Ständig getriggert durch eigenes Kind

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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lia17
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Ständig getriggert durch eigenes Kind

Beitrag Mo., 01.04.2013, 15:46

Hallo,
ich weiß nicht mehr weiter. Ich bin in VT und bin dort gerade dabei meine Missbrauchs- und Gewalterfahrung in meiner Kindheit aufzuarbeiten.
Seit einigen Wochen werde ich ständig durch meine eigene Tochter getriggert, teilweise so sehr, dass ich ihre Gegenwart nicht mehr suche. Es ist alles Mega anstrengend.
Versteht mich nicht falsch! Ich liebe sie sehr und würde ihr nie was antun, ich bin eher so eine kleine Übermutter, die sich für sie fast selbst aufgibt. Deshalb bin ich auch in VT. Seit einiger Zeit ziehe ich mich sehr zurück, habe keine Lust mit ihr irgendwas zu machen, zu spielen etc. Besonders die Wochenenden sind schlimm für mich. Zum Glück habe ich einen ganz tollen Partner, der mir da den Rücken frei hält. Aber ich weiß nicht mehr wie es weiter gehen soll.

Ich reiße mich sehr oft sehr zusammen, aber dann bin immer total erschöpft, habe Panikattacken und depressiv.

Kennt das jemand? Danke für die Hilfe! Bin echt am verzweifeln.

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Sinarellas
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag Mo., 01.04.2013, 16:11

Hi,
ich kann mir gut vorstellen, dass eine Mutterkindreha was passendes wäre. VT ist schwierig, eigentlich sollte deine VT Thera am besten wissen was zu tun ist. Hast du sie mal gefragt?
Kann gut verstehen, dass das eigene Kind dann ein Auslöser für alles mögliche ist, aber am besten wrid das Kind mit integriert und nicht aussenvorgelassen.

lg
Sinas
..:..

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Thread-EröffnerIn
lia17
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Beitrag Mo., 01.04.2013, 16:50

Hallo Sinarellas,

Danke für Deine Antwort.
Meine Thera ist der Meinung, dass ich erst durch die Traumakonfrontation durch muss. Z.Zt. bin ich in der Stabiphase.

Aber es ist so unerträglich, es geht gar nicht. Ich finde das echt schlimm und mich zum Kotzen!

Was meinst Du mit "...am besten wird das Kind integriert und nicht aussenvorgelassen."? Mein Kind ist 6 Jahre alt, weiß zwar, was mit mir los ist, aber in die Therastunde mitnehmen...???

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Traurige Seele
Forums-Gruftie
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Beiträge: 610

Beitrag Mo., 01.04.2013, 18:31

Hallo,

also bei mir sind die Missbrauchs Traumata auch jetzt hochgekommen und ich habe auch 2 Kinder, einen mit 6 und der andere mit 3 Jahren. Und ich finde es verdammt schwer den Alltag mit den Kindern zu managen wenn man immer wieder an irgend was erinnert wird. Die Kinder integrieren finde ich schwer, man kann ja sagen dass Mama krank ist und deshalb oft so schlecht drauf ist usw. aber ich denke mehr müssen sie nicht wissen. Mein Mann hat heut auch vor den Jungs den Begriff "Missbrauchskind" gebraucht und ich hab ihm gesagt dass er das vor den Jungs nie wieder sagen soll. Ich möchte nicht dass sie irgendwas drüber erfahren bzw. sie sind ja noch viel zu klein um sowas zu verstehen.

Also viele Tipps geben kann ich Dir leider nicht bin eher eine Leidensgenossin.

LG TS
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ENA
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag Mo., 01.04.2013, 20:12

Also ich würde das Kind nicht mit in die Thera.-Stunde mitnehmen, weil es zum Einen selber nichts dafür kann und zudem vermutlich damit überfordert wäre, Ängste, Schuldgefühle, oder sonst was bekommen könnte. Einfach, weil es es nicht verstehen kann, weder emotional noch kognitiv, was ihr da in der Sitzung macht.

Das Kind integrieren, kann ja z.B. auch heißen, eben über jene Situationen zu sprechen, wo irgendwelche Gefühle hochkommen und wie Du dann anders reagieren kannst. Vermutlich ist das aber eine Sache, die eher von 2 Seiten anzugehen ist: einmal die Traumaverarbeitung und dann das aktuelle Leben mit dem Kind.

Die Idee mit der Mutter-Kind-Reha wäre etwas, was vielleicht mal mit der Thera zu besprechen wäre. ...oder eben als zusätzliche Unterstützung zu der Therapie jemand, der nur für Euch beide da wäre, im Alltag mal kommen würde, den Du anrufen kannst, etc. .

Hm, magst Du mal sagen, in wie weit Du durch sie getriggert wirst, also was das für Situationen sind?

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Thread-EröffnerIn
lia17
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Beiträge: 54

Beitrag Mo., 01.04.2013, 20:55

Also mein Kind in die Therastunde mitzunehmen schließe ich auch aus. Wir haben ihr schon erklärt, dass ich krank bin und zum Arzt gehe. Wir haben auch immer wieder gesagt, dass sie nicht schuld ist, wenn ich traurig bin, weine oder mich zurück ziehe.

Eine Triggersituation wäre z.B. die, dass sie ja nachts bei uns schläft, also in der Nacht zu uns kommt und dann extrem mit mir kuschelt und morgens Papa wegstößt und beschimpft. Früher konnte ich das Kuscheln genießen, jetzt bin ich nur noch permanent angespannt. Immer, in jeder Situation mit ihr. Sei es beim Essen, Spielen, Kuscheln. In meiner Kindheit gab es so was einfach gar nicht. Ich war meinen Eltern einfach nur lästig und egal. Ich wurde damals unter Gewaltanwendung gezwungen, Essen zu essen, was ich nicht wollte und bekanntlich weiß ja jeder, der Kinder hat, dass Kinder nicht immer alles essen, ich wurde sehr oft allein gelassen, mit mir wurde nicht gespielt und kuscheln bzw. nachts bei meinen Eltern im Bett schlafen gab es gar nicht.

Ich habe mir geschworen anders als meine Eltern zu sein, nie würde ich meinem Kind das antun, weil ich noch weiß, wie einsam und alleine und unerwünscht ich mich fühlte. Und jetzt? Jetzt bin ich gerade nicht besser als meine Eltern, nur mit dem Unterschied, dass ich mein Kind nicht schlage oder Gewalt androhe. Würde ich nie, könnte ich nicht!

Klar, mein Gefühl ihr gegenüber ist oft auch der Neid, weil sie es einfach besser hat als ich, aber ich bin auch stolz, dass ich das bis jetzt so gut packe und sie es einfach besser hat als ich.

Trotzdem ist das Zusammensein mit ihr nicht mehr mit Leichtigkeit, Freude, Spaß und Unbeschwertheit verbunden. Es ist einfach alles nur total anstrengend!

Ich habe zwar schon gelernt, mich aus so einer Situation, wenn ich getriggert werde, zurück zu holen, aber das kann es doch nicht nur sein. Sie ist erst 6! Hört das irgendwann mal auf?

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(e)
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Beitrag Mo., 01.04.2013, 21:47

@lia17

Ich finde es gut, dass Du Dir all diese Gedanken machst. Das ist sicher auch schon der Anfang des Weges aus dieser Trigger-Situation. Ich kenne solche Trigger auch, z. B. als mein Pflegesohn/Neffe den Stimmbruch bekam und auf einmal wie mein Vater klang. Das war schon extrem, ich erschreckte mich oft, aber mit der Zeit konnte ich mich daran gewöhnen.
Lieben Gruß
elana

inaktiv, siehe Link in meinem Profil

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Speranza
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Beitrag Mo., 01.04.2013, 22:03

Also ich denke auch, dass das Kind bestmöglich mit einbezogen werden sollte. Dazu musst du es nicht unbedingt in die Therapiestunde mitnehmen, aber wenn es irgendwie möglich ist, bleibe gut in Kontakt mit deinem Kind. Redet offen und ehrlich miteinander! Kinder spüren so viel und sie halten oft mehr aus, als Erwachsene ihnen zutrauen. Das schlimmste für ein Kind ist es jedoch, zu spüren, dass da was ist, aber darüber nicht sprechen zu könnne. Das macht das ganze noch viel bedrohlicher. Und es hat schlimme Auswirkungen auf das Kind...
Natürlich muss man das Kind auch schützen, aber alles fernhalten ist nicht gut. Du schreibst ja aber, dass du mit deinem Kind schon darüber geredet hast, Schuldgefühle angesprochen hast etc., das ist der richtige Weg!

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ENA
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Beiträge: 9840

Beitrag Di., 02.04.2013, 09:16

Hallo Lia,

gestern wurde ich beim Absenden auf einmal ausgeloggt. Deshalb schreibe ich Dir den Beitrag nun nochmal aus dem Kopf raus:
lia17 hat geschrieben:Wir haben ihr schon erklärt, dass ich krank bin und zum Arzt gehe. Wir haben auch immer wieder gesagt, dass sie nicht schuld ist, wenn ich traurig bin, weine oder mich zurück ziehe.

lia17 hat geschrieben:dass sie ja nachts bei uns schläft, also in der Nacht zu uns kommt und dann extrem mit mir kuschelt und morgens Papa wegstößt und beschimpft. Früher konnte ich das Kuscheln genießen, jetzt bin ich nur noch permanent angespannt. Immer, in jeder Situation mit ihr. Sei es beim Essen, Spielen, Kuscheln. In meiner Kindheit gab es so was einfach gar nicht.Ich war meinen Eltern einfach nur lästig und egal. Ich wurde damals unter Gewaltanwendung gezwungen, Essen zu essen, was ich nicht wollte und bekanntlich weiß ja jeder, der Kinder hat, dass Kinder nicht immer alles essen, ich wurde sehr oft allein gelassen, mit mir wurde nicht gespielt und kuscheln bzw. nachts bei meinen Eltern im Bett schlafen gab es gar nicht.
Vielleicht wäre ja auch erstmal die Idee, dass sie eben nicht mehr zu Euch bzw. Dir ins Bett kommt. Das ihr vielleicht da in langsamen Tempo eine Regel anfangt: abends kuscheln, ja, nachts schlafen. Was Anderes wäre, wenn sie aus Angst zu Euch nachts rüber kommt, aber das müsste man dann neu gucken und dann z.B. eher zu ihr rübergehen, mit ihr reden, etwas vorlesen, etc. .
Essen, Spielen und Kuscheln an sich kann man natürlich nicht abstellen bzw. verbieten. Da wäre eben, wie ich oben schon schrieb, eher die Anregung, mit Deinem Mann und Deiner Therapeutin zu gucken, wie es für Dich leichter werden kann, ohne, dass es sie zu sehr belastest und wie sie zu dem kommen kann, was sie braucht, ohne dass es Dich zu sehr belastet.

Ja, und sich eben immer wieder klar machen, dass sie eine andere Person ist, die mit der Geschichte nichts zu tun hat.
Wenn Du die Distanz hinbekommst, ist es vielleicht möglich, auf der einen Seite Deine eigene Geschichte zu bearbeiten und das, was Du nicht bekommen hast, zu betrauern und auf der anderen Seite, wenn Du wieder zu Hause und mit der Kleinen zusammen bist, ihr das geben kannst, was sie braucht und...Du bist ja auch nicht alleine. Sie hat Deinen Mann, Kindergarten/Schule, vielleicht auch Freundinnen, Cousinen, Tanten, Onkel,....weiß ich nicht.
Du bist nicht Deine Tochter und sie nicht Du. Es ist gut das trennen zu können (dass Dir das vom Kopf her klar ist, davon gehe ich auch) und ihr zu geben, was sie braucht und Dir zu geben, was Du brauchst. Das kann auch einen Moment Abstand sein, aber das gilt es auszuloten und zu besprechen.
lia17 hat geschrieben:aber ich bin auch stolz, dass ich das bis jetzt so gut packe und sie es einfach besser hat als ich.

lia17 hat geschrieben:Hört das irgendwann mal auf?
Ja, das denke ich schon!

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peppermint patty
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Beitrag Di., 02.04.2013, 10:04

Ich könnte mir vorstellen, dass es auch Hilfe in einer Erziehungsberatungsstelle geben könnte. Die haben vielleicht Erfahrungen mit dem Thema und Tipps für euch.

LG

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lia17
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Beitrag Di., 02.04.2013, 12:13

Vielen Dank Euch allen, allein das ihr mir Verständnis entgegenbringt hilft ungemein. Ich liebe meine Tochter sehr und um nichts in der Welt würde ich sie hergeben. Ich wünsche mir so sehr, dass diese miesen Gefühle unser Verhältnis nicht kaputt machen. Das will ich meinen Eltern nicht auch noch gönnen.

Ich werde das noch mal in meiner Therapie thematisieren und auf jeden Fall weiter an mir arbeiten!

Es ist so verrückt, jahrelang verdrängt man unbewusst Tatsachen und Gefühle und plötzlich ist man wieder mittendrin. Ich fühle mich wie ein Kleinkind mit seiner Angst völlig alleingelassen nur das ich heute ja eigentlich erwachsen bin und für mich selbst sorgen sollte.

Doch es hilft sehr, wenn man erfährt, dass andere das auch durch machen und es auch schaffen können.

Dickes Danke an Euch!

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Mungo
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Beitrag Di., 02.04.2013, 13:33

Liebe lia17,

das was du beschreibst kenne ich selber zu genüge. Ich gehe meiner Tochter so weit es geht auch aus dem Weg, bevor die Traumafolgestörungen so massiv wurden hatten wir ein super tolles Verhältnis und haben auch sehr viel gekuschelt etc.. Aber die Zeiten sind vorbei, sobald ich sie auch nur höre das sie auf dem Weg zu mir ist, stehe ich auf um ihr ja keine Gelegenheit zu geben mit mir zu kuscheln. Wie du lesen kannst, ich kann so gut nachvollziehen wie es in dir ausschaut.

Was das bei Euch schlafen betrifft, lege deiner Maus eine eigene Matratze neben dein Bett, so ist sie bei Euch aber du wirst nicht die ganze Nacht über durch den Körperkontakt getriggert. Das sollte dir dann etwas Druck für den anstrengenden Tag geben, da du zumindest Nachts ein wenig zur Ruhe kommen kannst.

Ich kann mir gut vorstellen das du grade ein mega schlechtes Gewissen deiner Maus gegenüber hast, schließlich ist es das eigene Fleisch und Blut. Das du mit deinem Kind anders umgehen willst, als mit dir umgegangen bist finde ich super. Und du tust was extrem wichtiges für dich und deine Maus.....du bist in Therapie und arbeitest an dir!!!!!!

lg
Mungo
Lange bevor ich erwachsen wurde, lehrte mich mein Teddy, was Liebe wirklich bedeutet...

Nämlich da zu sein, wenn man gebraucht wird.

(Jim Nelson)

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