Sexueller Missbrauch - Schuld und Verantwortung

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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weggeschaut
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Sexueller Missbrauch - Schuld und Verantwortung

Beitrag So., 03.01.2010, 20:50

Im Moment fällt es mir extrem schwer zu begreifen was damals passiert ist. Ich kann nicht verstehen, wie es dazu kommen konnte. Warum habe ich das so lange mitgemacht? Warum habe ich mich nicht dagegen gewehrt? Warum haben alle nur weggeschaut? Ich meine, es gab ja nicht nur negative Sachen. Er hatte auch seine guten Seiten. Blöd nur, dass sich beides ungefähr die Waage hielt. Und das macht es für mich so unmöglich die ganze Sache zu begreifen. Ich bin all die letzten Jahre nicht dahinter gestiegen, wie warum und weshalb es so und nicht anders gelaufen ist. Es ist so als wenn man nach Seifenblasen greifen will. Man sieht sie aber sobald man sie berührt zerplatzen sie. Ich weiß, dass da irgendwas ist, aber ich kann es nicht greifen. Aber ich will es verstehen.

Muss noch dazu sagen, ich war damals 15 als es angefangen hat und am Ende war ich 21. Ich hätte also schon die Möglichkeit gehabt frei zu entscheiden. Es war der Trainer im Sportverein, in dem ich trainiert habe seit ich 9 Jahre alt war. Es war irgendwie zu meiner zweiten Heimat geworden, denn ich war fast mehr dort als zu Hause.

Christina

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Jesusechse
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Beitrag So., 03.01.2010, 21:36

Ach Gott, Christina, was denkst Du, wieviele Menschen so reagiert haben wie Du, wenn jemand sowas wie er getan hat?

Das tut mir in der Seele weh, wenn ich Dein Posting lese. Man ist halt verwirrt, wenn man live und selbst betroffen ist. Manche sind starr vor Schreck und Durcheinander im Kopf und können gar nichts machen.

Wenn man von was überrascht wird und damit nicht rechnet, setzt der Kopf aus und wenn so eine Sache mal angefangen hat, dann geht alles in Automation über.

Wenn man große Angst hat, kann's passieren, dass der Körper soviel Adrenalin in die Blutbahn ausschüttet, dass man innerhalb von 15 Sekunden bewegungsunfähig ist. Das alles und noch viel mehr kann psychischer Stress.

Du warst volljährig, aber jung und unerfahren.

Hör' auf und mach' Dir nicht solche Gedanken. Er hat das angefangen und gemacht. Deine Rolle dabei ist nicht entscheidend. Es ging von ihm aus.

Es gibt Juristinnen, die geschlagen werden von ihren Männern. Es gibt Ärztinnen, die von ihren Freunden vergewaltigt wurden. Ehefrauen, die wie eine Sklavin zu Hause für den gnädigen Herrn ackern und keinen Cent Geld kriegen. Alle sind sie erwachsen und trotzdem sind sie damit überfordert, sich in einer schwierig und verwirrend gewordenen Situation zu behaupten.

Dir ist nichts anderes passiert als das. Das ist alles. Mach' Dir keine Vorwürfe, wo es nichts vorzuwerfen gibt. Es ist auch nicht Dummheit gewesen. Diese ganze Sache war in Deinem Alter einfach auch eine Nummer zu groß, um damit fertig zu werden.

In der Theorie wissen wir immer alle, was man dann und dort zu tun hätte. Das echte Leben ist was ganz anderes. Da versagt das theoretische Wissen. Vielleicht hattest Du einfach Angst, ihn zu stoppen? Oder Angst, es kommt dann an die Öffenltlichkeit? Vielleicht wolltest Du es einfach nur verdrängen, weil Du nicht wolltest, dass es Dir passiert?

Du bist nicht dafür verantwortlich, auch wenn es sich für Dich vielleicht so anfühlt.

Du musst jetzt gut mit Dir umgehen, damit das heilen kann.

GLG

ausgefuchst

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Xanny
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Beitrag Mo., 04.01.2010, 08:35

Diese Fragen stelle ich mir auch immer und immer wieder. Ich glaube, wir werden die Antworten nie erfahren.

Damit zu leben fällt schwer, man fühlt sich beschmutzt, unwert, weil man Dinge mit sich machen läßt oder ließ, die nicht sein dürfen. Und die guten Zeiten heben das dann ja auch auf. Mein Vater pflegte mir immer teure Geschenke zu machen...als kleine Wiedergutmachung. Ist ja nicht so schlimm. Sei bloß schön brav und erzähl es keinem....so waren die Worte.

Ich kann Deine Verzweiflung spüren und es tut mir für Dich sehr leid. Bis diese Wunden abheilen können ist ein langer, langer Weg vonnöten. Und viele Menschen an Deiner Seite, denen Du bedingungslos vertrauen kannst.

Du bist mit diesem Schicksal nicht alleine. Es trifft so viele, das es eigentlich schon gar nicht mehr zu ertragen ist. Wenn ich Deine Zeilen so lese, dann packt mich die Wut. Warum wir und warum haben wir nichts dagegen getan? Einfach, weil die Täter clever sind, sich ihre Opfer aussuchen, mit denen sie leichtes Spiel haben. Wir hatten keine Chance...Wir können nur jetzt das Leben in die Hand nehmen und hoffen, das nie wieder ein Mensch in unserem Leben uns so verletzen darf.

Ich wünsche Dir alles Gute.
*Ein Freund ist jemand, der Deine Vergangenheit versteht, an Deine Zukunft glaubt und Dich so akzeptiert, wie Du bist*

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Beitrag Mo., 04.01.2010, 18:41

Danke euch für eure Antworten.

Es ist nur so schwer ihm die ganze Schuld dafür zu geben, weil ich irgendwo überzeugt davon bin, dass ich selbst verantwortlich bin. Dass ich irgendwie was hätte anders machen können, dass es einen anderen Weg gegeben hätte. Und, es ist ja nicht so, dass es niemand gewusst hätte. Der halbe Verein hat davon gewusst und niemand hat wirklich was unternommen. Außer den Trainer zu nem Psychologen zu schicken und ansonsten alles unter den Teppich zu kehren. Wie soll man dann drauf kommen, dass man nicht schuld dran ist? Wenn er die Schuld gehabt hätte, dann hätte man doch mehr unternommen oder nicht? Dann hätte man mir auch nicht vorwerfen müssen, dass es ja meine schuld sei, weil ich so lange abends dort war und nicht nach Hause gegangen bin. Das war das allererste was ich zu hören bekam, als ich den Vorstand informierte über das was passiert ist. Und die Oberfrechheit ist ja noch, dass der Trainer sogar zugegeben hat was passiert ist. Und trotzdem war ich an allem schuld. Ich bin so wütend. Wütend auf den Trainer und die Menschen die weggeschaut haben. Und auch wütend auf mich, weil ich das so lange mitgemacht habe. Letztlich habe ich doch meinen Körper verkauft für ein kleines bisschen Zuwendung. Denn die habe ich von dem Trainer bekommen. Viel mehr als von meinen Eltern.

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Jesusechse
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Beitrag Mo., 04.01.2010, 19:01

Hallo Christina!

Ich hab' grade gar keine Zeit. Muss arbeiten.

Daher nur ganz kurz:

Du wolltest von ihm aber auch nicht mehr als Zuwendung! Und dass er dieses Bedürfnis für mehr ausgenutzt hat, ist das, was ihn zum Verantwortlichen macht.

Es kann gut sein, dass Du emotional einfach so ausgehungert warst, weil Deine Eltern nicht genug gegeben haben, dass dieses "Tauschgeschäft" für Dich überlebenswichtig war.

Aber trotzdem rechtfertigt das nichts: Er hätte ja dabei einfach bleiben können und sich nicht mehr von Dir holen brauchen!

Der Vorstand?

Ach je, Christina, wenn sowas ans Licht kommt, da sind doch alle darauf bedacht, eine möglichst weise Weste zu behalten. Meinst Du der Verein hat sich über den "Schmuddel-Trainer" gefreut? Weißt Du, ob er sich nicht auch an jüngere Mädels ran gemacht hat?

Wenn sowas auffliegt, denken alle Beteiligten nur an ihre Interessen. So ist das leider. Kuck' doch bei bestimmten Kirchen hin, wie man dort mit Pädophilen in den eigenen Reihen umgeht: Immer schön alles unter den Teppich kehren!

Du denkst noch sehr in den kindlichen Reatkionen, verstehst nicht, warum man ungerecht zu Dir war, Du denkst, weil die Dir Vorwürfe gemacht haben müsste was daran dran sein?! So ist das nicht, die haben nur versucht den Vorfall runterzuspielen, damit sie selbst, der Verein gut wegkommen. Und das ist alles, was dahinter steht.

Und das hat mit Dir gar nichts zu tun. Es macht, dass Du Dir den Schuh anziehst, aber gehören tut der Dir nicht.

Es ist wichtig, dass Du verstehst, dass er was falsch gemacht hat und nicht Du. Er war Dein Trainer, er hat die Situation ausgenutzt und Du warst zu unerfahren, damit Du Dich da so schnell rauslösen konntest, wie Du Dir das im nachhinein wünschst.

Du solltest heute abend einfach in Dein Bett gehen und ruhig schlafen, Du hast Dir nichts vorzuwerfen. Wirklich nicht!

GLG

ausgefuchst

PS Für mich ist mittlerweile sehr klar, warum das bei Dir so gelaufen ist. Zuhause war keiner für Dich da und man wird nicht am 18. Geburtstag automatisch erwachsen. Sondern auch nach 18 braucht man noch seine Eltern. Bei Dir war der Platz irgendwie zuviel Lücke. Du hast halt auch was und wenn gebraucht, wo Du Dich noch aufgehoben fühlen kannst. Und das hat er Dir - neben den negativen Dingen - gegeben.

Du hast es laufen lassen, weil Du ihn nicht verlieren wolltest. Und das wolltest Du nicht, weil Du vermutlich emotional doch relativ abhängig von ihm warst, wie' s in ganz vielen Beziehungen zwischen Erwachsenen und Jugendlichen und sehr jungen Erwachsenen ist. Deshalb z.B. darf auch ein Lehrer mit seiner Schülerin keine sex. Beziehung haben, ein Therapeut nicht mit seiner Patientin.

Der Missbrauch war, dass er Deine Abhängigkeit und Anhänglichkeit ausgenutzt hat um sich sexuell einzudecken.

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lingaroni
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Beitrag Mo., 04.01.2010, 19:37

hallo weggeschaut

also da kann ich mich ausgefuchst nur anschließen und dir sagen, dass du irrst, wenn du glaubst, die täter werden zur verantwortung gezogen. eher macht man das opfer zum täter.

du solltest dieses thema mit einer darauf spezialisierten fachkraft diskutieren.

du wirkst auf mich auch sehr verwirrt. so als wärest du dir gar nicht sicher, was gut und was schlecht war.

was hat denn eigentlich weh getan? was war hier so verletzend? wieso bewertest du dich für den tausch sex gegen nähe gar so schlecht? fühlst du dich von ihm emotional reingelegt? betrogen?

fühlte sich der missbrauch immer als missbrauch an oder erst, als du erkannt hast, dass er nicht der mann fürs leben ist?

LG

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weggeschaut
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Beitrag Di., 05.01.2010, 18:12

ausgefuchst hat geschrieben:PS Für mich ist mittlerweile sehr klar, warum das bei Dir so gelaufen ist. Zuhause war keiner für Dich da und man wird nicht am 18. Geburtstag automatisch erwachsen. Sondern auch nach 18 braucht man noch seine Eltern. Bei Dir war der Platz irgendwie zuviel Lücke. Du hast halt auch was und wenn gebraucht, wo Du Dich noch aufgehoben fühlen kannst. Und das hat er Dir - neben den negativen Dingen - gegeben.

Du hast es laufen lassen, weil Du ihn nicht verlieren wolltest. Und das wolltest Du nicht, weil Du vermutlich emotional doch relativ abhängig von ihm warst, wie' s in ganz vielen Beziehungen zwischen Erwachsenen und Jugendlichen und sehr jungen Erwachsenen ist. Deshalb z.B. darf auch ein Lehrer mit seiner Schülerin keine sex. Beziehung haben, ein Therapeut nicht mit seiner Patientin.

Der Missbrauch war, dass er Deine Abhängigkeit und Anhänglichkeit ausgenutzt hat um sich sexuell einzudecken.
Ja, so ungefähr wie du das beschreibst wird es wohl gewesen sein. Ich hätte mir nicht vorstellen können was ich ohne ihn gemacht hätte. Wer hätte mir dann zugehört? Wo hätte ich hingehen können? Was hätte ich mit meiner ganzen Freizeit angefangen, wenn ich nicht mehr hätte in den Verein gehen können? Unmöglich für mich. Also hab ich es in Kauf genommen. Trotz der unschönen Seiten. Es gab ja zwischendurch auch immer mal Phasen wo gar nichts war. Und das hat mich dann wieder hoffen lassen, dass sich nun alles zum Guten wendet und sich alles wieder normalisiert. Aber dem war nicht so. Es ging eine Weile gut und irgendwann ging alles von vorn los und dahin war die Hoffnung. Ja, in gewisser Weise war ich abhängig von ihm gewesen. Und er hat das ausgenutzt. Irgendwie leuchtet mir das auch ein. Aber ich denke mir doch öfter, ob ich das nicht vielleicht doch zumindest zum Teil mit zu verantworten habe.

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weggeschaut
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Beitrag Di., 05.01.2010, 18:19

lingaroni hat geschrieben:was hat denn eigentlich weh getan? was war hier so verletzend? wieso bewertest du dich für den tausch sex gegen nähe gar so schlecht? fühlst du dich von ihm emotional reingelegt? betrogen?
Er hat mein Vertrauen missbraucht und er hat sich meinen Körper genommen, wann immer er wollte. Und ich habe niemals wirklich Sex gegen Nähe tauschen wollen. Ich glaub du hast da was falsch verstanden.
lingaroni hat geschrieben:fühlte sich der missbrauch immer als missbrauch an oder erst, als du erkannt hast, dass er nicht der mann fürs leben ist?
Nein, ich habe es damals nicht als Missbrauch gesehen. Oder zumindest wollte ich es nicht wahrhaben. Obwohl es damals öfter so benannt wurde. Später habe ich ihn ja angezeigt, da war es dann für mich ganz klar Missbrauch gewesen. Doch heute kommen mir schon wieder die Zweifel. Mann fürs Leben? Das verstehe ich nicht ganz was du damit meinst. Ich hab doch nix von ihm gewollt, außer dass er da ist und mir zuhört. Der Mann war 25 Jahre älter als ich. Was sollte ich mit so einem?

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Jesusechse
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Beitrag Di., 05.01.2010, 22:44

Hi Christina!

Ich kann das leider nicht mit dem Zitieren. Bei mir geht das in jedem Forum schief und ich lass' es daher gleich sein. Bin halt da ein bisschen doof. Technik und ich - Hiiiilfe!!!

Ob er für Dich der Mann oder doch nicht Mann für's Leben war? Ob Du Dich während des Missbrauchs oder erst danach benutzt gefühlt hast?

Das sind Fragen, die hier nicht her gehören, weil sie Dir was suggerieren.

Es gibt durchaus Mädels, die sich mit Männern einlassen, die älter sind - und auch durchaus mal viel älter sein können, und das sind von denen aus dann richtige Liebesbeziehungen. Und im nachhinein enttäuscht sie dieser Mann dann und manche Mädels "zimmern" dann aus dieser ganzen Geschichte ihre Variante des Missbrauchs. Sowas gibt's. Und ich denke, so waren hier vielleicht die Antdeutungen in einem Posting zu verstehen (?).

Dazu muss man sagen, dass letztlich Du der bist, der die beste Quelle ist, wenn es darum geht, diese Frage zu beantworten, was war da wirklich los.

Und Du hast in Deinem letzten Posting in den letzten Sätzen diese Frage längst beantwortet, obwohl Du das da wohl gar nicht vor hattest?!

Du hast geschrieben:

"Mann fürs Leben? Das verstehe ich nicht ganz was du damit meinst. Ich hab doch nix von ihm gewollt,außer dass er da ist und mir zuhört. Der Mann war 25 Jahre älter als ich. Was sollte ich mit so einem?".

Sowas sagt oder schreibt man nicht spontan, wenn da mal Liebe oder Hoffnung auf solche im Spiel gewesen wäre.

Egal, was andere sagen oder andeuten: Die Wahrheit darüber, was Du für ihn empfunden hast und es von seiner Seite aus missbräuchlich war, kennst nur Du! Und Du kannst da auf Deine eigene Meinung und Dein eigenes Gefühl dazu vertrauen, nein, Du musst es sogar! Das, was sich stimmig für Dich anfühlt, das ist das, was los war. Wenn Du zurückdenkst und Dich missbraucht und ausgenutzt dabei fühlst, dann wurdest Du das auch.

Und ich persönlich glaub's Dir unbesehen, dass Du nicht mit so einem alten Typen 'ne sexuelle Beziehung wolltest. Du warst jung, da hättest Du doch auch jemanden in Deinem Alter gefunden, der das mit Dir will.

Alle Opfer fühlen sich mitschuldig. Ich weiß nicht, warum. Bei mir war das nie so. Aber die meisten empfinden wie Du. Ich weiß nicht, woher das kommt, aber da schicken Dich Deine Schuldgefühle auf den Holzweg. Komisch ist das: Die Opfer beschuldigen sich der Mitschuld. Der Täter streitet meistens alles ab und schiebt dem Opfer die ganze Schuld zu. Das passt doch. Vielleicht hat er Dir vermittelt, Du wolltest es, was aber nicht so war?!

Christina, das sind Fragen, die Dir nicht gut tun. Das ganze Thema ist heikel. Achte auf Dich und ein öffentliches Forum ist ein nicht ganz optimaler Platz, um sowas zu besprechen. Da können andere User leicht mal unbedachte Dinge schreiben, die Dich dann sehr verletzen könnten.

GLG

aufgefuchst

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lingaroni
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Beitrag Mi., 06.01.2010, 11:28

hallo ausgefuchst, ich glaube, dass manche schuldgefühle haben, das kommt daher, dass sie dem täter emotional zugewandt waren und in ihrem bedürfnis nach nähe und zuwendung reingelegt wurden. es gibt aber auch missbrauchte, die dem täter nie emotional zugewandt waren. die den täter von anfang an gehasst haben. die tun sich im falle von schuldzuweisungen wohl leichter. wehren können sie sich aber oft trotzdem nicht, weil das gesamte umfeld, die polizei, die justiz die hilfe versagen - im namen des grundsatzes: im zweifel für den angegklagten. die a****karte gezogen haben jedenfalls alle.

@weggeschaut
ehrlich, erlöse dich von deinen qualen und diskutiere dieses thema mit einer spezialisierten beratungsstelle. solche gespräche werden von verschiedensten opferschutzeinrichtungen sogar gratis angeboten. wir haben hier im forum nicht die möglichkeit so detailliert auf dich einzugehen, wie du es benötigen würdest.

LG

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Jesusechse
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Beitrag Mi., 06.01.2010, 11:59

Hi lingaroni!

Das ist sicher eine Erklärung, aber es gibt noch mehr Gründe, die da eine Rolle spielen werden. Z.B wie alt war jemand, als die Taten passiert sind, wie weit war er in seiner Entwicklung, konnte er die Widersprüchlichkeit im Verhalten des Täters verarbeiten? Z.B. sehr frühe kindliche Erfahrungen von Gewalt, auch sexualisierter Gewalt sind für Babies und Kleinkinder gar nicht integrierbar, weil Gehirn und Nerven noch gar nicht soweit entwickelt sind, dass dies von der physiologischen Seite aus möglich wäre.

Was Du über das Justizsystem schreibst, ist verständlich. Aber ganz gerecht wird es den Fakten nicht. Die Justiz sowie Polizei sind mit der Wahrung der Gesetze beauftragt, dh sie sind unparteiisch und müssen von beiderlei Seiten prüfen, was vorgefallen ist. Das ist ein Rechtssystem und kein Gerechtigkeitssystem. Recht haben ist was anderes als Recht kriegen.

Der Grundsatz "Im Zweifel für den Angeklagten" schützt jeden Menschen, damit er nicht Opfer einen Unrechtsstaates werden kann. Für viele hier ist das schwer verständlich, weil wir in gesicherten rechtsstaatlichen Bedingungen leben, aber ungefähr 2/3 der Länder der Welt werden von Diktatoren und Militärregimen beherrscht. Was wir haben, ist nicht selbstverständlich. Und der Grundsatz "in dubio pro reo" ist Teil dieser Sicherheit, eine seiner Säulen.

Wolltest Du denn auf einer unsicheren Beweislage zu Unrecht verurteilt werden? Wäre Dir "Lieber einen Unschuldigen mehr verhaften, als einen Schuldigen laufen lassen!" lieber als umgekehrt?

Polizei und Justiz bestehen fast durchgehend aus Leuten, die Missbrauchsopfern sehr herzlich, sehr empathisch und mitfühlend gegenüberstehen, auch hilfsbereit. Allerdings muss man sagen, dass gerade in der Justiz und bei der Polizei überdurchschnittlich viel in Bezug auf diese Themen gelogen wird. Wer einmal von einer Frau/einem Kind diesbezüglich von A bis Z angelogen wurde und einen Unschuldigen hat festnehmen lassen, an dem dieser Vorwurf dann meist kleben bleibt, der wird vorsichtig.

Daran, dass Missbrauchspatientinnen mitunter sehr kritisch beurteilt werden, sind die schuld, die sowas erfunden haben, um sich Vorteile zu sichern.

Ich dachte früher auch, sowas erfindet doch kein Mensch. Heute weiß ich es besser. Das kommt sehr häufig vor. Vor allem bei Trennungen und Scheidungen oder wenn Teenager psychisch gestört sind und den Eltern eins auswischen wollen. Auch in Kinderheimen erfinden viele Kinder sowas, weil sie mit missbrauchten Kindern konfrontiert werden und dann Angst haben, in dieser Konkurrenzsituation um die Betreuer und deren Zuwendung sonst nicht mithalten zu können.

Es ist traurig und schadet den echten Missbrauchsopfern, aber leider wird in dem Bereich gelogen, dass sich die Balken biegen.

ausgefuchst

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lingaroni
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Beitrag Mi., 06.01.2010, 18:53

hallo ausgefuchst,
leider musste ich die sache mit ansehen. ich habe ein missbrauchsopfer regelrecht untergehen sehen (selbstmord), weil im zweifel für den angeklagten entschieden wurde. leider zu unrecht in diesem fall. und was das gericht sagt stimmt. daran knüpft dann auch, dass man sonst keine hilfe bekommt. das ist für einen missbrauchten praktisch ein todesurteil, weil ohne hilfe von außen kriegen die oft keinen fuss mehr auf den boden.
LG

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lingaroni
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Beitrag Mi., 06.01.2010, 18:57

... nochwas ... die psychologen können das aber wohl sehen, ob jemand sich vor schmerzen im gespräch windet oder das nur spielt ...

... und die aussagen von ganz kleinen kindern sind hochvalide ...

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Jesusechse
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Beitrag Mi., 06.01.2010, 19:40

@lingaroni:

Das würde ich so nicht alles pauschal unterschreiben.

Die meisten Missbrauchsopfer erstatten keine Anzeige und trotzdem kriegen sehr viele Hilfen. Dann nicht aufgund des Missbrauchs direkt, aber Therapie wird von der Krankenkasse bezahlt etca.. Dann greifen halt die allgemeinen Sozialversicherungssysteme. Klar, gut ist das nie. Aber es ist besser, als nichts, und das ist es, was man z.T. in anderen Ländern kriegt! In den USA möchte ich noch viel weniger Opfer sein, denn da ist Psychotherapie ein sauteurer Spaß, den man selbst finanzieren muss.

Es geht auch, ohne einen gerechtigkeitsbringenden Prozess gesund zu werden. Oft hilft der Prozess auch nicht, sondern schadet, wegen der Belastungen. Und wenn der Täter freigesprochen wird, dann ist natürlich Land unter!!

Genau deshalb sollte man immer vorher das Prozessrisiko gut abwägen, auch seine psychische Verfassung. Steh' ich das durch, steh' ich's nicht durch? Was passiert, wenn x y passiert? Nur sich rächen wollen ist zu wenig, um einen Prozess anzufangen. Das geht nach hinten los.

Und auch Psychologen und Psychiater können nich im Sinne von Lügendetektoren sehen, ob was erlogen ist oder nicht. Oft können sie es, aber nicht immer.

Ich selbst habe schon über ein und dieselbe Person zwei sich völlig wiedersprechende Glaubwürdigkeitsgutachten in der Hand gehabt.

Im einen stand: "Die Zeugin (das Opfer) lügt, wenn sie denkt, es sei nötig..... " Endergebnis: Der Missbrauch habe nicht stattgefunden, sei erfunden.

Im anderen stand: "Die Zeugin ist glaubwürdig. Die Aussagen widersprechen sich nicht. Sie fühlt sich der Wahrheit verpflichtet und hat sich unnötig selbst belastet bei... mitgewirkt zu haben...." Endergbnis: Die Zeugin sagt die Wahrheit. Der Missbrauch hat stattgefunden.

So sieht das oft in der Praxis aus.

Ich kenne viele Richter. Keiner macht's sich sowas leicht. Und nach so einem Verfahren gehen viele zerknirscht nach Hause. Aber letztlich kann ein Richter auch nicht grade machen, was er will. Der Angeklagte hat Rechte und die Tat muss bewiesen werden.

Und wenn das nicht klappt, dann geht er raus, ist frei wie ein Vogel, egal, was wirklich war. Und es ist die Aufgabe von Therapeuten und Rechtsanwälten etca.. darüber auch ehrlich aufzuklären, damit keiner so auf die Nase fällt, wie Du das miterlebt hast.

Ich wäre auch nahe dran gewesen, Richterin zu werden. Aber dann kam Mister x, hat mein Leben zerstört und ich hab' auch den Glauben ans Rechtssystem verloren. Und dann wiedergefunden. Aber ich weiß halt, was hinter den Kulissen los ist und kann heute damit leben, dass er frei rumläuft. Zumindest an den deutschen Gerichten ist es so, dass im Durchschnitt sehr gute Arbeit von der Richtern geleistet wird. Das Niveau ist sehr hoch. Nur die besten Juristen werden als Richter und Staatsanwälte eingestellt. Aber mehr als juristische Arbeit darf man nicht erwarten.

GLG

ausgefuchst

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Beitrag Do., 07.01.2010, 09:44

Hallo,

ich war noch klein an mein genaues Alter kann ich mich nicht wirklich erinnern, doch selbst ich habe mir die Schuld für das was damals geschehen ist gegeben.
Es ist Blödsinn, ich war ein Kind und wusste nicht damit umzugehen. Aus Scham, Angst und Ekel habe ich geschwiegen, eine Katastrophe für mein weiteres Leben.
Dafür hasse ich mich.
Heute werde ich immer wieder provoziert, weil ich so lange nichts gesagt habe und und...., es belastet mich noch immer.

Kopfschüttel.
Sabine

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