Ex-Partner von missbrauchter Frau - wie verhalten

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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danbo
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Ex-Partner von missbrauchter Frau - wie verhalten

Beitrag Fr., 28.12.2012, 15:00

Hallo!

Bis vor kurzem hatte ich eine Freundin die sexuell missbraucht wurde. Wir waren 14 Monate zusammen. Davon waren die ersten 8 Monate wie es sein sollte. Doch dann kam es zum Bruch. Irgend etwas veränderte sich und nach einigen Gespräche sagte sie mir, dass sie sexuell missbraucht wurde.

Die nächsten 6 Monate waren nicht einfach für mich. Ich habe mich viel mit dem Thema Missbrauch auseinander gesetzt und gemerkt das ich ein paar Sachen anders machen hätte sollen. Aber damals wusste ich noch nicht was geschehen war.

Jedenfalls haben wir uns vor gut einem Monate getrennt. Wir sind im guten auseinander gegangen weil es irgendwie nicht mehr ging. Mir kam es so vor das sie mit der Beziehung überfordert war und mir ging allmählich die Kraft aus.


Jetzt ist es so, da wir nicht im Streit auseinander gegangen sind und auch nichts vorgefallen ist, wollten wir weiter in Kontakt bleiben. In den letzten zwei Wochen hatten wir uns zweimal getroffen und das ging von mir aus.
Normal sagt man ja, man soll sich bei seiner Ex nicht melden. Irgendwann kommt schon das Interesse... blablalbla.

In unserer Situation bin ich aber überfordert. Ich bin mir nicht sicher wie ich mich verhalten soll. Soll ich ihr Zeit geben und mich nicht melden. Soll ich mich doch melden.
Ich möchte sie zurück, dass habe ich ihr auch gesagt. Nur müssen wir an unserer Beziehung arbeiten. Denn ohne Therapie wird sich ein Missbrauch nicht in Luft auflösen.

Ich bin mir jetzt nicht sicher ob meine Situation richtig dargestellt habe. Aber das wird sich ja zeigen


lg danbo

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Launebär
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Beitrag Fr., 28.12.2012, 16:52

Hallo Danbo!

Erst mal bin ich beeindruckt, wie viel aufrichtige Mühe du dir gibst um sie zu verstehen!

Ich finde es schwer, eine Vorgehensweise vorzuschlagen. Aber ich fände es wichtig, dass sie deine Gedanken kennt. Hast du ihr deine Unsicherheit denn schon so konkret mitgeteilt? Ansonsten wäre vielleicht eine Idee, ihr deine Zweifel in einem Brief mitzuteilen.
Vielleicht lässt du dabei erstmal aussen vor, dass du wieder eine Beziehung mit ihr möchtest. Du kannst ihr ja zeigen/ sagen, dass du auch weiterhin für sie da bist, du sie aber nicht einengen möchtest. Und dass dir an ihr als Menschen weiterhin sehr viel liegt.

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danbo
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Beitrag Fr., 28.12.2012, 17:48

Danke!
Sie kennt im Grunde all meine Gefühle. Ich habe ziemlich schnell gemerkt das es anders nicht funktioniere kann wenn ich nicht offen zu ihr bin. Wir haben oft genug geredet, ich habe ihr geschrieben. Wobei immer ich der Initiator war. Aber wie gesagt, ich kann ihr verhalten nachvollziehen.

Vielleicht ist es genau das was mir jetzt so zu schaffen macht. Meiner Meinung nach habe ich alles getan was in meiner Macht stand und jetzt liegt es in ihrer Hand. Im Moment habe ich einfach Angst das sie sich nicht mehr bei mir meldet und es das war.

Ich möchte ihr nicht schreiben, weil ich sie nicht bedrängen möchte oder ihr das Gefühle geben, dass ich ihr hinterherlaufe. Mich würde gerne interessieren was sie denkt.

Sie sollte ihr leben wieder ordnen und den Entschluss fassen, dass sie mit der Aufarbeitung beginnen muss.

Manchmal tut es gut wenn ich mir das von der Seele schreiben kann...


Eremit
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Beitrag Fr., 28.12.2012, 20:49

danbo hat geschrieben:Denn ohne Therapie wird sich ein Missbrauch nicht in Luft auflösen.
Ein Missbrauch löst sich auch mit Therapie nicht in Luft auf! Das bleibt das ganze Leben lang, all die Gedanken, Gefühle und Assoziationen bleiben. Patienten lernen nur, damit umzugehen, sodaß sich diese Gedanken und Gefühle weniger negativ und destruktiv auf ihr tägliches Leben auswirkt. Sowas kann nicht "repariert" werden.

Abgesehen davon: Die Beziehung ist zu Ende. Das Ende wurde, wie ich herauslese, von ihr initiiert. Dafür hatte sie sicher einen guten Grund.

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danbo
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Beitrag Fr., 28.12.2012, 21:22

Das mit "in Luft auflösen" war nicht korrekt ausgedrückt. Das ist mir sehr wohl bewusst.

Ja die Beziehung ist zu Ende, dass stimmt.


Eremit
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Beitrag Fr., 28.12.2012, 21:26

danbo hat geschrieben:Ja die Beziehung ist zu Ende, dass stimmt.
Sie hat Deine Nummer. Du kannst ihr anbieten, ihr zu helfen, wenn sie Hilfe braucht. Dann muß sie sich allerdings bei Dir melden. Wenn Du ihr hilfst, dann tue dies nicht, weil Du Dir erhoffst, mit ihr noch einmal zusammen zu kommen, sondern einfach "nur", um ihr zu helfen, weil Dir an ihr etwas liegt.

Was sie wahrscheinlich mehr braucht als einen (sexuell bedürftigen) Partner ist ein/e richtige/r (platonische/r) Freund/in. Sexualität macht prinzipiell alles komplizierter, aber richtig schwer wird es bei solchen Traumata...

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danbo
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Beitrag Fr., 28.12.2012, 23:01

Es stimmt alles was du hier schreibst und im Grunde weiß ich das auch. Nur heute hatte ich so nen Tiefpunkt. Sei weiß das ich immer für sie da bin. In den letzten Monaten habe ich gelernt das Sex für eine Beziehung wichtig ist, aber nicht das wichtigste. Die Zuneigung und Liebe wurde für mich auf eine ganz andere Ebene gehoben.

Mittlerweile komme ich mir fast blöde vor das ich überhaupt hier geschrieben habe... Mich ist es heute nur überkommen wenn ich an ihren Schmerz denke und dazu kommt dann noch etwas Wut wie man ihr so etwas antun konnte. Als (Ex-)Partner beeinflusst das auch das eigene Leben.

Wie du gesagt hast, sie weiß wo und wie sie mich erreichen kann


Eremit
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Beitrag Fr., 28.12.2012, 23:14

danbo hat geschrieben:In den letzten Monaten habe ich gelernt das Sex für eine Beziehung wichtig ist, aber nicht das wichtigste.
Dennoch essentiell!
danbo hat geschrieben:Die Zuneigung und Liebe wurde für mich auf eine ganz andere Ebene gehoben.
Auf eine nicht-sexuelle Ebene, ja.
danbo hat geschrieben:Mittlerweile komme ich mir fast blöde vor das ich überhaupt hier geschrieben habe...
Warum? Auch für Dich ist es ein großes Problem!

Ich kenne die Problematik auch, für mich selbst habe ich deswegen beschlossen, keine (sexuelle) Beziehung mehr mit einer Frau einzugehen, die diesbezüglich traumatisiert ist. Es bereitet nur Probleme.

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peppermint patty
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Beitrag Sa., 29.12.2012, 12:10

Moin,

Ich war fünf Jahre lang mit einer Frau zusammen, die sexuellen MB erlebt hat. Aus meiner Erfahrung heraus, würde ich dies nie, nie wieder tun.
Ich möchte, damit nicht sagen, dass es prinzipiell nicht möglich ist, aber in meinem Fall war es so, dass meine Ex ihr Problem nicht therapeutisch aufarbeiten wollte. Zwar war sie zwei Jahre in Therapie, aber da war Sexualität so gut wie kein Thema.
Im Endeffekt war es so, dass ich als Bezugsperson so viel Wut abbekommen habe, wie ich in meinen ganzen vorherigen Beziehungen zusammen genommen nicht habe. Das war das Schlimmste für mich. Und wenn ich das angesprochen habe, dann war dies natürlich ein erneuter Auslöser dafür wütend auf mich zu sein, und ewig war ich die "Böse", alle anderen natürlich "gut". Abgesehen, davon gab auch keine körperliche Zuwendung, von Sexualität ganz zu schweigen. Anfänglich ging ja noch was, aber später war nichts mehr möglich. Irgendwie hatte das alles eine Bestrafungstendenz.

So bin ich in dieser Beziehung immer mehr in eine Therapeutenrolle gerutscht. Heute weiss ich dass das paradox ist. Freundin und Thera - das geht nicht, es widerspricht sich. Und ich will ganz klar Partnerin sein.

Was ich damit sagen will, schau Dir die Situation genau an. Will sie an sich arbeiten? Bist Du bereit mitzuarbeiten? Kannst Du Dich dennoch genug abgrenzen und auf Dich aufpassen?

Was ist überhaupt der Grund für Eure Trennung gewesen? Das habe ich nicht genau verstanden.

LG,
pp

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danbo
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Beitrag Sa., 29.12.2012, 13:00

Wie gesagt, wir waren 14 Monate zusammen, die ersten 8 Monate war alles ok, dann kam die Wende.
Ich merkte das sie mir gegenüber kälter wurde und sie keinen Sex mehr wollte. Ihrer Meinung nach war alles in Ordnung. Nach einigen Gesprächen sagte sie mir sie wurde in der Kindheit missbraucht.

Sie war damals dann bei einem Therapeuten, der hat aber alles falsch gemacht. Seit dem will sie keine Therapie mehr.

Ab da habe ich mich mit der Thematik auseinandergesetzt. Habe aber relativ schnell gemerkt das es ohne Therapie nicht funktionieren wird. Also bin ich dann nach 4 Monaten zu einem Therapeuten gegangen, damit ich lerne mit der Situation umzugehen.
Ich wollte ihr damit auch zeigen, dass nicht alle schlecht sind etc. Innerlich hatte ich mir aber ein Datum gesetzt, wenn sie bis dahin nicht bereit ist das Problem aktiv aufzuarbeiten, dann müsste ich gehen.

Wir hatten in den 14 Monaten nie Streit. Aber zum Schluss war die Belastung für mich schon so groß, dass ich unterbewusst eine Situation herbeiführte die in einer Diskussion endete.
Wir haben dann lange miteinander gesprochen und beide gesagt das es so nicht weiter gehen kann.

Zwischen uns stand dieser Missbrauch.

Jetzt ist es so, mein Verstand sagt mir "Mensch zum Schluss war alles nur mehr Arbeit und es wäre auch noch ein steiniger Weg geworden" und mein Herz sagt mir "Scheiße, du liebst diesen Menschen und Hürden die man als Paar meistert schweißen zusammen".

Jetzt stehe ich da, weiß das definitiv nicht alles schön war, ließ "lieber keine Beziehung mit einer die missbraucht wurde" und vermisse sie trotzdem...

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peppermint patty
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Beitrag Sa., 29.12.2012, 15:10

Ich habe meine Freundin auch sehr geliebt, bin aber zu der Erkenntnis gekommen, Liebe und Verständnis alleine reichen nicht aus. Wenn sie nicht mitzieht und das Problem nicht angehen, nicht mal wahrhaben möchte, dann funktioniert es eben nicht.
Und mir fiel die Trennung auch schwer, da immer noch Liebe da war und weil mir ihr Erlebnis sehr, sehr leid tut. Aber mich macht es kaputt.
Ich denke Du machst es richtig, Dich abzugrenzen und zu sehen, dass der MB ein wirklich einschneidendes Problem für eine Beziehung darstellen kann. Es ist definitiv keine Hürde, die man gemeinsam meistern kann, wenn sich die Betroffene keine professionelle Hilfe holen will.


Eremit
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Beitrag Sa., 29.12.2012, 17:51

peppermint patty hat geschrieben:Freundin und Thera - das geht nicht, es widerspricht sich. Und ich will ganz klar Partnerin sein.
Ich unterstreiche das mal ganz subtil.

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sadmaso67
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Beitrag Sa., 29.12.2012, 20:31

danbo hat geschrieben:...Sei weiß das ich immer für sie da bin. ...

Mittlerweile komme ich mir fast blöde vor das ich überhaupt hier geschrieben habe... Mich ist es heute nur überkommen wenn ich an ihren Schmerz denke und dazu kommt dann noch etwas Wut wie man ihr so etwas antun konnte. Als (Ex-)Partner beeinflusst das auch das eigene Leben.
...
Aus meiner Sicht:
Laß es dabei ...
Alles andere wäre -aus heutiger Sicht- einfach zuviel.
Du kannst und wirst auch nicht bestimmen/pushen können, ob, wann sie eine Thera angeht, oder nicht,
und/oder wie dein/euer Leben weiterlaufen würde.

Du kannst nur loslassen, und das machst du für dich, und es wird der Tag kommen, wo du merkst, es war gut (oder auch nicht).

Ich kann dich nur zu gut verstehen; habe ich selbst -einst- hier im Forum nachgefragt, weil ich ahnte, das da was ist.
Ähnlich wie bei dir; so wie du das schilderst, oder Peppermint...
auch ich habe -trotz all meiner Liebe- keine gute Er4fahrung gemacht; ganz im Gegenteil, das hat bei mir dann ganz böse geendet; mit etwas, womit ich am wenigsten gerechnet hätte,...
und das ist etwas, wohin dich dieser Struddel mitreinziehen könnte.
Auch ich fand immer wieder Argumente -auch heute noch- warum&weshalb...
Aber eines ließ ich immer außer acht: Sie weiß ja, daß ich (für sie) da bin...

Ja, sie weiß es, und würde sie es nützen wollen, dann hätte sie es getan
(abgesehen davon; sie hat es getan; allerdings anders, als ich es mir gewunschen hätte)

So schwer es fällt; aber laß los.
Nicht von heute auf morgen; das braucht seine Zeit; Wochen, Monate, vlt. auch Jahre
Aber laß sie gehen; aus deinem Herzen.
Alle Liebe der Welt wird und würde nicht reichen; und die Wahrscheinlichkeit, das du daran kaputt gehst, die ist gegeben;
und die Relation zu Gewinn/Anstrengung... da ist der Preis zu hoch.

14 Monate; grad auch in deinem Alter, sind wahrlich keine Zeit; wenngleich ich dir nichts absprechen will.
Aber, wenn du dann mal in 20 -30 Jahren zurückblickst, dann wirst du vermutlich verstehen, was ich damit sagen wollte
Ein Freund ist jemand, der Dein Lächeln sieht, und dennoch erkennt, dass Deine Seele weint...

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danbo
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Beitrag So., 30.12.2012, 23:14

Aber eines ließ ich immer außer acht: Sie weiß ja, daß ich (für sie) da bin...
danke! als ich den text gelesen habe, hatte ich tränen in den augen. ich habs mir oft genug gesagt, lass sie gehen. doch anscheinend konnte ich das nicht. erst als ich deinen text gelesen habe, hat es ein wenig klick gemacht. es ist halt etwas anderes, wenn man solche erfahrungsberichte/tips von betroffenen bekommt als das immer mit sich selbst ausmachen zu müssen.

alleine schon mit anderen drüber schreiben, die wissen wie es mir geht. weil erzählen konnte ich es niemanden.

es ist einfach so, wenn nicht beide an einem strang ziehen, dann kann man es nicht schaffen. ich habe sie unterstützt, sie weiß wo sie mich findet und mehr als sie gehen lassen kann ich nicht tun.

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sadmaso67
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Beitrag So., 30.12.2012, 23:28

Doch, aber jetzt noch nicht...
Die Hoffnung aufgeben.

Denn das ist das Schwerste;
weil -gerade auch, wenn man intensiv liebt.... man glaubt immer: Ein wenig geht immer noch.


Nur sowas kann mitunter sehr, sehr teuer bezahlt werden.
Ein Freund ist jemand, der Dein Lächeln sieht, und dennoch erkennt, dass Deine Seele weint...

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