SVV, Scham und Ekel

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
Antworten
Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Nachtauge
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 30
Beiträge: 142

SVV, Scham und Ekel

Beitrag Fr., 18.04.2014, 19:14

Nachdem ich lange Zeit nicht mehr hier im Forum war, hat es mich wieder hierher gezogen. Vermutlich wohlwissend, daß es hier (leider) viele Betroffene gibt. Mit der Hoffnung auf Ratschlägen, die einem ein wenig den Weg weisen können, vielleicht zumindest.
SVV ist immer mal wieder ein Thema für mich, manchmal geht es wochen- und monatelang ohne und dann auf einmal geht es einfach nicht mehr ohne und es kommt mir wie eine Hilfe vor. Im Moment hadere ich sehr mit mir, weil ich mir eine Stelle für die SVV ausgesucht (falsches Wort, weiß aber gerade kein passenderes) habe, die eigentlich so noch nicht wirklich Thema für mich war oder wo es problematisch war. Ist mir gerade mal ziemlich unangenehm das hier so zu schreiben. Also ich habe angefangen, mich im Brustbereich zu verletzen. Für mich ist das schlimm weil ich glaube ich versuche damit, meine weiblichen "Atribute" zu verletzten, mich selbst damit (noch) hässlicher zu machen. Das zu verletzen, was die Weiblichkeit eben auch ausmacht. Ich frage mich allerdings, warum ich damit jetzt anfange, was mich dazu bringt, warum mache ich so etwas, obwohl ich weiß, daß es "nicht in Ordnung" ist?
Kennt jemand dieses Verhalten von sich? Wie geht ihr damit um?
Missbrauchserfahrungen sind der Hintergrund für meine SVV und meinen Selbsthass. Ich möchte den Täter irgendwie daran hindern, mich weiter zu quälen, mich weiter zu missbrauchen, dabei weiß ich, daß er sich nicht abschrecken lässt. Ich bin richtig, richtig dick geworden und habe auch gehofft, ihn würde das abschrecken, aber auch das tut es nicht ...
Dazu kommt die Scham die ich verspüre, zum einen wegen der SVV zum anderen wegen dem was passiert ist. Ich schäme mich unendlich und ekele mich vor mir selbst total. Eigentlich mag ich das gar nicht mehr sagen, weil ich das Gefühl habe, ich habe es schon so oft gesagt, aber wirklich verstehen tut es wohl keiner. Dabei finde ich mich selbst so ekelig, das müssen doch auch alle anderen von mir denken, sie müssen sich doch von mir abgestossen fühlen. Ich mag mich schon gar nicht mehr zeigen. Ich weiß, man sieht einem nicht an, was einem passiert ist, aber trotzdem gibt es das Gefühl ekelig zu sein.
Vielleicht mag wer etwas dazu schreiben?
LG Nachtauge

Werbung

Benutzeravatar

saffiatou
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 51
Beiträge: 3633

Beitrag Sa., 19.04.2014, 12:08

Hallo Nachtauge,

das ist im Moment auch mein Thema, weil die Verletzungen bei mir mehr werden
und sich nicht mehr auf die Arme beschränken.
Nachtauge hat geschrieben:mich im Brustbereich zu verletzen. Für mich ist das schlimm weil ich glaube ich versuche damit, meine weiblichen "Atribute" zu verletzten, mich selbst damit (noch) hässlicher zu machen. Das zu verletzen, was die Weiblichkeit eben auch ausmacht.
auch das kenne ich gut, möchte das auslöschen, was der Grund für den Mißbrauch war.

Ich habe mich schon als Kind verletzt, aber nie so schlimm wie in den letzten Jahren. Erst mein Therapeut
machte mich darauf aufmerksam, daß es ganz viele verschiedene arten der SvV gibt. Ich bin froh, daß
er kein Druck macht.

Bei mir ist es so, daß ich nicht weiß wie ich mich verhalten soll, wenn die Umwelt die Narben sieht.
Was machst Du in so einem Fall?

Meine Freunde wissen Bescheid, und sind traurig darüber, eine aber versteht es nicht.
Nachtauge hat geschrieben:Ich bin richtig, richtig dick geworden und habe auch gehofft, ihn würde das abschrecken, aber auch das tut es nicht ...
auch darunter leide ich noch immer, bei mir ist das Essen ein Teil SvV und ein Teil Belohnung und Selbsthass.

Diese Gefühle Ekle etc auch die gehören zu mir und ich kann immer nicht verstehen, wenn jemand sagt ich
bin gut, nett... wie kann das sein? empfinde es nicht so wurde mir aber auch durch meine Familie beigebracht und
ich schaffe es nicht daraus zu kommen.

Machst Du eine Therapie?

Alles Gute Saffia
never know better than the natives. Kofi Annan

Benutzeravatar

Cheerleader
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 38
Beiträge: 61

Beitrag Sa., 19.04.2014, 13:31

Liebes Nachtauge, nein, du liegst falsch, es ist zu verstehen, ich verstehe es. Und es gibt auch Gründe dafür, warum Du so handelst. Warum man es nicht einfach lassen kann ist wieder eine andere Frage?
Bei mir ging es als Teenager mit SVV an. Es hat mich über 20Jahre gekostet bis ich das aussprechen konnte und noch mehr quälende Stunden bis ich bestimmte Details anerkennen konnte, neben Schnitten in die Brust oder Gesicht, das Cutten der Schamlippen, schamvolll und ekelhaft. Nach dieserZeit wechselte das SVV in eine EssStörungen, Sex, Kaufsucht und Drogen bis schaffte dem einen Realität zu geben und eine Therapie zu beginnen....Seltsamer Weise hat sich das Bild nun wieder geändert, die Symptome sind zurückgegangen dafür fing wieder das Cutting und Burning an. An manchen gehen Tagen bin ich mehr als verzweifelt, aber dann sind auch wieder die kleinen aber hoffnungsvollen Lichtblicke aus denen man einfach Kraft schöpfen kann und muss!!! Die Erfolge mögen für andere unverständlich sein, für mich aber die Welt bedeuten.z.b wenn ich es schaffe nur am Bauch zu cutten, denn dann sehen es meine Kinder nicht!!!
Ich kann Dir nur raten, für dich kleine, machbare Erfolge zu suchen und daraus Kraft zu schöpfen!
Ich drück Dich!
Cheerleader

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Nachtauge
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 30
Beiträge: 142

Beitrag So., 20.04.2014, 16:55

Hallo,

vielen Dank, daß Ihr etwas dazu geschrieben habt. Es tut gut zu wissen, daß man doch nicht ganz alleine mit dieser Thematik ist - auch wenn es sehr schwer ist dazu etwas zu schreiben. Ich habe selbst lange überlegt, ob ich es hier überhaupt posten soll, weil es eben doch auch (zumindest von mir so empfunden) irgendwie ein Tabuthema ist, sich eben gerade an den Geschlechtsmerkmalen zu verletzen. Umso dankbarer bin ich, daß Ihr Euch dazu geäußert habt.

@ saffiatou
möchte das auslöschen, was der Grund für den Mißbrauch war.
Diese Gefühl macht sich bei mir auch immer mehr breit. Es ist so, als ewnn wirklich eben auch die Brust dazu zählt. Also ein Grund auch ist, warum es den Missbrauch gibt. Bei mir ist es zusätzlich so, daß im Rahmen des Missbrauchs es auch immer wieder so war, daß gerade die Brust auch einen ganz großen Teil ausgemacht hat. Für mich ist es im Moment ein sehr großes Hassobjekt - es ist ja das typisch sichtbare Merkmal einer Frau. Anstatt sich damit zu identifizieren ist es für mich gerade eher ein Störkörper, deshalb wohl auch die Selbstverletzung an der Stelle.
Ich bin froh, daß er kein Druck macht.
Das zeigt den verständnisvollem Umgang Deines Therapeutens. Ich finde es sehr wichtig, daß dort nicht noch zusätzlich Druck aufgebaut wird - denn meistens reagiert man ja auf Druck noch einmal wieder anders. Ich denke man setzt sich selbst schon sehr unter Druck. Geht es Dir auch so?
Was machst Du in so einem Fall?
Meine SVV im Bereich der Arme sieht man schon noch, aber das sind größtenteils verblassende Narben. Einige Zeit habe ich auch im Sommer einfach kein T-Shirt getragen, sondern immer Longshirts. Gab verschiedentlich doofe Sprüche, aber die waren mir lieber, als Erklärungen liefern zu müssen. Anonsten sind halt die Beine sehr betroffen, aber da ich eh nichts Kurzes trage ist das gleich. Auch meinen Rumpf- und Brustbereich bekommt so niemand zu sehen. Ich achte sehr darauf. Aber dadurch sind natürlich solche Dinge wie Schwimmen gehen oder Sonnen auch nicht wirklich möglich ...
Diese Gefühle Ekle etc auch die gehören zu mir und ich kann immer nicht verstehen, wenn jemand sagt ich bin gut, nett... wie kann das sein? empfinde es nicht so wurde mir aber auch durch meine Familie beigebracht und ich schaffe es nicht daraus zu kommen.
Mir geht es genauso. Ich mag es gar nicht glauben, wenn mir jemand sagt, ich sei etwas wert oder ich sei nett. Ich selbst empfinde mich gar nicht so. Denke häufig darüber nach, wie andere mich denn so sehen können, weil ich das doch gar nicht bin. Aber wirklich jemanden fragen, wieso er das meint oder so sieht, mag ich auch nicht. Wäre das für Dich eine Option? Auch bei guten Freunden würde ich mich das nicht trauen. Vielleicht aus Angst vor Enttäuschungen oder einfach die Befürchung damit nicht umgehen zu können. Bei mir ist das gerade auch schlimm irgendetwas Positives annehmen zu können. Fühle mich so wertlos.
Machst Du eine Therapie?
Ja, inzwischen meine zweite. Mein Therapeut ist sehr einfühlsam und auch wirklich vorsichtig im Umgang mit mir. Es fällt mir aber ganz schrecklich schwer, über diese Dinge auch zu sprechen. Meine Hemmschwelle ist da enorm hoch. Dabei versucht er wirklich alles es mir so leicht wie nur eben möglich zu gestalten, teilt mir immer wieder mit, daß wir über alles sprechen können. Aber er ist eben auch ein Mann und auch wenn ich damit grundsätzlich ganz gut klar komme, ist es bei dieser SVV-Sache ganz schön schwer sich zu offenbaren ...

@ Cheerleader

Dein Text hat mich sehr bewegt. Vor allem die Zeitspanne die Du damit schon kämpfst was das Aussprechen anbelangt. Das ist schwer, aber Du hast es geschafft, daß anzusprechen.
Ich finde es wirklich toll, daß Du versuchst eben auch aus den kleinen Schritten Erfolg und Kraft für Dich zu schöpfen. Das finde ich sehr anerkennenswert! Von dieser Stelle bin ich wohl leider noch meilenweit entfernt. Mir fehlt da noch viel an Einsicht - glaube ich.

Bei mir ist es auch so, daß ich mich im Intimbereich verletze, wo die Scham genauso groß ist, wie bei den Verletzungen im Brustbereich. Allerdings glaube ich, daß der Hintergrund der SVV an diesen Stellen identisch ist. Früher waren es Arme und Beine und halt der Rumpf, aber das ist gerade okay, "nur" die SVV an den Geschlechtsmerkmalen läßt sich gerade so schlecht eindämmen. Es ist für mich so neu, daß es eben auch an diesen Körperstellen SVV geben kann.

Viele Grüße, Nachtauge

Werbung

Benutzeravatar

SüdlichderNordsee
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 50
Beiträge: 56

Beitrag So., 20.04.2014, 17:12

Ich selbst kenne zwar kein SVV - aber andere sehr sehr schambehaftete Dinge in meinem Leben. Ich habe immer sehr mit mit gerungen, wenn ich dieses bei meinem Therapeuten ansprechen wollte. Manches habe ich gesagt - anderes ihm geschrieben.

Es war immer gut, es getan zu haben - ich habe nie Abwertung oder Irritationen bei ihm gespürt. Aber immer Anerkennung und Respekt für meinen Mut.


Vielleicht ist Schreiben auch für dich eine Möglichkeit.

Mich hat meine Offenheit in meiner Therapie immer ein weiteres Stück nach vorn gebracht. Auch wenn ich manchmal vor Schäm am Liebsten im Boden versunken wäre.


Hab Mut zur Offenheit.

Benutzeravatar

saffiatou
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 51
Beiträge: 3633

Beitrag So., 20.04.2014, 17:25

Hallo Nachtauge,

der Austausch tut gut, weil das Schweigen aufhört und irgendwie kann man es besser
mit jemandem besprechen, der das selbe empfindet, nicht wahr?!
Nachtauge hat geschrieben: daß gerade die Brust auch einen ganz großen Teil ausgemacht hat
so ist das unter anderem auch bei mir. Alelrdings hasse ich meinen ganzen Körper, in der Therapie
und auch sonst kann ich das Wort nicht aussprechen, weil da solche Ekel- und Hassgefühle sind,
ich mag es nicht lesen, nicht hören, es ist Tabu und mein Thera kürzt es mit einem großen K ab.

Gibt es bei Dir auch so viele Tabuwörter hinsichtlich des K? Kopf und Arme, Hals, Hand und Füße
sind ok, der Rest ist TABU! Voller Scham besetzt ich mag sie nicht aussprechen, es sind Worte
voller Ekel. Vielleicht auch deshalb das Schneiden - vernichten - zerstören?
Nachtauge hat geschrieben:Das zeigt den verständnisvollem Umgang Deines Therapeutens. Ich finde es sehr wichtig, daß dort nicht noch zusätzlich Druck aufgebaut wird - denn meistens reagiert man ja auf Druck noch einmal wieder anders. Ich denke man setzt sich selbst schon sehr unter Druck. Geht es Dir auch so?
Ja, es hilft mir, weil ich mich sonst noch mehr als Versagerin fühlen würde - ("nicht einmal das schaffe ich").
habe gelesen, daß so eine Haltung des Theras nicht selbstverständlich ist, leider.
Nachtauge hat geschrieben:Mir geht es genauso. Ich mag es gar nicht glauben, wenn mir jemand sagt, ich sei etwas wert oder ich sei nett. Ich selbst empfinde mich gar nicht so. Denke häufig darüber nach, wie andere mich denn so sehen können, weil ich das doch gar nicht bin. Aber wirklich jemanden fragen, wieso er das meint oder so sieht, mag ich auch nicht. Wäre das für Dich eine Option? Auch bei guten Freunden würde ich mich das nicht trauen. Vielleicht aus Angst vor Enttäuschungen oder einfach die Befürchung damit nicht umgehen zu können. Bei mir ist das gerade auch schlimm irgendetwas Positives annehmen zu können. Fühle mich so wertlos.
Meine besten Freunde, die auch von dem Mißbrauch wissen, sagen mir immer wieder, wie nett und gut ich bin, ohne daß
ich nachfrage. Ich habe einen wunderbaren Freund, es ist mein ehemaliger Chef, er ist im Ruhestand und kümmert sich
um mich, seit ich krank bin. Jede Woche holt er mich zu einem langen Spaziergang ab, ich darf reden, er weiß auch von
dem Mißbrauch und Mißhandlungen. Ich konnte es anfangs nicht glauben, daß er mich sehen will, mich treffen will. Nach jedem
Treffen war ich sicher, daß es das Letzte sein würde (wer will mich schon!?). Also habe ich ihm einen langen Brief geschrieben,
gesagt, daß er es nicht machen muss, wenn er nicht mehr mag, aber auch gleichzeitig geschrieben, wie wichtig mir das
ist, weil sich zum ersten Mal in meinem Leben sich jemand um mich kümmert, besorgt ist.

Er hat mir daraufhin gesagt, daß er mein kaputtes Slebstbildnis nicht versteht, weil ich keinen Grund habe mich so zu sehen,
er meinte, er will sich mit mir treffen, weil es ihm gut tut, es ihm Spaß macht.

Ich wollte das so gerne hören - aber richtig glauben? bin immer noch nicht sicher und immer wieder muß er anrufen,
ich frage niemals nach, ob er mich sehen will, weil ich Angst vor Zurückweisung habe und vielem mehr.

Die Täter haben in der Hinsicht ganze Arbeit geleistet.

tut mir leid für den langen Text.

Schöne Ostern, Saffia
never know better than the natives. Kofi Annan

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Nachtauge
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 30
Beiträge: 142

Beitrag So., 20.04.2014, 22:20

Vielleicht ist Schreiben auch für dich eine Möglichkeit.
Ja, das ist durchaus auch bei mir so. Ich bin froh, daß mein Therapeut mir diese Möglichkeit auch eingeschränkt einräumt. Auch wenn ich das Gefühl habe ich könnte ihn nerven, ist er immer aufgeschlossen und versichert mir, daß es in Ordnung ist wenn ich ihm schreibe. Wenn er merkt ich eiere um ein Thema sehr herum und kann mich ihm in der Stunde nicht anvertrauen, dann verabschiedet er mich hin und wieder auch mit dem Hinweis, ich könne ihm schreiben. Da ist er sehr verständnisvoll und antwortet auch immer extrem schnell. Schreiben fällt in gewisser Hinsicht leichter. Vermutlich weil man seine Worte anders wählen kann, niemandem direkt gegenüber sitzt und für sich selbst eben auch entscheiden kann, ob man es absendet oder eben nicht. Die Scham bleibt natürlich. Und die Zeit bis zum nächsten Therapietermin wird dadurch teilweise auch nicht wirklich leichter ...

Ich finde es schön zu lesen, daß es bei einigen Therapeuten eben auch Anerkennung und Respekt für die ja durchaus auch sehr mutigen Leistungen gibt; das eben keine Abwertung erfolgt, obwohl man selbst eben meistens mit einer solchen rechnet.
Auch wenn ich manchmal vor Schäm am Liebsten im Boden versunken wäre.
Das Gefühl kenne ich auch nur zu gut. Ich habe diesen Satz auch einmal - bzw. bestimmt mehrmals - in der Therapie gesagt. Eine Antwort meises Therapeuten dazu fiel mir aber gerade beim Lesen wieder ein. Er meinte, daß es gar keinen Grund zum Schämen gibt und das im Boden gar kein Platz für mich sei, das würde man schon beim Graben im Garten merken, weil der Widerstand des Bodens so hoch sei Mit solchen Äußerungen bringt er mich dann meistens auch in den peinlichsten und schambesetzen Situatonen zum Grinsen.
irgendwie kann man es besser mit jemandem besprechen, der das selbe empfindet, nicht wahr?!
Ganz genau so ist es! Auch wenn man einen Therapeuten an seiner Seite hat, so ist das doch ein ganz anderer Dialog. Mir hat es schon geholfen zu merken, ich bekomme mir Feedback, ich stehe nicht alleine da, sondern es gibt andere Betroffene und die melden sich auch zu Wort. Das finde ich ganz enorm hilfreich und bin Euch dafür wirklich sehr dankbar. Es ist eine andere Ebene auf der man sich befindet.
Alelrdings hasse ich meinen ganzen K
Bei mir ist es auch so, insgesamt. Aber es kristallisieren sich eben immer mehr Problembereiche heraus. Für mich ist es zum Beispiel schon grausam, wenn ich mich eincremen sollte. Ich will nicht berührt werden und ich will mich nicht selbst berüheren müssen. Natürlich ist das letztlich irgendwie unumgänglich weil man sich ja auch irgendwie pflegen muss, aber ich beschränke das aufs Nötigste. Duschen geht dabei, aber halt auch immer sehr an der Schmerzgrenze zum SVV, sehr heiß halt. Abseifen und alles dann ganz schnell und nach Möglichkeit mit so wenigen Berührungen wie irgend möglich. Ich will versuchen, das für mich zu ändern, habe mir z.B. vorgenommen mal ne Bodylotion zu benutzen nach dem Duschen, aber im Moment bekomme ich es noch nicht hin. Weil der Ekel vor mir selbst so groß ist, ich mich selbst so schrecklich finde.
Gibt es bei Dir auch so viele Tabuwörter hinsichtlich des K? Kopf und Arme, Hals, Hand und Füße
sind ok, der Rest ist TABU! Voller Scham besetzt ich mag sie nicht aussprechen, es sind Worte
voller Ekel.
Es fällt mir sehr, sehr schwer einige Wörter auszusprechen, ich versuche sie zu umschreiben - was natürlich auch immer sehr schwierig ist. Wirkliche Tabuwörter habe ich nicht, aber dieses schambesetzte kenne ich gut. Gerade eben wenn es um die Benennung geht.

Was mir sehr gefällt ist, daß Dein Thera da so sehr auch auf Dich eingeht und es dann auch abkürzt und Dich nicht auf irgendeine Art und Weise "zwingt" diese Wörter zu benennen. Ich denke er achtet Dich damit sehr - und das finde ich in diesem Kontext wirklich wichtig. Das baut ja auch ein Vertrauen auf.

Dazu passt auch was Du geschrieben hast, halt das ein verständnisvolle Haltung eines Theras in Bezug auf SVV nicht unbedingt immer üblich ist. Ich finde eine solche Haltung mit Verständnis und Respekt enorm wichtig, gerade bei solchen schambehafteten Gefühlen. Manchmal ist da die Therapie ja auch wirklich ein Übungsfeld - frei nach dem Motto wenn ich es schaffe meinen Therapeuten etwas zu sagen, dann schaffe ich es auch für mich, damit etwas besser klarzukommen. Es ist ein schwerer Weg, aber ich denke immer es ist ein Anfang zumindest dem Therapeuten ein Stück Vertrauen auch entgegenzubringen.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Nachtauge
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 30
Beiträge: 142

Beitrag So., 20.04.2014, 22:22

Ich habe einen wunderbaren Freund
Das freut mich sehr, daß Du so jemanden an Deiner Seite hast. Jemanden der für Dich da ist, der Dich so annimmt wie Du bist und Dir zur Seite steht. Trotzdessen bzw. gerade aufgrund dessen, daß er weiß wie es Dir geht, der versucht Dir aufzuzeigen, was für ein wichtiger und toller Mensch Du bist. Solche Freunde zu haben ist heutzutage Gold wert! Und ich bin mir sicher, daß Du ihm auch ganz viel gibst, auch wenn Du das selbst vielleicht gar nicht so erkennen kannst. Er ist nicht umsonst mit Dir befreundet!
Ich wollte das so gerne hören - aber richtig glauben? bin immer noch nicht sicher und immer wieder muß er anrufen, ich frage niemals nach, ob er mich sehen will, weil ich Angst vor Zurückweisung habe und vielem mehr.
Man kann sein Misstrauen sehr schwer ablegen - schwer nachvollziehen, daß es wirklich ernst gemeint ist. Allerdings denke ich auch, daß dieser Freund von Dir ganz genau weiß, wie er Dich einschätzt und sieht. Würde er Dich nicht wertschätzen, wäre er nicht mehr an Deiner Seite.

Viele meiner "sogenannten" Freundschaften sind kaputtgegangen, weil ich mich äußerlich sehr - zu meinem Nachteil - verändert habe. Aufgrund dessen wurde geurteilt. Es wurde nicht gefragt, was für ein Grund die Veränderung hatte, sondern es gab Kontaktabbrüche die sehr weh taten. Sicherlich hätte ich auch mich nicht dazu geäußert wenn man mich gefragt hätte, aber das es noch nicht einmal versucht wurde fand ich sehr schlimm. Das hat mich auch bestätigt in meinem Ekel- und Schamgefühl.
Die Täter haben in der Hinsicht ganze Arbeit geleistet.
Leider ja. Soviele Dinge ändern sich aufgrund der Tatsache was jemand anderes einem angetan hat. Das allerdings erstmal einzusehen und nicht sich selbst die Schuld zu geben ist alles andere als leicht. Damit habe ich auch gerade sehr viel zu tun.Schuldgefühle für etwas, für das man gar nichts kann, sie aber trotzdem hat. Verkehrte Welt irgendwie - die Opfer fühlen sich schuldig, während die Täter sich überwiegend eben so nicht fühlen.
tut mir leid für den langen Text.
Muss Dir auf gar keinen Fall leid tun. Im Gegenteil, ich bin sehr froh für Deine Rückäußerung

LG Nachtauge

Benutzeravatar

saffiatou
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 51
Beiträge: 3633

Beitrag Mo., 21.04.2014, 10:48

Hallo Nachtauge,

ach tut das gut, endlich Verständnis! Danke!

mir gefällt es zu lesen, wie Dein Thera reagiert, daß Du ihm schreiben darfst und er auch versucht
diese ganze Situation mit einem kleinen Scherz zu erleichtern, aufzuockern, aber dabei nicht
bagatellisierend wird. Das macht meiner auch genauso.

Ich schreibe meinem Thera nur selten, obwohl ich ihm schreiben darf. da ich jetzt nur noch diese
eine Stunde im Monat habe, da mein Kontingent aufgebraucht ist, mag ich auch nicht übertreiben,
schon vorher nicht. Diese angst vor der Zurückweisung, zu viel zu fordern, kein Recht auf Hilfe
zu haben... ich habe das so oft eben acuh anders erlebt.
Nachtauge hat geschrieben:Duschen geht dabei, aber halt auch immer sehr an der Schmerzgrenze zum SVV,
Duschen geht bei mir, baden gar nicht. Aber ich schalte ab, wenn ich unter der Dusche stehe und mache
es wie Du schnell, danach das Eincremen auch da bin ich eigentlich nicht da, spüre mich nicht.
Nachtauge hat geschrieben:verständnisvolle Haltung eines Theras in Bezug auf SVV
ja das ist so wichtig, denn wie sollen wir sonst lernen uns anzunehmen? Ich bin noch regelmäßig bei
einer Psychiaterin, bekomme bei ihr auch eine Stunde im Gespräch, das hilft mir über die Zeit, wenn
so wenig Therastunde da sind. Sie reagiert da ganz genauso auf meine Narben. Ist sehr fürsorglich,
versucht mir Skills anzubieten (die wirken bei mir nicht!). Ich hatte anfangs solche Angst mit den
bei den darüber zu reden, aber ich habe erkannt, daß sie helfen wollen. Aber wie Du geschrieben hast,
es ist ein weiter weg ihnen Vertrauen entgegen zu bringen und ich teste auch immer noch - manchmal
unbewußt. Meine Psychiaterin hat vor zwei Wochen zu mir gesagt, daß ich eigentlich aufhören könnte
sie zu testen (dabei habe ich es gar nicht gemerkt )

Freunde! das ist schon ein manchmal bitteres Thema! Habe ja von dem wunderbaren geschrieben, habe
aber auch wie Du einige schlechte Erfahrungen machen müssen. Eine wirklich mir wichtige Freundin hat sich
vollkommen von mir distanziert, seit sie von dem Mißbrauch weiß. Mag es immer noch nicht wahrhaben, daß
sie nichts mehr von mir wissen will. Denke solche Rückschläge, machen es auch schwer, denen zu vertrauen,
die doch gut zu uns sind, wie die Theras.
Nachtauge hat geschrieben:Viele meiner "sogenannten" Freundschaften sind kaputtgegangen, weil ich mich äußerlich sehr - zu meinem Nachteil - verändert habe.
auch das sind doch eigentlich keine richtigen Freundschaften, oder? wenn es nur um die Äußerlichkeit geht!? Das tut mir sehr
leid für Dich, es ist sicher sehr schmerzhaft. und es ist kein Wunder, wenn dann das Ekel und Schamgefühl bei
Dir verstärkt wurde.

Du hast doch hoffentlich noch ein paar gute Freunde?
Nachtauge hat geschrieben:.Schuldgefühle für etwas, für das man gar nichts kann, sie aber trotzdem hat. Verkehrte Welt irgendwie - die Opfer fühlen sich schuldig, während die Täter sich überwiegend eben so nicht fühlen.
Ja, eine verkehrte Welt! Aber so lange die Umwelt den Mißbrauch auch nicht ernst nimmt, die ganze schlimmen
Folgen nicht anerkennt, die Täter nicht bestraft werden, es immer noch als Bagatelle angesehen wird, wird sich
auch nichts ändern. Und es ist immer leichter auf die Schwachen zu zeigen, sie zu verurteilen, als sich damit
auseinander zu setzen.

einen schönen Ostermontag, Saffia
never know better than the natives. Kofi Annan

Benutzeravatar

Cheerleader
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 38
Beiträge: 61

Beitrag Mo., 21.04.2014, 11:25

Ihr Lieben, ich drück Euch ganz fest.
Ihr habt schon sovieles geschrieben und ich wage es gar nicht für mich zu wiederholen, so schmerzt es.
Auch ich wünschte, ich könnte die Zuneigung einmal fühlen, sie so nehmen wie sie ist, sie so sehen wie sie gemeint ist, wohlwollend.
Am Freitag zB. hatte ich ein schwieriges Telefonat mit meinem (Ex-)Thera, anschliessend schickte er mir noch eine sms, dass er mich lieb hat. Alles was ich tue ist ihn dafür zu hassen und abzulehnen, Gründe zu finden und es destruktiv zu besetzen. Schliesslich bin ich ja nicht liebenswert, folglich muss er wohl lügen....dafür dass ich so denke, hasse ich mich dann wieder und das kann nur in Selbstbestrafung enden. Regelrecht auskotzen ist das. Und ich bin die einzige, die das ändern kann und tue es nicht, weil ich zu schwach bin...
Wo steigt man aus in diesem Teufelskreis?

Körperhygiene ist bei mir auch ein schwieriges Thema, wechselhaft, oft von einem ins andere Extrem. Mal schlafe ich in den Klamotten, weil ich es nicht schaffe mich anzufassen, mich aus- und anzuziehen, geschweige denn Zähne zu putzen oder zu duschen, mal dusche und schrubben mich geradezu ab und wechsle fünf, sechs Mal am Tag die Klamotten...verloren komme ich mir oft vor, wenn ich in der Badewanne sitze.und auf einmal ist allein schon die Vorstellung sich abzutrocknen, zu föhnen, sich anzuziehen unerreichbar.

Jetzt wo ich das schreibe, nimmt.mich wieder ein.unglaublicher Körperschmerz ein. Welche Erfahrungen habt Ihr mit körperlichen Schmerzen, Symptomen?
Ich habe oft diesen in jeder Pore sitzenden Körperschmerz und wenn ich mich zB eingehender mit Missbrauchsthemen beschäftigen, habe ich heftige Rückenschmerzen im Steissbereich. Oft auch nach dem Schlafe krampfartige Schmerzen in den Fingern, als hätte ich die ganze Nacht gekrallt.

So,der Ostertrubel muss weitergehen...
Cheerleader

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Nachtauge
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 30
Beiträge: 142

Beitrag Mo., 21.04.2014, 13:02

Hallo,

ich bin tatsäch sehr beeindruckt von Euren Rückäußerungen. Ich habe schon sehr mit mir gerungen, diesen Thread zu eröffnen, aber es wohl wirklich häufig so, daß man sich überwinden muß um festzustellen, daß ein Austausch stattfinden kann.
Diese angst vor der Zurückweisung, zu viel zu fordern, kein Recht auf Hilfe zu haben.
Ist schon komisch, man meint, daß man kein Recht auf Hilfe hat. Aber warum sollte man dieses Recht nicht haben? Weil es einem so schwer fällt anzunehmen, daß es wirklich Menschen gibt die einem weiterhelfen möchten? Bei mir ist das auch so, ich denke immer ich nerve meinen Therapeuten wenn ich ihm schreibe, auch wenn er mir das ausdrücklich erlaubt. Aber ich mag ihm nicht noch mehr Arbeit machen als er ohnehin schon mit mir hat. Ich zahle meine Stunden zur Zeit selber und finde er ist da sehr entgegenkommend was die Abrechnung angeht, da denke ich ich habe nicht auch noch Anspruch auf zusätzliche Rückäußerung von ihm.
Anderen Leuten gestehe ich auch das Recht auf Hilfe uneingschränkt zu, nur mir selber nicht. Kennt Ihr das so auch von Euch?
versucht mir Skills anzubieten (die wirken bei mir nicht!)
Mein Therapeut hat das auch eine ganze Weile versucht mir Skills anzubieten. Bei mir wirken diese aber auch überhaupt nicht. Komme mir schon immer ganz blöd vor wenn ich ihm sage, daß mir das nichts bringt Aber mal ganz ehrlich, wenn man solche Probeme mit sich selbst hat und die SVV in der Form betreibt wie wir das machen, können dann Skills wie meinetwegen Eiswürfel oder so etwas wirklich helfen? Ich würde mich gerne eines Besseren belehren lassen, aber für mich sind Skills gar nicht hilfreich.
daß ich eigentlich aufhören könnte sie zu testen (dabei habe ich es gar nicht gemerkt )
Das läuft bestimmt schon ganz unbewußt bei Dir ab. Du bekommst das schon gar nicht mehr mit, daß Du sie testest, weil das schon ein Mechanismus ist. Finde ich aber gut, daß sie Dich darauf angesprochen hast - denn nur dann kann man ja auch versuchen etwas zu verändern.
Wirklich testen tue ich meinen Therapeuten nicht mehr, weil ich finde er versucht es mir immer so einfach wie nur irgend möglich zu machen, manchmal geht aber das Reden trotzdem nicht Ich setze mich dann selbst unter Druck weil ich denke ich müßte es besser können ...
Du hast doch hoffentlich noch ein paar gute Freunde?
Zwei sehr gute Freundinnen sind mir geblieben, die allerdings nichts von dem Missbrauch wissen und auch von der SVV in der Form so nicht. Ich hätte Angst sie würden mich verurteilen - was sie wohl gar nicht machen würden, aber ich mag diese beiden nicht auch noch verlieren. Für die beiden bin ich immer da, da ist es mir egal ob die mich nachts aus dem Bett schmeißen oder sonstwas möchten - nur für mich mag ich das im Gegenzug nicht verlangen. Hört sich das sehr blöd an?
Und eine sehr liebe nette Freundin habe ich mit der ich mich über Whats App austauschen kann.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Nachtauge
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 30
Beiträge: 142

Beitrag Mo., 21.04.2014, 13:23

Aber so lange die Umwelt den Mißbrauch auch nicht ernst nimmt, die ganze schlimmen
Folgen nicht anerkennt, die Täter nicht bestraft werden, es immer noch als Bagatelle angesehen wird, wird sich auch nichts ändern.
Das sehe ich auch so. In unserem sogenannten Rechtsstaat läuft so Einiges verkehrt. Kleinigkeiten werden härter bestraft als Dinge die ein ganzes Menschenleben zerstören. Von diesem Thema kann ich auch ein Lied singen und mit Sicherheit kein Loblied ...
Auch ich wünschte, ich könnte die Zuneigung einmal fühlen, sie so nehmen wie sie ist, sie so sehen wie sie gemeint ist, wohlwollend.
Das würde ich Dir von Herzen wünschen! Es ist aber so schwer so etwas anzunehmen wenn man sich selbst immer so sehr hinterfragt, auch wenn man im Grunde doch weiß es ist ehrlich gemeint. Wenn einem die Zweifel nicht immer so zerfressen würden ...
Und ich bin die einzige, die das ändern kann und tue es nicht, weil ich zu schwach bin...
Wo steigt man aus in diesem Teufelskreis?
Ob das wirklich etwas mit Schwäche zu tun hat? Vermutlich fühlt man sich häufig schwächer als man selbst ist. Wenn ich so lese, was Du hier in dem Thread geschrieben hast und was Du schon mitgemacht hast, dann empfinde ich Dich eher als stark mit dem Willen das durchstehen zu wollen und auch die kleinen Schritte die Du machst anerkennen zu wollen!
Ja, es ist ein echter Teufelskreis, eines zieht das andere nach sich, aber irgendwie muß sich dieser durchbrechen lassen. Vermutlich wirklich mit ganz ganz kleinen Schritten, die einem selbst gar nicht so bewußt sind.
mal dusche und schrubben mich geradezu ab
Eine Verhaltensweise die ich an mir auch immer wieder entdecke. Das geht auch bis (fast) zum SVV - bzw. ist es vermutlich schon -. Ich schrubbe solange an mir rum weil ich eben immer noch glaube diesen vermeintlichen Dreck an mir zu spüren. Ich will diesen Ekel los werden, ich will das Gefühl loswerden, daß ich dreckig bin. Und dann schrubbe ich solange bis es anfängt zu bluten. Duschen geht bei mir wie gesagt auch nur mit absolut heißem Wasser.
Die restliche Körperhygiene ist irgendwie ein Muss. Ein gesellschaftliches Muss. Wenn ich jemanden sagen würde wie anstrengend allein das Haarewaschen für mich ist, dann würde mir das wohl so niemand glauben. Aber jetzt weiß ich, daß es Euch auch so geht, daß Ihr auch so sehr damit kämpft. Das tut mir so furchtbar leid, aber es hat auch etwas Beruhigendes, dieses Wissen das es Euch auch so geht.
Manchmal glaube ich, wenn ich nicht wirklich jeden Wochentag aufstehen müßte um zu arbeiten und dadurch gezwungen bin mich einigermaßen zu pflegen würde ich das nicht machen, ich würde sicherlich mehr und mehr verwahrlosen. Insofern bin ich manchmal froh, daß es diesen Zwang gibt!
Jetzt wo ich das schreibe, nimmt.mich wieder ein.unglaublicher Körperschmerz ein. Welche Erfahrungen habt Ihr mit körperlichen Schmerzen, Symptomen?
Laß Dich mal drücken - aber nur falls Du magst.

Es ist so gemein, daß man sich auch noch mit solchen Schmerzen zusätzlich quälen muß.

Wenn ich mich mit dem Missbrauch eingehender beschäftige ist es teilweise so, als wenn ich den ganzen tatsächlichen Schmerz den ich dabei hatte wieder erlebe. Ganz viele Stellen blocken ab, mein Nacken verspannt sich und ich verkrampfe ohne Ende. In meinen Therastunden hibbel ich dann wie blöde rum, weil ich nicht stillsitzen kann, irgendwo muß die Spannung abgeführt werden. Wenn ich nachts Albträume habe, dann verspanne ich auch total. Manchmal komme ich kaum aus dem Bett weil alles so weh tut ...

Auch bei mir geht nun der letzte Ostertrubel weiter, ich lasse Euch liebe Grüße hier
Nachtauge

Benutzeravatar

saffiatou
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 51
Beiträge: 3633

Beitrag Mo., 21.04.2014, 17:24

Hallo Nachtauge,

ich bin so froh, daß Du diesen Thread aufgemacht hast, ich selbst dachte immer, das ist nicht wichtig, was
ich zu erzählen habe.
Cheerleader hat geschrieben:(Ex-)Thera, anschliessend schickte er mir noch eine sms, dass er mich lieb hat. Alles was ich tue ist ihn dafür zu hassen und abzulehnen, Gründe zu finden und es destruktiv zu besetzen. Schliesslich bin ich ja nicht liebenswert, folglich muss er wohl lügen....dafür dass ich so denke, hasse ich mich dann wieder und das kann nur in Selbstbestrafung enden. Regelrecht auskotzen ist das. Und ich bin die einzige, die das ändern kann und tue es nicht, weil ich zu schwach bin...
Wo steigt man aus in diesem Teufelskreis?
Weiß nicht, wie man da herauskommt, ich denke es wird einfach dauern und man braucht immer
wieder jemanden der bestätigt, nicht müde wird zu bestätigen. Mir fällt in solchen Diskussionen immer
wieder auf, daß ich mich gut in andere einfühlen kann, gut Ratschläge erteilen kann, erkenne wenn
etwas richtig oder falsch ist, nur bei mir funktioniert es nicht. Ich kann jedem anderen erklären wie
wertvoll er/sie ist nur für mich stimmt das nicht, geht es Euch auch so?!

Oft habe ich auch Angst, daß mir der Mißbrauch nicht geglaubt wird, vor ein paar Monaten hatte ich
so eine Situation in meiner SHG (Gewalt, Mißbrauch etc) da meinte eine andere Frau, daß es wohl nicht
stimmen kann. Das hat mich so umgeworfen, daß ich dann sofort eine mail an meinen Thera geschickt
habe und nachfragte, ob er mir glaubt, ob es wirklich stimmen kann, oder ob ich mir alles einbilde. Solche
Situationen lassen mich dann auch immer sofort zu einem Messer greifen. Diese Frau ist zum Glück nicht
mehr dabei.
Nachtauge hat geschrieben:Ist schon komisch, man meint, daß man kein Recht auf Hilfe hat. Aber warum sollte man dieses Recht nicht haben?
Bei mir ist es so, daß ich oft, sehr oft und Hilfe gebeten habe und diese wurde abgewiesen. Einmal
als ich 10 Jahre alt war und von einem Mann bedrängt und mißbraucht wurde, konnte ich mich befreien
und bin dann in eine Apotheke gelaufen und habe da um Hilfe gebeten, der Mann schaute dabei ins
Fenster herein, ich zeigte auf ihn, die Apothekerin hat nur gesagt, daß ich sofort gehen muss, sie
hat nun Feierabend....

Auch Ärzte haben mich abgewiesen, gesagt alles Einbildung und dabei war ich schwerkrank.

Denke so etwas manifestiert sich darin, daß ich sicher bin kein Recht auf Hilfe zu haben. Erst durch
meine Psychiaterin und meinen Therapeuten hat sich das geändert, aber wie ich schon schrieb immer
wieder muß ich die Beziehung testen, mich versichern, daß es noch stimmt. Das sind irgendwelche
Automatismen, die da ablaufen.
Nachtauge hat geschrieben:Anderen Leuten gestehe ich auch das Recht auf Hilfe uneingschränkt zu, nur mir selber nicht. Kennt Ihr das so auch von Euch?
klar kenne ich das! Alle anderen haben selbstverständlich ein Recht auf Hilfe und Unterstützung, sie können
mich immer und jederzeit erreichen, ich bin für alle da. Manchmal denke ich auch, um von mir ein wenig
abzulenken, meine Energie auf andere zu richten.
Nachtauge hat geschrieben:Aber mal ganz ehrlich, wenn man solche Probeme mit sich selbst hat und die SVV in der Form betreibt wie wir das machen, können dann Skills wie meinetwegen Eiswürfel oder so etwas wirklich helfen?
bin so froh, daß DU das auch genauso siehst. Vielleicht helfen sie irgendwann ja mal, aber der Weg wird noch
weit sein.
Nachtauge hat geschrieben:Zwei sehr gute Freundinnen sind mir geblieben, die allerdings nichts von dem Missbrauch wissen und auch von der SVV in der Form so nicht. Ich hätte Angst sie würden mich verurteilen -
Ich habe hier noch eine ganz wunderbare Freundin, die auch von dem Mißbrauch und dem SvV weiß, sie
hat ganz wunderbar reagiert, als ich es ihr erzählt habe. Eine andere Freundin, mit der ich meistens nur
Briefe austausche, weil sie in Frankreich lebt, hat ebenfalls lieb reagiert und ist sehr verständnisvoll.
Alle andere?? da erzähle ich besser auch nichts, aber das sind mehr Bekannte, diese möchte ich nicht
Freundin nennen.

wünsche Euch einen schönen Abend, Saffia
never know better than the natives. Kofi Annan

Benutzeravatar

mitplauderin
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 80
Beiträge: 691

Beitrag Mo., 21.04.2014, 17:49

Cheerleader hat geschrieben: anschliessend schickte er mir noch eine sms, dass er mich lieb hat. Alles was ich tue ist ihn dafür zu hassen und abzulehnen, Gründe zu finden und es destruktiv zu besetzen. Schliesslich bin ich ja nicht liebenswert, folglich muss er wohl lügen....dafür dass ich so denke, hasse ich mich dann wieder und das kann nur in Selbstbestrafung enden. Regelrecht auskotzen ist das. Und ich bin die einzige, die das ändern kann und tue es nicht, weil ich zu schwach bin...
Wo steigt man aus in diesem Teufelskreis?
Liebe Cheerleader,

es ist das "uralte" Thema "Nähe - Distanz". Du bist nicht schwach! Es ist vielmehr so, dass Bekanntes weniger Angst macht als Unbekanntes. Schlecht behandelt zu werden ist dir seit Kindheitstagen bekannt. Damit kennst du dich aus. Das ist dir vertraut. Damit hast du gelernt umzugehen. Da hast du Überlebens-Strategien entwickelt. Und jetzt kommt jemand daher und sagt: Du bist wert-voll. Du bist liebenswert. Das macht erstmal Angst. Womöglich war es in deiner Kindheit auch so, dass du erst recht misshandelt wurdest, nachdem der Täter/die Täterin "lieb" zu dir war. Liebe/Nähe war verknüpft mit Gewalt. Welch eine Verwirrung für ein Kind.
Ist es da nicht verständlich, dass du "Liebe", Wertschätzung, Im-So-Sein angenommen werden erstmal abwehren musst?
Der vermeintliche Schutz des "Ich bin nicht liebenswert", den du dir als Kind aufgebaut hast, ist auf Sand gebaut. Das spürt dein inneres Kind und auch die Erwachsene sehr wohl.
Es ist ein Nähe - Distanz - "Spiel". Kommt mir jemand zu nahe, muß ich ihn abwehren, damit die Angst nicht überhand nimmt, in dem ich ihn hasse, verurteile, ablehne. Habe ich ihn abgewehrt, darf sich der Wunsch nach Nähe wieder intensiver melden. Dazu braucht es, dass ich mich verurteile und bestrafe. . . . und so fort und so fort

Wie kannst du aussteigen? In dem du dich step by step deiner Angst stellst. Allein schon die Erkenntnis darüber, was und wie das abläuft, hat mir geholfen aus dem Kreislauf auszusteigen.

alles Gute auf Eurem Weg
mp

Benutzeravatar

Cheerleader
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 38
Beiträge: 61

Beitrag Mo., 21.04.2014, 18:53

Das ist wohl wahr, zu wahr, das Nähe Distanz Problem, immer wieder und wieder, und es bindet soviel kostbare Energien. Es grenzt für mich an ein Wunder, dass mein Ehemann das immer und immer wieder aushält....Dieses emotionale Umsichschlagen zu ertragen und weiter zu lieben....seltsam...

@skills Mir haben diese Notfallkofferskills nie etwas gebracht, sie kamen und kommen mir fremd vor. Meine Thera hat auch nie darauf gedrängt.Es entwickelte sich eher etwas aus Beobachtung und Achtsamkeit. Mein Haltepunkt ist die Natur. Ich brauche die Natur, dort höre ich auf zu sterben. Am stabilsten fühle ich mich, wenn ich mindestens 6 Stunden draussen bin. Meer,Strand, Berge, Wald...egal....deshalb habe ich immer Muscheln, Steine oder Holz in den Hosen- und Jackentaschen und Sand in den Schuhen...
Ganz wichtig geworden die Musik. Wenn ich in emotionale Spannung gerate, Suche ich die passende Musik zu dem Gefühl, das lenkt mich ab und befreit....
Ich versteh nicht , wie Ärzte und Co diese unsinnige Schablone überstülpen wollen oder können - a la Chili, Igelball, Eiswürfel und Gummiband...
Ch.
Ps : Nachtauge , auch von mir ein großes Dankeschön für diesen Thread

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag