Missbraucht - wie schütz ich aber mein Kind?

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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Maleika
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Missbraucht - wie schütz ich aber mein Kind?

Beitrag Mo., 12.09.2011, 15:12

Hallo zusammen!

Ich habe es nicht geschafft irgendjemand von meinen Erlebnissen zu erzählen.
Ich bin glücklich verheiratet und habe einen süßen Jungen bekommen.
Ich habe die Geschehnisse immer verdrängt. Und mir gesagt, dass ist nicht passiert.
Ich wurde über Jahre geschlagen und dann über Jahre vergewaltigt von meinem eigenen Bruder.
Wer würde mir glauben, wenn ich das Jemandem erzähle?
Meine Eltern haben mir damals schon nicht geglaubt, wenn ich sagte er hat mich geschlagen....
Nun ist mein Sonnenschein da, und ich hab Angst, dass er ihm das gleiche antut. Was soll ich tun, wenn er mal bei Oma und Opa schlafen will? Gehen mir irgendwann die Ausreden aus... Wird er mich dann irgendwann hassen, weil ich ihm das verbiete?
Ich kann es nicht mehr verdrängen, es funktioniert nicht, es ist das erste woran ich denke, wenn ich aufwache und das letzte woran ich denke, bevor ich einschlafe. Wobei ich mich an nur 1 einzelne Szene erinnern kann.
Ich habe Angst davor in Therapie zu gehen. Was soll ich tun? Wenn mir etwas passiert, wird mein kleiner eventuell schutzlos ausgeliefert sein? Soll ich meinem Mann alles erzählen? Aber es ist so schwer....
Ich weiß nicht weiter....

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kokobiene
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Beiträge: 156

Beitrag Mo., 12.09.2011, 15:42

Hallo Maleika,

willkommen im Forum.

Ich denke der erste Schritt ist mal "online und anonym" gemacht. Findest du nicht auch?

Ich weiss nicht in welcher Stadt du wohnst, aber in Wien gibt es sehr viele professionelle Beratungsstellen und Anlaufstellen für deine Fragen.

Ich als Laie (und auch als Erfahrerin von sexuellen Übergriffen) würde es deinen Mann sofort nicht erzählen, eher wenn du dir im Klaren bist wie du weiter vorgehen möchtest (Therapie, usw.).
Sei dir gewiss: professionelle Stellen glauben dir und für eine Anzeige ist es nie zu spät, auch wenn leider manches schon verjährt ist. Nur Verjährung gibt es für solche Themen meiner Meinung nach nicht.

Ich habe das Thema "Anzeigen ja oder nein" auch in meiner Theraphie geklärt und bin zu einem Ergebnis für mich gekommen und so ist es auch ok jetzt für mich.

Google doch einfach mal nach deinen Themen und deren Beratungsstellen.
Vielleicht kannst du dich vertrauensvoll auch mal in erster Linie an deiner Hausärztin oder Frauenärztin wenden, die haben viele solche Kontakte und ev. sogar Folder mit Telefonnummern.

alles Gute für dich und deine kleine Family
kokobiene


montagne
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Beiträge: 4600

Beitrag Mo., 12.09.2011, 21:36

Hi Malaika,
ich finde es irre toll und mutig, dass du dein problem jetzt hier schilderst. Es wird gut sein für dich und dein Kind. Viele Betroffene können das nicht und dann passieren in der Tat die Dinge, die du befürchtest. Muss nicht, aber kann. Viele Betroffene sind, wenn es passiert nicht ind er Lage ihre Kinder zu schützen, weil sie ihren eigenen Misbrauch verdrängen und bagatellisieren.

Das Optimale wäre natürlich keine Ausreden, sondern die wahrheit auf den Tisch. Und wenn der Täter dann eben noch im haus deiner Eltern wohnt und sie nicht willens sind ihn rauszuschmeißen 8was gut sein kann), dnan wird dein kind dort eben nicht ohne deine Aufsicht sein, nicht schlafen.

Ich weiß aber auch, es ist schwer. Schwer es deinem Mann zu sagen, noch schwerer, die Eltern zu konfrontieren. genau da könnte dich aber eine Therapie unterstützen, dieses Vorhaben kleinschrittig und umsetzbar zu machen. und sie könnte dir auch helfen mit deinen Erinnerungen besser umzugehen, könnte dich entlasten. Wäre nochmal gut für dich und den kleinen.

Wenn du aber ein wirklich gutes Vertrauensverhältnis zu deinem Mann hast, kannst du es ihm vllt. auch als erstes sagen. Musst du wissen. Eine Therapie wird aber so hilfreich.
Ich wünsche dir den Mut dazu. Ich weiß aus eigener Erfahrung, es kann wirklich so sehr helfen. und wenn du hier im Forum leist, wirst du das sicher auch von anderen lesen.
amor fati

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Pepper
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Beiträge: 67

Beitrag Di., 13.09.2011, 07:52

Hallo Maleika,

wie alt ist denn dein Bruder, dass er noch immer bei deinen Eltern lebt? In jedem Fall würde ich deinen Kleinen nicht ohne Aufsicht bei deinem Bruder lassen. Und da deine Eltern offenbar nicht glauben, dass er so gewalttätig ist, würde ich den Kleinen auch ihnen nicht überlassen.
Ich denke, dir steht jetzt ein großer Schritt bevor und ihr als Familie werdet nicht drum herum kommen, das Thema aufzuarbeiten. Vielleicht kannst du erst mal auf unverfängliche Weise bei deinem Mann herausfinden, wie er auf deine Geschichte reagieren würde, z. B. indem du erzählst, du hättest einen Fernsehbericht darüber gesehen.
Aber es wäre sehr wichtig, jemanden auf deiner Seite zu haben, der dich unterstützt. Daher solltest du ihn vielleicht ins Vertrauen ziehen. Du musst das nicht allein durchstehen!

LG

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münchnerkindl
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Beiträge: 9792

Beitrag Di., 13.09.2011, 08:36

Maleika hat geschrieben: Ich habe Angst davor in Therapie zu gehen. Was soll ich tun? Wenn mir etwas passiert, wird mein kleiner eventuell schutzlos ausgeliefert sein? .

Ich habe jetzt nicht ganz verstanden von wem du deinen Jungen bedroht siehst.

Von deinen Eltern die dir schon nicht geglaubt haben und die letztlich mitverantwortlich sind für das was geschehen konnte? Hast du ihnen gegenüber ein schlechtes Gefühl weil sie bei dir schon weggesehen haben?

Wem sollte der Jungen denn schutzlos ausgeliefert sein? Gibts da einen potentiellen Täter, jemanden von dem du dein Eindruck hast die Person ist nicht ganz koscher?

Weil auch wenn es dir passiert ist ist es immer noch so daß sexueller Misbrauch keinesfalls die Regel ist sondern immer noch eine Ausnahme, wenn auch eine die zu häufig passiert. Ausserdem, selbst wennn es passiert kannst selbst du das nicht unbedingt verhindern, schliesslich schämen sich Kinder ggf zu sehr um darüber zu reden und selbst wenn, falls zB ein Sport Trainer hier belästigt ist es dann halt auch schon passiert wenn du davon erfährst, du kannst ja nicht jede Minute neben dem Kind stehen. Das ist ein heisses Eisen, aber trotzdem denke ich sollte man ein Kind nicht in einer Atmosphäre von Pädophilie-Paranoia aufziehen wo man hinter jeder Ecke so ein Schwein vermutet.

Ich denke daß dir hier auf jeden Fall professionelle Hilfe gut tun kann. Es gibt ja auch Frauenberatungsstellen. Die können auch sicher beraten welche Massnahmen sinnvoll sind um das eigene Kind zu schützen.

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Maleika
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Beiträge: 8

Beitrag Mi., 14.09.2011, 10:28

Ich habe mich nun durchgerungen eine Therapeutin aufzusuchen. Nur scheint das gar nicht so einfach einen Therapieplatz zu bekommen.
Ich weiß nicht mehr weiter. Ich kann das erlebte kaum noch verdrängen. Ich kann meinem Mann kaum in die Augen schauen, weil ich Angst habe, er merkt, dass etwas mit mir nicht stimmt. Aber ich kann mich nicht mehr verstellen, so tun als wäre alles ok mit mir.
Ich habe mir schon überlegt meinem Mann einen Brief zu schreiben. Dort beschreiben, was mir passiert ist.
Was haltet ihr davon? Ist das eine gute Idee?
Er jammert immer wir haben so wenig Sex und ich fühl mich momentan unter druck gesetzt.

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StarEnte
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Beitrag Mi., 14.09.2011, 10:41

Hey Maleika..

das Schreiben eines Briefes ist sicherlich leichter als das direkte Gespräch zu suchen. Du kannst Dich unmissverständlicher ausdrücken und Dein Mann hat Gelegenheit "in Ruhe" zu begreifen. Wenn man das so sagen kann. Es wird sicher ein riesiger Schock für ihn sein und er kann etwas überlegter auf Dich eingehen, denke ich..

LG
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münchnerkindl
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Beitrag Mi., 14.09.2011, 12:00

Maleika hat geschrieben:Ich habe mich nun durchgerungen eine Therapeutin aufzusuchen. Nur scheint das gar nicht so einfach einen Therapieplatz zu bekommen..
Ja, und es ist noch schwerer eine zu finden die auch tatsächlich kompetent ist mit der Therapie von ernsthaft traumatisierten Menschen! Das sind nämlich durchaus nicht alle.

Suche wirlklich erst mal eine Frauenberatungsstelle auf!

Deinem Mann einen Brief zu schreiben wenn du es nicht schaffst darüber zu reden halte ich für eine gute Idee.

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Pepper
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Beiträge: 67

Beitrag Mi., 14.09.2011, 13:51

Ja, der Brief ist eine gute Idee. Du kannst besser darüber nachdenken, was du wie sagen willst und dein Mann kann es erst mal verdauen.

Aber ich habe das Gefühl, bei dir zeichnet sich eine etwas verschobene Sichtweise auf dich ab. Du bist nicht merkwürdig oder komisch, weil du nicht so viel Lust auf Intimität hast. Angst zu haben ist nach diesen Vorfällen doch völlig normal. Und niemand glaubt, dass dein Leben nur Freude und glückliche Tage beinhaltet. Dementsprechend ist nicht immer alles in Ordnung bei dir.
Der Einzige, bei dem was nicht stimmt, ist dein Bruder!

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Maleika
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Beiträge: 8

Beitrag So., 18.09.2011, 22:56

Hallo Leute!

Ich danke euch erst mal für alle eure Beiträge.
Nun will ich euch auf dem laufenden halten, da ich viel im Internet gegoogelt habe und nirgends steht etwas wie es weiter ging.
Also ich hab meinem Mann einen Brief geschrieben, ihm alles erzählt. Er kam natürlich nicht mit. Männer kapieren sehr langsam. Auweia.
Also musste ich wohl oder übel darüber sprechen. Es war schwer. Aber es tat so gut. SO unendlich gut. Ich war glaub ich 1ooo Kg leichter.
Ich hab auch eine Therapeutin gefunden, die mir helfen will. Ich hab am Dienstag die erste Sitzung. Ich hab aber große Angst davor.
Weiter hab ich die Angst, wenn ich alles auspacke, es meinen Eltern erzähle, dass mein "Bruder" mir und meiner Familie was antuen könnte. Und diese komische Verfügung wo er sich uns nicht nähern darf, falls man die überhaupt bekommt, kann einem da ja auch nicht helfen.
Ich wünsch euch ein gutes Nächtle. Bis bald.

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münchnerkindl
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Beiträge: 9792

Beitrag So., 18.09.2011, 23:20

Maleika hat geschrieben: Weiter hab ich die Angst, wenn ich alles auspacke, es meinen Eltern erzähle,.

Die haben dir ja als Kind schon nicht geglaubt.... Bist du sicher die tun das jetzt?

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Krang2
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Beiträge: 1691

Beitrag Mo., 19.09.2011, 18:38

Ich möchte nur aus meiner Sicht zur Frage Stellung nehmen, wie du dein Kind schützen könntest:
Erstens red nicht mit ihm über das Thema Mißbrauch, solange es nicht selbst danach fragt. Und das wird hoffentlich nicht vor der Pubertät der Fall sein... Ängste schüren und Panikpmache sind völlig kontraproduktiv. Gib ihm Selbstbewußtsein, trau ihm viel zu, vertraue auf seine Stärke. Deine Empfindungen und Erwartungen spürt das Kind und wird sie zumindest teilweise unbewußt erfüllen. Zweitens signalisiere deinem Kind, daß es niemand gegen seinen Willen anfassen darf. Dazu gehört vor allem auch, daß es sagen darf, wenn es mal nicht kuscheln will oder daß es nicht jeder Fremde ohne zu fragen antatschen darf. Das ist etwas, was viele Eltern leider mißachten bzw. bei Fremden nicht darauf achten. Wenn ein Kind lernt, daß es kein Kuscheltier ist, wird es später, wenn es älter ist, auch eher "Nein" sagen können und das auch selbstbewußt vertreten können. Nimm auch keine Rücksicht auf die Reaktionen anderer: In meiner Gegend leben viele Südländer, die schwer beleidigt sind, wenn meine Kinder negativ reagieren - ich erkläre den Frauen dann freundlich, aber bestimmt, daß es in Deutschland eben nicht üblich ist, ein fremdes Kind ungefragt anzufassen. Und auch wenn Oma beleidigt ist, weil der Enkel ihr kein Küßchen geben will, hat sie das zu akzeptieren.

Alles Gute!

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