Wie Berührungen genießen lernen?

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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Einsiedlerin
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Wie Berührungen genießen lernen?

Beitrag Sa., 14.01.2012, 15:05

Hallo,
hat jemand von Euch Tipps, wie man nach Mißbrauch in Kindheit lernen kann, Berührung als angenehm zu empfinden?
Geht hier um absichtliche Berührungen. Und sei es nur der Hand. (auch mit sehr liebevollem Partner nicht geschafft)
Danke
Einsiedlerin

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schmetterling.1983
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Beitrag So., 15.01.2012, 15:50

Hallo Einsiedlerin,
ich habe keine pauschalen Tipps, frage mich aber ob du evtl. die Möglichkeit hättest das therapeutisch zu bearbeiten. Ich kann mir vorstellen, dass innerhalb der Therapie für dich passende Wege gefunden werden können.
Könntest du dir das vorstellen?
LG
Schön ist eigentlich alles, wenn man es mit Liebe betrachtet.
Christian Morgenstern

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Beitrag So., 15.01.2012, 16:09

Danke Schmetterling für Deine Antwort.
Habe eine Psychotherapie und einige andere Therapien (Reiki, Psychodramen, Familenstellen, Rückführung etc.) bereits gemacht.
Würde ja gerne wissen, was es da sonst noch gibt und ob jemand gute Erfahrungen mit bestimmter Therapieart gemacht hat.
Gibts zB. irgendeine körperorientierte Therapie, die hier in Frage käme?

Gruß
Einsiedlerin

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Georg28
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Beitrag Fr., 20.01.2012, 23:13

Hm, nachdem du schon eine Menge ausprobiert hast: Die erste Idee die mir eben in den Sinn kam: Was mit Pferden. Ich habe da irgendwann mal von einer Therapieform in der Richtung gehört, evtl. wär es ja aber auch einen Versuch wert einfach freiwillig in einem Pferdestall auszuhelfen? Wie gesagt, nur eine "verrückte" Idee, basierend auf der laienhaften Annahme dass wenn menschliche Berührungen ein Problem sind vielleicht Kontakt mit Pferden ginge. Oder Hunden.
"..wenn man immer nur tut, was man schon kann, wird man immer bleiben, was man schon ist!"
(geklaut von Geistlein)

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shouqici
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Beitrag Sa., 21.01.2012, 11:25

Das scheint mir eine interessante Idee - meine Frau (die allerdings keine Berührungsängste [mehr] hat), hat es mit Katzen; und die (wir haben vier davon) sind sehr 'berührungsintensiv'...

() shouqici
Um sanft, tolerant, weise und vernünftig zu sein,
bedarf es einer nicht geringen Portion von Härte.


[Peter Ustinov]

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Blutmond
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Beitrag Sa., 21.01.2012, 12:26

Finde das Thema interessant, vor allem da ich selbst ziemliche Berührunsängste habe. Werde es beobachten.

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Nena-Marie
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Beitrag Sa., 21.01.2012, 12:36

Mir haben Pferde geholfen um zu überleben. Sie gaben mir Vertrauen in mein Tun - es kam immer etwas von ihnen zurück. Auch bei mir war das `an der Hand halten`nur für ein paar Sekunden möglich. Erst als dann ein Mann in mich vertraute, ein Mann der auch in sich selber vertraute, konnten wir dies gemeinsam auflösen. Doch die Pferde waren eine wichtige `Vorarbeit` auch um zu erkennen und spüren - es kann auch Gutes zurück kommen. Es entsteht etwas gemeinsames, was zuvor immer gefehlt hatte. Das sich einlassen können (auf sich und auf Tiere/Menschen) ist ein wichtiger Schlüssel (für mich der Schlüssel). Und warum nicht erst mit Tieren `üben`. Vor allem bei Pferden und Hunden braucht es ein starkes Handeln, und dies ist sehr wichtig um in eine gegenseitige Beziehung eingehen zu können.

Alles Gute dir
Nena

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Blaubaum
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Beitrag Sa., 21.01.2012, 12:45

Einsiedlerin hat geschrieben:Gibts zB. irgendeine körperorientierte Therapie, die hier in Frage käme?
ja, die gibt's: posturale integration. muss man aber selbst bezahlen. dafür reichen meist 10 bis 20 sitzungen. indiziert für alle, die trotz traumatisierung nicht zu psychotischer dekompensation neigen oder medikamentös gut eingestellt sind oder sich in einem postpsychotischen residuum befinden.
der weg ist nicht kuschelleicht (obwohl bei bedarf und nach möglichkeit auch viel gekuschelt wird), sondern kann ziemlich belastend sein, aber die ergebnisse sind (wissenschaftlich anerkannt) beeindruckend.
in verschiedenen europäischen ländern allgemein anerkannt, in D leider weniger und auch wenig bekannt (der pharmalobby sei dank).
spezialisten wissen zuerst viel über wenig und am ende alles über nichts

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Phönixia
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Beitrag Sa., 21.01.2012, 13:13

@Baumbaum.
in verschiedenen europäischen ländern allgemein anerkannt, in D leider weniger und auch wenig bekannt (der pharmalobby sei dank).
Ja, das ist hier in Deutschland ein Phänomen, wie wenig aufgeschlossen man hier ist gegenüber Therapiemethoden ausser den 3 heiligen Standardmethoden. Ich bin sicher, da geht sehr viel Wirkungsvolles und Wertvolles für die Patienten verlustigt!

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Passat
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Beitrag Sa., 21.01.2012, 13:26

Blaubaum hat geschrieben: (der pharmalobby sei dank).
Ist es nicht wunderbar in einem Staat mit sozialer Marktwirtschaft zu leben?!?
Hier geht es doch um das Wohl der Menschen, oder?!?
"Alles entsteht durch den Konflikt" (Heraklit)

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Blaubaum
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Beitrag Sa., 21.01.2012, 13:45

ja, vieles wertvolles wird ignoriert, und oft sind es aus alter zeit stammende tabus (z.b. berührungstabu der psychoanalyse) oder die sicht auf den menschen als funktionsmodell (siehe verhaltenstherapie), die dafür sorgen, dass der mensch nicht als lebendig fliessendes individuum MIT körperlichen bedürfnissen wahrgenommen wird.

und viele menschen sind bereit, viel geld für teure autos oder die edelausstattung ihres hauses auszugeben, aber im hinblick auf gute nahrung (im materiellen wie auch im seelischen sinne) gibt man sich knauserig. geiz ist halt geil, und menschliches muss "sich rechnen"....
spezialisten wissen zuerst viel über wenig und am ende alles über nichts

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Einsiedlerin
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Beitrag Sa., 21.01.2012, 17:28

Danke für Eure Antworten ! Dachte schon, das Thema sei zu abgefahren.

Mit Tieren ist es für mich sowieso anders. Habe auch eine sehr anhängliche Katze, die sofort bei mir sitzt, wenn ich endlich mal sitze Und auch sonst hab ich meistens sehr rasch eine Katze auf mir, wenn ich wo auf Besuch bin ...
Gelegentlich spiele ich auch mit einem Hund. Zu Pferden hab ich noch zu wenig Bezug. Diese anmutigen schönen Wesen ticken so anders als Katzen ... die muß ich erst mal begreifen. Dazu bräuchte ich glaub ich noch viel Zeit.
Also - ich denke mit Tieren hab ich nicht dieses Problem. Auch nicht mit Kindern, die sich einfach "herzuschmeißen" und umarmen und gar küssen ....
Es geht mehr um die - wie geschrieben - absichtlichen bewussten fühlenden Berührungen, vor allem von Männern. - Solange es unbewusst einfach geschieht, gehts sogar oft auch für kurze Zeit - aber wehe, Bewusstheit kommt ins Spiel.
Vielleicht ist da immer noch der Abscheu vor den "ansteigenden Gefühlen" im Anderen. Oder ihn so intensiv fühlen zu müssen.
Bzw. sein Verlangen nach mir zu fühlen. Mich auf seine Schwingung einlassen können.

@Blaubaum - über diese posturale Integration werd ich noch mehr lesen. So was in der Art hätt ich mir schon vorgestellt vielleicht. - Allerdings ohne Kuscheln!!! Man muß es ja nicht gleich übertreiben ...
Werd mal rumsurfen, ob es so was in meiner Nähe gibt.

Danke Euch
Einsiedlerin

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Nena-Marie
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Beitrag Sa., 21.01.2012, 18:02

Einsiedlerin hat geschrieben:Zu Pferden hab ich noch zu wenig Bezug. Diese anmutigen schönen Wesen ticken so anders als Katzen ... die muß ich erst mal begreifen.
Hallo! Das Wertvolle daran ist, dass nicht nur der Mensch das Pferd zu begreifen lernt, sondern, der Mensch lernt auch sich selbst zu begreifen - da ein Pferd im Verhalten sofort spiegelt, und reagiert. Da entsteht ein sich einlassen im geben und nehmen. Ich möchte dir jedoch auf keinen Fall etwas ein oder aufreden, sondern nur schildern wie ich es erlebt habe.
Es geht mehr um die - wie geschrieben - absichtlichen bewussten fühlenden Berührungen, vor allem von Männern. - Solange es unbewusst einfach geschieht, gehts sogar oft auch für kurze Zeit - aber wehe, Bewusstheit kommt ins Spiel.
Deswegen könnte es helfen, da mit Tieren die einen starken Bezug im geben und nehmen zum Menschen haben - etwas gemeinsames entsteht (auch in der Gefühlsebene) was einem wiederum nicht in Verbindung mit dem eigenen Erlebten bringen muss. Sondern eher - das genährt wird - was so lange fehlte. Wärme, Aufmerksamkeit, Reaktionen, und dies nicht in Verbindung mit Missbrauchserlebnissen. Es kann ein gutes Training sein, muss aber nicht.
Vielleicht ist da immer noch der Abscheu vor den "ansteigenden Gefühlen" im Anderen. Oder ihn so intensiv fühlen zu müssen.
Bzw. sein Verlangen nach mir zu fühlen. Mich auf seine Schwingung einlassen können.
Wenn Gefühle auf eine tiefe Verletzung treffen, bleibt einem oft nichts anderes übrig - als sich wegzuschalten, oder sich wegzunehmen. Wenn die Verwundung noch so groß ist, Vertrauen alleine noch viel zu wenig ist, dann hilft nur eine Auseinandersetzung mit den Erlebnissen in einem geschützten Raum. Ohne Pferde hätte ich es nicht mal zu einem Psychotherapeuten geschafft.

Meine Meinung ist, es ist eine Frage des Vertrauens. Welcher Weg führt mich dahin, dass ich wieder so weit vertrauen kann (auch sich selbst), dass auch diese Gefühle und Verbindungen zu den alten Gefühlen - sein dürfen, um sie wenn es an der Zeit ist zu bewältigen. Jeder muss da seinen ganz eigenen Weg finden, und ich wünsche dir von Herzen, dass du deinen finden wirst. Ich hätte vor vielen Jahren nie zu glauben gewagt, dass Berührung so schön sein kann. Da war zuvor nur Angst, Scham und noch mehr Angst.

Lg Nena

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Einsiedlerin
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Beitrag Sa., 21.01.2012, 19:13

Hallo Nena-Marie,
macht mich irgendwie nachdenklich, was Du über Pferdekommunikation schreibst.
Mein erster Kontakt mit einem Pferd war vor ca 3 Jahren, eine Kollegin lud mich ein. Um Kontakt aufzubauen und Angst abzulegen meinte sie, ich könne es mal bürsten und so und dann auch die Hufen reinigen. Machte ich alles und fand es sehr schön, dass es alles einfach mitmachte und vermutlich auch genoss. Dann gings los - ich setzte mich hinauf und meine Kollegin führte das Pferd über eine Stunde lang durch die Gegend. Es war sehr schön!
Beim nächsten Besuch hatte sie beschlossen, mir das Reiten richtig beizubringen. In der Koppel gab sie also die Befehle und das Pferd machte die verschiedenen Schritte, Trab und noch was und am Ende sollte ich im Galopp mit ihm reiten. Doch dachte ich, ich tu so blöd, dass mein Gewicht dem Pferd bestimmt weh tun muß und auch das Pferd tat so blöd, dass ich alle Mühe hatte, im Sattel zu bleiben. (kommt dazu, dass ich wegen Entzündungen im Rückgrat zu der Zeit eine sehr instabile Wirbelsäule hatte und dachte, wenn ich runterfalle, wär bestimmt alles hin) Naja. Jedenfalls spürte das Pferd meine Angst dabei und tat alles andere als galoppieren - es versuchte einfach, mich loszuwerden. Und meine Kollegin schimpfte mit dem Pferd und sagte, ich müsse oben bleiben, weil so ein Verhalten darf man nicht dulden. Ich müsse so lange weitermachen, bis es brav galoppiert mit mir.
Naja. Das war mein letzter Kontakt mit dem Pferd. Schade eigentlich. Aber ich glaub, es ging mir alles einfach viel zu schnell.
Zudem finde ich es nicht oke, dem Pferd die ganze Zeit was anzuschaffen und es nicht mal fressen zu lassen, wenn es unterwegs was Gutes findet. - Wenn nochmal Pferd, dann am besten ganz alleine in wilder Natur mit ihm, dachte ich. Wo es so sein darf wie es ist und ich frei und unbeobachtet bin.

Vielleicht werd ich wieder öfters Strecken gehn, wo ich an Pferden vorbeikomme. Sie kommen ja eh immer gleich her, wenn ich mit ihnen spreche. Kann ich ja länger dort bleiben.
Oder vielleicht versteh ich auch aus genau DEM Grund ihre Sprache kaum, weil ich mich zu wenig einlasse ??

Jedenfalls - Danke für Deine Anregung und Deine lieben Worte!

Einsiedlerin

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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 21.01.2012, 19:59

Einsiedlerin hat geschrieben: Naja. Jedenfalls spürte das Pferd meine Angst dabei und tat alles andere als galoppieren - es versuchte einfach, mich loszuwerden. Und meine Kollegin schimpfte mit dem Pferd und sagte, ich müsse oben bleiben, weil so ein Verhalten darf man nicht dulden. Ich müsse so lange weitermachen, bis es brav galoppiert mit mir.
Naja. Das war mein letzter Kontakt mit dem Pferd. Schade eigentlich. Aber ich glaub, es ging mir alles einfach viel zu schnell.
War das ganze an der Longe, also eine Person lässt das Pferd an einer langen Leine um sich im Kreis laufen und bestimmt mit Kommandos Gangart und Tempo?


Tut mir leid, aber deine Freundin ist nicht die geeignete Person um einem Totalanfänger mit Angstproblem das Reiten beizubringen. Da hat sie einfach nur Mist abgeliefert, sowohl dir als auch dem Pferd gegenüber.

Weil einen Reiter in der ersten Stunde galoppieren lassen ist absolut unnötig. Es ist relativ normal daß jemand der keine Ahnung wie man das Gleichgewicht hält einem Pferd ins Kreuz fällt. Zweitens lässt man einen Anfänger NUR an der Longe traben und galoppieren am Anfang. Und hier ist es am Anfang ausschliesslich die Person in der Mitte die Gangart und Tempo bestimmt, damit sich der Neu-Reiter am Anfang aussschliesslich um Gleichgewicht und Sitz kümmern kann. Und um ein Pferd angaloppieren zu lassen muss man erst mal lernen die korrekten Hilfen geben zu können. Wenn du das nicht kannst hat das Pferd garkeine Ahnung was du von ihm willst. Es KANN also garnicht angaloppieren, da es nicht weiss was es machen soll. Dann hoppelt der Reiter wie ein Sack da oben rum und das ist für ein Pferd klarerweise unbequem. Und das ist ausschliesslich die Schuld dessen der hier meint Reitunterricht geben zu müssen.

Daß sie dann auch noch das Pferd "schimpft" (was absoluter Schwachsinn ist) ist einfach nur ein Armmutszeugnis für die Frau, weil das Pferd hat da garnichts verkehrt gemacht.

Und dich dann mit so einem Dilletantenunterricht drauf rumzuquälen ist genauso ein Armmutszeugnis.

Einsiedlerin hat geschrieben:Zudem finde ich es nicht oke, dem Pferd die ganze Zeit was anzuschaffen und es nicht mal fressen zu lassen, wenn es unterwegs was Gutes findet.

Das sollte kein Problem sein. Das Pferd hat schliesslich immer noch 23 Stunden am Tag zu fressen. Du kannst während er Arbeit auch nicht ständig Schokoriegel reinschieben. Schadet dir das?

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