wann ist es verbale Gewalt?

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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B-Moll
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wann ist es verbale Gewalt?

Beitrag Fr., 17.04.2015, 12:40

Hallo liebes Forum,

ich führe eine an sich von Liebe und Wertschätzung getragene Beziehung. 99 Prozent unserer Tage sind harmonisch. Allerdings bin ich ziemlich angepasst, da seine Arbeit seit über 20 Jahren ihn voll fordert und er dort wirklich viel leisten muss. Mein Mann ist also weitgehend der Verdiener der Familie, ich halte ihm den Rücken frei, hab mich um die Kinder weitgehend alleine gekümmert und bin geringfügig bei ihm angestellt.

Nun mein Problem: Ich neige dazu, fast Alles zu schlucken, wenn mich mal etwas stört oder nervt. Ich kritisiere ihn fast nie. Nehme Alles so, wie es eben ist. Das hat seine Ursache....aber es ist nicht gut für meine Seele....

Doch wenn ich mal was sage....behutsam in meinen Augen...mit Ich-Botschaften, ZB. "ich war traurig, dass du mich im Krankenhaus nicht besucht hast"...dann wird er total wütend und verletzend. Unterstellte mir, ich sei ja gar nicht krank, sondern wolle ihm eins reinwürgen.

Von einer Sekunde auf die Andere kippt seine Stimmung und dann muss ich schlimme Sachen ertragen, die mich sehr verletzen und mich erschüttern. z.B. "Du bist wie ein Parasit, der seinen Wirt tötet", "Du willst mich umbringen", "ich hab überlegt, die Schlösser auszutauschen, alle Konten zu sperren und dich nie wieder reinzulassen"

Gestern hab ich ihn nach Wochen nochmal darauf angesprochen, dass mir das noch in den Knochen steckt und mich ängstigt. Dass ich verstehen kann, dass er auch mal ärgerlich wird, aber dass ich NIE mit solchen Worten sprechen würde. Dass ich eine Entlastung brauche, dass er es nicht so gemeint hat.
Aber er sagte: Doch, genauso habe ich es empfunden.

Ich bin ja in Therapie und meine Thera meinte, wenn Sie nichts ändern in Ihrer Beziehung, dann wird es immer so bleiben. Dann werden Sie Ihre Beschwerden niemals loswerden.
Deshalb hatte ich gestern den Mut, hab das Gespräch gesucht.... Aber wir haben 4 Stunden gestritten, er dreht mir die Worte im Mund um, lügt, hat kein Einsehen, dass er damit zu weit gegangen ist. In meinen Augen.

Wie seht ihr das?

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candle.
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Beitrag Fr., 17.04.2015, 14:45

Hallo B-Moll!

Die Frage zu erörtern, ob es sich nun um verbale Gewalt handelt oder nicht, finde ich schwierig und fast auch sinnlos, aber die Tatsache, dass du es so wahrnimmst reicht! Ich kann das verstehen!
B-Moll hat geschrieben: Doch wenn ich mal was sage....behutsam in meinen Augen...mit Ich-Botschaften, ZB. "ich war traurig, dass du mich im Krankenhaus nicht besucht hast"...dann wird er total wütend und verletzend. Unterstellte mir, ich sei ja gar nicht krank, sondern wolle ihm eins reinwürgen.
Oh je, das kommt mir aus meiner Ex Ehe bekannt vor.
Von einer Sekunde auf die Andere kippt seine Stimmung und dann muss ich schlimme Sachen ertragen, die mich sehr verletzen und mich erschüttern. z.B. "Du bist wie ein Parasit, der seinen Wirt tötet", "Du willst mich umbringen", "ich hab überlegt, die Schlösser auszutauschen, alle Konten zu sperren und dich nie wieder reinzulassen"
Das ist aber schon ziemlich extrem arg!
Gestern hab ich ihn nach Wochen nochmal darauf angesprochen, dass mir das noch in den Knochen steckt und mich ängstigt. Dass ich verstehen kann, dass er auch mal ärgerlich wird, aber dass ich NIE mit solchen Worten sprechen würde. Dass ich eine Entlastung brauche, dass er es nicht so gemeint hat.
Aber er sagte: Doch, genauso habe ich es empfunden.
Hast du denn eine Ahnung WARUM er das macht? War er schon immer so? Ist er krank? Ist er ausgelaugt? Läuft die Arbeit nicht so gut?

Naja, irgendwas ist bei ihm explodiert und eure Beziehung irgendwie festgefahren. Was bei euch los ist, weiß ich ja nicht. Und da hat deine Therapeutin auch recht, dass sich SO vermutlich nichts ändern wird. Bevor ich dir jetzt irgendwie was rate, wollte ich mal fragen was dir die Therapeutin vorgeschlagen hat was du tun könntest? Vielleicht kannst du deinen Mann ja auch mal mitnehmen in die Therapiestunde?

Viele Grüße!
candle
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B-Moll
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Beitrag Fr., 17.04.2015, 17:01

Dankeschön, Candle, für deine Gedanken dazu.
Meine Therapeutin hat mir geraten, unbedingt das Gespräch zu suchen. Sie meint, ich bin sonst immer weniger authentisch. Sie vermutete, dass er das gar nicht innerlich abbildet, was er da so vom Stapel lässt. Ich habe zwei Wochen gebraucht, bis ich den Mut hatte, es anzusprechen. Ich wusste es schon vorher, das wird nix. Mein Mann kann nie zugeben, dass er Mist gebaut hat. Er dreht immer sofort den Spiess um. Aber er wusste schon noch genau, was er im Stress so gesagt hatte.
Ja, er war sehr überarbeitet in dem Moment, ach, eigentlich ist er das fast immer. Er hat viel zu viel Arbeit.

Dennoch, selbst wenn ich gestresst bin, versuche ich fair zu bleiben. Er kann das nicht, gerät in eine psychische Ausnahmesituation. Dann entsteht da eine unheilvolle Eigendynamik, die nicht mehr zu stoppen ist. Das kann Stunden so gehen. Meine Kinder können da auch ein Lied von singen.
Erst, wenn ich fix und fertig bin und heule und mich winzig klein fühle, dann hört er auf.

Am nächsten Tag ist er in der Regel der liebevollste und zuvorkommendste Partner, den man sich vorstellen kann.

Doch es geht etwas in mir kaputt dabei. Es entstehen tiefe Narben bei solchen Ausbrüchen. Ich bekomme es dann einfach nicht mehr aus dem Kopf....Aber meine Ehe deshalb aufgeben?? Wir sind über 30 Jahre verheiratet und ich liebe ihn schon noch, also, zumindest den "einen Teil"....


redred
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Beitrag Fr., 17.04.2015, 18:03

Hallo B-Moll,

ich weiß gar nicht, was man Dir raten soll. Einerseits sind diese Ausbrüche schon sehr heftig, andererseits schreibst Du, dass eure Beziehung zu 99% harmonisch verläuft. Das ist schon sehr beachtlich 99%.
Was ich mich noch frage ist, kommt das erst jetzt, dass Du die Ausbrüche so empfindest. Weil immerhin bis du schon 30 Jahre verheiratet.
Normalerweise würde ich sagen, wenn solche Ausbrüche täglich wären, oder sehr oft, dann muss sich unbedingt was ändern, gegebenenfalls auch eine Trennung. Aber bei sehr seltenen Vorkommnissen und ansonsten einer harmonischen Ehe, seit 30 Jahren?
Da Du so verletzt bist, hast Du schon mal daran gedacht, dass nicht Dir diese Ausbrüche (wie Parasit, und du bringst mich um) gelten? Ich denke dass hat etwas mit seiner Vergangenheit zu tun. Irgendetwas unverarbeitetes, dass in Konfliktsituationen hoch kommt.Ich bin mir eigentlich ziemlich sicher, dass das so ist.
Ob Dir eine Katze, die Dir über den Weg läuft, Unglück bringt oder nicht, hängt davon ab, ob du ein Mensch bist oder eine Maus!

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Rosenfüchsin
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Beitrag Fr., 17.04.2015, 19:23

Hallo B-Moll,
.Aber meine Ehe deshalb aufgeben?? Wir sind über 30 Jahre verheiratet
Hier bist du jetzt aber schon einen gewaltigen Schritt voraus, von jetzt aus gesehen.
Wenn ich es richtig verstehe, hast du noch nie (seit 30 Jahren) mit deinem Mann gesprochen (also nicht über "Kritisches") - von da aus direkt zur Trennung ist irgendwie von Null auf hundert. Schwarz-weiß und gar nix dazwischen.

Was dein Mann dir an den Kopf wirft, finde ich auch sehr sehr heftig und verletzend. Und ja - das sagt viel mehr über IHN als über dich, aber sowas Existenzielles NICHT auf sich zu beziehen- das erfordert in meinen Augen übermenschliche Kräfte.

Dass du sagt, 99% eurer Beziehung sei harmonisch - das hört sich für mich nach einer quantitativen Einschätzung an, nicht nach einer qualitativen. Weil ich mir vorstelle, dass das hier:
Doch es geht etwas in mir kaputt dabei. Es entstehen tiefe Narben bei solchen Ausbrüchen. Ich bekomme es dann einfach nicht mehr aus dem Kopf...
ja nicht nur an dem einen Prozent der un- harmonischen Tage Auswirkungen hat.

Du hast jetzt einen Versuch gemacht, mit deinem Mann zu sprechen. In meinen Augen ist vollkommen klar, dass das kaum beim ersten Versuch klappen kann - ich bin davon überzeugt, dass das Ganze für deinen Mann ziemlich bedrohlich (und ja zudem auch komplett neu!) ist. Du wünschst dir ja offenbar eine sehr tiefgreifende Veränderung in eurer Beziehung - du willst die Rolle nicht mehr, die du bisher (30 Jahre!) innehattest. Schon alleine das muss deinen Mann verschrecken- schließlich ist das nicht seine Idee, und er ist mit euren Rollen anscheinend bisher recht gut gefahren. D.h. er hat (in seinen Augen) nur zu verlieren.

Die Heftigkeit seiner Reaktionen, sein vehementes alles-auf-dich-abschieben und seine extreme Arbeitswut - all das deutet schon darauf hin, dass dein Mann außerdem etwas in sich trägt, was er verteidigt, was er nicht "rauslassen" will. Und der Grund dafür ist wohl immer Angst.

Ich denke, dein Mann braucht auf alle Fälle mehr Versuche als nur einen oder zwei. Und ich kann mir auch vorstellen, dass es gut wäre, wenn jemand Drittes bei einem der Versuche dabei ist - ein/e PaartherapeutIn.

Ich denke, er hat bisher überhaupt nicht gehört, verstanden, an sich rangelassen, WIE SCHLECHT es dir geht.
Vielleicht kann er das nur mithilfe von jemand anderem, vielleicht auch gar nicht. Wie du dann damit umgehst, kannst du dann immer noch überlegen.

Vielleicht kannst du ihm auch aufschreiben, wie es in dir aussieht? Oder ein gemeinsamer Freund könnte das vermitteln?

In jedem Fall vermittelst du hier, in diesem Thread, eine große seelische Verzweiflung, mit der sich auf Dauer nicht gut leben lässt.

VG,
Rosenfüchsin
Wir alle brauchen die Liebe am meisten, wenn wir uns fühlen, als hätten wir sie gerade gar nicht verdient.
"the ones who are hardest to love, probably need it the most" -Dan Millman

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B-Moll
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Beitrag Sa., 18.04.2015, 07:48

Erst einmal ganz herzlichen Dank für eure Antworten, die mir sehr viele Gedankenanstöße gegeben haben.

Ich kann leider erst am Montag antworten. Am Wochenende habe ich keine Ruhe bzw. würde mich schlecht fühlen, dass ich mich hier im Netz darüber ausheule, falls mein Mann dazu käme.

Nur so viel: Nein, es war nicht das erste Mal, dass er so ausgerastet ist. Und ich habe auch schon andermal mit ihm zu reden versucht. Er hatte sogar schon mal eine Therapie begonnen, weil ich ihm sagte, SO kann ich nicht mehr. Leider wurde die Therapeutin dann schwanger und war sofort krank und beendete nach nur 3 Stunden die Therapie....
Er hatte es mir damals versprochen, etwas für dich zu tun.

Dieser Woche bat ich ihn, dort anzuknüpfen, aber er war stur und lehnte das ab.

Heute erst einmal DANKE!!!

LG von B-Moll

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hawi
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Beitrag Sa., 18.04.2015, 10:27

Hallo B-Moll,
nicht dass ich für mich auf die Frage zur verbalen Gewalt keine Antwort hätte, aber wie dir bereits candle schrieb, dir die Frage zu beantworten, bringt dir nichts.
Mir scheint die Frage als solches auch nicht Kern deines Problems zu sein.

Wenn ich es richtig verstehe, geht es dir psychisch nicht gut, bist du in Therapie. Und über die Therapie, in ihr, durch sie, ergibt sich, dass deine Therapeutin meint:
„wenn Sie nichts ändern in Ihrer Beziehung, dann wird es immer so bleiben. Dann werden Sie Ihre Beschwerden niemals loswerden.“

Dies der Stand heute. Aber Stand nicht erst seit heute. Wenn auch nur kurz, dein Mann war bereits mal in Therapie. Die wurde abgebrochen, eine gewisse Zeit passierte nichts. Und was in dieser Richtung, das lehnt im Moment dein Mann ab.

So toll klingt das zunächst mal für mich nicht.
Lange Jahre habt ihr eine Beziehung, eine, die – so wie du schriebst – weitgehend positiv war.
Ihr habt euch zueinander verhalten, jeder auf seine Art.
Gibt es eine Zeit, in der sich was zum Schlechteren wandte? Muss nicht ausführlich sein, aber zunächst war ja anscheinend dein Mann, nicht du im Fokus, er ging in Therapie. Somit als er der, der behandelt wurde, nicht du. Warum? Warum nur er?

Und warum heute umgekehrt?

Mag ja gute Gründe dafür geben, gegeben haben. Im Moment kommt es bei mir „schief“ an.
Du bist in Therapie, er nicht, er ist auch nicht dabei. Und deine Therapeutin legt dir nahe, dein Verhalten in der Beziehung zu ändern.

Das lässt schon meine inneren Alarmglocken klingen!

Denn auf diese Art läuft es für mich darauf hinaus, dass dir deine Beziehung wegtherapiert wird.
Wäre nicht die erste. Mag oft wirklich im Sinne psychischer Gesundheit sein. Ist es aber oft auch nicht. Dann nicht, wenn du vom Regen in die Traufe kämst, zwar dem negativen Verhalten deines Mannes nicht mehr ausgesetzt wärst, aber dafür anders, leidest, weil du die Beziehung, das was sie dir gab, nicht mehr hast. Und ja auch nicht nur du, auch dein Mann hätte sie nicht mehr.
Seine Einsicht? Was, wenn er gar nichts einsähe? Ich an seiner Stelle fände es nahe liegend, zu denken, die Therapeutin, deine, die er gar nicht kennt, hätte eure Beziehung kaputt gemacht. Du wohl auch, weil du dich hast beeinflussen lassen.
So oder anders, nicht grad fernliegend, dass das deinen Mann wiederum so belastet, dass er therapeutischer Hilfe bedarf.

Zumindest zu versuchen, dass etwas gesunder wird, für dich, für deinen Mann, möglichst für euch beide zusammen? Wenn mal er und mal du, wenn ihr jeweils einzeln bei Therapeuten seid, ohne dass der andere beteiligt ist, vielleicht sogar mit in derselben Therapie ist, solange fehlt mir der Glaube, glaube an erfolgreiche Therapie.

LG hawi
„Das Ärgerlichste in dieser Welt ist, daß die Dummen todsicher
und die Intelligenten voller Zweifel sind.“
Bertrand Russell

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BillieJane
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Beitrag Sa., 18.04.2015, 16:35

B-Moll hat geschrieben: "Du bist wie ein Parasit, der seinen Wirt tötet", "Du willst mich umbringen", "ich hab überlegt, die Schlösser auszutauschen, alle Konten zu sperren und dich nie wieder reinzulassen"
Hallo B-Moll.

Was haben diese Drohungen zu bedeuten? Mal davon abgesehen, dass er dich nicht einfach rausschmeißen kann, hast du kein eigenes Konto? Und auch kein Miteigentum am gemeinsamen Haus?

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B-Moll
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Beitrag Sa., 18.04.2015, 19:23

Liebe Hawi,

ich bin schon seit über 10 Jahren in Therapie....selbstunsicher-vermeidende PS, Depressionen, Ängste usw.
)
Mein Mann war es vor 3 oder 4 Jahren für wenige Stunden. Das war das Ergebnis einer solchen Eskalation, wo ich nicht mehr konnte, völlig verzweifelt war.
Er zerstört in 3 Stunden Streit, was er in Monaten liebevoller Zuwendung dann nach und nach wieder "heile" macht. Aber es bleiben zum Einen tiefe Narben in mir, zum Anderen Angst vor dem nächsten Ausbruch.
Wäre es öfter, dann wär ich vlt. schon eher gegangen, aber es passiert nur etwa einmal im Jahr.

Ob ich ein eigenes Konto habe? Naja, schon, aber dort geht natürlich nur das Geld ein, was ich in meinem Job bei ihm verdiene....

Ich liebe ihn und möchte mit ihm alt werden. (aber eigentlich nur den lieben Anteil...)

Aber es macht mich auch immer wieder klein und schwach, wenn er so mit mir umgeht.

LG von B-Moll

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BillieJane
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Beitrag Sa., 18.04.2015, 22:05

B-Moll hat geschrieben: Wäre es öfter, dann wär ich vlt. schon eher gegangen, aber es passiert nur etwa einmal im Jahr.

Ob ich ein eigenes Konto habe? Naja, schon, aber dort geht natürlich nur das Geld ein, was ich in meinem Job bei ihm verdiene....

Ich liebe ihn und möchte mit ihm alt werden. (aber eigentlich nur den lieben Anteil...)

Aber es macht mich auch immer wieder klein und schwach, wenn er so mit mir umgeht.

LG von B-Moll
Hallo B-Moll.

Ich frage mich gerade ob das so eine grundsätzliche Sache bei euch ist. In dem Sinne, dass in eurer Dynamik ein Ungleichgewicht für euch ist. Wie soll ich das formulieren...........

Ich weiß nicht, aber wenn du das so formulierst, dass du bei IHM beschäftigt bist, dann klingt das so nach einem Gefälle.
Also, ich würde meinen, ihr habt diese Firma gemeinsam aufgebaut, auch wenn dein Hauptbeitrag dabei war deinem Mann das zu ermöglichen indem du beruflich zurückgesteckt hast und eure Kinder und das Haus und alles dru herum gewuppt hast, damit er den Raum und die Energie dafür hat und nebenbei ihn auch noch in der Firma unterstützt und dort mitarbeitest. Also du machst drei Jobs gleichzeitig, damit er nur einen Job machen kann. In diesem Sinne würde ich nicht sagen, dass du ein Parasit bist, was ausschließlich von seiner Leistung lebt.

Ist es vielleicht das was dich verletzt? Und was bei euch in diesen Streitereien hoch kocht? Dass er deine Leistung nicht wert schätzt?

Wenn es das ist und ihr euch da in den 30 Jahren nicht einigen konntet, dann weiß ich nicht ob das jetzt noch möglich ist.

Vielleicht wäre es eine Möglichkeit in einer solchen Situation deinem Mann auch bestimmter entgegen zu treten und es nicht zulassen, dass er mit netten Gesten seine Grundhaltung dir gegenüber so leicht unter dem Teppich kehren kann.

Ich kann nur von mir sprechen, aber ich hätte da schon längst Nägel mit Köpfen gemacht und mein Mann ebenso. "Parasit"? "Ich schmeiss dich raus?" "Du bist bei mir ein 400 Euro Jobber". Wenn das die Grundhaltung ist gegenüber dem Partner, der genau so am gemeinsamen Erfolg mitschuftet, ich glaube einer von uns hätte sich unlängst gesagt, das geht gar nicht....

Mir ist es bewusst, dass es viele Frauen gibt, die sich dann sagen, den sozialen Abstieg will ich nicht in Kauf nehmen, ich schlucke dann lieber, ansonsten ist alles in Ordnung. Passiert ja nicht so oft, dass ich verbal oder körperlich nieder gemacht werde. Ich kann auch nachvollziehen, dass es viel Mut dazu gehört auch bereit zu sein Konsequenzen zu ziehen.

Das muss jede Frau für sich entscheiden.

Ich kann dir nur von mir sagen, dass auch wenn ich keinen Job hätte, und ich auch vor dem sozialen Nichts stünde, mein Mann würde mich ein zwei Mal Parasit nennen, ich hätte schon längst gesagt, so das wars Freund........ Ich fresse lieber Dreck als das.... Mach du dein Ding und ich meins.....

Ich weiß nicht... ist das die Grundhaltung deines Mannes dir gegenüber, dass du nur ein Parasit bist?
Mein Mann ist also weitgehend der Verdiener der Familie, ich halte ihm den Rücken frei, hab mich um die Kinder weitgehend alleine gekümmert und bin geringfügig bei ihm angestellt.
Ich muss sagen, ich finde das echt heftig was du schreibst, dass dein Mann hier weitgehend der Verdiener ist. Ihr seid beide Verdiener undzwar gleichermaßen. Rücken frei halten, weitgehend um Kinder kümmern und in der Firma mitarbeiten, dass sind drei Jobs auf einmal. Das bedeutet, dass du auch weitgehend mit beiträgst und das nicht zu knapp! Das ist kein 400 Euro Minijob! Lass dir das bitte - wenn du mir nicht glaubst - von eurem Steuerberater erörtern.

Du bist kein Parasit! Ihr arbeitet gemeinsam, du machst und hast vieles getan damit dein Mann sich ausschließlich auf eine Aufgabe konzentrieren kann.

Ich bin nicht du, aber unter diesen Umstände hätte ich meinen Mann so dermaßen auf den Boden der Tatsachen gestellt, hätte er mich nur ein einziges Mal Parasit genannt, dass ihm schwindelig geworden wäre.

Ganz ehrlich........ lass dir das nicht gefallen.

Liebe Grüße, Billie Jane

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Beitrag Di., 21.04.2015, 12:43

Hallo,

erst einmal herzlichen Dank für eure äußerst hilfreichen Gedanken zu meiner Problematik. Da waren viele Ansätze drin, das Ganze für mich noch einmal neu einzuordnen und meinen Weg mit der Situation irgendwie zu finden.

Auf einige Fragen an mich versuche ich jetzt einzugehen, allerdings klappt es bei mir nicht immer mit dem Zitieren. Und ich kann es nur einzeln machen. Bitte um Nachsicht.
candle. hat geschrieben: Hast du denn eine Ahnung WARUM er das macht? War er schon immer so? Ist er krank? Ist er ausgelaugt? Läuft die Arbeit nicht so gut?
Ja, er ist mit Sicherheit sehr ausgelaugt und überlastet. Er ist einerseits immer hilfsbereit und will für jeden da sein, aber dann im Nachhinein ärgert er sich immer über sein Entgegenkommen, fühlt sich ausgenutzt und missbraucht.
Ob er direkt krank ist...ich weiß es natürlich nicht mit Sicherheit, aber meine Thera brachte mal die These ins Gespräch, dass es evtl. Borderline bei ihm sein könnte. Es gibt noch ein paar andere Symptome bei ihm, die dazu passen würden.

Die Arbeit an sich läuft schon gut, aber es ist halt immer zu viel und zu dicht. Und dann liegen seine Nerven schon mal blank. Er bringt eigentlich immer viel Belastendes von der Arbeit mit und berichtet mir gegenüber von vielen Streitgesprächen dort. Selbst in diesen Situationen erkenne ich oft, dass er schnell in absolute schwarz-weiß-Gefühle hineingerät und sein Gegenüber von jetzt auf gleich zum Feind wird, den man verbal in die Knie zwingen und bekämpfen muss. Ich bekomme dann manchmal Zustände, wo ich solche Gespräche kaum ertragen kann, weil sie DAS berühren, was mir Angst macht.

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Beitrag Di., 21.04.2015, 12:53

redred hat geschrieben:Was ich mich noch frage ist, kommt das erst jetzt, dass Du die Ausbrüche so empfindest. Weil immerhin bis du schon 30 Jahre verheiratet.
Nein, das geht schon 20 Jahre so, mal gegenüber den Kindern, mal gegenüber mir. Selten, aber immer in einer solchen, destruktiven und für mein Empfinden vernichtenden Art dem Anderen gegenüber. Ich habe aber Jahre gebraucht, bis ich es überhaupt kapieren konnte, was da abgeht. Ich war immer wie gelähmt, konnte es gar nicht realisieren, wieso er jetzt so völlig überreagiert und diesen "bösen" Menschen nicht mit dem sonst so liebevollen Menschen in EIN Bild einordnen. Anfangs dachte ich, ok, er ist völlig überfordert gerade in seinem Job.
Dachte, es sei eine absolute Ausnahme.

Aber es kam leider immer wieder mal vor, machte mir dann immer mehr Angst. Zog mir für Tage den Boden unter den Füßen weg. Es hatte einfach eine derart zerstörerische und verletzende Kraft... Ich habe jedes Mal die Welt nicht mehr verstanden. Eben noch sagte er mir, wie sehr er mich liebe und wenige Stunden später war ich der schlimmste Mensch überhaupt.

Am Tag nach dem Streit trägt er mich auf Händen. IMMER!

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Beitrag Di., 21.04.2015, 12:57

Rosenfüchsin hat geschrieben:Wenn ich es richtig verstehe, hast du noch nie (seit 30 Jahren) mit deinem Mann gesprochen (also nicht über "Kritisches")
Doch, das habe ich schon. Beim letzten Mal schenkte er mir sogar eine Figur aus Ton mit einem Liebespaar, das sich ganz innig umarmt, als Zeichen seiner guten Absicht, es nicht mehr so eskalieren zu lassen.
Dann fing er sogar die Therapie an. Aber, wie ich schon schrieb, wurde dann nichts draus, weil die Therapeutin aufhörte zu arbeiten.

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Beitrag Di., 21.04.2015, 13:03

Rosenfüchsin hat geschrieben:Dass du sagt, 99% eurer Beziehung sei harmonisch - das hört sich für mich nach einer quantitativen Einschätzung an, nicht nach einer qualitativen. Weil ich mir vorstelle, dass das hier:
Doch es geht etwas in mir kaputt dabei. Es entstehen tiefe Narben bei solchen Ausbrüchen. Ich bekomme es dann einfach nicht mehr aus dem Kopf...
ja nicht nur an dem einen Prozent der un- harmonischen Tage Auswirkungen hat.
Liebe Rosenfüchsin, damit triffst du sehr ins Schwarze. Genau DAS, diese Narben, diese Ängste und Zweifel machen mir sehr zu schaffen. Und genau deshalb muss da was geschehen. Das ist auch DAS, was meine Therapeutin meinte, als sie mich darin bestärkte, mit ihm darüber zu reden. Ich hatte zwar bei dem Gespräch mit ihm darüber kein gutes Gefühl, weil es wie eine Neuauflage des Streits war, aber, jetzt im Nachhinein, fühle ich mich besser, da ich es nun nicht mehr nur in mir drin habe. Es ist ausgesprochen und vlt. hat es ja auch ohne ein geäußertes Verständnis seinerseits während des Gespräches etwas bewirkt. Die Hoffnung stirbt zuletzt....

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Beitrag Di., 21.04.2015, 13:07

hawi hat geschrieben:...dass dir deine Beziehung wegtherapiert wird.
Nein, liebe Hawi, den Eindruck habe ich gar nicht. Sie hat noch nie gesagt, dass ich mich trennen müsste oder so.
Kürzich habe ich sie sogar explizit gefragt, ob sie denken würde, dass es mir nach einer Trennung besser gehen würde. Daraufhin sagte sie mit Nachdruck: NEIN!

Aber sie spürt halt, wie sehr mich diese Ausbrüche ängstigen und völlig aus der Balance bringen (die depressionsbedingt eh oft wackelig ist)

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