Ich- ein Produkt meiner Erziehung?

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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Christine_Walter
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Ich- ein Produkt meiner Erziehung?

Beitrag Mo., 22.07.2013, 21:14

von klein auf habe ich durch meine eltern mitgekriegt, dass kinder schrott sind. kinder dürfen geschlagen werden (auch im kindergarten von der "tante" dort), stehlen der mutter die jugend, kosten geld, sind schuld, dass die familie nicht in urlaub fahren kann, sind widerlich, wenn sie weinen, lügen grundsätzlich, wenn sie morgens sagen, es ist ihnen schlecht, sind faule schweine, arbeiten nicht genug... ich war immer weniger wert als alle anderen, schob das früher halt darauf, dass ich eben ein kind war. mittlerweile weiss ich natürlich (zumindest in der theorie), dass die vermittlung dieser "werte" an meinen eltern liegt und ich mich weder schuldig fühlen muss noch dass die andren kinder "besser" waren als ich, weil sie daheim mehr geliebt wurden und man sich mehr um sie kümmerte (was ja nun auch nicht deren verdienst war). auch wenn mir nach jahren der therapie theoretisch klar ist, dass kinder auch menschen sind, und dazu auch noch total hilflose, neige ich dazu, dies zu vergessen. dann kommt es zu aggressiven zwangsgedanken und selbstverletzungen, oder ich könnte ausflippen, wenn ein kind an der supermarktkasse lauthals brüllt. gleichzeitig gehe ich aber sofort dazwischen, wenn einer sein kind in meinem beisein schlägt. ich habe das thema WIE oft mit meiner therapeutin durchgekaut, glaube manchmal, sie ist mittlerweile auch ganz genervt. sie sagt mir, ich soll mir immer wieder vorsagen, dass kinder gleichberechtigte menschen sind. sie hat recht, klar, aber ich vergesse das mitunter einfach, wenn ich so total aggro bin. sie sagt, ich habe das damals so angenommen, um überleben zu können; aber das war DAMALS und nicht heute! wie kann ich mir das ein für alle mal in den kopf hämmern, dass kinder hilflose wesen sind, die liebe brauchen (auch wenn ich sie selten bekam)? so, dass ich es auch in schlechten situationen im kopf behalte? ich muss ja nicht ein richtiger "kinderfan" werden, aber wie werde ich das gift in mir los???

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Elfchen
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag Mo., 22.07.2013, 22:50

Hallo Christine Walter

Du hast schon einige Threads zu dem Thema eröffnet. Ich bitte dich, inskünftig der Ordnung halber den Thread wieder hervorzusuchen und dort weiter zu schreiben.

Liebe Grüsse
Elfchen
Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben. Epiktet

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d/c
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Beitrag Di., 23.07.2013, 00:29

Liebes Elfchen,

nachdem die Forensuche keine Treffer ergab, recherchierte ich direkt im Threadverlauf bis Seite 9 und fand lediglich 2 Threads von Christine_Walter, die das offensichlichtliche Problem nur partiell thematisieren - wie ihre Beziehung zu ihrer Schwester.
Ich bitte Dich also, meine Antwort nicht als Verstoß gegen die Adminauflagen zu bewerten, sondern schlimmstenfalls Gnade vor Recht ergehen zu lassen? Da ich diesen Ansatz direkter und allgemeiner als die jeweils 2 spezifischen Teilaspekte bewerte.

Liebe Christine_Walter

dein Zorn zieht sich durch Deine Threadchronik wie durch Dein Leben. Du bist primär wütend auf Deine Familie. Du erwähntest jahrelangen Mißbrauch.

Auch ich wurde von meiner Familie mißbraucht. Jede Therapie wird versuchen Dir eine autonome Struktur zur Autarkie zu erarbeiten, dh. eine Trennung von Deinen Triggern zu erreichen.
Dein momentaner Therapiestand scheint Dich nicht zufriedenzustellen. Eventuell solltet ihr eine Veränderung oder einen Wechsel erörtern, denn dieser Zorn wird Dich und den Rest Deines Lebens konsumieren.

Bist Du sehr abhängig von Deiner Familie? Lebst Du allein und selbstverantwortlich?

Bist Du wirklich wütend auf Deine Familie oder Dich selbst und erträgst das nicht mehr?
Dann bleibt eigentlich erstmal nur ein Schritt: Distanzierung und Fokussierung auf Dich und Deine Bedürfnisse (was Dir guttut).
Was tut Dir denn gut, Christine, was machst Du gern für Dich selbst? Wie beweist Du Dir, dass Du Dich liebst?
reality is an opinion.

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Christine_Walter
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Beitrag Sa., 03.08.2013, 23:39

ioch kann inzwischen einiges tun, was mir gut tut, und meine thera sagt auch, ich kann es immer besser, zu sagen, was ich brauche. weisst du, ich glaube, ich habe sehr viel von meiner mutter angenommen. wir haben uns zb einmal über quengelnde kinder im supermarkt unterhalten, und da sagte sie: "du hast glück gehabt, dass du nie so warst - ich hätte dich kaputtgeschlagen!" und ich weiss, dass es stimmt - vermutlich war ich DESHALB nie so. ich wusste eben, was mir geblüht hätte. auch wenn ich zb beim zahnarzt war (und ich musste als kind oft hin) und der mit der großen spritze ankam - ich schrie vor angst, aber ich hätte mehr angst davor gehabt, einfach den mund zuzumachen, weil meine mutter mich grün und blau geprügelt hätte. eine echte chance hätte ich sowieso nie gehabt.

ein andermal sprach sie von einem mutter-kind-parkplatz, den irgendwelche typen zum sonnenbaden besetzt hatten. erbost sagte sie, das sei das erste mal in ihrem leben, wo sie sich gewünscht hatte, einen panz dabei zu haben. wobei ich sagen muss: "pänz" heisst bei uns im rheinland einfach kinder; "panz" im singular bedeutet eher, ein unbequemes, widerliches kind, sei es frech, aggressiv, quengelig, wie auch immer...

ich hatte früher im winter sehr oft bronchitis (und meine schwester auch), da wir keine warmen schuhe und oft auch keine anständigen winterjacken besaßen. von handschuhen und schals ganz zu schweigen. wenn ich glück hatte, also alle paar jahre, gabs mal eine flasche hustensaft (für beide zusammen), und wenn die alle war, war sie alle. mehr gabs nicht, auch wenn wir weiterhusteten. der schule fernbleiben durfte ich nicht, auch wenn ich die halbe zeit kotzend

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Christine_Walter
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Beitrag Sa., 03.08.2013, 23:41

... auf dem stinkenden schulklo gehangen habe und danach fünf minuten auf dem boden vor der schüssel lag und nicht aufstehen konnte. ob ich fieber hatte, keine ahnung (es gab bei uns kein thermometer). manchmal hustete ich auch blut. als ich einmal um einen krankenschein bat, um zum arzt zu gehen, sagte sie: "das ist von allein gekommen, das geht auch allein wieder weg." und ich hustete weiter und erstickte fast dabei... meine mutter selbst hatte vor fünf jahren mal starken husten und ließ sich krankschreiben. "weil, das geht ja auch auf die organe und so."

DAS ist das vorrecht der erwachsenen. bei uns in der familie gewesen. ich konnte mich eben nie wehren...

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