wieder mit meinem Vater, konnte ihn aber nicht davon abhalten.
Richtig schlimm wurde es, als ich zur Schule ging.
Ein besonders guter Schüler war ich nicht. Eher mittelmäßig bis richtig schlecht.
Meinen Eltern und besonders meinem Vater machte das sehr zu schaffen. Er selbst war ja immer ein Einserschüler, der sich für eine Drei geschämt hätte als Kind.
Er empfand es als Schande, dass sein Sohn, der ja angeblich nicht blöd war, in der Schule nichts auf die Reihe bekam.
Zitat: "Und das mir!"
Das zog sich so durch, bis ans Ende meiner Schulzeit.
Es hagelte also Druck von allen Seiten. Von den Lehrern gab es Tadel, ich sei faul und renitent.
Von Zuhause aus, gab es Beschimpfungen, Gebrüll und Schläge.
Kam mal die ganze Familie zusammen, wie etwa bei Familienfeiern üblich, waren meine Schandtaten und schlechten Leistungen das abendfüllende Thema.
Ansonsten durfte ich mir auch gerne mal anhören, wie hart meine Eltern und Großeltern es als Kinder doch hatten, denn Schläge, auch vom Lehrer in der Schule, seien an der Tagesordnung gewesen.
Die Kinder meiner eigenen Generation, insbesondere ich, seien ja völlig verwöhnt und wüssten nicht, was harte Arbeit und ein schweres Leben sei.
Des weiteren gab es zu den übliche Schlägen und Beschimpfungen auch immer wieder solche prophetischen Aussagen wie "Aus dir wird mal gar nichts" oder "Du wirst als Hilfsarbeiter enden".
Parallel dazu sagte man mir zwar auch, dass man mich lieb habe, was ich allerdings nie verstehen konnte, beziehungsweise nicht glauben konnte, da man mich ja auch schlug, demütigte und beschimpfte.
So wuchs ich also in dem Glauben auf, völlig talentfrei zu sein, obwohl man mir auch immer wieder attestierte, ich sei intelligent, könne so toll malen und Gitarre spielen.
Teil 2 folgt.
Als Kind geschlagen und gedemütigt
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Teil 2:
Materiell fehlte es mir tatsächlich an nichts, da wir einigermaßen wohlhabend waren und ich so ziemlich alles bekam, von Markenklamotten mal abgesehen.
Ansonsten kann ich zum Klima in dem ich bis zu meiner Jugend aufwuchs noch sagen, dass ich viel weniger gedurft habe, als meine Freunde.
Ich musste früher zuhause sein als alle anderen, durfte seltenst nur im Fernsehen sehen was alle anderen sahen, keine Bravo lesen und und und.
Taschengeld gab es auch eher weniger, zudem durfte ich es nicht nach eigenem Ermessen verwenden.
Mit 13 fing ich dann an zu rebellieren. Lief nur noch in Schwarz herum, begann heimlich zu kiffen, schwänzte die Schule und setzte mich immer häufiger über Ausgehverbote und Regeln hinweg.
Das behielt ich bei, bis ich mich im Alter von 15 Jahren, an Heiligabend weigerte, ein Geldgeschenk meiner Großmutter, in höhe von DM 100 an meinen Vater aushändigen, der es auf mein Sparbuch einzahlen wollte.
Es endete in einer Schlägerei mit ihm, in der ich mich dank intensivem Kampfsporttrainings auch behauptete, sodass ich das Geld behielt.
Etwa ein Jahr später kam es zu einer finalen Klopperei, als mein Vater mich gewaltsam daran hindern wollte, eine Party zu besuchen.
Auch hierbei setzte ich mich letztendlich durch, die Party besuchte ich trotzig, verheult und mit einer zerrissenen Jacke.
Von diesem Tag an, machte ich eigentlich nur noch was ich wollte und blieb solange weg, wie mir der Sinn stand.
Zwar gab es keine Schläge mehr, die Beschimpfungen und Demütigungen hörten dennoch nicht auf.
Ich setzte meine Lehre in den Sand, besuchte noch einmal die Schule.
Letztendlich erfolglos, da ich mittlerweile viel zu rebellisch war und auch den Klassenfrieden störte.
Seither hat sich vieles von dem was man mir prophezeite, tatsächlich bewahrheitet.
Beruflich habe ich es zu nichts gebracht, verlor eine Arbeitsstelle nach der anderen.
Meine Ehe, wurde 2000 geschieden und als Vater habe ich mich auch nicht gerade mit Ruhm bekleckert.
Ich stand zwar immer wieder auf, wenn ich am Boden lag, doch fiel es mir mit den Jahren immer schwerer gegen diesen Sog anzukämpfen, einfach alles geschehen zu lassen.
Bisher scheiterte jede Beziehung wobei mein Eigenanteil wohl ist, dass ich mir selbst nicht vertraue, Angst habe, nicht richtig zu sein und wieder Scheiße zu bauen, weil ich es echt nicht schaffe, dauerhaft zu funktionieren.
Mittlerweile bin ich zum zweiten mal in meinem Leben wohnungslos, bekomme es nicht auf die Kette mal zum Amt zu gehen, weiles mir entsetzlich schwer fällt, Dinge zu organisieren.
Ja. Und müde bin ich. Entsetzlich müde, aber aufgegeben habe ich trotz aller Sinnlosigkeit noch immer nicht.
Es ist nur alles so mühselig, angstbehaftet und entsetzlich schwer.
Ich würde mir so wünschen, ein glückliches Leben führen zu können, wie andere Menschen auch. Aber ich habe starke Zweifel, dass es mir je gelingen wird.
Das war jetzt ein halber Roman. Danke allen, die bis hierhin mitgelesen haben.
Liebe Grüße
Materiell fehlte es mir tatsächlich an nichts, da wir einigermaßen wohlhabend waren und ich so ziemlich alles bekam, von Markenklamotten mal abgesehen.
Ansonsten kann ich zum Klima in dem ich bis zu meiner Jugend aufwuchs noch sagen, dass ich viel weniger gedurft habe, als meine Freunde.
Ich musste früher zuhause sein als alle anderen, durfte seltenst nur im Fernsehen sehen was alle anderen sahen, keine Bravo lesen und und und.
Taschengeld gab es auch eher weniger, zudem durfte ich es nicht nach eigenem Ermessen verwenden.
Mit 13 fing ich dann an zu rebellieren. Lief nur noch in Schwarz herum, begann heimlich zu kiffen, schwänzte die Schule und setzte mich immer häufiger über Ausgehverbote und Regeln hinweg.
Das behielt ich bei, bis ich mich im Alter von 15 Jahren, an Heiligabend weigerte, ein Geldgeschenk meiner Großmutter, in höhe von DM 100 an meinen Vater aushändigen, der es auf mein Sparbuch einzahlen wollte.
Es endete in einer Schlägerei mit ihm, in der ich mich dank intensivem Kampfsporttrainings auch behauptete, sodass ich das Geld behielt.
Etwa ein Jahr später kam es zu einer finalen Klopperei, als mein Vater mich gewaltsam daran hindern wollte, eine Party zu besuchen.
Auch hierbei setzte ich mich letztendlich durch, die Party besuchte ich trotzig, verheult und mit einer zerrissenen Jacke.
Von diesem Tag an, machte ich eigentlich nur noch was ich wollte und blieb solange weg, wie mir der Sinn stand.
Zwar gab es keine Schläge mehr, die Beschimpfungen und Demütigungen hörten dennoch nicht auf.
Ich setzte meine Lehre in den Sand, besuchte noch einmal die Schule.
Letztendlich erfolglos, da ich mittlerweile viel zu rebellisch war und auch den Klassenfrieden störte.
Seither hat sich vieles von dem was man mir prophezeite, tatsächlich bewahrheitet.
Beruflich habe ich es zu nichts gebracht, verlor eine Arbeitsstelle nach der anderen.
Meine Ehe, wurde 2000 geschieden und als Vater habe ich mich auch nicht gerade mit Ruhm bekleckert.
Ich stand zwar immer wieder auf, wenn ich am Boden lag, doch fiel es mir mit den Jahren immer schwerer gegen diesen Sog anzukämpfen, einfach alles geschehen zu lassen.
Bisher scheiterte jede Beziehung wobei mein Eigenanteil wohl ist, dass ich mir selbst nicht vertraue, Angst habe, nicht richtig zu sein und wieder Scheiße zu bauen, weil ich es echt nicht schaffe, dauerhaft zu funktionieren.
Mittlerweile bin ich zum zweiten mal in meinem Leben wohnungslos, bekomme es nicht auf die Kette mal zum Amt zu gehen, weiles mir entsetzlich schwer fällt, Dinge zu organisieren.
Ja. Und müde bin ich. Entsetzlich müde, aber aufgegeben habe ich trotz aller Sinnlosigkeit noch immer nicht.
Es ist nur alles so mühselig, angstbehaftet und entsetzlich schwer.
Ich würde mir so wünschen, ein glückliches Leben führen zu können, wie andere Menschen auch. Aber ich habe starke Zweifel, dass es mir je gelingen wird.
Das war jetzt ein halber Roman. Danke allen, die bis hierhin mitgelesen haben.
Liebe Grüße
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Hallo Stranger71,
Ich habe deine Zeilen gelesen und kann dir sagen, dass ich absolut nachvollziehen kann, wie du dich gefühlt hast und es dir erging. Ich habe eine ähnliche Geschichte, nicht mit meinem Vater, mit meiner Mutter. Sie hat mich jahrelang geschlagen, war total überfordert.. Angefangen, dass ich mich erinnere, war ich 3, aber sie hat es schon vorher. Und dabei wie dein Vater, hat sie mich geschlagen wegen nichts! Wegen völlig normalen kindlichen Verhalten! Und nicht nur ne Ohrfeige, zum Einsatz kamen Kochlöffel, Schrubber, eine Schublade und was ihr sonst so in die Hände viel. Das mit der Schublade als Beispiel war, weil ich in meinem alten Kinderzimmer meinen alten Schrank angemalt habe! Ich war da 4 oder 5, also einfach kindliches Verhalten. Ich werde nie vergessen wie sie mit der Schublade vor mir stand und auf mich einschlug! Tja doch auch ich wurde irgendwann älter und kam in die Pubertät, habe mich also gewehrt und wenn sie gegen mich ging, habe ich zurückgeschlagen und hatte irgendwann mehr Kraft, wodurch sie aufhörte. Aber dann eben anders psychoterror betrieb. Heute habe ich keinen Kontakt mehr und bin heilfroh, dass es so ist wie es ist!
Wie sieht es bei dir aus? Hast du noch Kontakt? Ich glaube ganz vergessen wird man das nie, es prägt einen für immer, aber man muss man damit irgendwann abschließen und einen Weg für sich finden damit umzugehen. Hast du deinem Vater mal gesagt was er dir angetan hat? Es ist nicht mehr rückgängig zu machen, aber mir hat das geholfen! Ich habe ihr gesagt, was sie mir angetan hat, wie sehr ich sie hasse usw. Ich finde das auch wichtig, ganz abgesehen davon , dass es nicht ungeschehen sein wird. Du bist jetzt erwachsen und kannst dein Leben selbst in die Hand nehmen, lass dich nicht mehr heute so fertig machen für die dummen Worte deines Vater! Das was er gesagt und gemacht hat zeugt von seinen eigenen psychischen Problemen. Mach dich davon frei und gehe dein Weg. Du musst dir vor Augen halten was du kannst und die Dinge anpacken, das klappt aber nicht, wenn du noch immer deinen Vater im Ohr hast der dir immernoch zuflüstert, wie unfähig du bist!
Alles gute
Ich habe deine Zeilen gelesen und kann dir sagen, dass ich absolut nachvollziehen kann, wie du dich gefühlt hast und es dir erging. Ich habe eine ähnliche Geschichte, nicht mit meinem Vater, mit meiner Mutter. Sie hat mich jahrelang geschlagen, war total überfordert.. Angefangen, dass ich mich erinnere, war ich 3, aber sie hat es schon vorher. Und dabei wie dein Vater, hat sie mich geschlagen wegen nichts! Wegen völlig normalen kindlichen Verhalten! Und nicht nur ne Ohrfeige, zum Einsatz kamen Kochlöffel, Schrubber, eine Schublade und was ihr sonst so in die Hände viel. Das mit der Schublade als Beispiel war, weil ich in meinem alten Kinderzimmer meinen alten Schrank angemalt habe! Ich war da 4 oder 5, also einfach kindliches Verhalten. Ich werde nie vergessen wie sie mit der Schublade vor mir stand und auf mich einschlug! Tja doch auch ich wurde irgendwann älter und kam in die Pubertät, habe mich also gewehrt und wenn sie gegen mich ging, habe ich zurückgeschlagen und hatte irgendwann mehr Kraft, wodurch sie aufhörte. Aber dann eben anders psychoterror betrieb. Heute habe ich keinen Kontakt mehr und bin heilfroh, dass es so ist wie es ist!
Wie sieht es bei dir aus? Hast du noch Kontakt? Ich glaube ganz vergessen wird man das nie, es prägt einen für immer, aber man muss man damit irgendwann abschließen und einen Weg für sich finden damit umzugehen. Hast du deinem Vater mal gesagt was er dir angetan hat? Es ist nicht mehr rückgängig zu machen, aber mir hat das geholfen! Ich habe ihr gesagt, was sie mir angetan hat, wie sehr ich sie hasse usw. Ich finde das auch wichtig, ganz abgesehen davon , dass es nicht ungeschehen sein wird. Du bist jetzt erwachsen und kannst dein Leben selbst in die Hand nehmen, lass dich nicht mehr heute so fertig machen für die dummen Worte deines Vater! Das was er gesagt und gemacht hat zeugt von seinen eigenen psychischen Problemen. Mach dich davon frei und gehe dein Weg. Du musst dir vor Augen halten was du kannst und die Dinge anpacken, das klappt aber nicht, wenn du noch immer deinen Vater im Ohr hast der dir immernoch zuflüstert, wie unfähig du bist!
Alles gute
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Hallo Kekskrümel!
Erstmal herzlich danke, für das lesen und für deine Worte.
Ist ja wirklich bitter, was deine Mutter dir angetan hat. Vor allem das Ding mit der Schublade ist richtig schlimm.
Tut mir leid dass du auch sowas durchmachen musstest.
Ich habe hier nicht alles erzählt, weil der Text so lang geworden ist und ich hab schon einiges heraus gekürzt.
Kontakt hatte ich mit beiden Eltern noch, bis zu ihrem Tod.
Mein Vater starb 2006, fiel einfach um und war tot, meine Mutter zwei Jahre danach, man kann sagen, sie starb an gebrochenem Herzen.
Der Kontakt gestaltete sich als sehr schwierig für mich und auch für meine Eltern.
Zum einen entsprach ich einfach nie ihren Erwartungen, zum anderen war es auch schwierig für mich, mit ihrer Haltung mir gegenüber umzugehen.
Ich würde nun trotz der Schläge und Demütigungen noch sagen, meine Eltern hätten mich nicht geliebt. Denn das taten sie, auf ihre verdrehte Art sehr wohl.
Wir hatten also auch durchaus gute Zeiten und schöne Momente zusammen.
Das möchte ich hier nicht unterschlagen.
Allerdings haben die schönen Zeiten auch nicht diese Narben auf meiner Seele hinterlassen, mit denen ich nun durch das leben humpeln muss.
Ja, ich habe meinem Vater mehrfach gesagt, was er mir angetan hat, stieß allerdings auf kein Verständnis bei ihm.
Es wurde heruntergespielt, bagatellisiert und im gleichen Atemzug wurde ich weiter depotenziert.
Er wurde sogar richtig wütend dadurch.
Was mir ein wenig geholfen hat, war, ihn selbst als Opfer von Misshandlungen in seiner Kindheit zu erkennen. Denn zu seiner Zeit, in den 50er und 60er Jahren, war prügeln scheinbar an der Tagesordnung und mein Großvater nach allem was man mir erzählte, hatte eine ziemlich grobe Hand mit seinen Kindern.
Mein Urgroßvater bei meinem Opa wohl auch und so gehts weiter zurück bis Adam und Eva.
Ich möchte meinen Vater damit nicht entschuldigen, aber es erklärt mir einiges.
Ich denke mal, er hat nach erlernten Mustern gehandelt, ohne sich selbst in dieser Hinsicht tiefer zu reflektieren.
Ich hasse ihn nicht, ich liebe ihn sogar. Vielmehr tut er mir leid.
Aber das ändert ja leider nicht wirklich viel an meiner eigenen Programmierung in Bezug auf mich selbst und das ist ziemlich traurig.
Was das davon freimachen angeht, es scheint ein sehr langwieriger Prozess zu sein, der nun schon über ein Vierteljahrhundert andauert.
Die Narben auf der Seele sind nunmal da.
Es ist auch nicht so leicht einfach was anzupacken, obwohl ich mir meiner Fähigkeiten sehr wohl bewusst bin. Es ist wohl einiges mehr verdreht und zertrümmert als ich manchmal wahrhaben will.
LG
Erstmal herzlich danke, für das lesen und für deine Worte.
Ist ja wirklich bitter, was deine Mutter dir angetan hat. Vor allem das Ding mit der Schublade ist richtig schlimm.
Tut mir leid dass du auch sowas durchmachen musstest.
Ich habe hier nicht alles erzählt, weil der Text so lang geworden ist und ich hab schon einiges heraus gekürzt.
Kontakt hatte ich mit beiden Eltern noch, bis zu ihrem Tod.
Mein Vater starb 2006, fiel einfach um und war tot, meine Mutter zwei Jahre danach, man kann sagen, sie starb an gebrochenem Herzen.
Der Kontakt gestaltete sich als sehr schwierig für mich und auch für meine Eltern.
Zum einen entsprach ich einfach nie ihren Erwartungen, zum anderen war es auch schwierig für mich, mit ihrer Haltung mir gegenüber umzugehen.
Ich würde nun trotz der Schläge und Demütigungen noch sagen, meine Eltern hätten mich nicht geliebt. Denn das taten sie, auf ihre verdrehte Art sehr wohl.
Wir hatten also auch durchaus gute Zeiten und schöne Momente zusammen.
Das möchte ich hier nicht unterschlagen.
Allerdings haben die schönen Zeiten auch nicht diese Narben auf meiner Seele hinterlassen, mit denen ich nun durch das leben humpeln muss.
Ja, ich habe meinem Vater mehrfach gesagt, was er mir angetan hat, stieß allerdings auf kein Verständnis bei ihm.
Es wurde heruntergespielt, bagatellisiert und im gleichen Atemzug wurde ich weiter depotenziert.
Er wurde sogar richtig wütend dadurch.
Was mir ein wenig geholfen hat, war, ihn selbst als Opfer von Misshandlungen in seiner Kindheit zu erkennen. Denn zu seiner Zeit, in den 50er und 60er Jahren, war prügeln scheinbar an der Tagesordnung und mein Großvater nach allem was man mir erzählte, hatte eine ziemlich grobe Hand mit seinen Kindern.
Mein Urgroßvater bei meinem Opa wohl auch und so gehts weiter zurück bis Adam und Eva.
Ich möchte meinen Vater damit nicht entschuldigen, aber es erklärt mir einiges.
Ich denke mal, er hat nach erlernten Mustern gehandelt, ohne sich selbst in dieser Hinsicht tiefer zu reflektieren.
Ich hasse ihn nicht, ich liebe ihn sogar. Vielmehr tut er mir leid.
Aber das ändert ja leider nicht wirklich viel an meiner eigenen Programmierung in Bezug auf mich selbst und das ist ziemlich traurig.
Was das davon freimachen angeht, es scheint ein sehr langwieriger Prozess zu sein, der nun schon über ein Vierteljahrhundert andauert.
Die Narben auf der Seele sind nunmal da.
Es ist auch nicht so leicht einfach was anzupacken, obwohl ich mir meiner Fähigkeiten sehr wohl bewusst bin. Es ist wohl einiges mehr verdreht und zertrümmert als ich manchmal wahrhaben will.
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Und ich glaube, da liegt das Problem. Ich hatte so viele Jahre Mitleid mit meiner Mutter. Sie tat mir wirklich Leid. Die Geschichten aus ihrer Kindheit, sind nämlich auch sehr schlimm. Und ich denke gerade diese Generation in den 50er 60er hat einiges mitgemacht. Aber dafür kannst du nichts und ich nichts. Viele Jahre habe ich meine Mutter kritisiert, die auch wütend wurde und sich in eine Opferrolle begab, "Jaja ich hab alles falsch gemacht, was meinst du denn was ich alles erlebt hab." "Ich war überfordert, du warst ein schlimmes ansgtrengendes Kind" usw.... da könnt ich ein Buch drüber schreiben! Und dann die ganz schlimmen Stories von ihren Eltern und so schlecht wie ihr es ging hätte es uns mal gehen müssen. Und was war, ich hatte Mitleid.Stranger71 hat geschrieben: Ja, ich habe meinem Vater mehrfach gesagt, was er mir angetan hat, stieß allerdings auf kein Verständnis bei ihm.
Es wurde heruntergespielt, bagatellisiert und im gleichen Atemzug wurde ich weiter depotenziert.
Er wurde sogar richtig wütend dadurch.
Was mir ein wenig geholfen hat, war, ihn selbst als Opfer von Misshandlungen in seiner Kindheit zu erkennen. Denn zu seiner Zeit, in den 50er und 60er Jahren, war prügeln scheinbar an der Tagesordnung und mein Großvater nach allem was man mir erzählte, hatte eine ziemlich grobe Hand mit seinen Kindern.
Mein Urgroßvater bei meinem Opa wohl auch und so gehts weiter zurück bis Adam und Eva.
Ich möchte meinen Vater damit nicht entschuldigen, aber es erklärt mir einiges.
Ich denke mal, er hat nach erlernten Mustern gehandelt, ohne sich selbst in dieser Hinsicht tiefer zu reflektieren.
Ich hasse ihn nicht, ich liebe ihn sogar. Vielmehr tut er mir leid.
Aber das ändert ja leider nicht wirklich viel an meiner eigenen Programmierung in Bezug auf mich selbst und das ist ziemlich traurig.
Natürlich kann man das nicht mehr Rückgängig machen und es ist passiert, aber ich finde den Umgang damit jetzt im Erwachsenen Leben einfach so wichtig! Es ist so wichtig wie Eltern damit im Nachhinein umgehen. Natürlich haben die Eltern so gehandelt, weil sie es einfach ein Stück weit nicht besser wussten, aber ich finde man muss dazu stehen und sagen "Ja das stimmt, da hast du recht, ich habe so gehandelt und das tut mir sehr Leid und ich weiß es war nicht richtig".
Und sie wissen, dass das nicht richtig war, dass kann mir keiner erzählen. Es ist nur schwer sich das einzugestehen, es sind ja immer die anderen.
Und deshalb hab kein Mitleid mit deinem Vater, die Kindheit und Jugend prägen einen Menschen ungemein, aber man wird auch irgendwann Erwachsen und kann sich ein eigenes Bild machen. Was dein Vater gemacht, war alles andere als schön, aber hab kein Mitleid. Ja er hat auch viel schlechtes erlebt, dass tut aber nichts zur Sache, du warst ein Kind, hast dich nicht wehren können und konntest nichts dafür.
Wer hat denn Mitleid mit dir? Auch keiner! Und ich glaube wirklich, dass das ein wichtiger Punkt ist, keinen Mitleid mit seinen Eltern zu haben, es war falsch wie sie gehandelt haben und fertig!
Das schwierige immer und immer wieder, was ich auch in meiner Arbeit sehe: Jedes Kind liebt seine Mama und sein Papa, egal was sie machen und egal wie oft. Es entsteht immer eine Bindung und ein Urvertrauen, wie auch immer, aber es ist da. Weshalb man seinen Eltern vieles und wirklich einfach viel zu viel verzeiht. Und der Fehler den macht, dass man das mit ins Erwachsensein oft mitnimmt. Aber ich glaube man muss das irgendwann brechen, man ist schließlich kein Kind mehr und man muss seinen Eltern nicht alles verzeihen.
Was ich oft erlebe, dass viele dann sagen "Ja, aber das ist doch deine Mutter". Ja das ist sie und weiter? Darf eine Mutter oder ein Vater alles machen und man es irgendwie verzeihen, weil es ja die Mutter und der Vater sind? Auf keinen Fall!
So sehe ich das jedenfalls.
Hallo Stranger 71,
Deine Geschichte ähnelt in vielerlei Weise der meinen.
Was ich weitergeben kann:
Mir hat das Buch "Dein gerettetes Leben" von Alice Miller sehr weitergeholfen und mir in einigen Bereichen die Augen geöffnet. Obwohl ich mich schon mehr als 2 Jahrzehnte mit der Problematik beschäftigt habe war in diesem Buch eine Menge drin was ich vorher nicht sehen konnte oder wollte. Nicht wahrhaben wollen wie es wirklich war und wie ich wirklich bin, das war ein wichtiger Punkt.
Eins ist ganz sicher: Du bist nicht alleine mit Deinem Thema !
Deine Geschichte ähnelt in vielerlei Weise der meinen.
Was ich weitergeben kann:
Mir hat das Buch "Dein gerettetes Leben" von Alice Miller sehr weitergeholfen und mir in einigen Bereichen die Augen geöffnet. Obwohl ich mich schon mehr als 2 Jahrzehnte mit der Problematik beschäftigt habe war in diesem Buch eine Menge drin was ich vorher nicht sehen konnte oder wollte. Nicht wahrhaben wollen wie es wirklich war und wie ich wirklich bin, das war ein wichtiger Punkt.
Eins ist ganz sicher: Du bist nicht alleine mit Deinem Thema !
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Thread-EröffnerIn - sporadischer Gast
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Danke Stadtwolf und Kekskrümel, für eure Antworten.
@Stadtwolf Ich wollte das selbst nicht wahrhaben, konnte es aber auch nie wirklich vergessen.
Ich denke ein für mich sehr wichtiger Schritt war und ist, das geschehene in Worte zu fassen, es beim Namen zu nennen "Misshandlung"
Auch wenn ich hier nur einen kleinen Teil aufzählen konnte, war das schon viel für mich.
Außerdem wurde der Text ja auch recht lang. Dabei habe ich schon gut ein Drittel herausgekürzt und meine Story in zwei Posts aufgeteilt.
@Kekskrümel für dich klingt es vielleicht komisch, aber Mitleid habe ich keines. Wenn ich von Mitgefühl spreche, dann insoweit, dass ich die Gefühlswelt und Gedankenwelt meines Vaters für mich auf eine emotional nachvollziehbare Ebene gebracht habe.
Aber ich leide und litt nicht mit ihm, sondern an ihm und mit mir.
Du kannst dir vielleicht nicht vorstellen, dass es mir gutgetan hat, ihm zu verzeihen.
Aber das tat es.
Ich habe ihn so lange Jahre regelrecht gehasst und gefürchtet, dass ich das einfach nicht mehr mit mir herumschleppen wollte.
Ich verzieh ihm also nicht ihm zuliebe, sondern mir zuliebe.
Dieser Hass hat mein ganzes leben bis in meine 30er hinein vergiftet.
Das konnte ich nicht mehr ertragen, Kekskrümel. Ich mag nicht hassen und ich mag auch keinen Zorn ewig mit mir herumschleppen.
Trotzdem konnte ich mir ein Grinsen nicht verkneifen als Du schriebst dass dir mein Vater nicht leid tut. Danke dafür
Was ich mir wünsche, ist, mein Leben möglichst friedlich und vielleicht sogar glücklich verbringen zu können.
Vielleicht gelingt mir das ja sogar noch.
Danke für eure Worte
@Stadtwolf Ich wollte das selbst nicht wahrhaben, konnte es aber auch nie wirklich vergessen.
Ich denke ein für mich sehr wichtiger Schritt war und ist, das geschehene in Worte zu fassen, es beim Namen zu nennen "Misshandlung"
Auch wenn ich hier nur einen kleinen Teil aufzählen konnte, war das schon viel für mich.
Außerdem wurde der Text ja auch recht lang. Dabei habe ich schon gut ein Drittel herausgekürzt und meine Story in zwei Posts aufgeteilt.
@Kekskrümel für dich klingt es vielleicht komisch, aber Mitleid habe ich keines. Wenn ich von Mitgefühl spreche, dann insoweit, dass ich die Gefühlswelt und Gedankenwelt meines Vaters für mich auf eine emotional nachvollziehbare Ebene gebracht habe.
Aber ich leide und litt nicht mit ihm, sondern an ihm und mit mir.
Du kannst dir vielleicht nicht vorstellen, dass es mir gutgetan hat, ihm zu verzeihen.
Aber das tat es.
Ich habe ihn so lange Jahre regelrecht gehasst und gefürchtet, dass ich das einfach nicht mehr mit mir herumschleppen wollte.
Ich verzieh ihm also nicht ihm zuliebe, sondern mir zuliebe.
Dieser Hass hat mein ganzes leben bis in meine 30er hinein vergiftet.
Das konnte ich nicht mehr ertragen, Kekskrümel. Ich mag nicht hassen und ich mag auch keinen Zorn ewig mit mir herumschleppen.
Trotzdem konnte ich mir ein Grinsen nicht verkneifen als Du schriebst dass dir mein Vater nicht leid tut. Danke dafür
Was ich mir wünsche, ist, mein Leben möglichst friedlich und vielleicht sogar glücklich verbringen zu können.
Vielleicht gelingt mir das ja sogar noch.
Danke für eure Worte
Zuletzt geändert von Stranger71 am Mi., 11.11.2015, 23:51, insgesamt 2-mal geändert.
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Thread-EröffnerIn - sporadischer Gast
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@Kekskrümel um deine Frage noch zu beantworten.
Als Mutter oder Vater darf man natürlich nicht alles machen.
Man MUSS es auch nicht verzeihen, aber man darf, wenn man kann und will.
Was wäre denn die alternative, es nicht zu verzeihen? Ein ewiges kotzgefühl aus Angst, Hass und Wut im Bauch, dass sich vielleicht irgendwann auch noch körperlich manifestiert?
Braucht doch kein Mensch.
Verzeihen bedeutet nicht billigen oder gutheißen was einem angetan wurde.
LG
Als Mutter oder Vater darf man natürlich nicht alles machen.
Man MUSS es auch nicht verzeihen, aber man darf, wenn man kann und will.
Was wäre denn die alternative, es nicht zu verzeihen? Ein ewiges kotzgefühl aus Angst, Hass und Wut im Bauch, dass sich vielleicht irgendwann auch noch körperlich manifestiert?
Braucht doch kein Mensch.
Verzeihen bedeutet nicht billigen oder gutheißen was einem angetan wurde.
LG
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Dann hab ich mich wohl falsch ausgedrückt. Ich meinte damit nicht, dass man nicht verzeihen darf. Ich denke es ist auch ein wichtiger Schritt verzeihen zu können um damit abschließen zu können. Wobei das vlt auch individuell ist, aber ich finde es auf jeden fall gut, wenn man verzeihen kann und das auch möchte! Was ich meinte, dass man nicht in Mitleid verfallen darf. Also mir zum Beispiel tut meine Mutter auch überhaupt nicht leid. Aber du sagtest ja jetzt du hast kein Mitleid!
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Thread-EröffnerIn - sporadischer Gast
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- Beiträge: 9
Für mich jedenfalls war es wichtig, verzeihen zu können.
Auch wenn damit längst noch nicht alles wieder gut ist, was meine seelischen Narben angeht.
Auf jeden Fall war es so etwas wie eine Etappe, oder auch eine Hürde.
Seither kann ich das Thema meiner Vergangenheit gelassener angehen als zuvor.
Was bleibt, ist Einsamkeit, auch wenn ich unter Menschen bin.
Ein Gefühl, des nicht Verbundenseins und des nirgendwo Dazugehörens.
Vielleicht ist das etwas, was Hänschen nie gelernt hat und Hans nun nimmermehr lernen kann.
Denn diese traurige Einsamkeit ist nun etwas, was mich schon mein ganzes Leben lang begleitet, seit ich mich erinnern kann.
Selbst in Partnerschaften empfinde ich es überwiegend so, im Grunde allein zu sein und das ist echt blöd.
Manchmal frage ich mich, ob ich wohl als alter Opa ende, der nur noch seine Katze und Bücher um sich herum ertragen kann, weil er es unter Menschen nicht aushält, wie sie miteinander verbunden sind während er selbst das fast nur aus der Betrachtung von außen kennt.
LG
Auch wenn damit längst noch nicht alles wieder gut ist, was meine seelischen Narben angeht.
Auf jeden Fall war es so etwas wie eine Etappe, oder auch eine Hürde.
Seither kann ich das Thema meiner Vergangenheit gelassener angehen als zuvor.
Was bleibt, ist Einsamkeit, auch wenn ich unter Menschen bin.
Ein Gefühl, des nicht Verbundenseins und des nirgendwo Dazugehörens.
Vielleicht ist das etwas, was Hänschen nie gelernt hat und Hans nun nimmermehr lernen kann.
Denn diese traurige Einsamkeit ist nun etwas, was mich schon mein ganzes Leben lang begleitet, seit ich mich erinnern kann.
Selbst in Partnerschaften empfinde ich es überwiegend so, im Grunde allein zu sein und das ist echt blöd.
Manchmal frage ich mich, ob ich wohl als alter Opa ende, der nur noch seine Katze und Bücher um sich herum ertragen kann, weil er es unter Menschen nicht aushält, wie sie miteinander verbunden sind während er selbst das fast nur aus der Betrachtung von außen kennt.
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