Dr. Jekyll und Mr. Hyde - wie soll ich mit ihm umgehen?

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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Grey
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Dr. Jekyll und Mr. Hyde - wie soll ich mit ihm umgehen?

Beitrag Do., 28.02.2008, 15:29

Hallo ihr da Draußen!
Mein Problem ist ähnlich wie das meiner Vorrednerin. Auch mein Freund terrorisiert mich mit seinen Wutausbrüchen. Allerdings ist das Problem noch etwas spezieller.
Mein Freund (22) und ich (22) sind seit 14Monaten zusammen und wohnen auch schon seit ca. 9Monaten in einer gemeinsamen Wohnung.
Das erste halbe Jahr unserer Beziehung war wirklich sehr schön. Gestritten haben wir uns eigentlich nie. Dann fing er aber plötzlich an sich extrem zu verändern.
Sein Problem ist, dass er absolut nicht verlieren kann und was seine Leistungen angeht, ein radiakaler Perfektionist ist. Egal ob bei einem Spiel, der Uni oder im Sport - versagt er (was bei ihm heisst er wird nicht Erster) macht einen falschen Tanzschritt, kann eine Uniaufgabe nicht auf Anhieb lösen oder verliert gegen einen Gegener auf der Playstation, rastet er völlig aus.
Er schimpft, flucht, wirft Gegenstände durch die Wohnung, schlägt wie wild auf den Tisch ein oder tritt irgendwo gegen. Er steigert sich unglaublich in diese Wut hinein. Nichts was ich sage kann ihn beruhigen. Aber auch wenn ich nichts sage, ich bin immer Schuld an allem!
Ich weiss überhaupt nicht mehr wie ich mich verhalten soll. Er ist in diesen Situationen ein ganz anderer Mensch. Teilweise habe ich sogar Angst vor ihm, dass er mir in seinem Wahn irgendwas ins Gesicht wirft oder so. Erst gestern hat er mich beim Tanzunterricht mitten auf der Fläche angebrüllt, beleidigt und mich grob an den Armen gepackt, weil ich nicht genau wusste welche Figur er tanzen wollte und er es nicht ertragen kann, wenn wir nicht das beste Paar auf der Fläche sind.
Was die Uni angeht ist er jedoch noch perfektionistischer. Er lernt den ganzen Tag nonstop, obwohl er super Noten hat und auch brav alle Veranstaltungen besucht. Würde ich ihn nicht manchmal "nötigen" was anderes zu machen (zB tanzen zu gehen), würde er sich den ganzen Tag nicht mehr von seinem Schreibtisch wegbewegen. Mittlerweile mache ich deshalb auch den Haushalt komplett alleine, und das, obwohl ich auch noch studiere. In seinen Wutanfällen wirft er mir nämlich immer vor, dass ich Schuld daran bin, wenn er sein Studium nicht schafft, weil ich ihn ja dazu zwinge auch mal zu spülen oder auch mal die Wäsche aufzuhängen.
Mittlerweile weiss ich wirklich nicht weiter. Ich bin mit der ganzen Situation total überfordert.
Er ist sonst so ein liebevoller, intelligenter, höflicher und anständiger Mensch. Wenn er sich nach einiger Zeit wieder beruhigt hat, entschuldigt er sich auch immer bei mir und weint auch sehr oft, weil ihm alles so leid tut.
Er sagt, er verstehe selbst nicht warum er plötzlich so austickt. Diese ständigen Agressionsschübe machen uns beide total fertig.
Vor 3-4Monaten konnte ich ihn nach einigem hin und her dazu bewegen eine Therapie anzufangen. Dort geht er seitdem auch einmal die Woche hin. Eine Verbesserung hat sich aber noch nicht eingestellt. Im Gegenteil....ich habe eher das Gefühl es wird schlimmer! Ich möchte nicht die Arbeit seiner Psychologin in Frage stellen....ich vermute einfach, dass er ihr nicht die Wahrheit sagt, wie es ihm wirklich geht. (Ein so perfekter Mensch wie er kriegt sowas ja auch alleine in den Griff... ) Allerdings ist das von mir nur eine Vermutung. Über die Therapie redet er nämlich überhaupt nicht mit mir.
Vielleicht hat ja einer von euch einen Tipp für mich/für uns, wie wir seine Anfälle besser in den Griff kriegen können. Ich möchte nicht darauf warten müssen, dass er uns die ganze Einrichtung zerlegt oder mir gegenüber noch handgreiflich wird (er sagt, das würde er nie tun, aber in seiner Wut ist er wie ausgewechselt).
Tut mir leid, dass das so lang geworden ist....
Vielleicht macht sich doch einer die Mühe das zu lesen.
Über eine Antwort würde ich mich jedenfalls sehr freuen!
Gruß, Grey

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Patient
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Beitrag Do., 28.02.2008, 17:41

Hallo Grey,

ich kann dich sehr gut verstehen, denn mein erster Ehemann war ganz genauso, eigentlich noch schlimmer, denn er schlug mich auch.
Aber ansonsten ähneln sie sich sehr.
Ich höre raus, dass du ziemlich psychisch am Ende bist und das war ich auch. Ich glaube schon, dass du das recht hast zu fordern, dass dein freund ein Antiaggressionstraining macht. Da lernt er seine Wutausbrüche zu kontrollieren. Sein Perfektionismus stammt mit Sicherheit aus seiner Kindheit. Da muß er seine einschlägigen Erfahrungen gemacht haben.
Ich würde dir raten getrennte Wohnungen, falls dies möglich ist. Denn auch wenn es noch aus zuhalten ist, du wirst daran zerbrechen. Und wenn dein Partner mal wieder so ein Wutausbruch hat, dann verlass die Wohnung und geh spazieren oder ähnliches. Gib ihm nicht die Chance auf dir rum zuhacken und dich zum Sündenbock zumachen.
Versuche mal ein Gespräch mit dieser Therapeutin zu führen. Erwarte nicht das sie dir was über deinen Freund erzählt, das darf sie nicht, aber so lernt sie mal die zweite Seite der Medaillie kennen.

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Raziel
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Beitrag Do., 28.02.2008, 18:02

@Grey

Perfektionismus muss es ja gar nicht mal sein. Klassenbeste gelten doch normalerweise als Streber und Leute (wie scheinbar dein Freund), die in allem was sie tun, um jeden Preis der Beste sein wollen, geniessen meist auch einen eher zweifelhaften Ruf. Wenn er sich also Anerkennung erhofft, indem er alle anderen hinter sich lässt egal in welchem Bereich, dann wird ihn bald die Realität schnell auf den Boden der Tatsachen zurückholen und die Landung könnte vielleicht ziemlich hart werden. Gut möglich aber auch, das er ein Getriebener ist.

Darum die klassische Frage: Wie sieht sein Verhältnis zu seinen Eltern, explizit die zu seinem Vater aus? Wie verlief seine Kindheit?

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Irrlicht
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Beitrag Do., 28.02.2008, 21:03

Hallo Grey,

SEIN Verhalten wirst Du nicht ändern können und auch nicht für ihn verstehen können - das muss er selber. Gut, dass er mit der Therapie begonnen hat.
Auch kannst Du sein aggressives Verhalten kaum durch Dein eigenes Verhalten beeinflussen. Seine Wut richtet sich nicht gegen reale Verhaltensweisen von Dir und ist schon mal gar nicht verhältnismäßig. Auf deutsch: Du kannst ihm den A.... nachtragen und dennoch wirst Du "schuld" sein, wenn ihm danach ist. Egal wie klein Du Dich machst, Du bietest genügend Raum für Angriffe.

Du kannst nur schauen, wie DU zu recht kommst.
1. Der Situation komplett entziehen. Niemand käme auf die Idee sich mit nem roten Pullover einem angestochenen Stier in den Weg zu stellen und nett mit ihm zu sprechen. Da ist Flucht angebracht. Ebenso, wenn Dein Freund einen auf Stier macht. Geh aus der Situation raus, verlass das Zimmer, die Wohnung.
2. Mach Dich nicht klein. Versteck Dich nicht vor seiner Wut und füge Dich nicht aus Angst vor dieser seinen ungerechten Forderungen etc. D.h. putz nicht die komplette Wohnung aus Rücksicht auf ihn, lass Dich nicht konsequenzlos (vor anderen) (beim Tanzen) anbrüllen - zeig ihm Zähne ohne selbst zur Furie zu werden.
Wenn Du immer nachgibst, es ihm immer mehr oder weniger konsequenzlos verzeihst, muss er annehmen, dass sein Verhalten zwar ein bisschen blöd sein mag, im Grunde aber in Ordnung ist.

Lg,

Irrlicht


P.s. Über Therapie zu sprechen kann sehr schwer sein. Lass ihn da ruhig verschlossen sein. Seine psychischen Hintergründe für sein Verhalten sind ihm wohl (noch) nicht bewusst, aber er wird spüren, wie unangenehm es ist, da hin zu sehen und zu fühlen. Er braucht Zeit.
Sei ihm ein Gegenüber auf Augenhöhe.

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Beitrag Fr., 29.02.2008, 17:49

Der Situation komplett entziehen. Niemand käme auf die Idee sich mit nem roten Pullover einem angestochenen Stier in den Weg zu stellen und nett mit ihm zu sprechen. Da ist Flucht angebracht. Ebenso, wenn Dein Freund einen auf Stier macht. Geh aus der Situation raus, verlass das Zimmer, die Wohnung.
Das hatte ich ja auch schon angeregt. Nur lass ihn nicht Kommentarlos stehen, sondern mach ihm bewußt, dass du in dieser Art und Weise nicht reden kannst/möchtest und dass du jetzt spazieren gehst, zu deiner Mutter oder sonst was und dann nenne ihm eine Zeit, z.Bsp. eine halbe Stunde, dass du dann zurück bist und wenn alle Gemüter sich beruhigt haben, du dann bereit bist mit ihm ruhig und sachlich zu reden. Mache eine Regel klar, wenn ihr mit einander redet dass jeder den anderen ausreden lässt Jeder hat 10 min. zum reden und dann ist der andere dran. Da besteht nicht die Gefahr das der eine den anderen "zuquatscht", denn dann wird wieder auf "Durchzug" geschaltet.
Mach Dich nicht klein. Versteck Dich nicht vor seiner Wut und füge Dich nicht aus Angst vor dieser seinen ungerechten Forderungen etc.
Denn sonst machst du dich verletzlich und angreifbar. Damit gibst du ihm nur das Gefühl noch mächtiger zu sein. Und ihr solltet eine gleichberechtigte Beziehung führen! ist er eigentlich schon mal Handgreiflich dir gegenüber geworden? Und dazu zähle ich auch grob festhalten und schubsen.
zeig ihm Zähne ohne selbst zur Furie zu werden.
Das halte ich für keine gute Idee. Damit entartet euer Verhalten nur in einen Machtkampf aus. "Mal sehen wer von uns der Stärkere ist"
Da kannst du nur diplomatisch an die Sache gehen. ruhig, gelassen, konkret und konsequent.
In einer ruhigen Art und Weise eine klare Ansage machen. Sage ihm wie dich sein Verhalten verletzt und mache ihm klar, wenn sich sein Verhalten nicht ändert, es Konsequenzen für eure Beziehung haben kann. Er muß wissen woran er ist, was er dann daraus macht ist seine Sache.
setzt euch zusammen hin und schreibt auf was den einen am anderen stört und dann geht alle Punkte systematisch durch. Oder macht eine Paartherapie. Ein neutraler Moderator kann auch hilfreich sein.
Wichtig ist, dass du weißt was du möchtest und es dann auch konsequent durch ziehst.

Viel Glück!
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Irrlicht
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Beitrag Fr., 29.02.2008, 18:38

zeig ihm Zähne ohne selbst zur Furie zu werden.
Das halte ich für keine gute Idee.


...damit meinte ich das auch von Dir angesprochene sachliche Klären "bis hier hin und nicht weiter" oder eben dem Mitteilen, dass man so aggressiv nicht angegangen werden möchte, daher jetzt geht und später zu einer Klärung bereit ist.
Kein Machtkampf

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Grey
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Beitrag Sa., 01.03.2008, 22:20

Hallo und Danke für eure Antworten!
Das hat mir teilweise wirklich schon weitergeholfen!
Ich versuche jetzt erstmal ein paar Fragen zu beantworten…
Also…ausziehen möchte ich eigentlich nicht. Zudem haben wir sehr für die Wohnung gekämpft (seine Eltern wollten das absolut nicht) Außerdem liebe ich ihn ja.

Zu der Beziehung mit seinen Eltern…
Mh, die ist sehr unterkühlt. Die sind sich irgendwie überhaupt nicht nah. Er war auch immer (nach eigenen Aussagen und Aussagen seiner Eltern) das „Problemkind“. Warum verstehe ich irgendwie bis heute nicht…Sein jüngerer Bruder wird heute noch vorgezogen. Außerdem gibt sich mein Freund die Schuld daran, dass seine Eltern noch zusammen sind. Als er ein Kind war, hätten die sich fast getrennt und er sagt immer, sie wären nur wegen ihm zusammen geblieben. Als Erwachsener macht er sich nun Vorwürfe, weil seine Mutter jetzt beim besten Willen nicht mehr gehen kann (sie hat nie gearbeitet und ist somit absolut finanziell abhängig).

Also geschlagen oder geschubst hat er mich noch nie. Höchstens beim Tanzen grob an den Armen/Schulterblättern gefasst oder mir die Hand gequetscht. Naja, aber ich bin jetzt nicht so ein Mäuschen, das alles stillschweigend hinnimmt. Dazu habe ich ihm immer das Passende gesagt. Gerne auch so laut, dass es die anderen Leute hören und er sich damit zum Affen macht.

So......ich weiss, mein Text wird jetzt sehr lang, aber ich schreibe das trotzdem mal hierein, weil ich nicht genau weiss, wie das jetzt mit uns weiter gehen soll.
Vor zwei Tagen ist nämlich das Ganze irgendwie eskaliert.
Der Tag fing damit an, dass er morgens wegen der Uni auf Achse war.
Ich war währenddessen zu Hause und habe die Bude aufgeräumt, gespült Wäsche gewaschen, aufgeräumt etc.
Mittags kam er dann recht gut gelaunt zurück und setzte sich sogleich wieder an den Schreibtisch. Dann arbeiteten wir beide ein paar Stunden an unserem Unikram. Er fing recht schnell wieder an zu schimpfen und sich zu ärgern. Ich wollte dem Ganzen aus dem Weg gehen und hab mich deshalb in die Wanne gelegt.
Überraschender Weise kam er 5 min später mit Laptop ins Bad und hat sich zu mir gesellt. Wir haben dann 1,5 Stunden zusammen in der Badewanne gelegen und uns unsere Lieblingsserie angesehen.
Nach dem Bad ging es dann wieder mit der Uni weiter.
Plötzlich kam seine Wut wieder zurück, noch heftiger als vorher. Da er schon wieder sehr unfreundlich zu mir wurde, zog ich es dann vor in die Küche zu gehen um was zu essen.
Kurz danach kam er hinterher. Wir hatten gerade den Tisch soweit gedeckt, als er anfing mich nieder zu machen…von wegen, dass er ja nur wegen mir den Stress hätte, weil ich ihn immer ablenken würde usw. Ich bin dann aufgesprungen und habe ihm gesagt, dass mir das reichen würde. Bin dann ab ins Schlafzimmer und habe die Tür hinter mir zugeworfen. Ich war sehr traurig, dass er wieder so was Gemeines zu mir gesagt hat. Mir kamen auch direkt wieder die Tränen…
Nach 5Minuten kam er dann in Schlafzimmer und fragte sauer, was das denn sollte. Ich habe nur geantwortet, dass er mich in Ruhe lassen soll.
Als er gesehen hat, dass ich weine, hat er dann angefangen mich richtig anzumotzen. Dass ich ruhig heulen sollte, weil ich es auch verdient hätte, weil es ja auch zum Heulen wäre, dass ich ihm sein Studium kaputt mache und dass er auf seine Eltern hätte hören sollen, dass ich einen schlechten Einfluss auf ihn hätte usw., usw.
Erst habe ich zugehört, dann irgendwann zurück gebrüllt, dass ich jawohl alles für ihn tun würde und dass es immer nur um ihn ginge und er mir nie helfen würde und nie fragt wie es mir so geht.
Er hat mich dann weiter angemeckert…ich weiss gar nicht genau was er alles gesagt hat…habe nur noch gehört, dass er irgendwann meinte ich würde sein Leben zerstören!
An diesem Punkt bin ich dann einfach davon gerannt. Hab nur meinen Mantel vom Haken gerissen und bin weg. Das ging wirklich gar nicht mehr. Ich war so am Ende.
Eine halbe Stunde bin ich dann durch die Nacht geirrt. Erst hatte ich überlegt zu meinen Eltern zu fahren, aber ich hatte nicht mal ein Portemonnaie bei!
Irgendwann hat er mich dann ganz kleinlaut angerufen und gesagt, dass es ihm unendlich Leit täte und er mich schon gesucht hätte und dass er sich Sorgen macht, dass mir was passiert. Naja, ich bin dann wieder zurück. Wir haben uns dann irgendwie wieder zusammengerauft. Er hat geweint und gesagt, dass er mit seinem Leben einfach nicht zurecht käme und dass das nicht meine Schuld wäre.-->

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Grey
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Beitrag Sa., 01.03.2008, 22:21

--> Gestern hat er dann überhaupt nichts für die Uni gemacht und sich sehr liebvoll um mich gekümmert. Heute hat er wieder mit dem Arbeiten angefangen, hatte aber bisher keinen Wutausbruch. Ich habe das Gefühl, dass es ihn sehr getroffen hat, dass ich weggegangen bin (auch wenn es nur ne halbe Stunde war). Außerdem habe ich ihm gezeigt, dass ich eine Anzeige für einen neuen Tanzpartner geschaltet habe und dass sich darauf auch schon einer gemeldet hat. Wahrscheinlich merkt er so langsam, dass ich nicht so ganz selbstverständlich bin.
Trotzdem traue ich dem Frieden nicht so ganz...er zeigt sich zwar einsichtig und ist seit zwei Tagen nicht mehr an die Decke gegangen, aber das kann es doch nicht gewesen sein...bei seiner Exfreundin war er schließlich genau so (hat er zugegeben). Oder meint ihr, das Ereignis hat ihn jetzt so verändert...kann das sein?
Soll ich nun einfach abwarten wie sich alles entwickelt???
Mir liegt das alles so schwer im Magen...
Liebe Grüße, Grey

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Patient
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Beitrag Mo., 03.03.2008, 07:09

Hallo Grey,
Also…ausziehen möchte ich eigentlich nicht. Zudem haben wir sehr für die Wohnung
Muß ja nicht für immer sein. Eine zeitlich begrenzte räumliche Trennung würde euch beiden gut tun. So kann jeder mal über sich und den anderen nachdenken. Aber das mußt du wissen.
Außerdem gibt sich mein Freund die Schuld daran, dass seine Eltern noch zusammen sind. Als er ein Kind war, hätten die sich fast getrennt und er sagt immer, sie wären nur wegen ihm zusammen geblieben. Als Erwachsener macht er sich nun Vorwürfe, weil seine Mutter jetzt beim besten Willen nicht mehr gehen kann (sie hat nie gearbeitet und ist somit absolut finanziell abhängig).
Das mag ja alles sein, aber heute ist er Erwachsen und sollte mal Verantwortung für sich und andere übernehmen! Er kann doch nicht stets und ständig auf Gefühle rum treten und dann in Selbstmitleid baden. Er macht sich zum Opfer, dabei bist du das Opfer.
Vielleicht ist er ja auch nur ein Choleriker!?
Außerdem gibt sich mein Freund die Schuld daran, dass seine Eltern noch zusammen sind. Als er ein Kind war, hätten die sich fast getrennt und er sagt immer, sie wären nur wegen ihm zusammen geblieben.
Seine mutter hatte sich damals so entschieden und das sollte er akzeptieren. Da trifft ihn doch keine Schuld! Und außerdem widerspricht sich das ja, was er sagt. die mutter ohne Beruf, finanziell abhängig hätte sich damals mit kleinen Kindern trennen können aber heute, wo die Kinder erwachsen sind, kann sie es nicht?
Ich finde er macht es sich ein bissl leicht wenn er immer wieder für sein Verhalten einen Rechtfertigungsgrund sucht. Nichts rechtfertigt sein Verhalten!!!!!!!!
Höchstens beim Tanzen grob an den Armen/Schulterblättern gefasst oder mir die Hand gequetscht.
Ich hätte Angst, dass ihm auch mal die Hand ausrutscht, denn er steht kurz davor, habe ich den Eindruck.
Dazu habe ich ihm immer das Passende gesagt. Gerne auch so laut, dass es die anderen Leute hören und er sich damit zum Affen macht.
Damit provozierst du nur unnötig und begibst dich auf sein Niveau, ist es das was du möchtest?
Er hat geweint und gesagt, dass er mit seinem Leben einfach nicht zurecht käme und dass das nicht meine Schuld wäre.-->
Das hatte er doch schon oft, richtig?
Wenn es ihm so leid tut, dann soll er dir klipp und klar sagen welche Veränderungen, Lösungen er für sich und eure Beziehung in Erwägung zieht?
sage ihm, dass dir Lippenbekenntnisse nicht mehr ausreichen, sondern es muß sich etwas tun!
Wenn er so unter sein eigenes Verhalten leidet, dann frage ihn was ihm die therapie dann bringt? ob er für sich Verbesserungen verbuchen kann, was seine Thera sagt etc.
Er muß mehr mit dir reden und zwar über sich!

Viel Erfolg!
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münchnerkindl
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Beitrag Mo., 03.03.2008, 12:54

Grey hat geschrieben: Irgendwann hat er mich dann ganz kleinlaut angerufen und gesagt, dass es ihm unendlich Leit täte und er mich schon gesucht hätte und dass er sich Sorgen macht, dass mir was passiert. Naja, ich bin dann wieder zurück. Wir haben uns dann irgendwie wieder zusammengerauft. Er hat geweint und gesagt, dass er mit seinem Leben einfach nicht zurecht käme und dass das nicht meine Schuld wäre.-->
Hm, daß er das eingestehen konnte ist ja schonmal ein gutes Zeichen, daß man doch zu ihm durchdringen kann und er auch sieht wo es hakt.
Kannst Du ihm dabei helfen?

Grüssle,

Petra

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Patient
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Beitrag Mi., 05.03.2008, 18:14

Hm, daß er das eingestehen konnte ist ja schonmal ein gutes Zeichen, daß man doch zu ihm durchdringen kann und er auch sieht wo es hakt.
Aber so wie ich Grey verstanden habe, weint und bereut er immer wenn er sie mal wieder mies behandelt hat. trotzdem ändert er nicht sein Verhalten. Das macht mich ein wenig skeptisch. wie gesagt mein Mann war auch so. Er hatte immer danach geweint und Besserung beteuert, weil er mich doch so sehr liebe und nicht verlieren möchte. Irgendwann kam dann der Punkt, wo ich ihm nicht mehr glauben konnte und das war dann auch der Anfang vom Ende. Und soweit muß es ja bei Grey erst nicht kommen. Denn wenn einer vom anderen mies behandelt wird, dann hat das zur Folge, dass das Absterben der Gefühle, der Liebe, bewirkt wird. Das ist einfach vorprogrammiert. Es sagt aber auch aus, wenn einer sich immer und immer wieder mies behandeln lässt und sich nicht wehren kann, dann ist er vom Partner abhängig, und auch das ist sehr schädlich.


Kannst Du ihm dabei helfen?
Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist. sie ist die Partnerin und nicht seine Therapeutin. Sie kann zuhören, ihn unterstützen aber mehr nicht.
Grey sollte auch nicht vergessen, sie ist selbst Opfer und muß aufpassen das sie nicht auf der Strecke bleibt.
Er geht zwar schon zur Therapie, sagt er, aber Veränderungen zeichnen sich noch nicht ab.
Ich persönlich würde sogar so weit gehen, da er ja partout nicht bereit ist über die Therapie zu reden, einmal zu hinterfragen ob er wirklich zur Therapie geht oder dies nur beschwichtigend behauptet.
Ich sage nicht das Grey Misstrauen entwickeln soll, aber ein wenig die Sache mal kritischer betrachten.

LG Patient
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Beitrag Sa., 29.03.2008, 01:55

hallo, wenn er Dich schon

Zitat:Höchstens beim Tanzen grob an den Armen/Schulterblättern gefasst oder mir die Hand gequetscht.

dann hat er leider schon eine sehr gravierende grenze überschritten, nämlich nicht nur emotionale gewalt an dir auszuüben, sondern auch körperliche gewalt

denn dass du noch keine beulen oder brüche davon getragen hast, ändert nichts and der tatsache, dass er mit dem grob anfassen und händequetschen gewalttätig wurde

von da wird es nicht mehr weit sein, dass er noch stärker seine wut mit zufügen von schmerzen bzw. mit körperlicher bedrohung an dir abreagiert

so wie du deinen freund beschreibst, klingt es ähnlich was ich erlebt habe (denn auch im opferverhalten bzw. im gewalttätiger beziehung auszuharren ist leider ein zeichen von psychischer störung, die in die richtung von zerbrochenem oder nicht mehr vorhandenen selbstwertgefühl und daraus resultierendem drang zur selbstzerstörung geht), da gab es bei wut/jähzornausbrüchen(und natürlich meiner schuld) nach verbaler gewalt nach einiger zeit auch kleine schritte richtung physische gewalt, zuerst würde ich aus immer grösserer nähe angeschrieen, dann kammen fuchtelnde hände und über mir herumbrüllerei mit dem faust ins mein gesicht zu fuchteln, dann auch quietschen der hände, und letzlich auch der erste leichte faustschlag in mein schulter - und da waren wir nicht mehr zusammen, den zum glück habe ich das erste mal im meinem leben, wo ich so fertig war um daran zu zerbrechen schluss gemacht, nur da ich damals noch in krankenstand war, war ich weiterhin abhängig und somit nicht wirklich frei! um mich zu schützen habe ich jetzt den kontakt fast aufs nicht vorhanden minimiert, na ja und therapie usw. damit ich von vornherein nicht mehr in beziehungen mit soziopathen und gewaltätern lande.




es wäre wichtig vor allem nachzudenken, wie es kommt, dass du dir selbst so wenig wert bist, dass du glaubst, wenn dir jemand regelmässig schadet (solches verhalten ist nicht nur gewalt sondern auch emotionale grausamkeit, die an sadismus grenzt, denn anscheinend, nachdem diese männer ihren regelmässigen schuss an grausamkeit ggüber deren frauen bekommen haben, sind sie ja wieder lieb und nett - wie bei heroinabhängigen....), es mit liebe gleichzusetzen ist - denn derjenige der hier wirklich hilfe braucht bist du, und wenn das gleiche einer deiner freundinnen passieren würde, würdest du bestimmt versuchen ihr zu helfen, damit man sie nicht weiter zerstört, ihr zur weglaufen, trennung, hilfesuchen, therapie etc. raten - warum aber nicht bei dir selbst?)

ich bin davon überzeugt, dass es nicht nur nicht besser wird, sondern das es weiterhin eskalieren wird, denn je kaputter und ängstlicher wirst, desto agressiver wird er auf dich reagieren und desto wohler wird es sich nach seinen angriffen auf dich fühlen....

ich wünsche dir dass du die kraft findest und dir hilfe suchst, je schneller desto besser, denn langfristige seelische folgen solcher gewalterfahrungen wirst du leider lange heilen müssen

r.b.

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Linchen
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Beitrag Mo., 31.03.2008, 07:11

hallo liebe grey,

kann gerade nicht viel schreiben weil ich mein baby auf dem arm habe.
hast du den thread "mein Freund hat Wutausbrüche - wie soll ich reagieren ?" hier schon gelesen?dort habe ich geantwortet und praktisch aus der sicht deines freundes geschrieben.denn ich war genauso und hatte das auch.vorallemm die story mit der tanzschule kenne ich!!!mein mann hat so gelitten.

ich weiß inzwischen das IMMER ein grund hinter dieser unkontrollierbaren wut steckt und bei mir haben diese ausbrüche innerhalb von ein paar monaten aufgehört nachdem ich die therapie begann.sicher bin ich noch ungeduldiger und auch nicht die ruhe in person,aber ich bin um 80% ruhiger!

bist du denn sicher das er wirklich zur therapie geht?

lg,

linchen

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MissJinG
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Beitrag Fr., 04.04.2008, 19:57

Hallo Grey!
Also ich habe mich gerade von meinem Lebensgefährten getrennt, der war genauso. Es war ziemlich schlimm, bis ich es nicht mehr ausgehalten habe! Meine Erfahrung hat mich gelehrt - er ändert sich nicht, weil er zu tief drinsteckt..und er zieht dich mit runter!
Willst Du vor die Hunde gehen? Nur wegen ihm? Prüfe, ob es wirklich Liebe ist, oder nur eine gewisse Abhängigkeit..
Ich hoffe, es wird alles gut für Dich!
Lg

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canela
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Beitrag Do., 17.04.2008, 08:06

hallo, hab mich schon ur lange mit diesem thema auseinandergesetzt, weil selbst betroffen von verbaler gewalt-durch ein gespräch mit einer fachfrau kam dann der V.a eine narzißtische persönlichkeitsstörung in seinem fall auf. nach eingehender recherche in büchern u. net, , kann ich diesen Verdacht nachvollziehen.

ich hab die erfahrung gemacht, daß je länger die psychische gewalt dauert, desto weniger leid tut ihm sein verhalten, desto tiefer (demütigender) wird es und desto geschwächter wird in man seinem selbstwertgefühl, um dem überhaupt was entgegenzusetzen

in all den klugen büchern (müssen 100te gewesen sein) habe ich nur gelesen, was ich auch durchlebe, wie diese menschen agieren, aber nirgendwo steht, wie man damit umgehen soll, daß es besser wird, oder aufhört- damit mein ich, wie man sich selbst emotional schützt (denn es tut sau-weh) und was man entgegensetzen kann, v.a. wenn die liebe abhanden gekommen ist und alle hemmungen gefallen sind-

hab den eindruck gewonnen, daß letztlich alle gehen-- wenn die hoffnung gestorben ist.

meine frage an euch, sind diese typen nur zu hause so, oder auch nach außen? meiner ist nach außen ein lackiertes, nettes, empathisches hutsch-pferd- aber nur zu denen, von denen er sich angehimmelt fühlt.

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