Bin ich aggressiv?

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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tgo12
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Bin ich aggressiv?

Beitrag Mo., 19.12.2011, 14:38

Hallo an alle,

mit ist gestern mal was gewaltig schiefgegangen, deshalb muss ich hier mal um Rat fragen.

Meine Frau und ich (seit 15 Jahren zusammen, seit 10 verheiratet), hatten gestern Streit, es hat sich über Kleinigkeiten den ganzen Tag verteilt.
Am Abend hat sie mich (eher herausfordernd als interessiert) gefragt "Was passt dir nicht?". Mit ein paar gezielten Sticheleien hat sie mich auf die Palme gebracht.
Ich habe ihr einige Dinge gesagt, darunter auch etwas, das sie dann sehr auf die Palme gebracht hat.
Sie ist aus dem Zimmer gelaufen, hat mir dabei noch einige weitere Dinge an den Kopf geworfen (von denen sie weiss, dass sie erstens nicht stimmen und mich zweitens wahnsinnig machen), ich bin ihr nach und habe sie, weil ich dem noch etwas entgegnen wollte, an einer Hand festgehalten. Sie hat mir daraufhin vorgeworfen, dass das gewalttägig wäre und mir noch einen Vorwurf nachgeworfen. Ich habe mich umgedreht, einmal gegen einen Schrank geschlagen - und das wars.

Jetzt sagt sie mir, dass ich aggressiv bin, sie sich bedroht fühlt und sie das durchaus als Akt häuslicher Gewalt sieht.

Ich bin/war sehr jähzornig und habe mir damit als Kind viel Ärger gemacht. Heute kann ich das gut kontrollieren, kann mit den meisten Provokationen sehr gelassen umgehen und konnte das auch ihr gegenüber - bis sie dann den Spiess umgedreht hat und die Ruhe gegenüber der Provokation als Arroganz bezeichnet hat und damit wieder eine Lücke gefunden hat (das kommt alle drei Jahre oder so vor…)

Wie geht ihr damit um, wenn ihr wisst, dass ihr zwar die Aggression unterdrücken/kanalisieren könnt, aber gleichzeitig seht, dass das auch nicht hilft?

Ich fühle mich auch mies; ich will niemandem Gewalt antun und sehe Gewalt nirgendwo gerechtfertigt; eine paar Sätze oben könnten auch so klingen, als würde ich ihr die Schuld für meine Aggression geben - das soll nicht sein. Ich frage mich nur, wo Aggression beginnt und Selbstbehauptung endet…

Und was bedeutet in euren Augen Aggressionsbewältigung? Ist es ok, seine Aggression ohne Gewalt zu kanalisieren? Oder gibt es wirklich sowas wie echte Aggressionsfreiheit; wird man diese Reaktion auch ganz los?

Vielleicht gibts ja ein paar Gedanken, die mir weiterhelfen; danke jedenfalls...

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Nico
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Beitrag Mo., 19.12.2011, 14:47

Also ich habe das Glueck nicht aggressiv zu sein, aber ich kann mich durchaus wehren.
Vor allem verbal natuerlich, handgreiflich werde ich nie, aber ich weiss, dass ich mich verteidigen wuerde, sollte ich angegriffen werden.
Von daher kann ich dir leider nicht helfen.
Aber so wie ich deine Zeilen lese, scheint es mir, als wuerde dich deine Frau da mit voller Absicht auf diese Schiene bringen.
Pass gut auf, es koennte sein, dass sie eine schmutzige Trennung vorbereitet.

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tgo12
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Beitrag Mo., 19.12.2011, 14:50

Danke; das mit der Absicht habe ich mir auch gedacht; wollt's aber nicht so aussprechen.
Besonders schade ist, dass ich mich eigentlich sehr gut mir Worten wehren kann; der Zorn bleibt halt trotzdem und scheint in dem Moment trügerischerweise die einfachere Lösung...

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Nico
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Beitrag Mo., 19.12.2011, 14:55

Vielleicht solltest du so Vorhaltungen deiner Frau nicht als Angriff bzw. Aggression sondern eher als Schwaeche ihrerseits sehen, dann gelingt es dir moeglicherweise leichter Ruhe zu bwwahren.

Bei mir kommt halt bei unberechtigten Angriffen immer gleich der Gedanke " oje du armer Kerl da liegst du voellig daneben" und damit hat es sich duer mich auch schon.

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tgo12
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Beitrag Mo., 19.12.2011, 15:41

guter punkt. genau daher kommt wahrscheinlich dann zwar wieder die arroganz-schiene, aber mit dem vorwurf lebe ich dann doch noch lieber...

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Nico
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Beitrag Mo., 19.12.2011, 15:48

Nein das muss nicht zwangslaeufig arrogant rueberkommen, das liegt ganz an dir wie du es vermittelst.

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Proserpina
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Beitrag Mo., 19.12.2011, 15:54

Hallo tgo12,-
ich persönlich finde es nicht übermäßig aggressiv, wenn man(n) im Trommelfeuer der Provokationen mal gegen einen Schrank schlägt. Für mich liest sich das ein wenig so, als sei Deine Frau quartalsweise eine Art Drama Queen, würde also den Streit regelrecht suchen. Wie sieht Eure Ehe denn in der sonstigen Zeit aus? Seid Ihr Euch noch nahe und redet miteinander?

....

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mitsuko
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Beitrag Mo., 19.12.2011, 20:21

Hallo tgo12,
tgo12 hat geschrieben:Am Abend hat sie mich (eher herausfordernd als interessiert) gefragt "Was passt dir nicht?". Mit ein paar gezielten Sticheleien hat sie mich auf die Palme gebracht.
Ich habe ihr einige Dinge gesagt, darunter auch etwas, das sie dann sehr auf die Palme gebracht hat.
ist das normal bei euch? Habt ihr so eine Beziehung, in der dauernd miteinander gekämpft wird?

Also das finde ich schon klingt nach Aggressivität - übrigens durchaus von beiden. Gibt ja nicht nur körperliche Aggressionen.
Es ist aber überflüssig jemanden festzuhalten und kann natürlich als Übergriff gewertet werden oder auch Angst auslösen. Wenn du dich kontrollieren kannst, weswegen war das dann nötig?

tgo12 hat geschrieben:Oder gibt es wirklich sowas wie echte Aggressionsfreiheit; wird man diese Reaktion auch ganz los?
Aggressionen gehören zum natürlichen menschlichen Empfindungsrepertoire. Ich sehe keinen Sinn darin, die völlig los zu werden. Es geht darum, dass man damit umgehen kann. Dass man es zum Beispiel auch aushalten kann fies behandelt zu werden oder sich unterlegen zu fühlen, ohne körperlich werden zu müssen.

LG
mitsuko

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Nico
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Beitrag Mo., 19.12.2011, 20:23

@mitsuko

Aggression muss nicht zwangslaeufig koerperlich werden, da gibt es auch ganz andere Moeglichkeiten.

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mitsuko
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Beitrag Mo., 19.12.2011, 20:31

Deswegen hab ich genau das ja auch geschrieben.

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Nico
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Beitrag Mo., 19.12.2011, 20:38

Stimmt, da hab ich zu fluechtig gelesen, sorry

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tgo12
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Beitrag Mo., 19.12.2011, 23:38

vielen Dank mal an alle;
Proserpina & Mitsuko:
Es schaut nicht wirklich so rosig aus. Wir reden schon miteinander, aber es ist nicht wirklich Nähe, die dabei entsteht.
Das hat eine lange Geschichte.
Was mich fertig macht ist, dass ich mich länger schon ziemlich allein und ausgenutzt fühle.
Vor fünf Jahren haben wir ein Kind verloren; sie ist daraufhin in eine ziemlich tiefes Loch gefallen, ich war immer da, konnte natürlich nicht viel tun. Wir habens gemeinsam wieder rausgeschafft, hatten kurz eine echt schöne Zeit, aber dann sind schon wieder Probleme aufgetaucht.
Sie arbeitet seither nicht mehr, ich habe ihr in der Zwischenzeit eine Ausbildung finanziert, bei mir beruflich alles so eingerichtet, dass ich sie unterstützen kann und viel von gemeinsamen Aufgaben übernommen.
Anfangs war das wichtig - ein neues Ziel hilft ihr, sich selbst aufzubauen; das hat aber meiner Meinung nach etwas überhand genommen. Sie wollte Probleme nicht ansprechen, um sich auf ihre Ausbildung zu konzentrieren, hilft in Haushalt und Garten praktisch gar nicht mehr mit, trägt an den gemeinsamen Kosten keinen Anteil und verlangt aber ihrerseits ziemlich viel von mir.
Die Ausbildung ist seit November zu Ende; ich wollte nicht gleich ansprechen, was mir fehlt, erst mal schauen, was von ihr selber kommt. - Sie hat aber gleich davon gesprochen, dass jetzt alle solche Erwartungen an sie haben, die sie sicher nicht erfüllen möchte, und dass sie erst mal feiern möchte. - Das hat immer einen aggressiven Beigeschmack; sie hatte früher ein echtes Alkoholproblem, was für mich dann auch nicht immer rosig war.
Diese Kombination, zusammen mit der Sorge, dass sie wieder zu trinken anfängt, hat mich halt dazu verleitet, wenig schmeichelhafte Dinge anzusprechen, die mich aber auch belastet haben Konkret: ich habe ihr erklärt, dass ich nicht will, dass sie wieder zu trinken beginnt, weil wir das schon einmal erlebt haben, weil ich weiss, zu welchem Aggressionen und Depressionen das führt, und weil ich nicht sicher bin, ob wir es noch mal rausschaffen, auch wenn sie versichert, es unter Kontrolle zu haben. In der schwärzesten Zeit, in der sie schon trocken war, waren einige Nächte so hart, dass ich mal bei psychosozialen Notdienst angerufen habe - die waren recht nett, haben angeboten, vorbeizukommen, aber angesichts der Beschreibung, nur um sie mitzunehmen; wenn sie nicht freiwillig mit in die Psychiatrie geht, müsste ich sie entmündigen.
Das ist nicht gerade charmant, aber ich wollte auch nicht einfach nur abwarten und hoffen, dass alles gutgeht, dafür bin ich ein bisschen zu alt...

Mein Problem ist, dass ich noch sehr an ihr hänge; dass ich diese Aufrechnerei hasse, die man hier reininterpretieren kann (ich habe dir geholfen - also sei du jetzt nett zu mir) - und dass all das eine Kombination ist, in der ich entweder leicht zornig werde, oder eben weiter gelassen bleiben muss. Aber bei der Gelassenheit fühle ich mich ehrlich gesagt dann doch etwas verarscht, und so dreht sich das im Moment im Kreis...

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münchnerkindl
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Beitrag Mo., 19.12.2011, 23:55

tgo12 hat geschrieben: Sie arbeitet seither nicht mehr, ich habe ihr in der Zwischenzeit eine Ausbildung finanziert, bei mir beruflich alles so eingerichtet, dass ich sie unterstützen kann und viel von gemeinsamen Aufgaben übernommen.
Anfangs war das wichtig - ein neues Ziel hilft ihr, sich selbst aufzubauen; das hat aber meiner Meinung nach etwas überhand genommen. Sie wollte Probleme nicht ansprechen, um sich auf ihre Ausbildung zu konzentrieren, hilft in Haushalt und Garten praktisch gar nicht mehr mit, trägt an den gemeinsamen Kosten keinen Anteil und verlangt aber ihrerseits ziemlich viel von mir.
Die Ausbildung ist seit November zu Ende; ich wollte nicht gleich ansprechen, was mir fehlt, erst mal schauen, was von ihr selber kommt. - Sie hat aber gleich davon gesprochen, dass jetzt alle solche Erwartungen an sie haben, die sie sicher nicht erfüllen möchte, und dass sie erst mal feiern möchte. .


Was, erst eine Ausbildung auf deine Kosten, jetzt feiern auf deine Kosten? Hat für mich den Beigeschmack daß sie dich einfach ausnutzt, du ihr im Grunde als Mensch auf den Wecker gehst (daher ihr Gezicke) aber sie sich nicht trennen will weil sie dich so bequem melken kann und ihr das bequeme Leben doch seeehr gefällt.
Sie nimmt dich aus wie die Weihnachtsgans und hat dann nur Verachtung für dich übrig. Das ist weit jenseits dessen was ich an Schamlosigkeit mit mir machen lassen würde

Sorry. Ich würde sie rauswerfen. Wenn sie dich so unterträglich findet soll sie sich doch einen anderen Trottel suchen.

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Nico
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Beitrag Di., 20.12.2011, 07:01

Münchnerkindl bringt es in ihrer üblichen charmanten Art, aber grundsätzlich hat sie schon Recht.
Das was du beschreibst ist keine Partnerschaft sondern ein Abhaengigkeitsverhältnis, sie hat dich ganz offensichtlich in der Hand.
Schau, dass du da möglichst schnell raus kommst.
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tgo12
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Beitrag Di., 20.12.2011, 12:12

Danke für eure Antworten.

Was mir ehrlich gesagt am meisten zu denken gibt, ist dass ich mir was anderes erwartet habe; ich bins zu sehr gewohnt, Fehler bei mir zu suchen (was ja vielleicht auch wieder nur eine Art von Kontrollvorstellungen ist).

Ich habe in den letzten Tage einiges aufgeschrieben, was ich mir denke, wünsche, und was ich dabei fühle, und ihr zu lesen gegeben.

mal sehen.

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