Dem Freund den Missbrauch erzählen?

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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KunigundeKundig
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Beiträge: 1

Dem Freund den Missbrauch erzählen?

Beitrag Do., 11.06.2015, 14:44

Hallo zusammen

Da hier alles anonym ist, wende ich mich nun an euch. Bis jetzt habe ich es nämlich nicht geschafft es einer anderen Person zu erzählen und zwar: Ich bin seit ca. drei Monaten in einer Beziehung und es läuft auch alles super. Ich habe nur folgendes Problem, dass mich in den letzten Wochen folgendes Thema beschäftigt und zwar hat mich unser Nachbarsjung als ich ungefähr 9 Jahre alt war sexuell Missbraucht. So weit ich mich erinnern kann, hat er mich zuerst nur angefasst und irgendwann auch noch mehr, dies kam jedoch nur einmal vor. Ich habe akzeptiert, dass dies in meiner Vergangenheit geschehen ist und dies nicht mehr ändern kann. Nun habe ich folgendes Problem: Da er mein erster Freund ist und obwohl ich es akzeptiert habe, brauche ich doch Zeit bis ich mich voll und ganz auf jemanden einlassen kann und ich mein „erstes“ Mal habe. Das schöne an Ihm ist, dass er mich überhaupt nicht unter Druck setzt und mir die Zeit gibt, die ich brauche.

Nun meine Frage: Soll ich Ihn damit belasten? Ihm davon erzählen? Oder sollte ich meine Erfahrungen lieber für mich behalten?

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Vincent
[nicht mehr wegzudenken]
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männlich/male, 41
Beiträge: 1840

Beitrag Do., 11.06.2015, 15:12

Hallo,

befürchtest du denn, dass die emotionalen Folgen des Missbrauchs sich in deiner/eurer Sexualität niederschlagen könnten?

Unabhängig aber davon: Wenn du ihm vertraust, spricht doch nichts dagegen, ihm davon zu erzählen.
"Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu." (Horvàth)


chaosfee
Forums-Gruftie
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weiblich/female, 30
Beiträge: 887

Beitrag Do., 11.06.2015, 15:22

Ich kenne das Problem aus beiden Perspektiven und tendiere dazu, das eher spät anzusprechen. Man sollte die Belastung für den anderen nicht unterschätzen, wenn man ihn zum "Mitwisser" macht. Mich hat das damals belastet, teilweise auch die Sexualität, weil ich doch verusichert war. Ich finde es inzwischen besser, so etwas erst zu erzählen, wenn sich schon eine gemeinsame Sexualität ohne diese "Bürde" entwickelt hat.
"Die fast unlösbare Aufgabe besteht darin, weder von der Macht der anderen, noch von der eigenen Ohnmacht sich dumm machen zu lassen." Adorno

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Tocotronic
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männlich/male, 21
Beiträge: 156

Beitrag Do., 11.06.2015, 15:30

Ich seh das ähnlich wie Chaosfee. Er ist dein erster Freund und es ist schön, dass ihr eine funktionierende Beziehung habt und er dir Zeit lässt.
Wenn du das Bedürfnis hast die Sache aufzuarbeiten oder einfach so der Bedarf da ist darüber zu sprechen, dann bietet sich an, eine Psychologin/einen Psychologen zu konsultieren.

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SoundOfSilence
Forums-Gruftie
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weiblich/female, 37
Beiträge: 592

Beitrag Do., 11.06.2015, 19:08

Hallo!
Ich würde es auch nicht erzähle, auch wenn ich das Bedürfnis grundsätzlich verstehe. Aber dein Freund ist vermutlich ähnlich jung wie du und vielleicht auch noch recht unerfahren? Mit so etwas kann man nur ganz schwer umgehen, denn allzu schnell macht man etwas falsch, weil man zu wenig oder zu viel Bedeutung beimisst...

Und manchmal denkt man vorher: ach, mir ist eigentlich egal, welche Reaktion ich bekomme... Aber wenn es dann soweit ist sieht es anders aus.

Zu spät ist vielleicht auch schlecht. Ich habe es meinem (nun) fast-Ex-Mann erst nach 14 Jahren erzählt, und das war auch falsch. Aber : Bedenke auch, dass Du, wenn du es ihm erzählst, einen Mitwisser hast, den Du NICHT KONTROLLIEREN kannst, sprich, er könnte es "ausplaudern" wenn ihr streitet, wenn ihr euch trennt, wenn er betrunken ist, wenn es zum Problem zwischen euch würde und er z.B. mit einem Freund reden möchte... Das ist eine große Last für deinen Freund, aber auch etwas, dass du schnell als Gefahr empfinden könntest für dich (OB es tatsächlich eine Gefahr ist sei mal dahingestellt, es geht um dein empfinden)
Du solltest ihm wirklich vertrauen können, also auch vorher prüfen, ob du ihm vertraust. Nicht denken: Ich will oder muss ihm vertrauen, sondern wirklich wissen...

Und: Warum willst du es ihm sagen? Fühlst du dich verpflichtet, "ehrlich" zu sein? Willst du ihm unbedingt vertrauen und siehst deine eigene Grenze nicht? Oder belastet es dich und du möchtest ihm im Vorfeld bitten, etwas bestimmtes deshalb nicht zu tun/zu tun? Willst du es "loswerden"? Oder hast Du ihm gesagt, dass er dein erster ist und hast jetzt Angst, dass du möglicherweise nicht mehr Jungfrau bist und er das merkt?

Eigentlich gibt es kaum Gründe, mit ihm darüber zu sprechen. Aber es könnte viele Gründe geben, z.B. mit einer Gynäkologin oder einem Psychologen oder dem Hausarzt zu sprechen wenn Du das willst/brauchst. DIE stehen unter Schweigepflicht - LEBENSLANG!

LG,
Silence

Edit: Ich überlege gerade, ob ich den Beitrag lösche, weil er vielleicht viel zu krass formuliert ist an manchen Stellen. Aber ehrlich gesagt habe ich über diese Frage gaaaanz viel nachgedacht, und ich wünschte ich hätte damals, als ich meinen Mann kennenlernte und damals, als ich es ihm dann erzählt habe, vorher jemanden gehabt, der mir genau das genau so sagt/fragt - deshalb lasse ich es stehen und bitte dich aber auch, beim Lesen genau zu überlegen, was dich betrifft und hilfreich ist, und wo ich vielleicht meinen eigenen Film fahre... Muss man ja immer tun, aber ich verliere gerade jede Objektivität, deshalb erwähne ich das lieber auch...
Hello darkness, my old friend...

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